Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Nürnberg StA, Reichsstadt Nürnberg, RTA 17a, fol. 37r–50r (Kop.); AS fol. 37r: Protestation der erbern frey- und reichsstett auf und wider den reichsabschide, so uf dem reichstag zu Nürmberg, den 23. Aprilen 1543 ergangen und publicirt, ubergeben worden ist.

B Frankfurt ISG, RTA 54, fol. 156r–159v (Kop.); DV fol. 159v: Instrumentum protestationis der freien- und reichsstett gesandten wider den jüngsten reichsabschied zu Nurmberg ufgericht. Ebd., fol. 128–135r Protestation der Reichsstädte.

In dem namen unsers lieben herrn und seligmachers Jhesu Cristi amen [...]2.

Auf Montag, der do was der 23. tag deß monats Aprilis ungeferlich umb achte uff der kleinen hor vor mittemtagszeit oder nahent dabey zu Nurnberg in der loblichen reichsstat auf dem rathauß, namlich in der stueben oberhalb der cantzley daselbst, syndt aldo versamelt gewesen die ernvesten, hochgelerten, fursichtigen, ersamen und weisen herrn der erbarn hernach benannten frey- und reichstett zu abermal ytzigem reichstag alhieher gehn Nurmberg gesandte botschaften und befelchhabere und haben aldo vor mir, offenbarn notario, und den ersamen gezeugen hernach bemelt ungeverlich die oder dergleichen maynung reden und anzaigen lassen, daß sie wider deß itzigen zweiten gehalten reichstage hie zu Nuremberg abschiede, so gleich an heut in der reichsversamlung eroffent werden solte, abermaln auß bewegenden ursachen ein articuliert protestation verfassena lassen hetten, die sie mir notario und den gezeugen zu handt in zweien gleichlauttenden copeien (die ich auch alspaldt sambt den zeugen gegeneinander auscultirt, abgelesen, collationirt und gleichs inhalts befunden habe) uberanthwort, mit geburlicher requisicion, beger und erforderung, das ich sambt beden gezeugen dabey und mit sein, daß sie solche protestation an heut nach publicirung undverlesung deß angezogen reichsabschyede thun und ubergeben lassen wolten etc., inmaß[en] dann auch an disem obgemelten Montag deß 23. Aprilis ungeferlich umb zway uff der klainen hor nach mittemtagszeit oder nahent darbey beschehen ist, das ire Herrlichkeiten und Gg. in der stueben auf bemeltem rathauß, aldo die röm. kgl. Mt. etc., unser allergnedigster herr, auch röm. ksl. Mt. commissari, der chur- und fursten, auch anderer des Hl. Reichs stende gesandten, rathe und potschaften, meine gnedigen und gonstige herrn, den gemelten reichsabschiede publicirn und offlich verlesen lassen etc. Alspald nach irer Mt. aufstehn in gemainer versamblung und vor der ermelten chur- und fstl., auch anderer stende gesandten, rathe und potschaften gegenwurtigkeit und beysein den einen gleichlauttenden protestationszedtel und schrift durch den edeln und ernvesten H. Jacoben Sturm, der stat Straßburg gesandten, alten stetmaister daselbst, dem erwirdigen und hochgelerten H. Dr. Jacoben Jonas, maintzischen cantzler, uberanthwurten lassen, mit offlicher bemeldung und antzaigung, das sie, die gesandten der erbern frey- und reichstet in namen und von wegen irer herrn und obern inhalts derselben aldo protestirt, daneben auch gebetten und begert haben wolten, solche ir, auch irer herrn und obern beschwerungen und protestationen zu andern dises reichstags acten und actitaten in des Reichs cantzley registrirn zu lassen etc., welchs der gedacht herr cantzler in mein, notarien, und der beden gezeugen gegenwertigkeit also angenomen, die ad acta zu registrirn bewillligt und darauf seinem secretario zu verzaichnen uberraicht het. Und verlauth der inhalt derselben verlesen, auscultirten, collationirten und uberanthwurten beschwerungs- und protestationszedtel, wie vom anfang biß zum ende von worten zu worten hernach geschrieben steet3:

