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Abkürzungen und Siglen. Transkriptionsregeln
E) Protokoll des Religionsausschusses
F) Protokoll des Ausschusses zur Prüfung des Reichsabschieds
G) Protokoll für die Versammlungen der CA-Stände
H) Protokoll für die Versammlungen der katholischen und geistlichen Stände
J) Resolutionen, Eingaben, Gutachten
Als Verhandlungsakten werden in diesem Abschnitt die zwischen Kg. Ferdinand und den Reichsständen gewechselten Resolutionen zunächst zur 1556/57 sehr bedeutsamen Debatte um die Verhandlungsaufnahme (Geschäftsordnung) und sodann zu den eigentlichen Hauptartikeln der Proposition ediert. Alle anderweitigen Resolutionen einzelner Kurien oder Ausschüsse sowie Beilagen, Eingaben und Gutachten im Zusammenhang mit den Hauptartikeln sind im Abschnitt „Resolutionen, Eingaben, Gutachten“ zu finden. Die Akten zu den Beratungen, die nicht von der Proposition herrührten (verzögerte Ankunft des Kgs., Matrikel und Moderation, Livland, Freistellungsdebatte) werden zusammengefasst im Kapitel „Nebenverhandlungen“ ediert.
Für die Darbietung der Verhandlungsakten gelten die für die Edition der RTA 1570 erstellten Richtlinien1 . Abweichend davon werden im Dokumentenkopf jeweils sechs archivalische Nachweise der Stücke angegeben. Als Textvorlagen dienen überwiegend Exemplare aus der kgl. oder der Kurmainzer Überlieferung im HHStA Wien. Für die Kollationierung werden reichsständische Kopien herangezogen.
« Nr. 424 Antwort der Reichsstände auf die Proposition sowie Resolution zur Verhandlungsaufnahme und zum Verhandlungsmodus beim 1. HA (Religionsvergleich) »
Dank für die Einberufung des RT. 1. HA (Religionsvergleich) wichtigster Punkt der Proposition. Geteilte Resolution zum Verhandlungsmodus. Katholische Stände: Vorlage des Religionsvergleichs in einem Ausschuss und Parallelberatung der anderen HAA in den Kurien. CA-Stände: Bekräftigung des Religionsfriedens. Keine Rechtsgültigkeit des Geistlichen Vorbehalts als eigenmächtig vom Kg. erlassene, von den CA-Ständen nicht anerkannte Bestimmung. Behinderung der Verhandlungen zum Religionsvergleich durch den Geistlichen Vorbehalt. Bitte um dessen Aufhebung oder um Streichung aus dem Religionsfrieden. Zusage, die Hstt. nicht zu profanieren und keine Erbfolge zuzulassen.
Im RR verlesen und gebilligt am 10. 10. 15561. Den kgl. Kommissaren übergeben2 und von den Reichsständen kopiert am 12. 10.
HHStA Wien, RK RTA 37, fol. 204–208’ (Kop. Dorsv. Hd. Zasius: 1556. Der Reichs pottschafften auff jetziggem reichstag zu Regenspurg antwurtt auff die kuniglich Šproposition, den commissarien am 12. Octobris übergeben.) =Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 74–78’ (Kop. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 12. Octobris anno 56. Dorsv.: Der churfursten räth, erscheinennden stännd unnd der abwesennden gesanndten, räth unnd potschafften erste schrifften auff der röm. kgl. Mt. proposition, irer Mt. commissarien ubergeben. Actum 12. Octobris anno 56.) = B. StA Marburg, Best. 3 Nr. 1246, fol. 81–86 (Kop.) = C. HStA Dresden, Loc. 10192/5, fol. 37–47 (Kop.). HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 43–48’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. C, fol. 19–24 (Kop.). Referiert bei Wolf, Geschichte, 34 f.; Laubach, Ferdinand I., 164. Auszug bei Westphal, Kampf, 62, Anm. 3.
/204 f./ Die Reichsstände haben die am 13. 7. durch Hg. Albrecht von Bayern im Auftrag des Kgs. vorgetragene Proposition3 beraten. Die Gesandten zweifeln nicht, dass ihre Herren und Obrigkeiten die Einberufung des RT, die im Anschluss an den RT 1555 wegen der dort nicht erledigten Punkte erfolgte, und dessen Durchführung durch Kg. Ferdinand I. im Auftrag des verhinderten Ks. mit Dank anerkennen. Sie und die anwesenden Ff. wollen dem Kg. /204’/ zu unndertheniger diennst erweyßung nach moglichait jeder zeyt geflissenn sein.
Die Reichsstände danken dem Kg. für die Entschuldigung seiner persönlichen Abwesenheit und dem Hg. von Bayern für die Übernahme des kgl. RT-Kommissariats4.
Unnd alls verner under anndern artickheln, auff gegenwertigem Reichs tag zu tractieren, der punckht der religion zu forderist gestelltt, disser auch unvernaynlich der treffenlichst unnd hochwichtigist under allen anndern des Heiligenna Reichs obligen, daran ainem jeden christen pulich5 zum hochsten gelegen sein soll, so ist inn der /205/ furgenomen berathschlagung nutzlich unnd nottlich angesechen, fur denn ersten vonn dissem zu reden unnd der kgl. Mt. oder dero comissarienn, wz vonn wegen der churfursten, fursten und stennd bedacht sein wurde, inn antwurt annzubringen.
Wiewoll nun die erscheinenden stend, auch der abwessenden rethe, pottschafftenn unnd gesannten nichts liebers gewollt, dann hieruber ann statt der kgl. Mt. derenn hochloblichen comissarien oder iren bevelchhabern ein eynheŠlige bedennckhen furzuthragen, so seind doch inn erwegung, welcher massen oder gestallt, inn was verordnung unnd durch was wegen bemelterb artückel der religion zu handlen, ob auch nebenn demselbigen anndere artickhel dißes reichstags zu beratschlagenn oder nit, als gleych zu anfanng zwo unnderschidliche maynungen eingefallen:
Erstlich ermessen der dreier gaistlichen churfursten, auch deß mehern thaills des furstenn raths sampt annderer stennde rethen, pottschafftenn unnd gesannten, dz obangeregter artickhel der religion inn ain sonndere verordnung vermog des passauischen verthrags unnd vorgennder Reichs hanndlung6 zu stellen unnd dyselbig verordnung auff gegenwertigem reichstag unverlenngt furzunemen und dabeneben inn denn ordinarien rethen auch anndere artickel der proposition unnd Reichs sachen gepurlicher weyß beratthschlagt unnd bedacht werden mochten; wie dann auff andern vorigen reichstagen die erscheinende stennd und der abwessenden pottschafften und bevelchhabere gewonlichen inn denn Reichs sachen auch furgangen unnd dieselbigen neben- und mit ainannder inn irer ordnung abgehanndltt. Sunst mochte sich disser reichstag woll inn beschwerlichen verzug verlenngern.
/205’/ Zum anndern erinnern sich der dreyer welltlichen churfursten und der augspurgischenn connfession verwandten stennde abgesanndten unnd räthe7 ann statt irer gnst. unnd gnedigen herren unnd auß befelch derselbigen, das auff jungsten zu Augspurg gehalltnem reichstag zwischenn denn röm. ksl. unnd kgl. Mtt., auch denn stenden des Reichs allenthalbenn ain bestendiger, unbedingter, ewigwerender religionn fridt auffgericht unnd beschlossen worden. Solchenn wurden und wellenn ire gnedigste unnd gnedige herrn, sovill derselbig ire kfl. unnd f. Gnn. belanngent, stett unnd veßt halltenn unnd thrailichen nachsetzen; zweyffleten genntzlich nicht, es sey der röm. ksl. unnd kgl. Mtt., unserer aller gnedigisten herrnn, dergleichen der churfursten, fursten unnd anndere stennd gemueth auch, dz solcher ainsmalls auffgerichter, mit hochen zusagenn und ann aidstatt beteurter religions frid inn crefften unnd wessen gelassenn unnd bleyben soll.
Es erwegenn aber der dreier churfurstenn, fursten unnd stende der augspurgischen confession verwanndten gesannte und pottschafften daruber, das inn berurten fride ain arthickhel gesetzt, so dy gaistlichen irenn vorbehallt damals genannt, anfahendt: „Und nachdem bey vergleichung dissens fridens stritt furgefallen etc.“8 Solcher artickhel sey khain disposition des fridenns, belannge auch die substanntz desselbigenn ganntz nicht, dann darinen khain stannd gegenn dem anndern inn ettwas obligiert oder verpflicht wordenn. Wasser gestallt nun Šberierterc artickhel inn rechtend vonn denn augspurgischen chonfessions verwanten gefochten, deß wustenn sich die gesanndten aller seits, so zu Augspurg gewessenn, zuerineren. So wurden es auch die prothocolla gebenn und außweyssenn9.
/206/ Unnd ob woll die kgl. Mt., unnser aller gnedigister herr, denn selbigenn vir10 sich unnder denn gaystlichen zuordnen unnd zu setzen furgeschlagene, dz doch auch der augspurgischen confession verwandten stennd abgesanndte nach außweyssung irer bevelch darein zu willigen piliche unnd christenliche bedennckhen gehabt, inmassen sy des selbigenn ursachennf schrifftlich unnd muntlich damals ibergebenn [!] unnd furbracht11: Nemlich das ire gnedigiste unnd gnedige herrn und obern Gottes eher zu bevurdernn schuldig unnd durch ire bewiligung kkainem mentschenn denn weg zur waarenn erkhantnuß deß worts Gottes, dardurch die ewige seligkhait zuerlangen, hündern und beschliessen solltenn noch wollten. Verner das sy auch crafft irer bewiligung nicht khonten beschechen lassen, irer religion ain mackhel unnd infamien auffzulegen, also das dieselbig nicht wurdig zu achtenn sein sollte, daßg ainichem, welcher die waarhait erkhennen unnd bekhenen wurde, der name gaistlichs stanndts, digniteten, officien unnd benefitien unnd was demselbigen anhengt, solltenn gelassenn werdenn. Zu dem, das es inn gewussen unverantwurtlichen, der determination irer religionn halben inn solchen puncten nachzugeben, dz der fundatorn unnd stiffter christlicherh will, zu der erhe Gottes gemaint, nicht khonte durch solche religion außgericht und erfullt werden. Uber dis, daß sy auch per consequentiam des andern religions thails underthonen durch ire bewilligung denn zutritt zu der waarenn christenlichen religion sperenn und beschliessen nicht kundten oder wolten12.
Š/206’/ Auß solchem unnd andern meher, damalsi angezognen christlichen ursachen erganngen, alls die gaistlichen churfursten und fursten davon nit absteen wellen oder auch dy kgl. Mt. davon zu wenden geweßen, das alain auff anhallten derselbigen die kgl. Mt. onne bewiligung der augspurgischen confession verwanten berierten artickhel auß dazumall habender volmacht fur sich geordnet unnd gesetzt. Unnd hab doch ire Mt. zu declaration unnd anzaigung der augspurgischen confessions verwandten nicht bewilligung fur solcher irer Mt. constitution die wortt: „Welches sich aber beyder religion stende nit vergleichen khonnen etc.“, setzenn unnd promitierenj lassenn13.
Solches alles unnd sonnderlich irer gnedigiste und gnedigen herrnn unnd obern durch muntlichen unnd schrifftlichen ubergeben und gethann furbringen unnd bedingung offtmals erclerte nit bewilligung wollenn dy gesanndten auß bevelch irer gnedigisten unnd gnedigen herrn anhero repetiert und widerhollt habenn.
Wiewoll aberk dy augspurgischen confessions verwanndten churfursten, fursten unnd stenndt, ire gnst. unnd gn. herenn, der kgl. Mt., unserm allergnedigisten herenn, unnd denn stenden der anndern religion inn sachen, so ire kfl. und f. Gnn. und derselbenn unnderthannen nicht belangen, nicht einzugreiffen haben, unnd berierter punct, so onne ir bewilligung gesetzt, auff irer verantwurtung nicht gestettl, so bedennckhen sy dochm, die erhe Gottes unnd Christi unnd, sovill ann innen, dz khainem mentschenn der weg zur seligkhait (so disfals gleichwoll auß mentschlicher schwachait, wann dy officia unnd benefitia /207/ solltenn gelassenn werden, bey mentschen geschechen khönte) beschlossenn werden, im Reich als Reich stennde unnd bey der kgl. Mt. anzubringen, anzulangen, zu bitten, zu berathschlagen unnd zu befurdern schuldig.
Erachten auch, solcher obberuerter punct khenne14 inn der khunfftigen tractation der religions vergleychung ein sonnderliche hinderung bringen, also das dy gaystlichenn auß forcht solcher verlassung die rechte warhait inn religionns sachen nicht erkenen oder offenlich bekhennen dorfftenn und auß dem khain liberam vocem habenn wurden. Unnd hallten es daruber genntzlich darfur, das es im Heiligenn Reich, dem geliepten vatterlannd, zu mehrem freuntlichen wilŠlen geraichenn moch unnd under denn stenden desto meher vertrauen dardurch gestifft unnd gepflanntzt wurde.
Unnd ist darauff ann statt irer gnedigisten unnd gnedigen heren auß befelch derselbigen der gesanndte rathe bedennckhen und pitt, das demnach zu pesserer vorberaytung des forstehenden außsschuß unnd tractation der religion, so vermog des passauischen vertrags anzustellen, auchn befreiung der verstrickhten gewussen unnd auffhebung alles missthrauens denn gaistlichen, ertzbischoffenn, bischoffen, prelatten unnd anndern15, zu der augspurgischen confession zu thretten onne ainichen anhang frey gelassenn oder aber der obbemelt artickhel, wie der inn denn augspurgischen abschidt kkumen, genntzlich abrogirt werde.
Dieweyll aber sich auß mangell befelchs, so der churfurstenn unnd fursten gesanndten deß andern thails furgewendt, die stennd inn rethen der ding nit vergleichen khonnen, alls ist /207’/ ann die röm. kgl. Mt., unsern allergnedigisten herren, der dreyer welltlicher churfurstenn unnd fursten der augspurgischen confession verwanndten gesanndten vonn wegen irer gnedigisten unnd gnedigen herrnn underthenigist bitt unnd anlanngen, iere Mt. geruche allergnedigist, solchenn punct auff obberurte maynungo zu erkleren unnd zu endern oder aber, wie derselbig auß aigner macht vor sichp vonn ierer Mt. gesetzt, also auch dennselbigenn außq gleicher macht hinwiderumb zu abrogieren und abzuthuen.
Es sollenn aber höchstgedachte röm. kgl. Mt. und die stende des Reichs die ding gnediglichenn und freuntlichen dahin nit verstenn, als seie der dreyer welltlichen churfurstenn unnd der anndern augspurgischen confessions verwanndten stenden will unnd maynung darundter, das dy ertz- und anndere stifften prophaniert, zerrissen und zu welltlichen erbschafften gewenndt werden sollen; dann sich der gesanndten gnst. unnd gn. herrnn zuerinern wissen, dz des Heiligenn Röm. Rheichs ordnungen auff solchen stifftungen zum thaill gewidumbbt. Unnd derhalbenn haben sich auch ire kfl. unnd f. Gnn. auff verganngnem zu Augspurg gehalttnem reichstag16 unnd jetz alhier zu Regenspurg offenntlichen dahin ercleren lassen, das solche prophanation unnd verwendung der gaystlichen stifft zu welltlichen erbschafften auffs beßt unnd crefftigst, wie es moglichenn, verhutet unnd durch obligationen unnd assecurationen precavirt werden mechte. Sy bedennckhen aber, suchenn, berattschlagen unnd befurdern disse sachen Šalain irens gewissens halben, damit dy erre [!] /208/ Christi außgebraitet, die gewissen befreit, die religion zu entlicher vergleichung gebracht unnd noch mehr gutt verthrauen im Reich gepflanntzet unnd erhallten werde.
Auff welches zwait bedennckhen sich der dreyer gaistlicher churfurstenn, auch deß meher thaills deß furstenn raths sampt anndere stennder, rethe, pottschafftenn unnd gesanndten, welche der ersten maynung gewessenn, nit khunden einlassen.
Schlussformel.
« Nr. 425 Replik der kgl. Kommissare zur Antwort der Reichsstände auf die Proposition sowie zur Verhandlungsaufnahme und zum Verhandlungsmodus beim 1. HA (Religionsvergleich) »
Bedauern der geteilten Resolution zum Verhandlungsmodus. Anschluss an die Resolution der katholischen Reichsstände: Vorlage des 1. HA (Religionsvergleich) in einem Ausschuss, parallele Beratung der anderen HAA in den Kurien. Übergabe der Forderung der CA-Stände um Aufhebung des Geistlichen Vorbehalts an den Kg. Aufforderung an die CA-Stände, die Verhandlungen zum Religionsvergleich und zum 2. HA (Türkenhilfe) ohne Verzögerung aufzunehmen.
Den Reichsständen übergeben am 13. 10. 15561. Von diesen kopiert am 14. 10.
HStA München, KÄA 3177, fol. 80–83’ (Kop. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 14. Octobris anno 56. Dorsv.: Copia romischer kgl. Mt. comissarien replic auf der chur- unnd furstlichen, auch annderer stenndt gesanndten unnd potschafften anntwurt auf furgebrachte proposition etc. [Nr.] 7. Den stennden und gesanndten eröffnet den 13. tag Octobris anno 56.) = Textvorlage. HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 217–221’ (Konz.) = B. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 47, fol. 325–330’ (Kop. Überschr.: Röm. kgl. Mt. comissarien antwort uff der stennd ubergeben bedencken. Lectum 14. Octobris 1556.) = C. HStA Dresden, Loc. 10192/5, fol. 87–90’ (Kop.). HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 49–52’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. C, fol. 25–28 (Kop.). Kurz referiert bei Wolf, Geschichte, 35; Laubach, Ferdinand I., 165.
/80 f./ Die Kommissare des Kgs. sowie die Nachgeordneten Hg. Albrechts von Bayern als kgl. Prinzipalkommissar haben die am Vortag übergebene Antwort der Reichsstände zur Proposition vernommen. Sie begrüßen, dass nach der langen Verzögerung seit dem Vortrag der Proposition die Hauptverhandlungen nunmehr aufgenommen werden. Die Danksagung und das Erbieten der Reichsständea werden die Kommissare dem Kg. mitteilen.
ŠDass bei der Vorlage des 1. HA (Religionsvergleich) zwischen den geistlichen Kff. und der Mehrheit des FR einerseits sowie andererseits den weltlichen Kff. und /80’/ ettlicher annderer fursten gesanndten unnd potschafften im furstenrath sich gespalltne beratschlagung unnd unnderschidliche, unverglichne bedennckhen zuegetragen unnd allso auch in schrifften refferiert unnd ubergeben, deß haben vermellte comissarien in namen hochst gedachter kgl. Mt. nit gern verstannden; zweifeln auch nit, ir röm. kgl. Mt. die werden es gleichsfals nit weniger ungern vernemenb.
/81/ Das aber der dreyer geistlichen churfursten, auch der merer thails des furstenraths räthe, pottschafften unnd gesanndten sambt anndern stenndenc in irem unnderschidlichen bedennckhen ermessen, das obangeregter articl der religion in ain sonndere verordnung vermög des passauischen vertrags unnd vorgeennder Reichs hanndlung zu stellen unnd dieselbe verordnung auf gegenwurtigem Reichs tag unverlenngt furzenemen unnd daneben in den ordinari räthen auch anndere articl der proposition unnd Reichs sachen geburlicher weiß beratschlagt unnd bedacht werden mochten etc., d–aus den ursachen, dabey vermelldet–d, in dem vergleichen sich vilbemellte comissarien mit inen, den geistlichen churfurstlichen unnd denn merern im fursten rath sambt anndern stenndene unnd lassen inen in namen der röm. kgl. Mt. solich bedennckhen unnd mainung wolgefallenf.
Was dann der dreyer welltlicher churfursten unnd ettlicher fursten potschafften sonnderbar bedennckhen unnd furgewanndte menngl, auch begerte verennderung des vorbehallts der gaistlichen freystellung halben im zu Augspurg aufgerichteng religion friden, unnd das aber sonnst derselbe religion friden in seiner khrefftigen wurckhung unnd bestanndt vesstigclich gelassen unnd gehallten werden solle, wie das in der ubergebnen schrifft weitter ausgefuert, belannget etc.: /81’/ Hierauf wollten die kgl. comissarien denselben kfl. unnd furstlichen Šrethen unnd gesanndten nit verhallten, das sy die röm. kgl. Mt. des genedigisten, vätterlichen unnd fridliebenden gemueths unnd bestenndigen willen unnd furnemens wol wissen, das sy denselben aufgerichten unnd hochbetheurten religion friden zu irem thail vesst, stäth unnd unverbruchlich zehallten unnd davon nit abzeweichen genntzlich gesynneti.
Wann dann ir kgl. Mt. aus solichem irem loblichenj furnemen sich nit versehen khunten, das nun zumalln ainiger innhalltung halber solichs religion fridensk ettwas stritigkhait oder beschwerungl furfallen wurde unnd derwegen die comissarien auf solichen fall weder in dem erregten noch anndern darinn begriffnen puncten mit ainigem bevelch nit verfasst machen mögen, allso das sy sich auch auf beschehne furwenndungm one erholung genedigs beschaids unnd resolution von irer kgl. Mt. in nichte zuvernemen oder einzelassen haben, so wellen sy doch das gethan anlangen irer röm. kgl. Mt. unsaumblich in unnderthenigkhait anfuegen; der unzweifenlichen zuversicht, ir kgl. Mt. werden sich darauf nach alle gebur resolviern unnd erzaigen2.
Es wellen sich aber hiebeyneben die vilermellten kgl. /82/ comissarien zu den ebenannten welltlichen churfursten, auch den anndern furstlichen potschafften genntzlich versehen unnd in namen irer röm. kgl. Mt. sy darumb genedigclich ersuecht unnd fur ire personen hochstes vleiß gebetten haben, das Šsy nichts weniger sich mit den geistlichen churfurstlichen räthen, dem merern im furstenrath und anndern stennden n–in dem vergleichen wellen, damit zu angeennder hanndlung des–n religion articls mit der sonndern verordnung vermög des passauischen vertrags, auch mit furnemung der anndern proponierten articl unnd Reichs sachen unnd furnemlich des nottwenndigen turckhenhilffs articl o–in der consultation der neben ordinari räthen furzuschreitten lennger nit damit–o verzogen, sonnder numalln unnd nach one das so lanng gewerten hievorigen verzug p–aller verrer verlenngerung der sachen abgeschnidten werde; in betrachtung der hoch obligennden notturfft, sonnderlich die beede haubt articul, alls religion unnd turckhenhilff betreffend, an deren schleinigen unnd furderlichen erledigung so viler seelen hail, auch christlicher lannd unnd leuthen unnd zu vorderst gemainer teutschen nation hochste wolfart gelegen, unnd in dem nicht furtraglichers und nutzlichers geschafft werden mag, alls die vorsteennde beratschlagung zu furdern unnd allso auch der jhenigen /82’/ churfursten, fursten unnd stenndt pottschafften, so des anndern bedennckhens sein, mit der hoch lestigen vergebenlichen aufhalltung, verlierung der zeit unnd grossem uncossten zuverschonen. Wie dann den comissarien nit zweifelt, der welltlichen churfursten unnd inen dis falls anhenngige furstliche potschafften werden soliche khuntbare fellq zu gemuet fueren, sich in disem von den comissarien, den geistlichen kfl. räthen, dem merern im furstenrath unnd den anndern stennden nit absonndern unnd an schleiniger, unverlenngter vortsetzung angeregter verrnere beratschlagung zu irem thail auch nichts erwinden lassen. Daran werden sy one allen zweifl dem ewigen Gott ain sonnder gefallig werckh erzaigen, sein gottlich glori unnd ehr damit höchlich befurdern, unnd es wirdet der kgl. Mt. soliches zu sonnderm dannckhnemigem unnd gnädigem gefallen, vilen christen mennschen zu trost unnd rettung, auch sonnst zu gemainer Reichs wolfart vilfelltig geraichen.
Von irer röm. kgl. Mt. in freundtschafft, genaden unnd allem guetem widerumb zubedennckhen unnd zuerkhennen–p.
« Nr. 426 Duplik der Reichsstände zur Verhandlungsaufnahme und zum Verhandlungsmodus beim 1. HA (Religionsvergleich) »
Bereitschaft der katholischen Reichsstände zur sofortigen Aufnahme der Hauptverhandlungen. Erklärung zur Freistellung erst nach der Stellungnahme des Kgs. Bereitschaft der CA-Stände zur konditionierten Aufnahme der Hauptberatungen unter Vorbehalt: Keine Beschlussfassung ohne Erledigung der Freistellung.
ŠIm RR verlesen und gebilligt am 23. 11. 1556. Den kgl. Kommissaren übergeben1 und von den Reichsständen kopiert am 24. 11.
HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 109–111’ (Kop. Dorsv. Hd. Zasius: Der Reichs pottschaften verner übergebene schrifft an die kuniglichen commissarien, am 24. Novembris überreicht.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 89–91’ (Kop. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 24. Novembris anno 56. Dorsv.: Der stännd und potschafften verners furbringen und erbieten mit sonnderm anhanng und maß, auff die proponierten puncten und der röm. kgl. Mt. resolution und missiva zehanndlen. [Nr.] 9. Ubergeben den herrn commissarien 24. Novembris anno 56.) = B. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 47, fol. 357–361’ (Kop.) = C. HStA Dresden, Loc. 10192/5, fol. 215–218’ (Kop.). StA Marburg, Best. 3 Nr. 1246, fol. 96–98’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. C, fol. 33–36 (Kop.).
Die Duplik beruht auf der inhaltlich übereinstimmenden Resolution des KR 2, die im RR am 20. 11. 1556 vorgetragen wurde3.
/109 f./ Die Reichsstände haben die Replik der kgl. Kommissare vom 13. 10. sowie die am 26. 10. vorgelegte Erklärung des Kgs. beraten. Sie haben daraus vernommen, dass die Kommissare sich der Resolution der geistlichen Kff. sowie der Mehrheit der anderen Reichsstände anschließen, das abweichende Bedenken der CA-Stände dem Kg. übergeben wollen und sie auffordern, ungeachtet ihrer Einwände der Verhandlungsaufnahme zuzustimmen. Der Kg. beauftragt die Kommissare in seiner Erklärung, die unverzügliche Aufnahme der Hauptberatungen bei den Ständen anzumahnen. Eine Stellungnahme zur Freistellung werde nach der persönlichen Ankunft Ferdinands I. am 28. 11. erfolgen.
Bei den Beratungen dazu sind /109’/ der dreyer gaistlichen churfursten sambt dem mererm thaill der fursten unnd annderer stennde räte, pottschafften und gesandten bei irem vorigen bedennckhen unnd wolgedachter commissarien unnd befelchhaber darauff ervolgten vergleichen plieben, nemlich dz der articl der religion in ain sonndere verordnung vermög deß passauischen /110/ vertrags unnd vorgeennder Reichß hanndlung zustellen unnd dieselbig verordnung auff gegenwürtigem Reichß tag unverlengt fürzunemen unnd dabeneben inn den ordinari räthen auch anndere articl der proposition unnd reichssachen gebürlicher weiß beratschlagt unnd bedacht werdena, und die sachen bei vorigem Reichß abschiedt berueen möchten4.
ŠDieweill aber der dreier welltlichen churfursten und der anndern stenndt der augspurgischen confession rät, pottschafften unnd gesanndten ire bedenckhen dieses jetzbemellts articls halben5 auch wider angezogen unnd angehallten, dz solcher articl zuforderist erledigt werden sollt, unnd begert, der gaistlichen churfursten sambt dem merern thaill der fursten unnd annderer stenndt räte, pottschafften unnd gesanndten wollten sich darauff ires befelchs, so sy ireß erachtennß erlanngt, vernemen lassen, haben sy, der gaistlichen churfursten sambt dem merern thaill der fursten unnd anderer stennde räte unnd pottschafften, damit die beratschlagungb nit inn fernern stillstannd gerietten, sich hierüber dahin erclert, dz sy derc kgl. Mt. in dem jhenigen, so von wegen irer Mt. den stennden fürzubrinngen, khain maß zu geben wüßten. Wo dann ir Mt. derwegen anbrinngenß thun und den stennden ettwas fürhallten lassen wurden, wollten der gaistlichen churfursten unnd deß merern thaills der fursten unnd annderer stenndt pottschafften und gesanndten sich allßdann, wie inn Reichß räthen herkhommen, inn den beratschlagungen der gebür an statt ierer herrschafften erzaigen.
/110’/ Entgegen so sein der dreyer welltlichen churfursten und der anndern stenndt der augspurgischen confession rät, pottschafften unnd gesanndten auch noch ires vorigen bedennckhenß, unnd wollten auß ursachen, bey demselbigen unnderschiedlich unnd stattlich inn hievor übergebner anntwortt schrifft außgefüert, nichts liebers, dann dz die angezogen freystellung auff ir begern zuforderist erledigtd, cassiert unnd widerumb auffgehoben werden möcht6; welches zu khunfftiger vergleichung der religion ersprießlich sein unnd ain guette befürderung darzu geperen sollt.
Dieweill aber der dreier gaistlichen churfursten sambt dem merern der fursten unnd annderer stendt räte, pottschafften unnd gesanndten sich dises werckhs nit unnderziechen möchten7: Damit dann die sachen deß Reichß tags auch irenthalben nit ansteen blieben, wollten sy in den beratschlagungen über die proponierten articl verner mit den anndern fürschreitten, doch alleß mit der außdruckhenlichen beschaidenheit, bedinngen unnd bezeugen, wo vilbemellt freystellung nachmals nit für hanndt genommen, tractiert unnd erledigt werden sollt, dz sie sich khainß weegs in ettwas vergrifflichs oder entlichs eingelassen oder beschließlich gehanndlt haben wellen; der zuversicht, es werden der gaistlichen churfursten sambt deß merern thails der fursten unnd annderer stennd rät, pottschafften unnd gesanndten, wo sy nit mit befelch hierüber versehen, sich Šdessen mittler weill erholen. Mit diser angehenngckhter verwarnung, da sich die /111/ beratschlagung unnd beschluß dieses Reichß tags ettwz verziechen oder sperrn, dz allßdann der manngl bei inen nit gewesen sein sollte.
Schlussformel.
« Nr. 427 Antwort der Reichsstände zum 1. HA (Religionsvergleich) »
Einhellige Ablehnung eines Nationalkonzils und einer Reichsversammlung als Weg zur Herstellung der Glaubenseinheit. Votum der geistlichen Stände für ein Generalkonzil. Dessen Ablehnung durch die CA- sowie die weltlichen katholischen Stände und Plädoyer für ein Religionskolloquium.
Im RR verlesen und gebilligt am 19. 12. 15561. Dem Kg. übergeben am 20. 12.2 Von den Reichsständen kopiert am 21. 12.
HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 149–151’ (Kop. Überschr.: Der stenndt erst bedencken uber den articl der religion etc. Kgl. Mt. ubergeben denn 20. Decembris 1556. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 20. [!] Decembris.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 108–109’ (Kop. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 21. Decembris anno 56. Dorsv.: Copia der chur- und fursten, auch anderer stende rethe und pottschafften unnderschidliche bedenckhen, die religion sachen betreffend. [Nr.] 12. Der röm. kgl. Mt. ubergeben 20. Decembris anno 56.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 66–67’ (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 47, fol. 456–459’ (Kop.). HStA Weimar, Reg. E Nr. 179, fol. 204–205’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. C, fol. 41–42 (Kop.). Referiert bei Westphal, Kampf, 60; Laubach, Ferdinand I., 172.
/150/ In den Beratungen zunächst des Religionsausschusses und sodann in den Kurien ist daran erinnert worden, daß in allen furgehenden berathschlagungen, wie zu vergleichung der spaltigen religion furzugeen, jedes mals vier wege, als nemlich eins general- oder national concilii, colloquii oder gemaine Reichs versamlung furkhomen. Darauf sie sich dann auch weider unnderredt. Unnd ermessen einheligclich, daß auß allerhandt ursachen obberurter artickel der religion in ein national concilium oder auch eine Reichs versamlunge nicht moge gezogen werden.
Sovil aber die andern zwenea deß general concilii oder colloquii anlanget, welcher unnder dennen jetzmalsb an die hand zunemen, do bedencken der dreier geistlichen churfursten räthe, die geistliche anwesende fursten, stend und der abwesenden pottschafften des merern thails, /150’/ dieweil der weg einß general conciliums der ordenlichst unnd richtigst, welcher auch vor alters bei der christlichen kirchen biß auf gegenwirtige zeith herkhomen, so in gleichen felen Šunnd spaltungen gebraucht unnd dardurch den sachen jeder zeith erschieslich abgeholffenn wurden, daß derselb weg deß general concilii furzunemmen unnd zubefurdern sein solte; wie dessen noch mehrfaltige ursachen in der beratschlagung ausgefurt3.
Entgegen aber ermessen der dreier weltlichen churfursten räthe, die weltliche anwesende fursten, stend unnd der abwesenden pottschafften: Wiewol der weg eins general freien, christlichen concilii in der christenhaith von alters herkhommen unnd der gebreuchlichst istc, sie auch denselben als fur ein ordenlichen erachten, jedoch dieweil die jungst gehaltene concilia unnd letslich das trientische von wegen eingefallener vielen unrichtigkaitenn, beschwerungen unnd verhinderungen one frucht abegangen, auch dieselbige unnd dergleichen verhinderungen /151/ noch vorhannden unnd sich die ding in nicht weniger unrichtigkaiten dann damals erhaltenn, zu deme daß die sachen hin unnd wider zwischen den khönigen unnd potentaten der christenhaith dermassen geschaffen4, also daß diser zeith ein general christlich concilium schwerlich anzustellen, vil weniger muglich, zu gewinstemd ende zubringen: Damit dann viel beraitse articls der spaltigen religion vergleichunge zu weiterm nachteil der teutschen nation nicht in ferrere verlengerunge gestelt, auch der weg des colloquii vor diser zeith mer in disen oder dergleichen fellen gebraucht worden, wie dan desen noch merfaltige ursachen auch in der beratschlagung außgefurt5, daß demnach ditzmals die tractation solchs articls auf ein colloquium zustellen unnd anzurichten, inmassen die röm. kgl. Mt. solchen weg auch neben andern in der proposition auf jungst gehaltenem reichstage zu Augspurg furgeschlagen6.
« Nr. 428 Replik des Königs zum 1. HA (Religionsvergleich) »
Argumente gegen ein Generalkonzil als derzeitigen Weg zum Religionsvergleich. Befürwortung eines Kolloquiums in Form einer sofortigen Konsultation der Mitglieder des Religionsausschusses. Vorlage eines Gutachtens zu den verglichenen und noch strittigen Punkten vor den Reichsständen.
Den Reichsständen übergeben1 und von diesen kopiert am 24. 12. 1556.
Š HHStA Wien, MEA RTA 44a/II, fol. 6’–9 (Kop. Überschr.: Volgt der röm. kgl. Mt. resolution auf der stend und pottschafften gespaltenen ersts bedenckens in puncto der religions sachen, den stenden zuegestelt in Vigilia Nativitatis, den 24. Decembris 1556. [Nr.] 2.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 118–120' (Kop. Überschr.: Der röm. kgl. Mt. resolution uber der stännd unndderschidlich bedenckhen von wegen aines general concilii unnd colloquii. [Nr.] 13. Eröffnet den 23. Decembris2 [!] anno 56. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 24. Decembris anno 56.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 68–71’ (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 47, fol. 460–463’ (Kop.). HStA Weimar, Reg. E Nr. 179, fol. 206–207’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. C, fol. 43–44’ (Kop.). Referiert bei Bucholtz VII, 365; Wolf, Geschichte, 47; Westphal, Kampf, 60; Bundschuh, Religionsgespräch, 193 f.; Laubach, Ferdinand I., 173 f. Auszug bei Bergmann, Religionspolitik, 172 f.
/6’ f./ Kg. hat die Antwort der Reichsstände zum Religionsvergleich vernommen. Er belässt es dabei, dass sie Nationalkonzil und Reichsversammlung einhellig ablehnen.
/7/ Wiewoll nun ir röm. kgl. Mt. daneben auß angeregten uberraichten bedenckhen befunden, daß gemaine stendt inn dem vast ainig, das zue cristlicher verainigung der spaltigen religion ain general concilium als der ordenlichst und richtigist weg, darauff dann der dreyer gaistlichen churfürsten /7’/ rhäthe, die gaistlichen erscheinenden fürssten, stende und der abwesenden potschafften verharren, furzuenemen unnd zuebefurderen sein solte, wie dan ier kgl. Mt. solch general concilium, wo dasselb fruchtbarlich inn das werckh gebracht werden möchte, als den rechten, ordenlichen weg zue hinlegung und vergleichung der strittigen religion sachen auch am pessten und nutzlichisten sein achteten, so erwegen ir röm. kgl. Mt. doch dagegen, das aus denen ursachen und verhinderungen, so durch der dreyer weltlichen churfurssten rhäte, die weltlichen gegenwurttigen furssten und der abwesenden potschafften erzält, diser zeit ain general cristlich concilium schwerlich zueerlangen, vil weniger sich ainicher hailsamer aussrüchtung und fruchtbaren beschluß zueverhoffen sein wurd. Dieweil aber gemainen stennden des Hailligen Reichs und derselben underthonen an cristlicher vergleichung angezaigter strittigen religion nit allain die zeitlich, sunder auch die ewig wolfartt und ierer selen haill und seligkhait gelegen sein will und derwegen diser articul aller muglichen befurderung wol wurdig unnd notthurfftig ist, so lassen ir röm. /8/ kgl. Mt. ier gnedigclichen wolgevallen, das, wie bemeltter dreyer weltlicher churfurssten rhete, auch die erscheinenden weltlichen fursten, stende und der abwesenden gesandten in ierem bedenckhen vermelden, dißmals die tractation solches religion articuls durch ain colloquium3 angericht werde.
ŠDieweill aber auch aus langwiriger erfarung gespurt und gesehen worden, das mit den vorgehaltnen colloquiis nit vil nutz oder frucht geschafft, sunder allain die zeit vergebenlich verloren und merrer verpütterung und hassigkhait gemachta worden, so achten ir kgl. Mt. gar nit ratsam sein, das die tractation und beratschlagung beruerts religion punctens dermassen, wie in den verlauffnen colloquiis beschehen, weitleffig und unverfengclich, sunder allain inn massen und gestalt ainer cristenlichen, freundtlichen consultation, underredt und beratschlagung durch die stende, so jetzo inn dem ausschuß der religions sachen halber deputiert und verordnet worden, aigner person oder iere darzue taugliche, /8’/ geschückhte unnd inn hailliger schrifft gelertte unnd erfarne, fridliebende rhäthe und gesandten furgenommen werde4, also und der gestalt, daß dieselben die strittigen puncten und articul unserer hailligen cristenlichen religion mit ieren anhangen und umbstenden allain ratsweiß, freuntlich, senfftmhietig und Švertreulich mit cristenlichen, guethertzigen euffer erwegen, beratschlagen unnd vergleichen und alsdan ier ratsam bedenckhen mit ausfierung der ursachen, warin sie sich verglichen und warinn sie sich nit vergleichen mögen, gemainen stenden anpringen und dieselbigen alsdan die sachen auch der notthurfft nach verner beratschlagen und neben des ausschuß bedenckhen auch ierer Mt. ir rath und guetbedunckhen furpringen5. Waß dann volgenndsb iere röm. kgl. Mt. zue christenlicher, entlicher verainigung der spaltigen religion verner furnemmen, handeln und befurdern mügen, daß seindt ier röm. kgl. Mt. vatterlich unnd gnedigclich zuethuen und an allem ierem eusserssten vleiß und vermögen nichts erwinden zuelassen urpiettig, genaigt unnd willig.
/8’ f./ Schlussformel.
« Nr. 429 Duplik der Reichsstände zum 1. HA (Religionsvergleich) »
Vorbereitung des Religionsvergleichs auf einem Kolloquium ohne Beschlusskompetenz. Vorlage der unverbindlichen Ergebnisse vor Ks., Kg. und Reichsständen zur Begutachtung und Stellungnahme. Bedingungen der katholischen Stände für das Kolloquium: Keine Präjudizierung eines künftigen Generalkonzils als zuständige Instanz für den Religionsvergleich durch das Kolloquium. Keine Beeinträchtigung von Stand, Amt und Verpflichtungen geistlicher und weltlicher katholischer Ff. durch das Kolloquium. Ablehnung der Bedingungen durch die CA-Stände: Keine Bindung des Kolloquiums an ein Konzil. Herstellung der Vergleichung auf der Grundlage der Heiligen Schrift, keine Entscheidungsgewalt des Papstes. Billigung eines späteren freien ökumenischen Konzils nach eigenen Vorgaben. Weitere Gültigkeit des Religionsfriedens. Ablehnung der Amtsklausel als Beschränkung der Redefreiheit der Kolloquenten.
Bedenken der CA-Stände im geteilten Abschnitt in deren Versammlung gebilligt am 25. 1. 15571. Im Religionsausschuss sowie in FR und SR verlesen und gebilligt am 26. 1.2 Dem Kg. übergeben am 27. 1.3 Von den Reichsständen kopiert am 28. 1.
Š HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 373–380’ (Kop.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 154–161’ (Kop. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 28. Januarii anno 57. Dorsv.: Der curfursten räthe, der anwesennden fursten und stännde und der abwesennden potschafften ainhellige resolution und daneben unndderschidliche bedenckhen auff der kgl. Mt. resolution von wegen des bewilligten colloquii. [Nr.] 18. Irer Mt. ubergeben 28. Januarii [!] anno 57.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 72–79’ (Kop. Überschr.: Der churfursten rethe, erscheinenden fursten, stend unnd der abwesendenn gesandten potschafften anderwerts bedenckenn auff der röm. kgl. Mt. den 24. Decembris uberraichte resolution in causa religionis, belangende das concilium oder christlich colloquium. Der röm. kgl. Mt. am 27. Januarii uberraicht. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 28. Januarii anno 57.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 191–201’ (Kop.). HStA Weimar, Reg. E Nr. 179, fol. 213–220a’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. C, fol. 75–84’ (Kop.). Referiert bei Bundschuh, Religionsgespräch, 210 f.
/373 f./ Der Religionsausschuss und sodann die Kurien haben die Replik des Kgs. zum 1. HA (Religionsvergleich)4 beraten und daraus vernommen, dass er zwar das von den geistlichen Ständen bevorzugte Generalkonzil /373/ fur den rechten, ordenlichen weg hält, der aber derzeit keinen Erfolg verspricht, weshalb der Kg. wie die weltlichen Reichsstände ein Kolloquium befürwortet.
/373’/ Damit es dann von niemandts darfur gehallten moge werden, als ob bemellte geistliche churfursten, fursten, auch der allten religion anhengige weltliche fursten unnd stenndt durch verweigerung solches colloquii ire religion unnd leher offentlichen, auch fur menigclichen zubekhennen einichen scheuch trugen, sonnder zu spuren, dz sy guete, christliche unnd bestendige rechnung daruber zugeben urbittig, so wellen sy und anstatt der abwesenden die gesanndten rette auf solich der röm. kgl. Mt. guetbedunckhen unnd ermessen den weeg des colloqui inen auch nit zuentgegen sein lassen, sonnder thuen sich mit irer Mt. neben der dreier welltlichen churfursten reten, den welltlichen anwesenden fursten, stenden unnd der abwesennden gesandten podtschafften in dem vergleichen, das in namen des allmechtigen ein colloquium ordenlicher unnd gepurlicher weiß, wie dann ferner nochmals zubedenckhen unnd zuvergleichen, angestellt werde: Nemblich auf maß unnd form einer christlichen, freundtlichen consultation, unnderredt und beratschlag- /374/ ung der sachen, darinn alle hanndlungen, so furgenomen, unverpundtlichen unnd unvergrifflichen seien. Unnd also solich colloquium khein erkhanndtnus, decision, determination oder definition auf ime trage, sonnder das bemelte hanndlungen alle, auch der colloquenten freuntlich, vertreulich gesprech, unnderrede und collation sambt irem Šratsamen bedenckhen nachmals der röm. ksl. oder irer kgl. Mt., curfursten, fursten und stennden des Reichs furpracht und ein yeder standt der gepur unnd seiner notturfft nach, auch frei unnd unvergrifflichen uber alle articel unnd puncten, so in solchem freundtlichem gesprech furkhomen unnd beratschlagt, gehordt werde.
Daneben gleichwoll unnd über yetzt ertzellte qualitates, deren man sich also einmuetig verglichen, der dreier geistlichen churfursten rete, die anwesende geistliche, auch merersthails der alten religion anhengige welltliche fursten, stenndt unnd der abwesenden gesandte podtschafften ferner bewegen und ermessen, nit allain irent-, auch irer gnedigist unnd gnedigen herrn unnd obern halb, sonnder auch umb mererna lauttern verstannds willen, khunfftige disputationen so vill imer möglich abtzuschneiden unnd zuverhueten, ein notturfft zusein, in solchem werckh des colloqui anstellung dahin sonnderlichen zugedenckhen, auch die versehung unnd vorbehallt zuthun, das durch dasselb col- /374’/ loquium, so, wie gemelt, furgenomen, dem wege aines generall christlichen concilii, wie und zu was zeit das ordenlicher weiß auch bestimbt werden möchte, nichts benomen, unnd dann, das es auch der allten religion anhengigen churfursten, fursten und stenden des Reichs, geistlichen unnd welltlichen, von wegen ires ambts, stanndts unnd wesens gegen menigclichen, auch in iren gewissen und pflichten verantworttlich unnd in alle wege unnachteillig seye.
Weliches sy annderer gestallt nit suchen, darunter auch nichts annderst verstanden haben wellen, dann wie es die notturfft hechlich erfordert, sonderlich da durch schickhung und verleihung gottlicher gnaden villeicht über kurtz oder langkh sich die gelegenhaitten erreugen unnd zutragen wurden, damit fueglich und unverhindert zu ainem general ordenlichen cristlichen unnd lang gewunschtem concillio zukhomen, das man niemandts unnd bevorab anndern christlichen nationen zur spaltung von diser loblichen teutschen nation auch ain solich nachgedenckhens zufassen ursach gebe unnd es nit darfur zuhallten, als ob man durch beruerte anordnung des colloqui von denn rechten, ordentlichen unnd cristlichen wege des general concilli zu entlicher vergleichung der religions sachen gewichen, oder aber, ob man denselbigen wege des generall christlichen concilli gentzlichen und zumall zuruckh und hindan setzen wellen.
Zu dem das auch, dieweill alle der colloquenten handlungen, /375/ wie oblaut, hernachmalls referirt unnd ein jeder stanndt der gebur unnd seiner notturfft nach daruber gehört werden sollen, ein solchs den verstandt nit gewinne unnd man sich bey anndern cristlichen nationen der gedannckhen zuerwheren, allß ob die religions vergleichung zur determination ainer Reichs versamblung gestellt, unnd also der weeg, darin man zuvor geachtet, solcher articl der religion nit zuziehen, gegangen werden wollte.
Bey welchem sie dan in sonnderhait zu gemueth fueren, dz nach außweisung der heylligen canonum, auch in betrachtung, wie es in der cristlichen Škirchen von der apostell zeitten hero biß auf gegenwerttige spalltung fur unnd fur gehallten worden, die enntlich vergleichung weder durch die stennde des Reichs noch auch durch die ertz- unnd bischoffe one ordenliche, cristliche approbation derselben allgemainen cristlichen kirchen verricht werden möge. Wie sich auch solchs fur ein unmuglichs unnd unveranndtwortlichs ansehen lasset, in furnemblicher betrachtung, dieweil in zwispaldung der lher ain jeder taill die heillig schrifft fur sich furet unnd den rechten verstandt bey ime zusein vermeinet; wo darauf also allertheills verharret wurde, das allßdan ausserthalb eines generall ordenlichen concilii gleich so wenig den stennden des Reichs unnd den ertz- unnd bischoffen alls denen, die also im verstandt /375’/ der schrifft spalltig sindt, zuglauben.
So ist auch jederman unverporgenb, wie und welchermassen höchstgedachte ksl. unnd kgl. Mtt., churfursten, fursten unnd stennde des Reichs, auch menigclichen zuvorderist Got dem allmechtigen unnd seiner geliebten gespons, der heilligen allgemainen cristlichen kirchen, verwandt, alsoc dz iren Mtt., kfl. unnd f. Gnn. unnd inen mit nichten gezimen will, vilbemeltem generall cristenlichen concilio ichts zuwider furgeen zulassen oder zuprejudicieren. Der unnd andern mer guetter beweglichen ursachen halben obbemelte versehung unnd vorbehallt ganntz woll vonnötten. Welcher außtruckhenliche specification menigclichen umb sovill weniger bedenckhlich fallen, dieweill one das darfur geachtet, das dieselbige in den vorigen dreien verglichnen qualiteten begriffen sein sollen.
Und hat es bey denen, so diser mainung sindt, gedachte versehung unnd vorbehalt zuthuen, den verstandt nit, dz dardurch dem vorhabendem colloquio unnd den colloquenten benomen sein sollte, dieweill diser zeit wider die heyllige canones allerhanndt mißpreuch, die heubter unnd glider der gantzen cristenhait, bede, geistlich unnd weltlich, belanngendt, eingerissend, der tragenden ambt, standts unnd personnen halben von einer cristlichen guetter reformation unnd disciplin freunndlich, vertreulich sich zuunderreden unnd daruber zuconsultiern, sonnder seindt zweifels one, es werden /376/ die collocutores, so hierzu zuverordnen, sich in dem nit weniger alls anndern puncten unnd articln der religion aller gebur unverweißlichen alls gelerte, fridliebende unnd schidliche personnen wissen zuerweisen.
Entgegen aber ist der dreyen weltlichen churfursten sambt annderer der augspurgischen confession verwandte fursten unnd stennde rethe unnd gesanndter bedenckhen, dz diser beder conditionen unnd vorbehallt des concilii unnd der geistlichen ämbter unnd stanndts in der form dises vorsteenden colloquii khain anhanng oder außtruckhung zuthuen seye.
Dan was die condition des vorbehalltenen concili anlanngt, ist es an dem, das dieselbig einen geferlichen verstanndt geben unnd pringen khonnte: Nemblich dz die collocution der theologen ein plosse vorbereittung unnd der colloquenten Švergleichung oder was sy gehanndelt, des darauf volgenden concili decision unnderworffen unnd submittirt sein sollt. Dardurch dan den stennden des Reichs benomen were, das sy einer cristlichen, auß der götlichen heilligen geschrifft eingeganngener vergleichung freiwillig nicht zu- und beyfall geben möchten, sondern erst eins verdechtigen concili determination gewertig sein muesten. Wie sich dan auch die stennde der augspurgischen confession zuerinnern wissen, dz durch einen solchen gleichen anhangk des anno 41 /376’/ gehalltnen colloquii die acta unnd sonnderlichen der darinnen verglichener justification articul nicht allain von den stennden nit angenumen, sonndern auch fast zu khainer deliberation gezogen unnd one mittel auf ein concilium gestellt. Darauf auch etzliche verdechtige formen desselbigen angegeben unnd enntlich auf das partheyisch tridentischs gedrungen worden5.
