Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Frankfurt ISG, RTA 54, fol. 291r–294v (Berichtsprotok. v.d.Hd. Lambs); ÜS fol. 291r: Reinisch kreiß zu Nurnberg anno etc. 43. DV fol. 294v: Rheinisch kreiß.

[291r] Saturni, 20. Januarij: Heute die anwesenden gesanten der stende deß rheinischem kreiß beyeinander gewesen. Ist von einem yeden anzeigt worden, waß ansuchens und clagens seiner herschaft von dem kriegsvolck der noch aussteenden besoldung halber begegnen. Haben sich demnach uff den nehern wormsischen disser stende abschiedt [1542 Okt. 28] unterredt, waß deßhalben yetzt allhie bey der kgl. Mt. und gemeinen reichsstenden disses kraiß notturft nach zu suppliciren und zu suchen sein mochte1, aber in disser beratschlagung so viel befunden, daß solichs fuglich nit khonte beschehen, sie hetten dan zuvor von iedem kriegsrhate und dessen gegenschreiber, auch den kreißinnemmern, aller ding gruntliche rechnung entpfangen. Und sich daruff entschlossen, dieselben hieher zu beschreiben und rechnung von inen zu nemen, wie dan auch solche schriften an dieselben noch dieß tags gefertigt und hinweggeschickt worden.

[291v] Mercurij, 14. Februarij: Sein die gesanten diß kreiß stende beyeinander, auch der kriegsrhat, Jorg von Bulach, und die zwen verordneten innemer zugegen gewesen. Haben sich der kriegsrhat und die innemer zu der rechnung erpotten und gepetten, die von inen zu entpfangen. Und dieweyl von den fstl. gesanten anzeigt worden, wie bey den gemeinen stenden bedacht were, daß man ein ausschuß ordnen, der alle rechnungen von den innemern und andern anhoren solte, so haben sich die gesanten diß kreiß verglichen und iren innemern und kriegsrhat bevollen, noch zur zeyt niemant kein rechnung dan dem kreiß zu thun, und zu solchem nehstvolgenden Montag den innemern ernent, sofer desselbigen tage sonst kein reichsversamlung sein wurde etc.

Notum, notum: Und haben sich die hessischen mit diß kreiß stenden uff dissem tag in die rhat und handlungen nit inlassen wollen.

[292r] Martis, 20. Februarij: Sein die zwen verordneten innemer diß kreiß erschienen, ire rechnung aufgelegt, die man von inen entpfangen und angehoret2. Daruff sie letzlich begert, man wolte sie quittiren und, nachdem sie nhun ir werck gar verrichtet, irer glubd und[eid] ledig zelen. Dieweyl auch sie und ir schreiber in dissem werck vielfaltig muhe und arbeyt gehabt, sie derhalben bedencken etc. Daruff inen zu antwurt worden, man funde ire rechnung anders nit dan erbar und rechtgeschaffen, deren man auch noch zur zeyt wol zufriden. Aber ir uberig begeren wolte man weyther bedencken und sich aller gepur halten etc.

[292v] Mercurij, 21. Februarij: Ist die rechnung von dem kriegsrhat und dem gegenschreiber gehort und zu ferrer erwegung derselben ein ausschuß verordnet worden. Eß haben auch beide, der kriegsrhat und gegenschreiber, gepetten, nachdem grosse muhe, arbeit und gefar gehabt, sie derhalben baß zu bedencken.

