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I. Organisation, Vorbereitung und Eröffnung des Regensburger Reichstages
II. Instruktionen und Vollmachten
III. Protokolle und Tagebücher
IV. Die Verhandlungen über Religion, Friede und Recht
V. Die Verhandlungen über die Türkenhilfe
XI. Urkunden und Akten zur Schlussphase des Reichstages
« ŠVIII,6 Die Auseinandersetzungen um die Reichsstandschaft der Stadt Mühlhausen in Thüringen »
«Nr.291 Supplikation der Stadt Mühlhausen in Thüringen an den Kaiser – Regensburg, o. Datum »
Weimar HStA, EGA, Reg. E 138, fol. 197r–202v und fol. 204v (Kop.); AS v. 3. Hd. fol. 197r: Mulhausenn bittet, sich plenarie in alle ihre wirden und ehren zu restituiren, item, deß ungewönlichen aids und pflicht relaxirt und davon absolvirt werden; DV fol. 204v: Copei der supplication, der ksl. Mt. in der von Mulhaussenn nhamen ubergeben, 1541, Regenspurgk1.
Dieweil je naturlich, auch menschlicher vernunft gemes und billich ist, das diejenen in iren anliegenden hochsten nothen und zuegefugten, zwungenlichs gewalts der ort und enden umb gnedigst hulf und erledigung ansuchen, da vor den gedrangten trostliche und ware hulf nie versagt noch verzigen worden ist, hierauf, allergnedigster keyser, geruche euere ksl. Mt., euerer Mt. und des hl. reichs stadt Mulhausen der ubeln, begegneten (nit mit kleinem abnehmen euerer Mt. hoheit und des hl. reichs wolfart, ehre und rumh) und zugefuegten beschwerung und hochsten darob erliedenen, verderblichen schadens gemelt euerer ksl. Mt. und des hl. reichs stadt deren loblichen oberkeit in gnaden zu entpfahen und hochstes anliegen als ein milter, gerechter keisser und mehrer des reichs allergnedigst zu vernehmen. Und dem ist kurzlich also:
Allergnedigster keiser! Euer ksl. Mt. haben sich allergnedigst wol zu erinnern des leidigen, erlittenen unfals und erbermlichen, bisheer zugefugten schadens, der euerer ksl. Mt. und des reichs stadt Mulhausen, dordurch sie hochschmertzlich in die hende des churfursten und itzundt Hg. Heinrichen von Sachssen etc., dem Lgf. zu Hessenn kommen und nhun bisanhere des verschienen 25. jars in der stadt Mulhausen etlicher rechten und gerechtigkeiten inhalt und vermug weilandt hochloblichster gedechtnis gnedigster gegebener und habender, auch durch euere ksl. Mt. confirmirter koniglichen und keyserlichen privilegien und freiheiten dem hl. reich zu hochstem abfall entzogen, in besetzung Šburgermeister- und rathambter, der stadt zugehorig, gewaltiglich underfangen, mit neuen gelubden und aidespflichten verstricket, also das burgermeister und rath, ane ir kfl. und fstl. Gn. bestettigung zu regiren, kein macht haben und in suma das regument der keiserlichen, koniglichen, unverserthen freiheiten, domit ein lobliche des reichs stadt Mulhausen gnedigst begabt, doraus abgedrungen.
Hochermelte chur- und fursten von Sachssen und Hessen haben auch nit underlassen, sonder das schultessenampt aldo sampt allen fallenden renten an pfennig und korngulten federfrei [sic!] auf dem lande des mulhausischen gerichts eingezogen und sonst auch des pfandtschilling an den dorfern der vogteien genant mit gebot und verpoten (dartzue sie dan sonderliche, verpflichte diener in irer kfl. und fstl. Gn. bestellung haben) und darzue, was auf dem landt des mulhausischen gerichts euerer ksl. Mt., dem hl. reich, denen von Mulhausen aigen zugehorig, alles zu irem nutz genomhmen, des merem und weithers di von Mulhausen eines erbarn, loblichen magistrat doselbst, jerlichen iren kfl. und fstl. Gn. 900 fl. zu erbschirmgelt zu geben, so auch von inen eins teils anher entpfangen, gedrungen. Nichtsdesteweniger, so oft iren kfl. und fstl. Gn. geliebt oder ires angebens vonnothen sein solt, haben sie inen ofnung, hulf und folge der stadt Mulhausen vorbehalten. Und ist uber das alles ausgabe auf der stadt Mulhausen plieben, welche sich thut in die 2.400 fl. erstrecken uber di einnahme in euerer ksl. Mt. und des hl. reichs pflicht und hulfe etc. Aus deme nhun beinahe ewigs verderben erfolget, wo es furder stan pleiben solt. etc., mit dieser sonderlicher, aufferlegten conditionirter burden, so und wan ein rath der stadt Mulhausen der fallenden jerlichen zins und renten an den dorfern (dero in zal 18 seindt one die wustenunge), dergleichen die voigteien widderhaben wolten, das sie vor 80.000 fl. zu losen schuldig und nichtdesterweniger alle andere zwungenliche, eingedrungne beschwerungen, last und verderblicher, nachteiliger, zuegefugter schade ob dem rath und gemeiner stadt Mulhausen stan plieben, ungeachtet, das durch ir kfl. und fstl. Gn. beschenen zufal der loblichen stadt Mulhausen und aus gedrungnem, nachstelligem not alle ir farent an gold, gelt und getreide, auch was an wein, bier, pferdt, rustungen, buchsen, gros und klein geschutz, in summa der artolorey gehorig, gewaltiglich entwendet, etliche viel wolhabende, statliche, erbare burger gefangen, hinweg aus der stadt erbermlich geschleift, geschetzt, zum teil elendiglich in der hart gehaltenen gefencknis gestorben und, wie menniglich im reich offenbarlich leidigen wissens, viel ubermenschliche, erbermliche, thetliche handlung verbracht, welches nach lenge zu erzelen, die kurtze nit gedulden magk, aber gleichwol aus grosser miterbermde schmertzlich zu horn were. Zudeme, das widder kfl. Gn. oder Lgf. zu Hessen durch die von Mulhausen nie in einichen wegk leidigs zugefugt, ja kein han [sic!] nit geschehen, sonder je und alwegen geburlicher, undertheniger ehererpietung mit allem gueten erzeigt, zum allerwenigsten nie ursach zu einicher ungnad geben, das also mit euerer ksl. Mt. und des hl. reichs stadt leidig mit gewalt umbgangen sein soll etc.
ŠUnd kan und mag je daneben euerer ksl. Mt. in aller underthenigkeit unangezeigt noch stilschweigendt nit umbgangen werden, zudeme, das im gantzen lande doselbst wißlich ist, das ir kfl. und fstl. Gn. bei einem rath zu Mulhausen, auch dere rethe durch die dartzue verordente und gesandten begerlich ansuchung thun und derhalben nit underlassen, der neuen religion sampt den ceremonien, inmassen nhun itzundt in iren kfl. und fstl. Gn. landen oder gebieten pfleglich zu halten, anzunemen, der anhengig zu sein, mit der angehenckten vertrostung, das sie den von Mulhausen ire verpfandten dorfer und noch ein merers mit weither zusage schutz und schirm wie selbst iren landen und leuten one allen entgelt frei widderumb villeicht geben und zustellen wurden2, ein solchs dan euerer ksl. Mt. und des hl. reichs als ein gehorsame stadt irer pflicht und ehren nach, domit sie sich euerer ksl. Mt. und dem hl. reich zugethan erkennen, nit wissen einzugehen noch thun wollen, sonder abgeschlagen neben beschehener anzeig, das sie auch von euerer ksl. Mt. vermuge zu Wormbs ausgangen edict und inen zugesandten sondern mandats anno 26 aus Sefilien in Andalusi verkundet ist, bei der alten, waren, cristlichen religion zu pleiben, ermahnet und gebeten3, derwegen in einichem puncten nit wusten davon zu weichen. Zudeme, das sie auf allen anheer gehaltenen reichstegen dorbei plieben sein, wie dan (one rhum vor euerer ksl. Mt. zu schreiben) die stadt Mulhausen durch gut, vleissig aufsehen und regieren bei unserm waren, alten, cristlichen glauben und religion (jedoch nit mit geringem mitlerzeit bisheer erlittenem, zugefugtem schaden, nachstellens und vil der ungnaden geduldens) geplieben, wie dan auch sie als euerer ksl. Mt. und des reichs underthenige, gehorsame mitglider, dabei bis zu ende ires lebens zu pleiben, gedencken.
Welchermassen nhun also erbermiglich und mit zwang euerer ksl. Mt. und des reichs stadt Mulhausen gehandlet und umbgangen, das haben euere ksl. Mt. alles nach lengs gnedigsts wissen4. Ein solchs ist auch alles des reichs stenden unverporgen, in betrachtung, das gemeine stende, des reichs frei- und reichsstedte von wegen der stadt Mulhausen als ein mitgliedt und reichsstadt in beiden jungst hievor augsburgischen und folgendts regensburgischen euerer ksl. Mt. gehaltenen reichstegen underthenigst an euere ksl. Mt. gemeinliche furbit suplicirt, damit die stadt Mulhausen, dem hl. röm. reich zugehorig, widderumb unther die flugel des adlers kome, euere ksl. Mt. gnedigstes und ernstlichs einsehen thun, wie dan auch jederzeit euere ksl. Mt. allergnedigst trost, hulflich antwurt und decret geben inhalt der supplication, hieneben liegent mit A, B und ŠC verzeichent, und euerer ksl. Mt. gnedigst dorauf geben, trostlich decret, zu ende gesetzt, clerlich mitbringet5.
Ferners so haben auch die von Mulhausen aus röm. ksl. Mt. allergnedigstem schreiben des datum Toleten, 10. Junij des 30. jars an sie ausgangen6, wie dan die glaubwirdig abcopirt hiebei copei, mit D verzeichnet, außweist, durch den durchlauchtigen, hochen, cristlichen unsern guten freund und herrn, H. Heinrichen Hg. zu Braunschwieg und Luneburg einem rathe der stadt Mulhausen gnediglich uberantwurt, neben euerer Mt. trosthulflicher, allergnedigster relation mit hochsten, begirlichen freuden underthenigster demut als ein gantz verlassene, arme, betrubte stadt entpfangen und daneben auch euerer ksl. Mt. allergnedigst, keyserlich, milde gemuete nit allein aus itzt ermelten euerer ksl. Mt. gnedigstem schreiben und dobei des gnedigsten fursten und hern Hg. Heinrichs von Braunschweig etc. aus befelich euerer ksl. Mt. gnedigsten vertrostens, sonder auch zuvor je und alwegen auf der stende des hl. reichs frei- und reichsstedte an euere ksl. Mt. von wegen der reichsstadt Mulhausen in beiden augsburgischen und regenßburgischen gehaltenen reichstegen beschehen underthenigst, mit gnedigster, keiserlicher, milder antwurt gentzlich vertrostet, das euere ksl. Mt. mhergedachte stadt Mulhausen bei iren alten, loblichen, cristenlichen, wolheergebrachten rechten, gerechtigkeiten und gewonheiten, sonder keyserlichen und koniglichen habenden privilegien und freiheiten handthaben, widderumb (euerer ksl. Mt. und dem hl. reich unentzogen) zu keiserlichen handen und flugel des hl. reichs, entpunden und relaxirt aller inen verpundener, gelubter aidt und pflichten, nehmen.
Dieweil nhun, allergnedigster keyser, der stadt Mulhausen leidig begegneter unfal, wie dan euerer ksl. Mt. hievor nach lengs underthenigst bericht, also geschaffen, gleichwol alle denen von Mulhausen abgedrungen aidt und pflichten, domit sie kfl. und fstl. Gn. verstrickt, und sonst aller eingrief, euer ksl. Mt., dem hl. reich hoch verletzlich, nachteilig und zu grossem abbruch des reichs, solche handlung an ir selbst der natur, aller constitution, ordination, reformation, sonderlich qualitet und wesenlicheit als widder euerer Mt. und also des hl. reichs, dem ausgekundigten euerer ksl. Mt. und des reichs landfrieden, rechten, gerechtigkeit und gewonheit unbundig und gantz von unwirden, auch craftlos ist, sollicher und vil weniger gestalt zu abbruch dem hl. reich contra patrimonium imperii gehandlet werden soll, kan oder magk, nichtdesteweniger die von Mulhausen ein erbarer rath in ungewonlichen gelubden und aiden gegen iren kfl. und fstl. Gn. noch, dorin sy gedrungen, verstrickt pleiben, so geruhe euere ksl. Mt., als warer prun fliessender gerechtigkeit, auch einiger schirmer der gedrangten und mehrer des hl. reichs ire großmechtigkeit hierinne Šzu gebrauchen und euerer ksl. Mt. des hl. reichs stadt Mulhausen als gehorsame underthane, die sich auch bisanheere als frume, guthertzige unsers waren, alten, cristlichen glauben erzeigt, auch in euerer ksl. Mt. cristliche bundtnis begeben, aus volkomener keyserlicher macht plenarie widderumb, wie sie dan mhermals deßen von euerer ksl. Mt. underthenigst vertrostung entpfangen, in alle ire wirden und ehren zu restituiren, der ungewonlichen aidt und pflichten entpinden, relaxiren und davon absolviren, demnach allergnedigst verordenen und fursehung thun, damit ein hochbeschwerte stadt Mulhausen zu iren abgedrungnen guetern dero aufgelegten burden entladen, in der stadt das schulteissenampt und der dorfer inen zugehorig gericht sampt der pfennig und korngulten, federfrei innehmens und aufhebens der guter, sonderlich des pfandschillings der vogtei one einichen entgelt, inmassen von altersheer ire guter sie innengehabt, genossen und gebraucht, widderumb gelassen und gentzlich zugestelt werden mit verzeihung der vermeinten bestettigung burgermeister und rath, deßgleichen aufnehmung hulf und folge an der stadt etc., im fall der notturft, ab sie dogegen mochten einrede haben, alsdan comissarios, die sachen zu verhoren, verordenen und zu volziehung der decret execution thun, executores geben und setzen, auch sonst notturftige, keyserliche mandat und proceßen, was und soviel dieser sachen erhaischender notturft dem rechten und euerer ksl. Mt. und des hl. reichs satzungen, ordnungen, confirmation nach am allerfurderlichsten gnedigst erkennen und doruber ausgehen lassen. Solchs gegen euere ksl. Mt. des milden, keyserlichen gemuts hierinne gnedigst der vertruckten und vergewaltigten stadt erzeigen, wirt sonder zweivel eine gemeine stadt Mulhausen, aus schuldiger, getreuer gehorsam jederzeit zu verdienen, begirigs gemuths erfunden werden. Und beweisen hierin dennocht euere röm. ksl. Mt. nit allein Got dem almechtigen unzweifenlich ein sonder angenemmes, wolgefelligs werk, sonder auch im hl. reich menniglich lob und preiß, hierinnen gnedigste, furderliche, keiserliche hulf mitzuteilen, allerunderthenigste euere ksl. Mt. anruffende und bittende etc.7
«Nr.292 Kaiserliche Resolution zur Supplikation der Stadt Mühlhausen – Regensburg, 1541 Mai 26 »
A Wien HHStA, RK Kleinere Reichsstände 361, fol. 19r (Reinkonz.).
B koll. Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 285r–286v (Kop.); DV v. a. Hd. fol. 286v: Der von Muelhausen abschied zu ferner handlung.
ŠC koll. Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 10183/04, Regenspurgischen Reichstags, Religion und andere Händel vermöge [...] Anno 1539–1547, fol. 478r–478v (Kop.).
Auf das auf mehreren Reichstagen vorgetragene Gesuch der Stadt Mühlhausen hin sieht sich der Kaiser veranlasst, zu erhaltung des hl. reichs gerechtigkeit den Kf. von Brandenburg, den Bf. zu Augspurg, den Abt zu Weingarten und Gf. Friedrich von Fürstenberg zu beauftragen, mit dem Kf. von Sachsen, Hg. Heinrich von Sachsen und dem Lgf. von Hessen zu verhandeln, damit jetz gedachte stat Mulhausen widerumb in iren vorigen standt, wesen und freyhait, darin sy vor aufgerichtem vertrag bey dem reiche gewest ist, gesetzt und restituiert a–und der pflicht, darzu sy jerlich gehalten, gentzlich entledigt–a werde. Die Kommissare sollen auch dahin wirken, dass der zu Pfingsten [1541 Juni 5] bevorstehende Termin, b–darin die beruempt pflicht beschehen soll–b, bis zum Austrag der Angelegenheit verschoben wird. Die Kommissare sollen über ihre Verrichtung Bericht erstatten1. Actum Regenspurg am 26. Maij anno etc. im 41.
«Nr. Š293 Protokollarische Aufzeichnung zu den Verhandlungen der kaiserlichen Kommissare mit Sachsen und Hessen in Sachen der Stadt Mühlhausen – Regensburg, 1541 Mai 31 »
Berlin GStAPK, I. HA Rep. 10 Nr. B 2 Fasz. G, fol. 79r–80r.
Actum Dinstags nach Exaudi [1541 Mai 31].
In sachen zwischen Sachssen, Hessen und der stadt Mulhausen.
Di verordnete commissarien ksl. Mt. haben den gesandten rethen des Kf. zu Sachssen und Lgf. zu Hessen di kayserliche commission angekundigt und verlesen lassen und daruf gesucht, di handlungen eintzureumen.
Antwort Sachssen und Hessen: Haben das antragen und verlesungk der kayserlichen commission gehort und, obwoll Hessen personlich verhanden, kont er sich uber di vertreg on beisein Sachssen sich nit in handlungen einlassen. Di rethe des churfursten hetten des in irer abfertigung keinen bevelh. Hetten der sachen auch keinen bericht, und wolt inen nit geburen, on vorwissen und sondern bevelh den handel antzunemen. Wollen di sach hinder sich gelangen lassen und ferrers bescheids gewarten und, was einkompt, ferrer den commissarien zu wissen thun. Bitten umb abschrift der kayserlichen commission.
Der commissarien replica: hetten ir antzeig gehort und do sie on sondern bevelh zu disem handel nit kommen konten und sich erbotten, solhs an ire herschaft zu gelangen, bitten di herrn commissarien, daß solchs furderlich bescheeg. Doch weil di zeit der verpflichtung nahet, wolten sie bei irer herschaft anhalten, daß di pflichtnemungk auch ferrer bis zum austrag der sachen verschoben werde.
Sachssen und Hessen: Bedanken sich des erbietens der commissarien, ire antwort ksl. Mt. zu berichten. Di pflicht ufzuhalten, konnen sich damit nit beladen, weil sie des kein bericht oder bevelh haben. Versehen sich, ir herrn werden sich mit untertheniger antwort gein ksl. Mt. woll zu halten wissen.
Der herrn commissarien: Wollen alle diese sachen mit fleiß an ksl. Mt. gelangen lassen1.
«Nr. Š294 Kaiserliche Resolution in Sachen Mühlhausen – Regensburg, 1541 Juli 15 »
Mühlhausen StadtA, 1–10/C5, pag. 52 (Kop.).
Dieweil den Kff. zu Sachsen und Hessen, unser und des hl. reichs stat Mulhausen dermassen unß und dem hl. reich ab- und inen zuzuziehen, nit gepurt, haben wir als romischer keyser fur unß selbs, auch uff der stend rhatsbewilligung und furbiten, angesehen der chur- und fursten Sachsen und Hessen rhet und gsanten solche an unß ubergeben, schriftliche verantwortung und der von Mulhausen uff unser beger und bevelch gegenbericht, unsern ohem Pfgf. Ludwigen Kf. und H. Philipsen Bf. von Speier etc. an unser stat zu commissarien verordnet, wie dan an ir L. und A. deßhalben unser bevelch außgehen solle etc. Actum Regenspurg, den 15. Julij anno etc. 411.
«
A Weimar HStA, EGA, Reg. E 138, fol. 206r–216v (Kop.); DV v. a. Hd. fol. 216v: Copei der schriften an ksl. Mt. der von Mulhausenn halben, 1541, Regennspurg.
B koll. Mühlhausen StadtA, 1–10/C5, pag. 31–51 (Kop.).
Unß ist in kurtzen tagen ein abschrift einer supplication one underschrift, von denen von Mulhausen meldend, zukohmen, dorinnen mit hitzigen, schmelichen worten angetzogen wirdet, alß op dieselbige stat Mulhausenn dem hl. röm. reich zu abfal zu handen unser gnedigsten und gnedigen chur- und fursten getzogen worden sein solte und dasselb thun fast hoch und unschicklich mit verdeckung der warheit und antzeigung der unwarheit gehauft wirdet etc., mit angehefter bith, wie das solche supplication weiter ausfuret.
