Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Augsburg StA, Hochstift Augsburg, Münchener Bestand, Lit. 1105, unfol. (Kop.); DV: H. Wolf Dietrich von Pfirts betzalung betreffent.

B Hannover NLA, Hild. Br. 1, Nr. 80, fol. 98r–99r (Kop.).

C Augsburg StA, Reichsstadt Nördlingen, Münchner Bestand, Lit. 52, unfol. (Kop.); ÜS: Supplication an der reichsstend reth und botschaften.

Nachdem H. Conradten von Bemelberg und mir gestern [1543 April 5] von eur Gnn. und Gg. und euerntwegen durch den mentzischen cantzler etliche furschleg unser und der oberambter von dem Reich aussteender besoldung halben thun lassen, welche meines behalts darauf gestanden, dieweil sich die haubtsuma obberurter aussteender besoldung etwas hoch erstreckht und aber das Reich zu betzalung derselben etlicher furgefallner verhinderung halben nit khommen mecht, das wir und ein yeder in sonderheit unserer haubtsumma vermug unserer habenden bestallung beyeinander pleiben, auch dem Reich daruber die furstreckhung thun wollten, damit die oberambter zufriden gestellt. Und sollichs alles und yedes sollt zusamengerechnet und darüber uns vom Reich zu gewarten billiche und geburliche versicherung beschehen. Da uns aber solchs nit annemblich, wern euer Gnn. und Gg. uf ein andern weg, der sich aber, alß zu besorgen, etwas lenger dann diese vertziehen wurde, zu bedenckhen urbutig2.

Uff das haben wir bede unser bedenckhen geben. Hat sich nach genomenem bedenckhen H. Conrat vernemen lassen, daß er solchen furschlag, inmassen uns der von euern Gnn. und Gg. beschehen, verfolgen und annemen wollt, doch dieweil er zuvor von dem Reich verschreibung genugsam, die im auch verbessert nit kundten werden, so sollt man ine doch uf einen gewissen stand des Reichs3 weisen und von dem geburliche verschreibung und versicherung ausbringen, so wollt er alßdann die oberambter seinstails auch zufriden stellen.

Und wiewol ich bey mir solches furschlags, auch daß ich den last, inmassen von H. Conradten beschehen, uf mich nemen sollt, allerlay bedenckhen gehabt, auch mich weiter zu bedenckhen gebeten, und ich aber auch befind, daß mir der ander weg, alß daß ich noch ein zeit lang warten und merern uncosten, der dann sonst nit gering, aufwenden sollt, einen weg fur den andern erwelet. Und zu furderung der sachen, auch zu abhelfung des uncostens, bin ich bedacht, das mitel, wie es H. Conradt furgeschlagen, antzunemen, doch also und mit der beschaidenheit, dieweil ich nit minder dann H. Conrat zuvor von dem Reich verschreibung hab, die mir auch anderst nit gebessert werden mechten, daß erstlich meine, hernach der oberambter besoldung, die ich alle zufriden stellen will, und volgends alle und yede darauf gelaufne uncosten und schaden, soferr jetzt nit mit barem gelt erlegt werden, in ein gewisse suma gerechnet, die zusamengetzogen und namhaftig gemacht und dieselben alßdann auf einen churfursten, fursten, statt oder stand deß Reichs, auch einen nambhaften und habhaften kauffman, die mir annemblich beweisen, und mit demselben gehandelt werde, solcher suma halben geburliche bekhenntnus und schuldverschreibung, daß hundert jerlich mit fünfen zu verpensioniern, von sich zu geben. Bin ich urbutig, solche suma nit allein etliche monat, sunder jar und tag und bis sich das Reich wol vergleichen kann, wie solche betzalung am fueglichsten beschehen mug,[vorzustrecken], deß verhoffens, eur Gnn. und Gg. werden an disem meinem billichen erbieten benuegig sein und mich ferrer zu meinem und deß Reichs schaden, nachteil und uncosten nit vorhalten. Das bin ich umb eur Gnn. und Gg. zu verdienen willig und berait.

[US:] Euer Gnn. und Gg. williger Wolff Dietterich von Pfird, ritter etc.