Die röm. zu Hungern und Behaim etc. kgl. Mt., unser allergnedigster her, sambt dem ksl. commissarien tragen one zweifel noch in gnedigster und guter gedechtnus, wie Kff., Ff. und andere stende auf negsten zu Regenspurg [1541], Speier [1542] und alhie zu Nurmberg [1542] gewesnen reichsversamlungen den naturlichen aller volcker, auch beschriebnen rechten, dartzu der Gulden Bulla, ksl. reformation, reichsordnungen aller regimenten, ublichen gewonheiten, dem im Hl. Reich von alter herkhomen geprauch der natur und aigenschaft gemayner hendel, auch pillichkeit entgegen und zuwider, der erbarn frey- und reichstett pottschaften von irem gepurenden reichstandt, stymm und berathschlagung gemainer Reichs ob- und anligen gar außzuschliessen understanden, auch die sach dohin zu deuten vermaineten, als ob der erbarn stett gesandte von wegen irer obern, was Kff., Ff. und andere stende irer unverhört und unbewilligt beschlossen, on ainichs widersprechen anzunemen und zu volziehen schuldig sein solten etc., wie auch dargegen der erbarn stett pottschaft auf bemelten und sonderlichen den letzten zweien reichstagen in solche der Kff., Ff. und stende beschwerlichen nheurungen nit willigen wöllen, sonder irer obern notturft auch jederzeit und furnemlich jungst zu Speyr und alhie nach verlesenen reichsabschieden in gemainer der stende versamlung neben mundtlichen bedingungen schriftliche protestationes offenlich ubergeben und dieselbigen zu andern reichsacten zu registriren gepetten etc., der underthenigen und tröstlichen zuversicht, es solten churfursten und fursten nach gelegenheit diser geschwinden, hochgeferlichen leuft zu furderung gemainer sachen und ainigkeit hinfurter der erbern stett pottschaften von allen beratschlagungen deß Reichs obligenden hendel zu excludiren sich nyt mehr angemast haben.

Aber solchs alles unbedacht haben gegenwertige fursten und der abwesenden Kff., Ff. und anderer stende rathe und potschaften, so sich auf disem reichstag zu beratschlagung der turckenhilf eingelassen, der erbern stet Wormbs, Speier, Rotweil, Hagenaw sambt der andern in die landtvogtey daselbst gehorigen steten und Ravenspurg gesandten den 30. Martij jungst verruckt eroffnen und furhalten lassen, das sie ein hilf wider den Turcken zu bewilligen sich entschlossen etc. Und wiewol hernach den ersten Aprilis bemelter funf stet potschaften sich irer habenden befelch in schriften vernemen lassen [Nr. 102], nemlich das sie von irer herrn und obern wegen kein weitere hilf bewilligen konnten oder möchten, es wurde dann vor allen dingen die lang versprochne ringerung der anschleg und die zu Speier verabschidete vergleichung der kreißkisten zu würcklichem ende gebracht, dartzu der erbarn stet gesandte ires bedenckens jedesmals notturftiglich angehört etc. Yedoch haben die anwesenden fursten und der abwesenden Kff., Ff. und stend rethe und potschaften uber und wider der erbern stett vilfeltigs hievor gethones protestirn, auch furgewendte beschwerden, wie und welcher gestalt die bewilligte hilf zu laisten sein solt, verglichen und obernannten funf steten das bedencken solcher vergleichung furlesen lassen [Nr. 94]. Und wiewol uf solchs itzt angeregter stett potschaften den 14. Aprillis jungstverschienen ire beschwerden abermals schriftlich fur- und eingebracht [Nr. 103], auch darneben in underthenigkeit gepetten haben, ire herrn und obern in solchem gnediglich zu bedencken, yedoch haben hoch- und obgedachte stende der funf stetten beschwerden, so in gemainer versamlung abgehört worden, unerledigt, auch ire, der botschaften, unbeanthwurtet den ytzverlesnen abschyed beratschlagt, geordnet und beschlossen.