Wo nun dieselbige supplication von denen von Mulhausen ausginge, so achten wir, daß, solchs dermassen zu suchen, ihnen mit ehren nicht geburen möchte, dann ire gegebene brief und siegel vermugen das anders, und hetten sich one zweifel ire kfl. und fstl. Gn. desselben zu ihnen nicht versehen. Wo auch die narrata in solcher supplicationn sich dermassen erhielten und ihnen die ding one ursach begegneten, so were kein wunder, daß euere ksl. Mt. sampt den stenden, darauf decret zu geben, ursach nehmen. Sie halten sich aber viel anderß und wirdet sich offentlich befinden, daß dorinnen die warheit verschwigen und vertunckelt und, dasjhene zu erzelen vonnöten gewesen ist, verhalten worden. Zweifeln derwegen unser gnedigste und gnedig hern nicht, wo euer ksl. Mt. der warheit berichtet were oder noch wirdet, euere ksl. Mt. werde solche der loblichen chur- und fursten that loben, alßdann auch wir nicht anderß wissen, dann daß nach der beuerischen aufrur euere ksl. Mt. solchen der fursten loblichen vleiß und ernst zum höchsten willen und gnedigsten wolgefallen angenohmen, approbirt und gelobt haben.
Nhun ist offenbar am tag, daß die beide chur- und fursten von Sachssenn und nun ire erben und Lgf. Philips zue Hessenn hochgemelt die angetzogene gerechtigkeit in und umb Mulhausenn numer bey 16 jharen in ruigem beseß gehabt. Daneben ist in gleichnuß war, daß die hochgemelten chur- und fursten die stat vom reich nicht haben ziehen wöllen, auch nicht getzogen, in solcher stadt keynen zwang, geboth oder verbot anders dan, sovil dem schultesenampt in gerichtlichen sachen zustehet, behalten, sonder derselbigen ire administration in nahmen des hl. reichs gelassen, ire hulf dem reich zu thun und gehorsam zu leisten, vergönnt, dem radt den gehorsam uber die burger nochgeben, appellationn an das keiserlich camergericht gestatet und alles das, daß ire kfl. Šund fstl. Gn. haben mögen erkennen, daß dem reich zustehen solte, nicht angerurt, sonder wes ire kfl. und fstl. Gn. gehandelt und zue sich bracht, das haben sie alß ehrlich chur- und fursten des hl. reich auß guten ursachen, fugen und bescheidenheit one verletzung des reichs gethann, alß sich das in erörterung dieser handlung, so wir davon gnugsamen bericht und bevelh hetten, klerlich wurde erfinden und dermassen, daß noch denen von Mulhausen noch sunst imants anders derhalben zue iren kfl. und fstl. Gn. einige ansprach nicht geburen mag.
Sölten nun unsere gnedigst und gnedig hern diese handlung euer ksl. Mt., inmassen die ergangen, mit allen umbstenden gruntlich und eigentlich furbrengen und also ir recht an tag thun, dartzu gehörten viel zeugen, konde und kontschaft, so ire kfl. und fstl. Gn. alhie zur stet nicht haben mögen. Nun wölle je euer ksl. Mt. nicht, daß jemant in seiner gerechtigkeit sol verletzt werden. Derwegen haben ire kfl. und fstl. Gn. unß bevohlen, in diese sachen an diesem orth, da man die probationes, wie gemelt, nicht alle gehaben mag, nicht eintzulassen, sonder undertheniglichst antzuhalten und zu bitten, damit dieselbigen ire kfl. und fstl. Gn. bey irem guten, ehrlichen, rechtmessigen tittel und beseß pleiben, bey recht gelassen und daß euer ksl. Mt. dafur gnedigst sein wöllen, daß daruber durch eylend bescheidt oder decreta irer kfl. und fstl. Gn. halben unerhört nicht beschwert mugen werden, alß wir dann solchem bevelh nach zum underthenigsten gethann haben wöllen, mit der erbietung: Sey jemants, der ire kfl. und fstl. Gn. deßhalben ansprach nicht erlassen mag, daß sie demselbigen an enden und orten, da sich das geburet, ehr und rechts nicht vorseyn und sich alß gehorsame chur- und fursten, auch glieder des hl. reichs, daß man sie bey solchem erbieten nach ordnung des hl. reichs pleiben lassen werde, undertheniglich versehen wöllen. Und diesen bevelh haben wir uberkohmen auf die vorgenohmene, des durchleuchtigsten, hochgebornen fursten und hern, H. Joachims Mgf. zue Brandenburgk etc. ertzcamerer und churfursten etc., und anderer euer ksl. Mt. verordenten commissarien gutliche underhandlung2.
Dieweil wir aber vermercken, daß ire kfl. und fstl. Gn. warlich zu unschulden und unverdienet in den ubergebnen supplicationen so heftig wieder Goth und recht angeclagt werden, so können wir, wiewol unsere gnedigst und gnedig hern diese supplicationn noch nicht gesehen oder vernohmen, auch unß dorauf keinen bevelh gethan haben, alß die diener nicht umbgehen, fur unß selbst ire kfl. und fstl. Gn. derwegen, sovil wir wissens oder berichts davon haben, im besten zu entschuldigen und sunst keineswegs in einige disputationn eintzulassen, sonder wöllen iren kfl. und fstl. Gn. vorbehalten haben, derselbigen geburliche defensionn in und ausserhalb rechtenß zu gelegener zeit dartzuthun, davon wir offentlich protestiren. Dieweil aber die supplicationn keine underschrift, das ist keinen nahmen, von weswegen die ausgehet, hat, auch die gesanten von Mulhausen, daß die in irem nahmen oder bevelh ausgangen sey, nicht bekennen Šwöllen, so bitten wir underthenigst, es wöllen euere ksl. Mt. den angeber dahin halten, daß er deßhalben sein mandat antzeigen wölle, damit ire kfl. und fstl. Gn. ire noturft gegen denselbigen in recht furwenden mögen. Dann wir achten, daß ire kfl. und fstl. Gn. diese schmahe und iniurien ungerechtfertigt nicht hingehen lassen werden, sonder die supplicanten darumb, wie sich in recht geburet, vortzunehmen. Dann es ist nicht glaublich, daß es die von Mulhausenn bevohlen haben, dieweil, es von denselbigen zu horen, seltzam were. Dann sie wissen je baß dann wir, wie und auß was ursach sich die handlung des einnehmenß an Mulhausenn zugetragen hat und wie der sunebrief und vertrag, den von Mulhausen zugut gemacht, inhaben und wes sie sich verschrieben, gelobt und geschworn haben. Des solten sie sich pillich halten, inmassen es dann etzliche reichsstedt selbs darfur geachtet, daß denen von Mulhausen irer pflicht halben zu suppliciren nicht geburen wölle.
Anfenglich, so werden euer ksl. Mt. in diesem handel one zweifel bedencken, daß ire kfl. und fstl. Gn. zue dieser handlung nicht allein umb besonderer sach willen, alß da die von Mulhausenn zue irer kfl. und fstl. Gn. eynem oder mehr unwillen getragen, den oder die mit der that und gewalt angegriffen hetten, sonder umb des gemeinen römischen reichs und deutzscher nationn sachen und augenscheinlicher verderbnuß willen kohmen und, was sie dorein furgenohmen, daß sie solchs nicht allein umb irer selbst, irer lande und leute, sonder umb gantzer deutzscher nationn willen gethann haben und thun mussen, haben sie anders nicht selbß in iren landen abfall, irer selbs verderben und verjagen, dartzu aller erbarkeit in deutzscher nationn undergang wissen wöllen. Und solten darwider die von Mulhausen begunstigt und one ordentliche erkentnus restituirt oder ihnen weiter oder mehr, dann bißher gescheen, sine causae cognitione gnad ertzeigt werden, das were von der vielen unmentzschlichen that wegen erbermlicher zu hören, dann daß Mulhausen in dem stand, wie es itzt ist, pleiben solte, dieweil es warlich schwerlich und nicht anders zu achten were, dann vorerzeigter guthat zu vergessen und denjhenen, so solche aufrur gestillet, darin zu prejudiciren, welches one zweifel euerer ksl. Mt. wil oder gemut nicht ist. Dann so es solche meynung haben solte, wer wolt dann hinfuro in gleichen vhellen sein leib und gut, ehr und blut in gefar setzen. Dordurch möchte auch dem gemeynen nutz dieser höchste schade und nachteil begegen. Dann wir könten nicht wissen, was sich ein commun schwerlicher verwircken möchte, dann diese stat und derselbigen einwohner gethann hat, alß auß irer eigner bekentnuß, briefen und sigeln, so noch vorhanden sein, erscheint.
Und wiewol wir die vergangen hystorien so eigentlich nicht wissen, sonder one zweifel ir kfl. und fstl. Gn., so dieselbigen antwort dartzu geben solten, bessern bericht darumb zu geben wusten, so wöllen wir doch zue entschuldigung irer kfl. und fstl. Gn. dieselben geschicht, dorauß dann das recht liederlich getzogen werden mag, ungeferlich auf bessern und klerern bericht irer kfl. und fstl. Gn., auch mit der protestationn, diesen bericht zu mehren und zu mindern, zu emendirn und corrigiren, darthun.
ŠZum ersten werden die von Mulhausenn nicht mögen in abreden sein, daß solche stat Mulhausen der brun und sentina alles des ubelß, daß im beurischen krig ergangen und erfolget ist, gewesen sey, dan sie werden gestehen mussen, daß sie die zwen wiedertäuffer Muntzer und Pfeiffer in irer stadt gehalten gehabt, furgeschoben und dero reden und anschlegen gefolget, auch, dieselbigen selbst inß werck zu brengen, understanden haben.
Sie werden gestehen mussen, daß sie wieder den gemeynen nutz, des hl. reichs landtfriden und die keiserliche recht rotten, versamlung, aufrur, eigene, ungeburliche regiment gemacht, in der stadt thetlich angriffen, viel kirchen und klöster mit gewalt, versamletem und gewapnetem volck verwustet, getzirde und cleinodia heraußgenohmen und andere grausame ding mehr gehandelt haben.
Sie werden auch nicht in abreden sein mögen, daß sie die beide prediger in Hessenn, Duringen, Franken, Schwaben und hohe deutzsch landt, dieselbigen alle zu bewegen, ziehen lassen haben, inmassen dan dieselbigen lande alle bewegt worden und, wie wissentlich, zue grossem blutvergiessen kohmen sein.
Sie werden in gleichnuß nicht leugnen mögen, daß alle aufrurische bauern zue dieser stadt ire besondere zuflucht, daselbst in zeit der wiederwertigkeit sich zu enthalten, gehabt haben. Und ist gar nahe die erste stadt gewest, die in deutzscher nation abgefallen und den handel furgenohmen hat.
Item, sie werden nicht in abreden sein, daß dieser ungehorsam und aufrur des gemeinen manß nicht allein in Mulhausenn plieben ist, sonder sie haben in die lande zue Duringenn und zu Hessenn hin und wieder geschickt und das volck an vielen orten aufrurisch gemacht, zum aufstandt, zun waffen und zum abfal von irer rechten herschaft bracht und bewegt.
Item, sie haben es dapey nicht gelassen, sonder seint auß Mulhausenn mit versamletem volck und gewapneter handt und hereskraft in die lande zue Duringenn und auf das Eisfeldt one alle ursach getzogen und in solchen landen viel stete und das gemeine volck an sich gehangen, dasselb zum aufstandt, aufrur, versamlung, zun waffen zu greiffen und sich in zuge zu begeben, bewegt.
Item, in solchen bewegungen und hertzugen auß dem gehorsam ksl. Mt. gefallen, eigene neue regiment furgenohmen, weit und breit umb sich geschrieben, gebothen und verbothen, gestrenge gericht gehalten, etzliche duringische grafen und dartzu viel edelleut, der Hgg. zue Sachssenn underthanen, gegriffen, zum theil im vheld behalten in eisen, zum theil in Mulhausenn gefuert, zum theil wieder iren willen zue bevelhabern und zue rednern gemacht, zum theil in legation und potschaften verschickt, viel klöster und edelmanßheuser nit allein funf oder sechs, sonder in grosser antzal eingenohmen, etzliche ausgebrant, etzliche zerbrochen und, was guts darinnen gewesen ist, zue iren handen genohmen.
Item, auch weder frauen noch junckfrauen verschönet, alß wir der obgemelten ding specification und erclerung iren kfl. und fstl. Gn. vorbehalten wöllen, fur und fur, alles zu verwusten, gezogen, bissolang sie alle fursten, grafen, adel und stete in denen landen in ire hant und gehorsam brechten, und also grausamlich gehandelt, alß es auf der welt kaum gehort worden ist, damit sie Šalle regiment verandert, zerbrochen, herschaft und adel vertilgen und nach irem willen ein neue regiment anrichten möchten, inmassen sie schon mit der that angefangen hatten3. Mehr und weiter geubt, daß wir itzt in eil nicht wol ertzelen mögen, dieweil unser wenig bey solcher handlung gewesen sein, und also nichts underlassen, daß zue verjagung und zu umbbringung aller oberkeit und zu verkerung aller ordnung hette dienen mögen, dodurch die von Mulhausenn nicht allein in die peen gemeines landtfridenß der acht und aberacht gefallen seyn, sonder one zweifel crimen laesae maiestatis, dartzu ir leib, ehr und gut verwirckt haben.
Solchs alles hat die chur- und fursten nach vermög irer pflicht, die sie dem hl. röm. reich, ihnen selbst, iren weiben, kindern und allem christlichem volck, zufurderst Goth schuldig gewesen seyn, bewegt, sich auftzumachen, ire selbs leib, lande und leute, gemeinen nutz, daß des hl. röm. reichs und ksl. Mt. regiment, autoritet und existimationn zu retten, also fur Mulhausen zu tziehen, solchem grausamen, unerhörten gewalt und bosen exempel, alß daß uf der welt je geubt worden ist, zu steuren. Es ist auch die stat Mulhausenn ingemein oder in sonderheit in solchem furtzugk der chur- und fursten in irer hertigkeit verharret, hat sich nie entschuldigt, sonder zur wehr gestellet, seint heraußgelauffen, eh dan sie verletzet worden, haben gefangene erobert und, weiter schaden zu thun, understanden, bißsolang das sie den ernst gesehen, da seint sie mit der menige vom rath und der gemein allesampt heraußgetzogen und haben aldo offentlich bekant, daß sie wieder Got, ksl. Mt., iren rechten hern, die chur- und fursten alß ire schutzhern, ire lande und leute, recht und pilligkeit schwerlich gesundiget und sich verwirckt hetten, geben die stadt, auch ire leib und gut in gnad und ungnad irer kfl. und fstl. Gn., dann sie hetten das alles wol verwirckt und verbrochen etc. Solche verbrechung haben sie auch in irem sunbrief und reversal offentlich under iren brieffen und siegeln bekennet. Dermassen ist Mulhausenn eingenohmen, die stat zum reich bracht und dapey gelassen, etliche ufwickler gestraft, die unschuldigen nicht allein verschonet, sonder auch wieder zu recht, zu ehr und zue gut bracht, darinnen gute pollicey und ordnung aufgericht.
Hierauß nun gnugsam erscheinet, daß die hochgemelten chur- und fursten zue Sachssenn und Hessenn, solche rettung zu thun, nicht alleyn in kraft des lantfriden und vermuge aller recht fug und ursach gehabt, sonder auch, die also furtzunehmen, schuldig gewesen seyn. Und wiewol die von Mulhausenn viel klöster und edelleutheuser zerbrochen, verbrennet, verwustet, beraubt, geplundert und verderbt, so seint doch die chur- und fursten hochgemelt ihnen zum besten und gnediglichst furgewest, sich irer angenohmen, zimliche vertrege gemacht und aufgerichtet, welche sie vor sich niemermehr hetten mögen erlangen oder erhalten. Des mögen zeugen sein alle ire nachbauern in Duringenn und auf dem Eisfelt. Haben also nicht nach der von Mulhausen Šverwirckung, sonder nach furstlichen gnaden und barmhertzigkeit gehandelt. Wo nun die von Mulhausenn von iren kfl. und fstl. Gn. diese clage ubergeben haben, so seint sie gegen denselben zum höchsten undanckbar und von rechts wegen der vorertzeigten gnaden und gutthaten nit vehig.
Daß aber gesagt wirdet, man hab ihnen, jharßschirmgelt zu geben, aufgelegt, das ist pillich geschehen, so man sie schirmen und schutzen sol und muß. Daneben, daß von hulf, offnung und volge gemeldet wirdet, das ist nicht unpillich gewesen, dieweil in solchen dingen die ksl. Mt. und das reich ausgenohmen sein. Sie sein aber sieder der zeit zue keiner offnung, volge oder hulf nie erfordert worden und ihnen dorauf nie keyn pfennig zu kosten gangen. Aber herwiederumb haben die chur- und fursten umb irentwillen Facius Grassenn und vieler anderer halben viel muhe und arbeit gehabt und mussen es noch teglich haben. Derwegen ihnen, solchs anzuregen, on alle not were. Und ist frambd zu hören, daß sie, denen hulf und volge zu thun, beschwert sein wöllen, die sie nechst Goth bey leib, ehr und gut behalten habben. Wer die aufrur also, wie die angefangen, hinaußgangen, wo weren itzt diejhenen, so von diesem lob[lichen] chur- und fursten diese geschwinde clag thun. Also vergelten sie derselbigen fursten erben und ihne solche wolthat mit grossen clagen und nachreden, von welcher wegen sie sich zum hochsten zu bedencken hetten.
Die dorfer haben die chur- und fursten von denen, die leib, ehr und gut verwirckt hatten, wol nehmen mögen, haben aber doch darin solche bescheidenheit gehalten, daß die stadt solche dörfer umb eine namhaftige summa gelts wieder lösen mag. Darauß erscheinet, daß dem reich nichts entzogen ist, daß sie gleichwol, die von Mulhausenn, jherlich pensionn und burden tragen mussen, darinne haben ire kfl. und fstl. Gn. sie nicht gefurt, sonder sie sich selbs, pillich tragen sie auch dieselbigen.
Von golt, gelt und getreide, wein, bier, geschutz etc. tragen wir kein wissen. Das wissen wir aber, daß sie den dreyen chur- und fursten 30.000 fl. bares geldes gegeben haben solten. Der haben sie gar wenig betzalt, sonder ihnen sein ungeferlich biß in die 22.000 fl. doran geschenckt. Itzt geben sie iren kfl. und fstl. Gn. den danck.
Von gefangnen und geschetzten burgern tragen wir nit wissen, daß ire kfl. und fstl. Gn. einigen gefangen oder geschetzt haben oder mit irem willen solchs gescheen sey. Und thun domit iren kfl. und fstl. Gn. ganz ungutlich, vergessen irer huld und pflicht in deme, so sie es reden. Wo sie es aber specificiren solten, wo die burger hinkohmen und an welchem orth die geschatzt weren, wurde man befinden, daß ire kfl. und fstl. Gn., sovil wir wissens haben, daran ungutlich geschicht.
Daß aber kfl. Gn. und der Lgf. zu Hessenn durch die von Mulhausenn nicht verletzt gewesen sein sollen, das findet sich in warheit viel anderß. Es seint nicht allein ire kfl. und fstl. Gn., sonder das ganz romisch reich in schaden und gefhar bracht. Haben sie nicht Eisenach bewegt und durch Eisenach Fach, das ampt Fridwalde und andere des landgrafen ämpter biß gen Rottenberg, und Šseint etliche von Eisenach zu Mulhausenn auf dem marckt gerichtet, etliche von Fach gefangen worden. Herwiederumb ist war, daß die von Mulhausenn durch Sachssenn und Hessen obgemelt alweg vor und nach der aufrur furstlich, treulich und ehrlich gefurdert, geschutzt und geschirmet worden sein und hetten sie ihnen viel guts mugen ertzeigen, sie hettenß gerne gethann, haben auch sie ausserhalb der that des einnehmenß nie beleidigt, sonder der Kf. zue Sachssenn hat ihnen ungeferlich 2.000, Hg. Jorg 10.000 und Hessen 10.000 bekanter, redlicher schuldt nachgelassen. Dermassen haben sie der von Mulhausenn sach gemeinet, itzt geben sie iren kfl. und fstl. Gn. den lohn doran. Die pflicht, so die von Mulhausenn jherlich thun, ist ksl. Mt. nit zuwieder, sonder derselben zugut aufgericht worden, auf daß man Mulhausenn in frid, eintracht und ruhe erhalten mochte. Die von Mulhausenn wenden auch dorauf keynen pfenning, so schat es ihnen keinen pfenning. Deßgleichen auch das schultessenampt, das mochte in nahmen ksl. Mt. ein dritter haben, dorauf konnen noch mogen sie sich nicht behelfen.
