Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Darmstadt StA, E 1 G, Konv. 3, Fasz. 1, fol. 10r–17v (Kop.); ÜS fol. 10r: Instruction, was der hochgelert Gregorius von Nallingen, der rechten licenciat, in namen und von wegen nachbenanter graven und herrn uf nehst angeendem reichstag zu Nurenberg, den 14. Novembris anno etc. 42 bestimpt, handeln soll.

Teilw. Druck: J. von Arnoldi, Aufklärungen, S. 15–17.

Und erstlich, da er zu Nuremberg ankompt, sol er sich dem marschalk von Bappenheim oder seinem bevelhaber, dan auch zugleich in der mentzischen cantzlei, wie gebreuchlich, ansagen, das er von dißer nachbenanten grafen wegen erscheine, irn bevelh und gewalt hab, uf disem reichstag ire Gnn. zu vertreten, deren herbracht session und styme im reichsrat zu erhalten, sich derhalben inschreiben und von solher session und stymme nichts abdringen laßen, auch uf erforderung die gwelde uberreichen, dabei mit sonderm vleis, doch also vil moglich, sich schicken, das er in die ußschosse oder kleinen raith, so die geordnet, komen moge. Darzu, sovil ime meglich, mit bestendigen argumenten, wie er sich durch nachfrage deren armiren und mit der andern grafen und hern gesanten vergleichen mag, anhalten, das von der graven wegen zwene und nit einer (wie doch naturlich vernunft zu erkennen gibt) in usschusse gezogen werden, auch dort sich mit der oberlendischen grafen gesanten vergleichen mocht, daruber mit einfurung allerhand erheblichen argumenten supplicieren. Wo es aber nit erlangt werden mocht und bei einer person bleiben solt, sich alwegen mit dem andern, so der grafen und herrn stymme neben ime helt, vereinigen, so oft der ußschoß oder kleiner rait byeinander gewest, das derjhenig, der darin ist, dem andern gehandelter dinge und das noch in proposito plieben, berichten soll, also das ye einer mit des andern wissen handel, darbei auch nicht minder, so personen entgegen der grafen und herrn zwo stymmen im reichsraith halten.

So dan der oberlendischen grafen einer eigner person erscheinen wurde, auch session und stymme zu thun, mit demselben grafen sol sich diser gesanter, sein Gn. zu eren, umb den fursitz oder erste stymme nit dringen noch irren. Also auch, da ein grave von den wedderawischen oder reinischen selbst ankeme, session und stymme nemen und furen wolt, soll der gesant denselben nit verhindern und, sovil seinen Gn. not, bericht widderfaren laßen.

Es sol auch der gesant daran sein, sovil moglich, das derjhenig, so neben ime sitzt, sein stymme nit allein uff die oberlendischen grafen, sondern, wie billich, uf alle grafen stellen. Wo er auch von freyherrn bevelhe entpfinge, sol er erstlich von wegen der graven stymmen, alßdan auch vermelden, das er von disen freiherrn etc. bevelhe hab, von deren wegen wolle er also gestimpt haben.

Item dweil nun diser gesanter von einer nemelichen anzale der Gff. in der Wederaw und dort jhenset Rheins gleichmessigs bevelhs und instruction abgefertigt, soll er sich von andern grafen gesanten, deren bevelhe sich uber dise anzale nit erstreckt, uß session und stym nit abtreiben laßen, sonder dieselben berichten, das er von einer solichen anzale der graven, so zuvor zusamen gesant, raitsamlich und gleicher instruction abgefertigt, zeitlich den sachen bey gewest, von andern und disem reichstag erfarung gelangt, das gemeinem grafenstand angelegen, deren reputation, ere und nutz in gemein zu befurdern im werck, da es, so er itzunt abstehen und neu ankomen nidersitzen lassen, als gehandelter dinge unerfarn, den sachen widerwertigkeit bringen wurde. Das sie es demnach iren herren nit zewider vermercken wolten, in ansehung, sie alle durcheinander befreundt, auch also bey inen, dem grossern teil, wie dan billich herkomen, das das merer der mindern anzale furtreffen thet. Aber nichtsdestoweniger wolten sie in die rethe yederzeit erscheinen, wolt er in irer gegenwertigkeit und mit irer furbesprechung, wie gebreuchlich herkomen, stymmen.

