Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Frankfurt ISG, RTA 54, fol. 47r–48r (Kop.).

B Stettin AP, AKW Sign. 13, fol. 29r–30v (Kop.); DV fol. 30v: Antwort, den pommerischen rethen auf abermals ir anzeigung den 10. Februarij gegeben. 1543 Nurmberg.

C Stettin AP, AKS I/113, S. 73–77 (Kop.).

Es haben die stende der cristlichen vereyn der pomerischen rethe und geschickten ubergeben bericht [Nr. 286, Anm. 7], auch die abschit, daruf sie sich allenthalben ziehen, vleyssig besehen1.

Und dieweil sie in dem abschit zu Speyer des vergangen 42. jars [RTA JR Bd. XII, Nr. 298, Art. 2] befunden, do gutliche handlung zwischen kgl. Wd. zu Denmarck und den Hgg. zu Pomern nicht solt gefunden werden, das alsdan uf der Hgg. zu Pomern weitter ersuchen ein sunderer tag derhalben furderlich und unvertzugenlich mit einleibung der irrung, wie die allenthalben gewant, außgeschrieben, die stende auch erfordert, mit entlicher volmacht die iren zu schicken und abzufertigen, zu handlen, zu ratschlagen und zu schliessen, so hetten sich die stende versehen, die Hgg. zu Pomern wirden solchen iren itzigen bericht vor dieser zeyt unsern gnedigsten und gnedigen herrn, den oberhauptleuthen, uberschickt haben, damit ire kfl. und fstl. Gnn. further solchen bericht den stenden und stymen dieser vereyn zusenden und sie daruf die iren mit entlichem gewalt und volmacht in dieser sach zu schliessen und zu erkennen abfertigen hetten megen.

Nachdem es aber nicht beschehen,azudem es auch etzlichen der stimstende–anicht gegenwertig, dardurch man dieser zeyt zu begerter erkentnuß nicht komen mag. Damit aber nhun unsere gnedigen hern von Pomern zu spuren haben, das die stende irer vertrostung mit allem vleyß gern nachsetzen wolten, so ist bedacht, das ein jeder stant dieses des pomerischen berichts copey an seinen hern und obern furderlich zuschicken soll, damit sie sich darinnen ersehen und den iren volmacht und gewalt, in dieser sach zu schliessen und zu erkennen, geben megen. Und das alsdan von unsern genedigsten und genedigen hern, den oberhauptleuthen, kurtz nach ostern ein tag außgeschrieben, auf welchen die stende, dergleichen die stymen, mit genugsamen gewalt und bevel, hierinnen entlich zu schliessen und zu erkennen, erfordert werden. Daruff dan auch die erkentnuß, wie sich in craft der eynung zu thun gepurt, beschehen soll.

Wurden aber die sachen dermassen furfallen, das die stende vor ostern hie nicht solten abkomen, so solt sich doch hiezwischen und des ein jeder gesanther befelchs von seinen hern und obern uff vorgemelten pomerischen bericht erholen, damit man noch hie zu erkentnuß der sachen komen mege. Dartzu die churfursten und fursten Sachsen und Hessen, sopalt man alhie den vertzug der sach biß uff ostern wurde vernhemen, die abwesenden stimen auch hieher beschreyben sollen, und es erscheynen also uf solcher zusamenkunft oder noch hie die stimen dieser eynung all oder zum theil, so sol doch nichtsdestoweniger durch die gegenwertigen in der handlung und mit der erkantnuß furgangen werden.

Mitler zeytt so wollen die stende bey den oberhauptleuthen undertheniglich anhalten, bei dem konig und den Hgg. zu Pomern nochmals vleyssig dahin zu handlen, damit der vertrag, zu Hamburgk [1542 Aug. 27] abgeredt, ratificirt werde2. bUnd ob diß nit erhalten, soll bey kgl. Wd. gesucht werden, daß die uf angesetzten tag durch ire gesanten uff den pomerischen bericht iren gegenbericht wolten darthun laßen–b. Doch sol dieselb der chur- und fursten handlung, do die mit unfrucht abghen oder aber do die kgl. Wd. zu Denmarck uff vorgeend ersuchen, wie oben gemelt, gegenbericht nicht thun wyrd, die vorgemelt zusamenkunft der vertrosten erkantnuß nicht verhindern.

Anmerkungen

1
Lgf. Philipp von Hessen gab seinen Räten in einer Weisung aus Kassel vom 29. Jan. 1543 eindeutig zu verstehen, dass für ihn der Konflikt zwischen den beiden Mitgliedern des Schmalkaldischen Bundes, nämlich Kg. Christian III. von Dänemark und den Hgg. von Pommern, nicht als Religionssache zu betrachten sei: [...] Wollen nun die Pommern solchs auch nit thun oder kein andern mittel, dardurch der handel in der gute entscheiden werden mocht, leiden, sonder strack uf das vodiren dringen, sovil wir dan biß auf diesen tag der sachen halben berichts entpfangen haben, so konnen wir nicht anders erkennen, urteln oder vodirn, dan das dise angemaste beschwerung der Hgg. zu Pommern kein religionsache sey, noch von pillicheit wegen als ein religionsach von gemeiner christlichen verstendtnus beschirmpt werden mochte. Diesse meynung sollet ir den kfl. sechsischen furhalten; wollen dieselbigen dero mit euch einig sein oder mogen des churfursten und unser meynung einander tollerirn oder vergleicht werden, so handlet solchs neben und mit den churfurstischen. Wurden aber dieselbigen ein ander meynung haben, die diser unser zuwider were, als wir uns nach gestalt der sachen ghar nicht versehen, so hapt ir hie unser meynung. Dabey so mussen wir unsers gewissens halben verharren und ir von unsertwegen solche unsere meynung in sonderheit also furbringen. [...]. In: Marburg, StA, PA 650, fol. 74r–79v, hier fol. 77rv (Konz.).
a
–aIn BC: zudeme auch etzliche der stimstende.
2
Kf. Johann Friedrich von Sachsen wandte sich nach dem Nürnberger RT in einem Schreiben an Kg. Christian III. von Dänemark (datum Altenburg, 1543 Mitwoch nach Corporis Christi Mai 30), in welchem er diesen ersuchte, seine Räte zum künftigen Bundestag nach Schmalkalden abzufertigen, den Hamburger Vertrag zu ratifizieren und einer endgültigen Einigung zwischen Dänemark und Pommern nicht im Wege zu stehen. In: Kopenhagen RA, TKUA Spec. Del, Sachsen A I 2, unfol. (Ausf.).
b
–bIn B nachträgl. erg.