Daruber könte auß beruerter clausul des furbehalltenen unnd nicht begebenen concili auch noch ferner etwan gedeutet, inferiert unnd verstannden werden wöllen, das alle tractation der religion, wie dieselbig gottsellig unnd cristlich angestellt, wasser gestallt sie auch auß cristlichem gemuete auf erinnerung von den stennden beliebet unnd angenomen werde, khaine khrafft noch macht haben sollte, die concilia unnd sonnderlich die vermainte ordinaria poseßtase [!] des babsts hette dan solchs bestettigt, confirmirt unnd durch sein authoritet romane sedis becrefftigt.
Unnd zu disem verstanndt gibt desto mer ursach, dz von den verordneten der geistlichen auf des colloquii anstellung nicht anndere mer wege, darvon auch der passauisch vertrag und hochbemelter röm. kgl. Mt. proposition mel- /377/ 6 dung thuet7, sonnder allain dise ainige des concilii determination vorbehallten; alles in mainung, das die enntlich decision diser spaltigen religion allain uff dz concilii und der darin babstlicher vermaintter ordinarien potestatt [!] nottwendig stheen mueste. Unnd das es mit sollicher angegebner condition und vorbehalltt eben dise außlegung unnd deuttung etwan haben solltt, mögen die verordnetten der augspurgischen confessionn aus den wortten nit allain vermuetten, sonnder haben es aus vorgehennden hanndlungen guette nachrichtung, unnd hab[en] es auch ausf etzlicher geistlicher verordnetten vottis in der tractation diser berattschlagung selbst allso khlerlichen angehort und verstanden8.
ŠWiewoll nun der augspurgischen confession verwannte cur-, furssten unnd stennde irer genedigsten und gnedigen herrnn unnd obernn mainung nit ist, das ainiche der colloquennten unnderredung unnd consultation in disen großwichtigen religions sachen, so uff khaines menschen vertrauen und auctoritett zusetzen, eyne nottwenndige decision und determination sein soll, so wollen sie doch gleichwoll, sovill an iren kfl. und f. Gnn. und obernn ist, durch eynichten bewilligten anhangkh den stennden der anndernn religion nicht abstrigkhenn oder ainiche ursach darzue geben, dz christ- /377’/ licher, fromer, gottsforchtiger, gelertter leuth auß der heylligen geschrifft, prophettischen unnd appostolischen lheer unnd was derselbigen gemes, beschehner unnderredung unnd vergleichung die steennde nicht zu- und beyfall geben möchten, sonnder erst des babsts vermeinter potestat unnd confirmation darüber gewertig sein muesten.
Wiewoll auch gleicher gestalltt der cur- unnd fursten unnd stennde, der augspurgischen confession verwanndt, gemhuet nichtg ist, das ire kfl. unnd f. Gnn. und ire obernn zu yeder zeitt concilia, wan dieselbige unbartheyisch, christlich, frey unnd allgemain angestellt wurden, fliehen oder derselbigen irer lher halben ainiche abscheuch tragen wolltten, in massen sie sich uff dieselbige hievorn offmalls berueffen, auch nochmalls zum hochsten begern, das diser spalltigen religionn durch ein christlich, frey generall versamblung allso möchte abgehollffen werden, damit dieselbige zu ainem ainhelligen, christlichem, der heylligen göttlichen schrifft prophetischen unnd appostolischen lheer gemessem verstanndt in der ganntzen christenhait möchte gepracht werden, so khonnen sie doch die determination der religion uff verdechtige concilia der gestallt nottwendig nit stellen lassen, dz khaine vergleichung in der religion in des babsts vermainte, angemaste potestat muge einganngen unnd getroffen werden.
Dan es jemalls an dem unnd die hochste warhait ist, das /378/ der religion decision auß der heylligen göttlichen geschrifft allain hanngen unnd herfliessen mueß. Derwegen auch die heyllige schrifft nicht von ainer vermaintten khirchen unnd vill weniger von den concilien, sunder die concilienh von der heylligen schrifft prophetischen unnd apostolischen lher ire auctoritet nemen und emphahen soll. Unnd haben sich die concilien khainer decision oder determination wider die heyllige schrifft anzumassen, in massen dan auch etzlicher concilien decisionen alls der heylligen geschrifft ungemeß von anndernn concilien abgethan unnd in der heylligen christlichen khirchen uncrefftig gehallten werden.
Wie aber in concilien durch verleichung unnd wurgkhung des heylligen gaistsi offtmalls christliche deliberation gehalltten unnd nach dem wortt Gottes vergleichung getroffen werden mugen, so khan solliches in christlicher, schiedlicher, fromer, gottsforchtiger versambletter leuth particular unnderredung one zweiffel auch geschehen. Doch steet in beden fhelnn, auch sunst in allen tractaten die enntlich decision der religion unnd derselbigen haubt artiggell nicht uff Šmennschen consultation, sonndern allain uf der heylligen göttlichen, profettischen unnd appostolischen schrifft, derselbigen zuwider kheines mennschen oder enngls im himell einige authoritet angesehen unnd geachtet werden soll.
Wan dan durch christliche gesprech, colloquia und consultatio- /378’/ nen ein einhelliger, christlicher verstanndt möchte under den stennden getroffen unnd gepflanntzt werden, so were die ehre allain Gott dem allmechtigen und seiner almacht heylligen schrifft, daraus solcher verstand auß verleichung des heylligen geists genumen, die decision zuzemessen unnd die ding kheins wegs ferner auf des bapsts vermaintte ordinarien potestatt zustellen unnd zusetzen.
Wan aber durch diß vorgeend colloquium unnd der darauf im rhatt erfolgtten berattschlagung in allen oder etzlichen artigelln der religions vergleichung nit khundte getroffen unnd einganngen werden unnd es allßdan der unverglichnen artigelln oder sunst annderer potentaten halben (dieselbigen auch neben der teutschen nation zu einem ainhelligen, cristlichen verstanndt des wortts Gottes zubringen) die notturfft erfordert unnd die gelegenhait sein wolltt, das ein frey, unpartheysch, christlich, algemain liberum et oecomenicum, secundum legem divinam et praxim Christi et apostolorum concilium möchte angestellt werden, so seind die cur-, fursten unnd stennde der augspurgischen confession, dasselbig auch neben anndern steennden vorigem irem villfallttigem erpietten nach allß dan zubedenckhen, in alweg gemainet und gesynnet, inmassen sie dan zu aller und yeder zeyt irer wharen christlichen /379/ 9 religion dargebung unnd unverdechtige cognition nicht scheuenj noch fliehen wellen, sonnder in albeg neben anndern stennden nicht allain auf die jetzige form des colloquii, sonndern auch auf anndere wege, darvon der passauisch vertrag meldung thuet10, trachten, gedenckhen, ainigenk unnd schliessen helffen wellen, damit die spalltig religion einsmals nach willen des allmechtigen durch sein heylligs wort zu cristlicher verainigung gebracht werden möchte. Doch dz auf unnd in allen fellen der aufgericht jungst zu Augspurg unnd beschlossen religion- unnd prophan friede (die vergleichung der religion erfolge durch disen fursteenden oder annderen weeg jetzt unnd khunfftig oder nit) nicht desto weniger ewig imerwerendt bleibe unnd bestenndig gelassen werde.
Nun achten es die verordneten der augspurgischen confession darfur, dz baide im passauischen vertrag unnd sonnst durch dise wort, so der form dises colloquii anzuhanngen, nemblich, dz die stennde ferner derhalb deliberiren mögen, gnuegsam außgetruckht, was etwan concilien oder annderer wege halben in vergleichung der religion furzunemen, wan dz beruert fursteendt colloquium Šseine begerte frucht unnd ennde nit erlanngen möchte. Dabey es billich zulassen, inmassen dan auch in der form des anno 46 colloquii dergleichen /379’/ unnd keine anndere wort oder conditionen gebraucht, damit die ksl. Mt., chur- unnd fursten, so damals eigner person zugegen, benuegig unnd zufriden gewesen11.
Das aber beruerte clausul (so von wegen der condition des furbehaltnen concilli einen ganntzen geferlichen verstandt etwo bringen möchte) solte gesatzt werden, khönnen die verordneten an stat irer genedigisten, genedigen herrn unnd obern auß obangezaigten ursachen khains wegs eingeen unnd willigen.
Sovill aber die annder clausel, darinen der geistlichen chur-, fursten unnd stennde embter unnd standt begriffen, anlangt, ist der churfursten unnd stende, der augspurgischen confession verwandt, gemueth auch nit, dz colloquium also vergriffenlich anstellen zulassen, das des Reichs zerruttung oder einigem stanndt darinnen an digniteten unnd wurden nachteill erfolgen solt. Achten auch, sölchs seye durch die wort „unverpundtlich unnd unvergriffenlich“ und durch den letzten anhang, dz die relation der ksl. oder kgl. Mt., chur-, fursten unnd stennden gescheen, ire kfl. unnd f. Gnn. ferner ires bedenckhens daruber gehört unnd, was zuthuen, beratschlagt werden soll, gnuegsam versehen unnd praecaviert.
Das aber daruber von vorbehalt der ämbter unnd geistlichs /380/ stanndts außtruckhlich geschehen sollt, mochte abermalln ein annder sonderliche geferliche deutungen unnd außlegungen geperen unnd haben, nemblich dz die colloquenten von den geistlichen ambtern, darinnen die pflicht unnd ire religion (derer sie auch in votis also meldung gethon) einicher gestallt zu colloquieren nit macht haben solten. Dardurch dan den colloquenten, die one das irer pflicht erledigt sein sollen, nit allain frey unnd ungescheuet von der reformation der mißpreuch, sonndern auch von fundamennden der hauptlehrl unnd religion zureden unnd zu consultiern benumen wurde. Unnd wurden sonnderlich die colloquenten der anndern religion auf der geistlichen ambter und pflichten sich referieren unnd dieselbige in sölcher hochwichtigen religions sachen zu verhinderung der vergleichung anziehen wöllen. Nun sollen je die vota in diser hohen religions deliberation libera sein, auch khein ambt, person unnd stanndt, so durch menschen satzung geordnet, unnd demnach in gleicher gestallt kein pflicht wider Gottes wort bedacht, angesehen unnd vill weniger furbehallten werden. Zudem das auch dise clausull der embter unnd der darinnen begriffnen Špflicht halben abermals ein /380’/ heimliche mainung der ordinarien potestat begreiffen möchte.
Unnd zweiffeln darauf die verordneten der augspurgischen confession verwanndten gantz nichts, die röm. kgl. Mt. werden dise ursachen genedigist bewegen unnd die obbemelte zwo conditionen auszulassen allergenedigist unnd vätterlich bedennckhen.
Schlussformel.
« Nr. 430 Triplik des Königs zum 1. HA (Religionsvergleich) »
Veranstaltung des Religionskolloquiums gemäß den verglichenen Vorgaben ohne Rücksicht auf die zwischen katholischen und CA-Ständen strittigen Vorbehalte. Spätere Erklärung des Kgs. zu den Bedingungen.
Den Reichsständen übergeben1 und von diesen kopiert am 29. 1. 1557.
HHStA Wien, MEA RTA 44a/II, fol. 25’–27 (Kop. Überschr.: Der röm. kgl. Mt. triplickh schrifft in puncto religionis auff vorgehendt der stendt zwaidte anntwurdtt. Den stenden und pottschafften in gemain zuegestelt den 29. Januarii 1557. [Nr.] 6.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 162–163’ (Kop. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 29. Januarii anno donimi 1557. Dorsv.: Der kgl. Mt. resolution uber der stännd ainhellig und auch unndderschidlich bedennkhen des colloquii halben. [Nr.] 19. Von irer Mt. empfanngen 29. Januarii anno 57.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 80–81 (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 203–205’ (Kop.). HStA Weimar, Reg. E Nr. 179, fol. 221–222a’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. C, fol. 85–86 (Kop.). Referiert bei Wolf, Geschichte, 49; Bundschuh, Religionsgespräch, 211 f.; Laubach, Ferdinand I., 181.
/25’ f./ Kg. hat aus der Duplik der Reichsstände zum 1. HA (Religionsvergleich) vernommen, dass sie sich der kgl. Resolution2 für die Veranstaltung eines Kolloquiums /26/ auff maß und form ainer christlichen, freundtlichen consultation, underredt und beratschlagung der sachen anschließen und darin einig sind, dass es keine Entscheidungs- und Beschlusskompetenz erhält, sondern die Verhandlungen und Gespräche anschließend Ks. oder Kg. sowie den Reichsständen zur weiteren Beratung vorlegt. Kg. nimmt die Duplik mit /26/ gevallen an; guetter zueversicht, wo die colloquenten inn solchem colloquio die sachen freuntlich, vertreulich und mit christenlicher wolmain- /26’/ ung, wie püllichen beschehen solle, erwegen und beratschlagen werden und alßdan ier ratsam bedennckhen mit ausfierung der ursachen, warinn sie ainig unnd warinn sie nachmallen strittig seyen, gemainen stenden anpringen, es werden sich die stende sament und sonder umb sovil desto pösser und furderlicher ierer notthurfft nach zuerichten und das jhenige der ksl. a oder ierer kgl. Mt. anzuepringen und zuebefurdern wissen, daß zue aufhebung Šder strittigkhait und erlangung guetter, christlichen vergleichung und ainigkhait in unserer hailligen christenlichen religion dienstlich und furderlich sein wurdet.
Was aber der gaistlichen churfurssten verordnete rethe, die anwesenden gaistlichen furssten und stende und der abwesenden potschafften verner bewegen und dan der weltlichen churfurssten rhäte, auch der anderen fürsten und stende, der augspurgischen confession anhengig, ermessen und von bayden thaylen ierer kgl. Mt. furgepracht worden3, das alles wöllen ier kgl. Mt. gnedigclich ingedenckh sein. Achten aber, das von desselbigen wegen das obberuert colloquium lenger nit zuverziehen /27/ noch auffzuehalten, sunder auff die verglichnen und obangeregten maaß und form zum furderlichsten in das werckh inn namen des almechtigen zuerichten seye und die sachen solches colloquii mit onnotthurfftiger disputation der formalia4 halber nit lenger aufzuehalten, sunder, wie gemeldet, christenlich, senfftmhüettig und guthertzig under die handt genommen und, wie sich gepürt und die obbemelt vergleichung mitpringt, gehandlet werde.
Schlussformel.
« Nr. 431 Quadruplik der Reichsstände zum 1. HA (Religionsvergleich) »
Veranstaltung des Kolloquiums nicht neben dem derzeitigen RT, sondern ab 24. 8. 1557 in Worms oder Augsburg. Besetzung: Präsident, je ein Kff. und ein F. jeder Religion als vier dem Präsidium zugeordnete Assessoren; je Religionspartei jeweils sechs Kolloquenten, Adjunkten und Auditoren sowie je zwei Notare. Bitte an den Kg. um persönliche Übernahme des Präsidentenamtes. Verhandlungsleitung durch Präsident und Assessoren. Handgelübde der Kolloquenten und Adjunkten: Geheimhaltung der Verhandlungen. Rechtssicherung der Kolloquenten und Adjunkten. Ablage der Kolloquiumsakten in einer mit drei Schlössern gesicherten Truhe. Vorlage der Akten auf dem nächsten RT. Qualifikation der Kolloquenten. Regelung ihres Vortrags. Qualifikation und Funktion der Adjunkten. Benennung von Ersatzleuten beider Religionsparteien für Kolloquenten und Adjunkten. Qualifikation und Funktion der Auditoren. Aufgabe der Notare. Vierfache Ausfertigung der Kolloquiumsakten. Finanzierung des Kolloquiums durch die Reichsstände.
Š Konz. im Religionsausschuss angenommen am 22. 2. 15571. In FR und SR gebilligt am 22. 2.2 Dem Kg. übergeben am 23. 2.3 Von den Reichsständen kopiert am 24. 2.
HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 486–492’ (Kop. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 24. Februarii 1557.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 220–228’ (Kop. Überschr.: Gemeiner stennde bedenckhen auf der röm. kgl. Mt. zwaite resolutionschrifft inn der religion sach etc. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 24. Februarii anno 57.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 115–121’ (Kop. Überschr.: Dritte bedencken der churfursten rethe, erscheinenden fursten, stendt unnd der abwesenden potschafftenn in negotio religionis, das colloquium betreffendt.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 481–488 (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 307–315’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. E, fol. 47–52’ (Kop.). Im Zusammenhang mit den vorausgehenden Verhandlungen referiert bei Wolf, Geschichte, 54 f.; Laubach, Ferdinand I., 188 f.
/486 f./ Die Reichsstände haben die Triplik des Kgs. zum 1. HA (Religionsvergleich) vernommen4 , in der er sich den Ständen darin anschließt, dass die unverbindlichen Erörterungen eines Kolloquiums zum Religionsvergleich mit einem Gutachten zu den verglichenen und strittigen Punkten anschließend den Reichsständen vorzubringen sind, damit diese zusammen mit Ks. oder Kg. beraten, wie die Einheit hergestellt werden kann. Der daneben von den katholischen Ständen vorgebrachten und von den CA-Ständen abgelehnten Vorbehaltsklauseln für das Kolloquium werde der Kg. /486’/ aller genedigist eingedenckh sein.
Die Reichsstände wollen es bei dieser Resolution in underthenigkheit bewendten lassen. Seindt auch darauf urputtig, obberüert colloquium, sovil an inen, imer möglichen zubefurdern. Da sie dazu aber erwogen haben, das yetztmals alhie /487/ auß allerhandt furgefallenen und beweglichen ursachen zu fruchtbarer handlung fuglichen nit furgeschritten, viel weniger beschlossen werden moge, so haben sy als diser sachen dinstlich, fruchtbar und bequem geacht, das die kgl. Mt. sich yetzo eines andern tags unnd malstat gehn Wormbs oder Augspurg uff Bartholomei, den 24. tag des monats Augustii schieristen, entschlossen heten.
Darauf einn ansehenlicher president, auch die churfursten, fursten unnd ständt der alten religion5 einen churfursten und einen fursten aus inen unnd die Šchurfursten, fursten unnd stenndt, der augspurgischen confession verwanndt, einen churfursten und einen fursten aus irem mitl als assessoren vermögt, unnd dann beder jetzt bemelter religionen verwandten stenndt etzliche gotzfurchtige, gelerte, schiedtliche unnd fridtliebendt personen zu colloquenten, adjuncten, auditoren unnd notarien, so noch uf jetzt werendem Reichs tage zubenennen, nemlichen von wegen der alten religion sechs colloquenten, sechs adjuncten, sechs auditoren, zwen notarien, unnd entgegen von wegen der augspurgerischen [!] confession gleicher gestalt auch sovil verordnet unnd abgefertigt hetten, mit bevelch, diser sachen halb allen möglichen vleiß unnd ernnst furzuwennden unnd nit zuverfeyren in deme, was zu cristlicher vergleichung der strittigen religion, zu befürderung der ehr Gottes, zu ergrundung der warheit seines heyligen /487’/ worts unnd gotseliger, gemeyner ainigkeit in der christlichen khirchen antzurichten unnd zuerhalten imer dienstlich unnd ersprieslich sein möchte.
Khundten auch, also villa ein solchen ansehenlichen presidenten anlangt, anderst nit befinden, dan woverr die röm. kgl. Mt. anstat högstgedachter ksl. Mt. unnd fur sich selbst als das oberhaupt im Heiligen Reich sich hiemit allergnedigst unnd väterlich zubeladen geruchte, das alßdan durch irer kgl. Mt. personlich beywonen solch colloquium und desselbigen proceß nit allein ohne allerhanndt weitleüfftigkeit und unnotturfftige disputation fur- und abgeen, sonder das auch umb desto mehr alle heilsame, erspriesliche befurderung unnd vermittelst götlicher gnaden endtliche außrichtung ervolgen wurde und zugewarten.
Unnd lanngt demnach an die röm. kgl. Mt. der stende, räthe, potschafften und gesanndten aller underthenigist, gehorsam vleissig bith, dieselbig wolle Gott dem almechtigen zu lob, auch gemeyner wolfart der teutschen nation, unserm geliebten vaterlanndt, zu aufnemen unnd guetem gedeye[n] eigener person disem colloquio beywonen unnd darinn sambt den zuegeordneten chur- unnd fursten als assessoren zu presidiren aller genedigist bewilligen.
/488/ Wiewol nun sie, die stendt, räthe unnd potschafften, inen kheinen zweifel machen, ire Mt. werde alsdann wie6 obrister president sambt den vier zuegeordneten chur- unnd fursten als assessoren sich in diser treffenlichen sachen ires thuns unnd lassens, proponirens, inn gemein zu dirigirung des proceß, umbfragens, auch wes sonnst zu dises wergkh unnd desselbigen proceß richtigkeit und ausfüerung am besten unnd nutzlichisten sein mag, allergnedigst, genedigst und genediglichen zuentschliessen, zuverrichten7, auch die ernste versehung zuthun wissen, damit ein jede person, so zu disem colloquio gehörig, irem berueff und bevolhenem ambt (als dan fernner hierunden vermeldet) Štreulich und embsiglich abwarten, dieselbig personen auch, als vil imer möglich unnd die theologen es erschwingen können, zeitlichen beisamen khomen etc.:
So ermessen sie doch, das nach aller gelegenheit der presidenten unnd der assessoren sonndere, guete versehung zuthun, damit in solchem colloquio durchaus aller uberfluß, auch hessigkeit, verunglimpffung unnd convicia zwüschen den personen vermitten unnd keiner dem anndern unbescheidlicher weise in seine rede einfall, sonnder ein jede parthei seiner notturfft auf maß, hieunden begriffen, außgehört und dise collation, freundtlich vertreulich gesprech zu cristlicher, guetlicher fruchtbarkeit fur- unnd abgeen möge.
/488’/ Unnd uf das desto mit mererm vleiß unnd ernnst die cristliche einigkeit gesucht unnd gefürdert werde, bedenckhen die stänndt, räthe, potschafften unnd gesandten fur notwendig, das die röm. kgl. Mt. alß öbrister president sambt den assessoren von obgedachten colloquenten unnd adjuncten hanndt gelübdt an aidts stat zunemen8 unnd inen mit sonnderm ernnst eintzubinden, das sie, die colloquenten, so von der alten religion und desselbigen gleichen die andere, so von der augspurgerischen [!] confession verwanndten verordnet, unnd derselbigen adjuncten von den artickul unnsers cristlichen glaubens lehr unnd religion freundtlichen, cristlichen unnd vertreulichen auf die form, maß unnd ordnung, wie sie sich deren zuvergleichen, underreden unnd in solchem cristlichem gesprech zuvordrist die glori unnd ehr des almechtigen, die cristliche warheit, die liebe des negsten unnd algemeine einigkeit, wie obgemelt, suchen, sich auch daran gar nichts, so dem allem zuwider sein möchte, verhindern lassen; wie sye solches fur Gottes angesicht am jungsten gericht gesteen unnd verantworten wolten. Das sie, auch deßgleichen alle andere personen, so zu disem colloquio gehörig unnd getzogen (so gleicher gestalt auch antzugeloben), in keinerlei weiß, weder heimlichen noch offenlichen, schrifftlichen noch mündtlichen, jemandts, wer, auch wes standts oder wesen derselbig sein möchte, weder klein noch groß, aus dessenb gesprech oder der gantzen hanndlung zuentdecken, sonnder die jeder zeit, wie ob- /489/ bemelt, unnd sonnderlichen biß uff zeyt der gemeynen relation raths weiß in gueter stil unnd gehaymnuß zubehalten. Unnd solt den verordneten colloquenten unnd adjuncten dise colloquution, wes sie sich darinen vergleichen oder nit vergleichen werden, an iren eeren, würden, leib und guettern unverletzlichen und unnachtheilig sein9.
Unnd erwegen die stänndt, räthe unnd potschafften hiebey auch fernner, das ein sonndere, drey schlußige truhen10 aufzurichten und zuverordnen, darinnen alle prothocolla, acta, geschrifft unnd hanndlung nach jedes mals geendigter audients unnd gesprech gelegt wurden, davon die röm. kgl. Mt. als president einen, die assessores von der alten religion den andern unnd die assessores von Šder augspurgischen confession den dritten, alles underschiedliche schlüsseln, zuhaben und nach geenditem colloquio biß zu negster Reichs versamblung11 (daselbst hin dise truhe zubringen unnd den Reichs stenden notturfftige relation zuthun) zubehalten12; dise truhen auch annderst nit, dann in gemeiner audientz und wen colloquirt wurdet, zueroffnen.
Jedoch da sich eines oder mermals zuetragen oderc begeben wurde von wegen ungleichmessigen verstandts oder aber anderer gelegenheit halben, das von nöten, die prothocolla unnd acta zu revidiren: In deme er- /489’/ achten die stänndt, räthe unnd potschafften, das sich höchstermelter president sambt den assessorn gleichmessig zuertzeigen unnd solche revision den colloquenten (doch alles in gesambten rathe) nit zuverweigern.
Es solte auch diß colloquium an einem dartzue verordneten orth zuhalten unnd niemandts anderst dan obbemelte personen unnd die jhenigen, so ire kgl. Mt. als president und bede chur- und fursten als assessoren aus irem [!] geheimbsten räthen, doch keiner uber zwen unnd uf vorgeende gleichmessig angelübt, hierzue zihen möchten, weder zum reden noch zum anhören zuetzulassen sein.
Weiters die colloquutoren betreffendt: Wiewol deren, als oblautd, auf jeder seitten sechs, auch alle gotsfurchtige, gelerte, verstendige, der heiligen geschrifft erfarne, fridtliebendt, schidtliche personen sein werden, so bedenckhen die stendt, räthe unnd potschafften doch, das von wegen der alten religion durch und von wegen der augspurgerischen [!] confession auch durch eine person aus den colloquenten beiderseits an stat der anndern, welche jedes mals eim oder deme andern theil nach gelegenheit der artickel und materi, so furkomen, gefellig sein wurdet, die furtreg unnd bedenckhen uber dieselbige artickel, so zuhanndlen, /490/ freundtlichen unnd fridtlichen inn gemeyn eröffnet, darauf raths weyse conferirt unnd dardurch mit allem vleiß die vergleichung gefurdert Šwerden. Gleichwol solte auch bederseidtse colloquenten nit abzustricken sein, da irer einer nach geenditer rede deß aus inen erweltenf zu merer erklerung unnd bestettigung der in gemeyn angetzeigter stym unnd der sachen dienstlich ichtes ferner anbringen wolte, das solches mit zuelassung der presidenten unnd assessoren beschehe. Dabeneben dan der president den andern mit colloquenten zusprechen unnd sie befragen soll, ob jemandt aus desselbigen theils colloquenten etwas mer furzubringen unnd dartzue zureden hete. In welchem allem doch gleichheit zuhalten unnd darauf president unnd die assessores nach zusamen tragung der zwo stymmen den beschluß mit abkhürtzung aller unnotturfftiger disputation zubefürdern.
Was dann die adjuncten betrifft, erwegen die stendt, räthe unnd potschafften, das dieselbige in der antzal, wie obgedacht, nemlichen uf jeder seiten sechs, nit weniger qualificirt sein solten als eben die /490’/ colloquutoren, also das sie nit allein disem colloquio beyzuwonen, sonnder auch den colloquenten, denen sie adjungirt, in unnd ausserhalb der gesprech und verhöre mit rathe steurenn und behülfflichen erscheinen mögen.
Unnd da sich zuetrageng, das in werendem gesprech obbemelter colloquenten einer oder mer uff einem oder dem andern theil thots verfallen oder sonnst durchs leibs schwacheit oder andere zuefehl dermassen verhindert wurde, das er oder sie disem wergkh nit vor sein könnten, uff solchen faal wurdet bedacht, das dessen oder deren stat alsbaldt jeder zeit aus der zall der adjuncten widerumb erfüllet unnd ersetzt werden unnd nichts desto weniger furzugeen sein solte. Demnach dan auch dem ganntzen wergkh furtreglich zusein bewogen, nit allein diser ursachen halb, sonnder auch auf den faal, da den jenigen, so alhie zubenennen, vor deme dis colloquium seinen furganng erraicht hette, gleichmessige verhinderungen zuestunden, das beder religion verwandten stenndt auch uber die bestimbte antzal sich irer gelegenheit mit noch etlichen theologen als super numerariis gefast machten, h–wo deren von nötten–h, gewiß zu sein, die zal der adjuncten jedes mals damit zuergentzen und dieselbige alsdan in gleiche gelüdt wie die andern zunemen, damit diß orts dem gantzen wergkh keine verhinderung entstee.
/491/ Anlangendt die auditoren: Nachdem dieselbige annderer gestalt nit zu disem colloquio sollen getzogen werden, dann das sie als der gesprech unnd aller hanndlung zuhoreri
Es bedenckhen auch die stenndt, räthe und potschafften der zu disem colloquio gehörig notarien halb (deren von einem jeden theil zwen zu disem colloquio zuverordnen), das dieselbigen nit allein verschwigen unnd zum excipiren tauglich unnd geschickt, sonnder auch der sachen, so verhandlet, selbst verstendig seyen unnd die terminos theologiae woll wissen. Welche all solche gespräch, so furgeen werden, sovil nottig und der sachen dienstlich, vleissig unnd treulichen in einen jeden audientz in ire prothocolla vermergkhen, acta alsbaldt verfertigen, dieselbige allmallen, vor deme mann aus dem colloquio /491’/ abtretten wurdet, in gegenwertigkeit des presidenten, der assessorn unnd der annderen, zu dem colloquio gehörig personen aller, gegen einander mit vleiß conferiern unnd zu gleichheit bringen, nachmals auch unnd also baldt, wie oblauth, in die verordnete schlussige truhen einlegen unnd davon nichts in irem gewalt behalten solten etc. Denselbigen obgemelten vier notarien nit allein die mundirung der prothocollen, sonnder auch, das sy die acta und handlungen des colloquii vierfächtig (doch alles an geheymen orten, dahin sie vom presidenten unnd den assessoren bescheiden) ingrossieren unnd verfertigen zubevelhen. Welche prothocoll unnd acta von inen, den notarien, auctenticirt in der verordneter truhen biß zu erst könftiger Reichs versamblung [zu verwahren], als dan, wie oblauth, gemeynen Reichs stendten daruber relation zuthun; unnd der verfertigten actorum ein exemplar der röm. ksl. oder kgl. Mt., deßgleichen ein exemplar der alten religion, das dritte der augspurgischen confession verwandten stendten zuuberraichen unnd das vierdt exemplar bey des Heiligen Reichs actis und der maintzischen canntzlei zubehalten.
Unnd sollen die notarien hieruber und dan, das sie alle sachen verschwigen unnd in gueter geheimb halten wöllen, von den presidenten und assessoren leiblich beeidigt werden.
/492/ Neben disen notarien solte auch kheinen andern personen zuegelassen sein, die gesprech in schrifften oder sonnst durch außzug zuverfassen. Jedoch da der colloquenten und adjuncten einer oder mer zu seiner notturfft, den sachen desto stadtlicher nachzugedennckhen, die argumenta unnd allegata dessen, so denn furtrag zuthuen geordnet, mergken wolte, inn dem faal solte dem- oder denselbigen eines memorials sich zugebrauchen unbenomen sein.
Beschliesslichen, nachdem auch furgefallen, ob wol die röm. kgl. Mt. als obrister president, auch die vier chur- unnd fursten als assessores zweifels ohne unbeschwerdt sein werden, gemeyner wolfart zu guetem uf iren khossten disem colloquio beyzuwonen, auch die churfursten, fursten unnd stendt, so die auditoren beiderseits zuschickhen (daruber man sich alhie noch zuvergleichen), dieselbige Šauf iren khosten bey solchem gesprech mit liferung zuunderhalten, das nichts desto weniger uff die colloquutores, adjuncten unnd notarien nit ein geringes zu irer notturfftigen unnderhaltung auffghen müesse: Dieweil dan solche personen alle inn gemein von bederseits religionen zuverordnen, wurdet bedacht, das eines jeden theils der alten religions und augspurgerischen [!] confession verwandten sich solcher underhaltung, auch diser personen ergetzlichheit halber, uffs besst sye mögen, vor eröffnung dises Reichs tags abscheidts zuentschliessen.
« Nr. 432 Quintuplik des Königs zum 1. HA (Religionsvergleich) »
Worms als Veranstaltungsort für das Kolloquium. Keine Übernahme des Präsidentenamtes durch den Kg. wegen der Türkengefahr. Benennung eines Fürsten als Stellvertreter. Benennung von Substituierten auch für die kfl. und f. Assessoren, um den Fortgang des Kolloquiums zu sichern. Benennung der weiteren Teilnehmer, Klärung der Finanzierung und anderer offener Punkte noch beim RT.
Den Reichsständen übergeben am 25. 2. 15571. Von diesen kopiert am 26. 2.
HHStA Wien, MEA RTA 44a/II, fol. 40–42’ (Kop. Überschr.: Kgl. Mt. erclerung unnd resolution auf der stend und pottschafften drit bedencken, die religions sach und colloquium betreffendt. Ist der stend rethen und potschafften ubergeben worden den 25. Februarii 1557. [Nr.] 10.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 230–234 (Kop. Überschr.: Der röm. kgl. Mt. resolution auf der stende dritt bedenckhen, die religion belangendt. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 26. Februarii 1557.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 123–125’ (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 491–494 (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 332–335’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. E, fol. 61–63’ (Kop.). Referiert bei Wolf, Geschichte, 55; Laubach, Ferdinand I., 190.
/40–41/ Kg. hat die Quadruplik der Reichsstände zum Religionsvergleich (1. HA) vernommen2 . Er billigt Form und Maßgaben für das Religionskolloquium, das, wie von den Ständen vorgeschlagen, zum 24. 8. 1557 einberufen werden soll. Als Veranstaltungsort bevorzugt der Kg. vor Augsburg die Stadt Worms /41/ als dem mereren thail der stennde gelegneren und bequemeren platz.
Der Bitte, das Präsidentenamt persönlich zu übernehmen, würde Kg. gerne nachkommen. Doch wissen die Reichsstände, mit was treffenlichn, wichtigen obligen und geschefften iere kgl. Mt. furnemlich des kriegs wesens halber gegen gemainer chrisstenhait erbveind, dem turggen, daran nit allain ierer kgl. a Mt. und derselben khunigreichen und landen, sonder auch gemainer crisstenhait und Šzuevorabe dem Hailligen Reich teutscher nation zum hochsten gelegen, one underlaß beladen. Darumb ierer Mt. nit muglich sein wuerdet, auff bestimbte zeit, do daaß [!] /41’/ colloquium fur handt genommen werden solle, sich auß solchen ieren khunigreichen und landen one hohen nachtail und schaden zue begeben, angesehen das die kriegs yebung gegen dem turggen umb solche zeit vast am größten und nöttigisten sein wuerdet. Derwegenb dan auch ir kgl. Mt. beruerttem colloquio, wie gnedigclich geren sie das theten, selbs personlich nit beywohnen noch auswarten wurdet khunden. Ier kgl. Mt. sein aber vatterlich und gnedigclichen bedacht und urpiettig, ainen verstendigen und der sachen tauglichen furssten zue presidenten zueverordnen, der ier Mt. personc representiere und vertrette. Welchen ir kgl. Mt. auch one der stende beschwerung underhalten wöllen.
Kg. befürwortet zwar, dass beide Religionsparteien je einen Kf. und F. als Assessoren benennen, gibt aber zu bedenken, dass denselben chur- und furssten etwan aus zuefallenden verhinderungen beschwerlich und ungelegen sein mochte, beruerttem colloquio /42/ personlich bis zum end abzuewardten; daraus dann unrichtigkhaitten und nachthaillige verlengerung unnd etwo gar ain zerrittung dises werckhs entstehn möchte. Damit nun das verhüet werde, so achten ir Mt., nothwendig, nutz und guet sein, daß hierinn ain solche fursehung beschehe, wo aus den zue assessoren deputierten chur- und furssten ainer oder mer zue anfang ernants colloquii oder in mittel desselben der sachen anderer wisslicher, mercklicher obligender ehafft und geschefft halben selbs nit beywonen oder bis zue endtschafft auswartten möchten, das alßdan an dessen oder deren statt durch sie geschuckte [!], ansehenliche und vernunfftige assessores substituirt und alspaldt verordnet, damit dises mangels halben das colloquium nit auffgezogen oder gehindert werde.
Kg. billigt die Anzahl der Kolloquenten, Adjunkten, Auditoren und Notare sowie die Verfahrensordnung für das Kolloquium. Er bittet, die Stände wollen sich /42’/ noch alhie von wegen benennung solcher colloquenten, adjuncten, auditoren und notarien, dergleichen des cosstens und underhalttung der colloquutores, adjuncten unnd notaren, auch anderer puncten halben, so laut ieres bedenckens jetztmals noch verglichen werden sollen, furderlich entschliessen, damit dz colloquium auf obbestimbte zeit umb soviel stattlicher und gewisser inn das werckh gepracht werden möge.
Schlussformel.
« Nr. 433 Sextuplik der Reichsstände zum 1. HA (Religionsvergleich) »
Nochmalige Bitte an den Kg. um die persönliche Übernahme des Präsidentenamtes beim Religionskolloquium. Stand und Stellung der Substituierten für die Š kfl. und f. Assessoren. Namentliche Benennung aller Kolloquiumsteilnehmer. Finanzierung der Teilnahme durch die Stände der jeweiligen Religionspartei.
Im Religionsausschuss beschlossen und gebilligt am 8. 3. 15571. In FR und SR verlesen und gebilligt am 8. 3.2 Dem Kg. übergeben am 9. 3.3 Von den Reichsständen kopiert am 10. 3.
HHStA Wien, MEA RTA 44a/II, fol. 43–46’ (Kop. Überschr.: Der stendt unnd potschafften viert bedencken in puncto religionis. Der kgl. Mt. ubergeben den 9. Martii 1557. [Nr.] 12.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 252–257 (Kop. Überschr.: Gemeiner stende viert bedenckhen auf der röm. kgl. Mt. resolution, die religion und das derhalben furgenommen colloquium betreffend. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 10. Marcii 1557.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 126–129’ (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 654–659 (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 435–439’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. E, fol. 74- 77’ (Kop.).
/43/ Die Reichsstände haben die am 25. 2. übergebene Quintuplik des Kgs. zum 1. HA (Religionsvergleich)4 beraten. Bezüglich des Religionskolloquiums bleibt es bei den bisher verglichenen Punkten. Die Entscheidung des Kgs. zum Veranstaltungsort [Worms] lassen die Stände als bequem unnd gelegen inen gefallenn.
/43 f./ Die Reichsstände erkennen die Argumente des Kgs. gegen die persönliche Übernahme der Präsidentschaft beim Kolloquium zwar an, erwägen aber /43’/ entgegen doch, wie viel und hoch ann solcher presidentz gelegenn, zudem wz fur grosse nutzbarkheit ob irer Mt. als eins hohen, erleuchten verstandts unnd fridtliebenden konigs personlichen beisein dem gantzen werck erscheinen unnd man entlichen sich auch getrösten möchte. Darumb sie nochmals am rathsambstem zusein befindenn, whofer es immer möglich, dz ire Mt. sich inn der person mit solcher presidentz zubeladen geruchte; solchs nit allein zu mehrer richtigkheit und schleunigerm guetem furgang des colloquii, sonnder auch kunfftiger tractation, wen die sachen außerm colloquio wiederumb ann die ksl. oder ire kgl. Mt. unnd gemeine Reichs stendt gelangenn sollenn, von wegen eingenommenen mehrerm berichts fast nutzlich, dienstlich unnd ersprießlichenn sein wurde. Derhalb dann an ire röm. kgl. Mt. nochmals der stendt, potschaft unnd gesanthen unnderthenigst gehorsam pitt, ire Mt. wollen mit aller gnedigster vatterlicher sorgfeltigkheit, wie bißhero beschehenn, [die] hochwichtigkheit disses wercks zu gemüt fhueren unnd, dha es gesein mag, diß colloquium in irer personlichenn gegenwurtigkheit furghen lassenn unnd demselbigenn beiwhonen.
Uff welchenn fall auch denn stenden, rethenn, pottschafft unnd gesanthen nit zugegen sein /44/ soll, allß dann die krieg unnd beschwerung gemeiner Šchristenheit erbfheindts, des turcken, halb uber ire hoffnung, so sie zu Gott dem almechtigen habenn, sich nit gentzlichenn zur pesserung geschickt, das ire Mt. die zeitt des colloquii haltung dero gelegenheitt nach ferner erstreckte, auch, who von nötten, dasselbig ann ein orth, so irer Mt. person halb bequemer sein möchte, verlegte.
Falls der Kg. aber trotz dieser Bitte darauf beharrt, wegen der Türkengefahr nicht persönlich teilnehmen zu können, und deshalb einen F. als Stellvertreter benennt und dessen Teilnahme finanziert, wollen es die Reichsstände bei vorhin bedachten zeitt unnd malstatt pleiben lassenn.
/44 f./ Mit der Anregung des Kgs., im Interesse einer gesicherten Durchführung des Kolloquiums für die persönlich als Assessoren benannten Kff. und Ff. jeweils Substituierte zu verordnen, wollen sich die Reichsstände /44’/ unndertheniglichen vergleichen. Sie wellen sich aber getrösten, es werden berurtte assessores in solchem nutzlichem werck, daran menniglichem hoch unnd viel gelegen, sich nichts bekhumern lassen, so sie von der personlichen dem colloquio beiwhonung verhindern oder abhaltenn möchte; unnd auff denn fhall ehaffter verhinderung iren platz durch geschickte, ansehenliche unnd vernunftige personen zum wenigsten auß prelaten, dhumcapitteln, graven oder hern alls substituirte ersetzenn, denselbigen substituierten eim jedenn insonderheit gleicher gestallt auch wie den principal assessoren zuzulassenn, einen oder zwehen verstendige rethe bey inen zuhaben unnd deren raths nach gelegenheit zupflegenn.
/44’ f./ Gemäß der Aufforderung des Kgs. benennen die Reichsstände folgende Kolloquiumsteilnehmer5:
/45/ Teilnehmer der katholischen Reichsstände. Assessoren: 1) Der ertzbischoff zu N.6, churfurst. 2) Der bischoff zu Speier7.
Colloquutores: 1) Dr. Julius Pflug8, episcopus naumburgensis.
Adiuncti colloquutorum: 1) Dr. Wilhelmusc Lyndanus14, professor dillingensis. 2) Dr. Mathias Zittardusd, concionator Aquisgrani15. 3) Nicolause GodaŠnus16, professor viennensis. 4) Dr. Joannes Gressenicus17, concionator Bavariae ducis. /45’/ 5) Dr. Georgius Wicelius18. 6) Dr. Fridericus Staffilus19.
Stendt, so die auditores zugebenn: 1) Der ertzbischoff zu [Meintzf], churfurst etc. 2) Der ertzbischof zu [Colng], churfurst etc. 3) Der ertzbischoff zu Saltzburg20. 4) Der bischoff unnd cardinal zu Augspurg. 5) Hertzog Albrecht inn Bayern etc. 6) Hertzog Wilhelm zu Gulich, Cleve etc.
Notarii: 1) Nicolaus Driel21, prepositus Sancti Stephani moguntinensis. 2) Symon Baghen22, secretarius moguntinus.
Supernumerarii notarii in eventum defectus: 1) Joannes de Via23, concionator wormatiensis. 2) Henricus Suveyckhart24, secretarius ducis Bavariae.
ŠTeilnehnmer der CA-Stände. Assessoren: 1) Hertzog Augustus, churfurst zu Sachßen. 2) Hertzog Christoff zu Wurtenberg etc.
/46/ Colloquutores: 1) Dr. Philippus Melancthon25. 2) Dr. Joannes Brentius26, prepositus stuggardiensis. 3) Dr. Erhardus Sueppiush , 27, professor theologiae et superintendens genensis. 4) Dr. Joannes Machabeus Schotus28, superintendens ducatus holsatiensis. 5) Mag. Georgius Karigken29, superintendens onoltzbachensis. 6) Joannes Pistorius30, pastor nidanus in Hassia.
Adiuncti: 1) Mag. Henricus Stoll31, theologus haydelbergensis. 2) Dr. Andreas Musculus32, professor theologiae Franckfurthi ad Oderam. 3) Dr. JoaŠchimus Morlin33, superintendens civitatis braunschvicensis. 4) Dr. Joannes Marckbachi , 34, superintendens argentinensis. 5) Mag. Victorinus Strigelius35, professor theologiae genensis. 6) Mag. Jacobus Rongius36, professor theologiae gribsuvaldiensis.
Stendt, so die auditores gebenn sollenn: 1) Das chur- unnd furstlich haus Pfaltz einen. 2) Dz chur- unnd furstlich haus Sachßen einen. 3) Das chur- und furstlich haus Brandenberg einen. 4) Bede hertzogenn zu Pomeren einen. /46’/ 5) Landtgraff zu Hessen einen. 6) Alle graven unnd herrn der augspurgischen confession einen.
Notarii: 1) Mag. Paulus Eberus37, professor wittenbergensis. 2) Dr. Jacobus Andreae38, superintendens geppingensis.
ŠSupernumerarius notarius in eventum: Theodricus Schneppius39, professor theologiae tubingensis.
Soviel dann letzlichenn denn costen unnd underhaltung der colloquutorn, adjuncten unnd notarien betrifft, lassenn es die stendt, rethe, pottschafften unnd gesanthen dabei wendenn, dz bederseitz religions verwandte ein jederthail die seinige mit liefferung underhalten soll.
Schlussformel.
« Nr. 434 Septuplik und Schlussschrift des Königs zum 1. HA (Religionsvergleich) »
Neuerliche Ablehnung der persönlichen Übernahme des Präsidentenamtes. Beauftragung Bf. Rudolfs von Speyer mit der Vertretung als Präsident. Pünktliche Abordnung der Teilnehmer.
Der Mainzer Kanzlei am 10. 3., den Reichsständen am 11. 3. 15571 übergeben. Von diesen kopiert am 11. 3.
HHStA Wien, MEA RTA 44a/II, fol. 47–48 (Kop. Überschr.: Der kgl. Mt. resolution auff der stendt vierdt bedencken in der religions sachen, den 10. Martii eroffnet. [Nr.] 13.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 258–260 (Kop. Überschr.: Der kgl. Mt. resolution auf der stende viert bedenckhen in der religion. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 11. Marcii 1557.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 130–131’ (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 660–662’ (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 386–387’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. E, fol. 78–79 (Kop.).
/47/ Kg. hat die Sextuplik der Reichsstände zum 1. HA (Religionsvergleich)2 vernommen. Er stellt für die bisher verhandelten Punkte zur Veranstaltung des Kolloquiums Einigkeit fest und ist mit den von den Ständen verordneten Teilnehmern wol zufriden.
Zur nochmaligen Bitte um die persönliche Übernahme des Präsidentenamtes erklärt der Kg., er wäre Gott dem allmechtigen zu lob, seiner cristenheit unnd sonnderlich dem Heiligenn Reich teutscher nation zu wolfartha, nutz unnd guettem, gemainen stenden zu wilfarenn, freuntlich unnd genediglich woll genaigt. Dieweil aber sie aus nechster irer Mt. resolution vernommen, das ire kgl. Mt. unnd irer khunigreich unnd lande merglichenn hohen obliegen unnd Šgeschefft halber sich solcher presidentz zuunderfahenn nit muglich3, /47’/ unnd damit dann ditz werckb nichts weniger befürdert werde, so sein ir kgl. Mt. nach wie vor genediglich bedacht, ainen tauglichenn, vernunfftigen fursten zu presidenten zuverordnenn, der irer Mt. person representier unnd vertrette, inmassen dann ir kgl. Mt. aus itzigem der stennde uberraichten bedennckhen befunden, das sie dessen auch unndertheniglich zufriden unnd inen dz nit zuentgegen sein lassen. Welches irer kgl. Mt. von inen auch zu sonder annemigen gefallen raichen thuet. Unnd wellen demnach ir röm. kgl. Mt. denn stenden unnd der abwesenden rethen und bottschafften freundtlicher und gnediger meinung nit verhallten, das ir kgl. Mt. sich entschlossen, den hochwirdigen fursten unnd herrn, hern Rudolffenn, bischoven zu Speier, ann irer kgl. Mt. stat zu presidenten zugebrauchen4; dartzu dann ir kgl. Mt. diser zeitt nit woll einen andern fursten zubewegen wisten, der dieser sachen pesser gesessenn unnd mit wenigerer beschwerung außwarthen möchte. Da der Bf. von den katholischen Ständen als Assessor benannt worden ist5 , bittet der Kg. um die Wahl einer anderen Person, damit der Bf. das Präsidentenamt übernehmen kann6.
Unnd sein hieruff ir röm. kgl. Mt. zu gemainen stenden der ganntz freuntlichen unnd genedigen zuversicht, sy werden an abfertigung unnd verordnung der zu gedachtem /48/ colloquio erkhiesten unnd benenten personen khainen saumbsall erschainen lassenn, sonder sich darin dermassen verhaltenn, damit ditz christlich werck auf bestimbten nechstkonnfftigen tag Bartholomei inn der statt Wormbs gewißlich unnd one verrere verlengerung seinen furgang haben und vermittelt göttlicher gnadenn zu schleiniger, fruchtparer, guetter enndtschaft gebracht unnd befurdert werdenn möge; wie ir kgl. Mt. dan gemaine stende darzu genaigt wissen.
Schlussformel.
« ŠNr. 435 Antwort der Reichsstände zum 2. HA (Türkenhilfe) »
Einbeziehung des Ks. und auswärtiger christlicher Potentaten in die Türkenabwehr. Erleichterung der Hilfeleistung der Reichsstände durch die Sicherung des inneren Friedens im Reich. Beilegung des Markgrafenkriegs, des Katzenelnbogener Erbfolgestreits und der Koadjutorfehde in Livland.
Im RR verlesen und gebilligt am 17. 12. 15561. Dem Kg. übergeben am 18. 12.2 Von den Reichsständen kopiert am 19. 12.
HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 202–204’ (Kop. Überschr.: Der churfursten räthe, erscheinenden fursten und stende, auch der abwesenden bottschafften und gesandten bedencken uber den articl der turcken hulff. Aufschr.: Lectum Ratisbonae, 19. Decembris 1556.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 96–97’(Kop. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 19. Decembris 1556. Dorsv.: Der churfursten rathe, erscheinenden fursten unnd stendt, auch der abwesenden potschafften und gesandten bedenckhen uber den articl der thurckhenhilff. [Nr.] 11. 19. Decembris anno 56.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 148–150’ (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 47, fol. 430–432’ (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/5, fol. 323–324’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. C, fol. 39–40 (Kop.). Knapp referiert bei Laubach, Ferdinand I., 167 f.
/203/ Die Reichsstände teilen dem Kg. mit, dass sie gemäß ihrer Resolution vom 4. 12. an Hg. Albrecht von Bayern als kgl. Prinzipalkommissar3 den Religionsausschuss eingerichtet4 und daneben die Beratung der anderen proponierten Punkte aufgenommen haben.
Unnd erstlich auf den articl der turggenhilf bewogen, dieweil des turggen macht menigclich bewust unnd dermassen beschaffen, das die one sonderliche hilff anderer potentaten unnd zuthun der gemainen christenhaith beschwerlich zuhintertreiben unnd inen beharlichen widerstandt zuthuen, unnd dann, so diser uberlästig feindt seinen fueß weitter in die christenhaith, das Gott der almechtig miltigclich verhutte, fortsetzen solte, dasa die andern christliche khönigreich unnd lande gleich so wol als die jetz betrangte anrainende in sorglicher gefarligkhait stehen und eben das jenig, so zuvor /203’/ andern verlassenen begegnet, zugewartten haben muesten, das derwegen durch die röm. kgl. Mt. die röm. ksl. Mt., auch andere christliche khönige unnd potentaten anzulangen unnd zuersuechen sein solten, das sie als christliche kayser unnd khönige zu nottwendiger defension, schutz unnd schirm der gantzen christenhaith sich auch dises wercks underziehen, ir ansehenliche hilf laisten unnd mitleidenlich erzaigen wolten; in betrachtung, dab solches zuerlangen, als dann mochte Šverhoffentlich disem feindt desto stattlicher unnd fruchtbarlicher widerstandt gethon unnd die anraynenden lande vermittelst gottlicher gnaden unnd hilf vor weitterm einbruch erhalten werden.
/203’ f./ Demnach bitten die Reichsstände den Kg., er möge auf dise wege bedacht sein, wie der Ks. und andere christliche Potentaten in die Türkenhilfe einbezogen werden können.
Was ihre eigene Hilfe betrifft, werden die Reichsstände dem Kg. ihren Beschluss vorbringen, sobald sie sich dazu geeinigt haben. /204/ Unnd ermessen darbey, do man sich gegen einem eusserlichen feind in hulf unnd rettung einlassen sollen, das die hohe notturfft erfordere, dise ernstliche, emsige unnd vleisige ersehungc zethuen, damit die churfursten, fursten unnd stende, auch ire underthonen, angehörige unnd verwandten der innerlichen kriege, dardurch ein zeitlang die teutsche nation zum höchsten benachteilt, etliche hohe unnd andere stende in verderblichen schaden gefurt, gentzlich abgeschafft werden unnd vermietten bleiben, damit sich die stende unnd underthonen gemaines fridens, gewisser rhue unnd sicherhaith zugetrosten, auch wider unnd one erlangtd recht in khainem weg beleidigt, bekhommert, betrangt oder genottigt werden. Darzue nicht wenig furtreglich unnd erschieslich geachtet, das der stritt, sich zwischen marggraff Albrechten unnd den frenckischen ainungs stenden5, unnd danne die catzenelbogische handlung6, auch die kriegs gewerb, so sich inn unnd umb Lieflanndt7 /204’/ erregenf, vertragen, nach muglichait abzuschaffen unnd gestillt werden. Inn deme sie in kainen zweifel stellen, die kgl. Mt. werde ahn irem allergnst. getreuen, vetterlichen vleiß nichts abgehn lassen. So sein die erscheinenden fursten, stende, räthe unnd pottschafften, was solchen sachen zu guettem gelangen mag, ires thails nach muglichait zubefurdern auchg urpiettig.
Schlussformel.
« Nr. 436 Duplik der Reichsstände zum 2. HA (Türkenhilfe) »
Bewilligung von 12 Römermonaten als Geldhilfe nach dem Reichsanschlag. Erlegungstermine und Legstätten. Besteuerung der Untertanen, auch der Domkapitel und der Mediatstädte ohne Rücksicht auf anders lautende Verträge. Einbeziehung der Reichsritterschaft und der Hansestädte. Möglichst persönliche Übernahme des Feldoberstenamtes durch den Kg. Sicherung des Friedens im ŠReich. Einbeziehung des Ks. und auswärtiger christlicher Potentaten. Ausweisung des Beitrags der kgl. Erblande zur Türkenabwehr. Keine Doppelbesteuerung von in Österreich begüterten Reichsständen.
Im RR verlesen und gebilligt sowie dem Kg. übergeben am 9. 1. 15571. Von den Reichsständen kopiert am 11. 1.
HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 246–250’ (Kop. Aufschr.: Der stennd bedenckhen, die turggenhülff belangendt. Der röm. kgl. Mt. denn 9. Januarii 1557 referiert worden. Dorsv.: Der stennde bedenngkhen uber die turggenhilff. 9. Januarii anno 57 ubergeben.) = Textvorlage. HHStA Wien, MEA RTA 42, fol. 117–123’ (Konz. Schlussvermerk: Der kgl. Mt. den 9. Januarii ubergeben.) = B. HStA München, KÄA 3177, fol. 126–130’ (Kop. Überschr.: Der churfursten räthe, der erscheinenden fursten und stännde, auch der abwesennden gesandten antwurt und bedenckhen, von wegen der türkhenhülff der röm. kgl. Mt. ubergeben. [Nr.] 15. Actum 9. Januarii anno 57. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 11. Januarii 1557.) = C. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 158–162’ (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 42–47’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. C, fol. 54–58 (Kop.). Knapp referiert bei Laubach, Ferdinand I., 183.
/246/ Die Reichsstände haben gemäß der Aufforderung in der mündlichen Replik des Kgs. vom 18. 12. 1556 auf ihre Antwort zum 2. HA (Türkenhilfe)2 hin die Beratungen auf der Grundlage der Bitte des Kgs. in der Proposition um eine Reichshilfe von 16 Römermonaten3 fortgesetzt.
Dieweil dan die sachen, den turggen belangendt, so schwerlicha, wie anbracht, geschaffen, seindt sy deß bedenckhens, dz der kgl. Mt. auff beruert ir gnedigst /246’/ ersuechen und begern mitleidenliche hülff und schutz der anraynenden landt wider deß turggen und der seinen gewalt in underthenigkheit nicht zuversagen. Sovil aber anlangt, wie hoch und warauff dise hilff zustellen, wolten sy auß underthenigen, guethhertzigen gemuettern nichts liebers, seindt auch nichts begirigers, dan daß sich der stenndt und underthonen im Reich teutscher nation vermugen dahin erstreckhen, damit gleich alßbald und unverzogenlich die anngesonne4 hülff völligclich geraicht werden khondte. Welchermassen aber ettliche und vill der churfursten, fursten unnd stennde an iren aignen camerguettern, gefellen und einkhommen auch vor langer zeit hero beschwert und durch die schedliche khrieg unnd uberzuge in vill wege von neuem, auch ire underthonen und hindersessen beschedigt und zum theil dahin gesetzt, daß sy sich nit hoch zuerheben, daß ist lannt khundig und menigclich unverborgen. b– ŠDerwegen ermessen die stennde, rethe, potschafften und gesandten fur ratsam, dise hülff dermassen furzunemen, daß die nit alß uberlestig und untreglichc zuachten–b.
Demnach sein sy deß bedenckhens, dz vilberuerte hülff acht monat lanng einfach nach den anschlegen eins jeden churfursten, fursten und standts mit dem halben theil uber die einfachen erhohert, d–bringt sechs monat gedoppelt–d, entricht und erlegt werden solle; /247/ der tröstlichen hoffnung, die kgl. Mt. werde es in betrachtung der vermeldten ursachen unnd sunst nach jetziger gelegenheit der teutschen nation bei einem solchem wenden lassen und in dem gnedigclich zufriden seine.
Damit dan dise hülff sovil mer fruchtbarlicherf unnd richtiger ins werckh zupringen unnd nutzlicher angelegt werde, auch die unrichtigkhaitten, so hievor in gleichen fellen sich zugetragen, dha ein jeder stanndt sein anzall volckh geschickht, vermitten pleibe, so wurdt durch der churfursten rethe, erscheinende fursten, stennde und potschafften weitter bedacht, dz dise hülff an gelt, wie vermeldet, auff eins jeden stanndts anschlege gelaistet, und dan, damit unngleichhait der bezalung auch nicht einfalle, daß dieselbig auff gewisse, bestimpte zeit unnd zill, nemlich zum halben theil auff Ostern schierst kunfftig und daß ander halbe theil auff volgendt Johannis Baptistae5, ungefarlich acht oder vierzehen tag vor oder nach, in den stetten Franckfurt, Nurnberg, Regenspurg Šund Leipzig bezalt und erlegt werden. Unnd soll dem fiscal, daß er gegen den seumigen auff form unnd maß, in vorigen abschiden in ebenmessigen fellen versehen, procediere g–unnd in seinen processen gegen einem stanndt wie dem anndern gleichheit halte–g, bevelch zugeben sein.
/247’/ Dieweil auch kuntlich, dz ettliche der churfursten, fursten unnd stenndt mercklich an iren camerguettern, gefellen und einkhommen (alß den hievor angeregt6) beschwert, derwegen es inen nicht erschwincklich, dise hülff auß dem irem abzulegen, so soll inen, h–den oberkheitten, wie heerkhommen und recht ist–h , 7, i–freysteen und zugelaßen sein–i, ire underthonen, gaistlich unnd weltlich, sy seien exempt oder nicht exempt8, gefreiet oder nicht gefreiet, niemandt außgenommen, derhalbenj zubelegen, doch hocher und weitter nicht, dan so feer sich eins jeden oberkhait geburende anlage erstreckhen wurde; k–unnd daß zuvorderst aigentlich und außtruckhenlich dise hülff kuntbar und namhafft gemacht werde, daß auch die unnderthonen zu gehorsamen schuldig sein sollen–k.
Unnd in sonderheit sollen die capitl bei den hohen stifften und derselben unnderthonen iren ertzbischoven unnd bischoven9, deßgleichen die stett und ire eingeseßne burger, so fursten und andern stennden one mittel underworffen sein, denselben iren fursten unnd oberkhaiten in solcher hulff auch zue Šsteur khommen; unverhindert aller verträge, obligation, statuten, gebreuchen, gewonheitten und herkhommenl, so etzliche stifft oder stet mit iren ertzbischoven, bischoven, fursten oder oberkaiten in disen fellen haben, m–allegirn und furwenden möchten–m.
/248/ n–Es wurdt auch fur ratsam angesehen, die kgl. Mt. wolt bei der freien ritterschafft, auch den hann- und see stetten, so kheinem churfursten, fursten oder andern obrigkhaiten one mittel underworffen und zugehörig sein und in deß Reichs anschlegen nicht belegt werden, gnedigste ersuechung thun, damit sy sich zu disem christlichen werckh mit laistung irer hülff auch mitleidenlich halten unnd ertzaigen wellen–n.
Ferner ermessen die stennd, rethe, potschafften unnd gesandten, daß eins ansehenlichen obersten inns feldt zu einem solchen hohen werckh und wider disen mechtigen feindt von nötten, undo mit fleiß nach zu trachten, daß die hülff nicht unfruchtbar außgegeben oder angewendt werde; p–darauff dan ein sonnderlichs auffmerckhen zuhaben–p.
Und erwegen bei inen, dieweil ir kgl. Mt. nun ein lannge zeit und etzlich vill jar gegen den turggen und den seinen in khriegß ubung und handlungen gestanden und dises feindts vorhaben, annschleg und rustungenq woll erfaren und kundig, dha es dan irer Mt. gelegenheit sein wollt, sich deß veldtzugs selbst personlich zu undernemmen, disem khriegß wesen selbst bei und fur zusein, daß alß dan auff einen andern obersten nicht nachzudenckhen, sonder ir Mt. in unnderthenigkhait die sache haimstellen.
/248’/ r–Unnd dha sich ire Mt. ires gemudts hieruber gnedigclich ercleren–r, alßdan wellen die stennd, rethe, potschafften und gesandten disen puncten mit seinen nottwendigen umbstennden und waß deme anhengig, ferner möglichs vleiß in beratschlagung nemmen, weitter erwegens und nachmals, weß sy bedacht, der kgl. Mt. in underthenigkhait auch furbringent.
Š/248’ f./ Zur Bitte in der Antwort der Reichsstände, die Konflikte innerhalb des Reichs beizulegen und den Frieden zu sichern sowie andere christliche Potentaten in die Türkenabwehr einzubeziehen, hat sich der Kg. in seiner mündlichen Replik am 18. 12. 1556 erklärt. Deshalb zweifeln die Stände nicht, er /249/ werde in alle mügliche wege bedacht sein unnd iren allergnedigsten vleiß dahin wenden, wie der friden gewißlich, unnd daß niemandt im Reich uber und wider recht genötigt und thetlicher weiße bedrangt werde, zuerhalten, auch die ksl. Mt., ander khonig, potentaten und communen der christenheit in dise hilff zubringen. Dabeneben so lanngt an ire Mt. der stende, rethe, potschafften und gesandten aller underthenigst, vleissig pittu, sy geruche sich, waß ire kgl. Mt. fur sich, ire khonigreich, erbfurstenthumb unnd lanndt zu diser furgenomner rettung, schutz und schirm zuerweißen und darzubringen auch gemeint und bedacht sein möge, gnedigclich zuercleren, sich in weitter beratschlagung desto besser darnach zu richten. Solches, so in aller unnderthenigkhait erinnerungs weiße furbracht, verhoffen sie, v–die stennd, rethe, potschafften und gesandten–v, werde die kgl. Mt. in gnaden auffnemmen und sich allergnedigst daruber resolvirn.
/249 f./ Wegen der Reichsstände, die aufgrund ihrer Güter in Österreich sowohl den Reichsanschlag wie auch die Hilfe in den kgl. Erblanden entrichten sollen10 , bittet man den Kg., /249’/ in furfallenden turggen hülff sich gegen gedachten stennden allso gnedigclich zuerzaigen und allergnedigste fursehung zethuen, daß sy von wegen beruerter irer guetter annderstwo nit belegt w–und allso nicht doppelt beladen–w werden. Deß wellen neben denselbigen auch anndere erscheinende stennde und der abwesenden rethe unnd potschafften in unnderthenigkhait möglichs fleiß verdienen.
Schlussformel.
« Nr. 437 Triplik des Königs zum 2. HA (Türkenhilfe) »
Außergewöhnliche Gefahrenlage wegen des erwarteten Feldzugs unter persönlicher Führung des Sultans. Beharren auf der Forderung von 16 Römermonaten. Zusatzforderungen: ¼ Romzug als Ausgleich für Steuerausfälle der Reichsmatrikel sowie 1½ fl. je Reiter und ½ fl. je Fußknecht pro Monat zur Zahlung von Rüstgeld und Übersolden. Forderung einer beharrlichen Hilfe für die dauerhafte Grenzsicherung in Ungarn. Erlegung der Steuer mit Großmünzen. Baldige Verordnung von Muster- und Zahlmeistern. Erster Erlegungstermin. Sicherung Šdes Friedens im Reich mit dem Augsburger Friedenswerk von 1555. Klärung aktueller Konflikte auf dem RT. Etwaige Übernahme des Feldoberstenamtes im Türkenkrieg durch den Kg. oder einen seiner Söhne. Beiträge des Kgs., der Erblande und der Landstände zur Türkenabwehr. Rechtmäßige Einbeziehung der in Österreich begüterten Reichsstände in die dortigen Steuern.
Den Reichsständen übergeben am 12. 1. 15571. Von diesen kopiert am 13. 1.
HHStA Wien, MEA RTA 43/II, fol. 232–247 (Kop. Überschr.: Kgl. Mt. resolution und weitter begerd, der turckenhilff halben.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 133–145’ (Kop. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 12. [!] Januarii 1557. Dorsv.: Der röm. kgl. Mt. resolution auff gemainer stännde des Reichs antwurtt und bedenckhen, der turkhenhulff halber. [Nr.] 16. Ubergeben aus irer Mt. cantzley 11. Januarii [!] anno 57.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 163–173’ (Kop. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 13. Januarii anno 572 .) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 7–23’ (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 92–109’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. C, fol. 59–73’ (Kop.). Knapp referiert bei Laubach, Ferdinand I., 183.
/233 f./ Kg. hat die Duplik der Reichsstände zum 2. HA (Türkenhilfe) mit dem Angebot einer Reichshilfe von 12 Römermonaten vernommen3 . Er dankt für die Unterstützungsbereitschaft und wäre gern gewillt, das Angebot anzunehmen, wenn dies die den Reichsständen aus der Proposition4 und der persönlichen Erklärung des Kgs. nach seiner Ankunft5 bekannte Gefahrensituation in Ungarn wegen der dortigen Rebellen und des geplanten persönlichen Feldzugs des Sultans zulassen würde.
/233’/ Dieweill dann allen einhelligen und glaubwurdigen kundschafften nach, so ir kgl. Mt. von mher ortten bekomen und ir noch teglich zugesandt werden, ermelts erbvheindts unsers christlichen namens und glaubens, des turggen, personlicher gwaltiger antzug auff konfftigen frueling noch gewiß und in keinen zweiffell Šzusetzen6, auch sein gemuet und meinung endtlich dahin gerichtet ist, /234/ nit allein irer Mt. noch inhabenden theill an bemelter cron Hungern, sonder auch andere irer Mt. anreinende christliche konigreich, landt und grenitz flecken, sonderlich aber irer Mt. haubt stat Wien, dergleichen auch anderer nechst angelegener churfursten, fursten und stende des Heiligen Reichs landt und leuth mit höres crafft zuuberziehen, anzugreiffen und zubekriegen und also seinen fues ye lenger, je mher in die christenheit, furnemblich teutschea nation zusetzen7 und ein landt neben oder nach dem andern in seinen tyrannischen gewalt und dienstbarkeit (wo ime solchs der almechtig verhengte) zutzwingen, darzue ime dan etlich seine bißher erlangte sig und eroberung der furnembsten päß und stet in Hungern (so aus zu schwachem widerstandt ervolgt) nit wenig anreitzung, hertz und khuenheit machen. Wie dann zu destmererm und aigentlicherm antzeigen solchs seines schedtlichen furnemens er, der turgg, albereit zu Adrinopel aigner personb ankommen und sich mit allerlei preparation und kriegs rustung auf Hungern zum sterckhisten in verfassung geschickt, also das sich gar keines andern zuversehen, dan das er auff yetzt konfftigen früling, so baldt ime immer muglich, gegen unserer cron Hungern sich in den antzug begeben wurdet: So haben dem allem nach gemeine stende vernunfftiglich zuermessen, das nit allein irer kgl. Mt. und derselben christlichen konigreich und lande, sonder so woll des Heiligen Reichs teutscher nation hochdringende, unvermeidtliche notturfft erfordert, sich /234’/ gegen diesen gewaltigen, grausamen vheindt der christenheit, sovil nur menschlich und muglich, auf[s] aller sterckhist anzugreiffen und zu der gegenwhär gefast zumachen, damit er in seinem schedtlichen furnemen nit allein aufgehalten, sonder auch mit hilff und beystandt des almechtigen etwas dapffers und fruchtbars gemeiner christenheit und bevorab irer Mt. betrangten konigreichen und landen, auch dem Heiligen Reich zu trost, nutz und gutem gegen ime gehandlet und außgericht werden möge.
Da die Erblande des Kgs. infolge der gänzlichen Verarmung aufgrund der lang andauernden Türkenabwehr auch zugunsten des Reichs allein nicht mehr in der Lage sind, Widerstand insbesondere gegen einen persönlichen Angriff des Sultans zu leisten und die weitläufigen Grenzen zu sichern, und dan auch gemeiner stende offtermelte bewilligte hilff nach ge- /235/ legenheit des feindts macht und personlichen vorhabenden expedition ettwas zu gering, auch der zeit nach zu kurtz gestelt ist, so ersuchen und vermanen ir kgl. Mt. der churfursten rethe, die erscheinenden fursten, stendt und der abwesenden potschafften abermals gantz fleissig und gnediglich, sie wollen bei inen wol erwegen und zu gemuet furen, was irer kgl. Mt. und iren christlichen beschwerdten konigreichen und landen und nit weniger auch dem Hl. Reich und allen desselben stenden und glidern an rettung Šund erhalttung irer kgl. Mt. noch inhabenden theill der cron Hungern und anderer irer Mt. ortflecken, auch irer Mt. nechst anreinenden landen als dem schilt und vormaur der teutschen nation gelegen sein will und was dagegen auff verlust derselben und, wo der feindt ferrer furbrechen und seinen fuß in die löblich teutsch nation setzen solte, fur unwiderbringlicher schaden, unrath und verderben zugewartten sein wurde, und zu verkommung solchs ubels und unheils, auch in betrachtung des turcken grosse macht und vor augen stehender not und gefarlichkeit den doppleten romzug auff acht monat lang, irer kgl. Mt. vorigen unvermeidtlichen, nottwendigen begern gemeß, one abgang in geldt zureichen und wurcklich zuleisten bewilligen und solchs unverhindert etlicher stende in jungst verlauffnen kriegs handlungen uberstanden scheden gemeiner /235’/ christenheit und inen selbst zu merer befridung und guttem zuthun unbeschwerdt sein. Dan je stercker mann sich gegen diesem vheindt gefast macht und in die gegenwher schickt, je weniger ist sich gefhar, schaden und nachteill zubesorgen. Und mag darzu vermittelt gottlicher gnaden mit getreuem, ernstlichen zusammen setzen, unangesehen dz ir kgl. Mt. mit gemeiner stende und irer Mt. konigreich und lande, auch andern hilffen (wo ir Mt. die gleich erlangten) dannocht bei weittem nit so starck mit kriegsfolckh zu roß und fueß auffkomen, dz sie dem turcken zu seiner personlichen ankunfft an der macht gleich sein wurdet mögen, ettwas erschießlichs und nutzlichs, wie vorgemelt, verricht werden.
Dan ob wol ir kgl. Mt. mit andern christlichen potentaten umb hilff wider diesen der christenheit erbfeindt, den turcken, auch ansuchen und werbung thun lassen wöllen, wie dan bey ettlichen solche werbung zum theill schon beschehen8 und die andern ir Mt. auch furderlich ersuchen zulassen vorhabens sein, so ist sich doch dieser zeit bei den meisten potentaten auff ir hulff nit zuverlassen, angesehen dz sie selbst /236/ dieser zeit mit beschwerlichen kriegen und unruhe beladen sein. Derhalben umb sovill mher die hohe notturfft erheischt, dz sich churfursten, fursten und stende, darauf ir kgl. Mt. ditzmals iren meisten trost setzen mussen, in diesser gemeinen not, die sie auch mit betreffen thut, gegen diesen vheindt zum aller stattlichisten und muglichsten angreiffen und irer Mt. christenliche konigreich und lande und viel thausent unschuldigs christlichs pluets, die sonst zu nit geringer gefhar und verderben an seel, leib und gut in des turcken beschwerlich joch und dienstparkeit genottigt werden mochten, inen, den stenden, selbst so wol als irer kgl. Mt. und dero landen und leuthen zu nutz und guttem erretten und erhalten helffen. So wollen ir kgl. Mt. vorigen irem gethanen erpitten nach nichts weniger umb erlangung willen einer hilff bei den christlichen potentaten an allen fleissigen und muglichen handlungen nichts erwinden lassen.
ŠUnd nachdem von wegen etzlicher ungewissen, verlornen und endtzognen stende des Reichs ein mercklicher abgang und mangel an berurter hilff des dopplten romzugs erscheinet, /236’/ darumbe dan gemeine stende im verschinen 43. jar, als sie auch den doppleten romzug wider den turggen bewilligt, allein von wegen solcher ungewissen und endtzognen stende noch einen vierten theill eins einfachen romzugs angeschlagen haben, damit der doppelt romzug umb sovill desto gewisser und vollkomner geleist werden möge9, so gesinnen und begern ire kgl. Mt. freundtlich und gnediglich, gemeine stende wellen uber ermelten doppleten romzug auch einen viertten theil eins einfachen romzugs, inmassen hievor geschehen, anlegen und bewilligen, damit mer gedachter doppleter romzug umb sovill desto völliger und one abbruch in geldt gereicht und davon auch der hohen empter besoldungen desto stattlicher endtricht werden mögen.
Zudem und dieweill auch gemeine stende berurts 43. jars neben angeregter hilff auch auff die erste drei monat auf rustgelt, gutt schutzen und andere extra ordinari söldt zu jedem monat soldt auf einen reissigen anderthalben gulden und auf einen fußknecht einen halben gulden bewilligt10, und dann jetzo zu bestellung und underhaltung des kriegsfolcks auf rustung, gutte schutzen und /237/ die extra ordinari söldt nicht weniger, sonder ehe mher darlag weder dieselb zeit von nötten ist, in betrachtung, dz die besoldungen seithero vill hoher gestigen, weder sie derselben zeit im brauch und ubung gewest, so wöllen sich ir kgl. Mt. freundtlich und gnediglich versehen, wie dan auch ir kgl. Mt. gemeine stende darumb hiemit gnediglich ersuchen, sie werden unbeschwerdt sein, zu der obgemelten doppleten hilff, nach dem wormbsischen romzugc zureitten, die bestimbten acht monat lang und den vierdten theill eins ainfachen romzugs auff rustgelt, lauffgelt, gutte schutzen und endtrichtung anderer extra ordinari söldt noch eines jeden monats auf ein pferdt anderthalben gulden und auf einen fußknecht einen halben gulden zubewilligen und zuerlegen, damit dz kriegsfolck sovill desto in stattlicher antzall bestelt mög werden, wie es dieses feindts grossen macht halben wol von nötten, und also der abgang, so von der verlornen, auch ungewissen und dem Hl. Reich entzogner stende wegen, dergleichen auch etlicher moderirten und geringerten anschleg halben vor augen, ettwas erstattet werde.
ŠUber das alles setzen die röm. kgl. Mt. in keinen zweiffel, churfursten, fursten und stende /237’/ tragen guts wissen, das mher ernenterd unsers heiligen christlichen glaubens und namens erbfeindt, der turck, durch einnemung und eroberung der furnembsten stett und flecken in Ungern dem Hl. Reich teutscher nation und sonderlich irer Mt. betrangten konigreichen und landen leider dermassen nahendt an die seitten kommen, auch sein macht mit einwurtzung in die cron Hungern also erweitert, dz er in einem jhar darauß nit leichtlich abgetrieben werden mag; und zubesorgen, was er dz erst jhar nit verbringen wurdt mögen, dz er solchs dz ander oder dritt jhar, nachdem er die schweche des christenlichen kriegsfolcks, so gegen ime gehalten wurdet, und also seinen vortheill ersieht, zuverrichten understeen werde. Derwegen die hochtringendt und grosse notturfft erfordert, nit allein im fall seines personlichen antziehens auff dieselb cron Hungern, sonder auch sonst gegen seinen waschen und sansagken11, so jeder zeit ein ansehenlich turggisch kriegsfolck an den grenitzen in iren besatzungen liegen haben und in eill zusammen versamblen mögen, /238/ auch ein statliche kriegsfolckh zu roß und fueß sommer und wintter harlich zuunderhalten, damit den turggen nit allein ire streiffzug, deren sie sich mit mordt, raub, prandt und verherung der christlichen lande, auch hinwegfurung eines theils des christlichen folcks unauffhörlich understehen, gewehret, sonder sie auch von andern irer thattlichen, feindtlichen furnemmen und handlungen gegen irer Mt. und derselben getreuen underthanen, ortflecken und grenitz heusern desto mher und dapfferer abgetrieben und dieselben flecken und schlösser gemeiner christenheit zu guttem errettet werden möchten. Dieweill nun aber in irer kgl. Mt. und mherberurter irer erschöpfften konigreich und lande vermögen auch nit ist, ein solch stattlichs kriegsfolckh beharlich zuerhalten, dz dem turckischen kriegsfolckh jeder zeit starck genug sein und ime im feldt abpruch thun oder doch die noch uberpliebene ortt, peß und grenitzenf vor ime erretten möge, so gesinnen und begern ir kgl. Mt. ferner gantz freundtlich und gnediglich, der /238’/ churfursten rethe, erscheinenden fursten und stende und der abwesenden gesandten wollen in betrachtung dieses geschwinden feindts grossen macht und unaufhorlichen kriegsgirigen gemuets sich einer beharlichen hilff gegen ime auff etlich jhar lang entschliesseng und so ein ansehenliche, christenliche, mitleidenliche hilff zu erhaltung irer Mt. und derselben betrangten christenlichen konigreichen und landen und zu des Hl. Reichs langwirigen sicherheit und befridung bewilligen und leisten, dz vermittelst gottlicher gnaden nit allein dz, so noch uberig, erhalten, sonder auch dz abgetrungen recuperirt und wider erlangt werden möge.
ŠDen Beschluss der Reichsstände, die Soforthilfe mit Geld zu leisten, befürwortet der Kg., da die Hilfe damit effektiver /239/ in dz werck gezogen, in der nehe ein guts, geubts, erfarns und tauglichs kriegsfolckh zu roß und fueß angenommen und in ein gleiche bezalung gebracht, auch die gantz expedition wider diesen feindt, den turcken, hochlich befurdert und solch kriegsfolck mit desto besserm nutz und fruchtbarkeit gepraucht unnd dagegen die zerruttlichkeiten und unordnungen, so (wan man die hilffen an volck geleistet) durch ungleichen an- und abzug, auch zu musterung und bezalung endtstanden, vermitten pleiben. Dabeneben aber wöllen ir kgl. Mt. gemeine stende freundtlich und gnediglich vermant haben, dz sie sich jetzo vergleichen und bewilligen, die versehung zuthun, dz ein jeder sein hilff geldt jederzeit an gutter, grober, gangbarer muntz erlegen solle, angesehen dz irer kgl. Mt. und den stenden durch die klein muntz mercklicher schaden und abgang entsteet und sie weniger nachteill mit erlegung der groben müntz gedulden dörffen, als wen des Reichs zalmeister die klein /239’/ muntz mit schaden in grobe verwechsseln musten. So gesinnen und begern ir kgl. Mt. auch freundtlich und gnediglich, dz gemeine stende jetzo alßbaldt ir sonderbare commissari, nemblich muster- und zalmeister, verordnen, welche das geldt jederzeit bei den bestimpten legstetten erheben, dz kriegsfolck ordenlich mustern und bezalen und also solch hulffen ninderst anderstwohin dan zu diesem christlichen werckh und expedition wider den turcken verwenden.
/239’ f./ Die in der Duplik genannten Erlegungstermine und Legstätten sowie die fiskalischen Prozesse gegen säumige Stände billigt der Kg. im Allgemeinen. /240/ Allein sovil die erlegung der hilff zu dem ersten termin auf Ostern belanget, bedencken ir kgl. Mt., wo dieselb erst in vierzehen tagen nach Ostern, dz ist auf den andern tag Maii, bezalt wurde, dz damit viel gutter zeit verlorn, auch daß kriegsfolck desto langsamer angenommen und in den antzug gebracht werden möchte. Darumb begern ir kgl. Mt. freundtlich und gnediglich, gemeine stende wolten die sachen dahin dirigiern und richten, dz zu gewinnung der zeit und in ansehung, dz an furderlichem antzug und erlangung des vorstreichs gegen dem feindt trefflich vill gelegen, ir ersten halben theill des hilff gelts wo nit ehender, /240’/ doch auffs lengest zu jetzt kommenden Ostern in den obgemeltenh legstetten gewißlich richtig gemacht und damit lenger nicht verzogen werde, auf das solch kriegsfolckh desto schleüniger in den antzug gebracht und bey der gutte gelegene zeit dem feindt umb sovil meri stattlicher abbruch vermittelst gottlicher gnaden gethan werden möge; das auch chamerrichter und beysitzern des ksl. chamergerichts auffgelegt wurde, auf des fiscals proceß gegen den jenigen, so mit erlegung ires geburenden hilff gelts seumig und ungehorsam erschienen, furderliche und unverlengte erkandtnus zethunj.
Š/240’–242/ Die Beschlüsse der Reichsstände zur Belegung der Untertanen mit der Reichssteuer billigt der Kg. Auch will er gemäß deren Bedenken mit der Reichsritterschaft und den Hansestädten wegen einer Beteiligung an der Hilfe verhandeln lassen.
/242/ Bezüglich der Sicherung des Friedens im Reich und der Einbeziehung anderer christlicher Potentaten in die Türkenabwehr erachtet der Kg. solch ir, der stendt, begern vor billich. Ir kgl. Mt. seindt auch zu dem allmechtigen trostlicher zuversicht, er werde sein gottliche gnad verleihen, dz im Hl. Reich nun mher bestendiger fridt gepflantzt und erhalten werde, angesehen dz jungstlich auf dem augspurgischen Reichs tag nit allein der gemein landtfriden in prophan sachen erneuertk und desselben execution und handthabung halber gutte ordnung auffgericht, sonder auch in der religion ein bestendiger, beharlicher, unbedingter, fur und fur ewig werender fridt auffgericht und beschlossen worden; dardurch dan dz ksl. chamergericht auch seine gestracke leuff desto stattlicher haben wurdet mögen. So stehen ir Mt. jetzo, wie inen bewust, zuforderst von wegen christlicher vergleichung der strittigen religion12 und dan auch der irrung und zwispalt halben zwischen den frenckischen veraindten stenden und den marggraven zu Brandenburg13, dergleichen von wegen der lifflendischen kriegs ubung14 /242’/ auch in embssiger handlung; des versehens, es sollen nit allein die spaltig religion schirist zu christlicher ainigkaitl und vergleichung gepracht, sonder auch die andern jetzt berurten zwitrachten und strittigkeiten fridtlich und guttlich vertragen werden. Was dan ir kgl. Mt. darin und sonst in all andere weg zu pflantzung und erhaltung langwiriges friedens, ruhe und einigkeit und zu auffnemen und wollfart des Hl. Reichs teutscher nation rathen, helffen und furdern konnen und mögen, deß sein ir kgl. Mt. wie bißher mit allem vatterlichen, gnedigen und begirlichen willen und fleiß getreulich zuthun und an ir gar keinen mangell erscheinen zulassen freundtlich und gnediglich urputtig und geneigt. Ir kgl. Mt. sein auch bedacht, bey andern potentaten der christenheit, wie vor auch gemeldet, umb hilff wider den turcken alles fleiß werben zulassen. Wie dann ire Mt. /243/ bey etlichen derwegen schon in handlung stehen15.
Zur Bitte der Reichsstände, das Feldoberstenamt persönlich zu übernehmen, erklärt der Kg., dz ir kgl. Mt. gantz wol geneigt seien, wofer sie sich anderst mit irer christlichen hilff irer kgl. Mt. nottwendigen und unvermeidtlichen begern gemeß angreiffen und damit zu irer Mt. getreulich, wie sie sich zu inen endtlich versehen, setzen wöllen, sich aigner koniglichen person in das veldt wider diessen allgemeinen feindt der christenheit zubegeben und das kriegs wesen selbst zudirigiren und zufuren, auch einen oder zwen irer Mt. geliebten söne Šzu sich zuziehen oder auff den fall, dha ir Mt. je ettwo aus leib schwacheit oder andern mercklichen ehafften /243’/ verhinderungen selbst personlich nit ziehen mochte, doch an ire statt derselben geliebten bede eltere söne16 und, wo dieselben nit samentlich ziehen möchten, alßdan irer Mt. geliebten son, konig Maximilian zu Behaim, und im fall, dha seine Lieb leib schwacheit halber daran verhindert wurde, zum wenigsten irer Mt. geliebten sun, ertzhertzog Ferdinanden zu Osterreich, ins feldt zuschicken und berurtes kriegs wesens zubefelhen. Demnach wollen ir kgl. Mt. der stende und der abwesenden podtschafften ferrer bedencken von wegen dieses puncten und seiner nottwendigen umbstendt und anheng irem erbitten nach freundtlich und gnediglich gewertig sein und sich volgents daruber der notturfft nach weiter resolvirn und mit inen vergleichen.
/243’ f./ Zur Bitte, seinen und den Beitrag seiner Erblande zur Türkenabwehr darzulegen, erklärt der Kg.: Er ist seit seinem Regierungsantritt nunmehr 30 Jahre lang mit Kriegen und diesbezüglichen Ausgaben zum höchsten belastet und hat schon zuvor Kg. Ludwig von Ungarn wiederholt /244/ ansehenliche hilff geleistet, alles allein darumb, damit die cron Hungern als ein vormaur gemeiner christenheit und bevorab des Hl. Reichs teutscher nation vor dem turcken errettet und in der christenheit gewaltsam erhalten hett werden mögen. Darumb dan ir kgl. Mt. an iren chammer guttern und dann auch ire getreue konigreich und lande an irem vermögen zum hochsten erseigert und erschöpfft. Und zu dem allem ir kgl. Mt. an den confinen, welche seher weitschweiffich und sich in die anderthalb hundert meill wegs erstrecken, auch allenthalben in den besatzungen und orttflecken /244’/ gegen dem turcken nahent bis in zwantzig thausent mann zu bewarung derselben confinen und orttheuser one frembde hilff ettlich jar hero underhalten mussen und noch jerlich mit bemelter irer Mt. konigreich und lande getreuen eusseristen darthun und hilffen erhalten, darauff irer kgl. Mt. biß in ein million goldts jerlich aufflauffen thut. Dergleichen, dz auch irer Mt. getreuen landt leuth und underthanen von grafen, hern und ritterschafft in derselben konigreichen und erblanden sich im fall, dha ir Mt. oder derselben geliebte söne einer oder mer personlich sich in dz feldt begibt, auch irem eussersten vermögen nach zu roß und fueß gefast und gerust machen und in eignen personen mit ziehen17. Und sonderlich auch die hungerischen landt leuth, so noch in irer Mt. gehorsam seien, mit sovill geringer pferden, als inen immer muglich sein wurdt, auch personlich sich ins feldt begeben und zu irer Mt. und iren geliebten sönen als iren hern und landts fursten treulich zusetzen. Nichts weniger aber und uber das alles sein ir kgl. Mt. vätterlich und gnediglich urbittig, zu diessem christlichen werck /245/ und expedition dz nottwendig geschütz sambt seiner zugehorigen artilerei, munition Šund schiffprucken, dergleichen auch die armada und schiffung auff der Thonau, mit deren ir Mt. schon gefast, die man auch gegen dem vheindt nit entberen kan, und darzu dz profandt wesen und die nottwendigen kundtschafften, daran als nit den wenigisten kriegs stucken auch seher vil gelegen, zu underhalten und in solchen allem nottwendige fursehung zuthun, auch andere nottwendige extra ordinari außgaben zuverrichten. Auff welchs alles ir kgl. Mt. dan auch ein grosse antzall personen haben und einen unsechlichen grossen costen und mercklichen sumen geldts auffwenden werden mussen; der freundtlichen und gnedigen zuversicht, gemeine stende werden mit solchen irer Mt. und derselben getreuen konigreichen und landen hohen und eussersten darthun und hilff guttwillig ersettigt und zufriden sein.
/245 f./ Die Bitte, die in Österreich begüterten Reichsstände nicht doppelt mit Steuer zu belegen, wurde bereits auf früheren RTT vorgebracht18 . /245’/ Ir kgl. Mt. haben aber dasselb dermassen abgeleint und außfurliche bericht gethon, was gestalt sie mit gedachten irer Mt. landen irer darin gelegnen gutter halben verwandt und landt leuth seien, sich auch derselben schutz und schirmbs gebrauchen und recht zunemmen und zugeben von altters her schuldig gewesen und noch seien, das sich ir kgl. Mt. billich versehen sollen, sie wurden derwegen ferner kein anregung gethon haben. Und dieweill dan ir kgl. Mt. deren ertz- und bischoffen underthanen und gutter, in irer Mt. erblanden gelegen, rechter, warer erbher und landtsfurst und dieselben so woll als andere irer Mt. underthanen dem /246/ turggen zum negsten gesessen seien und vor ime von irer kgl. Mt. geschutzt und errettet werden, so sein ir kgl. Mt. der gnedigen zuversicht, bemelte ertz- und bischoffen, so in irer Mt. landen begutet sein, werden bei irer Mt. landtschafften zu keiner zerruttung ursach geben, sonder sich also mitleidenlich und guttwillig erweisen, wie solchs die billicheit und notturfft erfordert und sie von alter hero auch gethon haben, inen auch als geistlichen fursten zu erhaltung unsers heiligen christlichen glaubens und religion, auch rettung landt und leuth zuthun zustehet und geburt.
/246 f./ Nochmalige Bitte und Ermahnung des Kgs. an die Reichsstände, sie wollten in Anbetracht der höchsten Gefahr für die gesamte Christenheit wegen des geplanten Feldzugs des Sultans /246’/ hievor und jetzt erzelte ursachen zu hertzen furen und sich mit bewilligung und leistung obbegerter hilff des doppleten romzugs auff acht monat lang und virtten theill eins einfachen romzugs, dergleichen auch auff rust- und lauffgelt, gutte schutzen und endtrichtung anderer extra ordinari söldt noch jedes monat auf ein pferdt anderthalben gulden und auf einen fueßknecht ein halben gulden, als vor gemelt, zureichen, und dann auch mit continuierung einer harrigen hilff wider diesen feindt dermassen erzeigen und in ansehung kurtze der zeit und des feindts gewaltigen zunehung19 die sachen also schleünig befürdern, wie es nit allein irer Mt. und irer beschwerdten Škonigreich und lande eusseriste, sonder auch des Hl. Reichs teutscher nation und gemeiner christenheit selbst aigene unvermeidtliche hohe notturfft erheischt. Daran werden sie dem allmechtigen ein angenembs, irer Mt. wolgefelligs, dancknemigs und unserm geliebten vatterlandt, der teutschen nation, ein hoch nutzlichs gutt werck erzeigen, welchs vermittelt gottlicher gnaden vill thausent christenlichen menschen /247/ zu trost, erledigung aus irer gefar, nutz und allem gutten gereichen wurdet, und ir kgl. Mt. gegen churfursten, fursten und gemeinenm stenden in aller freundtschafft und gnaden zuerkennen und zubedencken unvergessen sein wöllen.
« Nr. 438 Quadruplik der Reichsstände zum 2. HA (Türkenhilfe) »
Beharren der Mehrheit des KR auf der Bewilligung von nur zwölf Römermonaten. Bewilligung von 16 Römermonaten durch die Minderheit des KR und durch FR. Ablehnung der vom Kg. geforderten Zusatzleistungen. Nach Möglichkeit Erlegung in Kurantmünzen. Beharren auf dem nicht modifizierten ersten Erlegungstermin. Übernahme des Feldoberstenamtes durch den Kg. Verordnung von Musterherren, Kriegsräten und Pfennigmeistern. Maßnahmen gegen überteuerten Proviant und überhöhte Besoldungen. Beitrag des Kgs. zur Türkenabwehr. Bitte um zusätzliche Bestallung leichter Reiterei. Sicherung des inneren Friedens im Reich. Maßnahmen gegen unrechtmäßige Musterungen. Einbeziehung auswärtiger Potentaten in die Türkenabwehr. Keine Beratungen zur beharrlichen Hilfe noch auf dem RT. Bedenken des FR: Verbindliche Festlegung künftiger Verhandlungen mittels einer Klausel im RAb. Keine Doppelbesteuerung der in Österreich begüterten Reichsstände.
Im RR verlesen und gebilligt sowie dem Kg. übergeben am 5. 2. 15571. Von den Reichsständen kopiert am 6. 2.
HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 210–214’ (Kop. 2) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 164–172 (Kop. Überschr.: Gemeiner stende dritt bedenckhen uber den articul der thurckhenhilff. [Nr.] 18. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 6. Februarii 1557.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 182–188’ (Kop. Dorsv.: Der röm. kgl. Mt. den 5. Februarii ubergeben.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 292–299 (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 203–211’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. C, fol. 87–94 (Kop.). Knapp referiert bei Loserth, Innerösterreich, 59 f.; Laubach, Ferdinand I., 184.
/210/ Die Reichsstände haben die weitere Resolution des Kgs. zum 2. HA (Türkenhilfe)3 beraten. Zum Ersuchen, über das Angebot der sechs doppelten Römermonate hinaus Šinsgesamt acht doppelte Römermonate, einen weiteren ¼ Romzug sowie Rüst- und andere außerordentliche Gelder zu bewilligen, erklären sie: Obwohl in betrachtung des türggen grosser macht wol zuerachten, dz die kgl. Mt. solich weiter begern zuthun beweglich verursacht, und gleichwol der churfursten räthe, erscheinende fursten, stennd, pottschafften und gesannten des aller unnderthenigisten willen, ir Mt. ain ainmiettig verner antwort hiruber gehorsamlich anzubringen, so kunden doch der merer thail der churfursten räthe, als die auf solich anlanngen mit nottwenndigen bevelhen nit versehen, sich hiriber [!] nit einlassen. Demnach lanngt an die römisch kgl. Mt. derselbigen aller unnderthenigist gehorsam bitt, ir kgl. Mt. wellen /210’/ in erwegung aller gelegenhait jetziger zeit und lauf, auch dz die stennd und unnderthonen wissenlich unnd hochlich beschwardt, die 6 monatlich hievor angebotne getoppelte hilff genedigclich annemen und, wie jetzund die sachen geschaffen, es bei solicher sechs monat doppelter hilff aus vatterlichem gemüett bewennden lassen.
Aber etlicher churfursten räthe, die erscheinennde fursten, stennd unnd der abwesennden pottschafften und gesanndten ermessen aus den ursachen, in der kgl. Mt. resolution angezogen, und sonnst, das gegen disem veinth zu schutz und schirm der anrainenden christlichen lannde und erhaltung der granitzen aines stattlichen, ansehenlichen kriegßvolckhs wol noth. Wiewol sie nun bei sich auch erwegen, wellicher massen die gemaine stende des Reichs diser zeit beschwert, ire cammerguetter und einkhomen ersaigert und die unnderthonen durch erlitne krieg, uber- und durchzüg, auch sonnst in andere weeg beschedigt, dz an beden orthen, den cammerguettern oder ordenlichen gefellen und bei den unnderthonen, wenig zufinden, so bedennckhen sie doch, dieweil die stennd, reth, potschafften und gesanndten der hilff laistung in gemain ainig, es sollte dieselbig dergestallt zuerstreckhen sein, dz sie ettwas ersprieslich. Demnach so bewilligen sie auf der kgl. Mt. allergnedigist anlanngen und gesinnen nach aines jeden stannds anschlegen die 8 monatlich hilff gedoppelt. Danebena aber lanngt auch an die kgl. Mt. b–ir underthenigist gehorsam pitt, ir Mt. –b welle damit genedigclich zufriden sein, sich daran aus vatterlichem gemiet beniegen und den verner begerten viertl thail aines ainfachen romzugs, /211/ auch den uberschus auf ain raisigen anderhalben und auf ain fueskhnecht ain halben gulden genedigclich sinckhen und fallen lassen und in dem nottwendig aus hocherleichten verstannd bei sich erwegen, dz gegenwirdiger zeit churfursten, fursten und stennd nit one sonndern nachthail, schaden und verderblicher betranngnus der erahrmeten unnderthonen nit wol ain hehers oder merers auf sich nemen, auch nit wol erschwingen oder erlangen megen.
Einvernehmen, die Hilfe mit Geld zu leisten und dabei gemäß der kgl. Ermahnung die versehung zuthun, dz ain yeder sein hilff gelt an guetter, grober und ganngbarer gulden und silberen müntz von den hechstenc bis auf die wenigern, Šim Heiligen Reich gemaingclich und durchaus ganng und gebd, von wegen in der kgl. Mt. e resolution vermelden ursachen erlegenn soll.
/211 f./ Bezüglich der Erlegungstermine bitten die Reichsstände den Kg., es bei dem in der Duplik genannten Termin bis 14 Tage nach Ostern als erstem Zahlungsziel bewenden zu lassen, da /211’/ gegenwirdiger reichstag noch nit zu ennd gelanngt, sich noch etwas verweillen und Ostern noch neher, vor dem der abschid verfertigt, herbei rucken mag, aber etliche stennd annderst nit, dann in crafft aines Reichs abschids ire unnderthonen zu ainem solichen belegen megen. Derwegen f–das erst zil vasst kurtz fallen wurdt. Derhalben–f es wol nottig, benennte termin vil mer zuerstreckhen dan zubekürtzen.
Einvernehmen hinsichtlich der fiskalischen Prozesse gegen Säumige, der Umlegung der Steuer auf die Untertanen und der Einbeziehung der Reichsritterschaft und der Hansestädte.
Die Reichsstände danken für das Angebot des Kgs., das Feldoberstenamt persönlich zu übernehmen. Sein es muglichs vleis umb ir Mt. zuverdiennen urbittig; der underthenigistenn zuversicht, ir Mt. werden solichem genedigisten fürnemen mit vleis nachsetzen. Derhalben auch der tröstlichen hoffnung, Gott der allmechtig werd ir Mt. in ainem solichen vatterlichen, christlichen fürsatz /212/ zu schutz unnd schirm der betrangten cristen alle wolfart, gelückh und sigg miltigclich verleichen unnd mitthailen.
Zur Forderung des Kgs., Musterherren und Zahlmeister für die Entnahme des Geldes aus den Legstätten und die Musterung der Söldner zu verordnen, haben sie beschlossen, dz von wegen aller stennd des Reichs als den churfursten drei, der stennd des fursten raths vier und der frei- und reichstett ain person zu muster herrn und kriegs rätthenh, bede ambter samentlich zuvertretten, genannt und gegeben; unnd danni zwehn zal- oder pfennig maister, so graven oder herren oder sonst erlich personnen, im Reich teutscher nation dermassen begüetet gesessen, des wesens, ansehens und also herkhomen, dz auf sie ain guet vertrauen zusetzen, denen auch ain solich werckh wol zubefellen, geordnet und bestellt werden, die auch mit nottwendigen instructionen ires thunsj und lassens zuversehen.
/212’/ Unnd ermessen hiebei gemaine stennde, räthe unnd gesanndten, dieweil in kriegs hanndlungen die täglich erfarnus mit sich brinngt, dz in der profianndt allerhannd aigen nutzigkait geüebt und zu verkauffk vorthailiger gewin gesuecht, auch zwischen den obristen und kriegsleüthen in den bestallungen allerhannd nachtailige unordnungen sich eraigen, wo dann in disem nit gebürŠliche, zeitige fürsehung geschehen, wol beschwerlicher schade und gefarligkait daraus ervolgen mecht, dz derwegen in disem soliche fürsichtige annstellung zuthun, damit dz kriegß volckh umb zimlichen, treglichen kauf notwenndige profiannt bekhomen haben und dabei sich betragen mecht und daneben die unrichtigkaiten und unordnungen in berürten bestallungen abgeschafft wurden. Darzu dann obbemelte musterherrn unnd kriegs räthe neben andern, der kgl. Mt. zu disem werckh bestellten, guete ordnungen aufzurichten und fürzunemen bevelch und gewald haben sollen, mit irem verwissen, rath und zuthun soliche ding zuversehen.