Wiewol nun nit allain der oberzelten, sonder auch der andern erbern frey- und reichsteten gesandte potschaften von iren herrn und obern dermassen abgefertigt, auch fur sich selbs zu thun genaigt, wo sie zu beratschlagung gemainer reichshandlung wie von alter herkomen gezogen und von Kff., Ff. und stenden nit außgeschlossen, auch ein reichshilf wider den Turcken den zuvor aufgerichten regenspurgischen und speirischen abschieden gemeß furgenommen wurde, alsdann in alle tregliche, gleichmessige und leidliche anlagen zu bewilligen und das hochnotwendig christlich werck widerstands des Turcken, sovil an inen, zu befurdern helfen und an irem vermugen wie biß hieher nichts erwinden zu lassen etc., so seindt doch die handlungen alhie wider alt herkommen, vorige abschied und irer herrn und obern zuversicht dermassen und so beschwerlich bedacht, fur handt genomen und beschlossen, das der erbern stet potschaften zum thail auß mangel befelchs, zum thail von wegen gestrackhs widerwertiger befelch und andern nachvolgenden bestendigen, gegrundten, redlichen und trefflichen ursachen sich anstatt irer herrn und obern in solche handlung mitnichten konnen einlassen.

[1.] Erstlich darumben, das uff disem gegenwertigen reichstag die anwesenden fursten und der abwesenden Kff., Ff. und stende gesandte oben bemelter stet potschaften, so sich mit inen irer habenden befelchen nach einzulassen willig gewesen, von allen handlungen abgesondert und in beratschlagung der röm. kgl. Mt. und ksl. comissarien proposition gar außgeschlossen, auch zu dem ausschuß nit gezogen, dartzu begerten bedacht inen gewaigert und also den ytzverlesen abschid durchauß irer bedencken unverhört, auch one ir bewilligen, dem rechten, altem herkommen und pillichkeit zuwider, nach irer gelegenheit allein und particulariter beratschlagt, beschlossen und damit abermals wollen angezeigt haben, was von inen der stet unverhört und unbewilligt concludirt, demselbigen seyen sie, die steet, volg zu thun schuldig etc.

Derhalben könnden und wissen nit allain derselben, sonder auch der andern frey- und reichstet gesandten in gemain solchen abschid, auch andere auf disem reichstag obgehorter massen geubte handlungen mitnichten zu bewilligen noch anzunemen, sonder behalten inen dagegen bevor alle und jede dises spanns halben zuvor gepflogne acten und actitaten, furgewendte protestationes, erpieten, der kgl. Mt. und ksl. commissarien gegebne urkundt, auch derhalben beschehene vertrostung, in willen und maynung, denselben nachmalens anzuhangen und zu furderlichster gelegenheit wurcklich nachzusetzen. Des sie sich abermals hiemit offentlich thun protestirn und bedingen.

[2.] Zum andern konnen gemainer stet potschaften in merberurtem abschied auch derwegen nit gehellen, das die lang versprochne ringerung der anschleg (welche dem merern thail der steten hinfurter zu leisten verderblich und untreglich, auch allen steten in gemain gegen andern stenden zu rechnen ungleichmessig sein will) vor diser neuen beschwerlichen hilf und anlagen noch nit, wie pillich beschehen, furgenommen, erledigt und abgehandlet, auch sich derselbigen, wie die in gedachtem abschid angerurt wurdet, neben andern auch auß der ursach wenig zu getrösten ist, das den beschwerdten stenden ir außgegeben gelt zu diser vorhabenden hilf erst von dem rest und demjenigen, so nach endung der hilf uberig sein wierdet, oder von dem gelt, so man von den ungehorsamen des ferndigen [= vorjährigen] zugs einpringen und nach abzalung der obersten und hohen ambter desselbigen zugs uberig sein und eingezogen wurdt, widerumb erlegt und bezalt werden soll, wie solchs der abschid weiter außweist.

Nun ist aber leichtlich zu ermessen, wann die von neuem beschwerte stende irer ausgaben so lang mussen in mangel steen und in beschwerden pleiben, biß der reßt des uberschusses und ausstandt der ungehorsamen eingepracht, auch die obersten und hohen ambter, dartzu die unvermuglichen krais und stende, so der gewesnen expedition halben noch mit hohen und namhaften ausgeben und schulden behaft, vermug deß speirischen abschieds zuvor vergnugt, enthebt und schadlos gehalten werden, das sie nimmermer zu wircklicher bezalung werden komen mugen.

Derhalben und aus andern mer bewegenden ursachen, ytz zu erzelen von unnöten, sich auf diß vorhabende ringerung, auf maß und wege im abschid begriffen, den beschwerten stenden wenig zu verlassen ist, unangesehen das solche ringerung nun lange jar vilmals zugesagt, auch vilen stenden und in sonderheit den steten gantz notwendig, auch ein grosser thail irer gesandten darumben hieher abgefertigt worden ist.