Anmerkungen

1
Siehe die Instruktion Pfgf. Ruprechts von Pfalz-Zweibrücken-Veldenz zu den Verhandlungen der oberrheinischen Kreisstände (Nr. 62).
2
Dr. Christoph Welsinger berichtete an Bf. Erasmus von Straßburg über die von den Einnehmern des oberrheinischen Kreises vorgelegte Abrechnung, Nürnberg, 1543 Febr. 20: Uff heut dato haben die stend des reinischen kraiß rechnung von den einnemern des gemainen pfennigs gehört und emphangen. Und pleybt das remanet, so noch in der druchen zu Franckfurt vorhanden, 36 600 und etlich fl. Dieweyl aber jetzunder allerhandt anforderung von dem obersten veldthauptman, alß welchem noch vier monat unbezalt aussteen sollen, dorneben von H. Dietherichen von Pfirdt, dergleichen von H. Johann Hulchen nit allain an gemaine stend des Reichs, sonder auch an den reinischen kreiß beschehen und aber berurter kraiß sunst mit vielen obliegenden beschwerden fur andere kraiß beschwert, so haben die gesandten vilgemelts des reinischen kraiß fur rathsam und gut ansehen, dem adel und der ritterschaft im undern Elsas zu schreyben und bitlichen anzusuchen, das sie ir erlegt gelt, so sie noch beyhanden haben sollen, wolten in ansehung der mercklichen beschwerden vilgemelts kraiß in die gemain truchen gen Franckfurt khommen und lieffern lassen. Dieweyl sich aber sollichs zu beschehen die stend zu euern fstl. Gn. ain sondere hoffnung und trost haben, das die sollichs werck wol dohien richten und befurdern mogen, so haben sie mich gebetten, sollichs euern fstl. Gn. anzuzaigen, mit undertheniger bith, euer fstl. Gn. wolten dem gantzen kraiß zu gnaden und guetem die sach neben sollichem irem schreyben schriftlich oder muntlich bey irem amptman Josten von Seebach und anderen vom adel dohien laitten und richten helfen, domit solliche summa möcht in des gantzen kraiß truchen ingelegt und gelieffert und dester statlicher den beschwerden abgeholfen werden. Und so euer Gn. ein antwurt zukäme, das dieselb sollich unverzuglich, wo der reichstag noch weren solt, mir zuschicken wolt oder, wo die stend verzogen, die den kraißfursten uff des kreiß costen zum furderlichsten zu ubersenden. Dieweyl ich dan solliches begern den stenden mit fuegen nit hab abschlagen konnden, hab ich solliches bey irem potten euern Gn. anzaigen wollen, domit sich die dester baß hienach habe zu richten. [...]. In: Straßburg AD, 15 J 18, unfol. (Ausf.). In einem Schreiben aus Zabern vom 10. März 1543 an Dr. Welsinger erhob Bf. Erasmus von Straßburg Anspruch auf das in der Kreistruhe zu Frankfurt befindliche Restgeld des Gemeinen Pfennigs von 1542, um die ausstehende Besoldung der Befehlshaber im Türkenzug, in diesem Fall Georg von Heideck, bezahlen zu können: [...] Und werden wir teglich von unserm kriegßvolck umb bezalung angelangt, uber das alles unser gesamelt gelt in den reynischen kreyßtrogen komen ist, auch hat in sunderheyt H. Jorg von Heydeck uns 14 pferden halb umb ussteend besoldung fur ein monadt und abzug angelangt. Dem wir geantwortet lut inligender abschrift. Dywyl dan yederman von uns bezalt sein will, so fordert unser notturft, das wir dagegen unser ingelegt gelt, so noch im rynischen casten vorhanden ist, auch wider fordern lassen, damit wir denen, so uns gedient, mit gepurlicher bezalung begegnen mögen, als wir auch begern, in der notturft noch bey den stenden des Reychs und rynischem kreysses thun sollent, wie wir nit zweyfeln, in glychem fall andere fursten und hern diß reynischen kreysses thun werden. Dann sollten wir solche bezalung uß dem unsern thun, so komen wir in zwyfachen schaden. Dywyl wir dann die begerenden noch alle uff deß Reychs stenden darunder vorhabende handlung uffgezogen, so wollent uns bey zufelliger botschaft zuschryben, weß deßhalben gehandelt oder nit und was darunder anderer fursten und hern meynung sey oder weß sie sich gegen iren kriegßluten solcher bezalung halben halten wollen, uns auch dester baß darnach mogen haben zu richten. [...]. In: Straßburg AD, 15 J 18, unfol. (Konz. mit mehreren PS und Zetteln).