Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2276, fol. 547r–559r (Kop.); AV: Nurembergae actum ante prandium.

B Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2752, fol. 199r–211v (Kop.); AV fol. 199r: Nurembergae actum ante prandium. DV fol. 211v: Mittel kgl. Mt. und der ksl. commissarien, durch die stende den guylisschen gesandten furgehalten 28. Martij.

Regest: G. Below, Landtagsakten von Jülich-Berg, Bd. 1, Nr. 125, S. 462.

Am 28. tage Martij 1543 haben gemeyne stende des Hl. Reichs durch den meintzischen cantzler und verordneten ußschuß den guylisschen rethen und gesandten nachfolgende meynung anzeigen lassen: Sie hetten die beschwernus unsers gnedigen herrn belangen die kriegshandlungen, so sich zwischen irer fstl. Gn. und dem hauß Burgundien erhielten, mundtlich und schriftlich von uns vernomen [Nr. 204–205, Nr. 211], auch, was der koniginnen gesandten furgebracht [Nr. 202, Nr. 210], verstanden. Und nachdem inen diese kriegshandlung von hertzen leidt, hetten sie kgl. Mt. sampt den ksl. commissarien und den H. Grandvela besprochen, damit diese kriegshandlung hingelegt oder in eynen anstant gebracht werden mochte [Nr. 212]. Daruff sich die kgl. Mt. und ksl. commissarien allergnedigst, gnedig und gunstiglich vernemen lassen, das, sovill sie zu hinlegung dieser sachen thun khundten, an inen nichts wolten erwinden lassen, und demnach mit dem ksl. orator und der koniginnen gesandten gehandelt, welche ein schrift ubergeben, darin sie sich erclert [Nr. 214]. Mit der uns lang uffzuhalten, achten gemeyne stend von unnöten, wolten uns aber den effect darvon furhalten: Nemlich hetten sie erholet, was zu Regenspurg [1541] und sunst dieser sachen halben gehandlet were; das auch ksl. Mt., wes sie gethan, uß notwehr thun muessen, und das die ksl. Mt. zu den landen Geldern und graffschaft Zutphen ein unwiddersprechliche gerechtigkeit hetten. Es mochte aber dannoch ir kgl. Mt. uff leidliche wege handlen, doch dergestalt, das vor allen dingen ksl. Mt. das landt von Geldern und graffschaft Zutphen eingeraumbt wurden. Was die zugefugten schaden in Brabant belangte, mochten sie gutliche handlung erleiden.

Hieruff hetten gemeyne stende bedacht, das die not erfordert, von uns zu erfaren, ob wir gewalt hetten, uff diese mittel zu handlen. Wo sie des von uns verstendiget wurden, wolten sie sich alßdan auch weither vernemen lassen.

Daruff haben wir alßbald nach genomenem bedacht unser antwort gegeben und uff diese meynung uns vernemen lassen: Das den gemeynen stenden diese kriegshandlung von hertzen leidt were und derowegen die kgl. Mt. sampt den ksl. commissarien und oratorn besucht hetten, damit solich kriegshandlung hingelegt oder in eynen anstandt gebracht werden mochte. Solichs wolten wir von wegen unsers gnedigen herrn inen, den stenden, hochlich gedanckt haben, mit bitt, sie wollen hinfurther die sach dermassen furdern, das wir uff unsers gnedigen fursten und herrn ubergebene clagten [Nr. 205] und verantwortung [Nr. 204] zuverliessige und tröstliche antwort furderlich vernemen mochten.

Sovill aber der burgundisschen furschlag beruren were, hetten wir uberall kheinen gewalt, daruff uns in eyniche handlung einzulassen, dan obwoll die ksl. Mt. zu Regenspurg [1541] ir angemaste gerechtigkeit den gemeynen stenden hette furtragen und die assertion daruff in truck ußgehen lassen [RTA JR Bd. XI, Nr. 227, Anm. 1], so were dannoch von wegen unsers gnedigen herrn daruff solicher bestendiger gegenbericht den stenden ubergeben [RTA JR Bd. XI, Nr. 228], das sie dardurch bewegt worden, fur hochgedachtem unserm gnedigen fursten und herrn eyn furbith [RTA JR Bd. XI, Nr. 233] zu thun, ir fstl. Gn. uber ire beschehene hochzimlich rechteserbietens mit der thatlicher handlung nit zu beschweren. So hetten auch die stende uß unsers gnedigen fursten und herrn am jungsten im truck ußgangner defension [Nr. 204, Beilage 1 und Anm. 4] unsers verhoffens befunden, das ir fstl. Gn. berurts furstenthumb Geldern und graffschaft Zutphen als ein rechter, angeborner erb in craft deren rechtmessigen titel, als nemlich legitimae successionis, rei iudicatae et transactionis, die possession berurter lande bekhommen. Und dweil ir fstl. Gn. daruff von den underthanen eyde und huldigung etc. entpfangen und sich hinwiderumb gegen die underthanen als der landesfurst verstrickt, hetten die stende daruß lichtlich abzunemen, das irer fstl. Gn. eherenhalben nit gezimmen wolte, fur eynicher furgehender erkentnuß von berurtem irem ererbten furstenthumb abzutretten und der ksl. Mt. einzuantworten.

