Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Wien HHStA, MEA RTA 8/Konv. 1, fol. 678r–679v (Konz. v.d.Hd. Jonas’ mit zahlreichen Korr. und Erg.); DV fol. 680v: Schreiben an die chur- und fursten, welcher rhät vor beschluss der gülchischen sach verridten.

B Duisburg LVA NRW R, Jülich-Berg II 2752, fol. 366r–368v (Kop.).

C Würzburg StA, Wzbg. RTA 21, fol. 360r–362v (Ausf. mit 5 Siegeln an Bf. Konrad von Würzburg); DV fol. 362v: Die reichsstende zu der gulchschen sachen verordente ausschueß und rethe.

Wiewol in zeitten dißes alhieigen reichstags gmaine reichsstend ainen ausschuss der gülchischen kriegshandlungen halb verordnet, mittel und weg ze suechen und zue treffen, wie sy in der gueti [!] hingelegt und verglichen oder doch zue fridlichem anstand gebracht werden möchte, so hat doch durch unß und euer fstl. Gnn. rhäte, welche in söllichem ausschuß auch geweßen, angeregte kriegsiebung weder uff ainen noch den andern weg abgewendt oder angestelt werden mögen. Derwegen wir und andere, zue söllichem ausschuss verordnet, den gülchischen rädten und gesandten zueletst mundtlich und uff yr begere auch schriftliche antwurt an yrn herren gegeben [Nr. 232], das wir unsern gnädigisten und gnädigen herren und obern gestalt aller sachen zue erster unser ankunft referieren und anbringen wolten, ungezweifleter hoffnung, yre kfl. und fstl. Gnn. wurden weiter guetliche handlung durch sich oder yere treffenliche rhät fürzenemen und ze pflegen nit underlassen.

Aber nach söllicher handlung und abvertigung, auch nachdem euer fstl. Gnn. rhät verridten, ist die sach wider also angestelt, volnfürt und so weit bracht worden, das ain fridlicher anstandt, uff form und maß, wie euer fstl. Gnn. ab beygelegter abschrift gnädiklich ze vernemen [Nr. 235], erlangt und beschlossen.

Wann nun aber gmaine stend des Hl. Reichs alhie uff dem reichstage tzum oftern mal in yrn rädten bedacht, das zue erhaltung gmaines frides im Hl. Reich und zue stadtlichem widerstand unsers christenlichen glauben und namens erbfeind, des Turckens, nicht[s] fürderlichers wäre, dann das die gülchisch kriegshandlung möchte gestilt und demnach die innerlichen krieg[s]iebung im Reich teutscher nation abgestelt werden, derwegen sy um vergleichung und hinlegung söllicher schädlichen kriegsiebung anzesuechen und zue ksl. Mt. von gmainer stend wegen ze schicken in den beradtschlagungen hin und wider für nutz und guet erwegen haben. Dieweil nun söllich schickung zue yerer Mt. ankunft in das Reich teutscher nation am fueglichisten geschechen mag und one zweiffel gmainer stend (welche in eil zue verordnung yerer gmainen potschaft nit zuesamenbracht werden köndent) gantz gefälliger, angenämer will und mainung sein wurdet, das eben diße stend zue ksl. Mt. in dißer sachen von gmainer reichsstend wegen, um guetliche vergleichung ze erlangen oder doch um weitere geraume prorogation des ietz erlangten fridlichen anstandts ze werben, yere rhät und potschaften schicken söllen, welche ietzo zue dißem gmainen ausschuss von ynen erweelt und verordent sein.

Hierumb und diewill wir unß zue euer fstl. Gnn undertöniklich wol getrösten, die werden zu pflantzung und erhaltung des gmainen fridens teutscher nation und unßerm gnädigen herren, dem Hg. von Gülch und Cleve etc., zue frundtschaft und zue fürkomung christenlichs bluetsvergiessung nit weniger dann ander unßer gnädigist und gnädige herren wol genaigt sein, so ist an euer fstl. Gnn. unßer undertönig, vleißig pitte, euer fstl. Gnn. wöllen uff unßers gnädigisten herrens, des Kard. und Ebf. zue Mentz etc. Kf., verrer schriftlich ersuchen oder mundtlich anzaigen, so yr kfl. Gn. durch sich oder andere thuen werden, unbeschwärdt sein, yrer ansechenlichen rhät ainen uff zeit und malstadt, wie die benent werden, ungesaumpt ze schicken, mit bevelche, sich mit der andern Kff., Ff. und stend rhätten der werbung, bey ksl. Mt. dißer sachen halb ze thuen, gepürlich ze vegleichen und die sachen dahin ze befürderen helfen, das sy alsbald guetlich hingelegt oder, wo das in so kurtzer zeit der zway monat dißes anstandts durch die potschaften (wie zu besorgen) nit erhalten werden köndte, mit allem undertönigisten, gueten vleiß ze handlen und erlangen, das dißer anstand noch weiter und uff also geraume zeit erstreckt werde, das unßer gnädigist und gnädige herren samptlich oder doch etliche auß ynen, und die andern durch yre treffenliche rhät, persönlich zue yerer ksl. Mt. komen und die irrungen gentzlich hinlegen und vergleichen mögen.

