Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

München HStA, Kasten blau 271/4, fol. 10r–19r (Berichtsprotok. v.d.Hd. Seinsheims).

[10r] Den 24. Februarij sein chur- und fursten und alle stende der alten religion zusamenkumen. Und ist den pomerischen gesanten ein antwort geben worden, das sy sich unpillich jungsten vernemen lassen, wie ir herschaft in den speyrischen abschidt nit gewilligt hette und darvon protestirt, in bedencken, das es ein lange zeit im Reich herkumen wer, das, was durchs mer beschlossen und verabschidt wur [!], das es pillich darbei plieb2.

Hingegen di pomerischen: Die protestirenden stende stunden in handlung mit kgl. Mt. eines bestendigen fridens und gleichmessigen rechtens halben. So das gieng, wolten sie sich aller gebur vernemen lassen.

Der chur-, fursten und stende rat ist darauf bestanden, das sie sich des waigerns keinswegs versehen hetten, mit bitt, sy solten davon absteen. Wo nit, musten sy der handlung weytter nachgedencken.

Pomerisch besten auf ir antwort, pitten wie for. Chur- und fursten lassen bey irem erinern und antwort pleyben.

Den 26. Februarij nachmittag seyen der kgl. Mt. antwort auf der protestirenden erste suplication [Nr. 155] sambt der protestirenden replic [Nr. 157] gelesen und abzuschreyben befolhen worden.

[10v] Den 27. Februarij frue seyen im rat gelesen worden 4 schriften: Die ein von kamergerichter und beisitzer [Nr. 303], di ander von Hildesheim [Nr. 248], di dritt vom erwelten von Naumburg [Nr. 300a], di viert von Hg. Heinrich von Praunschweig wider den churfursten und landgrafen [Nr. 247].

Den letzten [28.] Februarij zu frue hat der meintzisch cantzler anzaigt, wie vor 4 oder 5 tagen ein pott mit einem brief zu im kumen und anzaigt, es sey ein churrir auß Franckreich zue seinen hern vorkumen, der ainen schenckl abprochen; darauf sie ime dise brief, deß Reichs cantzler zu uberantworten, geben. Hab in er, cantzler, angesprochen, ob er uf ein antwort zu warten abgefertigt sey. Darauf er sich vernemen lassen, so es in 6 oder 7 tagen geschehen mog, woll er warten, lenger hab er nit befelch. Also hab in er, cantzler, in zweyen tagen wider fur sich beschaiden, aber der nit erschinen noch erscheinen sey er. Der brief steet an Kff., Ff. und stende, seine gutten freunde etc. Bat, wie man sich himit halten solt, zu bedencken. Darauf haben Kff., Ff. und stende sich entschlossen, das solche brief solten zuvor der kgl. Mt., auch den ksl. commissarien und dem ksl. oratori ubergeben werden, ungezweyfelt, sy wurden darnach den stenden anzaigen, was es were, wiewoll die protestirenden lieber gesehen, das zugleich in offenem rath verlesen worden wer, aber sy warn uberstimbt.

[11r] Darnach hat man von der protestirenden replic [Nr. 157] gehandelt und durchs mer beschlossen im furstenrat, das man kgl. Mt. wider anzaigen soll, das es gemeine fursten und stende bei der vorigen kgl. Mt. ubergebenen antwort [Nr. 155] pleyben lassen wollen.

Nach essen ist des Kg. von Franckreichs schrift [Nr. 198] gelesen worden, volgents der kgl. Mt., auch zu ubersehen, zugestelt worden. Darneben H. Conradts von P[emelberg] und eines hauptmans, der Scholl genannt, zwu supplicationen[fehlen] umb ausstandt irer besoldung etc.

Den 1. Marcij hat mein gnediger her, Hg. Fridrich, und der Bf. von Augspurg von kgl. Mt. wegen mit Hg. Hansen gesanten3 und mir gehandelt und solch weg furgeschlagen, das ein tag mir [= wir], den anderen der sechsisch ob sitzen sollten, alternatur, oder das ein sunder panckh zu unser session gegeben wurdt und ein teyl umb den andern nach den tagen gefragt wirt. Nos recusavimus. H[g.] F[riedrich] und der bischof wollens kgl. Mt. wider anzaigen.

