Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Nürnberg StA, Fürstentum Ansbach, RTA 23, fol. 136r–139v (Ausf.); DV fol. 139v: Dr. Megerßhaimer schickt, was im reichsrath zu Nurmberg eingebracht worden ist durch den H. Granvell.

Er überschickt die Supplikation Wolf Dietrichs von Pfirt (Nr. 127) und die Rede Granvelles (Nr. 197).

Zum dritten, gnediger herr, kan ich eurn fstl. Gn. nit verhalten, als jungst am Montag verschienen [1543 Febr. 12] und zu der zeit, do Wolff Dieterich von Pfird sein supplication ubergeben, das sich Hg. Heinrichs von Braunschweig gesandter1 understanden und die session vor euer fstl. Gn. haben hat wollen, wiewol er sich, als die supplication ubergeben ward, gar nit angemast, sonder allererst als man zusamengetreten in den furstenrath und in meinem abwesen, do ich bei den andern protestirenden stenden gewesen, understanden einzunemen. Als aber die protestirenden stend auch in den gemainen furstenreichsrath gangen, hat er die session eingenomen und mir auf mein ansprechen, dergleichen Wilbolden von Wirsperg als Mgf. Albrechts gesandten, mitnichten cedirn wollen, sonder uns gleichwol angemutet, sovern wir mit ime abwechseln wolten, so wolte er ditsmals weichen. Das haben wir aber in kainen weg thun wollen, sonder hab darauf gedrungen, das es ime, dem von Braunschweig, mitnichte gebure, und haben derhalben kein session eingenomen, damit wir ime nit etwas einraumeten. Und als man im rath umbgefragt und an den braunschwigischen gesandten kommen, hat der reychsmarschalck2 gestutzt und mich vor dem braunschwigischen gesandten fragen wollen. Da hub Dr. Eck zu dem braunschwigischen gesandten an: „Es ist an euch“, also das er votirete: „Es gefelt mir, wie vor mir davon geredt ist worden“. Und als die frag an mich kam, hab ich offentlich von wegen euer fstl. Gn. protestiret und bezeuget, das ich in die session und umbfrage nichtsnit [= ganz und gar nicht] bewilligen konthe noch wollte, mit repetirung aller hievor gethoner protestation, und hab also auch nit votiren wollen. Desgleichen als an Wilbolden von Wirsberg kommen, als den negsten nach mir, hat Wirsberger gleichermasen die session mit scherpfern worten, dann ich gethan, auch angefochten und gleichwol votirt. Und sind dise beede gestanden und nit nach Hg. Hainrichen sitzen wollen. Und als man gar außvotiret, hat Wilbald von Wirsberg fur sich selbsten zu dem braunschwigischen gesandten gesagt: „Ir nembt so ungereimbte hendel fur. Wan eur herr nach ain land het, so were es kain wunder, das er auch darumb keme“. Das haben etliche wol laiden mögen, allain den Ecken hat es ubel verschmahet und sind also auß dem reychsrathe gangen. So ist seithere nichts angesagt noch ain reychsrath gehalten worden3.

Nun, gnediger furst und herr, begern eurn fstl. Gn. meins raths und gutbedunckens, darauf gib ich eurn fstl. Gn. zu erkennen, das dits uber meinen verstand. Damit aber dannocht eur fstl. Gn. bevelch nach gelebt werde, so stelle ich mein gutbeduncken dahin: Wo es meer zu fellen keme, das man in rath ansagen wurde, das eur fstl. Gn. gesandter – ich oder ain ander – sovil ime immer möglich, dem braunschweigischen jedesmals die session abdrunge, welchs durch den weg mocht gescheen, das sich der gesand zu Hg. Moritzen von Sachssen (welche aber ditsmal nit im rathe gewesen) zum allergnauesten thete, wie ich dann derhalben algerait bey inen anlangen gethon, darinne sie sich gantz gutwillig erzaigt. Im fall aber das der von Braunschwig ehe kome und abermals nit cedirn wolt, das alsdann eur fstl. Gn. gesandter auß dem rath gienge, mit anzaigung, dieweil eur fstl. Gn. ire geburende session nit hett, das derselbig bevelch von euer Gn. het, im rath nit zu sitzen und in nichtes zu helligen, und das furter eur fstl. Gn. ain schreiben an kgl. Mt. und andre stend des Reychs derhalben thuen liesse. Das hab ich eurn fstl. Gn. uf mein gutbeduncken undertheniglich nit verhalten wollen, und was eur fstl. Gn. dieses stucks halben im rath finden und mir bevelhen werden, dem wil ich in underthenickait nachkommen. [...].

Anmerkungen

1
Dr. Johann Stopler.
2
Wolfgang von Pappenheim.
3
Siehe einen ähnlich lautenden Bericht über den Sessionsstreit zwischen den Gesandten der Mgff. von Brandenburg und dem braunschweigischen Kanzler Dr. Johann Stopler in einem Brief der kursächsischen Räte an Kf. Johann Friedrich, Nürnberg, 1543 Febr. 15, in: Weimar HStA, EGA, Reg. E 150, fol. 243r–258v, hier fol. 245rv (Ausf. mit mehreren PS und Beilagen).