Anmerkungen

1
Im Reichsrat wurde am 5. April vom Mainzer Kanzler mit den Oberstleutnants Wolf Dietrich von Pfirt und Konrad von Bemmelberg wegen ihrer ausstehenden Besoldung verhandelt, jedoch kein Beschluss gefasst. In der Reichsratssitzung des 6. April reichte Pfirt den oben abgedruckten Vorschlag ein, der von den Reichsständen gutgeheißen wurde, wobei die Kurfürsten für die aufzunehmende Kreditsumme bürgen sollten. Siehe dazu das Heilbronner Protokoll (Nr. 88) zum 5. und 6. April. Die württemberg. Gesandten berichteten am 7. April 1543 an Hg. Ulrich: [...] Und als sie [d.h. die Oberstleutnants] etwo lang alhie verharret, ist di sachen auf vil gephlogne handlung dahin komen, das H. Connrat von Bemelberg solhen ausstand auf landleuffig kauff und gut verschreibung, vom 100 funf furzusetzen und zu leihen, sich erbiten, dagegen wellen der funf churfursten gesandten, rethe und pottschaften, nemblich Meintz, Trier, Phaltz, Sachssen und Branndenburg, von wegen irer gnädigsten herrn der churfursten sich gegen H. Connradten umb dise bezalung obligirn und verschreiben, doch dergestalt, das hochermelten churfursten von gemeinen reichsstenden dagegen auch versicherung gegeben, so in vergleichung der craistruchen etwas bevor oder, so der gemein pfennig von den ungehorsamen stenden eingebracht, das alsdann sie ire obligation widerumb erledigt und bezalt sollen werden oder das ire kfl. Gnn. an kunftiger reichsanlag solhe soma sollen und mögen innen behalten. [...] In: Stuttgart HStA, A 262, Bd. 21, fol. 481r–486v, hier fol. 484v (Ausf.).
2
Die kurbrandenburgischen Gesandten Leonhard Keller und Jakob Schilling berichteten am 6. April 1543 ( freitags nach Quasimodogeniti) aus Nürnberg an Kf. Joachim von Brandenburg über Geldmangel, das Drängen der Gläubiger auf Bezahlung, die mühsamen Verhandlungen über die Höhe der Kreditzinsen und die Schwierigkeiten bei der Bezahlung der Oberstleutnants: [...] Dann was wir nun 14 tag her gessen und gedruncken haben, das haben wir porgen und entlehen mussen und konnen nicht wissen, wie lang der rheichstag noch weren mag, wiewol sich kgl. Mt. vernemen lest, uber acht tag hie nicht verharren, und damit man doch nichtdestweniger zu abhandlung der andern puncten etc. komen moge, sein commissarien hinter ime lassen will. So ist Pfgf. Fridrich sambt seiner gemahel gestern vor dato [1543 April 5] von hinen schon verruckt, und als man sagt nach Haydlberg, villeicht gar ins Niderlant etc. So vermaindt man sich röm. ksl. Mt. ankonft ins Rheich noch in wenig monaten. [...] Und was wir dagegen furwenden und vertrosten auf des Rheichs schuld [...] will alles nichts helfen, dan wie es umb bezalung der rheichsstendt stet, ist laider schier dem kindt uf der gassen bewust. Und ligen H. Wolf Diettrich und H. Kunrat von Bemelberg etc. samt iren oberemptern noch hie, konnen kein betzalung bekommen, verzeren ains dails, was sie haben, und wollen di wirt inen weder zu essen noch zu drincken mher geben. Ist ein solhs geschray, daß schandt und zu erparmen ist, und zu besorgen, die luttenandt werden ire oberempter selbst bezalln mussen. Deß wurde dann H. Kunrat von Bemelberg (wie er sich horen lest, euer kfl. Gn. ime guth gesagt haben) sich von euer kfl. Gn. erholen, welchs wir, sovil immer muglich und menschlich, je gern verkomen wolten. Und besorgen warlich, daß euer kfl. Gn. ires ausstendigen statgelts und außgebens langsam werden bezalt werden. Und wolt Got, euer kfl. Gn. solhs nach Bartholomei [Aug. 24] bekomen mochten. [...] In: Berlin GStAPK, I. HA, Rep. 10, Nr. D, Fasz. D, fol. 1r–6v, hier fol. 3v–5v (Ausf.).
3
Die Reichsstände versuchten in der Reichsratssitzung des 5. April 1543, die Reichsstadt Nürnberg dazu zu bewegen, das ausstehende Geld für die Besoldung der hohen Ämter vorzustrecken, doch die Stadt lehnte ab. Siehe das Heilbronner Protokoll (Nr. 88) zum 5. April.