Eodem die zu frue im rat furgenomen, von der kraisrechnung zu handln. Ist aber in unserm rat nichts anders beschlossen, dann das man di protestirenden zu uns erforder und mit ine beschließ, wie und durch waß weg davon zu handln sey. [11v] Ist nach essen geschehen. Haben uns mit den churfursten verglichen und ein ausschus gemacht, der erfarung berichten soll, ob di craißeinnemer fertig; in mitl [= Zwischenzeit] H. Conrads und ander kriegsleut suplication ersehen, ir gemut erlernen und ires gutbedunckens relacion den stenden thon. Die churfurstenret von Sachsen wolten nit zum auschus verordnen, in bedencken, das im obersechsischen craiß kein truhe aufgericht worden; sein dahin gewisen worden.

Den andern [März] haben erst di churfursten mit den stenden der catholischen religion beschlossen uber die antwort, kgl. Mt. der protestirenden halb zu geben, so zuvor durch di catholischen stende im furstenrat bedacht [fehlt]4.

Den 6. Marcij zu frue hat der meintzisch cantzler in gantzem rat anzaigt, wie im di kgl. Mt. und di ksl. commissari befolhen, Kff., Ff. und stenden anzuzaigen: Ir kgl. Mt. sambt den comissarien hetten ir, der stende, ubergeben schrift, vom Franzosen an sy ausgangen [Nr. 198], verlesen und funden darin vil schmach und erdichte wort wider di ksl. Mt. Und wer [12r] bisher der ksl. Mt., auch ir, der kgl. Mt., gemut und mainung nie gewest, auch noch nit, das sie sich mit scheltenworten gegen jemandt einliessen; wo sy aber ie darzu gefodert wurden, wer ir brauch, sich, so sy andere pfeyl im kocher hetten, diselben herfurzuziehen und sich damit zu verantworten. Und wiewoll ir kgl. Mt. auch dissmall auch mit genugsamen pfeyln verfast, dieselben zu merer not sparn well, so kan doch ir Mt. nit umbgen, sunder den stenden ein schreyben und glaublich fidimus furzulegen, das vom franzosischen in lateinisch sprach treulich gebracht und von N., deß Kg. von Franckreichs potschaft, so er bey dem Turcken hat5, dem franzosischen legaten, so zu Venedig ist, zugeschriben [Nr. 199, Beilage 5]. Darauß man den guten willen deß kunigs sehen wer. Ist gelesen worden.

Darneben ließ auch ir Mt. ein schreyben, vom Kg. von Franckreich an di Schweytzer geschehen [Nr. 199, Beilage 6], adarin er sie in kein hilf zu thun waist–a, sambt einer schriften, so einer von Nurmberg auß an den Kg. von Franckreich verretterischer weiß thon [Nr. 199, Beilage 7], verlesen. Ist auch nach essen abzuschreyben befolhen worden.

Es ist auch das schreiben, so man lang umbzogen hat, vom pabst an keyser deß concili halben [Nr. 199, Beilage 1], deßgleichen deß keysers antwort an pabst [Nr. 199, Beilage 2] und dan wider ein schreyben zu vermanung deß fridens vom pabst an keyser [Nr. 199, Beilage 3] und des keyser[s] antwort [Nr. 199, Beilage 4] [verlesen worden]. Ist alles truckt.

[12v] Der ksl. orator hat auch ein antwort auf di franzosisch schriften gestelt und die verlesen lassen [Nr. 199]. Ist alles nach essen abzuschreyben befolhen worden.

Nach essen hat man etliche und vill schreyben, alles zeyttung, das der Turckh mit aller macht – und ehe wan er vor ie gethon – dis jar in Ungern kummen wer [Nr. 135]6.