Die Reichsstände danken dem Kg. für die Darlegung seines und seiner Erblande Beitrag zur Türkenabwehr. Sie zweifeln nicht, es werde der Erklärung des Kgs. mit vleis nachgesetzt. Unnd dieweil dann disem veind vil mer abbruch durch /213/ raisig volkh zu roß dan kriegs leüth zu fues beschehen mag, so seind die stennd, reth, potschafften und gesanndten der aller unnderthenigisten zuversicht, die kgl. Mt. werde mit irer Mt. künigreich unnd lannden auf ain statliche anzall leichter pferdt auf irer Mt. costen sich gefasst machen und gegen disem veind zugebrauchen ins veld bringen.
Die Reichsstände erwarten, dass der Kg. über die Erneuerung des Landfriedens mit der Verabschiedung der EO und die Aufrichtung des beständigen, ewig währenden Religionsfriedens hinaus seinem Erbieten nach4 alles, was zu pflanntzung und erhaltungl lanngwirigs fridenns, rue, ainigkait, zu aufnemen und wolfard des Heiligen Reichs teütscher nation imer diennlich sein mag, genedigclich befürdern, auch jeder zeit ain soliches allergnedigist, getreulich vatterlich nachdennckhen haben und die versehung thun, damit zwischen den stenden innerlichm krieg und tatlich hanndlungen vermitten bleiben, menigclich bei recht gelassen, dardurch sichn die stennde und underthonen des hailsamen fridens sicherlich unnd würckhlich zubetrösten und zuerfreien.
/213’/ Unnd nachdem die unnderthonen hin unnd wider zu solicher cristlicher hilff anzusprechen und mit einzuziehen, sie auch one dz, ob gleich dise hilff nit zulaisten, billich bei gemainer sicherhait und friden gehandhabto werden und des iren vor gewald habig sein sollen, so ervordert auch die hohe notturfft, diese vorsehung zuthun, damit sie neben den innerlichen kriegen, durch- und uberziehen auch der muster pletz, so bisher unnd noch auf der churfursten, fursten unnd stennd unnderthonen gelegt worden und werden, enthaben bleiben und enndlich dahin gedacht werde, dz derhalben von auslendischen und auch Šden reichstenden kainer uber und wider des Reichs constitutionen, abschidt und satzungen, wie vorp aufgericht, beschwerd werde.
Bezüglich der zugesagten Verhandlungen mit fremden Potentaten wegen der Beteiligung an der Türkenabwehr sind die Reichsstände der guetten zuversicht, ir Mt. werden solichem irem erbietten embsigclich anhanngen und aus hocherleichtem verstannd auf die weg bedacht sein, wie es dann hochlich von nöthen, dardurch lestlich mer gedachte potentaten zu berürter mitleidenlicher hilff, disem uberlestigen veind sovil mer statlichen widerstannd zuthun, bewegt werden.
/214/ Was die Bitte des Kgs. um eine beharrliche Hilfe betrifft, wären die Reichsstände wol genaigt, soliches anlanngen gegenwürdiger zeit auch in beratschlagung zuziehen. Es befind sich aber, dz der merer thail der churfursten rethe mit bevelhen uber ain solichen, von neuem fürbrachten dreflichen, hochwichtigen articl nit versehen, dz auch jetzmals nottwenndige bevelch, darauf schliesliche zuhanndlen, beschwerlichen zuerlanngen. Derhalben sie sich in diseq beratschlagung nit einlassen megen; unnderthenigclich, gehorsamlich und vleissig bittend, ir Mt. geruhen, sie deswegen genedigclich endschuldigt zu hallten.
Die Stände des FR erklären dazu, dz gleichwol auf jetztwerennden reichstag beschwerlich die weg zufinden, dardurch soliche beharrliche hilff schliesslich anzustellen, in erwegung, dz der sachen wol diennstlich, vor dem dise beratschlagung an die hannd genomen, ain verstandt zuhaben, weß sich die kgl. Mt., auch churfursten, fursten und stend zu andern pottentatten der christenhait zu getrosten. Aber gleichwol erwegen sie, dz dannoch diser articl in bedacht zunemen, in gegenwertigs reichstags künfftigen /214’/ abschid zubrinngen und zu erster gemainer stennd oder deren bevelhaber beikhonnfft davon mit notwenndiger verfassungr hanndlung und beratschlagung zupflegen sein solt.
Bezüglich der Erklärung des Kgs. zur Doppelbesteuerung der in Österreich begüterten Reichsstände erinnern die Gesandten daran, dz auf vorigen reichstegen, als zu Nürnberg im 22., auch hernach im 26. und 29. zu Speir und dann im 30. zu Augspurg, auch zu Bassau im 37., fürter zu Regenspurg im 41., aber sonderlich zu Speir im 44. jar5 durch die ksl. und kgl. Mt. sambt gemainen stennden Šdes Reichs solicher doppelter anlag halben, wie es damit zuhallten, disponirt, geordnet und versehen. Derwegen es nit unbillich zu erachten, dz es bei denselbigen Reichs abschiden bleiben und gelassen werden sollt. Demnach machen sys inen wenig zweifl, die kgl. Mt. werde ganntz gnedigclich und vetterlich, was hievor verabschidt und diser sachen halben der ksl., irer kgl. Mt., auch gemainen stenden fürbracht, aller gnst. zu gemiet fiern und sich daruber aller gnst. gegen disen stennden der doppelten anlag erweisen.
Schlussformelt.
« Nr. 439 Quintuplik des Königs zum 2. HA (Türkenhilfe) »
Annahme der mehrheitlich bewilligten 16 Römermonate. Aufforderung der Mehrheit des KR zum Anschluss an diese Bewilligung. Verzicht auf die Ausgleichszahlung für unsichere oder eximierte Stände und auf andere Zusatzforderungen, dafür Sicherstellung der Steuerleistung für eximierte Stände, Kumulierung der Steuer und flexibler Einsatz je nach Bedarf. Verzicht auf Vorverlegung des ersten Zahltermins, aber Sicherstellung der pünktlichen Erlegung. Antizipierung von Geld durch die Pfennigmeister. Besoldung der Musterherren und Kriegsräte durch die Reichsstände. Prüfung ihrer Instruktion durch den Kg. Baldige Benennung der Kriegsräte und Musterherren sowie Erstellung ihrer Instruktionen. Maßnahmen gegen überteuerten Proviant und überhöhte Besoldungen. Wahrung des Friedens im Reich. Weitgehende Unabdingbarkeit von Musterungen im Reich. Erneute Forderung einer beharrlichen Hilfe noch auf dem RT. Rechtmäßige Einbeziehung der in Österreich begüterten Reichsstände in die dortigen Steuern.
Den Reichsständen übergeben am 9. 2. 15571. Von diesen kopiert am 10. 2.
Š HHStA Wien, MEA RTA 43/II, fol. 364–370’ (Kop. Dorsv.: Kgl. Mt. resolution uff der stendt dritt bedencken in puncto, die turggen hilff betreffent.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 174–184’ (Kop. Überschr.: Der kgl. Mt. dritte resolution in causa der turcken hilff. [Nr.] 19. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 10. Februarii 1557.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 189–196’ (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 368–378 (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 258–269’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. C, fol. 95–97’ (Kop.). Knapp referiert bei Laubach, Ferdinand I., 184 f.
/364 f./ Kg. hat aus der dritten Resolution der Reichsstände zur Türkenhilfe (2. HA) vernommen, dass die Mehrheit des KR auf der Bewilligung von nur sechs doppelten Römermonaten beharrt, während die übrigen kfl. Gesandten sowie alle anderen Reichsstände die erbetenen acht doppelten Römermonate zusagen, die darüber hinausgehenden Forderungen aber ablehnen.
Kg. verweist dazu nochmals auf seine Ausführungen zur Dringlichkeit der Unterstützung wegen des erwarteten türkischen Feldzugs unter der persönlichen Leitung des Sultans, /364’/ derwegen wol nott were, das ir kgl. Mt. auff jungst gethanem irem begern verharrte2. Aber wie dem /365/ und dieweill ir kgl. Mt. befinden, das den stenden solchs dieser zeit also zubewilligen auß den ußgefurten ursachen bedencklich sein will, und aber je die zeit so nachenndt an der handt, das dieser hilff halben lengerer verzugk one sondern nachteill und schaden nit gestattet werden mag, so wollen ir kgl. Mt. in namen des almechtigen mit ettlicher churfursten rhete, auch erscheynenden fursten und stende und der abwesenden pottschafften beschehenen bewilligung der acht monatlichen hulff des gedopleten rombtzugs freundtlich und genedigklich zufrieden sein. Und ist demnach irer kgl. Mt. gantz vleissigs und genedigs vermanen und beger, der merer theill der churfursten rhete, so nochmaln uff voriger sechs monatlichen bewilligung berueen, wollen in betrachtung voriger, stattlich außgefurter, begrundter und jetzt zum theill vermeldter ursachen und sonderlich in ansehung des erbfeindts der christenheit grossen macht sich irer hulffen halben mit der andern churfursten rheten, den erscheynenden fursten, stenden und der abwesennden potschafften vergleichen unnd neben inen den begerten dopleten rombzug auf acht monat lang in gellt zureichen und zuleisten unbeschwerdt sein.
/365 f./ Obwohl die bedrängte Lage der Erblande und des Reichs erfordert hätte, dass als Ausgleich für den Steuerverlust aufgrund ungewisser, entzogener und eximierter Reichsstände der geforderte ¼ Romzug und daneben der Zusatzbetrag für An- und Abzugsgeld sowie Übersold bewilligt worden wären, so wie dies 1543 der Fall war3 , muss der Kg. aufgrund der Ablehnung durch die Reichsstände darauf verzichten. Er fordert aber, /365’/ gemeine stende wollen in erwegung obberurts grossen abgangs und mangells an der hulff diese verfugung thun, damit die außgetzogenen stende ir gepurende anlag in diese turggen hilff selbst erlegen oder die chur- und fursten, so sie ußgezogen, dieselben an irer statt enndtrichten und betzalen, wie Šdan /366/ hievor auch gescheen ist; dergleichen auch irer Mt. heimbstellen, das ir Mt. nach gestallt und gelegenheit des vheindts macht und handlung, auch furfallender noth, die acht monatlich bewilligung in sechs monat eintziehen und also die ubrigen zwei monat eintheilen und ein desto merere antzall kriegs volcks annemen und solche sechs monat lang unnderhallten moge; dartzu auch bewilligen, das ir kgl. Mt. mit rhat und guttbeduncken der kriegs rhete ein merere antzall pferdt und umb so vill desto weniger fuß volck auß solcher hulff bestellen und hallten moge, und dan auch nach gelegenheit der zeit und gestallt des veindts macht und ertzeigen die gegenwher defensive oder offensive an die handt zunemen, wie ir Mt. und die kriegs rhete sollichs alles gemeinem kriegs wesen am nutzigisten und pesten sein erachten werden.
/366 f./ Einvernehmen, die Steuer an Geld und in gangbaren Großmünzen zu erlegen.
Bezüglich der Erlegungstermine beharren die Reichsstände auf dem nicht modifizierten ersten Termin spätestens 14 Tage nach Ostern. Kg. wiederholt zwar die Notwendigkeit, den ersten Teil der Steuer eher auszuzahlen, belässt es aber beim Beschluss der Stände und ermahnt sie, /366’/ sie wollen diese fleissige versehung und verfugung thun, damit uff solche benente ziell die hulff in gellt gewißlich in den benenten legstetten richtig gemacht werde; dartzu auch iren pfenning- oder zallmeistern befelch und gewallt geben, im fall der notturfft und dha ein kriegs volck vor dem ersten termin antzunemen von nöten were, wie dan nit wol umbgangen kan werden, uff betzalung desselben und dan auch hernach, so offt es die notturfft erheischt, jederzeit ein summa gellts uffzupringen und zu antecipirn, inmassen zuvor in gleichen fellen auch bescheen, damit dem vheindt so vill muglich desto zeittlicher abbruch gethon werden muge.
/366’ f./ Einvernehmen zum Vorgehen gegen Säumige, zur Umlegung der Steuer auf die Untertanen sowie zur Einbeziehung der Reichsritterschaft und der Hansestädte.
Kg. billigt die Verordnung der Reichsstände für Musterherren, Kriegsräte und Pfennigmeister sowie deren Instruierung4 , er bittet aber, sie /367/ wollten in betrachtung, das sonst, wie hievor erzellt, ein grosser mangell und abgang an dem bewilligten dopleten romzugk der ungewissen, enndtzognen und verlornen stendt und anders halben erscheinen wurdet, die underhalltung solcher kriegs reht und muster meister ausser dieser bewilligten hulff guttwillig uber sich nemen; dergleichen das sie, die stende, irer kgl. Mt. die bemelten instructionen nach bescheener verfassung5 zuersehen zustellen, damit ir kgl. Mt., wo es die notturfft erfordert, inen daruber ir bedencken auch antzeigen und deßhalben gepurende vergleichung erfolgen muge. Aber der zweier zallmeister besoldung und underhalltung halben sein ir kgl. Mt. gnediglich zufriden, das dieselb von dem bewilligten hulff gellt beschee.
ŠIrer kgl. Mt. freuntlichs und gnedigs gesynnen und beger ist auch, das sie die kriegs rhete, muster- und zallmeister jetzt als paldt furnemen und dieselben irer kgl. Mt. auch nambhafft /367’/ machen und mit uffrichtung der instruction die sachen so vill immer moglich furdern, damit ir Mt. mit inen umb so vill desto ehender, was die kriegs notturfften und bewerbung antrifft, handlen muge; wie dan die eusserist notturfft erfordert, das damit kein stundt noch tag mer verfeyrt werde.
Was weitter die durch gemeine stende angetzogene aigennutzigkeit in der profiandt, dergleichen die nachteiligen unordnungen in der obristen und kriegs leuth bestallungen berurt etc.: Wissen ir kgl. Mt. sich nit zuerinnern, das in iren profiandt handlungen eyniche aigennutzigkeit oder ubersetzung gepraucht worden, dan ir Mt. derselben allwegen mer schaden als nutz empfangen. Irer kgl. Mt. ist auch nit zuwider, das der stende guttbeduncken nach obgedachten kriegsrethen und muster meistern neben andern, so ir Mt. auch darzu verordnen wollen, befelch und gewallt gegeben werde, solche gute ordnung uffzurichten und furtzunemen, damit das kriegs volck umb zimblichen, traglichen kauff nottwenndige profiandt bekomen moge und daneben die unrichtigkeiten in bemellten bestallungen abgeschafft werden.
Bezüglich der Bitte der Reichsstände, der Kg. möge auf eigene Kosten leichte Reiterei als wirksame Waffe aufbieten, wollen ir kgl. Mt. vatterlich und gnediglich bedacht sein und an irem und irer konigreich und lande eusseristem vermogen nichts erwinden lassen.
Es sein auch ir röm. kgl. Mt. auf der stende abermals bescheen /368/ vermanen und vorigem irer Mt. erpieten nach gantz vatterlich und genedigklich geneigt und begirig, alles, was zu pflantzung und erhalltung friedens, rhue und eynigkeit, zu uffnemen und wolfart des Hl.a Reichs teutscher nation und zu abwenndung aller innerlichen krieg und thattlichen handlungen immer dinstlich sein mag, mit getreuem und genedigem vleis zubefurdern, in massen ir kgl. Mt. bishero, wie sich die stende selbst wissen zuerinnern, deßhalben an irer embsigen bemuhung und arbeit nichts erwinden haben lassen.
Bitte der Reichsstände, sie künftig mit Musterungen in ihren Territorien zu verschonen: Die Reichsstände haben zuermessen, das solche musterpletz irer Mt. landen und underthanen so beschwerlich fallen, als sie indert einem andern standt sein mogen, dan dieselben irer Mt. landtschafften und underthanen vast allweg darunter den grosten schaden leiden mussen. Ir Mt. wollen aber vatterlich und genedigklich bedacht sein, damit die stende und ire underthanen mit solchen musterpletzen so vill moglich unbeschwerdt gelassen werden.
/368 f./ Kg. bestätigt die vorherige Zusage, sich um die Beteiligung anderer Potentaten an der Türkenabwehr zu bemühen.
/368’/ Bitte um eine beharrliche Hilfe: Kg. hat vernommen, dass die Mehrheit des KR Beratungen mangels Weisungen ablehnt, während FR die Erklärungen der Šauswärtigen Potentaten zur Beteiligung an der Türkenabwehr abwarten und mittels einer Klausel im RAb künftige Verhandlungen zur beharrlichen Hilfe festschreiben will. Kg. bedauert, dass auf dem RT keine beharrliche Hilfe bewilligt werden soll. Dieweill dan ir kgl. Mt. nochmaln bei ir fur ein hohe, unvermeidliche notturfft erachten, /369/ das gegen diesem geschwinden, listigen vheindt nit allein uf den fall seiner personlichen antzug, sonder auch zu desto pesserer verhuttung seiner bascha und sansagkhen immerwerenden streiffzug, errettung des christlichen pluts und desto stattlicherb beschutzung und erhalltung irer kgl. Mt. noch inhabenden granitz fleckhen und schlosser, daran nit allein irer kgl. Mt. und derselben konigreichen und landen, sonder auch gemeiner christenheit und bevorab dem Hl. Reich teutscher nation zum hochsten gelegen, ain ansehenlich christlich kriegs volck zu roß und fuß, wie ir Mt. gemeinen stenden hievor auch vermelden lassen6, summer und winter underhallten und versoldet und mit demselben seinem gewaltthattlichem furnemen jederzeit umb so vill ernstlicher begegnet werde, und aber in irer kgl. Mt. und bemelter irer erschopfften konigreich und lande vermogen je nit ist, ein sollich stattlich kriegs hör beharlich zuerhallten, das dem turggischen kriegs volck jederzeit starck gnug sein, ime im veldt abbruch thun oder doch die noch uberpliebenen ortt päß vor seinen gewaltigen uberzugen und belegerungen allenthalben an so vill weitschweiffigen granitzen erretten muge, so haben ir kgl. Mt. nit unnderlassen sollen noch konnden, gemeine stende solcher harrigen hulff halben abermaln alles vleis zuersuchen und zuvermanen; nochmaln gantz freuntlich und gnediglich gesinnendt und begerendt, der merer theill der churfursten rethe, so irem antzeigen nach dieses puncten halben von iren herrn mit befelch und gewallt nit versehen, wollen sich derselben noch uffs ehist, wie sie leicht thun mogen, erholen und als dan sich sampt den andern stenden und der abwesenden potschafften in erwegung jetziger und hievoriger inen erzellter ursachen nit allein irer kgl. Mt. betrangten konigreichen und lannden /369’/ zu trost und derselben ende gesessenen armen christlichen volckh zu merer rettung, sonder auch inen, den stenden, selbst zu pesserer befriedung und gutem einer harrigen hulff uff ettlich jar lang wider diesen algemeinen feindt vorbegerter massen enndtschliessen, vergleichen und wurcklich leisten, damit vergebenlicher uncosten und versaumbnus der zeit, wo derwegen ein neue Reichs versamblung gehallten werden muste, verhutet pleiben und vermittlt gottlicher hilff nit allein das, so noch uberig, errettet, sonder auch die abgetrungenen flecken recuperirt und umb so vill ehender wider erobert werden mogen. Dan je nach gelegenheit und gestallt dieses vheindts macht, artt und aigenschafft, auch statter gefassterc hanndt und geschwindigkeit ein unvermeidliche notturfft sein will, das gemeine stende ir getreue, mittleidenliche hulff und hanndtreichung nit uff ein jar allein stellen, sonder dieselben uff Šettlich jar lang continuiren. Unnd an dem allem beweisen sie dem almechtigen ein angenembs, auch irer Mt. sonder dancknemigs, gefelligs und gemeinem vatterlandt ein hoch nutzlichs, guts werckh, welches ir Mt. gegen denselben in aller freundschafft und gnaden zuerkennen unvergessen sein will.
Bitte, die in den Erblanden begüterten Reichsstände nicht doppelt zu besteuern: Kg. zweifelt nicht, die betroffenen Stände wissen sich zuerinnern, was massen sie sich gegen irer Mt. landschafften mit gleicher purde und mittleiden bißher gehallten, was auch jetzgedachte irer Mt. landschafften uf ir, der stende, /370/ furgewendte beschwerungen jederzeit vor gegrundte, usfurliche bericht gethan haben. Darumben wollen sich ir kgl. Mt. zu den ertz- und bischoffen, so, wie gemellt, in irer Mt. lannden begutet sein, nachmaln gnediglich und der pillicheit nach versehen, sy werden die sachen dapei pleiben zulassen und solcher guter und underthonen halber (deren ir Mt. rechter, unwidersprechlicher erbher und landtsfurst seien) mit irer Mt. landschafften gepurendt mittleiden zutragen unbeschwerdt sein, in erwegung, das dieselben so woll als andere irer Mt. underthonen dem turggen zum nechsten gesessen und sich irer Mt. schutz und schirmbs geprauchen und genissen. Schlussformel.
« Nr. 440 Sextuplik der Reichsstände zum 2. HA (Türkenhilfe) »
Beharren der Mehrheit des KR auf der Bewilligung von nur sechs doppelten Römermonaten. Klausel wegen der Steuerleistung für eximierte Stände im RAb. Kumulierung der Steuer auf sechs Monate. Ablehnung von Geldanleihen auf die Steuer durch die Pfennigmeister. Keine Besoldung der Kriegsräte und Musterherren durch die Reichsstände. Spätere Instruierung und Benennung. Keine Verhandlungen zur beharrlichen Türkenhilfe auf dem RT. Geteilte Stellungnahme wegen deren künftiger Beratung. Doppelbesteuerung von Reichsständen.
Im RR verlesen und gebilligt am 14. 2. 1557. Dem Kg. übergeben am 15. 2.1 Von den Reichsständen kopiert am 16. 2.
HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 437–443’ (Kop. Dorsv.: Der Reichs stennd der kgl. Mt. ubergebnen anntwort, beschehen den 16. [!] Februarii anno 57.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 186–193 (Kop. Überschr.: Der stende viert bedenckhen uber den articul der thurckhenhilff auf der röm. kgl. Mt. dritte resolution. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 16. Februarii anno 57.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 198–204’ (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 384–389 (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 251–257’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. Y Fasz. A, fol. 39–45’ (Kop.).
/437/ Die Reichsstände haben die dritte Resolution des Kgs. zur Tückenhilfe (2. HA) beraten. Zur Aufforderung des Kgs. an einen Teil des KR, sich der Bewilligung von acht doppelten Römermonaten anzuschließen, erklären die Gesandten dieser Kff., sie wollten nichts lieber, als der Bitte willfahren zu können. Da sie aber wie in der ŠQuadruplik darauf beharren müssen, dass sie mangel halben befelchs sich so fer nit einlassen khonden, wie dan ir Mt. one zweiffel auß hocherleuchtem verstanndt allergenedigist zuermessen, das inen irer herrschafften habennde befelch zuuberschreitten nit getzimen oder gepueren will, /437’/ so lanngt an die kgl. Mt. ir aller unnderthenigist, demuetig, hochvleissig pitt, ir kgl. Mt. gerueche sy auß khunigclichem, miltem, vätterlichem gemueth allergenedigist deßwegen in solichem enndtschuldigt zunemen. Dann so inen nachmals anndere unnd verrer befelch hieruber zukhomen, wollten sy sich derselbigen auch gehorsamblich gemeß verhallten.
Die Gesandten der anderen Kff. und die übrigen Reichsstände belassen es bei der Übereinkunft auf acht doppelte Römermonate. Sie danken dem Kg. für den Verzicht auf die darüber hinausgehenden Zusatzforderungen.
/437’ f./ Bezüglich der Bitte, die Steuerzahlung für eximierte Stände sicherzustellen, erinnern die Reichsstände daran, /438/ das diser ausgezognen stennd halben die sachen nit gleich, sonnder sich zum wenigisten in zwayerlai underschieden erhallten, das sich auch zwischen den ausziehenden unnd ausgezognen, sodann dem kayserlichen camer procurator fiscal nit wenig rechtfertigungen am ksl. camergericht erhallten. Damit dann unrichtigkhaiten unnd irrungen, so durch ein neue disposition oder versehung diser stennd halben ervolgen möcht, abgeschnitten unnd dannocht der kgl. Mt. genedigclichen anlanngen des orts nach möglichen dingen in unnderthenigkhait willfarung ertzaigt werdt, so bedennckhen sie es rathsam unnd guet sein, dz die clauseln, so in fast gleichen fellen in vorigen abschieden zeittig bedacht, unnd furnemblich die in jungstem abschiedt, zu Augspurg aufgericht, in dem tractat der execution ordnung am 27. plat, facie secunda, et sequenti folio 28 in den gedruckhten exemplarn begriffen2, mutatis mutandis auf gegenwurtigen fall auch zutransferiern unnd zuverwennden sein, ungeverlich volgendts inhallts: „Damit auch dise hilff auf eines jeden standts anschleg desto völliger gelaist /438’/ unnd bezallt unnd gegen disem uberlestigen vheind sovill desto statlicher, ansehenlicher unnd furtreglicher ins wergkh gepracht werden mag, so sollen die stennde, so durch andere ausgetzogen unnd nicht in possessione vel quasi libertatis sein, ein jeder neben anndern stennden sein angepurendt anlag vermog des Reichs anschleg in diser hilff selbst enndtrichten, oder aber die ausziehende stennde fur sie unabpruchig zubetzallen schuldig sein, doch den eximenten oder ausziehenden stennden in anndern fellen an irer gerechtigkhait nichts benomen.“
Die Bitte des Kgs., die Steuer auf sechs Monate zu kumulieren, bewilligen jene Stände, die acht doppelte Römermonate zusagen. Ebenso ermessen sie zur Möglichkeit, mehr Reiter und dafür weniger Fußknechte zu bestallen, das solchs /439/ nach gelegenhaytt dises veindts zeyttig unnd wol bedacht. Waß dan die kgl. Mt. in sollichem mit gemainer steennd khriegs rhetten sich genedigclich vergleichen wurd, in dem wissen sy khain maß zugeben. Unnd setzen in khainen zweiffll, die kgl. Mt. Šalls dz oberhaubtt unnd christlicher khunig werde gemainer christenhait, auch irnn aignen khunigreichen unnd lannden zu guettem uff die weg allergenedigist unnd vatterlich bedacht sein, damitt dise hulff nit one frucht abgee, sunder zum furtreglichisten mit verleichung gottlicher gnaden angewanndt werden muge.
Gegen die Forderung des Kgs., den Pfennigmeistern die Kompetenz zur Antizipierung und Aufnahme von Geld einzuräumen, wenden die Reichsstände ein, dz solliches nit woll furzustellena oder furzunemen, das auch den musternherrnn unnd khriegs retten sambt den zallmaisternn selbst in irnn befolchnen ambtternn allerlay unrichtigkhaitten unnd beschwerden darauß entsteen möchten. So seind der abwesennden steennde rhett, pottschafften unnd gesanndten hieruber mit befelchen nit versehen, derwegen es inen, wie die kgl. Mt. allergenedigist zuermessen, nit unbillich bedennckhlich furzunemen. /439’/ Dieweill dan one das das erst zill derb erlegung uff Ostern, ungeferlich acht oder vierzehen tag vor oder nach (dahin numer ain khurtze zeytt), benandt, unnd zuerachtten, es werden die steennde in erlegung des jenigen, so bewilligt wurd, die angesetztten termin oder zill zuhalltenn in unnderthenigkhaytt geflissen sein, in dem sy dan one das uff den faall der saumnuß sich des fiscall processen unnderworffen, derhalben es desto weniger von nötten, dise anticipation den zallmaisternn zubefelchen.
Zur Bitte des Kgs., die Besoldung der Kriegsräte den Reichsständen zu übertragen, wenden diese ein, Kg. wolle bey sich erwegen, mit was hochen beschwerden die steennd unnd ire unnderthonen gegenwuerttiger zeyt beladen, derwegen one das die haubthillflaistung inen beschwerlich in so khurtz /440/ bestimbten terminen fallen will. So seindt auch dise khriegs rhette unnd musster herrnn gleich so woll alls anndere bevelch- unnd khriegs leutt khriegs personen, gleich so woll alls anndere nottwendig zu der khriegs handlung zugeprauchen. Es wurd auch dise unnderhalltung, dho sye die steende, uff sich nemen solltten, ain sunderbare anlag erfordernc, welliche beschwerlich in wurchlighayt zubringen. Derhalben ir Mt. sollich anlanngen auch genedigclich fallenn unnd es dabey wennden lassen wöllen, das dise musster herrenn oder khriegs rhette, nachdem inen one dz ir pherdt in der mussterung passierend, ires statts halben, der sich dan uff ain gerings erlaufft, auß der haubthülff bezallt unnd unnderhallten werden mugen.
Die Instruktion für diese Kriegsämter wird noch beraten. Kg. wird sie anschließend zur Einsichtnahme erhalten.
/440 f./ Die Benennung der Musterherren und Kriegsräte können die Gesandten der Kff. erst vornehmen, wenn ihnen Bescheid ihrer Herren dazu vorliegt. /440’/ Aber die erscheinende furssten unnd steennd, auch der abwesennden rhette, pottschafften unnd gesanndten wollen mit sollicher benennung zum furderlichisten furgeen.
/440’ f./ Zur wiederholten Bitte des Kgs. um die Beratung einer beharrlichen Türkenhilfe noch auf dem RT wiederholen die Reichsstände, sie würden /441/ aus den Šursachen, in jungst der kgl. Mt. irem gehorsamblich uberraichtem bedennckhen vermeldet3, daran gehinndert, dann der merer thail der churfursten räthe, wie es in eim solchem hochwichtigen puncten ir unvermeidlich notturfft erfordert, mit bevelchen noch nit versehen. Unnd ob sie woll der kgl. Mt. resolution iren gnst. herrn, wie sie zuthuen schuldig, zu dem furderlichisten uberschickht, so khonnden sie doch nit wissen, ob in einem solchem treffenlichen articl nach gelegenhait unnd einfallennden umbstennden diser sachen inen so eillennde bevelch zuegeferttigt werden. Demnach lanngt an die röm. kgl. Mt. ir aller unnderthenigist gehorsam pitt, ir Mt. wellen aus hoch erleuchtem verstanndt die hochwichtigkhait dises articls selbs genedigclich betrachten unnd sie aus vätterlichem gemueth, das sie nit weitter schreitten, allergenedigist endtschuldiget hallten.
Die erscheinende furssten und stend, auch der abwesennden räth, potschafften unnd gesannten hallten es woll darfur, /441’/ das ein hohe notturfft sein wollt, disen articl mit furderlicher beratschlagung zuerledigen. Sie ermessen aber daneben, dz auf gegenwurtigem reichstag zu dem gar mit nichten zukhomen, aus angeregten ursachen, so in nechster antwort der kgl. Mt. in unnderthenigister gehorsam anpracht worden. Das aber nicht desto weniger solcher articl zu bedacht genomen, in gegenwertigs reichstags khunfftigen abschiedt gepracht unnd zu erster gemainer stennd oder deren bevelchhaber zusamenkhunfft davon mit notwenndiger verfassung hanndlung unnd beratschlagung zupflegen, das hallten sie fur nottwenndig; wie sie dann hievor auch fur rathsam unnd guet angesehen. Demnach so lanngt an die röm. kgl. Mt. ir auch unnderthenigist gehorsam bitt, ir Mt. geruechen, solch ir unnderthenigist erpieten zu gnaden anzunemen unnd die stennde mit disem articl dißmals verrer nit aufzuhallten, bevorab dieweill der verlust der zeit etlich stennd an irem hilffgellt etwan hindern und sperren möcht.
Wegen der aufgrund ihrer Güter in den kgl. Erblanden doppelt besteuerten Reichsstände bittet man den Kg. nochmals, die sachen allergenedigist dahin zubedennckhen, das es diser stennd halben bey den vorigen Reichs abschieden4, auch bewilligter beschlossener hanndlung billich pleib unnd gelassen werden mag.
/442/ Da in den übrigen Einzelpunkten zu den Modalitäten der Türkenhilfe Einvernehmen besteht, lassen es die Reichsstände dabei bewenden.
/442 f./ Schlussformel.
« Nr. 441 Septuplik des Königs zum 2. HA (Türkenhilfe) »
Aufforderung an die Mehrheit des KR zum Anschluss an die Bewilligung von acht doppelten Römermonaten. Antizipierung von Geld durch die Pfennigmeister. Besoldung der Kriegsräte und Musterherren aus der Reichssteuer. Baldige ŠBenennung der Musterherren. Festschreibung künftiger Beratungen zur beharrlichen Türkenhilfe mittels einer Klausel im RAb.
Den Reichsständen übergeben am 17. 2. 15571. Von diesen kopiert am 18. 2.
HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 445–449’ (Kop. Dorsv.: Der kgl. Mt. auf der stennd ubergebnes bedennckhen resolution, den 17. Februarii anno 57.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 194–199’ (Kop. Überschr.: Der röm. kgl. Mt. resolution auf der stende vierts bedenckhen uber den articl der thurckhenhilff. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 18. Februarii 1557.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 205–210 (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 410–414’ (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 316–321’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. Y Fasz. A, fol. 47–50’ (Kop.).
/445 f./ Kg. hat aus dem vierten Bedenken der Reichsstände zur Türkenhilfe (2. HA) vernommen, dass die Gesandten einiger Kff. unter Berufung auf fehlende Weisungen darauf beharren, sich der Bewilligung von acht doppelten Römermonaten nicht anschließen zu können. Kg. hat keine Zweifel, dass die Reichsstände aus seinen Resolutionen wissen, wie groß die Gefahr aufgrund des bevorstehenden persönlichen Feldzugs des Sultans ist. Deshalb ist es nicht nur wegen der Bedrohung der Lande des Kgs., sondern des Reichs und der gesamten Christenheit unabdingbar, entsprechende Abwehrmaßnahmen einzuleiten, um vor allem den noch nicht eroberten Teil Ungarns zu sichern. Da die acht Doppelmonate aufgrund der vielen Steuerverluste ohnehin keine sehr hohe Summe ergeben und zusammen mit dem Beitrag der kgl. Erblande kaum zur Abwehr des mächtigen Feindes ausreichen, geht Kg. davon aus, die Gesandten jener Kff., die bisher auf sechs Doppelmonaten beharren, werden wie alle anderen Reichsstände /445’/ angeregter hilff halben gleiche purde unnd mitleiden zutragen unbeschwert sein unnd ainiche ungleichait nit erweckhen oder sich von denselben annderen stennden absonnderen. So gesynnen ir kgl. Mt. hiemit widerumb ganntz genedigs unnd sonnders vleiß begerendt, sy, die churfurstlichen rätte, so noch hierin mangl an bevelch haben, wellen in betrachtung der vorsteenden hochen vheindts not unnd geverlichait unnd annderer mer, inen vor nach lenngs außgefuerter ursachen dise sachen an ire herrn furderlich (wo es bißheer nit beschechen) gelangen lassen, sich daruber gnuegsams gewallts unnd beschaids, /446/ wie sy in acht oder zehen tagen aufs lenngst woll thuen mugen, erhollen unnd allßdan mit unnd neben der anndern churfursten rätte, anwesenden fursten, stennden unnd bodtschafften in laistung der acht monnatlichen hilff des getoplten romzugs one vernere waigerung guetlich bewilligen unnd solches lenger nit aufziehen, damit hierin geliebte gleichait erhallten werde, auch ir kgl. Mt. mit rat unnd guetbedunckhen gemainer stennde geordneter kriegs rate volgents umb sovill dest eheender das kriegß wesen unnd bewerbungen anrichten unnd ins werckh Šbringen möge. Wie es dan numer hochlich an der zeit unnd die eusserist notturfft woll eraischt2, das damit khain stundt noch tag mer versaumbt werde. So wellen ir kgl. Mt. mit solcher der stennde, auch irer Mt. khunigreich unnd lannde hilffen mit verleichung götlicher gnaden nach gelegenhait der zeit unnd des vheindts macht unnd erzaigen das jhenig furnemen unnd hanndlen, so ymer menschlich unnd muglich sein unnd in rat furs pesst unnd nutzlichist bedacht unnd angesechen wirdet.
Wenngleich die Reichsstände ablehnen, die Pfennigmeister für die Aufnahme von Geldanleihen zu bevollmächtigen, beharrt Kg. darauf, dass dies nit umbganngen werden khan, sonnder die hoch unvermeidlich /446’/ notturfft ervordert, beruerte zallmaister mit vollmacht unnd bevelch zuversehen, im faal der not ain suma gellts zuerhanndlen unnd zuentlechnen, in bedenckhung irer kgl. Mt. inen hievor erzelten bewegungen, unnd das solches nit allain zum anfanng des kriegs wesen, sonnder auch hernach öffter zu desto ordenlicherer bezallung des kriegs volckhs von nötten sein wirdet. Darumben unnd dieweill auch gemaine stennde daran khainen verlust, sonnder dz auf solch antecipiert gellt lauffendt interesse allain von der bewilligten hilff genomen unnd an derselben irer Mt. abgeen wirdet, unnd dan ain solcher bevelch den hievor gewesnena zall- oder pfennigmaistern aus gleichem bedenckhen (wie sich gemaine stennde des erindern oder erkhundigen mögen) gegeben worden, unnd wo sy den nit gehabt hetten, das ganntz kriegß wesen mer dan ainmall nit zu geringem nachtaill unnd schaden stegkhen beliben weer, derhalben ain solch interesse im faal der not woll zuwagen, damit das wesen desto pesser unnd ordenlicher erhallten werden mög, so gesynnen unnd begern ir kgl. Mt. abermalls freundlich unnd genedigclich, gemaine stennde wellen angeregten iren yetzigen zallmaistern von wegen aufbringung gellts, so offt es die notturfft ervordert, bevelch unnd gewallt zugeben unbeschwert sein, damit dz angenomen kriegs volckh yeder zeit dest richtiger bezallt, guetter /447/ willen unnd gehorsam bey demselben erhallten unnd umb sovill mer gegen dem vheindt mit verleichung götlicher gnaden etwas fruchtpers unnd nutzlichs außgericht, auch alle unordnung unnd meiterey, so aus der verzugigen bezallung enntsteen möchte, verhuet unnd furkhumen werde.
Da die Reichsstände die Übernahme der Besoldung für die Kriegsräte und Musterherren ablehnen, verzichtet der Kg. darauf und billigt, dass sie von der haubt hilff versoldet werden, unangesehen das solches irer kgl. Mt. etwas beschwerlich sein unnd an der bemelten hilff ringerung bringen wirdet. Ir kgl. Mt. wellen sich aber daneben auch versehen, die stennde werden denselben iren kriegs rätten unnd musstermaistern umb sovill dest ringere unnd leidlichere besoldungen bestimben.
Š /447 f./ Kg. erwartet, dass die Gesandten der Kff. die Weisungen ihrer Herren für die Benennung der Kriegsräte und Musterherren innerhalb weniger Tage beibringen, um sodann neben den anderen Reichsständen ihre Verordneten bekannt zu geben.
Obwohl der Kg. bezüglich der beharrlichen Hilfe nochmals betont, /447’/ das die unvermeidlich notturfft woll eraischete, das gemaine stennde auf jetzigem reichstag irer kgl. Mt. bedrangten kunigreichen unnd lannden, auch dem an den grenitzen nahent gesessnen cristlichen volckh zu trost unnd merer sicherhait unnd dan dem Heilligen Reich teutscher nation selbst zu nutz unnd guettem sich solcher begerten /448/ härrigen hilff halber enntlich enntschlossen hetten, yedoch dieweill inen uber irer kgl. Mt. deßhalb gethonne vätterliche unnd genedige vermanung aus iren angetzognen verhinderungen ye bedenckhlich unnd beschwerlich fallen will, den puncten noch auf disem reichstag unnd so eillenndts in beratschlagung zu ziehen, so wellen ir kgl. Mt. die sachen ditzmalls auch bey irer gethonnen enntschuldigung berueen lassen, aber doch daneben gemaine stennde freundlich unnd genedigclich ersuecht unnd vermanet haben, sy wellen in betrachtung irer kgl. Mt. inen deßhalb hievor außgefuerten statlichen ursachen unnd der unvermeidlichen notturfft nach auf disen articl getreues nachgedenckhen haben unnd dermassen versechung thuen, damit derselb in gegenwurtigs reichstags khonnfftigen abschid verleibt unnd zu nechster gemainer stennde zusamenkhonnfft davon mit nottwenndiger verfassung hanndlung unnd beratschlagung gepflegen werden möge; wie dan solches die erscheinenden furssten, stennde unnd der abwesennden rätte unnd gesannten in yetzigem unnd vorigem irem bedenckhen auch fur ratsam unnd guet angesechen haben3.
Der angezognen topl anlag halben derjhenigen stennde, so in irer kgl. Mt. erblannden beguetet sein, lassen es ir kgl. Mt. bei vorigen iren gegebnen antworten genedigclich beleiben; des versehens, sy werden daran zufriden sein /448’/ unnd sich deren mit fuegen billich nit beschweren mögen.
In allen übrigen Punkten besteht Einvernehmen.
Schlussformel.
« Nr. 442 Oktoplik der Reichsstände zum 2. HA (Türkenhilfe) »
Anschluss der Mehrheit des KR an die Bewilligung von acht doppelten Römermonaten. Bevollmächtigung der Pfennigmeister zur bedingten Aufnahme von Gelddarlehen auf die Reichssteuer. Besoldung der Kriegsräte und Musterherren aus der Reichssteuer. Deren baldige Benennung. Billigung einer Klausel im RAb zur Festschreibung künftiger Beratungen einer beharrlichen Hilfe durch FR, Ablehnung durch KR. Keine Doppelbesteuerung von Reichsständen.
ŠIm RR verlesen und gebilligt sowie dem Kg. übergeben am 25. 2. 15571. Von den Reichsständen kopiert am 26. 2.
HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 427–429’ (Kop. Dorsv.: Der stend funftes bedenckhen in articulo, die turggenhilff belangendt. Lectum 26. Februarii 57.) = Textvorlage. HHStA Wien, MEA RTA 42, fol. 133–136’ (Konz. von Hd. Mainzer Kanzler) = B. HStA München, KÄA 3177, fol. 236–239 (Kop. Überschr.: Der stennde funfft bedenckhen auf der kgl. Mt. vierte resolution uber den articul der thurckhenhilff. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 26. Februarii 1557.) = C. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 211–213’ (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 346–349’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. Y Fasz. A, fol. 58–60 (Kop.).
/427/ Die Reichsstände haben die vierte Resolution des Kgs. zur Türkenhilfe (2. HA) vernommen. Wegen der wiederholten Bitte des Kgs., sich den anderen Reichsständen in der Bewilligung von acht doppelten Römermonaten anzuschließen, haben sich die Gesandten jener Kff., die dafür bisher nicht instruiert waren, anstat irer genedigisten herren dem merern nacha, uff die acht monat gedoplet solche hülff zustellen unnd zuleissten, mit den anndern stänndten, räthen unnd potschafften unnd gesanndtenb in unnderthenigkeit nunmer verglichen unnd auch dahin gewilligt2.
/427 f./ Zum Zweiten bewilligen die Reichsstände aufgrund der wiederholten Bitte des Kgs. um die Bevollmächtigung der Pfennigmeister für die Aufnahme von Geld trotz ihrer begründeten Einwände nunmehr, /427’/ das uff der kgl. Mt. ersuechen die zall- oder pfeningmeister also vor den bestymbten zilen gelt uffbringen oder anticipieren mögen. Inn dem doch solche beschaidenheit zuhaltenn, nemblich das die obligationen unnd verschreibungen, so den jhenigen, bey denen gelt uffgenomen wurdt, entgegen hinauß zugeben, nit uff die churfursten, fursten unnd stenndt gestelt werden, das auch weiter nit, dan vonnöten, vor den zilen anticipiert oder uffgenomen unnd das interesse der kgl. Mt. selbst aller genedigistem erbieten nach uff die stende nit geschlagen, auch solch interesse nit uff ein ganntz jar, sonnder allein vonc der zeit des uffbringens biß uff died bestymbte zill der erlegung gestelt, unnd was uffgenomen, niergendt anderstwohin verwenndt, sonnder allein wider disen feindt, dartzue solche hülff furgenommen unnd bewilligt, zu unnderhaltung des khriegs volgkhs zu roß unnd fueß, antzunemen, angelegt unnd gebraucht werde. Unnd ermessen gemeine stende, räthe, potschafften unnd gesanndten, das jhenig, so hieruber mit der kgl. Mt. verglichen Šwierdt, uß beweglichen ursachene nit in den Reichs abschiedt zustellen, aber der zall- unnd pfeningmeister instructionen einzuverleiben sein3.
/427’ f./ 3) Zur Besoldung der Musterherren und Kriegsräte aus der Hauptsteuer besteht nunmehr Einvernehmen. Die Reichsstände wollen /428/ disen personen ihre besoldunng auch bestymen unnd ihr Mt. nochmals gehorsamlich furbringen, dabeneben auch, zum befürderlichisten es gesein khann, dieselbigen ihr Mt. namhafft machen.
Zum Vierten lassen es die Stände des FR bezüglich der Klausel im RAb wegen der beharrlichen Hilfe bei der Resolution des Kgs. bewenden. Aber den churfurstlichen räthen, wiewol sie der kgl. Mt. allen gehorsam zuerweisen inn unnderthenigkeit bereitt unnd willig, will doch nit gebüren, auch nit verantwortlich sein, sich hierüber ohne bevelch irer genedigisten herren, f–damit sie zum merern theil nit versehen–f, eintzulassen. Derhalben sein sie der tröstlichen, aller unnderthenigisten hoffnung, die kgl. Mt. werde auß hochbegabtem verstanndt sie als gehorsame dienner dessen in ungnaden nit verdenckhen, sonnder ihr aller genedigister herr sein und bleiben.
Doppelt besteuerte Reichsstände: Man erwartet, der Kg. werde dieser Stände vermog voriger Reichs abschiedt mit gnaden bedenckhen unnd sie genediglich dabei bleiben lassen. So aber je g–solches bey irer kgl. Mt. nit zuerhalten–g, so /428’/ lanngt abermals an ire kgl. Mt. der stende, reth, potschafften unnd gesanndten aller underthenigist gehorsam vleißig bith, inn jetzigem Reichs tags abschiedt solche versehung zuthun, damit den vorigen Reichs abschieden und beschlissen h–dise stennde, der toppleten anlag betreffendt–h, nit prejudiciert i–oder aus derselbigen geschritten werdt–i, sonnder in irer chrafft unnd würgkung unverrugkht besteen mögen.
Schlussformel.
« Nr. 443 Fünfte Resolution des Königs zum 2. HA (Türkenhilfe) »
Annahme der Bewilligung von acht doppelten Römermonaten. Vollmacht für die Pfennigmeister zur Aufnahme vorzeitiger Gelddarlehen. Aufforderung an KR, die Festschreibung künftiger Beratungen einer beharrlichen Hilfe im RAb zu billigen. Beantwortung der niederösterreichischen, böhmischen und ungarischen Gesandten. Beratung der weiteren HAA und baldiger Abschluss des RT.
ŠDen Reichsständen übergeben1 und von diesen kopiert am 27. 2. 1557.
HStA München, KÄA 3177, fol. 240–242’ (Kop. Überschr.: Der röm. kgl. Mt. resolution auf der stennde funfftes bedenckhen, der thurckhenhilff halben. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 27. Februarii 1557.) = Textvorlage. StA Stade, Rep. 322 Nr. 5, fol. 41–42’ (Konz. Hd. Kirchschlager. Dorsv.: Römischer kgl. Mt. resolution [danach gestrichen: unnd schluß schrifft] auf der stännde funfftes bedenngkhen, der türggen hilff halben. Praesentiert den 27. Februarii anno 57.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 215–216’ (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 503–505’ (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 342–345’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. Y Fasz. A, fol. 66–67’ (Kop.).
/241 f./ Kg. hat aus dem fünften Bedenken der Reichsstände zur Türkenhilfe (2. HA)3 vernommen, dass die Gesandten der Kff., die sich bisher mangels Weisung den anderen kfl. Deputierten und den übrigen Reichsständen nicht angeschlossen haben, nunmehr mit dem merern ebenfalls acht doppelte Römermonate bewilligen. Kg. nimmt dies ebenso mit Dank an wie die Übereinkunft, dass die Pfennigmeister vor dem ersten Zahltermin Darlehen auf die Reichssteuer unter den von den Reichsständen genannten Bedingungen aufnehmen dürfen. /241’/ Unnd achten nochmalena, das zu desto ordenlicherer erhaltung des kriegs wesens ain sondere notturfft seie, ermelten zal- oder pfeningmaistern hierinnb bevelch unnd gewalt zugeben. Ire kgl. Mt. sein auch gnedigclich zufriden, das diser anticipation halber nichts in den Reichs abschid gestellt, sonnder allein solches der pfeningmaister gegebnen instruction4 eingeleibt werde.
Da bezüglich der Klausel im RAb wegen der künftigen Beratung einer beharrlichen Hilfe zwischen Kg. und FR Einvernehmen besteht, so wollen sich ire kgl. Mt. gnedigclich versehen, der churfursten rethe werden sich von iren herrn hierinn auch nunmher bescheids und bevelchs erholet haben und inen solche inserierung inn disen gegenwurtigen reichstags abschids vorbegerter massen nit zugegen sein lassen.
Von wegen der stende, so inn irer Mt. erblanden begutet /242/ sein, angezognen doppel anlag lassen es ir kgl. Mt. bey vorigen iren resolutionen und gegebnen antwurten gnedigclich beleiben; des gnedigen versehens, sy werden daran derc pillichait nach guetwillig ersettiget unnd benuegetd sein.