[3.] Zum dritten konnen der erbern stett potschaften in vilgedachten abschid und neue hilf auch derhalben sich von wegen irer obern nit begeben, das die verhaissene und verabschiedete vergleichung der kraiskisten biß hieher zu keinem wurcklichen furgang gepracht, auch der vermugenlich oder stathaft kraiß dem unvermugenlichen mitnichten zu hilf kommen, sonder die beschwerliche ungleichheit under den stenden noch unabgeschafft verplieben. Dartzu vil steet deß negstgeweßnen turckenzugs halben noch in mercklichen und kuntlichen schulden verhafft und neben vielen betrohungen allerhandt weiterung oder geferlicheit von irem geschickten und unbezalten kriegsvolck gewertig seindt, alles berurtem speirischen abschied zuwider und zu hohem nachteil und beschwerung der gesandten herrn und obern, welchen on vorgeende vergleichung der kraiskisten und erledigung obgehörter hochbeschwerlicher ungleicheit sich in weitere anlagen, hilf oder rustungen fuern zu lassen zum hochsten nachteylig, verderblich und untreglich sein will, wie auf jungstgehaltem reichstag alhie der kgl. Mt. sambt den ksl. commissarien deßhalben schriftliche [RTA JR Bd. XIII, Nr. 90] und gemainen stenden mundtliche anzaig in underthenigkeit beschehen ist, welches alles der stet gesandten hieher wider repetirt haben wöllen.

[4.] Zum vierten wissen der erbern stett potschaften den itzt beschloßnen abschid auch darumben nit einzugehn, das under anderm darinn ein punct gesetzt ist, was zu Passaw von den doselbst versamelten stenden beschlossen und einem jeden standt auferlegt und zugeschrieben wurde, das er dasselbig alspald zu bezalen und zu erlegen schuldig sein soll, ungeachtet das solche auflag auf dem tag zu Passaw den steten, als zu besorgen in irem abwesen und irer gelegenheit unverhört, untreglich fallen und auf dise alte ungleiche reichsanschleg gesetzt werden mochte. Derhalben sie dann auch auf jungstgewesnen reichsversamlungen zu Speir und alhie den puncten desselbigen abschids, vom zuzug auf gemeiner stende costen meldende, in sonderheit nit annemen konnen, sonder dagegen protestirt, auch daruber von der kgl. Mt. und den ksl. comissarien gnugsame urkhundt empfangen haben.

[5.] Zum funften konnen der erbern stet gesandten oftbemelten abschid auch darumben nit willigen, das die vorhabende neue hilf wider den Turcken und der darauf gesetzt anschlag vilen stetten umb ein grosses weiter auflauffen wurde dann ir gemainer pfenning, darauf angeregte hilf zu Speier gentzlichen verabschidet worden, ertragen mage, wie sich solches in negstgethoner liferung des gemainen pfennings gnugsam befunden het.

Solten dann die stet neben den beschwerden, so sich zu irem beschirm und notwendiger underhaltung aufwenden mussen, doppelte anlagen auf ire burgere schlagen, das were der pillichkeit zum hochsten zuwider, auch bey dem gemeinen mann zu erheben unmuglich. So ist auch die zeit der erlegung also kurtz angestelt, das den gemeinen pfening darinn einzupringen den stetten nit wol muglich sein wurdet.