Volgents haben die Aidgenossen ein schreyben [Nr. 104a] uberschickt, welches auch gelesen, des inhalt, das sy sich beschwern, das der stift Chur und andere, so sich in ir puntnus ergeben, von dem ksl. viscall am cammergericht beclagt werden.

Letzlich ist ein suplication aus befelh kgl. Mt., den Bf. von Hildesheim belangent [Nr. 248], gelesen worden, darin er sich gegen der kgl. Mt. und den ksl. commissarien beclagt wider Hg. Ernst [!] von Braunschweigs gemahel7, als wer im ein frauenkloster von ir dahin gedrungen zu weltlichem habit und einer maß, weß sie sich halten sollen [Nr. 248, Beilage 1] mit einer angehengten nebenschrift, das die von Hildesheim unser hern Jesu Christi pildtnus und anderer heyligen in einem vasnachtspill umtragen, uncristenliche, unerhorte unpill damit getriben.

Uf di zeyttung [Nr. 135] ist erstlich bedacht, das di kgl. Mt. di sachen dahin befunden, das die protestirenden zu anderen stenden sich thun, [13r] damit ufs fuderlichst von einer hilf reden mögen.

Der Aydtgenossen schreyben [Nr. 104a] will man bedencken.

Die hildesheymisch sache: Soll kgl. Mt. und di ksl. commissarien gepetten werden, das sy mit den protestirenden sovill handl, wo di sachen also geschaffen, das di Hgn. von Praunschweig und ir anhang dem pischof sein closter unperturbirt liessen und das die von Hildesheim umb ir verhandlung gestrafft und furan dergleichen zu uben von inen kain furschub oder bewilligung geben wurdt.

Den 7. Marcij hat man im chur- und furstenrat sich verglichen, das uf das schreyben, so di kgl. Wd. auß Franckreich an di Aidgenossen gethon [Nr. 199, Beilage 6], verzihen soll, biß man von der turckenhilf beschlossen. So dan (wie ungezweifelt geschehen wurdt) bedacht, das den Schweytzern umb hilf geschriben werden soll [Nr. 138], soll darbey meldung geschehen, weß di stendt angelanget het, und das sy unrecht des bericht worden, als wer das neher an sy geschehen ausschreyben durch particular person, die allein dem kunig anhengig, geschehen, den[n] das widerspill wer war, das solch schreyben durch ein gantzen consenß und gutachten aller chur- und fursten zu schreyben befolhen und fur notwendig geacht wer.

Sovil dan belangt das schreyben, so einer uß dem vorigen reichstag alhie dem Kg. von Franckreich gethon [Nr. 199, Beilage 7], ist bedacht, [13v] das der kgl. Mt. und den ksl. commissarien wer angezaigt, Kff., Ff. und stende hetten solcher bosen kundtschaft schmertzlich und gantz mitleydenlich vernumen, mit hochster bitt, di kgl. Mt. wolten uf weg gedacht sein, damit solcher verreter mocht erfarn und nach pillichen dingen gestrafft[werden]. Sy, di stendt, wolten auch muglichen vleis furwenden, damit ein ordnung furgenumen wurde, das furan nit mer geschehe. Zu einer solchen ordnung ist bedacht, das solten etliche geordnet werden, di ir guetduncken verfasten und den stenden anzaigten.

Uf deß Bf. von Hildesheim suplicirn [Nr. 248] ist bedacht, das sein sach, sovill Hg. Heinrichen von Praunschweig belanget, solt bei der kgl. Mt. dahin gefudert werden, diweyl ir Mt. einen tag zu verhor zwischen Sachsen und Hessen, auch Hg. Heinrichen von Praunschweig angesetzt, daß diselb sach auch damit ausgericht mocht werden.

Sovill aber den eingriff, so di furstin, Hg. Ernsten [!] gemahel, gethan haben soll gegen einen closter, dem bischof zugehorig, und dan das die stat Hildesheim sich ungeburlich gehalten hat [Nr. 248, Beilage 1] soll di kgl. Mt. angesprochen werden, mit Sachsen und Hessen als haupleutten oder dero gesanten handlen, damit es abgestelt und di (wie pillich) von Hildesheim von wegen irn verprechens gestrafft werden und er, der pischof, bei seinem inhaben unperturbirt pleyben moge.

