Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer
Dresden HStA, 10024, GA, Loc. 10184/5, fol. 19r–20v (Ausf.).
Regest: E. Brandenburg, Politische Korrespondenz, Bd. 1, Nr. 422, S. 536f.
Nach ihrer Ankunft in Nürnberg meldeten sie sich in der Mainzer Kanzlei und wurden für heute zur Anhörung der kgl. Proposition (Nr. 43) beschieden, von der sie eine Kopie überschicken. Und dieweil darauf erfolget, das der chur- und fursten, auch der anderen stende, so der augspurgischen confession vorwandt, geschickte potschaften uns erfordert und eine von ihnen zcum theil zcuvor beradtschlagete schrift [Nr. 152], darmit sie die röm. etc. kgl. Mt. und die ksl. commissarien undertheniglich zu ersuchen endtschlossen, vorlesen lassen, und wir daraus vormarckt, das diese nachvolgenden puncten und artigkeln furnemlich gesucht:
Nemlich und erstlich, das der christlichen religion ihr rechter lauff gelassen und die hl. gotliche geschrift lauther und rein one verhinderung gelernet und geprediget werden mochten. Zcum andern, das ein bestendiger, ewiger fride gemacht, dhomit sich die christlichen religionis vorwanten keiner gefehrligkeit zu befahren. Zum dritten, das das ksl. camergericht visitiret, reformiret und alle personen, so darinnen bisher gesessen, auch zu dem die proces, so nach der beschehenen und interponirten recusation erfolgen, gentzlichen abgeschafft wurden, mit diser anhengender clauseln, wo das nicht beschege und diese puncten alle nicht zu erhalten, das sie sich gahr in keine handlung, die hulf wieder den Turcken ader anders, derwegen dieser reichstag ausgeschrieben, wusten einzulassen.
Haben wir in erwegung euer fstl. Gn. bevhels und instruction [Nr. 65b] darein dergestaldt, wie sie es zu suchen bedacht, nicht willigen mogen, besonder ihnen angezceigt, das den ersten artigkel und die wahre christliche religion belangende anstadt euer fstl. Gn. wir gerne neben ihnen vleissigen wolten, dhomit solcher bei der röm. kgl. Mt. und den ksl. commissarien erhalten. Desgleichen das ein ewiger oder jhe ein langwiriger fride gemacht, daran dann euer fstl. Gn. nicht weniger dann den andern stenden gelegen, doch das solche petition und suchen des frides weither nicht dann uff pure religionsachen sich erstreckete. Zcum dritten auch, das das camergericht vermoge des regenspurgischen abschidts [RTA JR Bd. XI, Nr. 941] und darauf erfolgeter ksl. declaration [RTA JR Bd. XI, Nr. 949] zcum forderlichsten und, wo es muglich, von hinnen aus visitiret und reformiret, auch mit geschickten, verstendigen personen ersetzt und das die einiger religion halber nicht recusiret werden sollten. Das wir aber, die proces nach der eingebrachten recusation, auch alle personen abzuschaffen und sunderlich mit dem beschide und anhangender condition, wo dieses alles nicht erlanget, das wir uns in gahr keine reichshandlung einzulassen wusten, suchen und bitten solten, des hetten wir noch zur zceidt keinen bevhel. Nichtsdesterweniger weren wir des erbittens, solches alles an euer fstl. Gn. zu gelangen und ferner beschidts darauf zu gewarten.