Daran werden euer fstl. Gnn. sonder zweiffel ain lobwurdig und gmainen stenden ain sonder angenäm, gefällig, guet werck thuen, das wir unsers vermögens undertöniklich ze verdienen willig und beraidt sein wöllen. Und pitten, euer fstl. Gnn geruechen, hierüber yere wilferrigea, gnädige, fürderliche antwurt in die mentzischen cantzley ze überschicken, denen wir unß hiemit zue gnaden undertöniklich bevelchen.

[US:] Gmainer des Hl. Reichs stendt zue der gülchischen sach verordneten ausschuss noch gegenwürtige rhät.

An H. Ernsten, erwelten und bestädtigten zue Ebf. zue Saltzburg mutatis mutandis.

Item simili an Hg. Wilhelmen von Payrn.

An Bf. zue Wurtzburg2.

Nota: Idem dicendum Sturmio, ut civitas Argentinensis mittat3.

Item quod nostri domini ad se etiam assumant landtgravium Hassiae4.

Nota: Etiam mutatis mutandis ad archiepiscopum Treverensem scribendum.

Anmerkungen

1
Die Adressaten waren die am Ende des Schreibens angeführten Reichsfürsten, deren Gesandte nach Verlesung des RAb aus Nürnberg abgereist waren und in der Endphase der Verhandlungen über einen Waffenstillstand mit Jülich nicht mehr anwesend waren. Es handelte sich dabei um die Gesandten des Kf. von Trier, des Ebf. von Salzburg, des Bf. von Würzburg und der Hgg. von Bayern.
a
BC om.
2
Siehe C (Ausf.). Der Bf. von Würzburg entschuldigte sich bei Kf. Albrecht von Mainz, 1543 Mitwoch nach pfingsten (Mai 16), dass er seinen Hofmeister Heinrich Truchsess von Wetzhausen, der in Nürnberg dem Geldernausschuss angehört hatte, nicht zu weiteren Beratungen entsenden könne, da Truchsess für eine solche Reise zu entkräftet sei; seine anderen Räte würde er zur Erledigung dringender Stiftsangelegenheiten benötigen. Kf. Albrecht von Mainz antwortete dem Bischof, 1543 sonntags Trinitatis ( Mai 20), dass er dessen Entschuldigung nicht annehmen könne, da es sich um einen Beschluss der im Geldernausschuss vertretenen Reichsstände handle. Bf. Konrad möge im Interesse des Reiches und zur Vermeidung der Fortsetzung des Krieges, einen seiner Räte entsenden bzw. seine Entschuldigung vor den anderen reichsständischen Gesandten vorbringen. Beide Schreiben in: Würzburg StA, Wzbg. RTA 21, fol. 367rv (Kop.) und fol. 368r–369r (Ausf.).
3
Jakob Sturm war am Ende der Verhandlungen der einzige städtische Vertreter im Geldernausschuss; er sollte für eine Teilnahme Straßburgs an den weiteren Beratungen sorgen.
4
Die hessischen Räte waren während des RT nicht im Geldernausschuss vertreten, obwohl sie in Nürnberg auf Befehl Lgf. Philipps mehrfach bei Granvelle für Hg. Wilhelm von Jülich intervenierten und sich für eine friedliche Lösung des Geldernkonflikts einsetzten. Siehe die entsprechende Weisung Lgf. Philipps vom 6. April (Nr. 218). In B heißt es dazu: Item nota, das durch die gullische rhät mein gnediger her, Lgf. zu Hessen, auch ersucht werde zu schicken[zu den weiteren Beratungen und zu einer Werbung beim Kaiser]; dergleichen die kfl. rhät auch furdern wollen, das sein fstl. Gn. von iren gnedigisten hern auch gefordert und gebeten werden.