[14r] Was aber den erwelten zu Na[u]mburg betrifft, ist bedacht, das gut wer, das im ein furschrift an di ksl. Mt. geben wurde, damit ir Mt. geburlich einsehen thet, das er zu seiner ordenlichen wall gelassen wer. Het dan der churfurst einherlei foderung, das mit recht geschehe.

Nach essen haben di kgl. Mt. und di ksl. comissari den H. von Naves und Dr. Gengern, vicecantzler, in rat verordnet und allen stenden wider lassen anzaigen und verlesen, waß fur schwere und erschrockenliche zeittung mer dan an einem ort von dem Turcken ir Mt. sunderlichen zukumen sey, darin di gewiß des Turcken zukunft 1 000 000 [!] starckh. Die beunruhigenden Nachrichten vom Vormarsch der Türken gleichen den am 6. März verlesenen: Nr. 135.

Hat darauf di kgl. Mt. sambt den commissarien di stende zum hochsten gepetten, sy wollen sich nit sundern, sunder miteinander das werckh, daran uns allen zum hochsten gelegen, helfen fudern und unter di handt nemen.

Ist bedacht, das der kgl. Mt. und den ksl. commissarien soll zu antwort anzaigt werden, di Kff., Ff. und stende hetten mit schwerem gemut dise erschrockenliche zeittung vernumen, derwegen petten sy di kgl. Mt. und di comissarien zum untherdenigisten, sy wolten sovill mit den protestirenden handln und sy dahin vermoegen, das sy mit den andern stenden zugleich helfen handln und von denen nit [14v] sunderten; so mocht dan statlich von disem wergk gehandelt werden. Wern sy aber ie dahin nit zu vermogen, so dan ir Mt. und die commissarien verner bei disen stenden anhielten, wolten sie sich mit geburlicher antwort vernemen lassen.

Den 8. Marcij nachmittag ist im rat bedacht, das man dem obristen leutenampten und andern befelchsleutten, so sich ausstands irer besoldung beclagen, anhalt, damit sy anzaigen laut und unterschidlich, was sy an ir besoldung empfangen haben und von wem. Das sy sich darnach heimthun. So soll von den kreysen rechnung genumen werden und irenthalb ein billich einsehen gehalten werden.

Den 9. Marcij hat kgl. Mt. anzaigen lassen, das ir Mt. der stende bedencken, den 2. dis monats bedacht [fehlt], ir gefallen las. Stehe derhalben mit den protestirenden so weyt in handlung, das sich ir Mt. versehen, sie wollen in 2 tagen zu einem beschluß kumen.

Dan sovill di Aidgenossen belanget, das sy Chur, Basell und Schaffhausen dem Reich entziehen wollen, will ir Mt. selbst nun derhalb schreyben [Nr. 104b].

Naumburgisch handlung soll biß uf ksl. Mt. ankunft aufgeschoben werden. Sollen di stend irem erpietten nach ein furschrift geben.

[15r] Den 10. Marcij hat di kgl. Mt. und di ksl. commissarien durch den meintzischen cantzler anzeigen lassen, das ir Mt. an heut umb 1 ur di protestirenden stendt beschiden, inen selbst muntlich anzaigt, das sy von der negstgegebenen antwort nit weichen, sunder darbey pleyben musten und auß ksl. macht nit weyter schreytten dorfen. Darauf di protestirenden stende kurtzlich anzeigt, sy wern von iren obern anders nit[abgefertigt], dan sy sich in iren schriften zuvor vernemen lassen hetten, ainigs wegs schreytten dorften, mit hochster undertheniger bitt, ir kgl. Mt. wollt ir person gnedigst entschuldigt haben [Nr. 163].

