Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Berlin StaBi, Handschriften Abt., Ms. germ. Fol. 212, fol. 112r–114v (Kop.); AS fol. 112r: Der kgl. Mt. anpringen, den stenden der augspurgischen confession mundtlich gethan des abschieds halben uff derselben stend weygerung. 20. Aprillen.

B Frankfurt ISG, RTA 53, fol. 150r–151v (Kop.).

C Nürnberg StA, Fürstentum Ansbach, RTA 23, fol. 524r–526v (Kop.); AS fol. 524r wie in A.

D Hannover NLA, Celle Br. 1, Nr. 22, fol. 158r–159v (Kop.).

E Stettin AP, AKW Sign. 95, fol. 172r–173v (Kop.); AV fol. 172r: Actum Nuremberg, ahm 18. Aprilis mundtlich.

F Stuttgart HStA, A 262 Bd. 23, fol. 450r–452v (Kop.); AS fol. 450r: Röm. kgl. Mt. und der ksl. comissarien beschehen mundtlichs antragen mit zustellung der babistischen stend beratslagung der turckenhilf [Nr. 94], auch fridens und rechtens [Nr. 179] halben. Beschehen Nurmberg, 1543, den 18. Apprilis.

Die röm. kgl. Mt. sampt den ksl. comissarien2 lassen die stend der augspurgischen confession und religion erinnern der vetterlichen, getreuen und gnedigclichen handlung, so ir Mt. zwischen den andern und diesen stenden gepflogen und welchermassen ir Mt. alle furderung gethan, die augspurgischen confession- und religionsverwandte zu bewegen, damit sie sich mit den andern in handlung eingelassen, darunder dan auch vil gutter zeyt versaumbt und aufgegangen were. Und wisten derhalben die stend der augspurgischen confession und religion noch ungezweyffelt, das ir Mt. nichts hat mogen erheben.

So nun die kgl. Mt. und der ksl. comissarius 3 solche sampte handlung noch nit erheben mochten, so hetten die stend der augspurgischen confession und religion zu erachten, das irer kgl. Mt. nicht anderst gepuren wollen, dan mit den andern in der handlung furzugehen, wie dan geschehen und darauß erfolgt ist. Dieweyl ir kgl. Mt. mit diesen stenden nichts grundtlichs handeln mogen, so haben ir Mt. und der comissarius die hauptsachen mit den andern stenden fur die handt genomen und sich nach langer handlung der hilf halber eingelassen und entschlossen und dieselbigen in schriften [Nr. 94] gestelt, wie sie vernemen wurden, welche hilf ire kgl. Mt. (obwol die noch ein grossere hilf erfordert) zu gnaden angenomen.

Dieweyl nun die stend der augspurgischen confession und religion auch mit eingezogen und, da an inen abgang erscheinen solt, das alles wesen in gefar gestelt wurde, so haben demnach die kgl. Mt. der sachen nachgedacht, welchermassen disen stenden der pillicheyt nach mocht geholfen und sie zu solcher hilf bewegt werden. Und derhalben mit den andern stenden ferner gehandelt, auch sich der puncten friedens und rechtens halben [Nr. 179] auf solche weg eingelassen, das es ihr kgl. Mt. darfur haben, das der andern stende erbietten aller erbarkeyt und pilligkeyt nit ungemeß, auch den negst dieser stend ubergeben artickel nicht ungleich sein solt, alles auf masa, wie auß den schriften zu vernemen sein wurdet.

Dieweyl nun diese stend neben den andern erkennen mogen, inb was gefhar deutsche nation und die christenheyt steen und das derhalben mer dan vor starcker widerstand beschehe und dan die kgl. Mt. das abwesen und absunderung dieser stend mit iren handlungen erstattet [= ersetzt], da auch die sachen dermassen abgehandelt, das diese stend ungetzweyffelt daran gnugsam gesettigtc sein wurden, so wolt inen die kgl. Mt. solche verfaste schriften und wie es abgehandelt guetlich zustellen und die stend gnedigclich ersucht haben, das sie die hohe notturft wol bedencken und sich von den andern stenden dieser zeyt nit absundern wollten, sonder inen des andern theyls bedencken und beratschlagung gefalln lassen, dieselben annemen und sich daran nit irren lassen, das die sachen ausserthalb dieser stende beywesend furgenommen, dieweyl an den andern nichts erwunden und die berathschlagung auch dahin stunde, do sie schon zugegen, das sie nichts anderst hetten handeln mogen.

Die kgl. Mt. wollten es auch dafur halten, das es habendem der stendt bevelch und gewalt nit zugegen, das auch ire hern und obern darin kein misfallens tragen wurden. Dan da ainicher mangl erscheynen und die durckenhilf nit solt geleyst werden, so hetten diese stend zu erkennen, was unwiderbringlichen nachtheyl nit allein dem konigreych Hungern und andern irer Mt. erblanden, sonder auch den nahegelegnen furstenthumben, landen und leuthen, auch deutscher nation darauß erfolgen wolt, und das diesen stenden nit wenig unglimpfs zugemessen werden möchte. Und demnach sollten diese stendt zu demselben kein ursach geben, sonder sich darinnen als christliche heupter und obrikeyt erzeygen.

Ob inen auch uber ksl. Mt. gegebne declaration [RTA JR Bd. XI, Nr. 949] und ihrer kgl. Mt. urkunth [RTA JR Bd. XII, Nr. 148] und assecuration einiches merers scheins vonnothen, so erpieten sich ire kgl. Mt. darinnen gnedigclich zu erzeygen, dermassen das diese stend allen gnedigen und gutten willen spuren und vernemen sollten etc.

Anmerkungen

1
Am 18. April wurden den CA-Verwandten vom König nicht nur die mit den Altgläubigen ausgehandelten Artikel zu Friede und Recht (Nr. 179) übergeben, sondern auch ein Konzept des Reichsabschieds verlesen. Im Verlauf der Reichsratssitzung kam es zu dem hier abgedruckten mündlichen Vortrag des Königs, in welchem er die Protestanten aufforderte, die Bestimmungen des RAb und vor allem die Türkenhilfe zu bewilligen. Der mündliche Vortrag Kg. Ferdinands wurde erst später (vermutlich am 20. April) schriftlich festgehalten: siehe dazu das CA-Protokoll Lambs zum 18. April (Nr. 86c, fol. 255r ).
2
Der Tod des ksl. Kommissars Bf. Christoph von Augsburg im St. Egidienkloster in Nürnberg am 15. April 1543 ist an dieser Stelle noch nicht berücksichtigt. Am 18. April war nur noch der ksl. Kommissar Dr. Johann von Naves in Nürnberg anwesend.
3
Dr. Johann von Naves.
a
In A irrtümlich: das.
b
A om.
c
In A irrtümlich: bestettigt.
d
In A irrtümlich: beywissen.