Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer
A Nürnberg StA, Reichsstadt Nürnberg, RTA 17a, fol. 1r–9v (Kop. ohne Unterschriften der Städtevertreter).
B Augsburg StA, Reichsstadt Nördlingen, Münchner Bestand, Lit. 773, unfol. (Kop. mit Liste der anwesenden Städtevertreter); DV: Der erbarn frey- und reichstett abschid, auf dem reichstag zu Nurnberg gmacht etc. anno 1543.
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Nun aber etliche vil derselben also gesuchten und gefunden alten handlungen sambt den daruber, sonderlich aber auf die jungst alhie neben dem stetabschid gestellt und ubergeben proposition, gemachten und verfertigten ratschlegen1 den erbern stetgesandten furgelegt, welche aber, angesehen, das sie etwas groß und weitleuftig, etlichen hochverstendigen und gelerten, darzu in sonders erwölten und benennten personen zusamenzuziehen und volgends solchen iren auszugk den gemeinen stetgesanten, die vernere notturft und gelegenheit darauf zu bedencken, wider furzubringen bevolhen worden. Dem auch dieselben dartzu verordenten personen mit allem getreuem vleis nit mit geringer muhe und arbeit volg gethan und noch, also das irenhalben einicher mangel hieran nit erschinen ist2.
Wiewol nun der erbern stet gesandte, sovil dern yetzo alhie versamelt, gantz wol geneigt und unbeschwerdt gewest, den vorertzelten abschieden nachzugeen, uber solchen aus den bemelten ratschlegen und alten handlungen gemachten außzugk ze sitzen und der gemeinen erbern stet nutz, notturft und gelegenheit mit bestem vleis zu bedencken, so hat es aber neben dem, das es der vilfeltigen andern furgefallen gescheften muhe und arbeit halben nit wol oder fuglich geschehen konnd, auch sonst allerlei sorgfeltigkeit bey inen gewaltet, und sonderlich fur etwas hoch beschwerlich angesehen, dieweil sie, die stetgesanten, jetzo in so gar geringer anzal alhie beyeinander sich solcher hochwichtigen sachen, daran allen erbern frei- und reichsstetten in gemein ir reputation und wolfart gelegen, alleinig zu underwinden. Und darumb furs pest und nutzlichst bedacht, dieweil jetzt auf disem reichstag alhie die absonderung der erbern stett gesanten von den andern reichsstenden abermals und etwas beschwerlicher dann zuvor ye geschehen furzenemen understanden, und dann solcher der gemeinen erbern stett beschwerung halben an keinem ort fuglicher, nutz- und fruchtbarlicher handlung furtzenemen und zu pflegen dann bei der röm. ksl. Mt., unserm allergnedigisten herrn, als dem haupt im Hl. Reiche, das dann in ansehung, das ir ksl. Mt. verhoffenlich in kurtzem in das Reich ankumen wurdet, furderlich ein gemeiner stettag altem gebrauch nach außgeschriben und gehalten, darauf der obgemelt auszugk3, auch, wo vonnoten, die vorberurten ubergeben ratschleg und andere handlungen diser sachen halben fur handt genomen, aller notturft nach besichtigt und mit vleis bedacht werden sollt, ob darauf und welcher gestalt, auch mit was instruction ein stetpotschaft zu der ksl. Mt. zu verordnen, die diser gemeinen, auch anderer sonderbarn stet beschwerungen halben zu gelegner zeit bei irer ksl. Mt. handeln und werben mocht, was der erbern stet notturft und bevelch sein wurde.
Und damit aber ein jede stat sich in dem bemelten jetzt alhie gemachten außzug der notturft nach zu ersehen, ire gesanten auch auf den kunftigen stettag desto baß und mit statlicherm bevelch moge wissen abzufertigen, so ist fur gut angesehen, das desselbigen außzugk ein benennte anzal exemplaria im truck verfertigt, die alßdann furderlich den erbern stetten, so das ausschreiben haben, zugeschickt, durch welche ausschreibende stet volgends auch allen andern erbern steten, so bei inen darumb ansuchen, solche exemplaria auf iren costen mitgetheilt werden, doch das dieselben disen außzugk und handlung sonst weither niemandem mitheilen noch in frembde hende kumen lassen, sonder allein bey inen selbs in bester geheimbe und guter gewarsame halten sollen.