Darauf di kgl. Mt. bedacht, di stend wolten nunmer furnemen alles, waß dem Reich beschwarlich wer, selbs darin ir bedencken eroffnen.

Den 12. Marcij haben di ksl. comissarien, mein gnediger her Hg. Fridrich, der Bf. von Augspurg und der H. von Naves, in aigner person wider for allen stenden anzaigt [Nr. 191]: Wiewoll bisher di kgl. Mt. und sy, di comissarien, allen muglichen vleis furgewendt, dy protestirenden dahin zu vermogen, damit sie sich von andren stenden nit sunderten, sie hetten aber bisher nichts erhalten moegen, und wer darauf der kgl. Mt., auch ir, der ksl. comissarien, nothhochvleissig bitt an alle [15v] stende, sie wolten bedencken, was fur ein schwerer last gantzer deutscher nation obleg und wie demselbigen zu begegnen, die sachen einhelliglich under di hand nemen und kein sunderung machen. Dardurch dan ungezweyfelt disem obligen geratten und geholfen werden. Sy wurden auch daran nit allein ksl. Mt. ein untherdenig und freuntlich gefallen thon, sunder auch dem Almechtigen ein angenem, gefellig werckh beweisen.

Sy, di protestirenden, hab[en] hingegen anzaigt, sovill in ie nachzusehen muglich und sy von iren obern in befelch hetten, wolten sy gern thon, und sover in ein bestendigen fridt und gleichmessig recht iren vorigen schreyben gemeß wer bewilligt worden, wolten sy diß werckh, darumb man hie wer, mit vleis helfen fudern und an in nichts erwinden lassen. Ausserhalb aber erledigung oben angezaigter puncten hetten sy sich in einiche hilf oder ander werckh einzulassen nit macht, mit hochster bitt, sy irer person entschuldigt zu haben.

Entgegen dy ksl. commissarien, das sy alle mitl gesucht hetten, die sy der sachen dinstlich zu sein vermeint hetten, und wisten oder konten nit weytter schreytten, dan sy von ksl. Mt. nit mer befelchs hetten. Darbey ist es beliben.

Es seyen auch disen tag etlich schriften und suplicationen vom Hg. von Gulch [Nr. 205a], seiner frau mutter [Nr. 205b] und seinen rotmeinstern und edelleuten [Nr. 205c], so er diß jar wider den Turcken gehabt, gelesen worden und abzuschreyben befolhen worden.

[16r] Des Bf. von Munster gsanter hat auch ein suplication [Nr. 206] verlesen lassen, darin er seinen hern entschuldigt, das er kein pundtnus wider ksl. Mt. mit jemandt gemacht hab. bLes auf–bein schreyben von der regentin, das sy seinem hern schreybt und entschuldigt helt [Nr. 206, Beilage].

Der sophoisch hat seinen hern mit einer lateinischen schrift entschuldigt [Nr. 109], warumb er uff itzgehabtem zug seinen geburnus nit erlegt hab und furtan kein hilf mer thon mag; soll im der Franzoß sovill eintrags thon.

Den 13. Martij haben des Kf. von Brandenburgs gesanten[ge]betten, iren hern seiner ausstehenden besoldung zu entrichten oder ine ein entliche antwurt zu geben8. Ist in anzaigt worden, man muß zuvor rechnung von kreiseinnemernc anhorn.

H. Conradt von Pemlperg, H. Wolf Dietrich von Pfirdt und H. Johan Hilchen haben bezalung ir und irer befelchsleut ausstandts begert. Ist in zu antwort erfolgt, man woll dem auschus nochmals befelch geben, mit inen zu rechnen, und wie man di rechnung befinde, darauf ine schriftliche urkundt geben. Und wan man di rechnung von den kreiseinnemern angehort, auf weg gedencken, damit sy gezalt werden. Und sey muglich, ehe goltgelt zu bekumen, ire befelchsleut uffs fuderlichst abfertigen.