Und alß sie sich wöllen der religionn halben fast weißbrennen, alß op man ihne umb derselbigen willen die dörfer wurde wiedergegeben haben, so sie die hetten annehmen wöllen, doran ist, sovil wir wissen, kein worth. Were es aber gescheen, so were es je ein antzeigung eines gnedigen gemuts und viel mehr, dann sie verdient hetten. Wol haben ire kfl. und fstl. Gn. auf ansuchen vieler von der gemeyn mit eynem rath derhalben gnediglich und gutlich reden lassen, dieweil das mehrer theil der burger dieser religionn begerte, daß sie dann dieselbigen zulassen wolten, auf daß hinfuro kein zanck in der stadt entstehen möchte. Dieweil sie sich aber mit etlichen furwendungen entschuldigt, haben es ire kfl. und fstl. Gn. auch dapey gelassen und sie nicht minder eynen weg alß den andern gnediglichen geschirmet und ihnen alles guts ertzeiget.
Sovil antrift die keiserlichen schriften und vorgescheen bevelh, werden ire kfl. und fstl. Gn. dieselbigen alß auf ungenugsamen bericht und wieder recht außbracht zu seiner zeit wol wissen zu verantworten und one zweifel euer ksl. Mt. sie im selbigen auch gnediglichst hören. Es werden auch euer ksl. Mt. in rechtlicher, geburlicher verhör der sachen nicht befinden, daß chur- und fursten zue Sachssenn und Hessenn von denen von Mulhausenn einige pflicht genohmen haben, die euer ksl. Mt. und dem hl. reich zuwieder seien. Hetten sie aber dasselb gethann, villeicht weren sie itzt dieser klag uberig. Weiter wöllen wir uff dißmal nicht sagen, sonder euer ksl. Mt. wirdet one zweifel in erforschung des reichs gelegenheit wol befinden, welcher, des reichs stete und gerechtigkeit an sich zu brengen, understehet. Ire kfl. und fstl. Gn. seint desselbigen unschuldig, wissen sich one allen zweifel aller gebur zu halten. Tragen demnach zue euer ksl. Mt. die gesanthen das underthenig verhoffen, bitten auch dasselb, es werden euer ksl. Mt., unverhört rechtlich und geburlich irer kfl. und fstl. Gn., nichts erkennen zu lassen, schaffen oder gebiethen. Das werden ire kfl. und fstl. Gn. alß gehorsame fursten euer ksl. Mt. und des hl. reichs hinwieder underthenigst verdienen.
ŠEs wirdet auch one zweifel euere ksl. Mt. nach vermög der recht die von Mulhausenn solcher gestalt nicht hören, dieweil sie den unfal und ire grosse uberfarung, dardurch sie zu solchen gelubden kohmen sein, nicht antzeigen, inmassen sie im rechten schuldig wehren. Darumb seint solche proceß und alles, das dorauß folgen wurde, von unwirden. Dann wurden sie die ursachen solcher ding recht gruntlich antzeigen, euer ksl. Mt. wurde one zweiffel ehr bewegt, ihnen mehr straf uftzulegen dann einige zu erlassen. Ire handlung ist nicht ein besonder krig oder gewaltsam eingriff, dardurch sie gleichwol die peen des lantfridens verwirckt hetten, gewesen, sonder eyn gemeyne bewegung des volcks in vielen landen und reitzung nicht allein zum abfal von euer ksl. Mt. und aller oberkeit, sonder auch dieselbigen wircklich umbtzubringen und andere regiment zu machen. In der meynung haben sie alle die clöster, schlösser und edelmanßheuser, der sie gewaltig mögen werden, verbrennet, zerrissen und zubrochen, grafen, hern und adel gefangen und dero viel wie die kelber gefuert. Noch durfen sie und ire vorschieber sagen, die stadt sey wieder recht und mit gewalt beschwert worden. Hette man ihnen ir verdient recht thun sollen, so were viel anders irer verwirckung nach mit ihnen, dann gescheen ist, umbgangen. Darpey wöllen wir es dißmals lassen. Solch alß aber ihnen nach vermög der recht antzutzeigen geburt, so sie warhaftiglich hetten suppliciren und derselben im rechten geniessen wöllen. Bitten demnach inmassen, wie obgemelt, bevehlend unß damit euer ksl. Mt. aufs allerunderthenigst.
Nachdeme auch die von Mulhausen iren briefen, sigeln, aiden und pflichten zuwider kurtzverschienner zeit, hochermelten unsern gnedigsten und gnedigen herrn die gewonnliche rathspflicht und anders zu thun, wie sichs vermuge des aufgerichten sohnebriffs eigent und geburt hett und nun etlich jhar her ublich gehalten worden, in wegerung gestanden, so bitten euere ksl. Mt. wir auch underthenigst von wegen hochermelter unser gnedigst und gnedigen herrn, der chur- und fursten zu Sachssenn und Hessen etc., eur ksl. Mt. wollen das einsehen haben und mit denen von Mulhausenn verschaffen, ire kfl. und fstl. Gn. an derselbigen gewehr, posses und gerechtigkeit unverunruigt zu lassen und sich iren briffen und sigeln, auch aiden und pflichten nach gegen iren kfl. und fstl. Gn. unwegerlich und unwidersatzt zu halten. Do aber gemelte von Mulhausen wider ire kfl. und fstl. Gn. auf irem unpillichen furnehmen verharren wurden, daß alßdann euere ksl. Mt. ire kfl. und fstl. Gn. allergnedigst nicht verdencken wolten, das sich ire kfl. und fstl. Gn. mit entsatzter handt gegen denen von Mulhausen nicht einlassen konnen, das auch ire kfl. und fstl. Gn. auf pilliche wege trachten, damit die von Mulhausen dohin gebracht, a–uff das sie–a ire briff und sigel, auch aid und pflicht gegen iren kfl. und fstl. Gn. halten.
«Nr. Š296 Gegendarstellung der Mühlhausener Gesandten – Regensburg, o. Datum »
Mühlhausen StadtA, 1–10/C5, pag. 53–75 und pag. 78 (Kop.); DV v. a. Hd. pag. 78: Warhafte verantwortung und gegenbericht dero von Mulhausen uf der ksl. Mt. gnedigst bescheen beger auf der chur- und fürsten Sachßen und Heßen rhete an ire Mt. gethane supplication, ubergeben ufm reichstag zu Regenspurgk, im Maio anno etc. 41.
Demnach euer ksl. Mt. verschiener tagen von der durchleuchtigsten, durchleuchtigen, hochgebornen chur- und fursten Sachssen und Hessen, unserer gnedigsten und gnedigen herren, rheten, uff diesen reichstag ghen Regenspurg verordnet, ein schrift ubergeben, darin dann euere ksl. Mt. und des hl. reichs stat Mulhausen in Doringen zum hochsten gantz unverschulter sachen angethast, des ungrundts beschuldiget und verunglimpft, solche schrift dan euer ksl. Mt. nechstverschienen tagen unß gnedigst behendigen lassen mit gnedigster beger und bevelch, von wegen euer ksl. Mt. und des hl. reichs stat Mulhausen daruff wharhaften gegenbericht und verantwurtung euerer ksl. Mt. zu thun. Wiewoll wir nun, mit hochgedachten chur- und fursten Sachssen und Hessen oder irer kfl. und fstl. Gn. rheten in einem oder mheren puncten, solcher irer euerer ksl. Mt. ubergebner schrift inverleybt, von wegen einer armen stat Mulhausen in eynige disputation einzulaßen, gar nit gemeyndt, deß auch von einem rhat kheynen bevelch haben, jedoch dieweil genante stat Mulhausen und wir euer ksl. Mt. und dem hl. reich mit glubten und ayden zum fordersten zugethan unß bekhennen, derhalben dann uff euer ksl. Mt. gnedigst beger und bevelhen, solchen gegenbericht und verantwurtung zu thuen, sovil unß in der eyl noch in gedechtnuß geweßen, wir auß unterthenigster gehorsam nit haben wissen zu unterlassen. Doch wo einer armen stat Mulhausen weyther verantwurtung vonnotten, wollen wir ir solliche volkhommenlichen zu thun, darzu mit dieser unß mit hochgedachten unsern gnedigsten und gnedigen herren Sachssen und Hessen in khein disputation ingelassen, auch solche niemands zu nach oder schmach noch kheiner andern gestalt dann zu rettung einer armen stat Mulhausen unschuld aus unterthenigster, schuldiger gehorsam gethan haben, des wir unß hiemit herlichen protestiren.
Und sagen demnach und uffs kurtzts, das wir von wegen eyner armen stat Mulhausen den eyngang und, was dem anhangt, biß auf den vierten puncten, in churfursten und fursten Sachssen und Hessen rhäte verunglympflichen schrift verleibt, nit gestendig und lassen sollichs als kheiner antwurdt wirdig uff seinem unwhert beruhen. Sovil aber nachvolgende materias belangt, als nemlich uff den angemaßten vierten puncten berumpt gerechtigkeit, so ir kfl. und fstl. Gn. Sachssen und Hessen bei 16 jarn ruiglich ingehabt haben sollen, das wurdt auch nit bestanden, der ursachen, das des hl. reichs gemeyne stendt frei- und reichsstet in vorigen und jetzundt nocheynander dreier augspurgischen und regenspurgischen gehalten reichstagen gemeynlich an euer ksl. Mt. unterthenigst, Šeuer ksl. Mt. und des hl. reichs stat Mulhausen widerumb zu euer ksl. Mt. und dem reich, inmassen sie vor aufgerichtem, darein getrungnem vertrag gewest, widerumb zu nemen, heftig supplicirt und angehalten haben, auch euer ksl. Mt. allergnedigst tröstlich decret geben. Wie khan dan gesagt werden, das ir kfl. und fstl. Gn. ruiglich als possessores solchs ingehapt haben.
Sovil nun den uberigen anhang belangen thut, als solten ir kfl. und fstl. Gn. dem reich nichs entzogen haben, darzu wirdt mit wharheit geantwurt, das hochermelte drei churfursten und fursten Sachssen und Hessen der armen stat Mulhausen biß in 20 dorf on die weyler, so euer ksl. Mt., dem reich und der stat Mulhausen gehorig, eingenummen, die sampt der jherlichen nutzung davon enzogen haben. Zum andern, das schultheiß- und gerichtsampt und darein gehorigen nutzungen der zinsen behalten. Zum dritten, euer ksl. Mt., dem reich und der stat mit bestetigung des regiments und rhats one ir der chur- und fursten bewilligung nit haben mher zu besetzen, irn kfl. und fstl. Gn. eydtspflichtung thun mussen. Zum vierdten, öffnung der stat, darzu volg, hilf, gehorsame, so oft irn kfl. und fstl. Gn. gefelt, zu thun, item, in einen ewigen erbschutz und schirm und in summa dahin in hochste servitut gezwungen, das kheyn underschiedt jetzundt zwischen irer kfl. und fstl. Gn. selbs eygen leuthen und der stat Mulhausen mher ist. Ob nun solchs nit dem reich zu mercklichem, verletzlichem appruch raich, davon dan das reich abbruchig geringert, in noten mit iren anlagen, hulf und ander der reichssteuer und obligenden beschwerden begegnet und jetzundt auß solchem anhang nit mehr zu erschwingen muglich, das gibt eynem auch gerings verstendigen bericht. Sonst, das zuletst gemeldet wurdt, das denen von Mulhausen noch jemandts derhalben zu clagen gepure, das last man uff seinem unwhert berhuen. Dieweil euer ksl. Mt. als merer des reichs nit gemayndt, das dem reich also etwas entzogen, wie gemeyne stende der frei- und reichsstet zu Augspurg anno etc. 30 und uff diesem und nechst vorgehalten reichstagen zu Regenspurg, die stat Mulhausen widerumb zu euer Mt. und dem reich aller gestalt, wie die vor uffgerichtem vertrag geweßen, zu restituiren und zu nemen, supplicirt.
In dem funften und sechsten artickel nacheinander belangendt, bedorfen gleichwoll kheiner antwurdt, dann euer ksl. Mt. uff gemeyner des hl. reichs stend frei- und reichsstet uff dreien (wie oben gemelt) gehalten reichstagen bescheener furpit, darzu euer Mt., auß selbst eygner, zum reich tragender lieb geraytzt, endtlich gemeyndt, das niemandts an seiner habenden gerechtigkeit verletzt, sonder bei ordenlichen rechten, dem landtfriden und andern löblichen des reichs abschieden gehalten und gehandthabt pleibe, vorigen eheren, standt, regiment restituirt, der uffgelegten pflicht erloßen und zu dem hl. reich getzogen werde. Und haben die von Mulhausen, wo sie restituirt, wie dan gemeyner stend und der frei- und reichsstet unterthenigst bitten wer, zu inen zu sprechen, an orten und enden sich ein solchs gepuret, geburlichs rechtens zu seyn, khein abscheugen.
ŠUnd dan weither uff den siebenden und achten versickel oder puncten, so leyt leyder nur zuviel am tag, was euer ksl. Mt. und dem hl. reich so hoher, verletzlicher appruch durch solch der stat Mulhausen entziehung begegnet, welchs dan euer ksl. Mt. und gemeynen stenden zu gedulden hoch beschwerlich etc., der ursachen, dan durch die stend frey- und reichsstet an euer Mt. mermals supplicirt worden ist und das der vertrag im veldtleger durch ir kfl. und fstl. Gn. selbs wolgefellig uffgericht und mit gmeyner stat sigil, so ir kfl. und fstl. Gn. bei handen und in gewalt gehapt, daran gehengt becreftiget. Das ist alles wissenlich, und haben doch die von Mulhausen, euer ksl. Mt. und dem reich an irer gerechtigkeit nicht hinzugeben, macht gehapt noch nit haben. Und ob sie schon den ufferlegten aid zwingenlich ex illata violentia reali und hoster forcht als gefangen, werloß leut erstattet, so ist doch whar, das in allen juramenten authoritas superioris außgenommen wirdt verstanden.
Sovil dan im neundten anziehen der chur- und fursten Sachssen und Hessen gesandter rhet betrifft, als hetten ir kfl. und fstl. Gn. solchen gewaltsamen angriff, gegen der stat Mulhausen begangen, von wegen des reichs und teutscher nation sachen halben gethan etc., wo ir kfl. und fstl. Gn. die uffrurische theter allein gestraft, mochte iren kfl. und fstl. Gn. khein verweysunge bescheen. Aber das ir kfl. und fstl. Gn., nachdem durch ir kfl. und fstl. Gn. die zwen der uffrurischen hauffen, der erst zu Fulden, der ander zu Dhuringen geschlagen und zertrent und letstlich on alle darzu gegebner ursachen des reichs stat Mulhausen angriffen, uß welcher etlich der gemeyn uffrurischen uß der stat numehr da ir geburlich straff zu andern der geschlagnen hauffen empfangen und das unschuldig volcklin erst leyden mussen, des reichs dorfer ingenommen, inhalt des vermeyndten veldtlegerischen vertrags gehandelt, das gibt der keyserlich landtfrid, auch alle geschriebne recht und constitution nit zu. Also ist von den hochloblichen chur- und fursten pfaltzgraven und Hg. in Lotringen nit gehandelt, sonder haben ir kfl. und fstl. Gn. die theter gestraft und dem reich nichs entzogen und unverseert desjhenigen, das dem reich gehorig, bleiben lassen etc. Uber das ir kfl. Gn. Sachssen und Hessen der stat zuvor zuembottten, sie weren nit do, ires guts und bluts der unschuldigen zu begeren, sonder allein die uffrurischen thetter zu straffen etc., daruff sie sich iren kfl. und fstl. Gn. ergeben etc. Ob nun aber der chur- und fursten daruff gevolgte handlung dem reich nit zum hochsten verletzlich, bringt der vertrag mit etc. Und haben sich auch ir kfl. und fstl. Gn. gnedigst und gnediglich woll mit wharheit zu erinnern, das der zeit das wesenlich, von euer ksl. Mt. bestettigt regiment und rhat von den uffrurischen gewaltiglichen entsetzt, auß der stat entweichen mußen, das also die stat on ein regiment und haupt, derwegen durch das gemeyn und uffrurisch böfel universitas, das ist die stat, an ir selbst nichts verwirckt. Das bringen nit alleyn die gemeynen, geschrieben recht mit inen, sonder auch des reichs constitution, landtfriden und selbst der mentschlich, lebendig verstandt gibt solchs, zu denselbigen getzogen.
ŠUff den zwolften puncten also anfahent ‚Zum ersten werden die von Mulhausen‘ etc. wirdt solchs kheinswegs bestanden und hetten sich die churfurstlichen und furstlichen rhete Sachssen und Hessen selbst woll das gegenspiel in stellung dießes ungrundigen anzaigs wissen zu halten, dan eynmall die unwidersprechlich wharheit ist, das der Muntzer von Altstet des churfurstenthumbs Sachssen, alda er erstlich sein widertaufferisch, uffrurische leer offentlich gepredigt, den gemeynen man zu emporung an sich gehengt und erweckt hat, daruber er, Muntzer, von dem Kf. zu Sachssen in fengknuß khommen, zu Weymar etliche zeit gefengklich enthalten, aber nochmals seiner fengklichen verstrickung frei, widerumb ledig on einich straff außkhommen und daruff hin und wider im land widerumb mher uffurisch gepredigt und sonderlich im stift Fulda, ehe er gegen Mulhausen khommen, da er dan auch von wegen seiner verfurischen leer gefengklich enthalten worden, fur eins.
Zum andern so ist auch wissentlich whar, das gleichergestalt der Pfeiffer auß dem gotzhauß oder closter Reyffenstein im ertzbistumb Meintz entloffen und gleichergestalt im landt umb dem armen, eynfeltigen man uff dem Aichsfeldt in Doringen hin und wieder sein widertaufferische, aufrurische leer gepredigt, den gemeynen man in aussern herschaften, churfursten- und furstenthumb, an sich, also baide buben, Muntzer und Pfeiffer, gehengt, auß diesem dan offenpar, wo der erst ursprung der uffrurer herkompt. Dan so die churfurstlich durchleuchtigkeit erstes hetten den Muntzer gestraft und auch andere obrigkeit den Pfeiffer, were solchs ubel alles vermitten plieben. Und das weither wurdt antzaigt, als hetten die von Mulhausen baider, Muntzers und Pfeiffers, rhat gevolgt, sie in irer stat enthalten etc., wirdt sich also nymermehr befinden.
Und euer ksl. Mt. untertheniglich mit grundt zu berichten, so ist whar, als gemelter Muntzer seiner fengknuß vom Kf. zu Sachsen frei erlassen und der außgetretten Pfeiffer baide hin und wider ausserhalb umb die stat in andern herschaften uff dem landt mit irem uffrurischen predigen das gemeyn volck an sich gehengt, haben sie sich heymlich on wissen des rhats und regiments in die stat Mulhausen gekrochen, in winckeln dem gemeynen man verkerlich gepredigt. Als aber ein obrigkeit und regiment sollichs erfaren, sein die baide, Muntzer und Pfeiffer, von der obrigkeit der stat verwissen worden und das verschweren mussen. Nun khan ein stat nit woll abredig sein, das jetz gedachte zwen uffrurische widertauffer iren uffrurischen samen zum theil heymlich in den winckeln des gemeynen mans außgossen und also etlich inen anhengig gemacht. Als aber sie, die verloffen zwen predicanten, aus der stat Mulhausen verwießen und verschweren mussen, haben sie noch vil meheren, nachstelligen neydt gegen der stat und obrigkeit gefaßt und zugefarn, eynen grossen, erschrecklichen, irer hin und wider uff dem landt anderer herschaften solcher leer anhengigen hauffen zu sich genommen, mit wherhafter handt in die vorstat der stat Mulhausen heuffig khommen, der Pfeiffer also mit seinem aichßfeldischen und anderm zugelauffnem, uffrurischem volck und bauerschaften auch gepredigt, die von Mulhausen in der stat also geengstet, das sie die thor Štag und nacht wachend mit irem gerusten geschutz verschloßen, auch eyner obrigkeit, rhat und regiments meynung und gemuet, die zusamen uffrurischen, widertaufferischen predicanten und iren anhang mit gewalt abzutreiben.
