Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Wien HHStA, MEA RTA 8/Konv. 1, fol. 43r–47v, (Kop.); DV fol. 47v (v.d.Hd. Jonas’): Der röm. kgl. Mt. und des verordneten ksl. commissarii quadruplickschrift.

B Wien HHStA, RK RTA 11/Konv. 1, fol. 61r–64v (stark korr. Konz.); DV fol. 64v: Der kgl. Mt. und ksl. commissarien antwurt und bedenckhens auf obbestimpt der stende bewilligung.

C München HStA, KBÄA 3159, fol. 440r–444r (Kop.); AV marg. fol. 440r: 16. Aprilis zu Nurmberg anno 43. ÜS fol. 440r: Röm. kgl. Mt. und deß ksl. comissarien antwort auf der gehorsamen deß Reichs stende bedenckhen der turckhenhilf halben.

D Nürnberg StA, Fürstentum Ansbach, RTA 23, fol. 490r–497r (Kop.); AS fol. 490r: Kgl. Mt. und der ksl. Mt. commissarien antwort, den stendten deß Reichs gegeben.

E Dresden HStA, 10024, GA, Loc. 10184/6, fol. 151r–154v (Kop.); ÜS fol. 151r: Der röm. kgl. Mt. und ksl. commissarii replicka auf der gemeinen reichsstende gescheene muntlich antwort die turckenhulfe und etliche andere puncten betreffent. AV fol. 151r: Lectum 16. die Aprilis anno 1543.

F Wien HHStA, RK RA i.g. 13f/Konv. 1, fol. 174r–179v (Kop.); DV fol. 179v: Röm. kgl. Mt. und der herrn comissarien anthwort uf der andern stende bedencken der thurckenhulf halben.

In der Antwort auf Nr. 94gehen Kg. Ferdinand und der ksl. Kommissar Naves auf einzelne Artikel des altgläubigen Gutachtens ein und ergänzen und modifizieren dieses geringfügig. Die Artikel, auf die Bezug genommen wird, sind in eckigen Klammern kursiv angegeben.

[Art. 1: ad Nr. 94, Art. 1 bis 5] Die röm. kgl. Mt. etc., unser allergnedigister herr, und der röm. ksl. Mt., auch unsers allergnedigisten herrn, averordenter comissari–ahaben der kfl. rette, fursten und stende und der abwesenden botschaftn ubergebne schrift [Nr. 94] auf irer kgl. Mt. und der ksl. comissarien ersten furtrag [Nr. 43] und daruber bisheer vilfeltigen beschehen muntlichen handlung in sachen betreffend die hochnottwendig turggenhilf nach lengs vernomen und daraus befunden, das sy, die stende, in bedenckhung gegenwurtiger zeit und leuf fur unerschieslich ansehen, das noch dise sommerßzeit gegen dem Turggen ain statlicher, gewaltiger hörzug furgenomen, sonder zu ainer statlichen besatzung der befestigungen an der Thuenaw und in Hungern gegriffen werden solle, zu wolher besatzung sy, die stende, vermog irer vorbeschehnen bewilligung und nach ausweisung des speyerischen reichsabschids die ainfach hilf nach dem wormbsischen bewilligten romzug ze raiten, als nemblich 20 000 zu fueß und 4000 zu roß, bewilliget. Und das solch kriegsfolckh sechs monnat lang, vom ersten tag Maij an tze rechnen, erhalten werden sollte, wie dann solhes in derselben schrift, auch wie und in wolher zeit die bezallung auf solh kriegsfolckh beschehen und wie es mit demselben kriegsfolckh gehalten werden solle, weitter ausgefuert wirdet.