[6.] Zum sechsten wissen der stet potschaften in itzt publicirten abschid auch auß der ursach keinen consens zu geben, das darinn einem jeden standt zugelassen und heimgestellt ist, den gemainen pfenning, wie der hievor im Reich bewilligt oder sonst durch ein steur oder anlag, wie ein jede oberkeit fur guet ansehen wurdet, widerumb anzulegen und einzuziehen und den uberschus solchs gemainen pfennings oder steur ime selbs zu behalten und in seinen nutz zu verwenden etc., dardurch der zu Speir bewilligt und verabschidet gemain pfenning, auch einpringung und geprauch desselben gar aufgehebt, zuruckh getrieben, dem gemainen werck und widerstandt des Turcken entzogen und zu der vermuglichen stendt vortheil gepraucht wurde, dann es kan ein jeder bey ime selbs wol mutmassen und leichtlich ermessen, das die vermugenlichen stendt so grosse, weite landt und statliche underthanen haben, nit den sechsten thail deß gemainen pfennings oder steuer zu itziger hilf außgeben und das uberig, so ein namhafte summa sein wurde, inbehalten und also dises gemainen pfennings, so pillichen nit ine, sonder gantzer cristenheit zu guetem dienen solt, auch der maynung auferlegt und geben wirdt, grossen gewin und vortheil haben. Aber die unvermugliche stende und der merer thail der stett, als die wenig landtschaft und undersessen haben, desselbigen grossen nachzug schaden und verlust tragen, auch darvon die einfache hilf gleich so wenig die sechs monat als zuvor die geduppelte drey monat wurden erhalten mugen, alles [in] der regenspurgischen nottl der beharlichen turckhenhilf halben aufgericht [RTA JR Bd. XI, Nr. 204] und den claren worten, zusag und bewilligung im speirischen abschied [RTA JR Bd. XII, Nr. 285] begriffen, auch der gleich- und pillichkeit zuwider und zu erhaltung deß gemainen manns und aller unterthanen guten willens und gehorsam undienstlich und dises notwendigen, christlichen wercks und gantzer teutscher nation zu hohem verhinderlichen nachtail.

[7.] Zum siebenden ist der erbern frey- und reichsstet gesandten, so thumcapitel bey ihnen haben, solcher abschid in sonderheit beschwerlich, das berurte thumbcapitel, wie darinnen vermeldet, ire anlagen nit den steten, sonder iren bischoffen erlegen solten, welches nit allein dem speirischen jungst aufgerichten besigelten abschid, so mit claren worten vermag, das eines jeden anlagen an dem ort, da er gesessen, erlegt werden soll, gestracks zuwider, sonder auch den bemelten steten zum hochsten nachtaylig sein wurdet.

[8.] Zum achten wissen die gesandten der stet den vilgedachten abschid darumb nit zu willigen, das die condiciones, mit welchen zu Regenspurg und Speir die beharrlich hilf wider den Turcken zugesagt, nit allein zum merern theil noch unerledigt und unerfullet, sonder auch durch den itzigen abschid gentzlich cassirt seindt, unangesehen das in mergemeltem speirischen abschid clerlich außgetruckt wurdt, das nichts darwider furgenomen werden, auch die röm. ksl. und kgl. Mtt. solchs nit gestatten sollen, in bedacht, das anderer gestalt und on erstattung solcher condicion gemaine stende zu stattlicher hilf wider den Turcken nit kommen mugen, wie solchs die regenspurgische nottel und speirische abschide weiter außweisen und mit sich pringen thun.

[9.] Zum neunten und letzten wissen die gesandten der augspurgischen confessionverwandten stett in disen abschied auch auß denen sonderlichen ursachen nit zu consentirn, das sie uber beschehene vertröstung und daruber empfangne urkundt eines bestendigen fridens und gleichmessigen rechtens der andern stende halben nach notturft noch nit versichert noch gnugsam versehen sein, wie solches der kgl. Mt. vilmals schriftlich und den gemainen stenden mundtlich angezaigt und in der Kff., Ff., auch anderer protestirenden stende gemainer ubergebner protestation [Nr. 409] weiter außgefuret worden ist, welche bemelter stett pottschaften hieher repetirt und derselbigen mit gegenwertiger handlung nichts benommen haben wöllen.