Und wie sich ein stat Mulhausen, rhat und regiment, darzu sampt dero gehorsamen burg[er] mit irer wheren zu der handlung geordnet und ein rhat und regiment also mit iren aigen, mit eydtspflichten verwandten unterthanen ausserhalb der stat irer dorfer heymlich geschickt, sie irer pflicht und eyd, damit sie der stat zugethan und verwandt, zum hochsten, mit iren wheren zu khommen, ermandt, aber dieselbigen der stat aidtspflichtige unterthanen von der baurschaft durch die mergedachten predicanten abfellig verwyssen, zudem Muntzer und Pfeiffer und irem hauffen wider die stat zu hauffen geloffen, das also ein stat on irer unterthanen hilf nicht außrichten mögen, sonder sunst hinweg gethedingt worden. Aber volgents der Pfeiffer mit seinem grossen anhang der aichßfeldischen auß dem ertzbistumb Meintz und andern vom landt in die stat weither unbewist der obrigkeit khommen, sein heymlich, uffrurische practic geübt, die sturmbglocken uber eynen ersamen rhat und regiment erschrockenlich angeschlagen, in iren rheten und geschaften samentlich uff dem rhathauß sitzendt mit grossern, zusamengeloffner uffrurischen das rhathauß umblegert, hochste gewaltsame angelegt, des rhats und regiments endtsetzt, auß der stat erbermblich mit weib und kinder in elendes fart die obrigkeit vertrieben, wie das ein kuntlich, offenpars wissens, die auch der stat fendlin und secret mit inen hinausgebracht.
Wie khan nun denen von Mulhausen zugemessen werden, das sie solch predicanten enthalten, ires rhats pflegen etc., die sie doch der stat verwyßen, welche predicanten sampt uffrurischen zusamen allenthalben der aichsfeldischen und ausserhalb anderer herschaften rottierten aus der stat Mulhausen die oberkheit verjagt, mit weib und kinder vertrieben, des rhats und regiments ernstandt schmelich endtsetzt haben. Und hat die stat Mulhausen eynicher rottierung, uffrurischen, begangner handlung khein ursach. Eyn solchs bekhennen die hochloblichen churfursten und fursten Sachssen und Hessen selbst in irer kfl. und fstl. Gn. gnedigst und gnediglich schreiben an den Ebf. und Kard. zu Mentz etc., von wegen der stat Mulhaußen außgangen, das ja die stat Mulhausen die wenigste schuldt haben, und zu verificirung dißes wharhaften anzaigs so ubergeben die von Mulhausen copias der churfursten und fursten Sachssen und Hessen schreiben, mit AA und die ander mit BB verzeichnet und signiert, darauß sich nun befindt, das denen von Mulhausen mit solchem unglimpflichen zumessen unrecht beschicht und ir antzaig und bericht die wharheit. Solchs dan euer ksl. Mt. wolle gnedigst bedencken und behertzigen.
Und dan nachvolgende des 13., 14., 15. und 16. artickels, darin verleipt, unrichtig anzaig belangend, sagen die von Mulhausen, das inen durch die chur- und fursten Sachssen und Hessen dero rhet und bottschaften mit irem unwissen solcher bezig zugemeßen und wirt sich eyn solchs nymmermehr also in grundt befinden, wurde auch inen, solchs wie recht darzuthun, beschwerlich Šsein, jha nit muglichen. Und sein dise artickel nacheinander aus nechst oben uff den 12. artickel gegeben, wharhaften bericht verantwurdt worden, mit kurtz zu denselben gezogen. Item, so wirdt sich nit befinden, das die von Mulhausen eyniche gotzhauß, kirchen oder closter in der stat nidergerissen, die clinodia, kirchengezierde genummen. Das oder dergleichen wurdt sich noch nit erfinden, in Mulhausen also bescheen sei, aber woll an andern orten und herschaften, welchs dan die von Mulhausen nit irrt. Und haben die von Mulhausen niemandts andern, durch die zwen ofternanten widerthauffischen predicanten sein landt und leut zu wusten, ursach geben oder zu uberziehen (darfur sie Gott lang bewaren woll). Ob aber das uffrurisch, zusamengelauffen böfel (nachdem sie die obrigkeit, rhat und regiment auß der stat Mulhausen mit endtsetzung ires standts, auch dero weib und kind verjagt) aus der stat getzogen, das lassen die von Mulhausen bleiben, davon sie nit wissen noch dabei in der stat als verjagt nit geweßen und viel erbar, fromme burger, die in der stat plieben, darein nit bewilligt, wie dan der Muntzers und Pfeiffers urgicht, in der sie die von Mulhausen gentzlich entschuldigen, gleichergestalt der churfursten [und] fursten Sachsen und Hessen genedigste schreiben obgemelt an den hochloblichen Ebf., Kard. und Kf. zu Meintz etc., von wegen Mulhausen außgangen etc., clarlich mitpringt. Und wurdt kheinswegs, was weither in diesem articulirten zu unglimpf denen von Mulhausen zugemessen, bestanden, dan leyder nit allein in Dhuringen, sonder auch an andern viel orten des reichs als Hessen, Lutringen und sonst solcher laydiger unrhat erstanden.
Der siebent [sic!] articuliert punct anfahent ‚Item, sie haben es dabei nicht pleiben lassen‘ etc. ist derselbig auß oben vorigen, wharhaften antzaig gnugsam verantwurdt. Dan als die aichßfeldischen und auß anderer herschaften heufs rottierten uffrurisch zusamengelauffen mit den zweien widertauffern [in] die stat Mulhausen (unwissent der obrigkeit und umb der frommen, gehorsamen burger) heymlich khommen und aldo ires gefallens den rhat und regiment entsetzt, mit weib und kinder verjagt, gemelte widertauffer in iren selbst der uffrurischen verordneten rhat gesetzt, mogen die außlendischen und andere, wie oben gemelt, samptlich woll widerumb aus der stat uffs Aichsfeldt und andere orten mher, darunder etliche auß der stat des uffrurischen bofels gelauffen, zogen sein. Das ist aber mit kheinem beistandt, hilf, wissen noch zuthun der obrigkeit, welche doch selbs erbermlich in das elendt verjagt, oder der gehorsamen, noch uberbliebnen, frommen burger bescheen, derhalben dieselbigen irer verhandlung nach ir straff empfangen haben.
Item, den 18., 19. und 20. durch die chur- und fursten sachsischen und hessischen rhet in namen irer kfl. und fstl. Gn. inverleibter, unbedechtlicher antzaig belangend, hetten sich die von Mulhausen als fromme, eher liebhabende, friedliche des hl. reichs stat nit sollen solchs unerfindtlichen zulegens versehen, darin inen je unrecht beschicht, dan alles, was darin angetzogen, wurdt kheinswegs (das solchs durch die von Mulhausen bescheen sei) gestanden, wurdt sich mit der hilf Gottes almechtigen als der oberster gerechtigkeit nit Šbefinden. Aber was der aißfeldischen und anderer umbligenden fursten und obrigkeiten uffrurische unterthanen aus Sachssen und Hessen allenthalben zusamenrottirt und ubel, auch strefflich begangen, das gehet oder belangt die von Mulhausen (wie oben erzelt) gar nichts. Und ob gleichwol etliche uffrurische buben des böfels auß der stat Mulhausen mit inen getzogen, solte dasselbig des reichs stat Mulhausen, der gehorsamen obrigkeit und frommen andern burger zu verletzlichem nachtheil raichen, were solchs nit allein wider gemeyne recht, sonder auch wider alle gute sitten und menschliche vernunft. Dan was solte ich entgelten, so der ander verwirckt. Et hoc in praeiuditium tertii, ist das nit ein hohe, auß unschuldt begegnete straff, das die uffrurischen in die stat haymlich eyntrungen, die obrigkeit entsetzt, mit weib und kind ires vatterlandts verjagt, zudem, das der landtfriedt nit zugibt, das sich einer selbst solle vindiciren oder rechnen sine authoritate superioris et citra causae cognitionem. Was belangt es die stat und die verjagt, entsetzt obrigkeit, das etliche uffrurische buben hinauß der stat zun andern gelauffen, dieweil sie auch ir straff mit dem todt darob genommen. Und ist je zu erbarmen, das denen von Mulhausen die schuldt, durch andere begangen, soll wollen uffgetrochen werden.
Uff den 21. puncten also anfahendt ‚Sollichs alles hat die churfursten und fursten‘ etc. sein die von Mulhausen nit widerredig, das ir kfl. und fstl. Gn. Sachssen und Hessen der pflichten nach, dem hl. reich zugethan, die uffrurischen, wie auch der keyserlich landtfrid mitpringt, gestraft, zertrent. Das aber ir kfl. und fstl. Gn. Sachsen und Hessen, nachdem sie an zweien heuffen Fulden und in Dhuringen solche uffrurischen zertrent und geschlagen und letstlich auch on alle darzu gegebner ursachen fur die stat Mulhausen im widerkeren mit irer kfl. und fstl. Gn. kriegsleger gezogen, die stat uffgefordert und sich ir kfl. und fstl. Gn. zu rechnen unterstanden, solchs mag nit woll vermog der recht, keyserlichen landtfriedens und des hl. reichs abschieden verthedingt werden. Und kompt solche erlittene gewaltsame der stat Mulhausen, der gehorsamen obrigkeit und frommen, friedlichen burger zu unschulden. Und ist whar, das ir kfl. und fstl. Gn. mit der kriegsrustung die stat belegert, berendt, uffgefordert und weither uff der chur- und fursten Sachssen und Hessen ernstlich und erschrockenlich erfordern das arm, unschuldig, eynfeltig volckh, man und weib, barfueßig heraus der stat in das kriegsleger heuffig gezogen, den chur- und fursten aldo zu fussen gefallen sein, in gnaden und ungnaden sich ergeben. Und in summa alles, was von dem eyfeltigen volckh alda one einen hirten oder haupt begert, uffgericht worden one alle widerrede, aus hochster, menschlicher forcht, allein es sein leib und leben (in welches alles groß und klein geladen geschutz gericht und mit dem kriegsvolck zu roß und fueß umbringt) salviren und erretten mocht, eingangen.
Daruff ir kfl. und fstl. Gn. die stat mit gnediger zuentbottner vertrostung, das ir kfl. und fstl. Gn. dero von Mulhausen weder gut noch blut begerten, wie gemelt, eingenommen, aber gleichwol darin gehandelt, wie der wharhaft bericht, auch durch ir kfl. und fstl. Gn. selbst im leger gefelliger, daruber Šuffgerichter vertrag mitpringt, aller purger gewher, den marstall der pferdt und der stat sigil in irer kfl. und fstl. Gn. gewalt, auch clein und groß geschutz genommen, silber, golt und gelt und ander cleineter uff der stat verschloßen schatzkamer entwendt, einen grossen schatz traidt sogar sampt der beden weggefuert, die armen, stattlichen burger gefangen, geschetz, hingeschlaift, in den gefengknußen zum theil gestorben und sonst mit des reichs stat raichen gefellen, zinsen und gehorigen guter der dorf gehandelt und entzogen, wie der veldtlegerisch vertrag mitpringt, darzu in ungewonliche pflichten trungenlich genummen, alles unangesehen, das die obrigkeit, rhat und regimen (wie oft gemelt) mit weib und kinder verjagt, entsetzt, die schuldigen aus der stat entloffen und mit andern heuffen gestraft worden, alleyn des arm, unschuldigen völcklin der merer theil in der stat irer unschuldt vertrauent blieben oder, was auch noch verdechtig gefunden, durch ir kfl. und fstl. Gn. Sachssen und Hessen alsbald gestraft worden, das also der armen stat, auch den unschuldigen dem rechten und landtfrieden zuwider alles begegnet, uber das sie alspaldt 40.000 fl. von inen der blonderung halben erfordert, auch alspald daran 10.000 fl. erlegen haben mussen uber alle nam, auch der stat viech, so etliche reuter auß dem schloß, Sebach genant, hingefurt haben.
Sonst sovill letstlich angehengt wurdt, das ir kfl. und fstl. Gn. gutte, ordenliche pollicei und einen erbarn, verjagten und entsetzten rhat und regiment widerumb zu restituiren, das ist beschehen, nemens auch anstat deren von Mulhausen sollichs fur bekanth an. Darauß sich schließlich befindt, das alda der zeit khein ordnung oder pollicei gewest ist. Was auch weither hierin in disem artickel angetzogen und nit verantwurdt, das wirt gar nit gestanden. Dan der landtfrid gibt weg und maß, wie zu handlen. Es haist vim vi repellere, zu stebern, zertrennen und sich selbst nit zu rechnen. Ea enim ratione tutela iuditiorum in medio posita, ne quis sibi ius dicat etc., dan sich nymmermher befinden noch dargethan werden mag, das di stat universitas etwas im wenigsten verschuldt und begangen haben. Ob nun singulares personae etwas verwirckt, wie obgemelt, das mag oder khan der obrigkeit, das ist der stat, nit nachtheilig noch verletzlich sein, zum rechten und allem verstandt gezogen.
Das aber im 22. artickel, wie ir kfl. und fstl. Gn. Sachsen und Hessen rettung gethan haben solten, anzaigt wurdt, das ist irer kfl. und fstl. Gn. loblich, indem ir kfl. und fstl. Gn. die zwen uffrurische hauffen Fulden und in Dhuringen geschlagen und zertrent haben. Das aber letzlich ir kfl. und fstl. Gn. die arm des reichs stat angriffen, wie oben gemelt, und damit ires gefallens umbgangen und gehandelt, das ist wider recht, des reichs abschieden und lobliche constitution.
Inhalt des 23. artickels, das die von Mulhausen die closter verprent, die edelleut geplundert haben sollen, wirdt inen unpillich und unschuldiglich zugemeßen, auch inen erschrockenlich zu horen, dan wie sie selbst und meniglich der ort wissent, das ein lobliche obrigkeit, rhat und regiment zu Mulhausen bei alter, wharer, christenlicher religion bißher und noch gehalten und niemandts weder geistlichen noch weltlichen vielweniger umbliegenden adel laydes weder Šmit worten noch wercken bewießen haben. Das aber der adel von der iren selbst und andern der uffrurischen unterthanen und nit denen von Mulhausen (welch allein das geschrey haben mussen) schaden empfangen, das ist denen von Mulhausen getreulich leydt. Dieweil dan die stat Mulhausen in das geschrei khommen, haben sie aus unschuldt laut des darab gegeben receß des adels dem adel fur iren schaden 24.458 fl. bezalen mussen. Dweil die secher und selbst-verhandler in des adels aigen leut und der andern herschaften und fursten unterthanen gewest, solchs nit vermocht, ist durch ir kfl. und fstl. Gn. also selbs gefallens vertragen und die stat zu bezalen trungen worden.
Sonst der 24. artickel wurdt uff seinem ungrundt geloßen.
Aber den nachvolgenden 25. artickel, belangend das jerlich schirmgelt, sagen die von Mulhausen, das die stat durch einen veldtlegerischen, uffgerichten vertrag in eynen erbschirm, den chur- und fursten Sachsen und Hessen 900 fl. jherlich zu bezalen, zu mercklichem nachtheil des reichs getrungen worden.
Der inhalt des 26. artickels ist wider recht, den landtfrieden, des reichs constitution und zum hochsten verletzlich der stat und dem reich, dan ir kfl. und fstl. Gn. inen alle volg, offnung vorbehalten und also die stat dem reich entzogen, nit weniger als zu irer kfl. und fstl. Gn. eygen leuthen gemacht, wie offenlich gespurdt, welches sich nit verkligen noch verdecken khan. Dan wie khan einer einem herren mer verpflicht werden, dan das er im verbunden, treu und holdt zu seyn, seinen schaden warnen etc., item, offnung, volg, und hilf zu thun, und das ime der herr zu gebiethen und verbiethen habe etc., wie dan durch gmelten vertrag die von Mulhausen. Und ist whar, das in vergangnem turckenzug der Kf. zu Sachssen vermog seiner kfl. Gn. darob außgangen schreiben die von Mulhausen, mit vier rhaisigen und 20 fueßknecht zu volgen, erfordert, wie sie dan daruff gevolgt haben, das also das angetzaigt widerspiel befunden etc. Auch das weither inserirt und im artickel eingezogen wirdt, wie die von Mulhausen als diejhenigen, so von irer kfl. und fstl. Gn. bei leib, leben, ehren und gut behalten, derhalben unpillich, volg zu thun, sich sperreten. Darzu sagen die von Mulhausen, das sie nichts verwirckt noch strefflichs begangen, wie oft mit wharheit gemelt, dardurch sie ir leib, eheren und gut verloren hetten, dan sie selbst entsetzte und verlaßene leut geweßen und bedorfte hie dieses angetzognen scheins gar nit, dan, was die aufrurischen ausgetretnen verwirckt, haben sie ir selbst straff durch ir kfl. und fstl. Gn. empfangen. Das auch von der gemeynd der religion halber solte ansuchung bescheen sein, das ist einem rhat kheinswegs wissen noch bekhant.
Aber die angezogen, unbehulflich entschuldigung, das ir kfl. und fstl. Gn. der stat und des reichs dorfer eingenommen und behalten und mochten die von Mulhausen solche widerumb zu inen und dem reich mit 80.000 fl. loßen, ist zu erbarmen, ja wider recht, das einer des ander verhandlung auß unschuldt tragen solle. Dan die von Mulhausen den chur- und fursten Sachssen und Hessen khein ursach, einichen costen uffzuwenden, darzu geben. Ob nun dem reich durch solche zu-sich-ziehung der dorfer, davon euerer ksl. Mt. und dem Šreich alle steuer, anlag, hilf und, was sie pflichtig, jederzeit gereicht worden, nit verletzlicher nachtheil bewießen, bedarf kheins weithern anzaigens, sonder ein jeder gerings verstandts solchs woll abnemen mag. So haben ir kfl. und fstl. Gn. die dorfer mit aller nutzung biß in 16 jar lang ingehapt und die arm stat Mulhausen nichtdestweniger des reichs anlagen, auch ire zinßgleubiger bezalen mussen, so doch die dorfschaft gleich andern irem eynkhommen zugleich mitverschrieben und zu tragen verpunden sind, welchs inen weither zu thun nit mer muglich.
Und das sich die chur- und fursten Sachssen und Hessen gesandten potschaften und rhet in 28. artickel irer der sachen unwissenheit thun endtschuldigen, das glauben die von Mulhausen wol, sie wenig im grund von den sachen wissen, sonst wer viel unbestendigs und unglimpflichs, das nit beizupringen, vermitten und unterlaßen pliben. So ist whar, mag nit verneyndt werden, das dardurch die loblichen chur- und fursten Sachssen und Hessen deren von Mulhausen, weder ires guts noch bluts nit zu begeren, gnedigst und trostlich zuendtbotten worden. Aber volgendts, wie es laider mit außtragen und wegfurens zugangen, das gibt der verstendig bericht der sachen. Und ist sonst auch oben darvon mit wharheit antzaigt worden. Und entschuldigen sich hie des 29. artickels die gesanthen rhete irer unwissenheit abermals.
Sovil der 30. artickel inhelt, mag denen von Mulhausen, darin antzogen, mitnichten zugemeßen werden. Und beschicht inen unrecht mit solchem anziehen, dan sie niemandts laidigs oder widerwertigs bewießen haben. Wer aber Eysenach, Vach, Fridewalt und andere orter bewegt, das sein die uffrurischen, widerthaufferischen predicanten, wie davon ein kundtpar, offenparlich wissens und auch vil in iren urgichten bekhant haben. Dieweil nun dieselbigen verhandler und theter gestraft, so mag den unschuldigen, das ist der stat rhat und regiment, auch den friedsamen burgern nichs also zugemeßen werden, dan ein gmeyne stat und lobliche obrigkeit wider ir kfl. und fstl. Gn. nie in gedancken genommen, etwas zu handlen, sonder alwegen gegen iren kfl. und fstl. Gn., wie eyner erbarn stat und ehr liebhabenden obrigkeit, rhat und regiment wol loblich anstehet, gehalten und noch furohin zu thun begirig. Die summa des erlegten straffgeldes thut 21.000 fl., one was sunst einem rhat uff uncost gelauffen. Das auch die 10.000 fl. von Hg. Jorgen hochloblicher gedechtnuß nochgelassen worden, ist nit one sondere ursachen und gnaden von seiner fstl. Gn. bescheena.
Sovil sonst nachvolget biß zu ende, ist von unnotten, sonderliche antwurdt daruff zu geben, dieweil auß oben nach leng bescheenem, verantwurtlichem antzaig aller der chur- und furstlichen gesandten rhet Sachssen und Hessen auß unwissenheit gestelter puncten und zuvil mildt berichten zuruckhgestossen. Und haben die von Mulhausen
Solchs haben euer ksl. Mt. uff dero genedigst begern und erfordern auß unterthenigster, schuldiger gehorsam wir nit sollen verhalten, mit unterthenigster bit, euer ksl. Mt. welle mit solchem wharhaften gegenbericht ein arme euerer ksl. Mt. und des hl. reichs stat, rhat, regiment und obrigkeit sampt den ehrlibenden burgern gnedigst endtschuldigt und in gnedigstem bevelch zu haben.