/242 f./ Da die Beratungen zur Türkenhilfe damit abgeschlossen sind, fordert Kg. die Stände auf, die Kriegsräte und Pfennigmeister zu benennen und die Instruktionen für die Kriegsämter zu erstellen, damit er mit deren Rat den Kriegszug vorbereiten und Šdie Musterungen einleiten kann. e– Daneben sind die Gesandten aus Ungarn, Böhmen und den niederösterreichischen Landen5 zu beantworten –e und die übrigen HAA der Proposition zu beraten, um den RT zum Abschluss zu bringen, da /242’/ irer kgl. Mt. nit wol möglich ist, one hohen nachteil unnd schaden ir und irer land und leuth, auch gemeiner christenhait und furnemblichf des Hl. Reichs teutscher nation sich lenger alhie zusaumen oder aufzehalten, sonder die grosse, unvermeidliche nott erhaischt, das ir Mt. nach gelegenhait gegenwurtiger zeit g–und vorsteender vheinds gefarlichait–g nunmals sich gegen dem vheindt gefasst mache unnd inn die gegenwhör schickhe. Daran werden sy, die stende, gemeine wolfart vermitlt gottlicher gnaden hochlich befurdern und irer Mt. sonderh annemigs wolgefallen beweisen. Welches ir kgl. Mt. gegen inen inn aller freuntschafft unnd gnaden erkennen und bedenckhen wellen.
« Nr. 444 Sechste Resolution der Reichsstände zum 2. HA (Türkenhilfe) »
Ablehnung der Bewilligung von acht doppelten Römermonaten durch eine Minderheit im KR. Wiederholte Ablehnung einer Klausel im RAb zur Festschreibung künftiger Beratungen einer beharrlichen Hilfe durch KR. Keine Doppelbesteuerung von Reichsständen. Baldige Benennung und Instruierung der Kriegsämter.
Im RR verlesen und gebilligt am 2. 3. 15571. Dem Kg. übergeben2 und von den Reichsständen kopiert am 4. 3.
HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 430–431’ (Kop. Aufschr.: Lectum 4. Martii anno 1557. Dorsv.: Der stende sechst bedenncken uff der röm. kgl. Mt. fünffte resolution, belangend die türckenhülff, irer Mt. den 4. Martii durch die stende überreicht anno 1557.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 244–246 (Kop. Überschr.: Gemeiner stennde des Reichs sechst bedenckhen uber den articul der thurckhenhilff. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 4. Martii 1557.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 217–218’ (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 565–567’ (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 370–371’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. Y Fasz. A, fol. 70–71’ (Kop.).
/430/ Die Reichsstände haben die weitere Resolution des Kgs. zur Türkenhilfe (2. HA)3 vernommen. Bezüglich der Steuerbewilligung belassen es die Mehrheit des KR sowie die übrigen Reichsstände bei den acht doppelten Römermonaten. Die anndern aber, so Šunnder denn merern des churfursten rats nicht begriffen4, muessen sich auch von iren herrschafften habender bevelch als underthenigiste, gehorsame dienner gleichmessig ertzeigen; der aller unnderthenigisten, demuetigisten hoffnung, die röm. kgl. Mt. geruche, die sachen in allen gnaden zubedennckhen.
Zur bedingten Aufnahme von Gelddarlehen auf die Reichssteuer besteht Einvernehmen.
Bezüglich der beharrlichen Hilfe müessen es nochmals der churfursten räthe bey deme, was sie zuvor angetzeigt, bewendten /430’/ lassen. Aber die stennde, rethe, potschafften unnd gesanndten des fursten raths seindt wie vor des bedenckhens, das dises artickels halben in dem Reichs abschiedt wol meldung gescheen mögen.
Der doppleten anlag halben versehen sich die stende, rethe unda potschafften, es werde ire Mt. nochmaln dises puncten halben ires theils bey hievorigen, vilfaltigen erganngenen Reichs abschieden bleiben unnd solches also irenthalben auf voriger gethaner antzeige unnd furbehalt in disem jetzt könnfftigen Reichs tags abschiedt widerumb allergenedigist inseriren lassen.
Die Reichsstände sagen zu, die Instruktionen für die Kriegsämter dem Kg. in Kürze vorzulegen5 . Für die Benennung der Kriegsräte und Musterherren erwarten die kfl. Gesandten noch Weisungen. Hingegen sind die übrigen Reichsstände dazu bereit.
/430’ f./ Zusage, die übrigen Artikel der Proposition förderlich zu beraten, um den RT zum Abschluss zu bringen.
« Nr. 445 Sechste Resolution und Schlussschrift des Königs zum 2. HA (Türkenhilfe) »
Aufforderung an die Minderheit im KR zum Anschluss an alle übrigen Reichsstände in der Bewilligung von acht doppelten Römermonaten unter Berufung auf das Mehrheitsprinzip. Beharren auf der Festschreibung künftiger Beratungen einer beharrlichen Hilfe durch eine Klausel im RAb. Doppelbesteuerung von Reichsständen. Benennung und Instruierung der Kriegsämter. Beratung der weiteren HAA und Abschluss des RT.
Den Reichsständen übergeben1 und von diesen kopiert am 5. 3. 1557.
HStA München, KÄA 3177, fol. 248–250’ (Kop. Überschr.: Der röm. kgl. Mt. resolution auf der stende sechst bedenckhen, der thurckhenhilf halben. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 5. Marcii 1557.) = Textvorlage. StA Stade, Rep. 322 Nr. 5, fol. 37 f., 40 f. (Konz. Hd. Kirchschlager. Dorsv.: Presentirt den 4. [!] Februarii. ŠTürggenschrifft.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 219–220’ (Kop. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 5. Martii 1557. Dorsv.: Der röm. kgl. Mt. 6. resolution in puncto der turckenhulff.) = [C]. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 569–571’ (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 372–375’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. Y Fasz. A, fol. 74–76’ (Kop.).
/249/ Kg. hat aus dem weiteren Bedenken der Reichsstände zur Türkenhilfe (2. HA)3 vernommen, dass hinsichtlich der Steuersumme trotz der Bewilligung der acht doppelten Römermonate durch die Mehrheit des KR und alle übrigen Reichsstände die andern, so under dem mererm des churfursten raths nit begriffenn, sich nachmalen voriger von iren herrschafften habender bevelch gleichmessig zuerzaigen gedenckhen4. Nun stellen ir röm. kgl. Mt. in kainen zweifel, sy, die vom wenigern thail des churfursten raths, wissen sich zuerinnern, wie es inn disem fall des mererm halben inn den Reichs rethen bey dem Hl. Reich hievor herkommen und gebreuchig gewesen5. a–Und dieweil es noch billich also sein und gehalten werden solle, so–a wollen sich ir röm. kgl. Mt. gnedigclich und entlich versehen, sy werden die sachen bey dem merern auch beleiben lassen und sich davon abzusondern oder ainiche ungleicheit /249’/ zumachen verrer nit begern, sonder die acht monatlich bewilligt hilff des gedoppelten romzugs one vernere difficultet irer geburnuß nach zuraichen und zulaisten unbeschwert sein.
Beharrliche Hilfe: Kg. besteht darauf, dass entsprechend dem Beschluss des FR die Klausel wegen der künftigen Beratung in den RAb aufgenommen wird. Er bittet deshalb die Gesandten der Kff., sie wollen sich in dem mit den stenden des fursten raths auch one vernere verwaigerung vergleichen und inen solche inserierung gefallen lassen. Das wirdet den sachen furderlich sein und niemands zu ainicher beschwerung gelangen, b–angesehen das es menigclich unverbuntlich ist–b.
/249’ f./ Doppelt besteuerte Reichsstände: Kg. belässt es bei den vorherigen Resolutionen. /250/ Unnd halten gantz unnoth sein, das derselben halben in jetzigem Reichs abschid ainige meldung beschehe, c–inn sonderer betrachtung dern gegrundten, billichen ursachen, so ir kgl. Mt. mer dann ainmal auf etlichen hievor gehaltenen Reichs tägen anzaigen lassen und kunfftigclich, wo es die notturfft ervordert, mer und stattlicher darzuthun gnedigclich urbittig sein–c.
Š Kg. erwartet die baldige Benennung und Instruierung der Kriegsräte und Pfennigmeister. Da FR dazu bereit ist, so ist widerumb irer kgl. Mt. gnedigs vermanen und ersuchen, das die churfursten rethed von irer herrschafften wegen sich hierinn auch zum aller ehisten entschliessen und an bestimmung der kriegs reth und zalmaister ires thails kainen saumsall /250’/ erscheinen lassen, damit dieselben irer kgl. Mt. der hohen notturfft nach alsbald zugeordnet und ir Mt. mit irem rath das kriegs wesen zum furderlichistene anordnen und in das werckh richten mögen; dergleichen, das auch gemeine stend laut ires erbiettensf zu beratschlagung der noch ubrigen proponirten wenigen puncten one verzug greiffen g–und sich also furdern–g, auf das diser Reichs tag nunmals zu entlichem unverlengtenh beschluß gelangen möge, angesehen das irer kgl. Mt. nit wol möglich sein würdet, sich uber die nechst angeendt wochen alhie lenger aufzuhalten, sonder sich i–der unvermeidlichen notturfft nach–i in irer Mt. chron Behem zu dem angesetzten landtag auf sontag Oculi von wegen erlangung stattlicher hilff bey derselben landt stenden persondlich verfuegen miessen6.
Schlussformel.
« Nr. 446 Resolution [Antwort] der Reichsstände zur RKG-Visitation – Reichsjustiz [4. HA] »
Stellungnahme zum Bericht der Visitationskommission 1556. Neubesetzung des RKG-Richteramtes. Besetzung vakanter Assessorenstellen. Prorogation der an den RT verwiesenen Gravamina, Berichte und Memorialia bezüglich RKG und RKGO an einen Reichsjustiztag als außerordentlicher DT ab 30. 5. 1557 in Speyer.
ŠIm RR verlesen und gebilligt am 13. 3. 1557. Vizekanzler Jonas anstelle des Kgs. übergeben am 14. 3.1 Von den Reichsständen kopiert am 15. 3.
StA Würzburg, WRTA 36, fol. 372–374’ (Kop. Überschr.: Der Reichs stennd bedencken uber die acta jungst gehaltener camergerichts visitation. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 15. Marcii anno 57.) = Textvorlage. HStA München, K. blau 107/2b, unfol. (Kop. Überschr.: Gemeiner reichsstende bedencken uber die jungst gehalttne camergerichts visitation. Aufschr.: Lectum 15. Martii 1557.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 321–323’ (Kop.) = C. HStA Weimar, Reg. E Nr. 233, fol. 43–46’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. Y Fasz. C, fol. 1–3a’ (Kop.). HStA Stuttgart, A 262 Bü. 49, unfol. (Kop.).
/373 f./ Die Reichsstände haben die Akten der letzten RKG-Visitation, soweit sie dem RT vorgelegt worden sind, beraten.
Sie entnehmen dem Visitationsbericht an den Ks. 2 , dass der derzeitige RKG-Richter auf eigenen Wunsch hin von seinem Amt entbunden wird3 . Deshalb bitten die Reichsstände den Kg., er möge gemäß RKGO für sich und namens des Ks. einen neuen RKG-Richter berufen4 , um die Funktion des RKG zu gewährleisten.
Daneben zeigt der Visitationsbericht, dass Assessorenstellen vakant sind, da die abordnenden Stände dem nicht rechtzeitig nachkommen oder unqualifizierte Personen schicken. Auch wenn das Besetzungsrecht aufgrund ausbleibender Abordnungen an RKG-Richter und Assessoren übergeht, können diese vakante Stellen nicht besetzen5 . Deshalb befürworten die Reichsstände, dass /373’/ von dato ditzs Reichs tags abschieds die jhenigen stennde, deren stell yetzundt nit besetzt, inn zeit der ordnung6 vonn neuem zugelassen werde unnd macht haben sollen, als ob eß an cammerrichter unnd beisitzer noch nit devolvirt, zu presentiren. Unnd da abermals etliche stennde wie vor seumig sein wurden, daß widerumb innhalts der ordnung cammerrichter unnd beysitzer die erledigte unnd uff sie devolvierte Šstell7 besetzen sollen. Da aber solches auch nit beschehe unnd inn dem cammerrichter unnd beisitzer seumig weren unnd zu zeit der ordenlichen visitation alsa erledigte unnd devolvierte beysitzer stennde befunden wurden, so sollen die ksl. oder kgl. commissarien und der stennde visitatores macht haben, zu solcher beisitzer stennde anndere zu presentiren8. Inn welcher annemung cammerrichter unnd die beysitzer sich der letzten revidierten ordnung gemeß unnd wie herkommen zuverhalten9, also das durch solche wege die erledigte stelle mit tauglichen, qualificirten personnen ersetzt unnd bestelt werden mogen.
/373’ f./ Außerdem führt der Visitationsbericht aus, dass von Reichsständen und Privatpersonen Gravamina bezüglich des RKG übergeben worden sind, zu denen das RKG eine Stellungnahme an den RT gerichtet haben soll10 . Da Kurmainz diese Akten dem RT noch nicht überschickt hat11 und sie vor dessen Abschluss nicht mehr zu erwarten sind, kann das RKG die Stellungnahme der nachfolgend genannten Ständedeputation vorlegen.
Daneben erwähnt der Visitationsbericht ein Memoriale des RT 155512 . Da dessen Beratung ebenso wie jene der Gravamina und der Stellungnahme viel Zeit erfordert, die während des RT wegen der umfänglichen Verhandlungen zum Religionsvergleich (1. HA) und zur Türkenhilfe (2. HA) nicht zur Verfügung steht, und da die Visitationsakten den Reichsständen nicht vollständig vorliegen, /374/ aber dieses werck sich dermassen ansehen lasst, da nit zeitlich dartzu gethann unnd wollmeinennde /374’/ versehung geschehe, das der justicien dardurch ein grosser abbruch begegnen mocht, derwegen sich die ding inn die lenng unnd biß uff ein anndere Reichs versamlung nit einstellen lassen wollen, so bedencken die erscheinenden stennde, der abwesenden potschafftenn unnd gesannthen, daß auß den gemeinen stennden deß Reichs ein verordnung furtzunemen, dartzu auch die kgl. Mt. an stat der ksl. Mt. oder fur sich selbst ire commissarien geben wolt, die auff sontag Exaudi, den 30. Maii, schiersten zu Speier eintzukommenb und volgents berurtsc visitations hanndlung zuberathschlagen furnemen, auch darinn vonn wegen irer unnd annderer stennde mit der kgl. Mt. commissarien uber vilbemelte articul unnd puncten dieser visitation sich vergleichen; unnd Šwaß durch sie also verglichen unnd verabschiedt, daß solte im Reich gehalten werden13.
Deputierte der Reichsstände für diese Verordnung: Gesandte der sechs Kff.; für die geistliche Bank des FR die Bff. von Speyer, Straßburg und Augsburg, für die weltliche Bank die Hgg. von Bayern, Jülich und Württemberg, für die Prälaten Weingarten, ein Verordneter der schwäbischen Gff. und Hh.; für die Reichsstädte Speyer und Nürnberg.
Schlussformel.
« Nr. 447 Antworten der Reichsstände zum 5. HA (RMO) und 3. HA (Landfrieden) »
5. HA (RMO): Prorogation an einen Reichsmünztag nach Speyer ab 13. 6. 1557. Besetzung entsprechend dem vorausgehenden, außerordentlichen DT zur Reichsjustiz. Vorlage des Beratungsergebnisses beim nächsten RT. 3. HA (Landfrieden): Bekräftigung der EO im RAb und Anmahnung des Vollzugs in den Reichskreisen.
In KR und FR verlesen und gebilligt am 13. 3. 15571. Vom SR gebilligt am 14. 3.2 Vizekanzler Jonas anstelle des Kgs. übergeben am 14. 3.3 Von den Reichsständen kopiert am 15. 3.
HStA München, KÄA 3177, fol. 280–283 (Kop. Überschr.: Gemeiner stende bedenckhen, die muntzordnung unnd execution des landfridens etc. belangendt. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 15. Marcii 1557.) = Textvorlage. StA Würzburg, WRTA 36, fol. 197–199’ (Kop. Überschr.: Lectum Ratisponae, 15. Marcii 1557. Der Reichs stend bedencken, der kgl. Mt. ubergeben, die muntzhandlung betreffende. Von anderer Hd.: Post punctum religionis et belli turcici.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 331–333’ (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 644–647’ (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10193/3, fol. 1–4’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. Y Fasz. C, fol. 4–6a’ (Kop.). Auszug gedruckt bei Hirsch I, Nr. CCXVII S. 376.
/281/ Nach dem Abschluss der Beratungen zum Religionsvergleich (1. HA) und zur Türkenhilfe (2. HA) haben die Reichsstände sofort die Verhandlungen zur RMO (5. HA) und zum Landfrieden (3. HA) aufgenommen. In Anbetracht der vom Kg. in der Proposition ausgeführten Konsequenzen der Missstände im Reichsmünzwesen4
wollten die Reichsstände nichts lieber, dann das disem articul alhie in gegenwurtiger Reichs versamblung het mögen entlich abgeholffen werden. Darzu dann auch der churfursten rethe an statt irer gnst. herrn auf der
Nachdem aber, je lenger, je mer, nachtailigs schadens inn der muntzen und muntz werckh sich ereugen, so bedenckhen die stende, es solte mitler weil, noch mer schaden zuverhieten, furtreglich sein, das die vorigen muntz mandaten8 Šdurch die röm. kgl. Mt. widerumb renoviert, erneuert und abermals ins Reich offentlich ausgekundt werden.
Unnd dieweil jeder zeit inn den gehaltnen muntztegen und solcher beratschlagung zu merer bestendigkait notwendig bedacht, das die nider burgundische erblandt auch in dise ordnung mit eingezogen wurden, so langt an die kgl. Mt. gemeiner stendt, auch der abwesenden reth, pottschafften und gesandten underthenigs gehorsam bitt, /282’/ sy welle nochmals uber vorige, der nider erblender beschehene bewilligung9 die kgl. Mt. zu Engellandt dahin bewegen, das ir kgl. W. von gedachter nider erblandt wegen sich auch, was im Hl. Reich hierinn constituirt und gesetzt, gemeß erzaigen und halten welle.
/282’ f./ Beim 3. HA (Landfrieden) bittet Kg. um Maßnahmen für den durchgehenden Vollzug der EO von 1555 in den Reichskreisen10 . Da die Reichsstände auf dem RT aber /283/ anderer obligen halben solchem nit nachdenckhen mögen, und dann der Reichs tag jetzundt zum end sich nehent, derwegen es die gelegenhait jetzund nit, hievon weiter zuhandlen, und gleichwol gemeine stende es darfur achten, das in angestelter exequution ordnung, die zu Augspurg mit allem vleiß bewogen, nichts sonderlichs zuverendern, allein solche anstellung zethun, das dise ordnung durch alle craiß zugleich volnzogen wurde, so seind sy deß bedenckhens, es sollt in jetzigem Reichs abschid aufzerichten, der ausgekundt landfriden und vilberurt execution ordnung zurepetiern, zurenoviern, zuerholen und zuhalten widerumb gebotten11, auch den jhenigen chraisen, so noch nitt vermög der execution des fridens ire verordnung und versuchung gethan12, aufgelegt werden, das sy hiezwischen Johannis Babtiste13 nechstkunfftig inn iren chraisen der vilberurten, zu Augspurg verabschidten ordnung auch nachsetzen, dieselbig in wirckliche volnziehung pringen und, was sy derhalben verricht, der kgl. Mt. alsdann zuschreiben und zuerkennen geben wellen, und sich in dem gantzen werckh diser execution ins gemein verabschidten beschluß gemeß erzaigen.
Schlussformel.
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Anmerkungen
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Als Verhandlungsakten werden in diesem Abschnitt die zwischen Kg. Ferdinand und den Reichsständen gewechselten Resolutionen zunächst zur 1556/57 sehr bedeutsamen Debatte um die Verhandlungsaufnahme (Geschäftsordnung) und sodann zu den eigentlichen Hauptartikeln der Proposition ediert. Alle anderweitigen Resolutionen einzelner Kurien oder Ausschüsse sowie Beilagen, Eingaben und Gutachten im Zusammenhang mit den Hauptartikeln sind im Abschnitt „Resolutionen, Eingaben, Gutachten“ zu finden. Die Akten zu den Beratungen, die nicht von der Proposition herrührten (verzögerte Ankunft des Kgs., Matrikel und Moderation, Livland, Freistellungsdebatte) werden zusammengefasst im Kapitel „Nebenverhandlungen“ ediert.
Für die Darbietung der Verhandlungsakten gelten die für die Edition der RTA 1570 erstellten Richtlinien1 . Abweichend davon werden im Dokumentenkopf jeweils sechs archivalische Nachweise der Stücke angegeben. Als Textvorlagen dienen überwiegend Exemplare aus der kgl. oder der Kurmainzer Überlieferung im HHStA Wien. Für die Kollationierung werden reichsständische Kopien herangezogen.
« Nr. 424 Antwort der Reichsstände auf die Proposition sowie Resolution zur Verhandlungsaufnahme und zum Verhandlungsmodus beim 1. HA (Religionsvergleich) »
Dank für die Einberufung des RT. 1. HA (Religionsvergleich) wichtigster Punkt der Proposition. Geteilte Resolution zum Verhandlungsmodus. Katholische Stände: Vorlage des Religionsvergleichs in einem Ausschuss und Parallelberatung der anderen HAA in den Kurien. CA-Stände: Bekräftigung des Religionsfriedens. Keine Rechtsgültigkeit des Geistlichen Vorbehalts als eigenmächtig vom Kg. erlassene, von den CA-Ständen nicht anerkannte Bestimmung. Behinderung der Verhandlungen zum Religionsvergleich durch den Geistlichen Vorbehalt. Bitte um dessen Aufhebung oder um Streichung aus dem Religionsfrieden. Zusage, die Hstt. nicht zu profanieren und keine Erbfolge zuzulassen.
Im RR verlesen und gebilligt am 10. 10. 15561. Den kgl. Kommissaren übergeben2 und von den Reichsständen kopiert am 12. 10.
HHStA Wien, RK RTA 37, fol. 204–208’ (Kop. Dorsv. Hd. Zasius: 1556. Der Reichs pottschafften auff jetziggem reichstag zu Regenspurg antwurtt auff die kuniglich Šproposition, den commissarien am 12. Octobris übergeben.) =Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 74–78’ (Kop. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 12. Octobris anno 56. Dorsv.: Der churfursten räth, erscheinennden stännd unnd der abwesennden gesanndten, räth unnd potschafften erste schrifften auff der röm. kgl. Mt. proposition, irer Mt. commissarien ubergeben. Actum 12. Octobris anno 56.) = B. StA Marburg, Best. 3 Nr. 1246, fol. 81–86 (Kop.) = C. HStA Dresden, Loc. 10192/5, fol. 37–47 (Kop.). HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 43–48’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. C, fol. 19–24 (Kop.). Referiert bei Wolf, Geschichte, 34 f.; Laubach, Ferdinand I., 164. Auszug bei Westphal, Kampf, 62, Anm. 3.
/204 f./ Die Reichsstände haben die am 13. 7. durch Hg. Albrecht von Bayern im Auftrag des Kgs. vorgetragene Proposition3 beraten. Die Gesandten zweifeln nicht, dass ihre Herren und Obrigkeiten die Einberufung des RT, die im Anschluss an den RT 1555 wegen der dort nicht erledigten Punkte erfolgte, und dessen Durchführung durch Kg. Ferdinand I. im Auftrag des verhinderten Ks. mit Dank anerkennen. Sie und die anwesenden Ff. wollen dem Kg. /204’/ zu unndertheniger diennst erweyßung nach moglichait jeder zeyt geflissenn sein.
Die Reichsstände danken dem Kg. für die Entschuldigung seiner persönlichen Abwesenheit und dem Hg. von Bayern für die Übernahme des kgl. RT-Kommissariats4.
Unnd alls verner under anndern artickheln, auff gegenwertigem Reichs tag zu tractieren, der punckht der religion zu forderist gestelltt, disser auch unvernaynlich der treffenlichst unnd hochwichtigist under allen anndern des Heiligenna Reichs obligen, daran ainem jeden christen pulich5 zum hochsten gelegen sein soll, so ist inn der /205/ furgenomen berathschlagung nutzlich unnd nottlich angesechen, fur denn ersten vonn dissem zu reden unnd der kgl. Mt. oder dero comissarienn, wz vonn wegen der churfursten, fursten und stennd bedacht sein wurde, inn antwurt annzubringen.
Wiewoll nun die erscheinenden stend, auch der abwessenden rethe, pottschafftenn unnd gesannten nichts liebers gewollt, dann hieruber ann statt der kgl. Mt. derenn hochloblichen comissarien oder iren bevelchhabern ein eynheŠlige bedennckhen furzuthragen, so seind doch inn erwegung, welcher massen oder gestallt, inn was verordnung unnd durch was wegen bemelterb artückel der religion zu handlen, ob auch nebenn demselbigen anndere artickhel dißes reichstags zu beratschlagenn oder nit, als gleych zu anfanng zwo unnderschidliche maynungen eingefallen:
Erstlich ermessen der dreier gaistlichen churfursten, auch deß mehern thaills des furstenn raths sampt annderer stennde rethen, pottschafftenn unnd gesannten, dz obangeregter artickhel der religion inn ain sonndere verordnung vermog des passauischen verthrags unnd vorgennder Reichs hanndlung6 zu stellen unnd dyselbig verordnung auff gegenwertigem reichstag unverlenngt furzunemen und dabeneben inn denn ordinarien rethen auch anndere artickel der proposition unnd Reichs sachen gepurlicher weyß beratthschlagt unnd bedacht werden mochten; wie dann auff andern vorigen reichstagen die erscheinende stennd und der abwessenden pottschafften und bevelchhabere gewonlichen inn denn Reichs sachen auch furgangen unnd dieselbigen neben- und mit ainannder inn irer ordnung abgehanndltt. Sunst mochte sich disser reichstag woll inn beschwerlichen verzug verlenngern.
/205’/ Zum anndern erinnern sich der dreyer welltlichen churfursten und der augspurgischenn connfession verwandten stennde abgesanndten unnd räthe7 ann statt irer gnst. unnd gnedigen herren unnd auß befelch derselbigen, das auff jungsten zu Augspurg gehalltnem reichstag zwischenn denn röm. ksl. unnd kgl. Mtt., auch denn stenden des Reichs allenthalbenn ain bestendiger, unbedingter, ewigwerender religionn fridt auffgericht unnd beschlossen worden. Solchenn wurden und wellenn ire gnedigste unnd gnedige herrn, sovill derselbig ire kfl. unnd f. Gnn. belanngent, stett unnd veßt halltenn unnd thrailichen nachsetzen; zweyffleten genntzlich nicht, es sey der röm. ksl. unnd kgl. Mtt., unserer aller gnedigisten herrnn, dergleichen der churfursten, fursten unnd anndere stennd gemueth auch, dz solcher ainsmalls auffgerichter, mit hochen zusagenn und ann aidstatt beteurter religions frid inn crefften unnd wessen gelassenn unnd bleyben soll.
Es erwegenn aber der dreier churfurstenn, fursten unnd stende der augspurgischen confession verwanndten gesannte und pottschafften daruber, das inn berurten fride ain arthickhel gesetzt, so dy gaistlichen irenn vorbehallt damals genannt, anfahendt: „Und nachdem bey vergleichung dissens fridens stritt furgefallen etc.“8 Solcher artickhel sey khain disposition des fridenns, belannge auch die substanntz desselbigenn ganntz nicht, dann darinen khain stannd gegenn dem anndern inn ettwas obligiert oder verpflicht wordenn. Wasser gestallt nun Šberierterc artickhel inn rechtend vonn denn augspurgischen chonfessions verwanten gefochten, deß wustenn sich die gesanndten aller seits, so zu Augspurg gewessenn, zuerineren. So wurden es auch die prothocolla gebenn und außweyssenn9.
/206/ Unnd ob woll die kgl. Mt., unnser aller gnedigister herr, denn selbigenn vir10 sich unnder denn gaystlichen zuordnen unnd zu setzen furgeschlagene, dz doch auch der augspurgischen confession verwandten stennd abgesanndte nach außweyssung irer bevelch darein zu willigen piliche unnd christenliche bedennckhen gehabt, inmassen sy des selbigenn ursachennf schrifftlich unnd muntlich damals ibergebenn [!] unnd furbracht11: Nemlich das ire gnedigiste unnd gnedige herrn und obern Gottes eher zu bevurdernn schuldig unnd durch ire bewiligung kkainem mentschenn denn weg zur waarenn erkhantnuß deß worts Gottes, dardurch die ewige seligkhait zuerlangen, hündern und beschliessen solltenn noch wollten. Verner das sy auch crafft irer bewiligung nicht khonten beschechen lassen, irer religion ain mackhel unnd infamien auffzulegen, also das dieselbig nicht wurdig zu achtenn sein sollte, daßg ainichem, welcher die waarhait erkhennen unnd bekhenen wurde, der name gaistlichs stanndts, digniteten, officien unnd benefitien unnd was demselbigen anhengt, solltenn gelassenn werdenn. Zu dem, das es inn gewussen unverantwurtlichen, der determination irer religionn halben inn solchen puncten nachzugeben, dz der fundatorn unnd stiffter christlicherh will, zu der erhe Gottes gemaint, nicht khonte durch solche religion außgericht und erfullt werden. Uber dis, daß sy auch per consequentiam des andern religions thails underthonen durch ire bewilligung denn zutritt zu der waarenn christenlichen religion sperenn und beschliessen nicht kundten oder wolten12.
Š/206’/ Auß solchem unnd andern meher, damalsi angezognen christlichen ursachen erganngen, alls die gaistlichen churfursten und fursten davon nit absteen wellen oder auch dy kgl. Mt. davon zu wenden geweßen, das alain auff anhallten derselbigen die kgl. Mt. onne bewiligung der augspurgischen confession verwanten berierten artickhel auß dazumall habender volmacht fur sich geordnet unnd gesetzt. Unnd hab doch ire Mt. zu declaration unnd anzaigung der augspurgischen confessions verwandten nicht bewilligung fur solcher irer Mt. constitution die wortt: „Welches sich aber beyder religion stende nit vergleichen khonnen etc.“, setzenn unnd promitierenj lassenn13.
Solches alles unnd sonnderlich irer gnedigiste und gnedigen herrnn unnd obern durch muntlichen unnd schrifftlichen ubergeben und gethann furbringen unnd bedingung offtmals erclerte nit bewilligung wollenn dy gesanndten auß bevelch irer gnedigisten unnd gnedigen herrn anhero repetiert und widerhollt habenn.
Wiewoll aberk dy augspurgischen confessions verwanndten churfursten, fursten unnd stenndt, ire gnst. unnd gn. herenn, der kgl. Mt., unserm allergnedigisten herenn, unnd denn stenden der anndern religion inn sachen, so ire kfl. und f. Gnn. und derselbenn unnderthannen nicht belangen, nicht einzugreiffen haben, unnd berierter punct, so onne ir bewilligung gesetzt, auff irer verantwurtung nicht gestettl, so bedennckhen sy dochm, die erhe Gottes unnd Christi unnd, sovill ann innen, dz khainem mentschenn der weg zur seligkhait (so disfals gleichwoll auß mentschlicher schwachait, wann dy officia unnd benefitia /207/ solltenn gelassenn werden, bey mentschen geschechen khönte) beschlossenn werden, im Reich als Reich stennde unnd bey der kgl. Mt. anzubringen, anzulangen, zu bitten, zu berathschlagen unnd zu befurdern schuldig.
Erachten auch, solcher obberuerter punct khenne14 inn der khunfftigen tractation der religions vergleychung ein sonnderliche hinderung bringen, also das dy gaystlichenn auß forcht solcher verlassung die rechte warhait inn religionns sachen nicht erkenen oder offenlich bekhennen dorfftenn und auß dem khain liberam vocem habenn wurden. Unnd hallten es daruber genntzlich darfur, das es im Heiligenn Reich, dem geliepten vatterlannd, zu mehrem freuntlichen wilŠlen geraichenn moch unnd under denn stenden desto meher vertrauen dardurch gestifft unnd gepflanntzt wurde.
Unnd ist darauff ann statt irer gnedigisten unnd gnedigen heren auß befelch derselbigen der gesanndte rathe bedennckhen und pitt, das demnach zu pesserer vorberaytung des forstehenden außsschuß unnd tractation der religion, so vermog des passauischen vertrags anzustellen, auchn befreiung der verstrickhten gewussen unnd auffhebung alles missthrauens denn gaistlichen, ertzbischoffenn, bischoffen, prelatten unnd anndern15, zu der augspurgischen confession zu thretten onne ainichen anhang frey gelassenn oder aber der obbemelt artickhel, wie der inn denn augspurgischen abschidt kkumen, genntzlich abrogirt werde.
Dieweyll aber sich auß mangell befelchs, so der churfurstenn unnd fursten gesanndten deß andern thails furgewendt, die stennd inn rethen der ding nit vergleichen khonnen, alls ist /207’/ ann die röm. kgl. Mt., unsern allergnedigisten herren, der dreyer welltlicher churfurstenn unnd fursten der augspurgischen confession verwanndten gesanndten vonn wegen irer gnedigisten unnd gnedigen herrnn underthenigist bitt unnd anlanngen, iere Mt. geruche allergnedigist, solchenn punct auff obberurte maynungo zu erkleren unnd zu endern oder aber, wie derselbig auß aigner macht vor sichp vonn ierer Mt. gesetzt, also auch dennselbigenn außq gleicher macht hinwiderumb zu abrogieren und abzuthuen.
Es sollenn aber höchstgedachte röm. kgl. Mt. und die stende des Reichs die ding gnediglichenn und freuntlichen dahin nit verstenn, als seie der dreyer welltlichen churfurstenn unnd der anndern augspurgischen confessions verwanndten stenden will unnd maynung darundter, das dy ertz- und anndere stifften prophaniert, zerrissen und zu welltlichen erbschafften gewenndt werden sollen; dann sich der gesanndten gnst. unnd gn. herrnn zuerinern wissen, dz des Heiligenn Röm. Rheichs ordnungen auff solchen stifftungen zum thaill gewidumbbt. Unnd derhalbenn haben sich auch ire kfl. unnd f. Gnn. auff verganngnem zu Augspurg gehalttnem reichstag16 unnd jetz alhier zu Regenspurg offenntlichen dahin ercleren lassen, das solche prophanation unnd verwendung der gaystlichen stifft zu welltlichen erbschafften auffs beßt unnd crefftigst, wie es moglichenn, verhutet unnd durch obligationen unnd assecurationen precavirt werden mechte. Sy bedennckhen aber, suchenn, berattschlagen unnd befurdern disse sachen Šalain irens gewissens halben, damit dy erre [!] /208/ Christi außgebraitet, die gewissen befreit, die religion zu entlicher vergleichung gebracht unnd noch mehr gutt verthrauen im Reich gepflanntzet unnd erhallten werde.
Auff welches zwait bedennckhen sich der dreyer gaistlicher churfurstenn, auch deß meher thaills deß furstenn raths sampt anndere stennder, rethe, pottschafftenn unnd gesanndten, welche der ersten maynung gewessenn, nit khunden einlassen.
Schlussformel.
« Nr. 425 Replik der kgl. Kommissare zur Antwort der Reichsstände auf die Proposition sowie zur Verhandlungsaufnahme und zum Verhandlungsmodus beim 1. HA (Religionsvergleich) »
Bedauern der geteilten Resolution zum Verhandlungsmodus. Anschluss an die Resolution der katholischen Reichsstände: Vorlage des 1. HA (Religionsvergleich) in einem Ausschuss, parallele Beratung der anderen HAA in den Kurien. Übergabe der Forderung der CA-Stände um Aufhebung des Geistlichen Vorbehalts an den Kg. Aufforderung an die CA-Stände, die Verhandlungen zum Religionsvergleich und zum 2. HA (Türkenhilfe) ohne Verzögerung aufzunehmen.
Den Reichsständen übergeben am 13. 10. 15561. Von diesen kopiert am 14. 10.
HStA München, KÄA 3177, fol. 80–83’ (Kop. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 14. Octobris anno 56. Dorsv.: Copia romischer kgl. Mt. comissarien replic auf der chur- unnd furstlichen, auch annderer stenndt gesanndten unnd potschafften anntwurt auf furgebrachte proposition etc. [Nr.] 7. Den stennden und gesanndten eröffnet den 13. tag Octobris anno 56.) = Textvorlage. HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 217–221’ (Konz.) = B. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 47, fol. 325–330’ (Kop. Überschr.: Röm. kgl. Mt. comissarien antwort uff der stennd ubergeben bedencken. Lectum 14. Octobris 1556.) = C. HStA Dresden, Loc. 10192/5, fol. 87–90’ (Kop.). HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 49–52’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. C, fol. 25–28 (Kop.). Kurz referiert bei Wolf, Geschichte, 35; Laubach, Ferdinand I., 165.
/80 f./ Die Kommissare des Kgs. sowie die Nachgeordneten Hg. Albrechts von Bayern als kgl. Prinzipalkommissar haben die am Vortag übergebene Antwort der Reichsstände zur Proposition vernommen. Sie begrüßen, dass nach der langen Verzögerung seit dem Vortrag der Proposition die Hauptverhandlungen nunmehr aufgenommen werden. Die Danksagung und das Erbieten der Reichsständea werden die Kommissare dem Kg. mitteilen.
ŠDass bei der Vorlage des 1. HA (Religionsvergleich) zwischen den geistlichen Kff. und der Mehrheit des FR einerseits sowie andererseits den weltlichen Kff. und /80’/ ettlicher annderer fursten gesanndten unnd potschafften im furstenrath sich gespalltne beratschlagung unnd unnderschidliche, unverglichne bedennckhen zuegetragen unnd allso auch in schrifften refferiert unnd ubergeben, deß haben vermellte comissarien in namen hochst gedachter kgl. Mt. nit gern verstannden; zweifeln auch nit, ir röm. kgl. Mt. die werden es gleichsfals nit weniger ungern vernemenb.
/81/ Das aber der dreyer geistlichen churfursten, auch der merer thails des furstenraths räthe, pottschafften unnd gesanndten sambt anndern stenndenc in irem unnderschidlichen bedennckhen ermessen, das obangeregter articl der religion in ain sonndere verordnung vermög des passauischen vertrags unnd vorgeennder Reichs hanndlung zu stellen unnd dieselbe verordnung auf gegenwurtigem Reichs tag unverlenngt furzenemen unnd daneben in den ordinari räthen auch anndere articl der proposition unnd Reichs sachen geburlicher weiß beratschlagt unnd bedacht werden mochten etc., d–aus den ursachen, dabey vermelldet–d, in dem vergleichen sich vilbemellte comissarien mit inen, den geistlichen churfurstlichen unnd denn merern im fursten rath sambt anndern stenndene unnd lassen inen in namen der röm. kgl. Mt. solich bedennckhen unnd mainung wolgefallenf.
Was dann der dreyer welltlicher churfursten unnd ettlicher fursten potschafften sonnderbar bedennckhen unnd furgewanndte menngl, auch begerte verennderung des vorbehallts der gaistlichen freystellung halben im zu Augspurg aufgerichteng religion friden, unnd das aber sonnst derselbe religion friden in seiner khrefftigen wurckhung unnd bestanndt vesstigclich gelassen unnd gehallten werden solle, wie das in der ubergebnen schrifft weitter ausgefuert, belannget etc.: /81’/ Hierauf wollten die kgl. comissarien denselben kfl. unnd furstlichen Šrethen unnd gesanndten nit verhallten, das sy die röm. kgl. Mt. des genedigisten, vätterlichen unnd fridliebenden gemueths unnd bestenndigen willen unnd furnemens wol wissen, das sy denselben aufgerichten unnd hochbetheurten religion friden zu irem thail vesst, stäth unnd unverbruchlich zehallten unnd davon nit abzeweichen genntzlich gesynneti.
Wann dann ir kgl. Mt. aus solichem irem loblichenj furnemen sich nit versehen khunten, das nun zumalln ainiger innhalltung halber solichs religion fridensk ettwas stritigkhait oder beschwerungl furfallen wurde unnd derwegen die comissarien auf solichen fall weder in dem erregten noch anndern darinn begriffnen puncten mit ainigem bevelch nit verfasst machen mögen, allso das sy sich auch auf beschehne furwenndungm one erholung genedigs beschaids unnd resolution von irer kgl. Mt. in nichte zuvernemen oder einzelassen haben, so wellen sy doch das gethan anlangen irer röm. kgl. Mt. unsaumblich in unnderthenigkhait anfuegen; der unzweifenlichen zuversicht, ir kgl. Mt. werden sich darauf nach alle gebur resolviern unnd erzaigen2.
Es wellen sich aber hiebeyneben die vilermellten kgl. /82/ comissarien zu den ebenannten welltlichen churfursten, auch den anndern furstlichen potschafften genntzlich versehen unnd in namen irer röm. kgl. Mt. sy darumb genedigclich ersuecht unnd fur ire personen hochstes vleiß gebetten haben, das Šsy nichts weniger sich mit den geistlichen churfurstlichen räthen, dem merern im furstenrath und anndern stennden n–in dem vergleichen wellen, damit zu angeennder hanndlung des–n religion articls mit der sonndern verordnung vermög des passauischen vertrags, auch mit furnemung der anndern proponierten articl unnd Reichs sachen unnd furnemlich des nottwenndigen turckhenhilffs articl o–in der consultation der neben ordinari räthen furzuschreitten lennger nit damit–o verzogen, sonnder numalln unnd nach one das so lanng gewerten hievorigen verzug p–aller verrer verlenngerung der sachen abgeschnidten werde; in betrachtung der hoch obligennden notturfft, sonnderlich die beede haubt articul, alls religion unnd turckhenhilff betreffend, an deren schleinigen unnd furderlichen erledigung so viler seelen hail, auch christlicher lannd unnd leuthen unnd zu vorderst gemainer teutschen nation hochste wolfart gelegen, unnd in dem nicht furtraglichers und nutzlichers geschafft werden mag, alls die vorsteennde beratschlagung zu furdern unnd allso auch der jhenigen /82’/ churfursten, fursten unnd stenndt pottschafften, so des anndern bedennckhens sein, mit der hoch lestigen vergebenlichen aufhalltung, verlierung der zeit unnd grossem uncossten zuverschonen. Wie dann den comissarien nit zweifelt, der welltlichen churfursten unnd inen dis falls anhenngige furstliche potschafften werden soliche khuntbare fellq zu gemuet fueren, sich in disem von den comissarien, den geistlichen kfl. räthen, dem merern im furstenrath unnd den anndern stennden nit absonndern unnd an schleiniger, unverlenngter vortsetzung angeregter verrnere beratschlagung zu irem thail auch nichts erwinden lassen. Daran werden sy one allen zweifl dem ewigen Gott ain sonnder gefallig werckh erzaigen, sein gottlich glori unnd ehr damit höchlich befurdern, unnd es wirdet der kgl. Mt. soliches zu sonnderm dannckhnemigem unnd gnädigem gefallen, vilen christen mennschen zu trost unnd rettung, auch sonnst zu gemainer Reichs wolfart vilfelltig geraichen.
Von irer röm. kgl. Mt. in freundtschafft, genaden unnd allem guetem widerumb zubedennckhen unnd zuerkhennen–p.
« Nr. 426 Duplik der Reichsstände zur Verhandlungsaufnahme und zum Verhandlungsmodus beim 1. HA (Religionsvergleich) »
Bereitschaft der katholischen Reichsstände zur sofortigen Aufnahme der Hauptverhandlungen. Erklärung zur Freistellung erst nach der Stellungnahme des Kgs. Bereitschaft der CA-Stände zur konditionierten Aufnahme der Hauptberatungen unter Vorbehalt: Keine Beschlussfassung ohne Erledigung der Freistellung.
ŠIm RR verlesen und gebilligt am 23. 11. 1556. Den kgl. Kommissaren übergeben1 und von den Reichsständen kopiert am 24. 11.
HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 109–111’ (Kop. Dorsv. Hd. Zasius: Der Reichs pottschaften verner übergebene schrifft an die kuniglichen commissarien, am 24. Novembris überreicht.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 89–91’ (Kop. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 24. Novembris anno 56. Dorsv.: Der stännd und potschafften verners furbringen und erbieten mit sonnderm anhanng und maß, auff die proponierten puncten und der röm. kgl. Mt. resolution und missiva zehanndlen. [Nr.] 9. Ubergeben den herrn commissarien 24. Novembris anno 56.) = B. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 47, fol. 357–361’ (Kop.) = C. HStA Dresden, Loc. 10192/5, fol. 215–218’ (Kop.). StA Marburg, Best. 3 Nr. 1246, fol. 96–98’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. C, fol. 33–36 (Kop.).
Die Duplik beruht auf der inhaltlich übereinstimmenden Resolution des KR 2, die im RR am 20. 11. 1556 vorgetragen wurde3.
/109 f./ Die Reichsstände haben die Replik der kgl. Kommissare vom 13. 10. sowie die am 26. 10. vorgelegte Erklärung des Kgs. beraten. Sie haben daraus vernommen, dass die Kommissare sich der Resolution der geistlichen Kff. sowie der Mehrheit der anderen Reichsstände anschließen, das abweichende Bedenken der CA-Stände dem Kg. übergeben wollen und sie auffordern, ungeachtet ihrer Einwände der Verhandlungsaufnahme zuzustimmen. Der Kg. beauftragt die Kommissare in seiner Erklärung, die unverzügliche Aufnahme der Hauptberatungen bei den Ständen anzumahnen. Eine Stellungnahme zur Freistellung werde nach der persönlichen Ankunft Ferdinands I. am 28. 11. erfolgen.
Bei den Beratungen dazu sind /109’/ der dreyer gaistlichen churfursten sambt dem mererm thaill der fursten unnd annderer stennde räte, pottschafften und gesandten bei irem vorigen bedennckhen unnd wolgedachter commissarien unnd befelchhaber darauff ervolgten vergleichen plieben, nemlich dz der articl der religion in ain sonndere verordnung vermög deß passauischen /110/ vertrags unnd vorgeennder Reichß hanndlung zustellen unnd dieselbig verordnung auff gegenwürtigem Reichß tag unverlengt fürzunemen unnd dabeneben inn den ordinari räthen auch anndere articl der proposition unnd reichssachen gebürlicher weiß beratschlagt unnd bedacht werdena, und die sachen bei vorigem Reichß abschiedt berueen möchten4.
ŠDieweill aber der dreier welltlichen churfursten und der anndern stenndt der augspurgischen confession rät, pottschafften unnd gesanndten ire bedenckhen dieses jetzbemellts articls halben5 auch wider angezogen unnd angehallten, dz solcher articl zuforderist erledigt werden sollt, unnd begert, der gaistlichen churfursten sambt dem merern thaill der fursten unnd annderer stenndt räte, pottschafften unnd gesanndten wollten sich darauff ires befelchs, so sy ireß erachtennß erlanngt, vernemen lassen, haben sy, der gaistlichen churfursten sambt dem merern thaill der fursten unnd anderer stennde räte unnd pottschafften, damit die beratschlagungb nit inn fernern stillstannd gerietten, sich hierüber dahin erclert, dz sy derc kgl. Mt. in dem jhenigen, so von wegen irer Mt. den stennden fürzubrinngen, khain maß zu geben wüßten. Wo dann ir Mt. derwegen anbrinngenß thun und den stennden ettwas fürhallten lassen wurden, wollten der gaistlichen churfursten unnd deß merern thaills der fursten unnd annderer stenndt pottschafften und gesanndten sich allßdann, wie inn Reichß räthen herkhommen, inn den beratschlagungen der gebür an statt ierer herrschafften erzaigen.
/110’/ Entgegen so sein der dreyer welltlichen churfursten und der anndern stenndt der augspurgischen confession rät, pottschafften unnd gesanndten auch noch ires vorigen bedennckhenß, unnd wollten auß ursachen, bey demselbigen unnderschiedlich unnd stattlich inn hievor übergebner anntwortt schrifft außgefüert, nichts liebers, dann dz die angezogen freystellung auff ir begern zuforderist erledigtd, cassiert unnd widerumb auffgehoben werden möcht6; welches zu khunfftiger vergleichung der religion ersprießlich sein unnd ain guette befürderung darzu geperen sollt.
Dieweill aber der dreier gaistlichen churfursten sambt dem merern der fursten unnd annderer stendt räte, pottschafften unnd gesanndten sich dises werckhs nit unnderziechen möchten7: Damit dann die sachen deß Reichß tags auch irenthalben nit ansteen blieben, wollten sy in den beratschlagungen über die proponierten articl verner mit den anndern fürschreitten, doch alleß mit der außdruckhenlichen beschaidenheit, bedinngen unnd bezeugen, wo vilbemellt freystellung nachmals nit für hanndt genommen, tractiert unnd erledigt werden sollt, dz sie sich khainß weegs in ettwas vergrifflichs oder entlichs eingelassen oder beschließlich gehanndlt haben wellen; der zuversicht, es werden der gaistlichen churfursten sambt deß merern thails der fursten unnd annderer stennd rät, pottschafften unnd gesanndten, wo sy nit mit befelch hierüber versehen, sich Šdessen mittler weill erholen. Mit diser angehenngckhter verwarnung, da sich die /111/ beratschlagung unnd beschluß dieses Reichß tags ettwz verziechen oder sperrn, dz allßdann der manngl bei inen nit gewesen sein sollte.
Schlussformel.
« Nr. 427 Antwort der Reichsstände zum 1. HA (Religionsvergleich) »
Einhellige Ablehnung eines Nationalkonzils und einer Reichsversammlung als Weg zur Herstellung der Glaubenseinheit. Votum der geistlichen Stände für ein Generalkonzil. Dessen Ablehnung durch die CA- sowie die weltlichen katholischen Stände und Plädoyer für ein Religionskolloquium.
Im RR verlesen und gebilligt am 19. 12. 15561. Dem Kg. übergeben am 20. 12.2 Von den Reichsständen kopiert am 21. 12.
HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 149–151’ (Kop. Überschr.: Der stenndt erst bedencken uber den articl der religion etc. Kgl. Mt. ubergeben denn 20. Decembris 1556. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 20. [!] Decembris.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 108–109’ (Kop. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 21. Decembris anno 56. Dorsv.: Copia der chur- und fursten, auch anderer stende rethe und pottschafften unnderschidliche bedenckhen, die religion sachen betreffend. [Nr.] 12. Der röm. kgl. Mt. ubergeben 20. Decembris anno 56.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 66–67’ (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 47, fol. 456–459’ (Kop.). HStA Weimar, Reg. E Nr. 179, fol. 204–205’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. C, fol. 41–42 (Kop.). Referiert bei Westphal, Kampf, 60; Laubach, Ferdinand I., 172.
/150/ In den Beratungen zunächst des Religionsausschusses und sodann in den Kurien ist daran erinnert worden, daß in allen furgehenden berathschlagungen, wie zu vergleichung der spaltigen religion furzugeen, jedes mals vier wege, als nemlich eins general- oder national concilii, colloquii oder gemaine Reichs versamlung furkhomen. Darauf sie sich dann auch weider unnderredt. Unnd ermessen einheligclich, daß auß allerhandt ursachen obberurter artickel der religion in ein national concilium oder auch eine Reichs versamlunge nicht moge gezogen werden.