[16v] Der commenthur von Marburg hat suppliert und[ge]betten, in seiner rechnung halb, zuvor langest gehort9, zu quittirn. Ist im anzaigt worden, man woll nochmals sehen, was er seyt der vorgethonen [Abrechnung]eingenumen und ausgeben und in dan der pillikeyt nach quittirn.

Endres Pflug beclagt sein ausstandt10. Ist auch bedacht, man soll ins chumenters rechnung sehen, waß noch ubrich sey und in darvon zalen.

Nach essen hat kgl. Mt. durch den auschus lassen anzaigen, wie er auß der relation der ksl. commissarien sovill vermerckt, als beschweren sich di protestirenden, darumb man nit durch ein auschus mit in ad partem hab lassen handln. Und liessen sich sovil vernemen, als wern vill stende, di solchs woll leyden mochten. Ist im rat beschlossen, man sols bei vorgegebenem ratschlag bleyben lassen.

Den 15. [März] hat di kgl. Mt. durch den meintzischen cantzler lassen anzaigen, das ir Mt. und der ksl. comissarien gnedigs begern und gesynnen sey, Kff., Ff. und stende und der abwesenden potschaften wolten di schriften, zwischen ir Mt. und den protestirenden gehandelt, gutheyssen und darumb schriftlich urkunt geben. Auch wolten sy, di stende, dem ksl. camerrichter und beysitzern schreyben und umb erlangung der suspension anhalten. Hat man in beden sachen ein bedacht genumen biß uff morgen.

Den 16. Martij ist bedacht, das der kgl. Mt. und den ksl. commissarien uf ir geschehen begern zu antwort geben [17r] werden soll: Die stende hetten auf di vor uberschickten suplication [Nr. 152] und replicen [Nr. 157] der kgl. Mt. ir gutbeduncken [Nr. 154] eroffent und anzaigt, darumb wisten sy noch kein bessers, sunder plieben darbey und wolten gern das ir Mt. noch einmal widerholn und gutheyssen.

Sovill aber di sunder meldung belanget, das der protestirenden religion- und profansachen, sovill der itzo vorhanden, suspendirt werden soll belanget und di stende dem camerichter und beysitzern darumb schreyben sollten, geben di stende ir Mt. und den commissarien di antwort: Wiewoll solichs wider alle pillikeyt, alt herkumen und gebreuch etc., doch ad publicum bonum, wolten sy des kgl. Mt. und den commissarien zu undertenigstem und f[reundlichem] gefallen auch bewilligen, dergestalt das solche suspension auf ein gewise zeit, und nemlich uf vier monat, gestelt wurde, darin di visitacion und reformacion furgenumen werden solle. Sover aber in der zeit di visitacion oder reformacion auß beweglichen ursachen ie nit furgenummen werden möcht, soll es noch bey zwen monat prorogirt und nit lenger werden moegen. So sich aber in mitler zeit irrung zwischen den protestirenden gegen andern zutrug, sollen commissarien itzo genent werden, di diselben sachen anhorn und erortern mogen, auch bede parthey bey denselben pleyben und furkumen sollen. Und ist fur gut angesehen, das bede meine gnedigen hern, Hg. Phridrich [17v] und der Bf. von Augspurg, zu commissarien erpetten werden.

[18r] Am 23. Martij haben die churfurstenret die andern fursten und der abwesenden potschaften zu inen erfordert und nachfolgende maynung erzeln lassen: An gestern wern die verordneten der gilchischen sach und kriegshandlung halb bei kgl. Mt., auch ksl. Mt. commissarien erschinen und hetten irem abschid und genomen bevelh nach den handl mit getruem und bitlichem fleis anbracht [Nr. 213]. Und darauf die antwort empfangen, es wer kgl. Mt. und den commissarien diser handl hertzlich laid und nit on. Die kgl. Mt. hett sich vergangner jar in das Niderlandt gefuegt und zu Jent mit ksl. Mt. getrulich und so fleissig, als ob die sach ir aigen gewesen, geredt, auch so weit verfarn, das ir Mt. darauf dem Hg. von Clef und Gilch aus getruem gemut, was er hierinn thun soll, geraten, und wo sein fstl. Gn. seiner Mt. gefolgt, hette der ytzig krieg gentzlich abgeschniten und verhuet werden mogen. Und wollt sein Mt. nit underlassen, sonder sich mit ksl. Mt. oratorn, dem von Granvel, underreden, dabei man auch ansuchen mocht und alsdann verrer antwort geben, mit nachvolgender selbs muntlicher erzelung und begern: Dieweil diser handl allain ains fursten sach und nit so vil als an viler fursten und des Reichs handlung gelegen sey, das man nichtsminder und in allweg mit der turgknhilf furfarn und besliessen well. Dann im fall, daß gleich ksl. Mt. dem Hg. von Clef und Gilch was abgewinnen und eynnemen werd, das bei seiner Mt. allweg [18v] gnad und widergebung erlangt werden mog.

