Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer
Ludwigsburg StA, B 189 II, Bü. 54, Nr. 1, unfol. (Ausf. v.d.Hd. Ehingers).
Mir hat mein schwager, der statschreiber zu Hall1, bericht gethan, wes uff sein anhalten durch die einigungsverwanten stend, räth und gsanten bißher beratschlagt und gehandlet worden. Und dahin bedacht, dieweil diejhenigen, so das ksl. chamergericht recusiert, nit von allen stenden gwalt ausgedruckter weis gehabt, das die proceß, so sie ferrer wider diese stend werden ausgeen lassen, sovildestweniger mochten zur nichtikait gepracht werden, auß einichen von recht gegrunten ursachen. Darum, dieweil die recusation beschehen und durch des chamergerichts decret verworfen worden ist, so hat sie nit vir gut angesehen, dagegen stillzuschweigen, sonder vonnotten sein, das ein jeder stand, der nit ausgedruckten bevelch zu recusieren gegeben hat, die beschehen recusation nochmal ratificieren und iren procurator revocieren und widderruffen, auch durch einen oder mer bevelchhaber solh ratification, revocation und protestation wider des ergangen decret anpringen lassen soll, wie ich dann euer fursichtig W. ein copei der instruction zu ratificieren und revocieren mit A [Nr. 262] und ein copei des gwaltz mit B [Nr. 261] und ein form der missive, den procurator zu widerruffen, mit C [Nr. 264], item die schrift, dem chamerrichter und beysitzern zu ybergeben, mutatis mutandis mit D signiert [Nr. 263], zuschick.
Sovil ich nun vermerck, so werden Hall und Augspurg auß sondern ursachen furfaren und solhe schriften dem chamerrichter, beysitzer und procuratorn uberanthwurten und insinuieren, auch die procuratores widerruffen lassen. Was aber anderer stend und stet gelegenhait sein wyrt, khann ich nit wissen, dan es seind noch weder von Ulm noch einich yberlendischer stet gsanten hie, auch niemant von den sachsischen stetten dan Einbeck, und von oberlendischen Augspurg, Straßburg, Franckfurt, Hall. Und sonst von stetten niemant hie dan Speir und Rotthenburg.
Die diesem Schreiben beiliegenden Akten betr. die Rekusation des Reichskammergerichts sind als Entscheidungsgrundlage für Bgm. und Rat gedacht, da sich Schwäbisch Hall in dieser Frage an Heilbronn wenden wird. Die Angelegenheit sollte nicht übereilt werden, damit Heilbronn Zeit habe, sich am Verhalten der anderen evangelischen Stände zu orientieren.
Er überschickt auch den Entwurf eines Schreibens, das im Namen von Kursachsen und Hessen an die Gff. von Hohenlohe ausgehen soll (Nr. 259) betr. den Konflikt zwischen Schwäbisch Hall und den Gff. von Hohenlohe. Der Rat könne daraus ersehen, auf welchen weg man die sachen zu richten gedenck deren stend halb, so des chamergericht recusiert haben, dan Hall – mit hochster ungelegenhait – wirt von der recusation nit sich sondern, sonder deren anhangen; befint es auch aus ursachen in rath nach itziger gelegenhait, und doch wie obgemelt mit sonst groster ungelegenhait. Dieweil dan uf dato ein hällischer bot hie abgefertigt worden und ausgangen ist, hab ich nit underlassen wollen, euer fursichtig W. bisher tractierte handlung zu eroffnen.
Des konigs zukunft ist man ungewiß und die sag, das er mit Bayern und etlichen bischofen und [Hg. Heinrich von] Braunschweig taglaist in groster gehaim und hab wenig lust zu visitation des chamergerichts noch friden zu machen. Got wend es nach seinem willen zu erhaltung seines worts. [...].