Sovil aber die andern zwenea deß general concilii oder colloquii anlanget, welcher unnder dennen jetzmalsb an die hand zunemen, do bedencken der dreier geistlichen churfursten räthe, die geistliche anwesende fursten, stend und der abwesenden pottschafften des merern thails, /150’/ dieweil der weg einß general conciliums der ordenlichst unnd richtigst, welcher auch vor alters bei der christlichen kirchen biß auf gegenwirtige zeith herkhomen, so in gleichen felen Šunnd spaltungen gebraucht unnd dardurch den sachen jeder zeith erschieslich abgeholffenn wurden, daß derselb weg deß general concilii furzunemmen unnd zubefurdern sein solte; wie dessen noch mehrfaltige ursachen in der beratschlagung ausgefurt3.
Entgegen aber ermessen der dreier weltlichen churfursten räthe, die weltliche anwesende fursten, stend unnd der abwesenden pottschafften: Wiewol der weg eins general freien, christlichen concilii in der christenhaith von alters herkhommen unnd der gebreuchlichst istc, sie auch denselben als fur ein ordenlichen erachten, jedoch dieweil die jungst gehaltene concilia unnd letslich das trientische von wegen eingefallener vielen unrichtigkaitenn, beschwerungen unnd verhinderungen one frucht abegangen, auch dieselbige unnd dergleichen verhinderungen /151/ noch vorhannden unnd sich die ding in nicht weniger unrichtigkaiten dann damals erhaltenn, zu deme daß die sachen hin unnd wider zwischen den khönigen unnd potentaten der christenhaith dermassen geschaffen4, also daß diser zeith ein general christlich concilium schwerlich anzustellen, vil weniger muglich, zu gewinstemd ende zubringen: Damit dann viel beraitse articls der spaltigen religion vergleichunge zu weiterm nachteil der teutschen nation nicht in ferrere verlengerunge gestelt, auch der weg des colloquii vor diser zeith mer in disen oder dergleichen fellen gebraucht worden, wie dan desen noch merfaltige ursachen auch in der beratschlagung außgefurt5, daß demnach ditzmals die tractation solchs articls auf ein colloquium zustellen unnd anzurichten, inmassen die röm. kgl. Mt. solchen weg auch neben andern in der proposition auf jungst gehaltenem reichstage zu Augspurg furgeschlagen6.
« Nr. 428 Replik des Königs zum 1. HA (Religionsvergleich) »
Argumente gegen ein Generalkonzil als derzeitigen Weg zum Religionsvergleich. Befürwortung eines Kolloquiums in Form einer sofortigen Konsultation der Mitglieder des Religionsausschusses. Vorlage eines Gutachtens zu den verglichenen und noch strittigen Punkten vor den Reichsständen.
Den Reichsständen übergeben1 und von diesen kopiert am 24. 12. 1556.
Š HHStA Wien, MEA RTA 44a/II, fol. 6’–9 (Kop. Überschr.: Volgt der röm. kgl. Mt. resolution auf der stend und pottschafften gespaltenen ersts bedenckens in puncto der religions sachen, den stenden zuegestelt in Vigilia Nativitatis, den 24. Decembris 1556. [Nr.] 2.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 118–120' (Kop. Überschr.: Der röm. kgl. Mt. resolution uber der stännd unndderschidlich bedenckhen von wegen aines general concilii unnd colloquii. [Nr.] 13. Eröffnet den 23. Decembris2 [!] anno 56. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 24. Decembris anno 56.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 68–71’ (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 47, fol. 460–463’ (Kop.). HStA Weimar, Reg. E Nr. 179, fol. 206–207’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. C, fol. 43–44’ (Kop.). Referiert bei Bucholtz VII, 365; Wolf, Geschichte, 47; Westphal, Kampf, 60; Bundschuh, Religionsgespräch, 193 f.; Laubach, Ferdinand I., 173 f. Auszug bei Bergmann, Religionspolitik, 172 f.
/6’ f./ Kg. hat die Antwort der Reichsstände zum Religionsvergleich vernommen. Er belässt es dabei, dass sie Nationalkonzil und Reichsversammlung einhellig ablehnen.
/7/ Wiewoll nun ir röm. kgl. Mt. daneben auß angeregten uberraichten bedenckhen befunden, daß gemaine stendt inn dem vast ainig, das zue cristlicher verainigung der spaltigen religion ain general concilium als der ordenlichst und richtigist weg, darauff dann der dreyer gaistlichen churfürsten /7’/ rhäthe, die gaistlichen erscheinenden fürssten, stende und der abwesenden potschafften verharren, furzuenemen unnd zuebefurderen sein solte, wie dan ier kgl. Mt. solch general concilium, wo dasselb fruchtbarlich inn das werckh gebracht werden möchte, als den rechten, ordenlichen weg zue hinlegung und vergleichung der strittigen religion sachen auch am pessten und nutzlichisten sein achteten, so erwegen ir röm. kgl. Mt. doch dagegen, das aus denen ursachen und verhinderungen, so durch der dreyer weltlichen churfurssten rhäte, die weltlichen gegenwurttigen furssten und der abwesenden potschafften erzält, diser zeit ain general cristlich concilium schwerlich zueerlangen, vil weniger sich ainicher hailsamer aussrüchtung und fruchtbaren beschluß zueverhoffen sein wurd. Dieweil aber gemainen stennden des Hailligen Reichs und derselben underthonen an cristlicher vergleichung angezaigter strittigen religion nit allain die zeitlich, sunder auch die ewig wolfartt und ierer selen haill und seligkhait gelegen sein will und derwegen diser articul aller muglichen befurderung wol wurdig unnd notthurfftig ist, so lassen ir röm. /8/ kgl. Mt. ier gnedigclichen wolgevallen, das, wie bemeltter dreyer weltlicher churfurssten rhete, auch die erscheinenden weltlichen fursten, stende und der abwesenden gesandten in ierem bedenckhen vermelden, dißmals die tractation solches religion articuls durch ain colloquium3 angericht werde.
ŠDieweill aber auch aus langwiriger erfarung gespurt und gesehen worden, das mit den vorgehaltnen colloquiis nit vil nutz oder frucht geschafft, sunder allain die zeit vergebenlich verloren und merrer verpütterung und hassigkhait gemachta worden, so achten ir kgl. Mt. gar nit ratsam sein, das die tractation und beratschlagung beruerts religion punctens dermassen, wie in den verlauffnen colloquiis beschehen, weitleffig und unverfengclich, sunder allain inn massen und gestalt ainer cristenlichen, freundtlichen consultation, underredt und beratschlagung durch die stende, so jetzo inn dem ausschuß der religions sachen halber deputiert und verordnet worden, aigner person oder iere darzue taugliche, /8’/ geschückhte unnd inn hailliger schrifft gelertte unnd erfarne, fridliebende rhäthe und gesandten furgenommen werde4, also und der gestalt, daß dieselben die strittigen puncten und articul unserer hailligen cristenlichen religion mit ieren anhangen und umbstenden allain ratsweiß, freuntlich, senfftmhietig und Švertreulich mit cristenlichen, guethertzigen euffer erwegen, beratschlagen unnd vergleichen und alsdan ier ratsam bedenckhen mit ausfierung der ursachen, warin sie sich verglichen und warinn sie sich nit vergleichen mögen, gemainen stenden anpringen und dieselbigen alsdan die sachen auch der notthurfft nach verner beratschlagen und neben des ausschuß bedenckhen auch ierer Mt. ir rath und guetbedunckhen furpringen5. Waß dann volgenndsb iere röm. kgl. Mt. zue christenlicher, entlicher verainigung der spaltigen religion verner furnemmen, handeln und befurdern mügen, daß seindt ier röm. kgl. Mt. vatterlich unnd gnedigclich zuethuen und an allem ierem eusserssten vleiß und vermögen nichts erwinden zuelassen urpiettig, genaigt unnd willig.
/8’ f./ Schlussformel.
« Nr. 429 Duplik der Reichsstände zum 1. HA (Religionsvergleich) »
Vorbereitung des Religionsvergleichs auf einem Kolloquium ohne Beschlusskompetenz. Vorlage der unverbindlichen Ergebnisse vor Ks., Kg. und Reichsständen zur Begutachtung und Stellungnahme. Bedingungen der katholischen Stände für das Kolloquium: Keine Präjudizierung eines künftigen Generalkonzils als zuständige Instanz für den Religionsvergleich durch das Kolloquium. Keine Beeinträchtigung von Stand, Amt und Verpflichtungen geistlicher und weltlicher katholischer Ff. durch das Kolloquium. Ablehnung der Bedingungen durch die CA-Stände: Keine Bindung des Kolloquiums an ein Konzil. Herstellung der Vergleichung auf der Grundlage der Heiligen Schrift, keine Entscheidungsgewalt des Papstes. Billigung eines späteren freien ökumenischen Konzils nach eigenen Vorgaben. Weitere Gültigkeit des Religionsfriedens. Ablehnung der Amtsklausel als Beschränkung der Redefreiheit der Kolloquenten.
Bedenken der CA-Stände im geteilten Abschnitt in deren Versammlung gebilligt am 25. 1. 15571. Im Religionsausschuss sowie in FR und SR verlesen und gebilligt am 26. 1.2 Dem Kg. übergeben am 27. 1.3 Von den Reichsständen kopiert am 28. 1.
Š HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 373–380’ (Kop.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 154–161’ (Kop. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 28. Januarii anno 57. Dorsv.: Der curfursten räthe, der anwesennden fursten und stännde und der abwesennden potschafften ainhellige resolution und daneben unndderschidliche bedenckhen auff der kgl. Mt. resolution von wegen des bewilligten colloquii. [Nr.] 18. Irer Mt. ubergeben 28. Januarii [!] anno 57.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 72–79’ (Kop. Überschr.: Der churfursten rethe, erscheinenden fursten, stend unnd der abwesendenn gesandten potschafften anderwerts bedenckenn auff der röm. kgl. Mt. den 24. Decembris uberraichte resolution in causa religionis, belangende das concilium oder christlich colloquium. Der röm. kgl. Mt. am 27. Januarii uberraicht. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 28. Januarii anno 57.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 191–201’ (Kop.). HStA Weimar, Reg. E Nr. 179, fol. 213–220a’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. C, fol. 75–84’ (Kop.). Referiert bei Bundschuh, Religionsgespräch, 210 f.
/373 f./ Der Religionsausschuss und sodann die Kurien haben die Replik des Kgs. zum 1. HA (Religionsvergleich)4 beraten und daraus vernommen, dass er zwar das von den geistlichen Ständen bevorzugte Generalkonzil /373/ fur den rechten, ordenlichen weg hält, der aber derzeit keinen Erfolg verspricht, weshalb der Kg. wie die weltlichen Reichsstände ein Kolloquium befürwortet.
/373’/ Damit es dann von niemandts darfur gehallten moge werden, als ob bemellte geistliche churfursten, fursten, auch der allten religion anhengige weltliche fursten unnd stenndt durch verweigerung solches colloquii ire religion unnd leher offentlichen, auch fur menigclichen zubekhennen einichen scheuch trugen, sonnder zu spuren, dz sy guete, christliche unnd bestendige rechnung daruber zugeben urbittig, so wellen sy und anstatt der abwesenden die gesanndten rette auf solich der röm. kgl. Mt. guetbedunckhen unnd ermessen den weeg des colloqui inen auch nit zuentgegen sein lassen, sonnder thuen sich mit irer Mt. neben der dreier welltlichen churfursten reten, den welltlichen anwesenden fursten, stenden unnd der abwesennden gesandten podtschafften in dem vergleichen, das in namen des allmechtigen ein colloquium ordenlicher unnd gepurlicher weiß, wie dann ferner nochmals zubedenckhen unnd zuvergleichen, angestellt werde: Nemblich auf maß unnd form einer christlichen, freundtlichen consultation, unnderredt und beratschlag- /374/ ung der sachen, darinn alle hanndlungen, so furgenomen, unverpundtlichen unnd unvergrifflichen seien. Unnd also solich colloquium khein erkhanndtnus, decision, determination oder definition auf ime trage, sonnder das bemelte hanndlungen alle, auch der colloquenten freuntlich, vertreulich gesprech, unnderrede und collation sambt irem Šratsamen bedenckhen nachmals der röm. ksl. oder irer kgl. Mt., curfursten, fursten und stennden des Reichs furpracht und ein yeder standt der gepur unnd seiner notturfft nach, auch frei unnd unvergrifflichen uber alle articel unnd puncten, so in solchem freundtlichem gesprech furkhomen unnd beratschlagt, gehordt werde.
Daneben gleichwoll unnd über yetzt ertzellte qualitates, deren man sich also einmuetig verglichen, der dreier geistlichen churfursten rete, die anwesende geistliche, auch merersthails der alten religion anhengige welltliche fursten, stenndt unnd der abwesenden gesandte podtschafften ferner bewegen und ermessen, nit allain irent-, auch irer gnedigist unnd gnedigen herrn unnd obern halb, sonnder auch umb mererna lauttern verstannds willen, khunfftige disputationen so vill imer möglich abtzuschneiden unnd zuverhueten, ein notturfft zusein, in solchem werckh des colloqui anstellung dahin sonnderlichen zugedenckhen, auch die versehung unnd vorbehallt zuthun, das durch dasselb col- /374’/ loquium, so, wie gemelt, furgenomen, dem wege aines generall christlichen concilii, wie und zu was zeit das ordenlicher weiß auch bestimbt werden möchte, nichts benomen, unnd dann, das es auch der allten religion anhengigen churfursten, fursten und stenden des Reichs, geistlichen unnd welltlichen, von wegen ires ambts, stanndts unnd wesens gegen menigclichen, auch in iren gewissen und pflichten verantworttlich unnd in alle wege unnachteillig seye.
Weliches sy annderer gestallt nit suchen, darunter auch nichts annderst verstanden haben wellen, dann wie es die notturfft hechlich erfordert, sonderlich da durch schickhung und verleihung gottlicher gnaden villeicht über kurtz oder langkh sich die gelegenhaitten erreugen unnd zutragen wurden, damit fueglich und unverhindert zu ainem general ordenlichen cristlichen unnd lang gewunschtem concillio zukhomen, das man niemandts unnd bevorab anndern christlichen nationen zur spaltung von diser loblichen teutschen nation auch ain solich nachgedenckhens zufassen ursach gebe unnd es nit darfur zuhallten, als ob man durch beruerte anordnung des colloqui von denn rechten, ordentlichen unnd cristlichen wege des general concilli zu entlicher vergleichung der religions sachen gewichen, oder aber, ob man denselbigen wege des generall christlichen concilli gentzlichen und zumall zuruckh und hindan setzen wellen.
Zu dem das auch, dieweill alle der colloquenten handlungen, /375/ wie oblaut, hernachmalls referirt unnd ein jeder stanndt der gebur unnd seiner notturfft nach daruber gehört werden sollen, ein solchs den verstandt nit gewinne unnd man sich bey anndern cristlichen nationen der gedannckhen zuerwheren, allß ob die religions vergleichung zur determination ainer Reichs versamblung gestellt, unnd also der weeg, darin man zuvor geachtet, solcher articl der religion nit zuziehen, gegangen werden wollte.
Bey welchem sie dan in sonnderhait zu gemueth fueren, dz nach außweisung der heylligen canonum, auch in betrachtung, wie es in der cristlichen Škirchen von der apostell zeitten hero biß auf gegenwerttige spalltung fur unnd fur gehallten worden, die enntlich vergleichung weder durch die stennde des Reichs noch auch durch die ertz- unnd bischoffe one ordenliche, cristliche approbation derselben allgemainen cristlichen kirchen verricht werden möge. Wie sich auch solchs fur ein unmuglichs unnd unveranndtwortlichs ansehen lasset, in furnemblicher betrachtung, dieweil in zwispaldung der lher ain jeder taill die heillig schrifft fur sich furet unnd den rechten verstandt bey ime zusein vermeinet; wo darauf also allertheills verharret wurde, das allßdan ausserthalb eines generall ordenlichen concilii gleich so wenig den stennden des Reichs unnd den ertz- unnd bischoffen alls denen, die also im verstandt /375’/ der schrifft spalltig sindt, zuglauben.
So ist auch jederman unverporgenb, wie und welchermassen höchstgedachte ksl. unnd kgl. Mtt., churfursten, fursten unnd stennde des Reichs, auch menigclichen zuvorderist Got dem allmechtigen unnd seiner geliebten gespons, der heilligen allgemainen cristlichen kirchen, verwandt, alsoc dz iren Mtt., kfl. unnd f. Gnn. unnd inen mit nichten gezimen will, vilbemeltem generall cristenlichen concilio ichts zuwider furgeen zulassen oder zuprejudicieren. Der unnd andern mer guetter beweglichen ursachen halben obbemelte versehung unnd vorbehallt ganntz woll vonnötten. Welcher außtruckhenliche specification menigclichen umb sovill weniger bedenckhlich fallen, dieweill one das darfur geachtet, das dieselbige in den vorigen dreien verglichnen qualiteten begriffen sein sollen.
Und hat es bey denen, so diser mainung sindt, gedachte versehung unnd vorbehalt zuthuen, den verstandt nit, dz dardurch dem vorhabendem colloquio unnd den colloquenten benomen sein sollte, dieweill diser zeit wider die heyllige canones allerhanndt mißpreuch, die heubter unnd glider der gantzen cristenhait, bede, geistlich unnd weltlich, belanngendt, eingerissend, der tragenden ambt, standts unnd personnen halben von einer cristlichen guetter reformation unnd disciplin freunndlich, vertreulich sich zuunderreden unnd daruber zuconsultiern, sonnder seindt zweifels one, es werden /376/ die collocutores, so hierzu zuverordnen, sich in dem nit weniger alls anndern puncten unnd articln der religion aller gebur unverweißlichen alls gelerte, fridliebende unnd schidliche personnen wissen zuerweisen.
Entgegen aber ist der dreyen weltlichen churfursten sambt annderer der augspurgischen confession verwandte fursten unnd stennde rethe unnd gesanndter bedenckhen, dz diser beder conditionen unnd vorbehallt des concilii unnd der geistlichen ämbter unnd stanndts in der form dises vorsteenden colloquii khain anhanng oder außtruckhung zuthuen seye.
Dan was die condition des vorbehalltenen concili anlanngt, ist es an dem, das dieselbig einen geferlichen verstanndt geben unnd pringen khonnte: Nemblich dz die collocution der theologen ein plosse vorbereittung unnd der colloquenten Švergleichung oder was sy gehanndelt, des darauf volgenden concili decision unnderworffen unnd submittirt sein sollt. Dardurch dan den stennden des Reichs benomen were, das sy einer cristlichen, auß der götlichen heilligen geschrifft eingeganngener vergleichung freiwillig nicht zu- und beyfall geben möchten, sondern erst eins verdechtigen concili determination gewertig sein muesten. Wie sich dan auch die stennde der augspurgischen confession zuerinnern wissen, dz durch einen solchen gleichen anhangk des anno 41 /376’/ gehalltnen colloquii die acta unnd sonnderlichen der darinnen verglichener justification articul nicht allain von den stennden nit angenumen, sonndern auch fast zu khainer deliberation gezogen unnd one mittel auf ein concilium gestellt. Darauf auch etzliche verdechtige formen desselbigen angegeben unnd enntlich auf das partheyisch tridentischs gedrungen worden5.
Daruber könte auß beruerter clausul des furbehalltenen unnd nicht begebenen concili auch noch ferner etwan gedeutet, inferiert unnd verstannden werden wöllen, das alle tractation der religion, wie dieselbig gottsellig unnd cristlich angestellt, wasser gestallt sie auch auß cristlichem gemuete auf erinnerung von den stennden beliebet unnd angenomen werde, khaine khrafft noch macht haben sollte, die concilia unnd sonnderlich die vermainte ordinaria poseßtase [!] des babsts hette dan solchs bestettigt, confirmirt unnd durch sein authoritet romane sedis becrefftigt.
Unnd zu disem verstanndt gibt desto mer ursach, dz von den verordneten der geistlichen auf des colloquii anstellung nicht anndere mer wege, darvon auch der passauisch vertrag und hochbemelter röm. kgl. Mt. proposition mel- /377/ 6 dung thuet7, sonnder allain dise ainige des concilii determination vorbehallten; alles in mainung, das die enntlich decision diser spaltigen religion allain uff dz concilii und der darin babstlicher vermaintter ordinarien potestatt [!] nottwendig stheen mueste. Unnd das es mit sollicher angegebner condition und vorbehalltt eben dise außlegung unnd deuttung etwan haben solltt, mögen die verordnetten der augspurgischen confessionn aus den wortten nit allain vermuetten, sonnder haben es aus vorgehennden hanndlungen guette nachrichtung, unnd hab[en] es auch ausf etzlicher geistlicher verordnetten vottis in der tractation diser berattschlagung selbst allso khlerlichen angehort und verstanden8.
ŠWiewoll nun der augspurgischen confession verwannte cur-, furssten unnd stennde irer genedigsten und gnedigen herrnn unnd obernn mainung nit ist, das ainiche der colloquennten unnderredung unnd consultation in disen großwichtigen religions sachen, so uff khaines menschen vertrauen und auctoritett zusetzen, eyne nottwenndige decision und determination sein soll, so wollen sie doch gleichwoll, sovill an iren kfl. und f. Gnn. und obernn ist, durch eynichten bewilligten anhangkh den stennden der anndernn religion nicht abstrigkhenn oder ainiche ursach darzue geben, dz christ- /377’/ licher, fromer, gottsforchtiger, gelertter leuth auß der heylligen geschrifft, prophettischen unnd appostolischen lheer unnd was derselbigen gemes, beschehner unnderredung unnd vergleichung die steennde nicht zu- und beyfall geben möchten, sonnder erst des babsts vermeinter potestat unnd confirmation darüber gewertig sein muesten.
Wiewoll auch gleicher gestalltt der cur- unnd fursten unnd stennde, der augspurgischen confession verwanndt, gemhuet nichtg ist, das ire kfl. unnd f. Gnn. und ire obernn zu yeder zeitt concilia, wan dieselbige unbartheyisch, christlich, frey unnd allgemain angestellt wurden, fliehen oder derselbigen irer lher halben ainiche abscheuch tragen wolltten, in massen sie sich uff dieselbige hievorn offmalls berueffen, auch nochmalls zum hochsten begern, das diser spalltigen religionn durch ein christlich, frey generall versamblung allso möchte abgehollffen werden, damit dieselbige zu ainem ainhelligen, christlichem, der heylligen göttlichen schrifft prophetischen unnd appostolischen lheer gemessem verstanndt in der ganntzen christenhait möchte gepracht werden, so khonnen sie doch die determination der religion uff verdechtige concilia der gestallt nottwendig nit stellen lassen, dz khaine vergleichung in der religion in des babsts vermainte, angemaste potestat muge einganngen unnd getroffen werden.
Dan es jemalls an dem unnd die hochste warhait ist, das /378/ der religion decision auß der heylligen göttlichen geschrifft allain hanngen unnd herfliessen mueß. Derwegen auch die heyllige schrifft nicht von ainer vermaintten khirchen unnd vill weniger von den concilien, sunder die concilienh von der heylligen schrifft prophetischen unnd apostolischen lher ire auctoritet nemen und emphahen soll. Unnd haben sich die concilien khainer decision oder determination wider die heyllige schrifft anzumassen, in massen dan auch etzlicher concilien decisionen alls der heylligen geschrifft ungemeß von anndernn concilien abgethan unnd in der heylligen christlichen khirchen uncrefftig gehallten werden.
Wie aber in concilien durch verleichung unnd wurgkhung des heylligen gaistsi offtmalls christliche deliberation gehalltten unnd nach dem wortt Gottes vergleichung getroffen werden mugen, so khan solliches in christlicher, schiedlicher, fromer, gottsforchtiger versambletter leuth particular unnderredung one zweiffel auch geschehen. Doch steet in beden fhelnn, auch sunst in allen tractaten die enntlich decision der religion unnd derselbigen haubt artiggell nicht uff Šmennschen consultation, sonndern allain uf der heylligen göttlichen, profettischen unnd appostolischen schrifft, derselbigen zuwider kheines mennschen oder enngls im himell einige authoritet angesehen unnd geachtet werden soll.
Wan dan durch christliche gesprech, colloquia und consultatio- /378’/ nen ein einhelliger, christlicher verstanndt möchte under den stennden getroffen unnd gepflanntzt werden, so were die ehre allain Gott dem allmechtigen und seiner almacht heylligen schrifft, daraus solcher verstand auß verleichung des heylligen geists genumen, die decision zuzemessen unnd die ding kheins wegs ferner auf des bapsts vermaintte ordinarien potestatt zustellen unnd zusetzen.
Wan aber durch diß vorgeend colloquium unnd der darauf im rhatt erfolgtten berattschlagung in allen oder etzlichen artigelln der religions vergleichung nit khundte getroffen unnd einganngen werden unnd es allßdan der unverglichnen artigelln oder sunst annderer potentaten halben (dieselbigen auch neben der teutschen nation zu einem ainhelligen, cristlichen verstanndt des wortts Gottes zubringen) die notturfft erfordert unnd die gelegenhait sein wolltt, das ein frey, unpartheysch, christlich, algemain liberum et oecomenicum, secundum legem divinam et praxim Christi et apostolorum concilium möchte angestellt werden, so seind die cur-, fursten unnd stennde der augspurgischen confession, dasselbig auch neben anndern steennden vorigem irem villfallttigem erpietten nach allß dan zubedenckhen, in alweg gemainet und gesynnet, inmassen sie dan zu aller und yeder zeyt irer wharen christlichen /379/ 9 religion dargebung unnd unverdechtige cognition nicht scheuenj noch fliehen wellen, sonnder in albeg neben anndern stennden nicht allain auf die jetzige form des colloquii, sonndern auch auf anndere wege, darvon der passauisch vertrag meldung thuet10, trachten, gedenckhen, ainigenk unnd schliessen helffen wellen, damit die spalltig religion einsmals nach willen des allmechtigen durch sein heylligs wort zu cristlicher verainigung gebracht werden möchte. Doch dz auf unnd in allen fellen der aufgericht jungst zu Augspurg unnd beschlossen religion- unnd prophan friede (die vergleichung der religion erfolge durch disen fursteenden oder annderen weeg jetzt unnd khunfftig oder nit) nicht desto weniger ewig imerwerendt bleibe unnd bestenndig gelassen werde.
Nun achten es die verordneten der augspurgischen confession darfur, dz baide im passauischen vertrag unnd sonnst durch dise wort, so der form dises colloquii anzuhanngen, nemblich, dz die stennde ferner derhalb deliberiren mögen, gnuegsam außgetruckht, was etwan concilien oder annderer wege halben in vergleichung der religion furzunemen, wan dz beruert fursteendt colloquium Šseine begerte frucht unnd ennde nit erlanngen möchte. Dabey es billich zulassen, inmassen dan auch in der form des anno 46 colloquii dergleichen /379’/ unnd keine anndere wort oder conditionen gebraucht, damit die ksl. Mt., chur- unnd fursten, so damals eigner person zugegen, benuegig unnd zufriden gewesen11.
Das aber beruerte clausul (so von wegen der condition des furbehaltnen concilli einen ganntzen geferlichen verstandt etwo bringen möchte) solte gesatzt werden, khönnen die verordneten an stat irer genedigisten, genedigen herrn unnd obern auß obangezaigten ursachen khains wegs eingeen unnd willigen.
Sovill aber die annder clausel, darinen der geistlichen chur-, fursten unnd stennde embter unnd standt begriffen, anlangt, ist der churfursten unnd stende, der augspurgischen confession verwandt, gemueth auch nit, dz colloquium also vergriffenlich anstellen zulassen, das des Reichs zerruttung oder einigem stanndt darinnen an digniteten unnd wurden nachteill erfolgen solt. Achten auch, sölchs seye durch die wort „unverpundtlich unnd unvergriffenlich“ und durch den letzten anhang, dz die relation der ksl. oder kgl. Mt., chur-, fursten unnd stennden gescheen, ire kfl. unnd f. Gnn. ferner ires bedenckhens daruber gehört unnd, was zuthuen, beratschlagt werden soll, gnuegsam versehen unnd praecaviert.
Das aber daruber von vorbehalt der ämbter unnd geistlichs /380/ stanndts außtruckhlich geschehen sollt, mochte abermalln ein annder sonderliche geferliche deutungen unnd außlegungen geperen unnd haben, nemblich dz die colloquenten von den geistlichen ambtern, darinnen die pflicht unnd ire religion (derer sie auch in votis also meldung gethon) einicher gestallt zu colloquieren nit macht haben solten. Dardurch dan den colloquenten, die one das irer pflicht erledigt sein sollen, nit allain frey unnd ungescheuet von der reformation der mißpreuch, sonndern auch von fundamennden der hauptlehrl unnd religion zureden unnd zu consultiern benumen wurde. Unnd wurden sonnderlich die colloquenten der anndern religion auf der geistlichen ambter und pflichten sich referieren unnd dieselbige in sölcher hochwichtigen religions sachen zu verhinderung der vergleichung anziehen wöllen. Nun sollen je die vota in diser hohen religions deliberation libera sein, auch khein ambt, person unnd stanndt, so durch menschen satzung geordnet, unnd demnach in gleicher gestallt kein pflicht wider Gottes wort bedacht, angesehen unnd vill weniger furbehallten werden. Zudem das auch dise clausull der embter unnd der darinnen begriffnen Špflicht halben abermals ein /380’/ heimliche mainung der ordinarien potestat begreiffen möchte.
Unnd zweiffeln darauf die verordneten der augspurgischen confession verwanndten gantz nichts, die röm. kgl. Mt. werden dise ursachen genedigist bewegen unnd die obbemelte zwo conditionen auszulassen allergenedigist unnd vätterlich bedennckhen.
Schlussformel.
« Nr. 430 Triplik des Königs zum 1. HA (Religionsvergleich) »
Veranstaltung des Religionskolloquiums gemäß den verglichenen Vorgaben ohne Rücksicht auf die zwischen katholischen und CA-Ständen strittigen Vorbehalte. Spätere Erklärung des Kgs. zu den Bedingungen.
Den Reichsständen übergeben1 und von diesen kopiert am 29. 1. 1557.
HHStA Wien, MEA RTA 44a/II, fol. 25’–27 (Kop. Überschr.: Der röm. kgl. Mt. triplickh schrifft in puncto religionis auff vorgehendt der stendt zwaidte anntwurdtt. Den stenden und pottschafften in gemain zuegestelt den 29. Januarii 1557. [Nr.] 6.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 162–163’ (Kop. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 29. Januarii anno donimi 1557. Dorsv.: Der kgl. Mt. resolution uber der stännd ainhellig und auch unndderschidlich bedennkhen des colloquii halben. [Nr.] 19. Von irer Mt. empfanngen 29. Januarii anno 57.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 80–81 (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 203–205’ (Kop.). HStA Weimar, Reg. E Nr. 179, fol. 221–222a’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. C, fol. 85–86 (Kop.). Referiert bei Wolf, Geschichte, 49; Bundschuh, Religionsgespräch, 211 f.; Laubach, Ferdinand I., 181.
/25’ f./ Kg. hat aus der Duplik der Reichsstände zum 1. HA (Religionsvergleich) vernommen, dass sie sich der kgl. Resolution2 für die Veranstaltung eines Kolloquiums /26/ auff maß und form ainer christlichen, freundtlichen consultation, underredt und beratschlagung der sachen anschließen und darin einig sind, dass es keine Entscheidungs- und Beschlusskompetenz erhält, sondern die Verhandlungen und Gespräche anschließend Ks. oder Kg. sowie den Reichsständen zur weiteren Beratung vorlegt. Kg. nimmt die Duplik mit /26/ gevallen an; guetter zueversicht, wo die colloquenten inn solchem colloquio die sachen freuntlich, vertreulich und mit christenlicher wolmain- /26’/ ung, wie püllichen beschehen solle, erwegen und beratschlagen werden und alßdan ier ratsam bedennckhen mit ausfierung der ursachen, warinn sie ainig unnd warinn sie nachmallen strittig seyen, gemainen stenden anpringen, es werden sich die stende sament und sonder umb sovil desto pösser und furderlicher ierer notthurfft nach zuerichten und das jhenige der ksl. a oder ierer kgl. Mt. anzuepringen und zuebefurdern wissen, daß zue aufhebung Šder strittigkhait und erlangung guetter, christlichen vergleichung und ainigkhait in unserer hailligen christenlichen religion dienstlich und furderlich sein wurdet.
Was aber der gaistlichen churfurssten verordnete rethe, die anwesenden gaistlichen furssten und stende und der abwesenden potschafften verner bewegen und dan der weltlichen churfurssten rhäte, auch der anderen fürsten und stende, der augspurgischen confession anhengig, ermessen und von bayden thaylen ierer kgl. Mt. furgepracht worden3, das alles wöllen ier kgl. Mt. gnedigclich ingedenckh sein. Achten aber, das von desselbigen wegen das obberuert colloquium lenger nit zuverziehen /27/ noch auffzuehalten, sunder auff die verglichnen und obangeregten maaß und form zum furderlichsten in das werckh inn namen des almechtigen zuerichten seye und die sachen solches colloquii mit onnotthurfftiger disputation der formalia4 halber nit lenger aufzuehalten, sunder, wie gemeldet, christenlich, senfftmhüettig und guthertzig under die handt genommen und, wie sich gepürt und die obbemelt vergleichung mitpringt, gehandlet werde.
Schlussformel.
« Nr. 431 Quadruplik der Reichsstände zum 1. HA (Religionsvergleich) »
Veranstaltung des Kolloquiums nicht neben dem derzeitigen RT, sondern ab 24. 8. 1557 in Worms oder Augsburg. Besetzung: Präsident, je ein Kff. und ein F. jeder Religion als vier dem Präsidium zugeordnete Assessoren; je Religionspartei jeweils sechs Kolloquenten, Adjunkten und Auditoren sowie je zwei Notare. Bitte an den Kg. um persönliche Übernahme des Präsidentenamtes. Verhandlungsleitung durch Präsident und Assessoren. Handgelübde der Kolloquenten und Adjunkten: Geheimhaltung der Verhandlungen. Rechtssicherung der Kolloquenten und Adjunkten. Ablage der Kolloquiumsakten in einer mit drei Schlössern gesicherten Truhe. Vorlage der Akten auf dem nächsten RT. Qualifikation der Kolloquenten. Regelung ihres Vortrags. Qualifikation und Funktion der Adjunkten. Benennung von Ersatzleuten beider Religionsparteien für Kolloquenten und Adjunkten. Qualifikation und Funktion der Auditoren. Aufgabe der Notare. Vierfache Ausfertigung der Kolloquiumsakten. Finanzierung des Kolloquiums durch die Reichsstände.
Š Konz. im Religionsausschuss angenommen am 22. 2. 15571. In FR und SR gebilligt am 22. 2.2 Dem Kg. übergeben am 23. 2.3 Von den Reichsständen kopiert am 24. 2.
HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 486–492’ (Kop. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 24. Februarii 1557.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 220–228’ (Kop. Überschr.: Gemeiner stennde bedenckhen auf der röm. kgl. Mt. zwaite resolutionschrifft inn der religion sach etc. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 24. Februarii anno 57.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 115–121’ (Kop. Überschr.: Dritte bedencken der churfursten rethe, erscheinenden fursten, stendt unnd der abwesenden potschafftenn in negotio religionis, das colloquium betreffendt.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 481–488 (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 307–315’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. E, fol. 47–52’ (Kop.). Im Zusammenhang mit den vorausgehenden Verhandlungen referiert bei Wolf, Geschichte, 54 f.; Laubach, Ferdinand I., 188 f.
/486 f./ Die Reichsstände haben die Triplik des Kgs. zum 1. HA (Religionsvergleich) vernommen4 , in der er sich den Ständen darin anschließt, dass die unverbindlichen Erörterungen eines Kolloquiums zum Religionsvergleich mit einem Gutachten zu den verglichenen und strittigen Punkten anschließend den Reichsständen vorzubringen sind, damit diese zusammen mit Ks. oder Kg. beraten, wie die Einheit hergestellt werden kann. Der daneben von den katholischen Ständen vorgebrachten und von den CA-Ständen abgelehnten Vorbehaltsklauseln für das Kolloquium werde der Kg. /486’/ aller genedigist eingedenckh sein.
Die Reichsstände wollen es bei dieser Resolution in underthenigkheit bewendten lassen. Seindt auch darauf urputtig, obberüert colloquium, sovil an inen, imer möglichen zubefurdern. Da sie dazu aber erwogen haben, das yetztmals alhie /487/ auß allerhandt furgefallenen und beweglichen ursachen zu fruchtbarer handlung fuglichen nit furgeschritten, viel weniger beschlossen werden moge, so haben sy als diser sachen dinstlich, fruchtbar und bequem geacht, das die kgl. Mt. sich yetzo eines andern tags unnd malstat gehn Wormbs oder Augspurg uff Bartholomei, den 24. tag des monats Augustii schieristen, entschlossen heten.
Darauf einn ansehenlicher president, auch die churfursten, fursten unnd ständt der alten religion5 einen churfursten und einen fursten aus inen unnd die Šchurfursten, fursten unnd stenndt, der augspurgischen confession verwanndt, einen churfursten und einen fursten aus irem mitl als assessoren vermögt, unnd dann beder jetzt bemelter religionen verwandten stenndt etzliche gotzfurchtige, gelerte, schiedtliche unnd fridtliebendt personen zu colloquenten, adjuncten, auditoren unnd notarien, so noch uf jetzt werendem Reichs tage zubenennen, nemlichen von wegen der alten religion sechs colloquenten, sechs adjuncten, sechs auditoren, zwen notarien, unnd entgegen von wegen der augspurgerischen [!] confession gleicher gestalt auch sovil verordnet unnd abgefertigt hetten, mit bevelch, diser sachen halb allen möglichen vleiß unnd ernnst furzuwennden unnd nit zuverfeyren in deme, was zu cristlicher vergleichung der strittigen religion, zu befürderung der ehr Gottes, zu ergrundung der warheit seines heyligen /487’/ worts unnd gotseliger, gemeyner ainigkeit in der christlichen khirchen antzurichten unnd zuerhalten imer dienstlich unnd ersprieslich sein möchte.
Khundten auch, also villa ein solchen ansehenlichen presidenten anlangt, anderst nit befinden, dan woverr die röm. kgl. Mt. anstat högstgedachter ksl. Mt. unnd fur sich selbst als das oberhaupt im Heiligen Reich sich hiemit allergnedigst unnd väterlich zubeladen geruchte, das alßdan durch irer kgl. Mt. personlich beywonen solch colloquium und desselbigen proceß nit allein ohne allerhanndt weitleüfftigkeit und unnotturfftige disputation fur- und abgeen, sonder das auch umb desto mehr alle heilsame, erspriesliche befurderung unnd vermittelst götlicher gnaden endtliche außrichtung ervolgen wurde und zugewarten.
Unnd lanngt demnach an die röm. kgl. Mt. der stende, räthe, potschafften und gesanndten aller underthenigist, gehorsam vleissig bith, dieselbig wolle Gott dem almechtigen zu lob, auch gemeyner wolfart der teutschen nation, unserm geliebten vaterlanndt, zu aufnemen unnd guetem gedeye[n] eigener person disem colloquio beywonen unnd darinn sambt den zuegeordneten chur- unnd fursten als assessoren zu presidiren aller genedigist bewilligen.
/488/ Wiewol nun sie, die stendt, räthe unnd potschafften, inen kheinen zweifel machen, ire Mt. werde alsdann wie6 obrister president sambt den vier zuegeordneten chur- unnd fursten als assessoren sich in diser treffenlichen sachen ires thuns unnd lassens, proponirens, inn gemein zu dirigirung des proceß, umbfragens, auch wes sonnst zu dises wergkh unnd desselbigen proceß richtigkeit und ausfüerung am besten unnd nutzlichisten sein mag, allergnedigst, genedigst und genediglichen zuentschliessen, zuverrichten7, auch die ernste versehung zuthun wissen, damit ein jede person, so zu disem colloquio gehörig, irem berueff und bevolhenem ambt (als dan fernner hierunden vermeldet) Štreulich und embsiglich abwarten, dieselbig personen auch, als vil imer möglich unnd die theologen es erschwingen können, zeitlichen beisamen khomen etc.:
So ermessen sie doch, das nach aller gelegenheit der presidenten unnd der assessoren sonndere, guete versehung zuthun, damit in solchem colloquio durchaus aller uberfluß, auch hessigkeit, verunglimpffung unnd convicia zwüschen den personen vermitten unnd keiner dem anndern unbescheidlicher weise in seine rede einfall, sonnder ein jede parthei seiner notturfft auf maß, hieunden begriffen, außgehört und dise collation, freundtlich vertreulich gesprech zu cristlicher, guetlicher fruchtbarkeit fur- unnd abgeen möge.
/488’/ Unnd uf das desto mit mererm vleiß unnd ernnst die cristliche einigkeit gesucht unnd gefürdert werde, bedenckhen die stänndt, räthe, potschafften unnd gesandten fur notwendig, das die röm. kgl. Mt. alß öbrister president sambt den assessoren von obgedachten colloquenten unnd adjuncten hanndt gelübdt an aidts stat zunemen8 unnd inen mit sonnderm ernnst eintzubinden, das sie, die colloquenten, so von der alten religion und desselbigen gleichen die andere, so von der augspurgerischen [!] confession verwanndten verordnet, unnd derselbigen adjuncten von den artickul unnsers cristlichen glaubens lehr unnd religion freundtlichen, cristlichen unnd vertreulichen auf die form, maß unnd ordnung, wie sie sich deren zuvergleichen, underreden unnd in solchem cristlichem gesprech zuvordrist die glori unnd ehr des almechtigen, die cristliche warheit, die liebe des negsten unnd algemeine einigkeit, wie obgemelt, suchen, sich auch daran gar nichts, so dem allem zuwider sein möchte, verhindern lassen; wie sye solches fur Gottes angesicht am jungsten gericht gesteen unnd verantworten wolten. Das sie, auch deßgleichen alle andere personen, so zu disem colloquio gehörig unnd getzogen (so gleicher gestalt auch antzugeloben), in keinerlei weiß, weder heimlichen noch offenlichen, schrifftlichen noch mündtlichen, jemandts, wer, auch wes standts oder wesen derselbig sein möchte, weder klein noch groß, aus dessenb gesprech oder der gantzen hanndlung zuentdecken, sonnder die jeder zeit, wie ob- /489/ bemelt, unnd sonnderlichen biß uff zeyt der gemeynen relation raths weiß in gueter stil unnd gehaymnuß zubehalten. Unnd solt den verordneten colloquenten unnd adjuncten dise colloquution, wes sie sich darinen vergleichen oder nit vergleichen werden, an iren eeren, würden, leib und guettern unverletzlichen und unnachtheilig sein9.
Unnd erwegen die stänndt, räthe unnd potschafften hiebey auch fernner, das ein sonndere, drey schlußige truhen10 aufzurichten und zuverordnen, darinnen alle prothocolla, acta, geschrifft unnd hanndlung nach jedes mals geendigter audients unnd gesprech gelegt wurden, davon die röm. kgl. Mt. als president einen, die assessores von der alten religion den andern unnd die assessores von Šder augspurgischen confession den dritten, alles underschiedliche schlüsseln, zuhaben und nach geenditem colloquio biß zu negster Reichs versamblung11 (daselbst hin dise truhe zubringen unnd den Reichs stenden notturfftige relation zuthun) zubehalten12; dise truhen auch annderst nit, dann in gemeiner audientz und wen colloquirt wurdet, zueroffnen.
Jedoch da sich eines oder mermals zuetragen oderc begeben wurde von wegen ungleichmessigen verstandts oder aber anderer gelegenheit halben, das von nöten, die prothocolla unnd acta zu revidiren: In deme er- /489’/ achten die stänndt, räthe unnd potschafften, das sich höchstermelter president sambt den assessorn gleichmessig zuertzeigen unnd solche revision den colloquenten (doch alles in gesambten rathe) nit zuverweigern.
Es solte auch diß colloquium an einem dartzue verordneten orth zuhalten unnd niemandts anderst dan obbemelte personen unnd die jhenigen, so ire kgl. Mt. als president und bede chur- und fursten als assessoren aus irem [!] geheimbsten räthen, doch keiner uber zwen unnd uf vorgeende gleichmessig angelübt, hierzue zihen möchten, weder zum reden noch zum anhören zuetzulassen sein.
Weiters die colloquutoren betreffendt: Wiewol deren, als oblautd, auf jeder seitten sechs, auch alle gotsfurchtige, gelerte, verstendige, der heiligen geschrifft erfarne, fridtliebendt, schidtliche personen sein werden, so bedenckhen die stendt, räthe unnd potschafften doch, das von wegen der alten religion durch und von wegen der augspurgerischen [!] confession auch durch eine person aus den colloquenten beiderseits an stat der anndern, welche jedes mals eim oder deme andern theil nach gelegenheit der artickel und materi, so furkomen, gefellig sein wurdet, die furtreg unnd bedenckhen uber dieselbige artickel, so zuhanndlen, /490/ freundtlichen unnd fridtlichen inn gemeyn eröffnet, darauf raths weyse conferirt unnd dardurch mit allem vleiß die vergleichung gefurdert Šwerden. Gleichwol solte auch bederseidtse colloquenten nit abzustricken sein, da irer einer nach geenditer rede deß aus inen erweltenf zu merer erklerung unnd bestettigung der in gemeyn angetzeigter stym unnd der sachen dienstlich ichtes ferner anbringen wolte, das solches mit zuelassung der presidenten unnd assessoren beschehe. Dabeneben dan der president den andern mit colloquenten zusprechen unnd sie befragen soll, ob jemandt aus desselbigen theils colloquenten etwas mer furzubringen unnd dartzue zureden hete. In welchem allem doch gleichheit zuhalten unnd darauf president unnd die assessores nach zusamen tragung der zwo stymmen den beschluß mit abkhürtzung aller unnotturfftiger disputation zubefürdern.
Was dann die adjuncten betrifft, erwegen die stendt, räthe unnd potschafften, das dieselbige in der antzal, wie obgedacht, nemlichen uf jeder seiten sechs, nit weniger qualificirt sein solten als eben die /490’/ colloquutoren, also das sie nit allein disem colloquio beyzuwonen, sonnder auch den colloquenten, denen sie adjungirt, in unnd ausserhalb der gesprech und verhöre mit rathe steurenn und behülfflichen erscheinen mögen.
Unnd da sich zuetrageng, das in werendem gesprech obbemelter colloquenten einer oder mer uff einem oder dem andern theil thots verfallen oder sonnst durchs leibs schwacheit oder andere zuefehl dermassen verhindert wurde, das er oder sie disem wergkh nit vor sein könnten, uff solchen faal wurdet bedacht, das dessen oder deren stat alsbaldt jeder zeit aus der zall der adjuncten widerumb erfüllet unnd ersetzt werden unnd nichts desto weniger furzugeen sein solte. Demnach dan auch dem ganntzen wergkh furtreglich zusein bewogen, nit allein diser ursachen halb, sonnder auch auf den faal, da den jenigen, so alhie zubenennen, vor deme dis colloquium seinen furganng erraicht hette, gleichmessige verhinderungen zuestunden, das beder religion verwandten stenndt auch uber die bestimbte antzal sich irer gelegenheit mit noch etlichen theologen als super numerariis gefast machten, h–wo deren von nötten–h, gewiß zu sein, die zal der adjuncten jedes mals damit zuergentzen und dieselbige alsdan in gleiche gelüdt wie die andern zunemen, damit diß orts dem gantzen wergkh keine verhinderung entstee.
/491/ Anlangendt die auditoren: Nachdem dieselbige annderer gestalt nit zu disem colloquio sollen getzogen werden, dann das sie als der gesprech unnd aller hanndlung zuhoreri
Es bedenckhen auch die stenndt, räthe und potschafften der zu disem colloquio gehörig notarien halb (deren von einem jeden theil zwen zu disem colloquio zuverordnen), das dieselbigen nit allein verschwigen unnd zum excipiren tauglich unnd geschickt, sonnder auch der sachen, so verhandlet, selbst verstendig seyen unnd die terminos theologiae woll wissen. Welche all solche gespräch, so furgeen werden, sovil nottig und der sachen dienstlich, vleissig unnd treulichen in einen jeden audientz in ire prothocolla vermergkhen, acta alsbaldt verfertigen, dieselbige allmallen, vor deme mann aus dem colloquio /491’/ abtretten wurdet, in gegenwertigkeit des presidenten, der assessorn unnd der annderen, zu dem colloquio gehörig personen aller, gegen einander mit vleiß conferiern unnd zu gleichheit bringen, nachmals auch unnd also baldt, wie oblauth, in die verordnete schlussige truhen einlegen unnd davon nichts in irem gewalt behalten solten etc. Denselbigen obgemelten vier notarien nit allein die mundirung der prothocollen, sonnder auch, das sy die acta und handlungen des colloquii vierfächtig (doch alles an geheymen orten, dahin sie vom presidenten unnd den assessoren bescheiden) ingrossieren unnd verfertigen zubevelhen. Welche prothocoll unnd acta von inen, den notarien, auctenticirt in der verordneter truhen biß zu erst könftiger Reichs versamblung [zu verwahren], als dan, wie oblauth, gemeynen Reichs stendten daruber relation zuthun; unnd der verfertigten actorum ein exemplar der röm. ksl. oder kgl. Mt., deßgleichen ein exemplar der alten religion, das dritte der augspurgischen confession verwandten stendten zuuberraichen unnd das vierdt exemplar bey des Heiligen Reichs actis und der maintzischen canntzlei zubehalten.
Unnd sollen die notarien hieruber und dan, das sie alle sachen verschwigen unnd in gueter geheimb halten wöllen, von den presidenten und assessoren leiblich beeidigt werden.
/492/ Neben disen notarien solte auch kheinen andern personen zuegelassen sein, die gesprech in schrifften oder sonnst durch außzug zuverfassen. Jedoch da der colloquenten und adjuncten einer oder mer zu seiner notturfft, den sachen desto stadtlicher nachzugedennckhen, die argumenta unnd allegata dessen, so denn furtrag zuthuen geordnet, mergken wolte, inn dem faal solte dem- oder denselbigen eines memorials sich zugebrauchen unbenomen sein.
Beschliesslichen, nachdem auch furgefallen, ob wol die röm. kgl. Mt. als obrister president, auch die vier chur- unnd fursten als assessores zweifels ohne unbeschwerdt sein werden, gemeyner wolfart zu guetem uf iren khossten disem colloquio beyzuwonen, auch die churfursten, fursten unnd stendt, so die auditoren beiderseits zuschickhen (daruber man sich alhie noch zuvergleichen), dieselbige Šauf iren khosten bey solchem gesprech mit liferung zuunderhalten, das nichts desto weniger uff die colloquutores, adjuncten unnd notarien nit ein geringes zu irer notturfftigen unnderhaltung auffghen müesse: Dieweil dan solche personen alle inn gemein von bederseits religionen zuverordnen, wurdet bedacht, das eines jeden theils der alten religions und augspurgerischen [!] confession verwandten sich solcher underhaltung, auch diser personen ergetzlichheit halber, uffs besst sye mögen, vor eröffnung dises Reichs tags abscheidts zuentschliessen.