Danach weren sy, die gesandten, zum Granvel khomen und gleicherweis ir werbung und bit wie bei kgl. Mt. gethan und die antwort empfangen: Die stendt des Reichs kondten sich aus dem furtrag, von der Kgn. Maria wegen beschehen, wol erinnern, wie die sachen geschaffen und daß die konigin zu disem krieg gedrungenlich verursacht worden wer und das die ksl. Mt. zum landt Gelldern ain gute, gerechte sach und der hertzog die ungerechtigkeit het. Und dieweil sich der hertzog laut des Reichs ordnung zu purgirn erput, mocht er leiden, das das alfabet, durch ziffer gemacht, von im, hertzogen, erclert11, so wurde alsdann der grundt diß handls erlernt. [Granvella] wollt sich mit kgl. Mt. und der Kgn. Maria gesandten underreden und verrer antwort geben, dann was ksl. Mt. thun, wurde nit anderst dann auf bit der fursten und stendt des Reichs beschehen. So auch der h[ertzog] gnad begern und sich weisen lassen, möcht diser handl destmer zu gutem endt gedeyen. Darauf haben sich bederseidts ret underredt und ist in der fursten und stendt rat fur gut erwogen, das man solher antwort erwarten und im fall, das die antwort verzogen werd, soll man umb dieselb durch die verordnten underthenigclich ansuchen.

Und sovil den andern fall der turgkenhilf halb belangt, haben der minder tail [19r] furzeschreiten und ze sliessen begert, aber der merer tail, wie an gestern beschehen, stragks auf irem furnemen und dergstalt verharrt, wo man die pferdt nit hinden an wagen setzen, sonder dem handl gruntlich helfen und die verhinderung der turgkenhilf am ersten erledigen und abwenden, well ain yder von seins hern wegen sich weiter ein- und gern vernemen lassen.

Die churfurstenret haben ir bedengken auch eroffnt, also das man der antwort, wie gemelt, erwarten soll, alsdann kond man sich in allweg darnach richten. Der turgkenhilf halb stunden sy in teglicher handlung, wie man zuvor all verhinderung, so disem wergkh zuwider sein mocht, ausleschen und ain solhe ainigkhait, dardurch man samentlich helfen, erlangt werden und alsdann dest fruchtbarer besliesen kondt etc.

Notum: Als der osterreichisch12 den handl gegen den churfurstenreten, was man sich entslossen het, referiret, ließ er das merer, das man die pferdt nit hinden an wagen setzen, sonder vor die verhinderlichen ursachen aus dem weg thun soll, aussen. Ward von etlichen stenden in beywesen der churfurstenret meldung gethan, das mit disem zuesatz austrugklich beslossen und ain solhs das merer gewesen wer.

