Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Stettin AP, AKW Sign. 95, fol. 308r–309r (Konz.); Marg. AV fol. 308r: Uberantwurtet der röm. kgl. Mt. zu Nurmberg, den 18. Aprilis anno 1543.

Die Hgg. von Pommern erhofften sich vom Reichstag die endgültige Lösung des Konflikts um die Reichsstandschaft des Bistums Cammin, welches seit jeher unter der Oberhoheit der Herzöge stand, wie aus der von den Gesandten übergebenen Supplikation1hervorgeht. Und so je zu itziger zeit der beschwerungen irer fstl. Gnn. gar und gantz nit entlich abgeholfen werden solte, das dennoch euer röm. kgl. Mt. allergnedigst versehung thun wurden, das ire fstl. Gnn. an irem wolhergebrachten fug, recht und possession nicht betrubet oder turbiret wurden.

So haben demnach euer röm. kgl. Mt. jungst durch derselben vicecantzlern uf die ubergebene supplication mir zur antwurt geben lassen, das euer röm. kgl. Mt. allergnedigst gneigt were, irer fstl. Gnn. beschwerungen zu dieser zeit gnedigst abtzuhelfen und in der sachen zu verfugen, damit sich niemants pillich zu beschweren hette. Das es aber eine gemeine sache where und sonst viel andere chur- und fursten gleiche irrungen mit graven, prelaten und stenden hetten, welche hie allenthalben aus vielertzelten ursachen, wie dieselbigen augenscheinlich furhanden, nicht konten oder mochten gehoret, viel weniger entscheiden [!] werden. Und weren demnach euer röm. kgl. Mt. des gnedigsten erpietens, das ein artickel im hieigen abschiedt solt gesetzt werden, das uf negster zusamenkunft und reichsversamblung (die sich dann nicht lange verweilen kunte) alle stende, so derhalben streit und irrung undereinander hetten, solten beruft, gehort und die sachen darnach geortert und zur entschaft gebracht werden.

Da die Hgg. von Pommern im Besitz der fstl. Oberkeit und des iuris patronatus im Bistum Cammin waren und sind, ersuchen sie Kg. Ferdinand auf Grund der Rechtsordnung und des Landfriedens um seinen Schutz, damit ihnen fur negster reichsversamblung und orterung der sachen weiter kein eintracht oder perturbation gescheen moge und der Bf. von Cammin mit besondern mandaten, anlagen und andern des Hl. Röm. Reichs burden von hochgedachter meiner gnedigen fursten und herren furstenthumben und landen wider und gegen den alten hergebrachten brauch und gewonheit nit mogen getzogen oder beschweret werden. Dann, so der Bf. von Cammin sich von meiner gnedigen fürsten und herren landtschaft zu ziehen und abtzusondern mit mandaten nit gereitzt und verursacht bleibt, wurt er sich ongetzweivelt seiner pflicht nach gegen meine gnedigen fursten und herren alles underthenigen gehorsams wissen zu verhalten.

Schlussformel und US des Gesandten.

Anmerkungen

1
In den einschlägigen Beständen des AP Stettin zum Nürnberger RT 1543 ist keine Supplikation betr. die Reichsstandschaft Cammins überliefert. In der RT-Instruktion der Hgg. von Pommern (Nr. 63c, ad 4., 5., 6.) werden die Gesandten angewiesen, die auf dem Speyerer RT 1542 übergebenen Supplikationen (RTA JR Bd. XII, Nr. 240, Nr. 245a–b) nochmals in Nürnberg einzureichen. Nähere Erläuterungen zur Mediatisierungspolitik der Hgg. von Pommern in RTA JR Bd. XII, Nr. 245a–b (siehe vor allem die Anmerkungen) und bei: E. Wolgast, Hochstift und Reformation, S. 208–218; H. Waterstraat, Der Caminer Bistumsstreit im Reformationszeitalter, S. 586–602.