Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer
Frankfurt ISG, RTA 54, fol. 14r–16v (Kop.).
Obwol ein erbar rhat der stat Augspurg uß mererlei wichtigen ursachen die recusation des ksl. cammergerichts in religiona – und prophansachen ir selber und irer zugewanten burger gelegenheit halben zum hochsten beschwarlich geacht, jedoch demnach alle stend der cristlichen einung sollichs fur gut und rhatsam angesehen, haben sy dieselben auch bewilligt aus den ursachen, wie muntlich gehordt.
Und uff das der recusation halben am ksl. cammergericht die notturft furgewendt, auch zu vermelden, das umb nichtigkeit der handlung dißtheyls stend nit in beschwerd wachsen, ist gemelts erbarn rhats bedencken, das – obwol der Kff., Ff. und stend geschickten rhat und botschaften etlicher schriften, wie der oft angezognen recusation halben nachmaln zu handlen sein sollt, sich verglichen – das in und mit denselben nach ordnung der recht zu furwendung der recusation noch nit gnug bescheen.
Und am ersten eracht ein erbar rhat der stat Augspurg bequem sein, das alles, was hinfuran der recusation halben zu handlen, von allen stendt – oder zum wenigsten von den erbarn oberlendischen stett – sammentlich bescheen sollt. Das sich dieselben etlicher personen verglichen, uff die penalmandat nach ordnung der recht notturftigklich gestellt, auch wie dieselben und anders zu begreifen, seind der gesanten mit bevelch irer herren gefast und urbuttig, sich mit den erbarn stetten zu vergleichen.
Zum anderen, so ist ein erbar rhat bedacht, die gemelt recusation fur sich und in gemeyner stat namen2 ungesondert furgeen zu lassen, deß versehens, die andern erbarn stett werden es auch also by inen verordnen, damit in disem wie in anderm allem ein stat wie die ander handle.
Zum dryten, das in betrachtung der ksl. Mt. etc. hocheit dennocht allerley zu bedencken. Und nit unratsam mocht sein, das allein die personen der verdechtigen beysitzer recusiert, so kane der cammerrichter one die beysitzer vermog des Reichs ordnung zu kheiner urteil kommen. Ist also eben ein wurcklichkeit und beleibt dennocht der ksl. Mt. gerichtszwang oningezogen und onangegriffen.
Zum vierten, als in den schriften, davon oben zu vernemmen, das bedacht, das die procuratores allein durch ein missif sollten revociert werden, findt ein erbar rhat by den iren, das von deren wegen, so im rechten anhengig sachen haben, darin liß contestiert und die procuratores domini litis sindt, das die revocation apud acta gescheen mueß.
Zum funften hat ein erbar rhat darfur, das die erst recusation jetzt zu repetieren oder ratificieren den stenden zu irem vorhaben nit erheblich. Nit allein darumb, das dieselb durch das urteil verworfen, sonder auch mangel bevelchs halb nichtigklich interponiert, und das anfangs nichts gewesen mit repetieren oder ratificieren etwas und kreftig sein nit gemacht werden mag. Und darumb die recusation von neuem zu thun sey.
Zum sechsten, was sich also entschlossen, das daßelb mit dem ersten in das werck gebracht, dann die sachen eyl halben der cammergerichtischen proceß verzug nit leiden wollen.
Zum sibenden, laß im ein erbar rhat gevallen, das, wie bey den stenden bedacht, in kheinen reichssachen man sich inlassen soll, die reformation des cammergerichts und uffhebung der proceß in der braunschweigischen sach seyen dann zuvor ervolgt, und das die stend hierin mit ernst zusamensetzten und daran sein sollen.
Zum achten, gesetzt den val, das durch obsteend mittel die reformation und cassation der proceß nit erhalten werden mocht, das dann zum vorderlichisten beratschlagt, wie die stend sich und die iren vor gwaldt, schaden und verderben erretten wollen. Darzu sich eins erbarn rhats der statt Augspurg gesanten in kraft irs habenden bevelchs willig erbietten.
Und zum neunten, ob den stenden einem oder mer oder derselben underthonen hieruber ichts begegnet, das sollichs ein gemeine sachen heyssen und sein rettung, rhat und hilf gescheen soll.
Zum zehenden, ob Kff., Ff. und stend, so nit in der einung, schriftlich oder durch botschaften zu ersuechen, weß sich die stend in disen sachen zu inen versehen sollen.
Zum ailften, ob nit auch zu der röm. ksl. Mt. etc. ein ylende und statliche potschaft zu schicken, umb insehens zu bitten oder das zum wenigsten ein verstand und sovil zu erlangen, das, wo je das cammergericht nit in rue steen und dise stend witter beschwern wollt, das sich ire Mt. etc. der sachen nit annemm noch darinn schlagen wollte etc.