Anmerkungen

1
Rentmeister Gabriel Arnold berichtete bereits am 12. Febr. 1543 an Pfgf. Ottheinrich über die Vorkommnisse in Nürnberg. In: München HStA, Kasten blau 271/4, fol. 6r–9v (Ausf.). Die protokollartigen Aufzeichnungen der beiden Gesandten beginnen jedoch erst am 24. Febr., als Georg Ludwig von Seinsheim auch am RT-Ort angekommen war. und enden am 23. März, als Seinsheim offenbar abreiste. Ein weiterer Bericht Gabriel Arnolds an Pfgf. Ottheinrich stammt vom 26. März 1543 (Nr. 361), danach reiste auch er aus Nürnberg ab. Die pfalz-neuburgischen Gesandten wurden dann durch den pfalz-simmerschen Rat Hans Beuser von Ingelheim ersetzt, der an ihrer Stelle an Pfgf. Ottheinrich über die Geschehnisse in Nürnberg berichtete (Nr. 362von 1543 April 7). Als der RAb verlesen wurde (1543 April 23), befand sich Gabriel Arnold wieder in Nürnberg und berichtete Pfgf. Ottheinrich über das Scheitern der Reichsversammlung: Nr. 404, Anm. 5.
2
Siehe die Berichte des pommerschen Gesandten Jakob von Zitzewitz über die Verhandlungen zwischen den altgläubigen Reichsständen und den pommerschen Gesandten im Reichsrat am 14. und am 24. Febr. 1543: Nr. 186–187.
3
Die Gesandten von Pfalz-Neuburg und von Pfalz-Simmern waren in einen Sessionsstreit mit den Gesandten Hg. Moritz’ von Sachsen verwickelt, in welchem die ksl. Kommissare, Pfgf. Friedrich und der Bf. von Augsburg, vermittelten: siehe Kap. IX, Nr. 294.
4
Die Antwort Kg. Ferdinands an die Protestanten wurde am 3. März ausgearbeitet und am 4. März vor den Reichsständen verlesen (siehe Nr. 158).
5
Polin: eigentlich Antoine Escalin des Aimars, später Baron de la Garde, bekannt als Kapitän Polin. Nachfolger des 1541 ermordeten Antoine de Rincon als franz. Gesandter in Konstantinopel (1541 bis 1547). Bei seinen Verhandlungen an der Hohen Pforte handelte er 1542 im Auftrag des franz. Königs die osmanisch-französische Allianz gegen Habsburg aus. Es folgten mehrfache Kooperationen der französischen Flotte unter dem Befehl Polins mit der osmanischen Flotte unter Barbarossa im Mittelmeer (z.B. Belagerung von Nizza im Aug. 1543). Zur Mission Polins siehe: E. Charrière, Négociations de la France dans le Levant, Bd. 1 (1515–1547), passim.
a
–aMarg. nachgetr.
6
Die am 6. und 7. März 1543 im Reichsrat verlesenen „Neuen Zeitungen“ und Kundschafterberichte sollten den Reichsständen das drohende Herannahen des Sultans und seiner Truppen vor Augen führen.
7
Hgn. Elisabeth von Braunschweig-Calenberg, Witwe Hg. Erichs I. Die Nennung Hg. Ernsts ist auf eine Verwechslung des Protokollanten zurückzuführen.
b
–bKorr. aus: Wiß auf [= verweist auf].
8
Die dem Kf. von Brandenburg geschuldete Summe aus dem Türkenzug 1542 beträgt laut Bericht des Rechnungsausschusses (Nr. 131) 21 094 fl.
c
Danach folgt irrtümlich nochmals: rechnung.
9
Abrechnung des Pfennigmeisters Wolfgang Schutzbar, Landkomtur der Ballei Hessen in Marburg, über die Türkenhilfe 1541, die bereits im März 1542 auf dem Speyerer RT vorgelegt worden war. Siehe dazu RTA JR Bd. XII, Nr. 68a–c.
10
Andreas Pflug war Musterherr im Türkenkrieg 1541 und supplizierte bereits in Speyer 1542 wegen ausstehender Besoldung.
11
Es handelt sich um den Chiffrenschlüssel, mit dem die Berichte des franz. Gesandten Serrant an Kg. Franz I. chiffriert waren. Die Entschlüsselung dieser Berichte stellte den Beweis für die Kooperaton des Hg. von Jülich mit dem franz. König dar.
12
Hans Gaudenz von Madruzzo.