« Nr. 432 Quintuplik des Königs zum 1. HA (Religionsvergleich) »
Worms als Veranstaltungsort für das Kolloquium. Keine Übernahme des Präsidentenamtes durch den Kg. wegen der Türkengefahr. Benennung eines Fürsten als Stellvertreter. Benennung von Substituierten auch für die kfl. und f. Assessoren, um den Fortgang des Kolloquiums zu sichern. Benennung der weiteren Teilnehmer, Klärung der Finanzierung und anderer offener Punkte noch beim RT.
Den Reichsständen übergeben am 25. 2. 15571. Von diesen kopiert am 26. 2.
HHStA Wien, MEA RTA 44a/II, fol. 40–42’ (Kop. Überschr.: Kgl. Mt. erclerung unnd resolution auf der stend und pottschafften drit bedencken, die religions sach und colloquium betreffendt. Ist der stend rethen und potschafften ubergeben worden den 25. Februarii 1557. [Nr.] 10.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 230–234 (Kop. Überschr.: Der röm. kgl. Mt. resolution auf der stende dritt bedenckhen, die religion belangendt. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 26. Februarii 1557.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 123–125’ (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 491–494 (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 332–335’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. E, fol. 61–63’ (Kop.). Referiert bei Wolf, Geschichte, 55; Laubach, Ferdinand I., 190.
/40–41/ Kg. hat die Quadruplik der Reichsstände zum Religionsvergleich (1. HA) vernommen2 . Er billigt Form und Maßgaben für das Religionskolloquium, das, wie von den Ständen vorgeschlagen, zum 24. 8. 1557 einberufen werden soll. Als Veranstaltungsort bevorzugt der Kg. vor Augsburg die Stadt Worms /41/ als dem mereren thail der stennde gelegneren und bequemeren platz.
Der Bitte, das Präsidentenamt persönlich zu übernehmen, würde Kg. gerne nachkommen. Doch wissen die Reichsstände, mit was treffenlichn, wichtigen obligen und geschefften iere kgl. Mt. furnemlich des kriegs wesens halber gegen gemainer chrisstenhait erbveind, dem turggen, daran nit allain ierer kgl. a Mt. und derselben khunigreichen und landen, sonder auch gemainer crisstenhait und Šzuevorabe dem Hailligen Reich teutscher nation zum hochsten gelegen, one underlaß beladen. Darumb ierer Mt. nit muglich sein wuerdet, auff bestimbte zeit, do daaß [!] /41’/ colloquium fur handt genommen werden solle, sich auß solchen ieren khunigreichen und landen one hohen nachtail und schaden zue begeben, angesehen das die kriegs yebung gegen dem turggen umb solche zeit vast am größten und nöttigisten sein wuerdet. Derwegenb dan auch ir kgl. Mt. beruerttem colloquio, wie gnedigclich geren sie das theten, selbs personlich nit beywohnen noch auswarten wurdet khunden. Ier kgl. Mt. sein aber vatterlich und gnedigclichen bedacht und urpiettig, ainen verstendigen und der sachen tauglichen furssten zue presidenten zueverordnen, der ier Mt. personc representiere und vertrette. Welchen ir kgl. Mt. auch one der stende beschwerung underhalten wöllen.
Kg. befürwortet zwar, dass beide Religionsparteien je einen Kf. und F. als Assessoren benennen, gibt aber zu bedenken, dass denselben chur- und furssten etwan aus zuefallenden verhinderungen beschwerlich und ungelegen sein mochte, beruerttem colloquio /42/ personlich bis zum end abzuewardten; daraus dann unrichtigkhaitten und nachthaillige verlengerung unnd etwo gar ain zerrittung dises werckhs entstehn möchte. Damit nun das verhüet werde, so achten ir Mt., nothwendig, nutz und guet sein, daß hierinn ain solche fursehung beschehe, wo aus den zue assessoren deputierten chur- und furssten ainer oder mer zue anfang ernants colloquii oder in mittel desselben der sachen anderer wisslicher, mercklicher obligender ehafft und geschefft halben selbs nit beywonen oder bis zue endtschafft auswartten möchten, das alßdan an dessen oder deren statt durch sie geschuckte [!], ansehenliche und vernunfftige assessores substituirt und alspaldt verordnet, damit dises mangels halben das colloquium nit auffgezogen oder gehindert werde.
Kg. billigt die Anzahl der Kolloquenten, Adjunkten, Auditoren und Notare sowie die Verfahrensordnung für das Kolloquium. Er bittet, die Stände wollen sich /42’/ noch alhie von wegen benennung solcher colloquenten, adjuncten, auditoren und notarien, dergleichen des cosstens und underhalttung der colloquutores, adjuncten unnd notaren, auch anderer puncten halben, so laut ieres bedenckens jetztmals noch verglichen werden sollen, furderlich entschliessen, damit dz colloquium auf obbestimbte zeit umb soviel stattlicher und gewisser inn das werckh gepracht werden möge.
Schlussformel.
« Nr. 433 Sextuplik der Reichsstände zum 1. HA (Religionsvergleich) »
Nochmalige Bitte an den Kg. um die persönliche Übernahme des Präsidentenamtes beim Religionskolloquium. Stand und Stellung der Substituierten für die Š kfl. und f. Assessoren. Namentliche Benennung aller Kolloquiumsteilnehmer. Finanzierung der Teilnahme durch die Stände der jeweiligen Religionspartei.
Im Religionsausschuss beschlossen und gebilligt am 8. 3. 15571. In FR und SR verlesen und gebilligt am 8. 3.2 Dem Kg. übergeben am 9. 3.3 Von den Reichsständen kopiert am 10. 3.
HHStA Wien, MEA RTA 44a/II, fol. 43–46’ (Kop. Überschr.: Der stendt unnd potschafften viert bedencken in puncto religionis. Der kgl. Mt. ubergeben den 9. Martii 1557. [Nr.] 12.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 252–257 (Kop. Überschr.: Gemeiner stende viert bedenckhen auf der röm. kgl. Mt. resolution, die religion und das derhalben furgenommen colloquium betreffend. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 10. Marcii 1557.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 126–129’ (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 654–659 (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 435–439’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. E, fol. 74- 77’ (Kop.).
/43/ Die Reichsstände haben die am 25. 2. übergebene Quintuplik des Kgs. zum 1. HA (Religionsvergleich)4 beraten. Bezüglich des Religionskolloquiums bleibt es bei den bisher verglichenen Punkten. Die Entscheidung des Kgs. zum Veranstaltungsort [Worms] lassen die Stände als bequem unnd gelegen inen gefallenn.
/43 f./ Die Reichsstände erkennen die Argumente des Kgs. gegen die persönliche Übernahme der Präsidentschaft beim Kolloquium zwar an, erwägen aber /43’/ entgegen doch, wie viel und hoch ann solcher presidentz gelegenn, zudem wz fur grosse nutzbarkheit ob irer Mt. als eins hohen, erleuchten verstandts unnd fridtliebenden konigs personlichen beisein dem gantzen werck erscheinen unnd man entlichen sich auch getrösten möchte. Darumb sie nochmals am rathsambstem zusein befindenn, whofer es immer möglich, dz ire Mt. sich inn der person mit solcher presidentz zubeladen geruchte; solchs nit allein zu mehrer richtigkheit und schleunigerm guetem furgang des colloquii, sonnder auch kunfftiger tractation, wen die sachen außerm colloquio wiederumb ann die ksl. oder ire kgl. Mt. unnd gemeine Reichs stendt gelangenn sollenn, von wegen eingenommenen mehrerm berichts fast nutzlich, dienstlich unnd ersprießlichenn sein wurde. Derhalb dann an ire röm. kgl. Mt. nochmals der stendt, potschaft unnd gesanthen unnderthenigst gehorsam pitt, ire Mt. wollen mit aller gnedigster vatterlicher sorgfeltigkheit, wie bißhero beschehenn, [die] hochwichtigkheit disses wercks zu gemüt fhueren unnd, dha es gesein mag, diß colloquium in irer personlichenn gegenwurtigkheit furghen lassenn unnd demselbigenn beiwhonen.
Uff welchenn fall auch denn stenden, rethenn, pottschafft unnd gesanthen nit zugegen sein /44/ soll, allß dann die krieg unnd beschwerung gemeiner Šchristenheit erbfheindts, des turcken, halb uber ire hoffnung, so sie zu Gott dem almechtigen habenn, sich nit gentzlichenn zur pesserung geschickt, das ire Mt. die zeitt des colloquii haltung dero gelegenheitt nach ferner erstreckte, auch, who von nötten, dasselbig ann ein orth, so irer Mt. person halb bequemer sein möchte, verlegte.
Falls der Kg. aber trotz dieser Bitte darauf beharrt, wegen der Türkengefahr nicht persönlich teilnehmen zu können, und deshalb einen F. als Stellvertreter benennt und dessen Teilnahme finanziert, wollen es die Reichsstände bei vorhin bedachten zeitt unnd malstatt pleiben lassenn.
/44 f./ Mit der Anregung des Kgs., im Interesse einer gesicherten Durchführung des Kolloquiums für die persönlich als Assessoren benannten Kff. und Ff. jeweils Substituierte zu verordnen, wollen sich die Reichsstände /44’/ unndertheniglichen vergleichen. Sie wellen sich aber getrösten, es werden berurtte assessores in solchem nutzlichem werck, daran menniglichem hoch unnd viel gelegen, sich nichts bekhumern lassen, so sie von der personlichen dem colloquio beiwhonung verhindern oder abhaltenn möchte; unnd auff denn fhall ehaffter verhinderung iren platz durch geschickte, ansehenliche unnd vernunftige personen zum wenigsten auß prelaten, dhumcapitteln, graven oder hern alls substituirte ersetzenn, denselbigen substituierten eim jedenn insonderheit gleicher gestallt auch wie den principal assessoren zuzulassenn, einen oder zwehen verstendige rethe bey inen zuhaben unnd deren raths nach gelegenheit zupflegenn.
/44’ f./ Gemäß der Aufforderung des Kgs. benennen die Reichsstände folgende Kolloquiumsteilnehmer5:
/45/ Teilnehmer der katholischen Reichsstände. Assessoren: 1) Der ertzbischoff zu N.6, churfurst. 2) Der bischoff zu Speier7.
Colloquutores: 1) Dr. Julius Pflug8, episcopus naumburgensis.
Adiuncti colloquutorum: 1) Dr. Wilhelmusc Lyndanus14, professor dillingensis. 2) Dr. Mathias Zittardusd, concionator Aquisgrani15. 3) Nicolause GodaŠnus16, professor viennensis. 4) Dr. Joannes Gressenicus17, concionator Bavariae ducis. /45’/ 5) Dr. Georgius Wicelius18. 6) Dr. Fridericus Staffilus19.
Stendt, so die auditores zugebenn: 1) Der ertzbischoff zu [Meintzf], churfurst etc. 2) Der ertzbischof zu [Colng], churfurst etc. 3) Der ertzbischoff zu Saltzburg20. 4) Der bischoff unnd cardinal zu Augspurg. 5) Hertzog Albrecht inn Bayern etc. 6) Hertzog Wilhelm zu Gulich, Cleve etc.
Notarii: 1) Nicolaus Driel21, prepositus Sancti Stephani moguntinensis. 2) Symon Baghen22, secretarius moguntinus.
Supernumerarii notarii in eventum defectus: 1) Joannes de Via23, concionator wormatiensis. 2) Henricus Suveyckhart24, secretarius ducis Bavariae.
ŠTeilnehnmer der CA-Stände. Assessoren: 1) Hertzog Augustus, churfurst zu Sachßen. 2) Hertzog Christoff zu Wurtenberg etc.
/46/ Colloquutores: 1) Dr. Philippus Melancthon25. 2) Dr. Joannes Brentius26, prepositus stuggardiensis. 3) Dr. Erhardus Sueppiush , 27, professor theologiae et superintendens genensis. 4) Dr. Joannes Machabeus Schotus28, superintendens ducatus holsatiensis. 5) Mag. Georgius Karigken29, superintendens onoltzbachensis. 6) Joannes Pistorius30, pastor nidanus in Hassia.
Adiuncti: 1) Mag. Henricus Stoll31, theologus haydelbergensis. 2) Dr. Andreas Musculus32, professor theologiae Franckfurthi ad Oderam. 3) Dr. JoaŠchimus Morlin33, superintendens civitatis braunschvicensis. 4) Dr. Joannes Marckbachi , 34, superintendens argentinensis. 5) Mag. Victorinus Strigelius35, professor theologiae genensis. 6) Mag. Jacobus Rongius36, professor theologiae gribsuvaldiensis.
Stendt, so die auditores gebenn sollenn: 1) Das chur- unnd furstlich haus Pfaltz einen. 2) Dz chur- unnd furstlich haus Sachßen einen. 3) Das chur- und furstlich haus Brandenberg einen. 4) Bede hertzogenn zu Pomeren einen. /46’/ 5) Landtgraff zu Hessen einen. 6) Alle graven unnd herrn der augspurgischen confession einen.
Notarii: 1) Mag. Paulus Eberus37, professor wittenbergensis. 2) Dr. Jacobus Andreae38, superintendens geppingensis.
ŠSupernumerarius notarius in eventum: Theodricus Schneppius39, professor theologiae tubingensis.
Soviel dann letzlichenn denn costen unnd underhaltung der colloquutorn, adjuncten unnd notarien betrifft, lassenn es die stendt, rethe, pottschafften unnd gesanthen dabei wendenn, dz bederseitz religions verwandte ein jederthail die seinige mit liefferung underhalten soll.
Schlussformel.
« Nr. 434 Septuplik und Schlussschrift des Königs zum 1. HA (Religionsvergleich) »
Neuerliche Ablehnung der persönlichen Übernahme des Präsidentenamtes. Beauftragung Bf. Rudolfs von Speyer mit der Vertretung als Präsident. Pünktliche Abordnung der Teilnehmer.
Der Mainzer Kanzlei am 10. 3., den Reichsständen am 11. 3. 15571 übergeben. Von diesen kopiert am 11. 3.
HHStA Wien, MEA RTA 44a/II, fol. 47–48 (Kop. Überschr.: Der kgl. Mt. resolution auff der stendt vierdt bedencken in der religions sachen, den 10. Martii eroffnet. [Nr.] 13.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 258–260 (Kop. Überschr.: Der kgl. Mt. resolution auf der stende viert bedenckhen in der religion. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 11. Marcii 1557.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 130–131’ (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 660–662’ (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 386–387’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. E, fol. 78–79 (Kop.).
/47/ Kg. hat die Sextuplik der Reichsstände zum 1. HA (Religionsvergleich)2 vernommen. Er stellt für die bisher verhandelten Punkte zur Veranstaltung des Kolloquiums Einigkeit fest und ist mit den von den Ständen verordneten Teilnehmern wol zufriden.
Zur nochmaligen Bitte um die persönliche Übernahme des Präsidentenamtes erklärt der Kg., er wäre Gott dem allmechtigen zu lob, seiner cristenheit unnd sonnderlich dem Heiligenn Reich teutscher nation zu wolfartha, nutz unnd guettem, gemainen stenden zu wilfarenn, freuntlich unnd genediglich woll genaigt. Dieweil aber sie aus nechster irer Mt. resolution vernommen, das ire kgl. Mt. unnd irer khunigreich unnd lande merglichenn hohen obliegen unnd Šgeschefft halber sich solcher presidentz zuunderfahenn nit muglich3, /47’/ unnd damit dann ditz werckb nichts weniger befürdert werde, so sein ir kgl. Mt. nach wie vor genediglich bedacht, ainen tauglichenn, vernunfftigen fursten zu presidenten zuverordnenn, der irer Mt. person representier unnd vertrette, inmassen dann ir kgl. Mt. aus itzigem der stennde uberraichten bedennckhen befunden, das sie dessen auch unndertheniglich zufriden unnd inen dz nit zuentgegen sein lassen. Welches irer kgl. Mt. von inen auch zu sonder annemigen gefallen raichen thuet. Unnd wellen demnach ir röm. kgl. Mt. denn stenden unnd der abwesenden rethen und bottschafften freundtlicher und gnediger meinung nit verhallten, das ir kgl. Mt. sich entschlossen, den hochwirdigen fursten unnd herrn, hern Rudolffenn, bischoven zu Speier, ann irer kgl. Mt. stat zu presidenten zugebrauchen4; dartzu dann ir kgl. Mt. diser zeitt nit woll einen andern fursten zubewegen wisten, der dieser sachen pesser gesessenn unnd mit wenigerer beschwerung außwarthen möchte. Da der Bf. von den katholischen Ständen als Assessor benannt worden ist5 , bittet der Kg. um die Wahl einer anderen Person, damit der Bf. das Präsidentenamt übernehmen kann6.
Unnd sein hieruff ir röm. kgl. Mt. zu gemainen stenden der ganntz freuntlichen unnd genedigen zuversicht, sy werden an abfertigung unnd verordnung der zu gedachtem /48/ colloquio erkhiesten unnd benenten personen khainen saumbsall erschainen lassenn, sonder sich darin dermassen verhaltenn, damit ditz christlich werck auf bestimbten nechstkonnfftigen tag Bartholomei inn der statt Wormbs gewißlich unnd one verrere verlengerung seinen furgang haben und vermittelt göttlicher gnadenn zu schleiniger, fruchtparer, guetter enndtschaft gebracht unnd befurdert werdenn möge; wie ir kgl. Mt. dan gemaine stende darzu genaigt wissen.
Schlussformel.
« ŠNr. 435 Antwort der Reichsstände zum 2. HA (Türkenhilfe) »
Einbeziehung des Ks. und auswärtiger christlicher Potentaten in die Türkenabwehr. Erleichterung der Hilfeleistung der Reichsstände durch die Sicherung des inneren Friedens im Reich. Beilegung des Markgrafenkriegs, des Katzenelnbogener Erbfolgestreits und der Koadjutorfehde in Livland.
Im RR verlesen und gebilligt am 17. 12. 15561. Dem Kg. übergeben am 18. 12.2 Von den Reichsständen kopiert am 19. 12.
HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 202–204’ (Kop. Überschr.: Der churfursten räthe, erscheinenden fursten und stende, auch der abwesenden bottschafften und gesandten bedencken uber den articl der turcken hulff. Aufschr.: Lectum Ratisbonae, 19. Decembris 1556.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 96–97’(Kop. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 19. Decembris 1556. Dorsv.: Der churfursten rathe, erscheinenden fursten unnd stendt, auch der abwesenden potschafften und gesandten bedenckhen uber den articl der thurckhenhilff. [Nr.] 11. 19. Decembris anno 56.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 148–150’ (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 47, fol. 430–432’ (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/5, fol. 323–324’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. C, fol. 39–40 (Kop.). Knapp referiert bei Laubach, Ferdinand I., 167 f.
/203/ Die Reichsstände teilen dem Kg. mit, dass sie gemäß ihrer Resolution vom 4. 12. an Hg. Albrecht von Bayern als kgl. Prinzipalkommissar3 den Religionsausschuss eingerichtet4 und daneben die Beratung der anderen proponierten Punkte aufgenommen haben.
Unnd erstlich auf den articl der turggenhilf bewogen, dieweil des turggen macht menigclich bewust unnd dermassen beschaffen, das die one sonderliche hilff anderer potentaten unnd zuthun der gemainen christenhaith beschwerlich zuhintertreiben unnd inen beharlichen widerstandt zuthuen, unnd dann, so diser uberlästig feindt seinen fueß weitter in die christenhaith, das Gott der almechtig miltigclich verhutte, fortsetzen solte, dasa die andern christliche khönigreich unnd lande gleich so wol als die jetz betrangte anrainende in sorglicher gefarligkhait stehen und eben das jenig, so zuvor /203’/ andern verlassenen begegnet, zugewartten haben muesten, das derwegen durch die röm. kgl. Mt. die röm. ksl. Mt., auch andere christliche khönige unnd potentaten anzulangen unnd zuersuechen sein solten, das sie als christliche kayser unnd khönige zu nottwendiger defension, schutz unnd schirm der gantzen christenhaith sich auch dises wercks underziehen, ir ansehenliche hilf laisten unnd mitleidenlich erzaigen wolten; in betrachtung, dab solches zuerlangen, als dann mochte Šverhoffentlich disem feindt desto stattlicher unnd fruchtbarlicher widerstandt gethon unnd die anraynenden lande vermittelst gottlicher gnaden unnd hilf vor weitterm einbruch erhalten werden.
/203’ f./ Demnach bitten die Reichsstände den Kg., er möge auf dise wege bedacht sein, wie der Ks. und andere christliche Potentaten in die Türkenhilfe einbezogen werden können.
Was ihre eigene Hilfe betrifft, werden die Reichsstände dem Kg. ihren Beschluss vorbringen, sobald sie sich dazu geeinigt haben. /204/ Unnd ermessen darbey, do man sich gegen einem eusserlichen feind in hulf unnd rettung einlassen sollen, das die hohe notturfft erfordere, dise ernstliche, emsige unnd vleisige ersehungc zethuen, damit die churfursten, fursten unnd stende, auch ire underthonen, angehörige unnd verwandten der innerlichen kriege, dardurch ein zeitlang die teutsche nation zum höchsten benachteilt, etliche hohe unnd andere stende in verderblichen schaden gefurt, gentzlich abgeschafft werden unnd vermietten bleiben, damit sich die stende unnd underthonen gemaines fridens, gewisser rhue unnd sicherhaith zugetrosten, auch wider unnd one erlangtd recht in khainem weg beleidigt, bekhommert, betrangt oder genottigt werden. Darzue nicht wenig furtreglich unnd erschieslich geachtet, das der stritt, sich zwischen marggraff Albrechten unnd den frenckischen ainungs stenden5, unnd danne die catzenelbogische handlung6, auch die kriegs gewerb, so sich inn unnd umb Lieflanndt7 /204’/ erregenf, vertragen, nach muglichait abzuschaffen unnd gestillt werden. Inn deme sie in kainen zweifel stellen, die kgl. Mt. werde ahn irem allergnst. getreuen, vetterlichen vleiß nichts abgehn lassen. So sein die erscheinenden fursten, stende, räthe unnd pottschafften, was solchen sachen zu guettem gelangen mag, ires thails nach muglichait zubefurdern auchg urpiettig.
Schlussformel.
« Nr. 436 Duplik der Reichsstände zum 2. HA (Türkenhilfe) »
Bewilligung von 12 Römermonaten als Geldhilfe nach dem Reichsanschlag. Erlegungstermine und Legstätten. Besteuerung der Untertanen, auch der Domkapitel und der Mediatstädte ohne Rücksicht auf anders lautende Verträge. Einbeziehung der Reichsritterschaft und der Hansestädte. Möglichst persönliche Übernahme des Feldoberstenamtes durch den Kg. Sicherung des Friedens im ŠReich. Einbeziehung des Ks. und auswärtiger christlicher Potentaten. Ausweisung des Beitrags der kgl. Erblande zur Türkenabwehr. Keine Doppelbesteuerung von in Österreich begüterten Reichsständen.
Im RR verlesen und gebilligt sowie dem Kg. übergeben am 9. 1. 15571. Von den Reichsständen kopiert am 11. 1.
HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 246–250’ (Kop. Aufschr.: Der stennd bedenckhen, die turggenhülff belangendt. Der röm. kgl. Mt. denn 9. Januarii 1557 referiert worden. Dorsv.: Der stennde bedenngkhen uber die turggenhilff. 9. Januarii anno 57 ubergeben.) = Textvorlage. HHStA Wien, MEA RTA 42, fol. 117–123’ (Konz. Schlussvermerk: Der kgl. Mt. den 9. Januarii ubergeben.) = B. HStA München, KÄA 3177, fol. 126–130’ (Kop. Überschr.: Der churfursten räthe, der erscheinenden fursten und stännde, auch der abwesennden gesandten antwurt und bedenckhen, von wegen der türkhenhülff der röm. kgl. Mt. ubergeben. [Nr.] 15. Actum 9. Januarii anno 57. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 11. Januarii 1557.) = C. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 158–162’ (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 42–47’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. C, fol. 54–58 (Kop.). Knapp referiert bei Laubach, Ferdinand I., 183.
/246/ Die Reichsstände haben gemäß der Aufforderung in der mündlichen Replik des Kgs. vom 18. 12. 1556 auf ihre Antwort zum 2. HA (Türkenhilfe)2 hin die Beratungen auf der Grundlage der Bitte des Kgs. in der Proposition um eine Reichshilfe von 16 Römermonaten3 fortgesetzt.
Dieweil dan die sachen, den turggen belangendt, so schwerlicha, wie anbracht, geschaffen, seindt sy deß bedenckhens, dz der kgl. Mt. auff beruert ir gnedigst /246’/ ersuechen und begern mitleidenliche hülff und schutz der anraynenden landt wider deß turggen und der seinen gewalt in underthenigkheit nicht zuversagen. Sovil aber anlangt, wie hoch und warauff dise hilff zustellen, wolten sy auß underthenigen, guethhertzigen gemuettern nichts liebers, seindt auch nichts begirigers, dan daß sich der stenndt und underthonen im Reich teutscher nation vermugen dahin erstreckhen, damit gleich alßbald und unverzogenlich die anngesonne4 hülff völligclich geraicht werden khondte. Welchermassen aber ettliche und vill der churfursten, fursten unnd stennde an iren aignen camerguettern, gefellen und einkhommen auch vor langer zeit hero beschwert und durch die schedliche khrieg unnd uberzuge in vill wege von neuem, auch ire underthonen und hindersessen beschedigt und zum theil dahin gesetzt, daß sy sich nit hoch zuerheben, daß ist lannt khundig und menigclich unverborgen. b– ŠDerwegen ermessen die stennde, rethe, potschafften und gesandten fur ratsam, dise hülff dermassen furzunemen, daß die nit alß uberlestig und untreglichc zuachten–b.
Demnach sein sy deß bedenckhens, dz vilberuerte hülff acht monat lanng einfach nach den anschlegen eins jeden churfursten, fursten und standts mit dem halben theil uber die einfachen erhohert, d–bringt sechs monat gedoppelt–d, entricht und erlegt werden solle; /247/ der tröstlichen hoffnung, die kgl. Mt. werde es in betrachtung der vermeldten ursachen unnd sunst nach jetziger gelegenheit der teutschen nation bei einem solchem wenden lassen und in dem gnedigclich zufriden seine.
Damit dan dise hülff sovil mer fruchtbarlicherf unnd richtiger ins werckh zupringen unnd nutzlicher angelegt werde, auch die unrichtigkhaitten, so hievor in gleichen fellen sich zugetragen, dha ein jeder stanndt sein anzall volckh geschickht, vermitten pleibe, so wurdt durch der churfursten rethe, erscheinende fursten, stennde und potschafften weitter bedacht, dz dise hülff an gelt, wie vermeldet, auff eins jeden stanndts anschlege gelaistet, und dan, damit unngleichhait der bezalung auch nicht einfalle, daß dieselbig auff gewisse, bestimpte zeit unnd zill, nemlich zum halben theil auff Ostern schierst kunfftig und daß ander halbe theil auff volgendt Johannis Baptistae5, ungefarlich acht oder vierzehen tag vor oder nach, in den stetten Franckfurt, Nurnberg, Regenspurg Šund Leipzig bezalt und erlegt werden. Unnd soll dem fiscal, daß er gegen den seumigen auff form unnd maß, in vorigen abschiden in ebenmessigen fellen versehen, procediere g–unnd in seinen processen gegen einem stanndt wie dem anndern gleichheit halte–g, bevelch zugeben sein.
/247’/ Dieweil auch kuntlich, dz ettliche der churfursten, fursten unnd stenndt mercklich an iren camerguettern, gefellen und einkhommen (alß den hievor angeregt6) beschwert, derwegen es inen nicht erschwincklich, dise hülff auß dem irem abzulegen, so soll inen, h–den oberkheitten, wie heerkhommen und recht ist–h , 7, i–freysteen und zugelaßen sein–i, ire underthonen, gaistlich unnd weltlich, sy seien exempt oder nicht exempt8, gefreiet oder nicht gefreiet, niemandt außgenommen, derhalbenj zubelegen, doch hocher und weitter nicht, dan so feer sich eins jeden oberkhait geburende anlage erstreckhen wurde; k–unnd daß zuvorderst aigentlich und außtruckhenlich dise hülff kuntbar und namhafft gemacht werde, daß auch die unnderthonen zu gehorsamen schuldig sein sollen–k.
Unnd in sonderheit sollen die capitl bei den hohen stifften und derselben unnderthonen iren ertzbischoven unnd bischoven9, deßgleichen die stett und ire eingeseßne burger, so fursten und andern stennden one mittel underworffen sein, denselben iren fursten unnd oberkhaiten in solcher hulff auch zue Šsteur khommen; unverhindert aller verträge, obligation, statuten, gebreuchen, gewonheitten und herkhommenl, so etzliche stifft oder stet mit iren ertzbischoven, bischoven, fursten oder oberkaiten in disen fellen haben, m–allegirn und furwenden möchten–m.
/248/ n–Es wurdt auch fur ratsam angesehen, die kgl. Mt. wolt bei der freien ritterschafft, auch den hann- und see stetten, so kheinem churfursten, fursten oder andern obrigkhaiten one mittel underworffen und zugehörig sein und in deß Reichs anschlegen nicht belegt werden, gnedigste ersuechung thun, damit sy sich zu disem christlichen werckh mit laistung irer hülff auch mitleidenlich halten unnd ertzaigen wellen–n.
Ferner ermessen die stennd, rethe, potschafften unnd gesandten, daß eins ansehenlichen obersten inns feldt zu einem solchen hohen werckh und wider disen mechtigen feindt von nötten, undo mit fleiß nach zu trachten, daß die hülff nicht unfruchtbar außgegeben oder angewendt werde; p–darauff dan ein sonnderlichs auffmerckhen zuhaben–p.
Und erwegen bei inen, dieweil ir kgl. Mt. nun ein lannge zeit und etzlich vill jar gegen den turggen und den seinen in khriegß ubung und handlungen gestanden und dises feindts vorhaben, annschleg und rustungenq woll erfaren und kundig, dha es dan irer Mt. gelegenheit sein wollt, sich deß veldtzugs selbst personlich zu undernemmen, disem khriegß wesen selbst bei und fur zusein, daß alß dan auff einen andern obersten nicht nachzudenckhen, sonder ir Mt. in unnderthenigkhait die sache haimstellen.
/248’/ r–Unnd dha sich ire Mt. ires gemudts hieruber gnedigclich ercleren–r, alßdan wellen die stennd, rethe, potschafften und gesandten disen puncten mit seinen nottwendigen umbstennden und waß deme anhengig, ferner möglichs vleiß in beratschlagung nemmen, weitter erwegens und nachmals, weß sy bedacht, der kgl. Mt. in underthenigkhait auch furbringent.
Š/248’ f./ Zur Bitte in der Antwort der Reichsstände, die Konflikte innerhalb des Reichs beizulegen und den Frieden zu sichern sowie andere christliche Potentaten in die Türkenabwehr einzubeziehen, hat sich der Kg. in seiner mündlichen Replik am 18. 12. 1556 erklärt. Deshalb zweifeln die Stände nicht, er /249/ werde in alle mügliche wege bedacht sein unnd iren allergnedigsten vleiß dahin wenden, wie der friden gewißlich, unnd daß niemandt im Reich uber und wider recht genötigt und thetlicher weiße bedrangt werde, zuerhalten, auch die ksl. Mt., ander khonig, potentaten und communen der christenheit in dise hilff zubringen. Dabeneben so lanngt an ire Mt. der stende, rethe, potschafften und gesandten aller underthenigst, vleissig pittu, sy geruche sich, waß ire kgl. Mt. fur sich, ire khonigreich, erbfurstenthumb unnd lanndt zu diser furgenomner rettung, schutz und schirm zuerweißen und darzubringen auch gemeint und bedacht sein möge, gnedigclich zuercleren, sich in weitter beratschlagung desto besser darnach zu richten. Solches, so in aller unnderthenigkhait erinnerungs weiße furbracht, verhoffen sie, v–die stennd, rethe, potschafften und gesandten–v, werde die kgl. Mt. in gnaden auffnemmen und sich allergnedigst daruber resolvirn.
/249 f./ Wegen der Reichsstände, die aufgrund ihrer Güter in Österreich sowohl den Reichsanschlag wie auch die Hilfe in den kgl. Erblanden entrichten sollen10 , bittet man den Kg., /249’/ in furfallenden turggen hülff sich gegen gedachten stennden allso gnedigclich zuerzaigen und allergnedigste fursehung zethuen, daß sy von wegen beruerter irer guetter annderstwo nit belegt w–und allso nicht doppelt beladen–w werden. Deß wellen neben denselbigen auch anndere erscheinende stennde und der abwesenden rethe unnd potschafften in unnderthenigkhait möglichs fleiß verdienen.
Schlussformel.
« Nr. 437 Triplik des Königs zum 2. HA (Türkenhilfe) »
Außergewöhnliche Gefahrenlage wegen des erwarteten Feldzugs unter persönlicher Führung des Sultans. Beharren auf der Forderung von 16 Römermonaten. Zusatzforderungen: ¼ Romzug als Ausgleich für Steuerausfälle der Reichsmatrikel sowie 1½ fl. je Reiter und ½ fl. je Fußknecht pro Monat zur Zahlung von Rüstgeld und Übersolden. Forderung einer beharrlichen Hilfe für die dauerhafte Grenzsicherung in Ungarn. Erlegung der Steuer mit Großmünzen. Baldige Verordnung von Muster- und Zahlmeistern. Erster Erlegungstermin. Sicherung Šdes Friedens im Reich mit dem Augsburger Friedenswerk von 1555. Klärung aktueller Konflikte auf dem RT. Etwaige Übernahme des Feldoberstenamtes im Türkenkrieg durch den Kg. oder einen seiner Söhne. Beiträge des Kgs., der Erblande und der Landstände zur Türkenabwehr. Rechtmäßige Einbeziehung der in Österreich begüterten Reichsstände in die dortigen Steuern.
Den Reichsständen übergeben am 12. 1. 15571. Von diesen kopiert am 13. 1.
HHStA Wien, MEA RTA 43/II, fol. 232–247 (Kop. Überschr.: Kgl. Mt. resolution und weitter begerd, der turckenhilff halben.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 133–145’ (Kop. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 12. [!] Januarii 1557. Dorsv.: Der röm. kgl. Mt. resolution auff gemainer stännde des Reichs antwurtt und bedenckhen, der turkhenhulff halber. [Nr.] 16. Ubergeben aus irer Mt. cantzley 11. Januarii [!] anno 57.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 163–173’ (Kop. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 13. Januarii anno 572 .) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 7–23’ (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 92–109’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. C, fol. 59–73’ (Kop.). Knapp referiert bei Laubach, Ferdinand I., 183.
/233 f./ Kg. hat die Duplik der Reichsstände zum 2. HA (Türkenhilfe) mit dem Angebot einer Reichshilfe von 12 Römermonaten vernommen3 . Er dankt für die Unterstützungsbereitschaft und wäre gern gewillt, das Angebot anzunehmen, wenn dies die den Reichsständen aus der Proposition4 und der persönlichen Erklärung des Kgs. nach seiner Ankunft5 bekannte Gefahrensituation in Ungarn wegen der dortigen Rebellen und des geplanten persönlichen Feldzugs des Sultans zulassen würde.
/233’/ Dieweill dann allen einhelligen und glaubwurdigen kundschafften nach, so ir kgl. Mt. von mher ortten bekomen und ir noch teglich zugesandt werden, ermelts erbvheindts unsers christlichen namens und glaubens, des turggen, personlicher gwaltiger antzug auff konfftigen frueling noch gewiß und in keinen zweiffell Šzusetzen6, auch sein gemuet und meinung endtlich dahin gerichtet ist, /234/ nit allein irer Mt. noch inhabenden theill an bemelter cron Hungern, sonder auch andere irer Mt. anreinende christliche konigreich, landt und grenitz flecken, sonderlich aber irer Mt. haubt stat Wien, dergleichen auch anderer nechst angelegener churfursten, fursten und stende des Heiligen Reichs landt und leuth mit höres crafft zuuberziehen, anzugreiffen und zubekriegen und also seinen fues ye lenger, je mher in die christenheit, furnemblich teutschea nation zusetzen7 und ein landt neben oder nach dem andern in seinen tyrannischen gewalt und dienstbarkeit (wo ime solchs der almechtig verhengte) zutzwingen, darzue ime dan etlich seine bißher erlangte sig und eroberung der furnembsten päß und stet in Hungern (so aus zu schwachem widerstandt ervolgt) nit wenig anreitzung, hertz und khuenheit machen. Wie dann zu destmererm und aigentlicherm antzeigen solchs seines schedtlichen furnemens er, der turgg, albereit zu Adrinopel aigner personb ankommen und sich mit allerlei preparation und kriegs rustung auf Hungern zum sterckhisten in verfassung geschickt, also das sich gar keines andern zuversehen, dan das er auff yetzt konfftigen früling, so baldt ime immer muglich, gegen unserer cron Hungern sich in den antzug begeben wurdet: So haben dem allem nach gemeine stende vernunfftiglich zuermessen, das nit allein irer kgl. Mt. und derselben christlichen konigreich und lande, sonder so woll des Heiligen Reichs teutscher nation hochdringende, unvermeidtliche notturfft erfordert, sich /234’/ gegen diesen gewaltigen, grausamen vheindt der christenheit, sovil nur menschlich und muglich, auf[s] aller sterckhist anzugreiffen und zu der gegenwhär gefast zumachen, damit er in seinem schedtlichen furnemen nit allein aufgehalten, sonder auch mit hilff und beystandt des almechtigen etwas dapffers und fruchtbars gemeiner christenheit und bevorab irer Mt. betrangten konigreichen und landen, auch dem Heiligen Reich zu trost, nutz und gutem gegen ime gehandlet und außgericht werden möge.
Da die Erblande des Kgs. infolge der gänzlichen Verarmung aufgrund der lang andauernden Türkenabwehr auch zugunsten des Reichs allein nicht mehr in der Lage sind, Widerstand insbesondere gegen einen persönlichen Angriff des Sultans zu leisten und die weitläufigen Grenzen zu sichern, und dan auch gemeiner stende offtermelte bewilligte hilff nach ge- /235/ legenheit des feindts macht und personlichen vorhabenden expedition ettwas zu gering, auch der zeit nach zu kurtz gestelt ist, so ersuchen und vermanen ir kgl. Mt. der churfursten rethe, die erscheinenden fursten, stendt und der abwesenden potschafften abermals gantz fleissig und gnediglich, sie wollen bei inen wol erwegen und zu gemuet furen, was irer kgl. Mt. und iren christlichen beschwerdten konigreichen und landen und nit weniger auch dem Hl. Reich und allen desselben stenden und glidern an rettung Šund erhalttung irer kgl. Mt. noch inhabenden theill der cron Hungern und anderer irer Mt. ortflecken, auch irer Mt. nechst anreinenden landen als dem schilt und vormaur der teutschen nation gelegen sein will und was dagegen auff verlust derselben und, wo der feindt ferrer furbrechen und seinen fuß in die löblich teutsch nation setzen solte, fur unwiderbringlicher schaden, unrath und verderben zugewartten sein wurde, und zu verkommung solchs ubels und unheils, auch in betrachtung des turcken grosse macht und vor augen stehender not und gefarlichkeit den doppleten romzug auff acht monat lang, irer kgl. Mt. vorigen unvermeidtlichen, nottwendigen begern gemeß, one abgang in geldt zureichen und wurcklich zuleisten bewilligen und solchs unverhindert etlicher stende in jungst verlauffnen kriegs handlungen uberstanden scheden gemeiner /235’/ christenheit und inen selbst zu merer befridung und guttem zuthun unbeschwerdt sein. Dan je stercker mann sich gegen diesem vheindt gefast macht und in die gegenwher schickt, je weniger ist sich gefhar, schaden und nachteill zubesorgen. Und mag darzu vermittelt gottlicher gnaden mit getreuem, ernstlichen zusammen setzen, unangesehen dz ir kgl. Mt. mit gemeiner stende und irer Mt. konigreich und lande, auch andern hilffen (wo ir Mt. die gleich erlangten) dannocht bei weittem nit so starck mit kriegsfolckh zu roß und fueß auffkomen, dz sie dem turcken zu seiner personlichen ankunfft an der macht gleich sein wurdet mögen, ettwas erschießlichs und nutzlichs, wie vorgemelt, verricht werden.
Dan ob wol ir kgl. Mt. mit andern christlichen potentaten umb hilff wider diesen der christenheit erbfeindt, den turcken, auch ansuchen und werbung thun lassen wöllen, wie dan bey ettlichen solche werbung zum theill schon beschehen8 und die andern ir Mt. auch furderlich ersuchen zulassen vorhabens sein, so ist sich doch dieser zeit bei den meisten potentaten auff ir hulff nit zuverlassen, angesehen dz sie selbst /236/ dieser zeit mit beschwerlichen kriegen und unruhe beladen sein. Derhalben umb sovill mher die hohe notturfft erheischt, dz sich churfursten, fursten und stende, darauf ir kgl. Mt. ditzmals iren meisten trost setzen mussen, in diesser gemeinen not, die sie auch mit betreffen thut, gegen diesen vheindt zum aller stattlichisten und muglichsten angreiffen und irer Mt. christenliche konigreich und lande und viel thausent unschuldigs christlichs pluets, die sonst zu nit geringer gefhar und verderben an seel, leib und gut in des turcken beschwerlich joch und dienstparkeit genottigt werden mochten, inen, den stenden, selbst so wol als irer kgl. Mt. und dero landen und leuthen zu nutz und guttem erretten und erhalten helffen. So wollen ir kgl. Mt. vorigen irem gethanen erpitten nach nichts weniger umb erlangung willen einer hilff bei den christlichen potentaten an allen fleissigen und muglichen handlungen nichts erwinden lassen.
ŠUnd nachdem von wegen etzlicher ungewissen, verlornen und endtzognen stende des Reichs ein mercklicher abgang und mangel an berurter hilff des dopplten romzugs erscheinet, /236’/ darumbe dan gemeine stende im verschinen 43. jar, als sie auch den doppleten romzug wider den turggen bewilligt, allein von wegen solcher ungewissen und endtzognen stende noch einen vierten theill eins einfachen romzugs angeschlagen haben, damit der doppelt romzug umb sovill desto gewisser und vollkomner geleist werden möge9, so gesinnen und begern ire kgl. Mt. freundtlich und gnediglich, gemeine stende wellen uber ermelten doppleten romzug auch einen viertten theil eins einfachen romzugs, inmassen hievor geschehen, anlegen und bewilligen, damit mer gedachter doppleter romzug umb sovill desto völliger und one abbruch in geldt gereicht und davon auch der hohen empter besoldungen desto stattlicher endtricht werden mögen.
Zudem und dieweill auch gemeine stende berurts 43. jars neben angeregter hilff auch auff die erste drei monat auf rustgelt, gutt schutzen und andere extra ordinari söldt zu jedem monat soldt auf einen reissigen anderthalben gulden und auf einen fußknecht einen halben gulden bewilligt10, und dann jetzo zu bestellung und underhaltung des kriegsfolcks auf rustung, gutte schutzen und /237/ die extra ordinari söldt nicht weniger, sonder ehe mher darlag weder dieselb zeit von nötten ist, in betrachtung, dz die besoldungen seithero vill hoher gestigen, weder sie derselben zeit im brauch und ubung gewest, so wöllen sich ir kgl. Mt. freundtlich und gnediglich versehen, wie dan auch ir kgl. Mt. gemeine stende darumb hiemit gnediglich ersuchen, sie werden unbeschwerdt sein, zu der obgemelten doppleten hilff, nach dem wormbsischen romzugc zureitten, die bestimbten acht monat lang und den vierdten theill eins ainfachen romzugs auff rustgelt, lauffgelt, gutte schutzen und endtrichtung anderer extra ordinari söldt noch eines jeden monats auf ein pferdt anderthalben gulden und auf einen fußknecht einen halben gulden zubewilligen und zuerlegen, damit dz kriegsfolck sovill desto in stattlicher antzall bestelt mög werden, wie es dieses feindts grossen macht halben wol von nötten, und also der abgang, so von der verlornen, auch ungewissen und dem Hl. Reich entzogner stende wegen, dergleichen auch etlicher moderirten und geringerten anschleg halben vor augen, ettwas erstattet werde.
ŠUber das alles setzen die röm. kgl. Mt. in keinen zweiffel, churfursten, fursten und stende /237’/ tragen guts wissen, das mher ernenterd unsers heiligen christlichen glaubens und namens erbfeindt, der turck, durch einnemung und eroberung der furnembsten stett und flecken in Ungern dem Hl. Reich teutscher nation und sonderlich irer Mt. betrangten konigreichen und landen leider dermassen nahendt an die seitten kommen, auch sein macht mit einwurtzung in die cron Hungern also erweitert, dz er in einem jhar darauß nit leichtlich abgetrieben werden mag; und zubesorgen, was er dz erst jhar nit verbringen wurdt mögen, dz er solchs dz ander oder dritt jhar, nachdem er die schweche des christenlichen kriegsfolcks, so gegen ime gehalten wurdet, und also seinen vortheill ersieht, zuverrichten understeen werde. Derwegen die hochtringendt und grosse notturfft erfordert, nit allein im fall seines personlichen antziehens auff dieselb cron Hungern, sonder auch sonst gegen seinen waschen und sansagken11, so jeder zeit ein ansehenlich turggisch kriegsfolck an den grenitzen in iren besatzungen liegen haben und in eill zusammen versamblen mögen, /238/ auch ein statliche kriegsfolckh zu roß und fueß sommer und wintter harlich zuunderhalten, damit den turggen nit allein ire streiffzug, deren sie sich mit mordt, raub, prandt und verherung der christlichen lande, auch hinwegfurung eines theils des christlichen folcks unauffhörlich understehen, gewehret, sonder sie auch von andern irer thattlichen, feindtlichen furnemmen und handlungen gegen irer Mt. und derselben getreuen underthanen, ortflecken und grenitz heusern desto mher und dapfferer abgetrieben und dieselben flecken und schlösser gemeiner christenheit zu guttem errettet werden möchten. Dieweill nun aber in irer kgl. Mt. und mherberurter irer erschöpfften konigreich und lande vermögen auch nit ist, ein solch stattlichs kriegsfolckh beharlich zuerhalten, dz dem turckischen kriegsfolckh jeder zeit starck genug sein und ime im feldt abpruch thun oder doch die noch uberpliebene ortt, peß und grenitzenf vor ime erretten möge, so gesinnen und begern ir kgl. Mt. ferner gantz freundtlich und gnediglich, der /238’/ churfursten rethe, erscheinenden fursten und stende und der abwesenden gesandten wollen in betrachtung dieses geschwinden feindts grossen macht und unaufhorlichen kriegsgirigen gemuets sich einer beharlichen hilff gegen ime auff etlich jhar lang entschliesseng und so ein ansehenliche, christenliche, mitleidenliche hilff zu erhaltung irer Mt. und derselben betrangten christenlichen konigreichen und landen und zu des Hl. Reichs langwirigen sicherheit und befridung bewilligen und leisten, dz vermittelst gottlicher gnaden nit allein dz, so noch uberig, erhalten, sonder auch dz abgetrungen recuperirt und wider erlangt werden möge.
ŠDen Beschluss der Reichsstände, die Soforthilfe mit Geld zu leisten, befürwortet der Kg., da die Hilfe damit effektiver /239/ in dz werck gezogen, in der nehe ein guts, geubts, erfarns und tauglichs kriegsfolckh zu roß und fueß angenommen und in ein gleiche bezalung gebracht, auch die gantz expedition wider diesen feindt, den turcken, hochlich befurdert und solch kriegsfolck mit desto besserm nutz und fruchtbarkeit gepraucht unnd dagegen die zerruttlichkeiten und unordnungen, so (wan man die hilffen an volck geleistet) durch ungleichen an- und abzug, auch zu musterung und bezalung endtstanden, vermitten pleiben. Dabeneben aber wöllen ir kgl. Mt. gemeine stende freundtlich und gnediglich vermant haben, dz sie sich jetzo vergleichen und bewilligen, die versehung zuthun, dz ein jeder sein hilff geldt jederzeit an gutter, grober, gangbarer muntz erlegen solle, angesehen dz irer kgl. Mt. und den stenden durch die klein muntz mercklicher schaden und abgang entsteet und sie weniger nachteill mit erlegung der groben müntz gedulden dörffen, als wen des Reichs zalmeister die klein /239’/ muntz mit schaden in grobe verwechsseln musten. So gesinnen und begern ir kgl. Mt. auch freundtlich und gnediglich, dz gemeine stende jetzo alßbaldt ir sonderbare commissari, nemblich muster- und zalmeister, verordnen, welche das geldt jederzeit bei den bestimpten legstetten erheben, dz kriegsfolck ordenlich mustern und bezalen und also solch hulffen ninderst anderstwohin dan zu diesem christlichen werckh und expedition wider den turcken verwenden.
/239’ f./ Die in der Duplik genannten Erlegungstermine und Legstätten sowie die fiskalischen Prozesse gegen säumige Stände billigt der Kg. im Allgemeinen. /240/ Allein sovil die erlegung der hilff zu dem ersten termin auf Ostern belanget, bedencken ir kgl. Mt., wo dieselb erst in vierzehen tagen nach Ostern, dz ist auf den andern tag Maii, bezalt wurde, dz damit viel gutter zeit verlorn, auch daß kriegsfolck desto langsamer angenommen und in den antzug gebracht werden möchte. Darumb begern ir kgl. Mt. freundtlich und gnediglich, gemeine stende wolten die sachen dahin dirigiern und richten, dz zu gewinnung der zeit und in ansehung, dz an furderlichem antzug und erlangung des vorstreichs gegen dem feindt trefflich vill gelegen, ir ersten halben theill des hilff gelts wo nit ehender, /240’/ doch auffs lengest zu jetzt kommenden Ostern in den obgemeltenh legstetten gewißlich richtig gemacht und damit lenger nicht verzogen werde, auf das solch kriegsfolckh desto schleüniger in den antzug gebracht und bey der gutte gelegene zeit dem feindt umb sovil meri stattlicher abbruch vermittelst gottlicher gnaden gethan werden möge; das auch chamerrichter und beysitzern des ksl. chamergerichts auffgelegt wurde, auf des fiscals proceß gegen den jenigen, so mit erlegung ires geburenden hilff gelts seumig und ungehorsam erschienen, furderliche und unverlengte erkandtnus zethunj.
