Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Berlin GStAPK, XX. HA, StA Königsberg, HBA A 3 (= Kasten 144), (stark korr. Konz. v.d.Hd. Knobelsdorffs2); DV: Eine notell, wie man schriftlich an röm. kgl. Mt. suppliciren solt, geschtelt von Knobeldsdorff.

Der König möge sich erinnern, was seit dem Regensburger Reichstag von 1541 im Konflikt um das Herzogtum Preußen zwischen dem Kg. von Polen und dem Deutschmeister beschlossen wurde. Do dann auf jungstsgehaltenem reichstage zu Regennspurgk [1541] nit allain im reichsradt fur radtsam und gut angesehen, sonder auch volgendes von der ksl. und eurer röm. kgl. Mtt. allergnedigst bewilligt worden ist, das zu gutlicher handlung und hinlegung derselbigen irrungen von wegen der ksl. und eurer röm. kgl. Mtt. und dann der kgl. Wd. zu Polan commissarien geordenet werden und die preussische acht, wue nicht gar abgeschafft, ydoch aufs wenigst auf eine tzeit lang suspendiret werden solte3, sodann eure röm. kgl. Mt. allergnedigst zu bedencken, solte die ergangene acht wider meynen freuntlichen, lieben bruder Mgf. Albrechten, den Hg. in Preussen etc., uber kurtz oder lange tzu exequiren understanden werden, was beschwerung und weitleuftigkeit zwuschen dem Hl. Reich und der loblichen cron Polen daraus entsteen mochte.

So ist an euer röm. kgl. Mt. mein underthenige biet, die wolle anstat der ksl. Mt. und fur sich selbist obangeregter bewilligung gemes die commissarien von wegen beder eurer Mtt. und des Hl. Reichs ordenen und bestymmmen und mitlerweyle die acht gegen vorgenantem meinem bruder, dem Hg. in Preussen, und seinen underthanen weiter anstellen und suspendiren und sich in deme – zu verhutten kunftige kriege und blutvergiessen – als ain christlicher konig halten und beweisen.

Anmerkungen

1
Mgf. Georg von Brandenburg ersuchte nicht nur Kg. Ferdinand, sondern auch Hg. Moritz von Sachsen um Unterstützung seines Bruders Hg. Albrecht von Brandenburg in der preußischen Frage. Er bat Hg. Moritz, er solle, in ansehung das wir mit dem herzogthumb Preussen mitbelehnet sint, iren rethen, so dieselbige daselbst zu Nurmberg auf dem reichstag haben, bevelhen, neben andern der preusischen sachen halben das beste furdern zu helfen [...]. Siehe das Schreiben Mgf. Georgs an Hg. Moritz von Sachsen, Cadolzburg, 1543 am Suntag Oculi (Febr. 25), in: Dresden HStA, 10024, GA, Loc. 10184/5, fol. 85rv (Ausf.).
2
Knobelsdorff war der oberste Statthalter Mgf. Georgs von Brandenburg in Franken, der auf dem RT in Nürnberg anwesend war. Zu den Kontakten Knobelsdorffs mit Ahasver von Brandt während des RT siehe den Bericht Brandts: Nr. 83, passim.
3
Karl V. lehnte in Regensburg 1541 ein Gesuch des Deutschen Ordens auf Exekution der Reichsacht ab, suspendierte die Acht für ein Jahr und sprach sich für eine friedliche Schlichtung des Konflikts durch eine aus je zwei polnischen und zwei deutschen Vertretern gebildete Kommission aus. Siehe: S. Dolezel, Das preußisch-polnische Lehnsverhältnis, S. 64. Die Akten zu den Verhandlungen über die preußische Frage auf dem RT 1541 in: RTA JR Bd. XI, Nr. 303–328.