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« ŠVIII,6 Die Auseinandersetzungen um die Reichsstandschaft der Stadt Mühlhausen in Thüringen »
«Nr.291 Supplikation der Stadt Mühlhausen in Thüringen an den Kaiser – Regensburg, o. Datum »
Weimar HStA, EGA, Reg. E 138, fol. 197r–202v und fol. 204v (Kop.); AS v. 3. Hd. fol. 197r: Mulhausenn bittet, sich plenarie in alle ihre wirden und ehren zu restituiren, item, deß ungewönlichen aids und pflicht relaxirt und davon absolvirt werden; DV fol. 204v: Copei der supplication, der ksl. Mt. in der von Mulhaussenn nhamen ubergeben, 1541, Regenspurgk1.
Dieweil je naturlich, auch menschlicher vernunft gemes und billich ist, das diejenen in iren anliegenden hochsten nothen und zuegefugten, zwungenlichs gewalts der ort und enden umb gnedigst hulf und erledigung ansuchen, da vor den gedrangten trostliche und ware hulf nie versagt noch verzigen worden ist, hierauf, allergnedigster keyser, geruche euere ksl. Mt., euerer Mt. und des hl. reichs stadt Mulhausen der ubeln, begegneten (nit mit kleinem abnehmen euerer Mt. hoheit und des hl. reichs wolfart, ehre und rumh) und zugefuegten beschwerung und hochsten darob erliedenen, verderblichen schadens gemelt euerer ksl. Mt. und des hl. reichs stadt deren loblichen oberkeit in gnaden zu entpfahen und hochstes anliegen als ein milter, gerechter keisser und mehrer des reichs allergnedigst zu vernehmen. Und dem ist kurzlich also:
Allergnedigster keiser! Euer ksl. Mt. haben sich allergnedigst wol zu erinnern des leidigen, erlittenen unfals und erbermlichen, bisheer zugefugten schadens, der euerer ksl. Mt. und des reichs stadt Mulhausen, dordurch sie hochschmertzlich in die hende des churfursten und itzundt Hg. Heinrichen von Sachssen etc., dem Lgf. zu Hessenn kommen und nhun bisanhere des verschienen 25. jars in der stadt Mulhausen etlicher rechten und gerechtigkeiten inhalt und vermug weilandt hochloblichster gedechtnis gnedigster gegebener und habender, auch durch euere ksl. Mt. confirmirter koniglichen und keyserlichen privilegien und freiheiten dem hl. reich zu hochstem abfall entzogen, in besetzung Šburgermeister- und rathambter, der stadt zugehorig, gewaltiglich underfangen, mit neuen gelubden und aidespflichten verstricket, also das burgermeister und rath, ane ir kfl. und fstl. Gn. bestettigung zu regiren, kein macht haben und in suma das regument der keiserlichen, koniglichen, unverserthen freiheiten, domit ein lobliche des reichs stadt Mulhausen gnedigst begabt, doraus abgedrungen.
Hochermelte chur- und fursten von Sachssen und Hessen haben auch nit underlassen, sonder das schultessenampt aldo sampt allen fallenden renten an pfennig und korngulten federfrei [sic!] auf dem lande des mulhausischen gerichts eingezogen und sonst auch des pfandtschilling an den dorfern der vogteien genant mit gebot und verpoten (dartzue sie dan sonderliche, verpflichte diener in irer kfl. und fstl. Gn. bestellung haben) und darzue, was auf dem landt des mulhausischen gerichts euerer ksl. Mt., dem hl. reich, denen von Mulhausen aigen zugehorig, alles zu irem nutz genomhmen, des merem und weithers di von Mulhausen eines erbarn, loblichen magistrat doselbst, jerlichen iren kfl. und fstl. Gn. 900 fl. zu erbschirmgelt zu geben, so auch von inen eins teils anher entpfangen, gedrungen. Nichtsdesteweniger, so oft iren kfl. und fstl. Gn. geliebt oder ires angebens vonnothen sein solt, haben sie inen ofnung, hulf und folge der stadt Mulhausen vorbehalten. Und ist uber das alles ausgabe auf der stadt Mulhausen plieben, welche sich thut in die 2.400 fl. erstrecken uber di einnahme in euerer ksl. Mt. und des hl. reichs pflicht und hulfe etc. Aus deme nhun beinahe ewigs verderben erfolget, wo es furder stan pleiben solt. etc., mit dieser sonderlicher, aufferlegten conditionirter burden, so und wan ein rath der stadt Mulhausen der fallenden jerlichen zins und renten an den dorfern (dero in zal 18 seindt one die wustenunge), dergleichen die voigteien widderhaben wolten, das sie vor 80.000 fl. zu losen schuldig und nichtdesterweniger alle andere zwungenliche, eingedrungne beschwerungen, last und verderblicher, nachteiliger, zuegefugter schade ob dem rath und gemeiner stadt Mulhausen stan plieben, ungeachtet, das durch ir kfl. und fstl. Gn. beschenen zufal der loblichen stadt Mulhausen und aus gedrungnem, nachstelligem not alle ir farent an gold, gelt und getreide, auch was an wein, bier, pferdt, rustungen, buchsen, gros und klein geschutz, in summa der artolorey gehorig, gewaltiglich entwendet, etliche viel wolhabende, statliche, erbare burger gefangen, hinweg aus der stadt erbermlich geschleift, geschetzt, zum teil elendiglich in der hart gehaltenen gefencknis gestorben und, wie menniglich im reich offenbarlich leidigen wissens, viel ubermenschliche, erbermliche, thetliche handlung verbracht, welches nach lenge zu erzelen, die kurtze nit gedulden magk, aber gleichwol aus grosser miterbermde schmertzlich zu horn were. Zudeme, das widder kfl. Gn. oder Lgf. zu Hessen durch die von Mulhausen nie in einichen wegk leidigs zugefugt, ja kein han [sic!] nit geschehen, sonder je und alwegen geburlicher, undertheniger ehererpietung mit allem gueten erzeigt, zum allerwenigsten nie ursach zu einicher ungnad geben, das also mit euerer ksl. Mt. und des hl. reichs stadt leidig mit gewalt umbgangen sein soll etc.
ŠUnd kan und mag je daneben euerer ksl. Mt. in aller underthenigkeit unangezeigt noch stilschweigendt nit umbgangen werden, zudeme, das im gantzen lande doselbst wißlich ist, das ir kfl. und fstl. Gn. bei einem rath zu Mulhausen, auch dere rethe durch die dartzue verordente und gesandten begerlich ansuchung thun und derhalben nit underlassen, der neuen religion sampt den ceremonien, inmassen nhun itzundt in iren kfl. und fstl. Gn. landen oder gebieten pfleglich zu halten, anzunemen, der anhengig zu sein, mit der angehenckten vertrostung, das sie den von Mulhausen ire verpfandten dorfer und noch ein merers mit weither zusage schutz und schirm wie selbst iren landen und leuten one allen entgelt frei widderumb villeicht geben und zustellen wurden2, ein solchs dan euerer ksl. Mt. und des hl. reichs als ein gehorsame stadt irer pflicht und ehren nach, domit sie sich euerer ksl. Mt. und dem hl. reich zugethan erkennen, nit wissen einzugehen noch thun wollen, sonder abgeschlagen neben beschehener anzeig, das sie auch von euerer ksl. Mt. vermuge zu Wormbs ausgangen edict und inen zugesandten sondern mandats anno 26 aus Sefilien in Andalusi verkundet ist, bei der alten, waren, cristlichen religion zu pleiben, ermahnet und gebeten3, derwegen in einichem puncten nit wusten davon zu weichen. Zudeme, das sie auf allen anheer gehaltenen reichstegen dorbei plieben sein, wie dan (one rhum vor euerer ksl. Mt. zu schreiben) die stadt Mulhausen durch gut, vleissig aufsehen und regieren bei unserm waren, alten, cristlichen glauben und religion (jedoch nit mit geringem mitlerzeit bisheer erlittenem, zugefugtem schaden, nachstellens und vil der ungnaden geduldens) geplieben, wie dan auch sie als euerer ksl. Mt. und des reichs underthenige, gehorsame mitglider, dabei bis zu ende ires lebens zu pleiben, gedencken.
Welchermassen nhun also erbermiglich und mit zwang euerer ksl. Mt. und des reichs stadt Mulhausen gehandlet und umbgangen, das haben euere ksl. Mt. alles nach lengs gnedigsts wissen4. Ein solchs ist auch alles des reichs stenden unverporgen, in betrachtung, das gemeine stende, des reichs frei- und reichsstedte von wegen der stadt Mulhausen als ein mitgliedt und reichsstadt in beiden jungst hievor augsburgischen und folgendts regensburgischen euerer ksl. Mt. gehaltenen reichstegen underthenigst an euere ksl. Mt. gemeinliche furbit suplicirt, damit die stadt Mulhausen, dem hl. röm. reich zugehorig, widderumb unther die flugel des adlers kome, euere ksl. Mt. gnedigstes und ernstlichs einsehen thun, wie dan auch jederzeit euere ksl. Mt. allergnedigst trost, hulflich antwurt und decret geben inhalt der supplication, hieneben liegent mit A, B und ŠC verzeichent, und euerer ksl. Mt. gnedigst dorauf geben, trostlich decret, zu ende gesetzt, clerlich mitbringet5.
Ferners so haben auch die von Mulhausen aus röm. ksl. Mt. allergnedigstem schreiben des datum Toleten, 10. Junij des 30. jars an sie ausgangen6, wie dan die glaubwirdig abcopirt hiebei copei, mit D verzeichnet, außweist, durch den durchlauchtigen, hochen, cristlichen unsern guten freund und herrn, H. Heinrichen Hg. zu Braunschwieg und Luneburg einem rathe der stadt Mulhausen gnediglich uberantwurt, neben euerer Mt. trosthulflicher, allergnedigster relation mit hochsten, begirlichen freuden underthenigster demut als ein gantz verlassene, arme, betrubte stadt entpfangen und daneben auch euerer ksl. Mt. allergnedigst, keyserlich, milde gemuete nit allein aus itzt ermelten euerer ksl. Mt. gnedigstem schreiben und dobei des gnedigsten fursten und hern Hg. Heinrichs von Braunschweig etc. aus befelich euerer ksl. Mt. gnedigsten vertrostens, sonder auch zuvor je und alwegen auf der stende des hl. reichs frei- und reichsstedte an euere ksl. Mt. von wegen der reichsstadt Mulhausen in beiden augsburgischen und regenßburgischen gehaltenen reichstegen beschehen underthenigst, mit gnedigster, keiserlicher, milder antwurt gentzlich vertrostet, das euere ksl. Mt. mhergedachte stadt Mulhausen bei iren alten, loblichen, cristenlichen, wolheergebrachten rechten, gerechtigkeiten und gewonheiten, sonder keyserlichen und koniglichen habenden privilegien und freiheiten handthaben, widderumb (euerer ksl. Mt. und dem hl. reich unentzogen) zu keiserlichen handen und flugel des hl. reichs, entpunden und relaxirt aller inen verpundener, gelubter aidt und pflichten, nehmen.
Dieweil nhun, allergnedigster keyser, der stadt Mulhausen leidig begegneter unfal, wie dan euerer ksl. Mt. hievor nach lengs underthenigst bericht, also geschaffen, gleichwol alle denen von Mulhausen abgedrungen aidt und pflichten, domit sie kfl. und fstl. Gn. verstrickt, und sonst aller eingrief, euer ksl. Mt., dem hl. reich hoch verletzlich, nachteilig und zu grossem abbruch des reichs, solche handlung an ir selbst der natur, aller constitution, ordination, reformation, sonderlich qualitet und wesenlicheit als widder euerer Mt. und also des hl. reichs, dem ausgekundigten euerer ksl. Mt. und des reichs landfrieden, rechten, gerechtigkeit und gewonheit unbundig und gantz von unwirden, auch craftlos ist, sollicher und vil weniger gestalt zu abbruch dem hl. reich contra patrimonium imperii gehandlet werden soll, kan oder magk, nichtdesteweniger die von Mulhausen ein erbarer rath in ungewonlichen gelubden und aiden gegen iren kfl. und fstl. Gn. noch, dorin sy gedrungen, verstrickt pleiben, so geruhe euere ksl. Mt., als warer prun fliessender gerechtigkeit, auch einiger schirmer der gedrangten und mehrer des hl. reichs ire großmechtigkeit hierinne Šzu gebrauchen und euerer ksl. Mt. des hl. reichs stadt Mulhausen als gehorsame underthane, die sich auch bisanheere als frume, guthertzige unsers waren, alten, cristlichen glauben erzeigt, auch in euerer ksl. Mt. cristliche bundtnis begeben, aus volkomener keyserlicher macht plenarie widderumb, wie sie dan mhermals deßen von euerer ksl. Mt. underthenigst vertrostung entpfangen, in alle ire wirden und ehren zu restituiren, der ungewonlichen aidt und pflichten entpinden, relaxiren und davon absolviren, demnach allergnedigst verordenen und fursehung thun, damit ein hochbeschwerte stadt Mulhausen zu iren abgedrungnen guetern dero aufgelegten burden entladen, in der stadt das schulteissenampt und der dorfer inen zugehorig gericht sampt der pfennig und korngulten, federfrei innehmens und aufhebens der guter, sonderlich des pfandschillings der vogtei one einichen entgelt, inmassen von altersheer ire guter sie innengehabt, genossen und gebraucht, widderumb gelassen und gentzlich zugestelt werden mit verzeihung der vermeinten bestettigung burgermeister und rath, deßgleichen aufnehmung hulf und folge an der stadt etc., im fall der notturft, ab sie dogegen mochten einrede haben, alsdan comissarios, die sachen zu verhoren, verordenen und zu volziehung der decret execution thun, executores geben und setzen, auch sonst notturftige, keyserliche mandat und proceßen, was und soviel dieser sachen erhaischender notturft dem rechten und euerer ksl. Mt. und des hl. reichs satzungen, ordnungen, confirmation nach am allerfurderlichsten gnedigst erkennen und doruber ausgehen lassen. Solchs gegen euere ksl. Mt. des milden, keyserlichen gemuts hierinne gnedigst der vertruckten und vergewaltigten stadt erzeigen, wirt sonder zweivel eine gemeine stadt Mulhausen, aus schuldiger, getreuer gehorsam jederzeit zu verdienen, begirigs gemuths erfunden werden. Und beweisen hierin dennocht euere röm. ksl. Mt. nit allein Got dem almechtigen unzweifenlich ein sonder angenemmes, wolgefelligs werk, sonder auch im hl. reich menniglich lob und preiß, hierinnen gnedigste, furderliche, keiserliche hulf mitzuteilen, allerunderthenigste euere ksl. Mt. anruffende und bittende etc.7
«Nr.292 Kaiserliche Resolution zur Supplikation der Stadt Mühlhausen – Regensburg, 1541 Mai 26 »
A Wien HHStA, RK Kleinere Reichsstände 361, fol. 19r (Reinkonz.).
B koll. Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 285r–286v (Kop.); DV v. a. Hd. fol. 286v: Der von Muelhausen abschied zu ferner handlung.
ŠC koll. Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 10183/04, Regenspurgischen Reichstags, Religion und andere Händel vermöge [...] Anno 1539–1547, fol. 478r–478v (Kop.).
Auf das auf mehreren Reichstagen vorgetragene Gesuch der Stadt Mühlhausen hin sieht sich der Kaiser veranlasst, zu erhaltung des hl. reichs gerechtigkeit den Kf. von Brandenburg, den Bf. zu Augspurg, den Abt zu Weingarten und Gf. Friedrich von Fürstenberg zu beauftragen, mit dem Kf. von Sachsen, Hg. Heinrich von Sachsen und dem Lgf. von Hessen zu verhandeln, damit jetz gedachte stat Mulhausen widerumb in iren vorigen standt, wesen und freyhait, darin sy vor aufgerichtem vertrag bey dem reiche gewest ist, gesetzt und restituiert a–und der pflicht, darzu sy jerlich gehalten, gentzlich entledigt–a werde. Die Kommissare sollen auch dahin wirken, dass der zu Pfingsten [1541 Juni 5] bevorstehende Termin, b–darin die beruempt pflicht beschehen soll–b, bis zum Austrag der Angelegenheit verschoben wird. Die Kommissare sollen über ihre Verrichtung Bericht erstatten1. Actum Regenspurg am 26. Maij anno etc. im 41.
«Nr. Š293 Protokollarische Aufzeichnung zu den Verhandlungen der kaiserlichen Kommissare mit Sachsen und Hessen in Sachen der Stadt Mühlhausen – Regensburg, 1541 Mai 31 »
Berlin GStAPK, I. HA Rep. 10 Nr. B 2 Fasz. G, fol. 79r–80r.
Actum Dinstags nach Exaudi [1541 Mai 31].
In sachen zwischen Sachssen, Hessen und der stadt Mulhausen.
Di verordnete commissarien ksl. Mt. haben den gesandten rethen des Kf. zu Sachssen und Lgf. zu Hessen di kayserliche commission angekundigt und verlesen lassen und daruf gesucht, di handlungen eintzureumen.
Antwort Sachssen und Hessen: Haben das antragen und verlesungk der kayserlichen commission gehort und, obwoll Hessen personlich verhanden, kont er sich uber di vertreg on beisein Sachssen sich nit in handlungen einlassen. Di rethe des churfursten hetten des in irer abfertigung keinen bevelh. Hetten der sachen auch keinen bericht, und wolt inen nit geburen, on vorwissen und sondern bevelh den handel antzunemen. Wollen di sach hinder sich gelangen lassen und ferrers bescheids gewarten und, was einkompt, ferrer den commissarien zu wissen thun. Bitten umb abschrift der kayserlichen commission.
Der commissarien replica: hetten ir antzeig gehort und do sie on sondern bevelh zu disem handel nit kommen konten und sich erbotten, solhs an ire herschaft zu gelangen, bitten di herrn commissarien, daß solchs furderlich bescheeg. Doch weil di zeit der verpflichtung nahet, wolten sie bei irer herschaft anhalten, daß di pflichtnemungk auch ferrer bis zum austrag der sachen verschoben werde.
Sachssen und Hessen: Bedanken sich des erbietens der commissarien, ire antwort ksl. Mt. zu berichten. Di pflicht ufzuhalten, konnen sich damit nit beladen, weil sie des kein bericht oder bevelh haben. Versehen sich, ir herrn werden sich mit untertheniger antwort gein ksl. Mt. woll zu halten wissen.
Der herrn commissarien: Wollen alle diese sachen mit fleiß an ksl. Mt. gelangen lassen1.
«Nr. Š294 Kaiserliche Resolution in Sachen Mühlhausen – Regensburg, 1541 Juli 15 »
Mühlhausen StadtA, 1–10/C5, pag. 52 (Kop.).
Dieweil den Kff. zu Sachsen und Hessen, unser und des hl. reichs stat Mulhausen dermassen unß und dem hl. reich ab- und inen zuzuziehen, nit gepurt, haben wir als romischer keyser fur unß selbs, auch uff der stend rhatsbewilligung und furbiten, angesehen der chur- und fursten Sachsen und Hessen rhet und gsanten solche an unß ubergeben, schriftliche verantwortung und der von Mulhausen uff unser beger und bevelch gegenbericht, unsern ohem Pfgf. Ludwigen Kf. und H. Philipsen Bf. von Speier etc. an unser stat zu commissarien verordnet, wie dan an ir L. und A. deßhalben unser bevelch außgehen solle etc. Actum Regenspurg, den 15. Julij anno etc. 411.
«
A Weimar HStA, EGA, Reg. E 138, fol. 206r–216v (Kop.); DV v. a. Hd. fol. 216v: Copei der schriften an ksl. Mt. der von Mulhausenn halben, 1541, Regennspurg.
B koll. Mühlhausen StadtA, 1–10/C5, pag. 31–51 (Kop.).
Unß ist in kurtzen tagen ein abschrift einer supplication one underschrift, von denen von Mulhausen meldend, zukohmen, dorinnen mit hitzigen, schmelichen worten angetzogen wirdet, alß op dieselbige stat Mulhausenn dem hl. röm. reich zu abfal zu handen unser gnedigsten und gnedigen chur- und fursten getzogen worden sein solte und dasselb thun fast hoch und unschicklich mit verdeckung der warheit und antzeigung der unwarheit gehauft wirdet etc., mit angehefter bith, wie das solche supplication weiter ausfuret.