Dem allem nach und diweil der itztgemacht abschid, der obernannten stett potschaften darundter unverhört, von den anwesenden fursten, auch der abwesenden Kff., Ff. und anderer stende rethe und gesandten particulariter furgenommen, beratschlagt und beschlossen, auch die oft versprochne ringerung der anschleg noch nit gefolgt, dartzu die vergleichung der kraisthruchen biß hieher nit beschehen und die erbern stett irer obligenden schulden, von gewesnem zug herrurendt, noch nit enthebt, dartzu den eylenden zuzug oder die rustung zu demselbigen nit willigen konnen, auch der gemain pfenning die anlag der merer theil stetten nit wurdt ertragen mugen, auch der uberschus des gemainen pfennings der vermuglichen stende nit dem gemainen werck, sonder inen selbs zuguetem kommen, dartzu der thumbcapitel anlag den stetten entzogen werden sollt und der augspurgischen religionsverwandte stett fridens und rechtens nit gnügsam versorgt, auch die condicion der regenspurgischen nottel und speirischen abschieds noch unerledigt sein, so konnen und wissen die gesandten der erbern stett von wegen irer obern disen abschid, als dem jungsten speirischen gemachten stracks zuwider, on vorgeende vergleichung der kraisthruchen und ringerung der anschleg wider alt herkommen und aigenschaft gemainer sachen particulariter bedacht, aufgericht und beschlossen, auß erzelten ursachen, auch andern mer beschwerden, so in disem abschid begriffen, mitnichten zu bewilligen, zu gehellen noch denselben von irer herrn und obern wegen besiglen zu lassen, sonder reclamiern, widersprechen, protestirn und behalten inen dargegen bevor, alle rechtliche mittel und gutthaten in hochster und pester forma, wie das von rechts oder gewonheit wegen zum kreftigsten geschehen soll, kan oder moge, mit der fernern protestation und offenlicher bezeugung, auch angehengtem erpiethen, das ire obern dem speirischen abschid (so weit sie denselben angenomen) ires thails bis anhero gnugen und volg gehorsamlich gethan, ir anzal kriegsvolcks geschickt, den gemainen pfenning gethreulich eingesamlet und in die kraiskisten eingeschlossen haben, auch demselbigen abschid ferner gethreulich zu geleben willig und begierig gewesen und noch sein.

Und ob auß dem, das diser itzig abschid dem speirischen zuwider und nit, wie von altem im Reich herkommen, gemacht, auch allerhandt beschwerliche puncten in sich haltet, etwas nachtails, verhinderung, unraths oder beschwerdnus erfolgen wurde, das ire obern und sie daran kein ursach haben, sonder dessen vor Gott, der röm. ksl. und kgl. Mtt., gemainen reichsstenden und allermeniglich frey und entschuldigt sein wollen, auch pillich sein sollen.

Sover aber die handlung alhie den vorigen abschiden gemes angericht und furgenomen, auch sie von beratschlagungen nit ausgeschlossen, sonder angehört, ire bedencken ermessen und also deß Reichs obligende beschwerden sambtlich uff leidenliche weg weren bedacht und beschlossen worden oder noch wurden, alßdan solte an iren obern und inen in allem dem, das gleichmessig, treglich und pillich, auch zu wolfart deß Hl. Reichs und gantzer christenheit dienlich, nichts erwunden haben, auch hinfurter nichts erwinden noch mangeln, wie sie sich dann nochmals auf den speirischen abschid und vorgeende vergleichung, auch anderer oberzelter beschwerden erledigung zu aller gleichmessigen, treglichen hilf anstatt und von wegen irer obern hiemit offenlich erpotten haben wöllen, underthenigsts und dienstlichs vleisses bittende, die röm. kgl. Mt. sambt dem ksl. comissarien wolten solchs zu keinen ungnaden noch unguten, auch anderer gestalt nit dann irer obern unvermeidlichen notturft nach beschehen sein, vermercken, auch sie, die gesandten, fur ire personen entschuldigt und sambt iren obern in gnedigsten und gunstigen befelch haben. Und pitten, dise ir protestation zu andern dises tages acten in deß Reichs cantzley registrirn zu lassen.

b-[US:] Der erbarn frey- und reichsstete zu disem reichstag gesandte pottschaften und bevelchhabere–b.

Als nun nach diser oberzelten ergangen handlung und uberanthwortung die gemelten der hernach benennten erbern frey- und reichstett botschaften und befelchhabere in obberurter stueben ob der cantzley wider zusamenkomen, haben sie aldo vor mir, notario, und den hieunden benannten gezeugen ir vorig an mich gethan begern wider erzelen lassen, mit dem ferrern anhang, das sie die negst hievor verzeichent protestation, zudem das dieselbig dem meintzischen cantzler in gemainer reichsversamlung offentlich wie oben gemelt uberanthwurt, auch widermals vor mir, notario, und den gezeugen, hieunden benannt, repetirt und erholt, auch von neuem inhalts derselben protestirt haben wolten. Uber welches alles ire herrlichkeiten mich requirirten, erforderten und bathen, inen hieruber sambt und sonder ein oder mer offen instrument und urkhundt zu machen und zu geben, als oft die notturft erfordert.