Wo sich aber einer oder mher gesanter nit berichten laßen und uf furkomens stellen wolt, soll diser grafen geschickter deß furkomens heruber kein scheuens haben und solh vorangeregt herkomen und übung seiner gnedigen herrn, zum besten ime moglich, darthun etc.2

Nachdem dan der reinisch kreis und mit demselbigen dise grafen gemeinlich und einhelliglich den nurenbergischen, jungst 13. Julij gemachten abscheit3 nit bewilliget [RTA JR Bd. XIII, Nr. 204], sonder uff hievor uffgerichten speierischen reichsabscheit [RTA JR Bd. XII, Nr. 285] verharret, nemlich das sie fernerer underhaltung diß kreis kriegsvolck oder mher anlage zu thun nit schultig, es werde dan zuvor vermoge vorberurts speirischen reichsabschids vergleichung aller kreistrugen gemacht und die vermoglichen der unvermoglichen zu steuer komen etc., luth buchstabens solhs abscheits, und dan itzbemelt vergleychung, nach aller kreisinnemer reitung zu bescheen, uf disen itzigen nurenbergischen reichstag geschoben, so sol diser gesant allerforderst von vergleichung der kreistrogen mit entpfahung der kreisinnemer rechnung und in ander billich wege zu handeln verhelfen.

So dan solch vergleichung und der wegk also befunden, das diser reinisch kreis vor andern kreißen nit beschwert oder untreglich uberlegt, wie sich dan die kreisstende, so gegenwertig sein werden, dessen miteinander beraten mogen, sol er alsdan auch im fall der notturft und do es von gemeinen stenden also beschlossen werden mag, von merung oder minderung ferrer anlage, doch in form und gestalt speirischen reichsanschlags und wie derselbig speierisch abscheit sonst ferner mitbringt, neben und mit andern reichsstenden in solh merung und minderung oder ringerung, auch in vergleichung der kreißtrogen zu bewilligen haben.

Doch soll der gesant sovil moglich anhalten, das ime abscheit solher handlung clar und ußdrucklich mocht versehen werden, das ein yede oberkeit ir underthon und undersassen, die in ire oberkeit und gerichtszwang gesessen sein, unangesehen das dieselben andern herrn mit leibeigentschaft verwant, dartzu die geistlichen, so bei inen wonen, wie der speierisch reichsabscheit doch solhs ußdrucklich will, von allen iren gütern, sie legen under wem sie wollen, allein belegen und von andern stenden daran nit gehindert werden sollen.

Do aber itzunt widerumb, wie jungst zu Nurenberg [1542] underfangen, unverglichen der kreistrogen zu ferner beschwerde reinischen kreis und des stenden wollten gehandelt werden, darzu sol der gesant nit bewilligen, sondern neben und mit andern diß kreis stenden die beschwerden helfen furwenden und den itzt zu Wormbs gemachten kreisbeschloss und abschidt [1542 Okt. 28] uff sein best helfen defendieren und beschirmen.

Und darumb sol auch der gesant in die reinisch kreis beruffung erschynen und, sover erheblich, uf die wege helfen schließen und erhalten, das zu einziehung gemeins pfennigs ein yeder standt diß kreis – als die fursten, die prelaten, die grafen, die frei- und reichstete – alwegen ir eigen troge haben, desselben standts gemeinen pfennig darin schutten, ir kriegsvolck davon, sover es reicht, underhaltena und, do sie ercleret, alßdan der ersetzung bei den andern vermoglichern kreistrogen vermog des speierischen abschits, und was derselbig sunsten mitbringt, gewißlich zu gewarten. Do aber weiter uber vor zu Wormbs gemachten beschloß im kreisrait ungleicheit und handlung, den grafen beschwerlich oder sorglich, furfallen wurde, sol der gesant hinder sich gelangen und nach fernerm bevelhe handeln.