[Art. 2] Und wiewol die kgl. Mt. sambt bemeltem ksl. comissari erwegen und bedacht, das gemainer cristenhait hochste und unvermeidliche notturft erfordert hette, weyl nach vermog aller khontschaftn der Turgkh persondlich im antzug, das man demselben zu rettung und beschirmung teutscher nacion und der cristenhait mit gwalt begegnet sein sollen, nachdem sich aber die alhieig handlung so lang verzogen und allererst jezo zu der volziehung diß hochnottwendigen cristlichen werckhs gegriffen werden sollte, so achten ir kgl. Mt. und bemelter ksl. comissari, das auf dissmalen andere, nutzlichere handlung oder fursehung fueglich nit wol beschehen moge. Bedenckhen auch daneben nit mit geringer beschwerde, so gleichwol die besatzungen inhalt irer, der stende, gutansehens statlich und bei gutter zeit beschehe, das dannocht nit allain die cron Hungern, sonder Osterreich und andere der kgl. Mt. anstossende lender des Turggens straiff und einzug halben in merckhliche und grosse gefar gestellt werden, und das der weg der besatzung allain zu dem nutzlich und gut seye, das der Turgg die cron Hungern under ainest nit uberkhomen noch darin ruebig beleiben oder verharrn moge, und die Hungern nit gar zu abfelligkhait bewegt werden. Nichtzweniger so nemen ir kgl. Mt. und der ksl. comissari solch ir, der reichsstende, notturftig bedenckhen und gethane bewilligung zu gnedigem und guttem wolgefallen an.

[Art. 3: ad Nr. 94, Art. 16] Und dieweil nun ir, der stende, bedenckhen und bewilligen wie gemelt auf die besatzung gestellt und sich die kgl. Mt. zu solher besatzung umb kriegsfolckh in Hungern, Behaim, Ytalia und andern landen bewerben sollte, auch in derselben gefallen steet, fur die raisigen geringe pherdt antzenemen, bedenckhen ir kgl. Mt. und der ksl. comissari, das solhe besatzungen der hohen notturft nach zeitlich beschehen und sonderlich die fleckhen, so wol daniden in Hungern und dem veindt so nahent gelegen sein, in aller eyl besetzt werden sollen, damit der Turgg solche besatzungen nit verweren oder verhindern moge, dann dardurch wurden nit allain dieselben nahend gelegen fleckhen (so an zeitlicher besatzung mangel erschyne) dem veindt haimbgestellt, sonder alles das, so man bisheere mit geschutz, monicion, profiandt, gepeuen und anderm darauf und darein verwent hette, vergebens und verloren sein, und aber der termyn der ersten bezallung auf solch kriegsfolckh allererst auf den halben monat Maij gestellt, hetten demnach die stende zu bedenckhen, das solhes vil zu spat und langsam sein wurde. Deshalben die kgl. Mt. und der ksl. comissari fur ain hohe notturft achten, das durch sy, die stende, yetzo dise erschiesliche weeg und mittl an die hand genomen, damit jezo von stund an der gemain commissari ernennt und derselb mit gelt und aller notturft versehen werde, auf das man alspaldt zu annemung des kriegßvolckhs zu fueß, auch aufbringung der geringen pherdt, greiffen moge. Dann so gleichwol die kgl. Mt. mit solhem gelt jezo schon gefasst und berait in handlung were, das kriegsfolckh aus Italia und von dergleichen fern orten fuern ze lassen, mochte dasselb in ainem monat oder anderhalbem an die ort, da man dessen bedurftig, beschwerlich gebracht werden.