Wo nun dieselbige supplication von denen von Mulhausen ausginge, so achten wir, daß, solchs dermassen zu suchen, ihnen mit ehren nicht geburen möchte, dann ire gegebene brief und siegel vermugen das anders, und hetten sich one zweifel ire kfl. und fstl. Gn. desselben zu ihnen nicht versehen. Wo auch die narrata in solcher supplicationn sich dermassen erhielten und ihnen die ding one ursach begegneten, so were kein wunder, daß euere ksl. Mt. sampt den stenden, darauf decret zu geben, ursach nehmen. Sie halten sich aber viel anderß und wirdet sich offentlich befinden, daß dorinnen die warheit verschwigen und vertunckelt und, dasjhene zu erzelen vonnöten gewesen ist, verhalten worden. Zweifeln derwegen unser gnedigste und gnedig hern nicht, wo euer ksl. Mt. der warheit berichtet were oder noch wirdet, euere ksl. Mt. werde solche der loblichen chur- und fursten that loben, alßdann auch wir nicht anderß wissen, dann daß nach der beuerischen aufrur euere ksl. Mt. solchen der fursten loblichen vleiß und ernst zum höchsten willen und gnedigsten wolgefallen angenohmen, approbirt und gelobt haben.
Nhun ist offenbar am tag, daß die beide chur- und fursten von Sachssenn und nun ire erben und Lgf. Philips zue Hessenn hochgemelt die angetzogene gerechtigkeit in und umb Mulhausenn numer bey 16 jharen in ruigem beseß gehabt. Daneben ist in gleichnuß war, daß die hochgemelten chur- und fursten die stat vom reich nicht haben ziehen wöllen, auch nicht getzogen, in solcher stadt keynen zwang, geboth oder verbot anders dan, sovil dem schultesenampt in gerichtlichen sachen zustehet, behalten, sonder derselbigen ire administration in nahmen des hl. reichs gelassen, ire hulf dem reich zu thun und gehorsam zu leisten, vergönnt, dem radt den gehorsam uber die burger nochgeben, appellationn an das keiserlich camergericht gestatet und alles das, daß ire kfl. Šund fstl. Gn. haben mögen erkennen, daß dem reich zustehen solte, nicht angerurt, sonder wes ire kfl. und fstl. Gn. gehandelt und zue sich bracht, das haben sie alß ehrlich chur- und fursten des hl. reich auß guten ursachen, fugen und bescheidenheit one verletzung des reichs gethann, alß sich das in erörterung dieser handlung, so wir davon gnugsamen bericht und bevelh hetten, klerlich wurde erfinden und dermassen, daß noch denen von Mulhausen noch sunst imants anders derhalben zue iren kfl. und fstl. Gn. einige ansprach nicht geburen mag.
Sölten nun unsere gnedigst und gnedig hern diese handlung euer ksl. Mt., inmassen die ergangen, mit allen umbstenden gruntlich und eigentlich furbrengen und also ir recht an tag thun, dartzu gehörten viel zeugen, konde und kontschaft, so ire kfl. und fstl. Gn. alhie zur stet nicht haben mögen. Nun wölle je euer ksl. Mt. nicht, daß jemant in seiner gerechtigkeit sol verletzt werden. Derwegen haben ire kfl. und fstl. Gn. unß bevohlen, in diese sachen an diesem orth, da man die probationes, wie gemelt, nicht alle gehaben mag, nicht eintzulassen, sonder undertheniglichst antzuhalten und zu bitten, damit dieselbigen ire kfl. und fstl. Gn. bey irem guten, ehrlichen, rechtmessigen tittel und beseß pleiben, bey recht gelassen und daß euer ksl. Mt. dafur gnedigst sein wöllen, daß daruber durch eylend bescheidt oder decreta irer kfl. und fstl. Gn. halben unerhört nicht beschwert mugen werden, alß wir dann solchem bevelh nach zum underthenigsten gethann haben wöllen, mit der erbietung: Sey jemants, der ire kfl. und fstl. Gn. deßhalben ansprach nicht erlassen mag, daß sie demselbigen an enden und orten, da sich das geburet, ehr und rechts nicht vorseyn und sich alß gehorsame chur- und fursten, auch glieder des hl. reichs, daß man sie bey solchem erbieten nach ordnung des hl. reichs pleiben lassen werde, undertheniglich versehen wöllen. Und diesen bevelh haben wir uberkohmen auf die vorgenohmene, des durchleuchtigsten, hochgebornen fursten und hern, H. Joachims Mgf. zue Brandenburgk etc. ertzcamerer und churfursten etc., und anderer euer ksl. Mt. verordenten commissarien gutliche underhandlung2.
Dieweil wir aber vermercken, daß ire kfl. und fstl. Gn. warlich zu unschulden und unverdienet in den ubergebnen supplicationen so heftig wieder Goth und recht angeclagt werden, so können wir, wiewol unsere gnedigst und gnedig hern diese supplicationn noch nicht gesehen oder vernohmen, auch unß dorauf keinen bevelh gethan haben, alß die diener nicht umbgehen, fur unß selbst ire kfl. und fstl. Gn. derwegen, sovil wir wissens oder berichts davon haben, im besten zu entschuldigen und sunst keineswegs in einige disputationn eintzulassen, sonder wöllen iren kfl. und fstl. Gn. vorbehalten haben, derselbigen geburliche defensionn in und ausserhalb rechtenß zu gelegener zeit dartzuthun, davon wir offentlich protestiren. Dieweil aber die supplicationn keine underschrift, das ist keinen nahmen, von weswegen die ausgehet, hat, auch die gesanten von Mulhausen, daß die in irem nahmen oder bevelh ausgangen sey, nicht bekennen Šwöllen, so bitten wir underthenigst, es wöllen euere ksl. Mt. den angeber dahin halten, daß er deßhalben sein mandat antzeigen wölle, damit ire kfl. und fstl. Gn. ire noturft gegen denselbigen in recht furwenden mögen. Dann wir achten, daß ire kfl. und fstl. Gn. diese schmahe und iniurien ungerechtfertigt nicht hingehen lassen werden, sonder die supplicanten darumb, wie sich in recht geburet, vortzunehmen. Dann es ist nicht glaublich, daß es die von Mulhausenn bevohlen haben, dieweil, es von denselbigen zu horen, seltzam were. Dann sie wissen je baß dann wir, wie und auß was ursach sich die handlung des einnehmenß an Mulhausenn zugetragen hat und wie der sunebrief und vertrag, den von Mulhausen zugut gemacht, inhaben und wes sie sich verschrieben, gelobt und geschworn haben. Des solten sie sich pillich halten, inmassen es dann etzliche reichsstedt selbs darfur geachtet, daß denen von Mulhausen irer pflicht halben zu suppliciren nicht geburen wölle.
Anfenglich, so werden euer ksl. Mt. in diesem handel one zweifel bedencken, daß ire kfl. und fstl. Gn. zue dieser handlung nicht allein umb besonderer sach willen, alß da die von Mulhausenn zue irer kfl. und fstl. Gn. eynem oder mehr unwillen getragen, den oder die mit der that und gewalt angegriffen hetten, sonder umb des gemeinen römischen reichs und deutzscher nationn sachen und augenscheinlicher verderbnuß willen kohmen und, was sie dorein furgenohmen, daß sie solchs nicht allein umb irer selbst, irer lande und leute, sonder umb gantzer deutzscher nationn willen gethann haben und thun mussen, haben sie anders nicht selbß in iren landen abfall, irer selbs verderben und verjagen, dartzu aller erbarkeit in deutzscher nationn undergang wissen wöllen. Und solten darwider die von Mulhausen begunstigt und one ordentliche erkentnus restituirt oder ihnen weiter oder mehr, dann bißher gescheen, sine causae cognitione gnad ertzeigt werden, das were von der vielen unmentzschlichen that wegen erbermlicher zu hören, dann daß Mulhausen in dem stand, wie es itzt ist, pleiben solte, dieweil es warlich schwerlich und nicht anders zu achten were, dann vorerzeigter guthat zu vergessen und denjhenen, so solche aufrur gestillet, darin zu prejudiciren, welches one zweifel euerer ksl. Mt. wil oder gemut nicht ist. Dann so es solche meynung haben solte, wer wolt dann hinfuro in gleichen vhellen sein leib und gut, ehr und blut in gefar setzen. Dordurch möchte auch dem gemeynen nutz dieser höchste schade und nachteil begegen. Dann wir könten nicht wissen, was sich ein commun schwerlicher verwircken möchte, dann diese stat und derselbigen einwohner gethann hat, alß auß irer eigner bekentnuß, briefen und sigeln, so noch vorhanden sein, erscheint.
Und wiewol wir die vergangen hystorien so eigentlich nicht wissen, sonder one zweifel ir kfl. und fstl. Gn., so dieselbigen antwort dartzu geben solten, bessern bericht darumb zu geben wusten, so wöllen wir doch zue entschuldigung irer kfl. und fstl. Gn. dieselben geschicht, dorauß dann das recht liederlich getzogen werden mag, ungeferlich auf bessern und klerern bericht irer kfl. und fstl. Gn., auch mit der protestationn, diesen bericht zu mehren und zu mindern, zu emendirn und corrigiren, darthun.
ŠZum ersten werden die von Mulhausenn nicht mögen in abreden sein, daß solche stat Mulhausen der brun und sentina alles des ubelß, daß im beurischen krig ergangen und erfolget ist, gewesen sey, dan sie werden gestehen mussen, daß sie die zwen wiedertäuffer Muntzer und Pfeiffer in irer stadt gehalten gehabt, furgeschoben und dero reden und anschlegen gefolget, auch, dieselbigen selbst inß werck zu brengen, understanden haben.
Sie werden gestehen mussen, daß sie wieder den gemeynen nutz, des hl. reichs landtfriden und die keiserliche recht rotten, versamlung, aufrur, eigene, ungeburliche regiment gemacht, in der stadt thetlich angriffen, viel kirchen und klöster mit gewalt, versamletem und gewapnetem volck verwustet, getzirde und cleinodia heraußgenohmen und andere grausame ding mehr gehandelt haben.
Sie werden auch nicht in abreden sein mögen, daß sie die beide prediger in Hessenn, Duringen, Franken, Schwaben und hohe deutzsch landt, dieselbigen alle zu bewegen, ziehen lassen haben, inmassen dan dieselbigen lande alle bewegt worden und, wie wissentlich, zue grossem blutvergiessen kohmen sein.
Sie werden in gleichnuß nicht leugnen mögen, daß alle aufrurische bauern zue dieser stadt ire besondere zuflucht, daselbst in zeit der wiederwertigkeit sich zu enthalten, gehabt haben. Und ist gar nahe die erste stadt gewest, die in deutzscher nation abgefallen und den handel furgenohmen hat.
Item, sie werden nicht in abreden sein, daß dieser ungehorsam und aufrur des gemeinen manß nicht allein in Mulhausenn plieben ist, sonder sie haben in die lande zue Duringenn und zu Hessenn hin und wieder geschickt und das volck an vielen orten aufrurisch gemacht, zum aufstandt, zun waffen und zum abfal von irer rechten herschaft bracht und bewegt.
Item, sie haben es dapey nicht gelassen, sonder seint auß Mulhausenn mit versamletem volck und gewapneter handt und hereskraft in die lande zue Duringenn und auf das Eisfeldt one alle ursach getzogen und in solchen landen viel stete und das gemeine volck an sich gehangen, dasselb zum aufstandt, aufrur, versamlung, zun waffen zu greiffen und sich in zuge zu begeben, bewegt.
Item, in solchen bewegungen und hertzugen auß dem gehorsam ksl. Mt. gefallen, eigene neue regiment furgenohmen, weit und breit umb sich geschrieben, gebothen und verbothen, gestrenge gericht gehalten, etzliche duringische grafen und dartzu viel edelleut, der Hgg. zue Sachssenn underthanen, gegriffen, zum theil im vheld behalten in eisen, zum theil in Mulhausenn gefuert, zum theil wieder iren willen zue bevelhabern und zue rednern gemacht, zum theil in legation und potschaften verschickt, viel klöster und edelmanßheuser nit allein funf oder sechs, sonder in grosser antzal eingenohmen, etzliche ausgebrant, etzliche zerbrochen und, was guts darinnen gewesen ist, zue iren handen genohmen.
Item, auch weder frauen noch junckfrauen verschönet, alß wir der obgemelten ding specification und erclerung iren kfl. und fstl. Gn. vorbehalten wöllen, fur und fur, alles zu verwusten, gezogen, bissolang sie alle fursten, grafen, adel und stete in denen landen in ire hant und gehorsam brechten, und also grausamlich gehandelt, alß es auf der welt kaum gehort worden ist, damit sie Šalle regiment verandert, zerbrochen, herschaft und adel vertilgen und nach irem willen ein neue regiment anrichten möchten, inmassen sie schon mit der that angefangen hatten3. Mehr und weiter geubt, daß wir itzt in eil nicht wol ertzelen mögen, dieweil unser wenig bey solcher handlung gewesen sein, und also nichts underlassen, daß zue verjagung und zu umbbringung aller oberkeit und zu verkerung aller ordnung hette dienen mögen, dodurch die von Mulhausenn nicht allein in die peen gemeines landtfridenß der acht und aberacht gefallen seyn, sonder one zweifel crimen laesae maiestatis, dartzu ir leib, ehr und gut verwirckt haben.
Solchs alles hat die chur- und fursten nach vermög irer pflicht, die sie dem hl. röm. reich, ihnen selbst, iren weiben, kindern und allem christlichem volck, zufurderst Goth schuldig gewesen seyn, bewegt, sich auftzumachen, ire selbs leib, lande und leute, gemeinen nutz, daß des hl. röm. reichs und ksl. Mt. regiment, autoritet und existimationn zu retten, also fur Mulhausen zu tziehen, solchem grausamen, unerhörten gewalt und bosen exempel, alß daß uf der welt je geubt worden ist, zu steuren. Es ist auch die stat Mulhausenn ingemein oder in sonderheit in solchem furtzugk der chur- und fursten in irer hertigkeit verharret, hat sich nie entschuldigt, sonder zur wehr gestellet, seint heraußgelauffen, eh dan sie verletzet worden, haben gefangene erobert und, weiter schaden zu thun, understanden, bißsolang das sie den ernst gesehen, da seint sie mit der menige vom rath und der gemein allesampt heraußgetzogen und haben aldo offentlich bekant, daß sie wieder Got, ksl. Mt., iren rechten hern, die chur- und fursten alß ire schutzhern, ire lande und leute, recht und pilligkeit schwerlich gesundiget und sich verwirckt hetten, geben die stadt, auch ire leib und gut in gnad und ungnad irer kfl. und fstl. Gn., dann sie hetten das alles wol verwirckt und verbrochen etc. Solche verbrechung haben sie auch in irem sunbrief und reversal offentlich under iren brieffen und siegeln bekennet. Dermassen ist Mulhausenn eingenohmen, die stat zum reich bracht und dapey gelassen, etliche ufwickler gestraft, die unschuldigen nicht allein verschonet, sonder auch wieder zu recht, zu ehr und zue gut bracht, darinnen gute pollicey und ordnung aufgericht.
Hierauß nun gnugsam erscheinet, daß die hochgemelten chur- und fursten zue Sachssenn und Hessenn, solche rettung zu thun, nicht alleyn in kraft des lantfriden und vermuge aller recht fug und ursach gehabt, sonder auch, die also furtzunehmen, schuldig gewesen seyn. Und wiewol die von Mulhausenn viel klöster und edelleutheuser zerbrochen, verbrennet, verwustet, beraubt, geplundert und verderbt, so seint doch die chur- und fursten hochgemelt ihnen zum besten und gnediglichst furgewest, sich irer angenohmen, zimliche vertrege gemacht und aufgerichtet, welche sie vor sich niemermehr hetten mögen erlangen oder erhalten. Des mögen zeugen sein alle ire nachbauern in Duringenn und auf dem Eisfelt. Haben also nicht nach der von Mulhausen Šverwirckung, sonder nach furstlichen gnaden und barmhertzigkeit gehandelt. Wo nun die von Mulhausenn von iren kfl. und fstl. Gn. diese clage ubergeben haben, so seint sie gegen denselben zum höchsten undanckbar und von rechts wegen der vorertzeigten gnaden und gutthaten nit vehig.
Daß aber gesagt wirdet, man hab ihnen, jharßschirmgelt zu geben, aufgelegt, das ist pillich geschehen, so man sie schirmen und schutzen sol und muß. Daneben, daß von hulf, offnung und volge gemeldet wirdet, das ist nicht unpillich gewesen, dieweil in solchen dingen die ksl. Mt. und das reich ausgenohmen sein. Sie sein aber sieder der zeit zue keiner offnung, volge oder hulf nie erfordert worden und ihnen dorauf nie keyn pfennig zu kosten gangen. Aber herwiederumb haben die chur- und fursten umb irentwillen Facius Grassenn und vieler anderer halben viel muhe und arbeit gehabt und mussen es noch teglich haben. Derwegen ihnen, solchs anzuregen, on alle not were. Und ist frambd zu hören, daß sie, denen hulf und volge zu thun, beschwert sein wöllen, die sie nechst Goth bey leib, ehr und gut behalten habben. Wer die aufrur also, wie die angefangen, hinaußgangen, wo weren itzt diejhenen, so von diesem lob[lichen] chur- und fursten diese geschwinde clag thun. Also vergelten sie derselbigen fursten erben und ihne solche wolthat mit grossen clagen und nachreden, von welcher wegen sie sich zum hochsten zu bedencken hetten.
Die dorfer haben die chur- und fursten von denen, die leib, ehr und gut verwirckt hatten, wol nehmen mögen, haben aber doch darin solche bescheidenheit gehalten, daß die stadt solche dörfer umb eine namhaftige summa gelts wieder lösen mag. Darauß erscheinet, daß dem reich nichts entzogen ist, daß sie gleichwol, die von Mulhausenn, jherlich pensionn und burden tragen mussen, darinne haben ire kfl. und fstl. Gn. sie nicht gefurt, sonder sie sich selbs, pillich tragen sie auch dieselbigen.
Von golt, gelt und getreide, wein, bier, geschutz etc. tragen wir kein wissen. Das wissen wir aber, daß sie den dreyen chur- und fursten 30.000 fl. bares geldes gegeben haben solten. Der haben sie gar wenig betzalt, sonder ihnen sein ungeferlich biß in die 22.000 fl. doran geschenckt. Itzt geben sie iren kfl. und fstl. Gn. den danck.
Von gefangnen und geschetzten burgern tragen wir nit wissen, daß ire kfl. und fstl. Gn. einigen gefangen oder geschetzt haben oder mit irem willen solchs gescheen sey. Und thun domit iren kfl. und fstl. Gn. ganz ungutlich, vergessen irer huld und pflicht in deme, so sie es reden. Wo sie es aber specificiren solten, wo die burger hinkohmen und an welchem orth die geschatzt weren, wurde man befinden, daß ire kfl. und fstl. Gn., sovil wir wissens haben, daran ungutlich geschicht.
Daß aber kfl. Gn. und der Lgf. zu Hessenn durch die von Mulhausenn nicht verletzt gewesen sein sollen, das findet sich in warheit viel anderß. Es seint nicht allein ire kfl. und fstl. Gn., sonder das ganz romisch reich in schaden und gefhar bracht. Haben sie nicht Eisenach bewegt und durch Eisenach Fach, das ampt Fridwalde und andere des landgrafen ämpter biß gen Rottenberg, und Šseint etliche von Eisenach zu Mulhausenn auf dem marckt gerichtet, etliche von Fach gefangen worden. Herwiederumb ist war, daß die von Mulhausenn durch Sachssenn und Hessen obgemelt alweg vor und nach der aufrur furstlich, treulich und ehrlich gefurdert, geschutzt und geschirmet worden sein und hetten sie ihnen viel guts mugen ertzeigen, sie hettenß gerne gethann, haben auch sie ausserhalb der that des einnehmenß nie beleidigt, sonder der Kf. zue Sachssenn hat ihnen ungeferlich 2.000, Hg. Jorg 10.000 und Hessen 10.000 bekanter, redlicher schuldt nachgelassen. Dermassen haben sie der von Mulhausenn sach gemeinet, itzt geben sie iren kfl. und fstl. Gn. den lohn doran. Die pflicht, so die von Mulhausenn jherlich thun, ist ksl. Mt. nit zuwieder, sonder derselben zugut aufgericht worden, auf daß man Mulhausenn in frid, eintracht und ruhe erhalten mochte. Die von Mulhausenn wenden auch dorauf keynen pfenning, so schat es ihnen keinen pfenning. Deßgleichen auch das schultessenampt, das mochte in nahmen ksl. Mt. ein dritter haben, dorauf konnen noch mogen sie sich nicht behelfen.