Dieweil auch uber disen außzugk, den also ins werck zu pringen nit geringe muhe und arbeit gangen, also das die darzu verordente personen solcher irer gehabten und zum theil noch vorsteenden arbeit halben von billicheit wegen auch mit geburlicher und danckbarer belonung zu bedencken, so soll auf den gedachten kunftigen stettag derhalben auch fertigung und bevelch gegeben und alsdann, wie mans damit halten woll, geschlossen werden.
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Hierauf so haben sich der erbern stet gesante, was inen hierinnen ze thun oder ze lassen sein möcht, aller notturft nach underredt und die sach gantz wol bewogen. Wiewol nun ire bevelch unter anderm vast durchaus dahin gestanden, das sie in kein vernere anlag willigen solten, es were dann zuvorderst dem speyrischen abschid mit versprochner vergleichung, auch ringerung der anschleg gelept, so ist dannocht bei inen bedacht, dieweil dise bevelchsleut ein seltzam gesynd, das sich auch jetzt alhie allerlei trohewort, sonderlich der erbarn stet halben, horn lassen, das dann, wo sie mit so gar lerer handt abgewisen und inen doch aufs wenigist ir erlitten zerung nit betzalt werden, niemand mer nachteil und gefar darob besteen und gewarten musst dann die erbarn stet, in betrachtung, das sie in craft der zu Speyer irenhalb geschehnen besiglung desselben abschids und aufgerichter bestelbrief disen bevelchsleuten weniger nit dann andere stende verpflicht und sie sich allwegen vermutlich ehe an die erbern stet dann andere stende hencken und halten wurden. Und darumb fur ratsam und gut angesehen, solche geringe anlag, allerlei nachteil und schaden dardurch zu furkumen, nit zu waigern, sonder neben und mit den andern stenden zu bewilligen, welche bewilligung auch darauf in massen und gestalt, wie hernach volgt, geschehen ist: Nemblich wiewol inen, der erbern stet gesanten, beschwerlich in einich verner anlag zu betzalung des kriegsfolcks zu bewilligen, uber das ire obern dem speyrischen abschid irs theils in allweg gelebt und billich gehofft, es solte die vor verabschidet vergleichung der kreistruhen gevolgt sein, dardurch die obersten und bevelchsleut hetten mugen betzalt werden, so wolten sie doch gleichwol ausserhalb bevelchs, dieweils also umb ein gerings ze thun, irs theils bewilligen, das dise der bevelchsleut zerung also zerschlagen und under die anwesenden stende und gesanten getheilt wurde nach dem wormbsischen anschlag, wie vor gemelt uff ein gereisigen 9 kr. und auf ein fußknecht 3 kr., damit den yetzt hie ligenden knechten ir zerung davon bezalt und man irs clagens und nachlauffens abkomen möcht, doch aber mit der protestation, das sie, die stetgesanten, dardurch von dem speyrischen abschid nit gewichen oder in dise ungleichmessigen alten anschlege in andern fällen bewilligt haben wollten. Dergleichen den abwesenden fursten und stenden diser anschlag auch auferlegt und sovil muglich eingebracht, alsdann zu andern notturften gebraucht werden solten, mit dem erbieten, das sie, die stetgesanten, solchs den abwesenden stetten auch anzeigen und, was von denselben eingebracht, hinter einen erbern rathe alhie zu Nurmberg erlegen. Und so die jetzt abwesenden fursten und stende ir gebur also auch erlegt hetten, sich alßdann mit den gemeinen stenden, wartzu solch gelt alles zu gebrauchen, vergleichen wolten etc.