Nun hetten aber die stende uß unserm ubergebnem bericht [Nr. 208] gnugsam vernommen, welchermassen unser gnediger furst und herr uff der chur- und fstl. Gnn. rethe furgenomene gutliche underhandlung sich bewegen lassen, alle mittel, so zu eynem bestendigen fried oder anstandt dienlich, anzunemen, und aber die gutliche handlung durch der burgundisschen verursachung zerschlagen worden. Wo nun durch der stende handlung die feindtliche handlung itzo alßbald zu beiden seiten uffgehoben und in der gutlichen underhandlung uns eyniche rechtmessige, tregliche, leidliche und scheidbare mittel furgehalten wurden, hetten wir von unserm gnedigen fursten und herrn gnuchsam gewalt und bevelh, daruff uns in handlung einzulassen. Wollen uns auch daruff aller gebur vernemen lassen, das der mangel an uns nit solte befunden werden, der gentzlichen zuversicht, es werden die stende uff andere annemliche mittel bedacht sein, dardurch die sachen gutlich hingelegt werden mochten.

Verordenter ußschuß: Hetten unser antwort vernommen und daruff weither sich bedacht und entschlossen, uns ferner furzuhalten, ob nit ein mittel were, das mein gnediger herr dahin zu bewegen sein mochte, das ir fstl. Gn. das land von sich in gemeyner reichsstende handt stellete, dergestalt das die kriegsubung abgeschafft und das landt von Geldern und graffschaft Zutphen in gemeyner reichsstende henden byß zu erkentnuß (die in jarsfrist beschehen solle) verbliebe. Wo uns das annemlich, wolten sie daruff bei kgl. Mt., ksl. commissarien und oratoren anhalten, damit die kriegsubung abgestelt werden mochte.

Die jülichschen Räte beraten über diesen Vorschlag des Geldernausschusses und geben den Reichsständen am Nachmittag des nächsten Tages [1543 März 29] folgende mündliche Antwort: Demnach sollen wir euer fstl. Gnn., Gnn. und Gg. nit verhalten, das wir, sovill in der eyle muglich gewesen, uff obbestimpte mittel uns bedacht und nach gestalt und gelegenheit der sachen, auch erwegung aller umbstenden befunden, das dasselbig hochgedachtem unserm gnedigen fursten und herrn mitnichten annemlich und das wir daruff in khein underhandlung uns einlassen khünnen, uß vilfeltigen, dapfern, rechtmessigen, wolgegrundten und beweglichen ursachen.

Und erstlich, nachdem unser gnediger furst und herr die possession des furstenthumbs Geldern und graffschaft Zutphen als ein rechter, eyniger, angeborner erb und nachfolger derselbigen in craft dreyer rechtmessigen und wolgegrunten titel bekhommen und daruff von den underthanen als ir rechter, naturlicher, angeborner landtfurst und herr angenommen, auch von ime gewönliche eyde und huldung entfangen und hinwiderumb sich gegen die underthanen verpflicht hat, so haben euer fstl. Gnn., Gnn. und Gg. gnediglich und wol abzunemen, das es irer fstl. Gn. mitnichten gezimmen will, fur eynicher furgehender geburlicher erkantnuß berurte furstenthumb und graffschaft uß iren henden zu stellen und in die sequestration zu willigen. Das auch ir fstl. Gn. solichs, in betrachtung der beschehner vereynigung und verpflichtung zwischen irer fstl. Gn. und derselben underthanen, reciproce geschehen, eherenthalben nit thun khünnen.