Und alß sie sich wöllen der religionn halben fast weißbrennen, alß op man ihne umb derselbigen willen die dörfer wurde wiedergegeben haben, so sie die hetten annehmen wöllen, doran ist, sovil wir wissen, kein worth. Were es aber gescheen, so were es je ein antzeigung eines gnedigen gemuts und viel mehr, dann sie verdient hetten. Wol haben ire kfl. und fstl. Gn. auf ansuchen vieler von der gemeyn mit eynem rath derhalben gnediglich und gutlich reden lassen, dieweil das mehrer theil der burger dieser religionn begerte, daß sie dann dieselbigen zulassen wolten, auf daß hinfuro kein zanck in der stadt entstehen möchte. Dieweil sie sich aber mit etlichen furwendungen entschuldigt, haben es ire kfl. und fstl. Gn. auch dapey gelassen und sie nicht minder eynen weg alß den andern gnediglichen geschirmet und ihnen alles guts ertzeiget.
Sovil antrift die keiserlichen schriften und vorgescheen bevelh, werden ire kfl. und fstl. Gn. dieselbigen alß auf ungenugsamen bericht und wieder recht außbracht zu seiner zeit wol wissen zu verantworten und one zweifel euer ksl. Mt. sie im selbigen auch gnediglichst hören. Es werden auch euer ksl. Mt. in rechtlicher, geburlicher verhör der sachen nicht befinden, daß chur- und fursten zue Sachssenn und Hessenn von denen von Mulhausenn einige pflicht genohmen haben, die euer ksl. Mt. und dem hl. reich zuwieder seien. Hetten sie aber dasselb gethann, villeicht weren sie itzt dieser klag uberig. Weiter wöllen wir uff dißmal nicht sagen, sonder euer ksl. Mt. wirdet one zweifel in erforschung des reichs gelegenheit wol befinden, welcher, des reichs stete und gerechtigkeit an sich zu brengen, understehet. Ire kfl. und fstl. Gn. seint desselbigen unschuldig, wissen sich one allen zweifel aller gebur zu halten. Tragen demnach zue euer ksl. Mt. die gesanthen das underthenig verhoffen, bitten auch dasselb, es werden euer ksl. Mt., unverhört rechtlich und geburlich irer kfl. und fstl. Gn., nichts erkennen zu lassen, schaffen oder gebiethen. Das werden ire kfl. und fstl. Gn. alß gehorsame fursten euer ksl. Mt. und des hl. reichs hinwieder underthenigst verdienen.
ŠEs wirdet auch one zweifel euere ksl. Mt. nach vermög der recht die von Mulhausenn solcher gestalt nicht hören, dieweil sie den unfal und ire grosse uberfarung, dardurch sie zu solchen gelubden kohmen sein, nicht antzeigen, inmassen sie im rechten schuldig wehren. Darumb seint solche proceß und alles, das dorauß folgen wurde, von unwirden. Dann wurden sie die ursachen solcher ding recht gruntlich antzeigen, euer ksl. Mt. wurde one zweiffel ehr bewegt, ihnen mehr straf uftzulegen dann einige zu erlassen. Ire handlung ist nicht ein besonder krig oder gewaltsam eingriff, dardurch sie gleichwol die peen des lantfridens verwirckt hetten, gewesen, sonder eyn gemeyne bewegung des volcks in vielen landen und reitzung nicht allein zum abfal von euer ksl. Mt. und aller oberkeit, sonder auch dieselbigen wircklich umbtzubringen und andere regiment zu machen. In der meynung haben sie alle die clöster, schlösser und edelmanßheuser, der sie gewaltig mögen werden, verbrennet, zerrissen und zubrochen, grafen, hern und adel gefangen und dero viel wie die kelber gefuert. Noch durfen sie und ire vorschieber sagen, die stadt sey wieder recht und mit gewalt beschwert worden. Hette man ihnen ir verdient recht thun sollen, so were viel anders irer verwirckung nach mit ihnen, dann gescheen ist, umbgangen. Darpey wöllen wir es dißmals lassen. Solch alß aber ihnen nach vermög der recht antzutzeigen geburt, so sie warhaftiglich hetten suppliciren und derselben im rechten geniessen wöllen. Bitten demnach inmassen, wie obgemelt, bevehlend unß damit euer ksl. Mt. aufs allerunderthenigst.
Nachdeme auch die von Mulhausen iren briefen, sigeln, aiden und pflichten zuwider kurtzverschienner zeit, hochermelten unsern gnedigsten und gnedigen herrn die gewonnliche rathspflicht und anders zu thun, wie sichs vermuge des aufgerichten sohnebriffs eigent und geburt hett und nun etlich jhar her ublich gehalten worden, in wegerung gestanden, so bitten euere ksl. Mt. wir auch underthenigst von wegen hochermelter unser gnedigst und gnedigen herrn, der chur- und fursten zu Sachssenn und Hessen etc., eur ksl. Mt. wollen das einsehen haben und mit denen von Mulhausenn verschaffen, ire kfl. und fstl. Gn. an derselbigen gewehr, posses und gerechtigkeit unverunruigt zu lassen und sich iren briffen und sigeln, auch aiden und pflichten nach gegen iren kfl. und fstl. Gn. unwegerlich und unwidersatzt zu halten. Do aber gemelte von Mulhausen wider ire kfl. und fstl. Gn. auf irem unpillichen furnehmen verharren wurden, daß alßdann euere ksl. Mt. ire kfl. und fstl. Gn. allergnedigst nicht verdencken wolten, das sich ire kfl. und fstl. Gn. mit entsatzter handt gegen denen von Mulhausen nicht einlassen konnen, das auch ire kfl. und fstl. Gn. auf pilliche wege trachten, damit die von Mulhausen dohin gebracht, a–uff das sie–a ire briff und sigel, auch aid und pflicht gegen iren kfl. und fstl. Gn. halten.
«Nr. Š296 Gegendarstellung der Mühlhausener Gesandten – Regensburg, o. Datum »
Mühlhausen StadtA, 1–10/C5, pag. 53–75 und pag. 78 (Kop.); DV v. a. Hd. pag. 78: Warhafte verantwortung und gegenbericht dero von Mulhausen uf der ksl. Mt. gnedigst bescheen beger auf der chur- und fürsten Sachßen und Heßen rhete an ire Mt. gethane supplication, ubergeben ufm reichstag zu Regenspurgk, im Maio anno etc. 41.
Demnach euer ksl. Mt. verschiener tagen von der durchleuchtigsten, durchleuchtigen, hochgebornen chur- und fursten Sachssen und Hessen, unserer gnedigsten und gnedigen herren, rheten, uff diesen reichstag ghen Regenspurg verordnet, ein schrift ubergeben, darin dann euere ksl. Mt. und des hl. reichs stat Mulhausen in Doringen zum hochsten gantz unverschulter sachen angethast, des ungrundts beschuldiget und verunglimpft, solche schrift dan euer ksl. Mt. nechstverschienen tagen unß gnedigst behendigen lassen mit gnedigster beger und bevelch, von wegen euer ksl. Mt. und des hl. reichs stat Mulhausen daruff wharhaften gegenbericht und verantwurtung euerer ksl. Mt. zu thun. Wiewoll wir nun, mit hochgedachten chur- und fursten Sachssen und Hessen oder irer kfl. und fstl. Gn. rheten in einem oder mheren puncten, solcher irer euerer ksl. Mt. ubergebner schrift inverleybt, von wegen einer armen stat Mulhausen in eynige disputation einzulaßen, gar nit gemeyndt, deß auch von einem rhat kheynen bevelch haben, jedoch dieweil genante stat Mulhausen und wir euer ksl. Mt. und dem hl. reich mit glubten und ayden zum fordersten zugethan unß bekhennen, derhalben dann uff euer ksl. Mt. gnedigst beger und bevelhen, solchen gegenbericht und verantwurtung zu thuen, sovil unß in der eyl noch in gedechtnuß geweßen, wir auß unterthenigster gehorsam nit haben wissen zu unterlassen. Doch wo einer armen stat Mulhausen weyther verantwurtung vonnotten, wollen wir ir solliche volkhommenlichen zu thun, darzu mit dieser unß mit hochgedachten unsern gnedigsten und gnedigen herren Sachssen und Hessen in khein disputation ingelassen, auch solche niemands zu nach oder schmach noch kheiner andern gestalt dann zu rettung einer armen stat Mulhausen unschuld aus unterthenigster, schuldiger gehorsam gethan haben, des wir unß hiemit herlichen protestiren.
Und sagen demnach und uffs kurtzts, das wir von wegen eyner armen stat Mulhausen den eyngang und, was dem anhangt, biß auf den vierten puncten, in churfursten und fursten Sachssen und Hessen rhäte verunglympflichen schrift verleibt, nit gestendig und lassen sollichs als kheiner antwurdt wirdig uff seinem unwhert beruhen. Sovil aber nachvolgende materias belangt, als nemlich uff den angemaßten vierten puncten berumpt gerechtigkeit, so ir kfl. und fstl. Gn. Sachssen und Hessen bei 16 jarn ruiglich ingehabt haben sollen, das wurdt auch nit bestanden, der ursachen, das des hl. reichs gemeyne stendt frei- und reichsstet in vorigen und jetzundt nocheynander dreier augspurgischen und regenspurgischen gehalten reichstagen gemeynlich an euer ksl. Mt. unterthenigst, Šeuer ksl. Mt. und des hl. reichs stat Mulhausen widerumb zu euer ksl. Mt. und dem reich, inmassen sie vor aufgerichtem, darein getrungnem vertrag gewest, widerumb zu nemen, heftig supplicirt und angehalten haben, auch euer ksl. Mt. allergnedigst tröstlich decret geben. Wie khan dan gesagt werden, das ir kfl. und fstl. Gn. ruiglich als possessores solchs ingehapt haben.
Sovil nun den uberigen anhang belangen thut, als solten ir kfl. und fstl. Gn. dem reich nichs entzogen haben, darzu wirdt mit wharheit geantwurt, das hochermelte drei churfursten und fursten Sachssen und Hessen der armen stat Mulhausen biß in 20 dorf on die weyler, so euer ksl. Mt., dem reich und der stat Mulhausen gehorig, eingenummen, die sampt der jherlichen nutzung davon enzogen haben. Zum andern, das schultheiß- und gerichtsampt und darein gehorigen nutzungen der zinsen behalten. Zum dritten, euer ksl. Mt., dem reich und der stat mit bestetigung des regiments und rhats one ir der chur- und fursten bewilligung nit haben mher zu besetzen, irn kfl. und fstl. Gn. eydtspflichtung thun mussen. Zum vierdten, öffnung der stat, darzu volg, hilf, gehorsame, so oft irn kfl. und fstl. Gn. gefelt, zu thun, item, in einen ewigen erbschutz und schirm und in summa dahin in hochste servitut gezwungen, das kheyn underschiedt jetzundt zwischen irer kfl. und fstl. Gn. selbs eygen leuthen und der stat Mulhausen mher ist. Ob nun solchs nit dem reich zu mercklichem, verletzlichem appruch raich, davon dan das reich abbruchig geringert, in noten mit iren anlagen, hulf und ander der reichssteuer und obligenden beschwerden begegnet und jetzundt auß solchem anhang nit mehr zu erschwingen muglich, das gibt eynem auch gerings verstendigen bericht. Sonst, das zuletst gemeldet wurdt, das denen von Mulhausen noch jemandts derhalben zu clagen gepure, das last man uff seinem unwhert berhuen. Dieweil euer ksl. Mt. als merer des reichs nit gemayndt, das dem reich also etwas entzogen, wie gemeyne stende der frei- und reichsstet zu Augspurg anno etc. 30 und uff diesem und nechst vorgehalten reichstagen zu Regenspurg, die stat Mulhausen widerumb zu euer Mt. und dem reich aller gestalt, wie die vor uffgerichtem vertrag geweßen, zu restituiren und zu nemen, supplicirt.
In dem funften und sechsten artickel nacheinander belangendt, bedorfen gleichwoll kheiner antwurdt, dann euer ksl. Mt. uff gemeyner des hl. reichs stend frei- und reichsstet uff dreien (wie oben gemelt) gehalten reichstagen bescheener furpit, darzu euer Mt., auß selbst eygner, zum reich tragender lieb geraytzt, endtlich gemeyndt, das niemandts an seiner habenden gerechtigkeit verletzt, sonder bei ordenlichen rechten, dem landtfriden und andern löblichen des reichs abschieden gehalten und gehandthabt pleibe, vorigen eheren, standt, regiment restituirt, der uffgelegten pflicht erloßen und zu dem hl. reich getzogen werde. Und haben die von Mulhausen, wo sie restituirt, wie dan gemeyner stend und der frei- und reichsstet unterthenigst bitten wer, zu inen zu sprechen, an orten und enden sich ein solchs gepuret, geburlichs rechtens zu seyn, khein abscheugen.
ŠUnd dan weither uff den siebenden und achten versickel oder puncten, so leyt leyder nur zuviel am tag, was euer ksl. Mt. und dem hl. reich so hoher, verletzlicher appruch durch solch der stat Mulhausen entziehung begegnet, welchs dan euer ksl. Mt. und gemeynen stenden zu gedulden hoch beschwerlich etc., der ursachen, dan durch die stend frey- und reichsstet an euer Mt. mermals supplicirt worden ist und das der vertrag im veldtleger durch ir kfl. und fstl. Gn. selbs wolgefellig uffgericht und mit gmeyner stat sigil, so ir kfl. und fstl. Gn. bei handen und in gewalt gehapt, daran gehengt becreftiget. Das ist alles wissenlich, und haben doch die von Mulhausen, euer ksl. Mt. und dem reich an irer gerechtigkeit nicht hinzugeben, macht gehapt noch nit haben. Und ob sie schon den ufferlegten aid zwingenlich ex illata violentia reali und hoster forcht als gefangen, werloß leut erstattet, so ist doch whar, das in allen juramenten authoritas superioris außgenommen wirdt verstanden.
Sovil dan im neundten anziehen der chur- und fursten Sachssen und Hessen gesandter rhet betrifft, als hetten ir kfl. und fstl. Gn. solchen gewaltsamen angriff, gegen der stat Mulhausen begangen, von wegen des reichs und teutscher nation sachen halben gethan etc., wo ir kfl. und fstl. Gn. die uffrurische theter allein gestraft, mochte iren kfl. und fstl. Gn. khein verweysunge bescheen. Aber das ir kfl. und fstl. Gn., nachdem durch ir kfl. und fstl. Gn. die zwen der uffrurischen hauffen, der erst zu Fulden, der ander zu Dhuringen geschlagen und zertrent und letstlich on alle darzu gegebner ursachen des reichs stat Mulhausen angriffen, uß welcher etlich der gemeyn uffrurischen uß der stat numehr da ir geburlich straff zu andern der geschlagnen hauffen empfangen und das unschuldig volcklin erst leyden mussen, des reichs dorfer ingenommen, inhalt des vermeyndten veldtlegerischen vertrags gehandelt, das gibt der keyserlich landtfrid, auch alle geschriebne recht und constitution nit zu. Also ist von den hochloblichen chur- und fursten pfaltzgraven und Hg. in Lotringen nit gehandelt, sonder haben ir kfl. und fstl. Gn. die theter gestraft und dem reich nichs entzogen und unverseert desjhenigen, das dem reich gehorig, bleiben lassen etc. Uber das ir kfl. Gn. Sachssen und Hessen der stat zuvor zuembottten, sie weren nit do, ires guts und bluts der unschuldigen zu begeren, sonder allein die uffrurischen thetter zu straffen etc., daruff sie sich iren kfl. und fstl. Gn. ergeben etc. Ob nun aber der chur- und fursten daruff gevolgte handlung dem reich nit zum hochsten verletzlich, bringt der vertrag mit etc. Und haben sich auch ir kfl. und fstl. Gn. gnedigst und gnediglich woll mit wharheit zu erinnern, das der zeit das wesenlich, von euer ksl. Mt. bestettigt regiment und rhat von den uffrurischen gewaltiglichen entsetzt, auß der stat entweichen mußen, das also die stat on ein regiment und haupt, derwegen durch das gemeyn und uffrurisch böfel universitas, das ist die stat, an ir selbst nichts verwirckt. Das bringen nit alleyn die gemeynen, geschrieben recht mit inen, sonder auch des reichs constitution, landtfriden und selbst der mentschlich, lebendig verstandt gibt solchs, zu denselbigen getzogen.
ŠUff den zwolften puncten also anfahent ‚Zum ersten werden die von Mulhausen‘ etc. wirdt solchs kheinswegs bestanden und hetten sich die churfurstlichen und furstlichen rhete Sachssen und Hessen selbst woll das gegenspiel in stellung dießes ungrundigen anzaigs wissen zu halten, dan eynmall die unwidersprechlich wharheit ist, das der Muntzer von Altstet des churfurstenthumbs Sachssen, alda er erstlich sein widertaufferisch, uffrurische leer offentlich gepredigt, den gemeynen man zu emporung an sich gehengt und erweckt hat, daruber er, Muntzer, von dem Kf. zu Sachssen in fengknuß khommen, zu Weymar etliche zeit gefengklich enthalten, aber nochmals seiner fengklichen verstrickung frei, widerumb ledig on einich straff außkhommen und daruff hin und wider im land widerumb mher uffurisch gepredigt und sonderlich im stift Fulda, ehe er gegen Mulhausen khommen, da er dan auch von wegen seiner verfurischen leer gefengklich enthalten worden, fur eins.
Zum andern so ist auch wissentlich whar, das gleichergestalt der Pfeiffer auß dem gotzhauß oder closter Reyffenstein im ertzbistumb Meintz entloffen und gleichergestalt im landt umb dem armen, eynfeltigen man uff dem Aichsfeldt in Doringen hin und wieder sein widertaufferische, aufrurische leer gepredigt, den gemeynen man in aussern herschaften, churfursten- und furstenthumb, an sich, also baide buben, Muntzer und Pfeiffer, gehengt, auß diesem dan offenpar, wo der erst ursprung der uffrurer herkompt. Dan so die churfurstlich durchleuchtigkeit erstes hetten den Muntzer gestraft und auch andere obrigkeit den Pfeiffer, were solchs ubel alles vermitten plieben. Und das weither wurdt antzaigt, als hetten die von Mulhausen baider, Muntzers und Pfeiffers, rhat gevolgt, sie in irer stat enthalten etc., wirdt sich also nymermehr befinden.
Und euer ksl. Mt. untertheniglich mit grundt zu berichten, so ist whar, als gemelter Muntzer seiner fengknuß vom Kf. zu Sachsen frei erlassen und der außgetretten Pfeiffer baide hin und wider ausserhalb umb die stat in andern herschaften uff dem landt mit irem uffrurischen predigen das gemeyn volck an sich gehengt, haben sie sich heymlich on wissen des rhats und regiments in die stat Mulhausen gekrochen, in winckeln dem gemeynen man verkerlich gepredigt. Als aber ein obrigkeit und regiment sollichs erfaren, sein die baide, Muntzer und Pfeiffer, von der obrigkeit der stat verwissen worden und das verschweren mussen. Nun khan ein stat nit woll abredig sein, das jetz gedachte zwen uffrurische widertauffer iren uffrurischen samen zum theil heymlich in den winckeln des gemeynen mans außgossen und also etlich inen anhengig gemacht. Als aber sie, die verloffen zwen predicanten, aus der stat Mulhausen verwießen und verschweren mussen, haben sie noch vil meheren, nachstelligen neydt gegen der stat und obrigkeit gefaßt und zugefarn, eynen grossen, erschrecklichen, irer hin und wider uff dem landt anderer herschaften solcher leer anhengigen hauffen zu sich genommen, mit wherhafter handt in die vorstat der stat Mulhausen heuffig khommen, der Pfeiffer also mit seinem aichßfeldischen und anderm zugelauffnem, uffrurischem volck und bauerschaften auch gepredigt, die von Mulhausen in der stat also geengstet, das sie die thor Štag und nacht wachend mit irem gerusten geschutz verschloßen, auch eyner obrigkeit, rhat und regiments meynung und gemuet, die zusamen uffrurischen, widertaufferischen predicanten und iren anhang mit gewalt abzutreiben.