Demnach und dieweil solche anlag umbs pesten willen, ergers damit zu verhuten, durch die anwesenden stetgesanten also bewilligt, auch irer herrn und obern gebur alspald erlegt und zu betzalung der bevelchsleut zerung gebraucht und außgeben worden und dann bei inen fur billich und gleichmessig angesehen, das der lasst nit allein auf den anwesenden stetten ligen, sonder di andern erbern stet, so nit geschickt, ir zerung, auch vil muhe und arbeit erspart, gleicher gestalt auch zu belegen seien, so ist derhalben verabschidet, das dieselben jetzt abwesenden stet, von dernwegen alhie nichts erlegt worden, ir geburnus wie obstet aufs furderlichst hieher hinter ein erbern rathe oder, wo nit, dieselbig alßdann auf den kunftigen stettag gewisslich schicken und daselbst erlegen, daran auch nit seumig sein. Und das auch solich gelt, so dermassen durch sie also erlegt, beyeinander pleiben soll ligen, so lang biß mit gemeiner erbern stet wissen und willen beschlossen wirt, warzu es am nutzlichsten zu gebrauchen und zu bewenden sein muge.
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Uff solchs ist bei den stetgesanten fur gut geachtet, dem speyrischen gesanten auch also angesagt worden, bey seinen herrn anzupringen und zu furdern, damit bemeltem kfl. schreiben und erbieten also nachgangen und gelebt. Im fall dann, so inen darauf weither aufzugig oder aber abschlegig antwurt volgen wurde, das alßdann ein erber rathe zu Speyer solchs auf dem kunftigen stettag auch wider furtragen und darinn der gemeinen erbern stet gesanten fernern rathe, hilf und beistandt ersuchen lassen möcht.
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Datum.
aHernach volgen die namen der stettgesanten, so auf disem reichstag und bey dem beschluß dises abschids entgegen gewest:
Von der schwäbischen panck:
Regenspurg: H. Ambrosius Amman, schulthayß.
Augspurg, mit bevelch der stett Thunawwerd und Kauffpewren: H. Georg von Stetten, H. Claudius Pius Peuttinger Dr., H. Sebastian Seytz.
Nurmberg, mit bevelch der stett Rottenburg auf der Tauber, Windßhaim, Schweinfurt und Weyssenburg auf dem Norckaw: H. Hieronymus Baumbgartner, H Hieronymus Holtzschucher, H. Sebald Haller.
Ulm, mit bevelch der stett Reutlingen, Haylbronn, Wimpffen, Kempten, Yßna, Bibrach, Buchaw und Allen: H. Weyprecht Ehinger Bgm., H. Martin Weygkman.
Eßlingen: H. Johann Machtolff Lic. und syndicus.
Nördlingen: H. Wolff Graff Bgm.
Schwebischen Hall: H. Matern Wurtzelman, statschreyber.
Rotweyl: H. Conrat Spretter, hoffgerichts- und stattschreyber daselbst.
Memmingen, mit bevelch der stett Lindaw und Lutkirch: H. Georg Meurer [= Maurer].
Dinckelspuhel: H. Michel Paur Bgm.
Ravenspurg: H. Conrad Geldrich [= Goltrich], H. Gabriel Krotla [= Krötlin], stattschreyber.
Von der reinischen panck:
Coln: H. Johann Hellman Lic.
Straßburg: H. Jacob Sturmb, stettmaister, H. Ludwig Gremp Dr., H. Michel Han, syndicus.
Wormbs: H. Johann Jungler, stettmaister.
Speyr: H. Rudolff Schelnhorn, stattschreyber.
Frangkfurt, mit bevelch der statt Wötzler: H. Hoyer von Melheim [= Ogier von Melem], Hieronymus zum Lamb Dr.
Hagennaw, mit bevelch der stett Colmar, Schlettstat, Weyssenburg am Rhein, Landaw, Oberehenheim, Roßheim, Thurckhaim, Munster im St. Gregorienthall, Kaysersperg: H. Hanns Stemler, stettmaister.
Goßlar: H. Johann Koch.
Northausen, mit bevelch der statt Mulhausen: H. Michel Mayenburg.