cUnd seindt diß die gesandten der stet, so wie obgemelt vor mir, notario, und den gezeugen erschinen und gehandelt haben: Nemlich von wegen der statt Choln H. Johann Heylman [= Helmann], der rechten licentiat; der statt Regenspurg H. Ambrosius Aman, schulthais; der statt Straspurg H. Jacob Sturm, stetmaister, H. Ludwig Gremp Dr., H. Michel Han, sindicus; der stat Augspurg, mit befelch der stet Thonawerdt und Kaufpeurn, H. Jorg von Stetten, H. Claudius Pius Peutinger Dr., H. Sebastian Seitz; der stat Wormbs H. Hanns Jungler, stetmaister; der statt Nurmberg, mit befelch der stett Rottenburg uff der Thauber, Windßheim, Schweinfurt und Weissenburg am Norckaw, H. Iheronimus Paumgartner, H. Iheronimus Holtschuher, H. Sebald Haller; der statt Speir H. Rudolff Schellhorn, statschreiber; der statt Ulm, mit befelchder stett Reutlingen, Haylprun, Wympfen, Kempten, Eyßni, Biberach, Buchaw und Ala [= Aalen], H. Weyprecht Ehinger Bgm., H. Martin Weickman; der statt Franckfurt, mit befelch der statt Wetzlar, H. Ogyr von Melheim, H. Iheronimus zu Lamb Dr.; der statt Eßlingen H. Johann Machtolf Lic. und sindicus; der statt Hagenaw, mit befelch der stet Colmar, Schletzstat, Weissenburg am Rein, Landaw, Obernehenheim, Roßheim, Durckheim, Munster im St. Gregorienthal und Kayserperg, H. Johann Stemler, stetmeister; der stat Nordlingen H. Wolff Graf Bgm.; der statt Goßlar H. Johann Koch; der statt Schwebischen Hall H. Matern Wurtzelman, statschreiber; der statt Northausen, mit befelch der statt Mulhausen, H. Michel Mayenburg; der stat Rothweil H. Conrad Spreter, hofgerichts- und stattschreiber daselbst; der statt Memmingen, mit befelch der stett Lyndaw und Lutkirch, H. Jorg Maurer, statschreiber; der statt Dinckelßbuhel H. Michel Baur Bgm.; der statt Ravenspurg H. Conrad Golderich, H. Gabriel Kretla [= Krötlin] statschreiber–c.

Geschehen wie obsteet in gegenwirtigkhait der ersamen Mathissen Strobels und Linharden Membarts, beede burger zu Nurnberg, alß hiertzu sonderlich beruft und gebetten getzeugen, die auch durch mich, notarien, aller diser sachen halben umb ir gezeugknus in sonderheit requirirt worden syndt.

Und wann ich, Georg Sellneckher, auß bapstlichen und ksl. gewelten offenwarer notarius, burger zu Nurmberg, mitsambt obbenannten ersamen zweien gezeugen bey allem obverleibten persondlichen gewesen bin, also gelesen, gesehen und gehort, auch gethreulich auscultirt und collationirt, hierumben hab ich gegenwirtig offen urkundt und instrument daruber gemacht, selbstn prothocollirt, in disen offen form publicirt und gepracht und anderer meiner beredlichen, ehaftlichen gescheften halben durch einen andern meinen verpflichten diener lassen beschreiben, volgends gethreulich collationirt und mit meiner aigen handt underschrieben, auch mit meinem gewonlichen notariatzaichen, tauf- und nachnamen bezaichent und bekreftigt, dartzu wie sichs gepurt von ambts wegen requirirt, erfordert und gebetten.

[US:] Georgius Sellnecker, notarius subscripsit.

Anmerkungen

1
Es handelt sich um die endgültige Fassung der Protestation, die auf Grundlage des Entwurfs von Dr. Peutinger (Nr. 407) von Dr. Hieronymus zum Lamb verfasst wurde. Das Aktenstück ist in vielen Archiven überliefert, allerdings meist ohne das notarielle Protestationsinstrument, in welches die Protestation eingefügt wurde.
2
Einleitungsformel.
a
In B: verlesen.
3
Der folgende Text ist die von Dr. Hieronymus zum Lamb verfasste Protestation der Reichsstädte gegen den RAb, welche auf Grundlage des Entwurfs von Dr. Peutinger (Nr. 407) erarbeitet wurde.
b
–bAus B, A om.
c
–cVollständige Nennung der die Protetation unterzeichnenden Städtevertreter nur in A.