Und wie sich ein stat Mulhausen, rhat und regiment, darzu sampt dero gehorsamen burg[er] mit irer wheren zu der handlung geordnet und ein rhat und regiment also mit iren aigen, mit eydtspflichten verwandten unterthanen ausserhalb der stat irer dorfer heymlich geschickt, sie irer pflicht und eyd, damit sie der stat zugethan und verwandt, zum hochsten, mit iren wheren zu khommen, ermandt, aber dieselbigen der stat aidtspflichtige unterthanen von der baurschaft durch die mergedachten predicanten abfellig verwyssen, zudem Muntzer und Pfeiffer und irem hauffen wider die stat zu hauffen geloffen, das also ein stat on irer unterthanen hilf nicht außrichten mögen, sonder sunst hinweg gethedingt worden. Aber volgents der Pfeiffer mit seinem grossen anhang der aichßfeldischen auß dem ertzbistumb Meintz und andern vom landt in die stat weither unbewist der obrigkeit khommen, sein heymlich, uffrurische practic geübt, die sturmbglocken uber eynen ersamen rhat und regiment erschrockenlich angeschlagen, in iren rheten und geschaften samentlich uff dem rhathauß sitzendt mit grossern, zusamengeloffner uffrurischen das rhathauß umblegert, hochste gewaltsame angelegt, des rhats und regiments endtsetzt, auß der stat erbermblich mit weib und kinder in elendes fart die obrigkeit vertrieben, wie das ein kuntlich, offenpars wissens, die auch der stat fendlin und secret mit inen hinausgebracht.
Wie khan nun denen von Mulhausen zugemessen werden, das sie solch predicanten enthalten, ires rhats pflegen etc., die sie doch der stat verwyßen, welche predicanten sampt uffrurischen zusamen allenthalben der aichsfeldischen und ausserhalb anderer herschaften rottierten aus der stat Mulhausen die oberkheit verjagt, mit weib und kinder vertrieben, des rhats und regiments ernstandt schmelich endtsetzt haben. Und hat die stat Mulhausen eynicher rottierung, uffrurischen, begangner handlung khein ursach. Eyn solchs bekhennen die hochloblichen churfursten und fursten Sachssen und Hessen selbst in irer kfl. und fstl. Gn. gnedigst und gnediglich schreiben an den Ebf. und Kard. zu Mentz etc., von wegen der stat Mulhaußen außgangen, das ja die stat Mulhausen die wenigste schuldt haben, und zu verificirung dißes wharhaften anzaigs so ubergeben die von Mulhausen copias der churfursten und fursten Sachssen und Hessen schreiben, mit AA und die ander mit BB verzeichnet und signiert, darauß sich nun befindt, das denen von Mulhausen mit solchem unglimpflichen zumessen unrecht beschicht und ir antzaig und bericht die wharheit. Solchs dan euer ksl. Mt. wolle gnedigst bedencken und behertzigen.
Und dan nachvolgende des 13., 14., 15. und 16. artickels, darin verleipt, unrichtig anzaig belangend, sagen die von Mulhausen, das inen durch die chur- und fursten Sachssen und Hessen dero rhet und bottschaften mit irem unwissen solcher bezig zugemeßen und wirt sich eyn solchs nymmermehr also in grundt befinden, wurde auch inen, solchs wie recht darzuthun, beschwerlich Šsein, jha nit muglichen. Und sein dise artickel nacheinander aus nechst oben uff den 12. artickel gegeben, wharhaften bericht verantwurdt worden, mit kurtz zu denselben gezogen. Item, so wirdt sich nit befinden, das die von Mulhausen eyniche gotzhauß, kirchen oder closter in der stat nidergerissen, die clinodia, kirchengezierde genummen. Das oder dergleichen wurdt sich noch nit erfinden, in Mulhausen also bescheen sei, aber woll an andern orten und herschaften, welchs dan die von Mulhausen nit irrt. Und haben die von Mulhausen niemandts andern, durch die zwen ofternanten widerthauffischen predicanten sein landt und leut zu wusten, ursach geben oder zu uberziehen (darfur sie Gott lang bewaren woll). Ob aber das uffrurisch, zusamengelauffen böfel (nachdem sie die obrigkeit, rhat und regiment auß der stat Mulhausen mit endtsetzung ires standts, auch dero weib und kind verjagt) aus der stat getzogen, das lassen die von Mulhausen bleiben, davon sie nit wissen noch dabei in der stat als verjagt nit geweßen und viel erbar, fromme burger, die in der stat plieben, darein nit bewilligt, wie dan der Muntzers und Pfeiffers urgicht, in der sie die von Mulhausen gentzlich entschuldigen, gleichergestalt der churfursten [und] fursten Sachsen und Hessen genedigste schreiben obgemelt an den hochloblichen Ebf., Kard. und Kf. zu Meintz etc., von wegen Mulhausen außgangen etc., clarlich mitpringt. Und wurdt kheinswegs, was weither in diesem articulirten zu unglimpf denen von Mulhausen zugemessen, bestanden, dan leyder nit allein in Dhuringen, sonder auch an andern viel orten des reichs als Hessen, Lutringen und sonst solcher laydiger unrhat erstanden.
Der siebent [sic!] articuliert punct anfahent ‚Item, sie haben es dabei nicht pleiben lassen‘ etc. ist derselbig auß oben vorigen, wharhaften antzaig gnugsam verantwurdt. Dan als die aichßfeldischen und auß anderer herschaften heufs rottierten uffrurisch zusamengelauffen mit den zweien widertauffern [in] die stat Mulhausen (unwissent der obrigkeit und umb der frommen, gehorsamen burger) heymlich khommen und aldo ires gefallens den rhat und regiment entsetzt, mit weib und kinder verjagt, gemelte widertauffer in iren selbst der uffrurischen verordneten rhat gesetzt, mogen die außlendischen und andere, wie oben gemelt, samptlich woll widerumb aus der stat uffs Aichsfeldt und andere orten mher, darunder etliche auß der stat des uffrurischen bofels gelauffen, zogen sein. Das ist aber mit kheinem beistandt, hilf, wissen noch zuthun der obrigkeit, welche doch selbs erbermlich in das elendt verjagt, oder der gehorsamen, noch uberbliebnen, frommen burger bescheen, derhalben dieselbigen irer verhandlung nach ir straff empfangen haben.
Item, den 18., 19. und 20. durch die chur- und fursten sachsischen und hessischen rhet in namen irer kfl. und fstl. Gn. inverleibter, unbedechtlicher antzaig belangend, hetten sich die von Mulhausen als fromme, eher liebhabende, friedliche des hl. reichs stat nit sollen solchs unerfindtlichen zulegens versehen, darin inen je unrecht beschicht, dan alles, was darin angetzogen, wurdt kheinswegs (das solchs durch die von Mulhausen bescheen sei) gestanden, wurdt sich mit der hilf Gottes almechtigen als der oberster gerechtigkeit nit Šbefinden. Aber was der aißfeldischen und anderer umbligenden fursten und obrigkeiten uffrurische unterthanen aus Sachssen und Hessen allenthalben zusamenrottirt und ubel, auch strefflich begangen, das gehet oder belangt die von Mulhausen (wie oben erzelt) gar nichts. Und ob gleichwol etliche uffrurische buben des böfels auß der stat Mulhausen mit inen getzogen, solte dasselbig des reichs stat Mulhausen, der gehorsamen obrigkeit und frommen andern burger zu verletzlichem nachtheil raichen, were solchs nit allein wider gemeyne recht, sonder auch wider alle gute sitten und menschliche vernunft. Dan was solte ich entgelten, so der ander verwirckt. Et hoc in praeiuditium tertii, ist das nit ein hohe, auß unschuldt begegnete straff, das die uffrurischen in die stat haymlich eyntrungen, die obrigkeit entsetzt, mit weib und kind ires vatterlandts verjagt, zudem, das der landtfriedt nit zugibt, das sich einer selbst solle vindiciren oder rechnen sine authoritate superioris et citra causae cognitionem. Was belangt es die stat und die verjagt, entsetzt obrigkeit, das etliche uffrurische buben hinauß der stat zun andern gelauffen, dieweil sie auch ir straff mit dem todt darob genommen. Und ist je zu erbarmen, das denen von Mulhausen die schuldt, durch andere begangen, soll wollen uffgetrochen werden.
Uff den 21. puncten also anfahendt ‚Sollichs alles hat die churfursten und fursten‘ etc. sein die von Mulhausen nit widerredig, das ir kfl. und fstl. Gn. Sachssen und Hessen der pflichten nach, dem hl. reich zugethan, die uffrurischen, wie auch der keyserlich landtfrid mitpringt, gestraft, zertrent. Das aber ir kfl. und fstl. Gn. Sachsen und Hessen, nachdem sie an zweien heuffen Fulden und in Dhuringen solche uffrurischen zertrent und geschlagen und letstlich auch on alle darzu gegebner ursachen fur die stat Mulhausen im widerkeren mit irer kfl. und fstl. Gn. kriegsleger gezogen, die stat uffgefordert und sich ir kfl. und fstl. Gn. zu rechnen unterstanden, solchs mag nit woll vermog der recht, keyserlichen landtfriedens und des hl. reichs abschieden verthedingt werden. Und kompt solche erlittene gewaltsame der stat Mulhausen, der gehorsamen obrigkeit und frommen, friedlichen burger zu unschulden. Und ist whar, das ir kfl. und fstl. Gn. mit der kriegsrustung die stat belegert, berendt, uffgefordert und weither uff der chur- und fursten Sachssen und Hessen ernstlich und erschrockenlich erfordern das arm, unschuldig, eynfeltig volckh, man und weib, barfueßig heraus der stat in das kriegsleger heuffig gezogen, den chur- und fursten aldo zu fussen gefallen sein, in gnaden und ungnaden sich ergeben. Und in summa alles, was von dem eyfeltigen volckh alda one einen hirten oder haupt begert, uffgericht worden one alle widerrede, aus hochster, menschlicher forcht, allein es sein leib und leben (in welches alles groß und klein geladen geschutz gericht und mit dem kriegsvolck zu roß und fueß umbringt) salviren und erretten mocht, eingangen.
Daruff ir kfl. und fstl. Gn. die stat mit gnediger zuentbottner vertrostung, das ir kfl. und fstl. Gn. dero von Mulhausen weder gut noch blut begerten, wie gemelt, eingenommen, aber gleichwol darin gehandelt, wie der wharhaft bericht, auch durch ir kfl. und fstl. Gn. selbst im leger gefelliger, daruber Šuffgerichter vertrag mitpringt, aller purger gewher, den marstall der pferdt und der stat sigil in irer kfl. und fstl. Gn. gewalt, auch clein und groß geschutz genommen, silber, golt und gelt und ander cleineter uff der stat verschloßen schatzkamer entwendt, einen grossen schatz traidt sogar sampt der beden weggefuert, die armen, stattlichen burger gefangen, geschetz, hingeschlaift, in den gefengknußen zum theil gestorben und sonst mit des reichs stat raichen gefellen, zinsen und gehorigen guter der dorf gehandelt und entzogen, wie der veldtlegerisch vertrag mitpringt, darzu in ungewonliche pflichten trungenlich genummen, alles unangesehen, das die obrigkeit, rhat und regimen (wie oft gemelt) mit weib und kinder verjagt, entsetzt, die schuldigen aus der stat entloffen und mit andern heuffen gestraft worden, alleyn des arm, unschuldigen völcklin der merer theil in der stat irer unschuldt vertrauent blieben oder, was auch noch verdechtig gefunden, durch ir kfl. und fstl. Gn. Sachssen und Hessen alsbald gestraft worden, das also der armen stat, auch den unschuldigen dem rechten und landtfrieden zuwider alles begegnet, uber das sie alspaldt 40.000 fl. von inen der blonderung halben erfordert, auch alspald daran 10.000 fl. erlegen haben mussen uber alle nam, auch der stat viech, so etliche reuter auß dem schloß, Sebach genant, hingefurt haben.
Sonst sovill letstlich angehengt wurdt, das ir kfl. und fstl. Gn. gutte, ordenliche pollicei und einen erbarn, verjagten und entsetzten rhat und regiment widerumb zu restituiren, das ist beschehen, nemens auch anstat deren von Mulhausen sollichs fur bekanth an. Darauß sich schließlich befindt, das alda der zeit khein ordnung oder pollicei gewest ist. Was auch weither hierin in disem artickel angetzogen und nit verantwurdt, das wirt gar nit gestanden. Dan der landtfrid gibt weg und maß, wie zu handlen. Es haist vim vi repellere, zu stebern, zertrennen und sich selbst nit zu rechnen. Ea enim ratione tutela iuditiorum in medio posita, ne quis sibi ius dicat etc., dan sich nymmermher befinden noch dargethan werden mag, das di stat universitas etwas im wenigsten verschuldt und begangen haben. Ob nun singulares personae etwas verwirckt, wie obgemelt, das mag oder khan der obrigkeit, das ist der stat, nit nachtheilig noch verletzlich sein, zum rechten und allem verstandt gezogen.
Das aber im 22. artickel, wie ir kfl. und fstl. Gn. Sachsen und Hessen rettung gethan haben solten, anzaigt wurdt, das ist irer kfl. und fstl. Gn. loblich, indem ir kfl. und fstl. Gn. die zwen uffrurische hauffen Fulden und in Dhuringen geschlagen und zertrent haben. Das aber letzlich ir kfl. und fstl. Gn. die arm des reichs stat angriffen, wie oben gemelt, und damit ires gefallens umbgangen und gehandelt, das ist wider recht, des reichs abschieden und lobliche constitution.
Inhalt des 23. artickels, das die von Mulhausen die closter verprent, die edelleut geplundert haben sollen, wirdt inen unpillich und unschuldiglich zugemeßen, auch inen erschrockenlich zu horen, dan wie sie selbst und meniglich der ort wissent, das ein lobliche obrigkeit, rhat und regiment zu Mulhausen bei alter, wharer, christenlicher religion bißher und noch gehalten und niemandts weder geistlichen noch weltlichen vielweniger umbliegenden adel laydes weder Šmit worten noch wercken bewießen haben. Das aber der adel von der iren selbst und andern der uffrurischen unterthanen und nit denen von Mulhausen (welch allein das geschrey haben mussen) schaden empfangen, das ist denen von Mulhausen getreulich leydt. Dieweil dan die stat Mulhausen in das geschrei khommen, haben sie aus unschuldt laut des darab gegeben receß des adels dem adel fur iren schaden 24.458 fl. bezalen mussen. Dweil die secher und selbst-verhandler in des adels aigen leut und der andern herschaften und fursten unterthanen gewest, solchs nit vermocht, ist durch ir kfl. und fstl. Gn. also selbs gefallens vertragen und die stat zu bezalen trungen worden.
Sonst der 24. artickel wurdt uff seinem ungrundt geloßen.
Aber den nachvolgenden 25. artickel, belangend das jerlich schirmgelt, sagen die von Mulhausen, das die stat durch einen veldtlegerischen, uffgerichten vertrag in eynen erbschirm, den chur- und fursten Sachsen und Hessen 900 fl. jherlich zu bezalen, zu mercklichem nachtheil des reichs getrungen worden.
Der inhalt des 26. artickels ist wider recht, den landtfrieden, des reichs constitution und zum hochsten verletzlich der stat und dem reich, dan ir kfl. und fstl. Gn. inen alle volg, offnung vorbehalten und also die stat dem reich entzogen, nit weniger als zu irer kfl. und fstl. Gn. eygen leuthen gemacht, wie offenlich gespurdt, welches sich nit verkligen noch verdecken khan. Dan wie khan einer einem herren mer verpflicht werden, dan das er im verbunden, treu und holdt zu seyn, seinen schaden warnen etc., item, offnung, volg, und hilf zu thun, und das ime der herr zu gebiethen und verbiethen habe etc., wie dan durch gmelten vertrag die von Mulhausen. Und ist whar, das in vergangnem turckenzug der Kf. zu Sachssen vermog seiner kfl. Gn. darob außgangen schreiben die von Mulhausen, mit vier rhaisigen und 20 fueßknecht zu volgen, erfordert, wie sie dan daruff gevolgt haben, das also das angetzaigt widerspiel befunden etc. Auch das weither inserirt und im artickel eingezogen wirdt, wie die von Mulhausen als diejhenigen, so von irer kfl. und fstl. Gn. bei leib, leben, ehren und gut behalten, derhalben unpillich, volg zu thun, sich sperreten. Darzu sagen die von Mulhausen, das sie nichts verwirckt noch strefflichs begangen, wie oft mit wharheit gemelt, dardurch sie ir leib, eheren und gut verloren hetten, dan sie selbst entsetzte und verlaßene leut geweßen und bedorfte hie dieses angetzognen scheins gar nit, dan, was die aufrurischen ausgetretnen verwirckt, haben sie ir selbst straff durch ir kfl. und fstl. Gn. empfangen. Das auch von der gemeynd der religion halber solte ansuchung bescheen sein, das ist einem rhat kheinswegs wissen noch bekhant.
Aber die angezogen, unbehulflich entschuldigung, das ir kfl. und fstl. Gn. der stat und des reichs dorfer eingenommen und behalten und mochten die von Mulhausen solche widerumb zu inen und dem reich mit 80.000 fl. loßen, ist zu erbarmen, ja wider recht, das einer des ander verhandlung auß unschuldt tragen solle. Dan die von Mulhausen den chur- und fursten Sachssen und Hessen khein ursach, einichen costen uffzuwenden, darzu geben. Ob nun dem reich durch solche zu-sich-ziehung der dorfer, davon euerer ksl. Mt. und dem Šreich alle steuer, anlag, hilf und, was sie pflichtig, jederzeit gereicht worden, nit verletzlicher nachtheil bewießen, bedarf kheins weithern anzaigens, sonder ein jeder gerings verstandts solchs woll abnemen mag. So haben ir kfl. und fstl. Gn. die dorfer mit aller nutzung biß in 16 jar lang ingehapt und die arm stat Mulhausen nichtdestweniger des reichs anlagen, auch ire zinßgleubiger bezalen mussen, so doch die dorfschaft gleich andern irem eynkhommen zugleich mitverschrieben und zu tragen verpunden sind, welchs inen weither zu thun nit mer muglich.
Und das sich die chur- und fursten Sachssen und Hessen gesandten potschaften und rhet in 28. artickel irer der sachen unwissenheit thun endtschuldigen, das glauben die von Mulhausen wol, sie wenig im grund von den sachen wissen, sonst wer viel unbestendigs und unglimpflichs, das nit beizupringen, vermitten und unterlaßen pliben. So ist whar, mag nit verneyndt werden, das dardurch die loblichen chur- und fursten Sachssen und Hessen deren von Mulhausen, weder ires guts noch bluts nit zu begeren, gnedigst und trostlich zuendtbotten worden. Aber volgendts, wie es laider mit außtragen und wegfurens zugangen, das gibt der verstendig bericht der sachen. Und ist sonst auch oben darvon mit wharheit antzaigt worden. Und entschuldigen sich hie des 29. artickels die gesanthen rhete irer unwissenheit abermals.
Sovil der 30. artickel inhelt, mag denen von Mulhausen, darin antzogen, mitnichten zugemeßen werden. Und beschicht inen unrecht mit solchem anziehen, dan sie niemandts laidigs oder widerwertigs bewießen haben. Wer aber Eysenach, Vach, Fridewalt und andere orter bewegt, das sein die uffrurischen, widerthaufferischen predicanten, wie davon ein kundtpar, offenparlich wissens und auch vil in iren urgichten bekhant haben. Dieweil nun dieselbigen verhandler und theter gestraft, so mag den unschuldigen, das ist der stat rhat und regiment, auch den friedsamen burgern nichs also zugemeßen werden, dan ein gmeyne stat und lobliche obrigkeit wider ir kfl. und fstl. Gn. nie in gedancken genommen, etwas zu handlen, sonder alwegen gegen iren kfl. und fstl. Gn., wie eyner erbarn stat und ehr liebhabenden obrigkeit, rhat und regiment wol loblich anstehet, gehalten und noch furohin zu thun begirig. Die summa des erlegten straffgeldes thut 21.000 fl., one was sunst einem rhat uff uncost gelauffen. Das auch die 10.000 fl. von Hg. Jorgen hochloblicher gedechtnuß nochgelassen worden, ist nit one sondere ursachen und gnaden von seiner fstl. Gn. bescheena.
Sovil sonst nachvolget biß zu ende, ist von unnotten, sonderliche antwurdt daruff zu geben, dieweil auß oben nach leng bescheenem, verantwurtlichem antzaig aller der chur- und furstlichen gesandten rhet Sachssen und Hessen auß unwissenheit gestelter puncten und zuvil mildt berichten zuruckhgestossen. Und haben die von Mulhausen
Solchs haben euer ksl. Mt. uff dero genedigst begern und erfordern auß unterthenigster, schuldiger gehorsam wir nit sollen verhalten, mit unterthenigster bit, euer ksl. Mt. welle mit solchem wharhaften gegenbericht ein arme euerer ksl. Mt. und des hl. reichs stat, rhat, regiment und obrigkeit sampt den ehrlibenden burgern gnedigst endtschuldigt und in gnedigstem bevelch zu haben.