Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Straßburg AM, AA 503, fol. 176r–178v (Konz.); DV fol. 178v: Dem ersamen, hochgelerten, unserm lieben besondern Dr. Wernhern Kochen, wormbschen cantzler, yetzo zu Nurmberg. ÜS fol. 176r: An Dr. Wernhern Kochen, wormbschen cantzler.

Dankt für zwei Berichte Kochs aus Nürnberg vom 14. März (Nr. 333) und vom 15. März und für die Druckschriften betr. den Geldernkonflikt. Bitte an Dr. Koch, weiterhin die Vertretung für den aus Nürnberg abgereisten Landschreiber Konrad Junge zu übernehmen.

Sovil es nhun die heuptpuncten, zertrennung mit den protestierenden und ob sich die gehormsamena stende nichtdestominder uf der kgl. Mt. und ksl. commissarien proposition wurden einlassen, wes ir euch von unserntwegen im selbigen halten bericht zu werden begert, belangt, geben wir euch daruf gnediglichen zu vernemen, das wir disse zertrennung im Reich bitz anher und noch nie gern gesehen, wole befunden, wes beschwerlichen nachteils daruß ervolgt und noch ervolgen mage. Das uns auch dieselbige zertrennungen und zweyenungen diessen grossen, sorglichsten veindt, den Turcken, so weit ins Reich pracht, und derselbig dermassen verfast und gerust ist, [dass] wir samentlich, so wir aintrechtig im Reich beieinander plyben, gnug zu widdersten haben wurden. So wir nhun getrent, und so die hulf von den protestierenden ußgezogen, besorgen wir, das nit allain solichs dem gantzen werck zu widderstandt dem Turcken wurdt nachteilig sein, sonder das wir und andere fursten unsersgleichen solichen last von unserm inkommen nit werden in die harre lyden konnen, dan zu eynem solichen gemaynen werck wil auch ein gemaine hulf sein. Sol dan nhun ein theil im Reich sein hindersassen zu widderstandt dem Turcken anlegen und der ander theil das underlassen, was es vor willen und ungemach im Reich bei diessen geschwinden leufen mocht erregen, das stet wole zu bedencken. Wir geschwigen anderer sorglichait, zwyspalten und emporungen, die sich sonst hiezwuschen im Reich zutragen und unsere gegensacher zu irem furnemen steuren mochten.

Das, auch andere hochtrefflichen beschwerde, ob- und anliegende sachen, zwyfeln wir gar nit, werden die ksl. und kgl. Mtt., auch die gehormsamen stende sonder zwifel notturftiglich erwegen, darvon rathschlagen und versehung thun, damit dem unrathe, sovil muglich, widderstanden werdt. Was dan gemaine gehormsamen stende in dem gemainlich beschliessen und meren werden, dem wollen wir, sovil uns ymmer muglich und sich unser vermogen erstreckt, gern gehormsam vollenziehong helfen thun und von gemainen gehormsamen stenden durchuß nit sondern. Und demnach ir von wegen unsers gnedigen herrn von Wormbs vor uns die anredt hapt und bitzher, sovil wir darbei gewesen, nit herkomen, das ein rathe oder potschaft, die mhe dan von synes herren wegen gewalt gehapt, vil die habende gewelde nach beschlus synes rathschlags angezogen und angeregt, mocht ir euch demselbigen auch gemes halten, da wurde destoweniger unsernthalben disputirt.

Verners so hat uns unser landtschriber auch bericht, das sich unsers gnedigen herren pfaltzgraven rethe1 itzo zu Nurnberg gutwillig erpotten, euch von unsertwegen in furfallenden schweren anliegen beraten und beholfen zu sein. Die hapt ir alwegen in zit der noit rathswyse zu befragen. Syndt ongezwifelt, die chur-, auch andere gehorsamen fursten werden uf mittel und wege gedencken, so disse zertrennung solt bescheen, wie mitler zeit ein jeder zu plyben hette.

Bf. Philipp wurde durch den Regensburger Reichsabschied zu einem ksl. Kommissar bei der Visitation des Reichskammergerichts bestimmt (RTA JR Bd. XI, Nr. 941, § 38). Aus gesundheitlichen Gründen möchte er dieser Funktion enthoben werden, weshalb er den Gesandten bittet, ir wollent bei irer [ksl.] Mt. vicecantzler, dem Naves, und, so vonnoten, bei den ksl. commissarien unser leibs ungelegenhait anzeigen und pitten, wo deshalb withere commission uf uns gestelt wolt werden, das wir darfur underthenigst pitten und unsere ungelegenhait, zum pesten irs zu thun wist, also furwenden, damit wir dessen hinfurther erlassen2.

Anmerkungen

a
Eigenheit des Schreibers, auch im Folgenden immer „gehormsam“ statt „gehorsam “.
1
Wahrscheinlich die Gesandten Kf. Ludwigs von der Pfalz: Wolfgang von Affenstein und Hans von Wallbrunn.
2
Der Bf. von Speyer wurde nach dem Ende des RT von dem zum reichsständischen Visitator des RKG bestellten Bf. von Würzburg, der diese Funktion nicht annehmen wollte (Nr. 305) und dagegen protestierte (Nr. 412), gebeten, ihn als Visitator zu vertreten. Dieser Bitte kam Bf. Philipp von Speyer nach, wie er dem Kaiser in einem Schreiben vom 9. Juli 1543 mitteilte; gedr. bei: K. Lanz, Correspondenz des Kaisers Karl V., Bd. 2, Nr. 507, S. 393f. Siehe auch Nr. 305, Anm. 3.