Ob dann wol ir kgl. Mt. mit allen gnaden genaigt, zu verrichtung irer, der stende, jez beschehnen bewilligung ainiche furstreckhung zu thun, so weren doch ir Mt. mit demselben nit gefasst noch dessen stathaft, wie dann solhes sy, die reichsstende, aus dem leichtlich abzenemen und zu bedenckhen hetten, was untreglicher costen und beschwerliche ausgaben irer kgl. Mt., derselben kunigreichen und landen auf zuerustung und erhaltung der armada, geschuz, monicion, profiand, darzue auf besezung und erhaltung der ortfleckhen in windisch landen und anderer orten des vergangen jars aufgeloffen und auf diß jar abermalen auflauffen wurde, neben dem das ir kgl. Mt. zu erhaltung des vergangen winterlegers gemainen reichsstenden auch ain ansehlich furstreckhen gethan, wie sy, die reichsstende, solhes aus der verzaichnuß, so ir Mt. in khurzem inen, den reichsstenden, ubergeben lassen, vernemen wurden [Nr. 135]. Darumb sich in dem faal auf irer Mt. versehung oder erstattung nit zu verlassen. Ir kgl. Mt. wollten sich aber mit allem dem, so irer Mt. und derselben kunigreichen und landen aufgelegt wurde, sovil imer muglich, berait und gefasst machen und uber das, so ir kgl. Mt. zu disem cristlichen werckh bishere bei derselben kunigreichen und landen gehandelt und erhalten, noch weitter handln und an allem irem gnedigen vleiß nichtz erwinden lassen, der gnedigisten zuversicht, derselben irer Mt. kunigreich und lande wurden sich abermaln wie vor statlich angreiffen. Sollte es aber an dem erwinden, das das kriegsfolckh aus mangel aines vorrats an gelt nit zeitlich bestellt oder angenomen und, sopaldt als es die notturft zum hochsten erforderte, in die besatzungen bracht werden und, so das gleichwol in die besatzung kheme, dasselb kriegsfolckh mit khainem vorrat an gelt versehen sein, angesehen das inen die bezallung der veind halben nit jederzeit zuegebracht werden mag, hetten sy, die stende, zu erwegen, das dardurch nit allain dise ir getreue, wolgemainte beratslagung, handlung und bewilligung fallen und on frucht sein, sonder auch aller costen und ausgaben zu volziehung solher irer bewilligung hinach vergebenlich und on nutz verschwent wurde. Deshalben, so wollen die kgl. Mt. und der ksl. comissari sy, die stende, zum hochsten vermant haben, das sy in disem punctn, darauf dann alle wolfart diß werckhs stuende, statliche und notturftige fursehung thun, auf das mit eylender und statlicher besatzung furgangen werden und das, so von inen, den stenden, bewilligt, nutzlich und erschieslich sein mochte, wie dann die kgl. Mt. und der ksl. comissari aus irer, der stende, bisheer gepflegnen handlung gespurt und befunden, das sy darzue aus cristlichen gemueten begierlich und genaigt seyen.

[Art. 4: ad Nr. 94, Art. 9 und 10] Daneben wollen die kgl. Mt. den stenden gnediger und genaigter mainung nit verhalten, das ir kgl. Mt. hiebevor mit etlichen derselben erblanden des zuezugs halben gehandlt, auch denselben erlangt, und wollen ir kgl. Mt. mit der cron Beheim und derselben zuegeherigen landen yezo alspaldt derhalb auch ferrer handln, zuversichtlich, die werden sich in dem faal auch gehorsamblich erzaigen. So wollen ir kgl. Mt. von bemelter irer kunigreich und lande wegen zu beratslagung des zuezugs, wie solhes von den stenden notturftigclich und wol bedacht worden, auf den furgenomen tag geen Passaw verordnen und schickhen und die andern botschaftn aus den kraisen gestallt und gelegenhait solhes zuezugs aus irer kgl. Mt. kunigreichen und landen notturftigclich und gnuegsamblich erinnern und berichten lassen.

[Art. 5: ad Nr. 94, Art. 11] Von wegen haltung der khuntschaftn gegen dem Turckhen haben ir kgl. Mt. bis anhere khainen vleiß noch costen gespart und wollen es hinfur gleichermassen thun und alles deß, so den reichsstenden ze wissen vonnotn, die negstgesessnen fursten und stende des Reichs jederzeit berichten.

[Art. 6: ad Nr. 94, Art. 6 und 8] Was dann die kgl. Mt. neben dem ksl. comissari bei bebstlicher Hlt., der ksl. Mt., der herrschaft zu Venedig und bei andern laut irer, der stende, gutbedunckhens furdern und handln solle, des sind ir kgl. Mt. und bemelter ksl. comissari gnedigclich und gutwillig genaigt. Das auch ir kgl. Mt. die mandata zu erlegung und bezallung diser beschehnen bewilligung an die reichsstende ausgeen lassen.