Ferner, als zu vilgehalten reichstagen etlich stende sich beclagt, das sie in des Reichs gemeinen hilfen oder anlagen uber ir vermogen zu hoch angeschlagen worden, deßhalb ringerung begert und dan uf disem reichstag von ringerung derselben oder erhohung anderer stende wolt gehandelt werden, will ein yeder under disen grafen und herrn, so ringerung begert, durch seine diener oder sonderlich instruction solh sein beschwerd und bitt dem gesanten in schriften oder montlich anzeigen, welcher furter solh beschwerde den reichsstenden zum treulichsten anbringen und mit allem vleiß umb ringerung bitten und anhalten, von welchem ime dan ferners berichts nach begegneten dingen noit. Sol er darumb zuruck schreiben.

Welche grafen und herrn derhalben nichts clagen oder furbringen, die laßen es by vorigen alten anschlegen pleiben. So aber in dem vermoge des regenspurgischen abschit [1541] wolt gehandelt werden, nemlich do ein stand uff erkundigung seins uf- oder abnemens geringert wurde, solten andere stende dargegen ersteigert werden und dan dißer grafen einem oder merern einich ersteigerung geschehen wolt, sol der gesant darin nit bewilligen.

Item nachdem in vergangner ylenden turckenhilf, zu Regenspurg [1541] verordent, etlich und sonders dise grafen den 4. monat unschuldiglich, wie es sich zu Speier in rechnung befunden, erlegt und auch zu Speier vertrostung beschehen, das derselbig vierd monat denjhenen wider erstat werden, sol der gesant darumb anhalten, oder das es in nehster anlage abgezogen werde.

Item als auch die visitation und reformation ksl. camergerichts[auf] vergangen reichstegen uft angeregt, auch verordnet, aber nit beschehen und itzt wider furfallen mag, daneben auch umb bestendigen friden im Hl. Reich, dorin sich die stende [des] Reichs zweien und nit verglichen mochten, sol in solher zweyung der gesant on hindersichpringen und dißer grafen und herrn weitern bevelhe[sich] keinem teil anhengig machen. Do aber gemeine stende in dißen sachen einhellig zu vergleichung geraten mochten, darzu und in sonders auch das ksl. camergericht visitirt, reformirt und bestendig mit bereiter execution gemacht werde, das nit zu wenigem furstand des fridens und ruge des Hl. Reichs dienen moge, sol der gesant, und was zu des Hl. Reichs ere und wolfart er furdern kan, treulich helfen.

Es sollen und wollen auch dise grafen und herrn, so ir einer oder mher personlich ghen Nurenberg werents solhs reichstags komen, uf yeder zeit des gesanten ansuchen in seinen beschwerlichen furfellen, ob ir mher dan einer entgegen, sich zusamenthun oder, wo einer da, derselbig ime raitlich und furderlich sein, das gemeinem grafenstand zu eren und gutem langen mag. Im fall auch, das diser grafen oder herrn keiner dohin keme, wollen sie doch diejhenen grafen und herrn, so dahin komen werden, dessen gebeten und, was inen selbst daran gelegen, erinnert haben.

Item so dan von einer bestendigen muntzvolnziehung und handhabung des Hl. Reichs reformation und ordnung guter pollicei, zu Augspurg [1530] uffgericht, wolt gehandelt werden, sol der gesant im selbigen und allen andern zufelligen des Reichs gemeinen sachen mit und neben andern stenden solhs alles zu des Reichs ere und furderung gemeins nutz helfen ufrichten, ordnen und schliessen.