Zum andern, welchermassen die burgundisschen nach unsers gnedigen fursten und herrn stetten und flecken, in berurtem furstenthumb Geldern und graffschaft Zutphen gelegen, tag und nacht mit allerley practicken gestanden, solichs ist allermenniglich wol bewust, und haben euer fstl. Gnn., Gnn. und Gg. uß hochgemeltes unsers gnedigen fursten und herrn am jungsten ubergebner verantwortung [Nr. 204] gnugsamlich vernomen. So haben sie auch noch neulich mit dergleichen practicken die stat Harderwick und andere an sich zu bringen sich befleissiget, wiewol durch gnade des Almechtigen inen ir anschlege nit geraten, die ubelthetter betretten und gefengklich angenommen sein worden. Solte nun unser gnediger furst und herr fur gutlicher oder rechtlicher erkantnuß die possession berurter furstenthumb Geldern und graffschaft Zutphen evacuiren und in die sequestration willigen, was unrath und nachteil irer fstl. Gn. und derselben underthanen in dem gantzen Reich daruß in khunftiger zeit entstehen mochte, haben euer fstl. Gnn., Gnn. und Gg. uß hohem verstande gnediglich und woll abzunemen.

Zum dritten, es wissen euer fstl. Gnn., Gnn. und Gg. gnediglich und woll sich zu erinneren, welcher gestalt ein gemeyner fridtstandt im Hl. Reich ertedingt und das unser gnediger furst und herr uff solichen gemeynen fridstandt durch eyne sonderliche declaration von Kff., Ff. und stende des Reichs dermassen versichert worden, dweil nit allein die gliedder des Hl. Reichs, sonder auch ksl. und kgl. Mtt. als die heubter fur sich selbst und mit iren erblanden dainnen begriffen, das sein fstl. Gn. als ein furst und mitglied des Hl. Reichs nit weniger dan andere mit allen iren furstenthumben, landen und leuthen, so ir fstl. Gn. hetten und besessen, wol versichert und von nyemant eynichen gewalt oder uberzugs sich besorgen durften, soferr dieselbige ordentlich recht leiden wolten und mochten, wie dan solichs der buchstab der declaration, dero copei wir neben unsers gnedigen herrn clagt am jungsten ubergeben, weither vermeldet [RTA JR Bd. XII, Nr. 274c bzw. Nr. 204, Beilage 2].

Nun hat unser gnediger furst und herr sich fur und fur zu ordentlichem und geburlichem rechten erbotten und dem hochwurdigsten, durchleuchtigsten und hochgeborn fursten und herrn, H. Albrechten, Kard., Ebf. zu Mentz, Kf. etc., unserm gnedigsten herrn, als des Hl. Reichs teutscher nation ertzcantzler solichs alßbald zuschreibena, auch irer fstl. Gn. reuther und knecht mit schweren kosten widder den Turcken geschickt, underhalten und andern Kff., Ff. und stenden des Reichs in grosser anzall zuziehen lassen und sich nit allein uff berurten bewilligten fridtstandt und daruff gefolgte declaration gentzlichb verlassen, dan [= sondern] auch allen iren underthanen vertrostung gethan, das gegen sie nichts thetlichs furgenommen, sonder ein jeder bei ordentlichem, geburlichem recht gehandthabt werden solte.

Wo nun unser gnediger furst und herr in die sequestration des furstenthumbs Geldern und grafschaft Zutphen willigen und also von irem wolerlangten posseß fur beschehener erkantnuß abtretten solte, so mußte auch ir fstl. Gn. obbestimpter declaration, dainne sie mit allen iren furstenthumben, landen und leuthen, die sie in besitz haben, des fridens versichert werden, stilschweigendt sich begeben. Dweil aber solichs nit allein irer fstl. Gn., dan auch derselben underthanen zu unwiderbringlichem nachteil reichen wurde, so haben euer fstl. Gnn., Gnn. und Gg. daruß bey sich selbst woll zu ermessen, das berurt mittel, die sequestration belangendt, hochgedachtem unserm gnedigen fursten und herrn mitnichten annemlich.

Zum vierten, nachdem die burgundisschen widder gotlich, naturlich und gemeyn beschrieben recht, Gulden Bull, reformation und andere des Hl. Reichs satzungen, ksl. Mt., unsers allergnedigsten herrn, obligation, den uffgerichten und ußgekhundten landtfriden, erthedingte fridstende und daruff gefolgte declaration unsern gnedigen fursten und herrn mit hereskraft und gewalt unversehenlich und unverschult ubertzogen und sein fstl. Gn. und dero underthanen in unwidderbringlichen schaden gefurt, wie euer fstl. Gnn., Gnn. und Gg. solichs uß hochgedachtes unsers gnedigen herrn ubergebner clagten [205a] weither vernomen haben, und aber ir fstl. Gn. gegen soliche thatliche, fridbruchige handlung mit erstattung kosten und schaden mitnichten restituirt worden. Solte nu ir fstl. Gn. nit allein in solichem zugefugten schaden stecken pleiben, dan auch uber das berurte ir ererbte furstenthumb Geldern und graffschaft Zutphen durch mittel der sequestration uß iren henden stellen, solichs were jhe nit allein dem rechten, dan aller billicheit und menschlicher vernuft zuwidder.