[Art. 7: ad Nr. 94, Art. 23] So wollen sich ir kgl. Mt. gegen den reichsstenden, so in Osterreich beguetet sein, diser bewilligung halb dermassen erzaigen und halten, dess sy sich nit zu beschwern haben sollen. Das aber von deren wegen, so die kgl. Mt. in den schwebischen und reinischen kraisen bisheere gegen dem Reich vertretten und ausgezogen hat, meldung beschicht, haben sich die reichsstende zu erinnern, was untreglichen last ir kgl. Mt. in diser expedicion das vergangen jar uber sich genommen und in diser jezigen bewilligung noch tragen und laisten mueß. Sollte nun ir kgl. Mt. derjhenigen, so in derselben landen gesessen und dem haus Osterreich verwant und zuegethan, auch bisheer von demselben gegen dem Reich vertretten worden, mit irer hilf nit geniessen, so wurde irer Mt. solher last noch beschwerlicher und untreglicher sein. Wiewol nun derselben landsessen und verwanten des haus Osterreichs nit vil, sich auch derselben anslege in das Reich auf ain geringe summa und nit gar auf 200 zu roß und fueß, erstreckhen, so wurde es doch irer kgl. Mt. bei derselben landn und underthanen allerlay nachteillige verhinderung und zerrutlichait bringen, wo die mit iren hilfen in disen notn von inen abgezogen werden sollten. Deshalben der kgl. Mt. genedigs ansynnen und begeer ist, die stende wollen irer kgl. Mt. hierin, in bedenckhung hieob erzellter ursachen, gehorsamblich und gutwillig verschonen. So ist irer kgl. Mt. nit zuwider, das auf negstkhomendem reichstag deren und anderer halben, so von etlichen chur- und fursten gegen dem Reich vertretten und ausgezogen werden, handlung furgenomen und geburendt einsehung beschehe. Wollen sich auch ir kgl. Mt. in dem fall der gebur und billichait erzaigen und halten, des die stende irer Mt. halb khain billiche beschwerdt tragen söllen.

[Art. 8: ad Nr. 94, Art. 2] Nachdem auch von den stenden ains khunftigen reichstags halben, so zu ksl. Mt. ankhonft im Hl. Reich gehalten werden soll, anregung beschicht, damit auf demselben statlich gehandlt und beratslagt, wie der Turgg auf das khunftig jar zu wasser und landt zeitlich anzegreiffen seye, achten die kgl. Mt. und der ksl. comissari zu merer gelegenhait und furderung diß loblichen, cristlichen furnemens und vorhabens fur dienstlich und nutzlich, das derselb reichstag jezo ernennt und auf prima Decembris schierist angesezt und die malstat geen Speyer, Wormbß oder ain ander gelegen ort am Reinstram furgenomen werde, auf wolhen reichstag die ksl. Mt. gewislich persondlich erscheinen, auch die besuchung desselben den churfursten annemblich und gelegenlich sein wyrdet.

Sovil und was aber von inen, den stenden, zu vergleichung und ringerung der anslege, und was demselben anhengig ist, und sonst in anderm mer fur rettlich und gut angesehen werden, das alles lassen ir die kgl. Mt. und der ksl. comissari gnedigclich und wol gefallen. Und das diesselben nottwendigen handlungen in das werckh gericht werden.

Und beslieslich, so ist der kgl. Mt. und des ksl. comissari gnedigs und gutlichs ansynnen und begeer, die stende wollen den besluß diser handlung mit dem allerehisten furdern, denselben khainswegs lenger anstellen noch aufziehen, auch solhen besluß aus den hievor erzelten ursachen auf die weg stellen und richten, damit dises ir, der stende, loblich furnemen und vorhaben gemainen reichsstenden, auch gantzer teutscher nacion und der cristenhait zu nutz und wolfart erschiessen moge, wie sich dann deß ir kgl. Mt. und der ksl. comissari zu inen, den stenden, gnedigclich und gutwillig vertrosten und verstehen wollen.

Anmerkungen

a
–aIn B marg. korr aus: commissarien. In DG: verordnete commissarien. Am 16. April war nur mehr ein ksl. Kommissar in Nürnberg anwesend, nämlich Dr. Johann von Naves. Pfgf. Friedrich war bereits am 5. April abgereist und Bf. Christoph von Augsburg war am 15. April im St. Egidienkloster in Nürnberg verstorben.