Item ob sachen furfallen wurden, den gemeinen grafenstand im Reich belangen, sol der gesant mit andern grafen oder dero geschickten im selbigen mithelfen handeln und beschliessen, was solher sachen notturft erfordert.

Item dweil im Reich sich hin und wider kriegsrustung und allerlei practicen ereugen, so dan uf disem reichstag die reichsstende zu friddung und abwendung entporung und kriegs handeln wurden, soll diser grafen und herrn gesanter mit sonderm vleis darin helfen raiten und furdern, damit zweitracht und krieg im Reich furkomen werde. Wurden aber die stende uf disem reichstag sich trennen und im selbigen einich parthei bei disen, der grafen, gesanten ansuchung thun, soll der gesant sich on ferner ußgedruckten bevelhe keinem teil anhengig machen.

Item wurden uf dem reichstag schwere und wichtige sachen dermaßen furfallen, die disen grafen zu wissen vonnoten und irer Gnn. mercklichs daran gelegen, sol der gesant uffs furderlichst ghein Hanawe den bevelhabern schreiben4.

Actum zu Hoechst am Meyne, dinstags den 7. Novembris anno etc. 42.

Und seint uff disem tag, auch verfertigung diser instruction erschienen und beygewest:

Eigner person: Ludwig Gf. zu Stolberg und Konigstein etc., Friederich Magnus Gf. zu Solms etc. und Dietrich Brickel von wegen Gf. Philipsen von Solms.

Von wegen Gf. Wilhelms von Nassawe-Catzenelnbogen etc.: Johan Knebel von Catzenelnbogen, amptman; [von wegen] Gf. Bernharts von Solms etc.: Johan Lieberich; [von wegen] Gf. Cunen von Leyningen, H. zu Westerpurg: Peter Stumpff; [von wegen] Gf. Philipsen von Nassau-Wißbaden etc.: Johan Lieberich; [von wegen] Gf. Philipsen von Nassau-Weylburg etc.: Johan Cuen; [von wegen] Gf. Anthoni von Ysenburg des eltern: Johan Baier; [von wegen] Gf. Johan von Nassau zu Bielstein [!]: Johan Lieberich; [von wegen] der jungen Gff. von Hanaw-Mintzenberg: Johan Knebel und Heinrich Steindecker; [von wegen] der Gff. von Wied, Hn. zu Runckell: Johan Knebel und Heinrich Steindecker; [von wegen] der Gff. von Stolberg-Wernigerode etc.: Philips Reifenstein und Melchior Aconcius; [von wegen] Gf. Engelharts von Leyningen und Dagspurg etc., furmonder Gf. Emichs von Leyningen seligen sone: Gregorius von Nallingen Lic.; [von wegen] Gf. Wyrachs [= Weirich] zu Falkenstein, H. zu Oberstein etc.: Bleycker Landschad von Steynach, amptman; [von wegen] Gf. Philipsen von Hanawe, H. zu Liechtenberg: Gregorius von Nallingen Lic. etc.

Anmerkungen

1
Die Ausarbeitung der Instruktion für den Reichstag war die Hauptaufgabe des Wetterauer Grafentages in Höchst.
2
Hier endet der von Arnoldi gedruckte Text.
3
Der 13. Juli 1542 war der für den Nürnberger RT geplante Eröffnungstermin; der RAb trägt das Datum des 26. Aug. 1542.
a
In der Vorlage: underhaltung.
4
Der Instruktion liegt ein Zettel Gregor von Nallingens bei (fol. 12r, dat. 1542 Nov. 8), auf welchem er den Empfang von 18 fl. für den Besuch des Nürnberger RT bestätigt. Dieser Betrag wurde Nallingen von Heinrich Steindecker im Namen Gf. Wilhelms von Nassau und im Namen der Vormünder der jungen Gff. von Hanau ausgezahlt.