Uß diesen und andern dergleichen rechtmessigen und beweglichen ursachen haben euer fstl. Gnn., Gnn. und Gg. als die hochverstendigen gnediglich und wol abzunemen, das hochgedachter unser gnediger herr berurt mittel kheinswegs annemen kann. Und dweil ir fstl. Gn., in betrachtung ires gethanen hochzimlichen rechterbietens, sich mitnichten versehen gehabt, das solich mittel alhie furgeschlagen werden solte und also uns daruff zu handlen khein gewalt zugestelt, so kunnen wir auch fur unser person in kheine handlung uff solich mittel uns einlassen. Versehen uns auch gentzlich, wo durch euer fstl. Gnn., Gnn. und Gg. diese ursachen und alle umbstende mit fleiß bedacht und erwogen werden, es sollen euer fstl. Gnn., Gnn. und Gg. es selbst darfur achten und halten, das diese mittel der sequestration zu geburlicher und entlicher hinlegung dieser sachen nit dienlich.

Damit aber euer fstl. Gnn., Gnn. und Gg. eygentlich spuren und vernemen mogen, das unser gnediger furst und herr des friddens am hochsten begirich und denselben, wo er uff leidliche, tregliche wege und mittel zu erhalten, auch mit irer fstl. Gn. grosssem nachtheil anzunemen sich bewegen lassen wurde, wollen wir eynen andern weg, dardurch (unsers erachtens) die sachen hingelecht werden mochten, euern fstl. Gnn., Gnn. und Gg., sich daruff haben zu bedencken, unangetzeigt nit lassen, nemlich diesen:

Dweil unser gnediger herr, unangesehen das ir fstl. Gn. widder den uffgerichten landtfridden, erthedingte fridtstende und declaration durch die burgundisschen (wie gehort) uberzogen und beschediget, sich erbotten, alle und jede irrunge und gebrechen, auch forderungen und gegenforderungen, so sich zwischen ksl. Mt. und dem hauße Burgundi eins- und irer fstl. Gn. anderstheils erhalten, zu der Kff., Ff. und gemeyner stende des Hl. Reichs gutlicher und rechtlicher erkentnuß zu stellen, das demnach durch euer fstl. Gnn., Gnn. und Gg. die gutliche handlung itzo alßbald furgenomen und die thatliche, feindtliche handlung unverzoglich zu beiden seiten uffgehaben und abgeschafft werde. Wo nun zu der gutlicher handlung geschritten und durch euer fstl. Gnn., Gnn. und Gg. eyniche rechtmessige, tregliche, leidliche und scheidbare mittel bedacht und uns furgehalten wurden, wollen wir uns unserm habendem bevelh nach dermassen daruff vernemen lassen, das (will Got) der mangel an uns nit soll befunden werden. Wo aber die gutliche handlung dieser zeit alhie nit khunte furgenommen oder aber anderer hochwichtiger sachen halben, darumb diese des Hl. Reichs versamlung geschehen, nit ußgewartet werden, das alßdan von beiden theilen etliche chur- und fursten, welche nit allain bei dem Hl. Reich, dan auch bei beiden theilen ein dapfer ansehens hetten, in gleiche anzall erwelet und denselbigen gutliche handlung zu irer erster gelegenheit furzunemen vergunt und eingereumet wurde. Wo alßdan der Almechtig gnade verliehen [!] wurde, das die sachen durch hochgemelter chur- und fursten gutliche underhandlung uff leidliche und tregliche wege, wie wir hoffen, hingelegt und vertragen werden mochten. Stellen wir in kheinen zweyvel, wes also gutlich vertragen wurde, das demselbigen unser gnediger furst und herr wircklich geleben und nachkommen solte. Wo aber die gutlicheit entstehen [= mangeln, fehlen] wurde, das alßdan fur den paribus curiae als ordentlichen richtern in berurten allen und jeden forderungen und gegenforderungen rechtlich, wie sich nach natur der sachen und sunst vermoge der rechten eygen und geburen will, procedirt und furgefaren. Und wes alßdan durch dieselbige nach gnugsamer furgehender erkantnuß der sachen zu recht erkant wurde, das demselbigen rechtsspruch durch beide theil wircklich gelebt und nachkomen werden solte. Und damit derwegen an unserm gnedigen fursten und herrn jhe khein mangel gespurt werde, wollen wir uns hiemit erbotten haben, das, welcher gestalt die burgundisschen gnuchsame und geburliche versicherung thun werden, was also mit recht erkant wurde, wircklich zu vollenziehen, das wir dergleichen versicherung zu thun urbuttig und willig sein.

Und dweil nun solcher weg aller billigkeit gemeß und wir bei uns nit gedencken kunnen, welcher gestalt unser gnediger furst und herr sich weither und ferrer erbieten solte, demnach wollen wir euer fstl. Gnn., Gnn. und Gg. underthenig und fleissig gebetten haben, sie wollen solich hochzimlich erbieten zu hertzen furen, gestalt und gelegenheit der sachen mit allen umbstenden und wes daruß entstehen mochte, gnediglich und gunstiglich erwegen und bedencken, und zu handthabung irer selbst reputation, ksl. Mt. obligation, des uffgerichten und ußgekundten landtfridden, erthedingte fridtstende und irer eygner declaration, auch der teutscher nation wolhergebrachter liberteten und freiheiten bei der kgl. Mt., unserm allergnedigsten herrn, dergleichen den ksl. comissarien und oratoren hinfurter allen muglichen fleiß furwenden und verfugen, das diese hochbeschwerliche sachen, daran des Hl. Reichs gedeyen und wolfart nit wenig gelegen, durch diese oder ander dergleichen rechtmessige und billige wege und mittel entweder gutlich vertragen oder rechtlich erortert und itzunder alle veindtliche, thatliche handlung abgeschafft, frid und recht im Hl. Reich gepflantzt und erhalten werden moge. Sollichs, dweil es aller billicheit gemeß, wellen wir uns zu euer fstl. Gnn., Gnn. und Gg. gentzlich und entlich vertrosten. Und wirt unser gnediger furst und herr dasselbig alle zeit mit hochstem vermogen zu verdienen und zu verschulden sich befleissigen.

Zum andern, dweil wir vernomen, das die burgundisschen in irem ubergeben schriftlichen bedencken [Nr. 210samt Beilage  1] under anderm angezogen, das unser gnediger herr zu dem furstenthumb Geldern und graffschaft Zutphen mitnichten berechtiget, dan [= sondern] dieselbig furstenthumb und graffschaft mit der that der ksl. Mt. furenthalten sollte. Damit dan solich schreiben nach notturft durch uns beantwort werden moge, stehet an euer fstl. Gnn., Gnn. und Gg. unser underthenig und fleissig bitt, sie wollen uns copei berurts schreiben mittheilen lassen. Wellen daruff euer fstl. Gnn., Gnn. und Gg. solichen bestendigen gegenbericht thun, das euer fstl. Gnn., Gnn. und Gg. darob ein gnedigs und gut gefallens unsers verhoffens haben werden, in diesem allem euer fstl. Gnn., Gnn. und Gg. zuverliessige, trostliche antwort mit hochstem fleiß bittende.

Uff soliche unser muntlich gegebne antwort haben die stende sich bedacht und entschlossen, die kgl. Mt. und ksl. commissarien und oratoren nochmals zu besuchen, wie auch beschehen.

Daruff dan die kgl. Mt. sich gnedigst vernemen lassen, sie wollen sich mit den ksl. commissarien und oratorn underreden und ir bedencken inen widerumb anzeigen lassen, des man noch gewertig ist.

Sovill aber die begerte mittheilung der copeien der burgundisschen gesandten schreibens [Nr. 210] berurt, haben die stende uns ansagen lassen, dweil sie uns den effect des schreibens muntlich hetten furhalten lassen, so achteten sie von unnoten sein, uns darvon copey zuzustellen.

Anmerkungen

1
Einen kürzer gefassten, inhaltlich ähnlich lautenden Bericht über die Verhandlungen der letzten Märzwoche in der Geldernfrage sandten die hessischen Räte an Lgf. Philipp, Nürnberg, 1543 März 30, in: Marburg StA, PA 650, fol. 355r–356v (Ausf.).
a
In B: zugeschriben.
b
In B: gewißlich.