Š/240’–242/ Die Beschlüsse der Reichsstände zur Belegung der Untertanen mit der Reichssteuer billigt der Kg. Auch will er gemäß deren Bedenken mit der Reichsritterschaft und den Hansestädten wegen einer Beteiligung an der Hilfe verhandeln lassen.
/242/ Bezüglich der Sicherung des Friedens im Reich und der Einbeziehung anderer christlicher Potentaten in die Türkenabwehr erachtet der Kg. solch ir, der stendt, begern vor billich. Ir kgl. Mt. seindt auch zu dem allmechtigen trostlicher zuversicht, er werde sein gottliche gnad verleihen, dz im Hl. Reich nun mher bestendiger fridt gepflantzt und erhalten werde, angesehen dz jungstlich auf dem augspurgischen Reichs tag nit allein der gemein landtfriden in prophan sachen erneuertk und desselben execution und handthabung halber gutte ordnung auffgericht, sonder auch in der religion ein bestendiger, beharlicher, unbedingter, fur und fur ewig werender fridt auffgericht und beschlossen worden; dardurch dan dz ksl. chamergericht auch seine gestracke leuff desto stattlicher haben wurdet mögen. So stehen ir Mt. jetzo, wie inen bewust, zuforderst von wegen christlicher vergleichung der strittigen religion12 und dan auch der irrung und zwispalt halben zwischen den frenckischen veraindten stenden und den marggraven zu Brandenburg13, dergleichen von wegen der lifflendischen kriegs ubung14 /242’/ auch in embssiger handlung; des versehens, es sollen nit allein die spaltig religion schirist zu christlicher ainigkaitl und vergleichung gepracht, sonder auch die andern jetzt berurten zwitrachten und strittigkeiten fridtlich und guttlich vertragen werden. Was dan ir kgl. Mt. darin und sonst in all andere weg zu pflantzung und erhaltung langwiriges friedens, ruhe und einigkeit und zu auffnemen und wollfart des Hl. Reichs teutscher nation rathen, helffen und furdern konnen und mögen, deß sein ir kgl. Mt. wie bißher mit allem vatterlichen, gnedigen und begirlichen willen und fleiß getreulich zuthun und an ir gar keinen mangell erscheinen zulassen freundtlich und gnediglich urputtig und geneigt. Ir kgl. Mt. sein auch bedacht, bey andern potentaten der christenheit, wie vor auch gemeldet, umb hilff wider den turcken alles fleiß werben zulassen. Wie dann ire Mt. /243/ bey etlichen derwegen schon in handlung stehen15.
Zur Bitte der Reichsstände, das Feldoberstenamt persönlich zu übernehmen, erklärt der Kg., dz ir kgl. Mt. gantz wol geneigt seien, wofer sie sich anderst mit irer christlichen hilff irer kgl. Mt. nottwendigen und unvermeidtlichen begern gemeß angreiffen und damit zu irer Mt. getreulich, wie sie sich zu inen endtlich versehen, setzen wöllen, sich aigner koniglichen person in das veldt wider diessen allgemeinen feindt der christenheit zubegeben und das kriegs wesen selbst zudirigiren und zufuren, auch einen oder zwen irer Mt. geliebten söne Šzu sich zuziehen oder auff den fall, dha ir Mt. je ettwo aus leib schwacheit oder andern mercklichen ehafften /243’/ verhinderungen selbst personlich nit ziehen mochte, doch an ire statt derselben geliebten bede eltere söne16 und, wo dieselben nit samentlich ziehen möchten, alßdan irer Mt. geliebten son, konig Maximilian zu Behaim, und im fall, dha seine Lieb leib schwacheit halber daran verhindert wurde, zum wenigsten irer Mt. geliebten sun, ertzhertzog Ferdinanden zu Osterreich, ins feldt zuschicken und berurtes kriegs wesens zubefelhen. Demnach wollen ir kgl. Mt. der stende und der abwesenden podtschafften ferrer bedencken von wegen dieses puncten und seiner nottwendigen umbstendt und anheng irem erbitten nach freundtlich und gnediglich gewertig sein und sich volgents daruber der notturfft nach weiter resolvirn und mit inen vergleichen.
/243’ f./ Zur Bitte, seinen und den Beitrag seiner Erblande zur Türkenabwehr darzulegen, erklärt der Kg.: Er ist seit seinem Regierungsantritt nunmehr 30 Jahre lang mit Kriegen und diesbezüglichen Ausgaben zum höchsten belastet und hat schon zuvor Kg. Ludwig von Ungarn wiederholt /244/ ansehenliche hilff geleistet, alles allein darumb, damit die cron Hungern als ein vormaur gemeiner christenheit und bevorab des Hl. Reichs teutscher nation vor dem turcken errettet und in der christenheit gewaltsam erhalten hett werden mögen. Darumb dan ir kgl. Mt. an iren chammer guttern und dann auch ire getreue konigreich und lande an irem vermögen zum hochsten erseigert und erschöpfft. Und zu dem allem ir kgl. Mt. an den confinen, welche seher weitschweiffich und sich in die anderthalb hundert meill wegs erstrecken, auch allenthalben in den besatzungen und orttflecken /244’/ gegen dem turcken nahent bis in zwantzig thausent mann zu bewarung derselben confinen und orttheuser one frembde hilff ettlich jar hero underhalten mussen und noch jerlich mit bemelter irer Mt. konigreich und lande getreuen eusseristen darthun und hilffen erhalten, darauff irer kgl. Mt. biß in ein million goldts jerlich aufflauffen thut. Dergleichen, dz auch irer Mt. getreuen landt leuth und underthanen von grafen, hern und ritterschafft in derselben konigreichen und erblanden sich im fall, dha ir Mt. oder derselben geliebte söne einer oder mer personlich sich in dz feldt begibt, auch irem eussersten vermögen nach zu roß und fueß gefast und gerust machen und in eignen personen mit ziehen17. Und sonderlich auch die hungerischen landt leuth, so noch in irer Mt. gehorsam seien, mit sovill geringer pferden, als inen immer muglich sein wurdt, auch personlich sich ins feldt begeben und zu irer Mt. und iren geliebten sönen als iren hern und landts fursten treulich zusetzen. Nichts weniger aber und uber das alles sein ir kgl. Mt. vätterlich und gnediglich urbittig, zu diessem christlichen werck /245/ und expedition dz nottwendig geschütz sambt seiner zugehorigen artilerei, munition Šund schiffprucken, dergleichen auch die armada und schiffung auff der Thonau, mit deren ir Mt. schon gefast, die man auch gegen dem vheindt nit entberen kan, und darzu dz profandt wesen und die nottwendigen kundtschafften, daran als nit den wenigisten kriegs stucken auch seher vil gelegen, zu underhalten und in solchen allem nottwendige fursehung zuthun, auch andere nottwendige extra ordinari außgaben zuverrichten. Auff welchs alles ir kgl. Mt. dan auch ein grosse antzall personen haben und einen unsechlichen grossen costen und mercklichen sumen geldts auffwenden werden mussen; der freundtlichen und gnedigen zuversicht, gemeine stende werden mit solchen irer Mt. und derselben getreuen konigreichen und landen hohen und eussersten darthun und hilff guttwillig ersettigt und zufriden sein.
/245 f./ Die Bitte, die in Österreich begüterten Reichsstände nicht doppelt mit Steuer zu belegen, wurde bereits auf früheren RTT vorgebracht18 . /245’/ Ir kgl. Mt. haben aber dasselb dermassen abgeleint und außfurliche bericht gethon, was gestalt sie mit gedachten irer Mt. landen irer darin gelegnen gutter halben verwandt und landt leuth seien, sich auch derselben schutz und schirmbs gebrauchen und recht zunemmen und zugeben von altters her schuldig gewesen und noch seien, das sich ir kgl. Mt. billich versehen sollen, sie wurden derwegen ferner kein anregung gethon haben. Und dieweill dan ir kgl. Mt. deren ertz- und bischoffen underthanen und gutter, in irer Mt. erblanden gelegen, rechter, warer erbher und landtsfurst und dieselben so woll als andere irer Mt. underthanen dem /246/ turggen zum negsten gesessen seien und vor ime von irer kgl. Mt. geschutzt und errettet werden, so sein ir kgl. Mt. der gnedigen zuversicht, bemelte ertz- und bischoffen, so in irer Mt. landen begutet sein, werden bei irer Mt. landtschafften zu keiner zerruttung ursach geben, sonder sich also mitleidenlich und guttwillig erweisen, wie solchs die billicheit und notturfft erfordert und sie von alter hero auch gethon haben, inen auch als geistlichen fursten zu erhaltung unsers heiligen christlichen glaubens und religion, auch rettung landt und leuth zuthun zustehet und geburt.
/246 f./ Nochmalige Bitte und Ermahnung des Kgs. an die Reichsstände, sie wollten in Anbetracht der höchsten Gefahr für die gesamte Christenheit wegen des geplanten Feldzugs des Sultans /246’/ hievor und jetzt erzelte ursachen zu hertzen furen und sich mit bewilligung und leistung obbegerter hilff des doppleten romzugs auff acht monat lang und virtten theill eins einfachen romzugs, dergleichen auch auff rust- und lauffgelt, gutte schutzen und endtrichtung anderer extra ordinari söldt noch jedes monat auf ein pferdt anderthalben gulden und auf einen fueßknecht ein halben gulden, als vor gemelt, zureichen, und dann auch mit continuierung einer harrigen hilff wider diesen feindt dermassen erzeigen und in ansehung kurtze der zeit und des feindts gewaltigen zunehung19 die sachen also schleünig befürdern, wie es nit allein irer Mt. und irer beschwerdten Škonigreich und lande eusseriste, sonder auch des Hl. Reichs teutscher nation und gemeiner christenheit selbst aigene unvermeidtliche hohe notturfft erheischt. Daran werden sie dem allmechtigen ein angenembs, irer Mt. wolgefelligs, dancknemigs und unserm geliebten vatterlandt, der teutschen nation, ein hoch nutzlichs gutt werck erzeigen, welchs vermittelt gottlicher gnaden vill thausent christenlichen menschen /247/ zu trost, erledigung aus irer gefar, nutz und allem gutten gereichen wurdet, und ir kgl. Mt. gegen churfursten, fursten und gemeinenm stenden in aller freundtschafft und gnaden zuerkennen und zubedencken unvergessen sein wöllen.
« Nr. 438 Quadruplik der Reichsstände zum 2. HA (Türkenhilfe) »
Beharren der Mehrheit des KR auf der Bewilligung von nur zwölf Römermonaten. Bewilligung von 16 Römermonaten durch die Minderheit des KR und durch FR. Ablehnung der vom Kg. geforderten Zusatzleistungen. Nach Möglichkeit Erlegung in Kurantmünzen. Beharren auf dem nicht modifizierten ersten Erlegungstermin. Übernahme des Feldoberstenamtes durch den Kg. Verordnung von Musterherren, Kriegsräten und Pfennigmeistern. Maßnahmen gegen überteuerten Proviant und überhöhte Besoldungen. Beitrag des Kgs. zur Türkenabwehr. Bitte um zusätzliche Bestallung leichter Reiterei. Sicherung des inneren Friedens im Reich. Maßnahmen gegen unrechtmäßige Musterungen. Einbeziehung auswärtiger Potentaten in die Türkenabwehr. Keine Beratungen zur beharrlichen Hilfe noch auf dem RT. Bedenken des FR: Verbindliche Festlegung künftiger Verhandlungen mittels einer Klausel im RAb. Keine Doppelbesteuerung der in Österreich begüterten Reichsstände.
Im RR verlesen und gebilligt sowie dem Kg. übergeben am 5. 2. 15571. Von den Reichsständen kopiert am 6. 2.
HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 210–214’ (Kop. 2) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 164–172 (Kop. Überschr.: Gemeiner stende dritt bedenckhen uber den articul der thurckhenhilff. [Nr.] 18. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 6. Februarii 1557.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 182–188’ (Kop. Dorsv.: Der röm. kgl. Mt. den 5. Februarii ubergeben.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 292–299 (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 203–211’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. C, fol. 87–94 (Kop.). Knapp referiert bei Loserth, Innerösterreich, 59 f.; Laubach, Ferdinand I., 184.
/210/ Die Reichsstände haben die weitere Resolution des Kgs. zum 2. HA (Türkenhilfe)3 beraten. Zum Ersuchen, über das Angebot der sechs doppelten Römermonate hinaus Šinsgesamt acht doppelte Römermonate, einen weiteren ¼ Romzug sowie Rüst- und andere außerordentliche Gelder zu bewilligen, erklären sie: Obwohl in betrachtung des türggen grosser macht wol zuerachten, dz die kgl. Mt. solich weiter begern zuthun beweglich verursacht, und gleichwol der churfursten räthe, erscheinende fursten, stennd, pottschafften und gesannten des aller unnderthenigisten willen, ir Mt. ain ainmiettig verner antwort hiruber gehorsamlich anzubringen, so kunden doch der merer thail der churfursten räthe, als die auf solich anlanngen mit nottwenndigen bevelhen nit versehen, sich hiriber [!] nit einlassen. Demnach lanngt an die römisch kgl. Mt. derselbigen aller unnderthenigist gehorsam bitt, ir kgl. Mt. wellen /210’/ in erwegung aller gelegenhait jetziger zeit und lauf, auch dz die stennd und unnderthonen wissenlich unnd hochlich beschwardt, die 6 monatlich hievor angebotne getoppelte hilff genedigclich annemen und, wie jetzund die sachen geschaffen, es bei solicher sechs monat doppelter hilff aus vatterlichem gemüett bewennden lassen.
Aber etlicher churfursten räthe, die erscheinennde fursten, stennd unnd der abwesennden pottschafften und gesanndten ermessen aus den ursachen, in der kgl. Mt. resolution angezogen, und sonnst, das gegen disem veinth zu schutz und schirm der anrainenden christlichen lannde und erhaltung der granitzen aines stattlichen, ansehenlichen kriegßvolckhs wol noth. Wiewol sie nun bei sich auch erwegen, wellicher massen die gemaine stende des Reichs diser zeit beschwert, ire cammerguetter und einkhomen ersaigert und die unnderthonen durch erlitne krieg, uber- und durchzüg, auch sonnst in andere weeg beschedigt, dz an beden orthen, den cammerguettern oder ordenlichen gefellen und bei den unnderthonen, wenig zufinden, so bedennckhen sie doch, dieweil die stennd, reth, potschafften und gesanndten der hilff laistung in gemain ainig, es sollte dieselbig dergestallt zuerstreckhen sein, dz sie ettwas ersprieslich. Demnach so bewilligen sie auf der kgl. Mt. allergnedigist anlanngen und gesinnen nach aines jeden stannds anschlegen die 8 monatlich hilff gedoppelt. Danebena aber lanngt auch an die kgl. Mt. b–ir underthenigist gehorsam pitt, ir Mt. –b welle damit genedigclich zufriden sein, sich daran aus vatterlichem gemiet beniegen und den verner begerten viertl thail aines ainfachen romzugs, /211/ auch den uberschus auf ain raisigen anderhalben und auf ain fueskhnecht ain halben gulden genedigclich sinckhen und fallen lassen und in dem nottwendig aus hocherleichten verstannd bei sich erwegen, dz gegenwirdiger zeit churfursten, fursten und stennd nit one sonndern nachthail, schaden und verderblicher betranngnus der erahrmeten unnderthonen nit wol ain hehers oder merers auf sich nemen, auch nit wol erschwingen oder erlangen megen.
Einvernehmen, die Hilfe mit Geld zu leisten und dabei gemäß der kgl. Ermahnung die versehung zuthun, dz ain yeder sein hilff gelt an guetter, grober und ganngbarer gulden und silberen müntz von den hechstenc bis auf die wenigern, Šim Heiligen Reich gemaingclich und durchaus ganng und gebd, von wegen in der kgl. Mt. e resolution vermelden ursachen erlegenn soll.
/211 f./ Bezüglich der Erlegungstermine bitten die Reichsstände den Kg., es bei dem in der Duplik genannten Termin bis 14 Tage nach Ostern als erstem Zahlungsziel bewenden zu lassen, da /211’/ gegenwirdiger reichstag noch nit zu ennd gelanngt, sich noch etwas verweillen und Ostern noch neher, vor dem der abschid verfertigt, herbei rucken mag, aber etliche stennd annderst nit, dann in crafft aines Reichs abschids ire unnderthonen zu ainem solichen belegen megen. Derwegen f–das erst zil vasst kurtz fallen wurdt. Derhalben–f es wol nottig, benennte termin vil mer zuerstreckhen dan zubekürtzen.
Einvernehmen hinsichtlich der fiskalischen Prozesse gegen Säumige, der Umlegung der Steuer auf die Untertanen und der Einbeziehung der Reichsritterschaft und der Hansestädte.
Die Reichsstände danken für das Angebot des Kgs., das Feldoberstenamt persönlich zu übernehmen. Sein es muglichs vleis umb ir Mt. zuverdiennen urbittig; der underthenigistenn zuversicht, ir Mt. werden solichem genedigisten fürnemen mit vleis nachsetzen. Derhalben auch der tröstlichen hoffnung, Gott der allmechtig werd ir Mt. in ainem solichen vatterlichen, christlichen fürsatz /212/ zu schutz unnd schirm der betrangten cristen alle wolfart, gelückh und sigg miltigclich verleichen unnd mitthailen.
Zur Forderung des Kgs., Musterherren und Zahlmeister für die Entnahme des Geldes aus den Legstätten und die Musterung der Söldner zu verordnen, haben sie beschlossen, dz von wegen aller stennd des Reichs als den churfursten drei, der stennd des fursten raths vier und der frei- und reichstett ain person zu muster herrn und kriegs rätthenh, bede ambter samentlich zuvertretten, genannt und gegeben; unnd danni zwehn zal- oder pfennig maister, so graven oder herren oder sonst erlich personnen, im Reich teutscher nation dermassen begüetet gesessen, des wesens, ansehens und also herkhomen, dz auf sie ain guet vertrauen zusetzen, denen auch ain solich werckh wol zubefellen, geordnet und bestellt werden, die auch mit nottwendigen instructionen ires thunsj und lassens zuversehen.
/212’/ Unnd ermessen hiebei gemaine stennde, räthe unnd gesanndten, dieweil in kriegs hanndlungen die täglich erfarnus mit sich brinngt, dz in der profianndt allerhannd aigen nutzigkait geüebt und zu verkauffk vorthailiger gewin gesuecht, auch zwischen den obristen und kriegsleüthen in den bestallungen allerhannd nachtailige unordnungen sich eraigen, wo dann in disem nit gebürŠliche, zeitige fürsehung geschehen, wol beschwerlicher schade und gefarligkait daraus ervolgen mecht, dz derwegen in disem soliche fürsichtige annstellung zuthun, damit dz kriegß volckh umb zimlichen, treglichen kauf notwenndige profiannt bekhomen haben und dabei sich betragen mecht und daneben die unrichtigkaiten und unordnungen in berürten bestallungen abgeschafft wurden. Darzu dann obbemelte musterherrn unnd kriegs räthe neben andern, der kgl. Mt. zu disem werckh bestellten, guete ordnungen aufzurichten und fürzunemen bevelch und gewald haben sollen, mit irem verwissen, rath und zuthun soliche ding zuversehen.
Die Reichsstände danken dem Kg. für die Darlegung seines und seiner Erblande Beitrag zur Türkenabwehr. Sie zweifeln nicht, es werde der Erklärung des Kgs. mit vleis nachgesetzt. Unnd dieweil dann disem veind vil mer abbruch durch /213/ raisig volkh zu roß dan kriegs leüth zu fues beschehen mag, so seind die stennd, reth, potschafften und gesanndten der aller unnderthenigisten zuversicht, die kgl. Mt. werde mit irer Mt. künigreich unnd lannden auf ain statliche anzall leichter pferdt auf irer Mt. costen sich gefasst machen und gegen disem veind zugebrauchen ins veld bringen.
Die Reichsstände erwarten, dass der Kg. über die Erneuerung des Landfriedens mit der Verabschiedung der EO und die Aufrichtung des beständigen, ewig währenden Religionsfriedens hinaus seinem Erbieten nach4 alles, was zu pflanntzung und erhaltungl lanngwirigs fridenns, rue, ainigkait, zu aufnemen und wolfard des Heiligen Reichs teütscher nation imer diennlich sein mag, genedigclich befürdern, auch jeder zeit ain soliches allergnedigist, getreulich vatterlich nachdennckhen haben und die versehung thun, damit zwischen den stenden innerlichm krieg und tatlich hanndlungen vermitten bleiben, menigclich bei recht gelassen, dardurch sichn die stennde und underthonen des hailsamen fridens sicherlich unnd würckhlich zubetrösten und zuerfreien.
/213’/ Unnd nachdem die unnderthonen hin unnd wider zu solicher cristlicher hilff anzusprechen und mit einzuziehen, sie auch one dz, ob gleich dise hilff nit zulaisten, billich bei gemainer sicherhait und friden gehandhabto werden und des iren vor gewald habig sein sollen, so ervordert auch die hohe notturfft, diese vorsehung zuthun, damit sie neben den innerlichen kriegen, durch- und uberziehen auch der muster pletz, so bisher unnd noch auf der churfursten, fursten unnd stennd unnderthonen gelegt worden und werden, enthaben bleiben und enndlich dahin gedacht werde, dz derhalben von auslendischen und auch Šden reichstenden kainer uber und wider des Reichs constitutionen, abschidt und satzungen, wie vorp aufgericht, beschwerd werde.
Bezüglich der zugesagten Verhandlungen mit fremden Potentaten wegen der Beteiligung an der Türkenabwehr sind die Reichsstände der guetten zuversicht, ir Mt. werden solichem irem erbietten embsigclich anhanngen und aus hocherleichtem verstannd auf die weg bedacht sein, wie es dann hochlich von nöthen, dardurch lestlich mer gedachte potentaten zu berürter mitleidenlicher hilff, disem uberlestigen veind sovil mer statlichen widerstannd zuthun, bewegt werden.
/214/ Was die Bitte des Kgs. um eine beharrliche Hilfe betrifft, wären die Reichsstände wol genaigt, soliches anlanngen gegenwürdiger zeit auch in beratschlagung zuziehen. Es befind sich aber, dz der merer thail der churfursten rethe mit bevelhen uber ain solichen, von neuem fürbrachten dreflichen, hochwichtigen articl nit versehen, dz auch jetzmals nottwenndige bevelch, darauf schliesliche zuhanndlen, beschwerlichen zuerlanngen. Derhalben sie sich in diseq beratschlagung nit einlassen megen; unnderthenigclich, gehorsamlich und vleissig bittend, ir Mt. geruhen, sie deswegen genedigclich endschuldigt zu hallten.
Die Stände des FR erklären dazu, dz gleichwol auf jetztwerennden reichstag beschwerlich die weg zufinden, dardurch soliche beharrliche hilff schliesslich anzustellen, in erwegung, dz der sachen wol diennstlich, vor dem dise beratschlagung an die hannd genomen, ain verstandt zuhaben, weß sich die kgl. Mt., auch churfursten, fursten und stend zu andern pottentatten der christenhait zu getrosten. Aber gleichwol erwegen sie, dz dannoch diser articl in bedacht zunemen, in gegenwertigs reichstags künfftigen /214’/ abschid zubrinngen und zu erster gemainer stennd oder deren bevelhaber beikhonnfft davon mit notwenndiger verfassungr hanndlung und beratschlagung zupflegen sein solt.
Bezüglich der Erklärung des Kgs. zur Doppelbesteuerung der in Österreich begüterten Reichsstände erinnern die Gesandten daran, dz auf vorigen reichstegen, als zu Nürnberg im 22., auch hernach im 26. und 29. zu Speir und dann im 30. zu Augspurg, auch zu Bassau im 37., fürter zu Regenspurg im 41., aber sonderlich zu Speir im 44. jar5 durch die ksl. und kgl. Mt. sambt gemainen stennden Šdes Reichs solicher doppelter anlag halben, wie es damit zuhallten, disponirt, geordnet und versehen. Derwegen es nit unbillich zu erachten, dz es bei denselbigen Reichs abschiden bleiben und gelassen werden sollt. Demnach machen sys inen wenig zweifl, die kgl. Mt. werde ganntz gnedigclich und vetterlich, was hievor verabschidt und diser sachen halben der ksl., irer kgl. Mt., auch gemainen stenden fürbracht, aller gnst. zu gemiet fiern und sich daruber aller gnst. gegen disen stennden der doppelten anlag erweisen.
Schlussformelt.
« Nr. 439 Quintuplik des Königs zum 2. HA (Türkenhilfe) »
Annahme der mehrheitlich bewilligten 16 Römermonate. Aufforderung der Mehrheit des KR zum Anschluss an diese Bewilligung. Verzicht auf die Ausgleichszahlung für unsichere oder eximierte Stände und auf andere Zusatzforderungen, dafür Sicherstellung der Steuerleistung für eximierte Stände, Kumulierung der Steuer und flexibler Einsatz je nach Bedarf. Verzicht auf Vorverlegung des ersten Zahltermins, aber Sicherstellung der pünktlichen Erlegung. Antizipierung von Geld durch die Pfennigmeister. Besoldung der Musterherren und Kriegsräte durch die Reichsstände. Prüfung ihrer Instruktion durch den Kg. Baldige Benennung der Kriegsräte und Musterherren sowie Erstellung ihrer Instruktionen. Maßnahmen gegen überteuerten Proviant und überhöhte Besoldungen. Wahrung des Friedens im Reich. Weitgehende Unabdingbarkeit von Musterungen im Reich. Erneute Forderung einer beharrlichen Hilfe noch auf dem RT. Rechtmäßige Einbeziehung der in Österreich begüterten Reichsstände in die dortigen Steuern.
Den Reichsständen übergeben am 9. 2. 15571. Von diesen kopiert am 10. 2.
Š HHStA Wien, MEA RTA 43/II, fol. 364–370’ (Kop. Dorsv.: Kgl. Mt. resolution uff der stendt dritt bedencken in puncto, die turggen hilff betreffent.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 174–184’ (Kop. Überschr.: Der kgl. Mt. dritte resolution in causa der turcken hilff. [Nr.] 19. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 10. Februarii 1557.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 189–196’ (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 368–378 (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 258–269’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. C, fol. 95–97’ (Kop.). Knapp referiert bei Laubach, Ferdinand I., 184 f.
/364 f./ Kg. hat aus der dritten Resolution der Reichsstände zur Türkenhilfe (2. HA) vernommen, dass die Mehrheit des KR auf der Bewilligung von nur sechs doppelten Römermonaten beharrt, während die übrigen kfl. Gesandten sowie alle anderen Reichsstände die erbetenen acht doppelten Römermonate zusagen, die darüber hinausgehenden Forderungen aber ablehnen.
Kg. verweist dazu nochmals auf seine Ausführungen zur Dringlichkeit der Unterstützung wegen des erwarteten türkischen Feldzugs unter der persönlichen Leitung des Sultans, /364’/ derwegen wol nott were, das ir kgl. Mt. auff jungst gethanem irem begern verharrte2. Aber wie dem /365/ und dieweill ir kgl. Mt. befinden, das den stenden solchs dieser zeit also zubewilligen auß den ußgefurten ursachen bedencklich sein will, und aber je die zeit so nachenndt an der handt, das dieser hilff halben lengerer verzugk one sondern nachteill und schaden nit gestattet werden mag, so wollen ir kgl. Mt. in namen des almechtigen mit ettlicher churfursten rhete, auch erscheynenden fursten und stende und der abwesenden pottschafften beschehenen bewilligung der acht monatlichen hulff des gedopleten rombtzugs freundtlich und genedigklich zufrieden sein. Und ist demnach irer kgl. Mt. gantz vleissigs und genedigs vermanen und beger, der merer theill der churfursten rhete, so nochmaln uff voriger sechs monatlichen bewilligung berueen, wollen in betrachtung voriger, stattlich außgefurter, begrundter und jetzt zum theill vermeldter ursachen und sonderlich in ansehung des erbfeindts der christenheit grossen macht sich irer hulffen halben mit der andern churfursten rheten, den erscheynenden fursten, stenden und der abwesennden potschafften vergleichen unnd neben inen den begerten dopleten rombzug auf acht monat lang in gellt zureichen und zuleisten unbeschwerdt sein.
/365 f./ Obwohl die bedrängte Lage der Erblande und des Reichs erfordert hätte, dass als Ausgleich für den Steuerverlust aufgrund ungewisser, entzogener und eximierter Reichsstände der geforderte ¼ Romzug und daneben der Zusatzbetrag für An- und Abzugsgeld sowie Übersold bewilligt worden wären, so wie dies 1543 der Fall war3 , muss der Kg. aufgrund der Ablehnung durch die Reichsstände darauf verzichten. Er fordert aber, /365’/ gemeine stende wollen in erwegung obberurts grossen abgangs und mangells an der hulff diese verfugung thun, damit die außgetzogenen stende ir gepurende anlag in diese turggen hilff selbst erlegen oder die chur- und fursten, so sie ußgezogen, dieselben an irer statt enndtrichten und betzalen, wie Šdan /366/ hievor auch gescheen ist; dergleichen auch irer Mt. heimbstellen, das ir Mt. nach gestallt und gelegenheit des vheindts macht und handlung, auch furfallender noth, die acht monatlich bewilligung in sechs monat eintziehen und also die ubrigen zwei monat eintheilen und ein desto merere antzall kriegs volcks annemen und solche sechs monat lang unnderhallten moge; dartzu auch bewilligen, das ir kgl. Mt. mit rhat und guttbeduncken der kriegs rhete ein merere antzall pferdt und umb so vill desto weniger fuß volck auß solcher hulff bestellen und hallten moge, und dan auch nach gelegenheit der zeit und gestallt des veindts macht und ertzeigen die gegenwher defensive oder offensive an die handt zunemen, wie ir Mt. und die kriegs rhete sollichs alles gemeinem kriegs wesen am nutzigisten und pesten sein erachten werden.
/366 f./ Einvernehmen, die Steuer an Geld und in gangbaren Großmünzen zu erlegen.
Bezüglich der Erlegungstermine beharren die Reichsstände auf dem nicht modifizierten ersten Termin spätestens 14 Tage nach Ostern. Kg. wiederholt zwar die Notwendigkeit, den ersten Teil der Steuer eher auszuzahlen, belässt es aber beim Beschluss der Stände und ermahnt sie, /366’/ sie wollen diese fleissige versehung und verfugung thun, damit uff solche benente ziell die hulff in gellt gewißlich in den benenten legstetten richtig gemacht werde; dartzu auch iren pfenning- oder zallmeistern befelch und gewallt geben, im fall der notturfft und dha ein kriegs volck vor dem ersten termin antzunemen von nöten were, wie dan nit wol umbgangen kan werden, uff betzalung desselben und dan auch hernach, so offt es die notturfft erheischt, jederzeit ein summa gellts uffzupringen und zu antecipirn, inmassen zuvor in gleichen fellen auch bescheen, damit dem vheindt so vill muglich desto zeittlicher abbruch gethon werden muge.
/366’ f./ Einvernehmen zum Vorgehen gegen Säumige, zur Umlegung der Steuer auf die Untertanen sowie zur Einbeziehung der Reichsritterschaft und der Hansestädte.
Kg. billigt die Verordnung der Reichsstände für Musterherren, Kriegsräte und Pfennigmeister sowie deren Instruierung4 , er bittet aber, sie /367/ wollten in betrachtung, das sonst, wie hievor erzellt, ein grosser mangell und abgang an dem bewilligten dopleten romzugk der ungewissen, enndtzognen und verlornen stendt und anders halben erscheinen wurdet, die underhalltung solcher kriegs reht und muster meister ausser dieser bewilligten hulff guttwillig uber sich nemen; dergleichen das sie, die stende, irer kgl. Mt. die bemelten instructionen nach bescheener verfassung5 zuersehen zustellen, damit ir kgl. Mt., wo es die notturfft erfordert, inen daruber ir bedencken auch antzeigen und deßhalben gepurende vergleichung erfolgen muge. Aber der zweier zallmeister besoldung und underhalltung halben sein ir kgl. Mt. gnediglich zufriden, das dieselb von dem bewilligten hulff gellt beschee.
ŠIrer kgl. Mt. freuntlichs und gnedigs gesynnen und beger ist auch, das sie die kriegs rhete, muster- und zallmeister jetzt als paldt furnemen und dieselben irer kgl. Mt. auch nambhafft /367’/ machen und mit uffrichtung der instruction die sachen so vill immer moglich furdern, damit ir Mt. mit inen umb so vill desto ehender, was die kriegs notturfften und bewerbung antrifft, handlen muge; wie dan die eusserist notturfft erfordert, das damit kein stundt noch tag mer verfeyrt werde.
Was weitter die durch gemeine stende angetzogene aigennutzigkeit in der profiandt, dergleichen die nachteiligen unordnungen in der obristen und kriegs leuth bestallungen berurt etc.: Wissen ir kgl. Mt. sich nit zuerinnern, das in iren profiandt handlungen eyniche aigennutzigkeit oder ubersetzung gepraucht worden, dan ir Mt. derselben allwegen mer schaden als nutz empfangen. Irer kgl. Mt. ist auch nit zuwider, das der stende guttbeduncken nach obgedachten kriegsrethen und muster meistern neben andern, so ir Mt. auch darzu verordnen wollen, befelch und gewallt gegeben werde, solche gute ordnung uffzurichten und furtzunemen, damit das kriegs volck umb zimblichen, traglichen kauff nottwenndige profiandt bekomen moge und daneben die unrichtigkeiten in bemellten bestallungen abgeschafft werden.
Bezüglich der Bitte der Reichsstände, der Kg. möge auf eigene Kosten leichte Reiterei als wirksame Waffe aufbieten, wollen ir kgl. Mt. vatterlich und gnediglich bedacht sein und an irem und irer konigreich und lande eusseristem vermogen nichts erwinden lassen.
Es sein auch ir röm. kgl. Mt. auf der stende abermals bescheen /368/ vermanen und vorigem irer Mt. erpieten nach gantz vatterlich und genedigklich geneigt und begirig, alles, was zu pflantzung und erhalltung friedens, rhue und eynigkeit, zu uffnemen und wolfart des Hl.a Reichs teutscher nation und zu abwenndung aller innerlichen krieg und thattlichen handlungen immer dinstlich sein mag, mit getreuem und genedigem vleis zubefurdern, in massen ir kgl. Mt. bishero, wie sich die stende selbst wissen zuerinnern, deßhalben an irer embsigen bemuhung und arbeit nichts erwinden haben lassen.
Bitte der Reichsstände, sie künftig mit Musterungen in ihren Territorien zu verschonen: Die Reichsstände haben zuermessen, das solche musterpletz irer Mt. landen und underthanen so beschwerlich fallen, als sie indert einem andern standt sein mogen, dan dieselben irer Mt. landtschafften und underthanen vast allweg darunter den grosten schaden leiden mussen. Ir Mt. wollen aber vatterlich und genedigklich bedacht sein, damit die stende und ire underthanen mit solchen musterpletzen so vill moglich unbeschwerdt gelassen werden.
/368 f./ Kg. bestätigt die vorherige Zusage, sich um die Beteiligung anderer Potentaten an der Türkenabwehr zu bemühen.
/368’/ Bitte um eine beharrliche Hilfe: Kg. hat vernommen, dass die Mehrheit des KR Beratungen mangels Weisungen ablehnt, während FR die Erklärungen der Šauswärtigen Potentaten zur Beteiligung an der Türkenabwehr abwarten und mittels einer Klausel im RAb künftige Verhandlungen zur beharrlichen Hilfe festschreiben will. Kg. bedauert, dass auf dem RT keine beharrliche Hilfe bewilligt werden soll. Dieweill dan ir kgl. Mt. nochmaln bei ir fur ein hohe, unvermeidliche notturfft erachten, /369/ das gegen diesem geschwinden, listigen vheindt nit allein uf den fall seiner personlichen antzug, sonder auch zu desto pesserer verhuttung seiner bascha und sansagkhen immerwerenden streiffzug, errettung des christlichen pluts und desto stattlicherb beschutzung und erhalltung irer kgl. Mt. noch inhabenden granitz fleckhen und schlosser, daran nit allein irer kgl. Mt. und derselben konigreichen und landen, sonder auch gemeiner christenheit und bevorab dem Hl. Reich teutscher nation zum hochsten gelegen, ain ansehenlich christlich kriegs volck zu roß und fuß, wie ir Mt. gemeinen stenden hievor auch vermelden lassen6, summer und winter underhallten und versoldet und mit demselben seinem gewaltthattlichem furnemen jederzeit umb so vill ernstlicher begegnet werde, und aber in irer kgl. Mt. und bemelter irer erschopfften konigreich und lande vermogen je nit ist, ein sollich stattlich kriegs hör beharlich zuerhallten, das dem turggischen kriegs volck jederzeit starck gnug sein, ime im veldt abbruch thun oder doch die noch uberpliebenen ortt päß vor seinen gewaltigen uberzugen und belegerungen allenthalben an so vill weitschweiffigen granitzen erretten muge, so haben ir kgl. Mt. nit unnderlassen sollen noch konnden, gemeine stende solcher harrigen hulff halben abermaln alles vleis zuersuchen und zuvermanen; nochmaln gantz freuntlich und gnediglich gesinnendt und begerendt, der merer theill der churfursten rethe, so irem antzeigen nach dieses puncten halben von iren herrn mit befelch und gewallt nit versehen, wollen sich derselben noch uffs ehist, wie sie leicht thun mogen, erholen und als dan sich sampt den andern stenden und der abwesenden potschafften in erwegung jetziger und hievoriger inen erzellter ursachen nit allein irer kgl. Mt. betrangten konigreichen und lannden /369’/ zu trost und derselben ende gesessenen armen christlichen volckh zu merer rettung, sonder auch inen, den stenden, selbst zu pesserer befriedung und gutem einer harrigen hulff uff ettlich jar lang wider diesen algemeinen feindt vorbegerter massen enndtschliessen, vergleichen und wurcklich leisten, damit vergebenlicher uncosten und versaumbnus der zeit, wo derwegen ein neue Reichs versamblung gehallten werden muste, verhutet pleiben und vermittlt gottlicher hilff nit allein das, so noch uberig, errettet, sonder auch die abgetrungenen flecken recuperirt und umb so vill ehender wider erobert werden mogen. Dan je nach gelegenheit und gestallt dieses vheindts macht, artt und aigenschafft, auch statter gefassterc hanndt und geschwindigkeit ein unvermeidliche notturfft sein will, das gemeine stende ir getreue, mittleidenliche hulff und hanndtreichung nit uff ein jar allein stellen, sonder dieselben uff Šettlich jar lang continuiren. Unnd an dem allem beweisen sie dem almechtigen ein angenembs, auch irer Mt. sonder dancknemigs, gefelligs und gemeinem vatterlandt ein hoch nutzlichs, guts werckh, welches ir Mt. gegen denselben in aller freundschafft und gnaden zuerkennen unvergessen sein will.
Bitte, die in den Erblanden begüterten Reichsstände nicht doppelt zu besteuern: Kg. zweifelt nicht, die betroffenen Stände wissen sich zuerinnern, was massen sie sich gegen irer Mt. landschafften mit gleicher purde und mittleiden bißher gehallten, was auch jetzgedachte irer Mt. landschafften uf ir, der stende, /370/ furgewendte beschwerungen jederzeit vor gegrundte, usfurliche bericht gethan haben. Darumben wollen sich ir kgl. Mt. zu den ertz- und bischoffen, so, wie gemellt, in irer Mt. lannden begutet sein, nachmaln gnediglich und der pillicheit nach versehen, sy werden die sachen dapei pleiben zulassen und solcher guter und underthonen halber (deren ir Mt. rechter, unwidersprechlicher erbher und landtsfurst seien) mit irer Mt. landschafften gepurendt mittleiden zutragen unbeschwerdt sein, in erwegung, das dieselben so woll als andere irer Mt. underthonen dem turggen zum nechsten gesessen und sich irer Mt. schutz und schirmbs geprauchen und genissen. Schlussformel.
« Nr. 440 Sextuplik der Reichsstände zum 2. HA (Türkenhilfe) »
Beharren der Mehrheit des KR auf der Bewilligung von nur sechs doppelten Römermonaten. Klausel wegen der Steuerleistung für eximierte Stände im RAb. Kumulierung der Steuer auf sechs Monate. Ablehnung von Geldanleihen auf die Steuer durch die Pfennigmeister. Keine Besoldung der Kriegsräte und Musterherren durch die Reichsstände. Spätere Instruierung und Benennung. Keine Verhandlungen zur beharrlichen Türkenhilfe auf dem RT. Geteilte Stellungnahme wegen deren künftiger Beratung. Doppelbesteuerung von Reichsständen.
Im RR verlesen und gebilligt am 14. 2. 1557. Dem Kg. übergeben am 15. 2.1 Von den Reichsständen kopiert am 16. 2.
HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 437–443’ (Kop. Dorsv.: Der Reichs stennd der kgl. Mt. ubergebnen anntwort, beschehen den 16. [!] Februarii anno 57.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 186–193 (Kop. Überschr.: Der stende viert bedenckhen uber den articul der thurckhenhilff auf der röm. kgl. Mt. dritte resolution. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 16. Februarii anno 57.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 198–204’ (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 384–389 (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 251–257’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. Y Fasz. A, fol. 39–45’ (Kop.).
/437/ Die Reichsstände haben die dritte Resolution des Kgs. zur Tückenhilfe (2. HA) beraten. Zur Aufforderung des Kgs. an einen Teil des KR, sich der Bewilligung von acht doppelten Römermonaten anzuschließen, erklären die Gesandten dieser Kff., sie wollten nichts lieber, als der Bitte willfahren zu können. Da sie aber wie in der ŠQuadruplik darauf beharren müssen, dass sie mangel halben befelchs sich so fer nit einlassen khonden, wie dan ir Mt. one zweiffel auß hocherleuchtem verstanndt allergenedigist zuermessen, das inen irer herrschafften habennde befelch zuuberschreitten nit getzimen oder gepueren will, /437’/ so lanngt an die kgl. Mt. ir aller unnderthenigist, demuetig, hochvleissig pitt, ir kgl. Mt. gerueche sy auß khunigclichem, miltem, vätterlichem gemueth allergenedigist deßwegen in solichem enndtschuldigt zunemen. Dann so inen nachmals anndere unnd verrer befelch hieruber zukhomen, wollten sy sich derselbigen auch gehorsamblich gemeß verhallten.
Die Gesandten der anderen Kff. und die übrigen Reichsstände belassen es bei der Übereinkunft auf acht doppelte Römermonate. Sie danken dem Kg. für den Verzicht auf die darüber hinausgehenden Zusatzforderungen.
/437’ f./ Bezüglich der Bitte, die Steuerzahlung für eximierte Stände sicherzustellen, erinnern die Reichsstände daran, /438/ das diser ausgezognen stennd halben die sachen nit gleich, sonnder sich zum wenigisten in zwayerlai underschieden erhallten, das sich auch zwischen den ausziehenden unnd ausgezognen, sodann dem kayserlichen camer procurator fiscal nit wenig rechtfertigungen am ksl. camergericht erhallten. Damit dann unrichtigkhaiten unnd irrungen, so durch ein neue disposition oder versehung diser stennd halben ervolgen möcht, abgeschnitten unnd dannocht der kgl. Mt. genedigclichen anlanngen des orts nach möglichen dingen in unnderthenigkhait willfarung ertzaigt werdt, so bedennckhen sie es rathsam unnd guet sein, dz die clauseln, so in fast gleichen fellen in vorigen abschieden zeittig bedacht, unnd furnemblich die in jungstem abschiedt, zu Augspurg aufgericht, in dem tractat der execution ordnung am 27. plat, facie secunda, et sequenti folio 28 in den gedruckhten exemplarn begriffen2, mutatis mutandis auf gegenwurtigen fall auch zutransferiern unnd zuverwennden sein, ungeverlich volgendts inhallts: „Damit auch dise hilff auf eines jeden standts anschleg desto völliger gelaist /438’/ unnd bezallt unnd gegen disem uberlestigen vheind sovill desto statlicher, ansehenlicher unnd furtreglicher ins wergkh gepracht werden mag, so sollen die stennde, so durch andere ausgetzogen unnd nicht in possessione vel quasi libertatis sein, ein jeder neben anndern stennden sein angepurendt anlag vermog des Reichs anschleg in diser hilff selbst enndtrichten, oder aber die ausziehende stennde fur sie unabpruchig zubetzallen schuldig sein, doch den eximenten oder ausziehenden stennden in anndern fellen an irer gerechtigkhait nichts benomen.“
Die Bitte des Kgs., die Steuer auf sechs Monate zu kumulieren, bewilligen jene Stände, die acht doppelte Römermonate zusagen. Ebenso ermessen sie zur Möglichkeit, mehr Reiter und dafür weniger Fußknechte zu bestallen, das solchs /439/ nach gelegenhaytt dises veindts zeyttig unnd wol bedacht. Waß dan die kgl. Mt. in sollichem mit gemainer steennd khriegs rhetten sich genedigclich vergleichen wurd, in dem wissen sy khain maß zugeben. Unnd setzen in khainen zweiffll, die kgl. Mt. Šalls dz oberhaubtt unnd christlicher khunig werde gemainer christenhait, auch irnn aignen khunigreichen unnd lannden zu guettem uff die weg allergenedigist unnd vatterlich bedacht sein, damitt dise hulff nit one frucht abgee, sunder zum furtreglichisten mit verleichung gottlicher gnaden angewanndt werden muge.
Gegen die Forderung des Kgs., den Pfennigmeistern die Kompetenz zur Antizipierung und Aufnahme von Geld einzuräumen, wenden die Reichsstände ein, dz solliches nit woll furzustellena oder furzunemen, das auch den musternherrnn unnd khriegs retten sambt den zallmaisternn selbst in irnn befolchnen ambtternn allerlay unrichtigkhaitten unnd beschwerden darauß entsteen möchten. So seind der abwesennden steennde rhett, pottschafften unnd gesanndten hieruber mit befelchen nit versehen, derwegen es inen, wie die kgl. Mt. allergenedigist zuermessen, nit unbillich bedennckhlich furzunemen. /439’/ Dieweill dan one das das erst zill derb erlegung uff Ostern, ungeferlich acht oder vierzehen tag vor oder nach (dahin numer ain khurtze zeytt), benandt, unnd zuerachtten, es werden die steennde in erlegung des jenigen, so bewilligt wurd, die angesetztten termin oder zill zuhalltenn in unnderthenigkhaytt geflissen sein, in dem sy dan one das uff den faall der saumnuß sich des fiscall processen unnderworffen, derhalben es desto weniger von nötten, dise anticipation den zallmaisternn zubefelchen.
Zur Bitte des Kgs., die Besoldung der Kriegsräte den Reichsständen zu übertragen, wenden diese ein, Kg. wolle bey sich erwegen, mit was hochen beschwerden die steennd unnd ire unnderthonen gegenwuerttiger zeyt beladen, derwegen one das die haubthillflaistung inen beschwerlich in so khurtz /440/ bestimbten terminen fallen will. So seindt auch dise khriegs rhette unnd musster herrnn gleich so woll alls anndere bevelch- unnd khriegs leutt khriegs personen, gleich so woll alls anndere nottwendig zu der khriegs handlung zugeprauchen. Es wurd auch dise unnderhalltung, dho sye die steende, uff sich nemen solltten, ain sunderbare anlag erfordernc, welliche beschwerlich in wurchlighayt zubringen. Derhalben ir Mt. sollich anlanngen auch genedigclich fallenn unnd es dabey wennden lassen wöllen, das dise musster herrenn oder khriegs rhette, nachdem inen one dz ir pherdt in der mussterung passierend, ires statts halben, der sich dan uff ain gerings erlaufft, auß der haubthülff bezallt unnd unnderhallten werden mugen.
Die Instruktion für diese Kriegsämter wird noch beraten. Kg. wird sie anschließend zur Einsichtnahme erhalten.
/440 f./ Die Benennung der Musterherren und Kriegsräte können die Gesandten der Kff. erst vornehmen, wenn ihnen Bescheid ihrer Herren dazu vorliegt. /440’/ Aber die erscheinende furssten unnd steennd, auch der abwesennden rhette, pottschafften unnd gesanndten wollen mit sollicher benennung zum furderlichisten furgeen.
/440’ f./ Zur wiederholten Bitte des Kgs. um die Beratung einer beharrlichen Türkenhilfe noch auf dem RT wiederholen die Reichsstände, sie würden /441/ aus den Šursachen, in jungst der kgl. Mt. irem gehorsamblich uberraichtem bedennckhen vermeldet3, daran gehinndert, dann der merer thail der churfursten räthe, wie es in eim solchem hochwichtigen puncten ir unvermeidlich notturfft erfordert, mit bevelchen noch nit versehen. Unnd ob sie woll der kgl. Mt. resolution iren gnst. herrn, wie sie zuthuen schuldig, zu dem furderlichisten uberschickht, so khonnden sie doch nit wissen, ob in einem solchem treffenlichen articl nach gelegenhait unnd einfallennden umbstennden diser sachen inen so eillennde bevelch zuegeferttigt werden. Demnach lanngt an die röm. kgl. Mt. ir aller unnderthenigist gehorsam pitt, ir Mt. wellen aus hoch erleuchtem verstanndt die hochwichtigkhait dises articls selbs genedigclich betrachten unnd sie aus vätterlichem gemueth, das sie nit weitter schreitten, allergenedigist endtschuldiget hallten.
Die erscheinende furssten und stend, auch der abwesennden räth, potschafften unnd gesannten hallten es woll darfur, /441’/ das ein hohe notturfft sein wollt, disen articl mit furderlicher beratschlagung zuerledigen. Sie ermessen aber daneben, dz auf gegenwurtigem reichstag zu dem gar mit nichten zukhomen, aus angeregten ursachen, so in nechster antwort der kgl. Mt. in unnderthenigister gehorsam anpracht worden. Das aber nicht desto weniger solcher articl zu bedacht genomen, in gegenwertigs reichstags khunfftigen abschiedt gepracht unnd zu erster gemainer stennd oder deren bevelchhaber zusamenkhunfft davon mit notwenndiger verfassung hanndlung unnd beratschlagung zupflegen, das hallten sie fur nottwenndig; wie sie dann hievor auch fur rathsam unnd guet angesehen. Demnach so lanngt an die röm. kgl. Mt. ir auch unnderthenigist gehorsam bitt, ir Mt. geruechen, solch ir unnderthenigist erpieten zu gnaden anzunemen unnd die stennde mit disem articl dißmals verrer nit aufzuhallten, bevorab dieweill der verlust der zeit etlich stennd an irem hilffgellt etwan hindern und sperren möcht.
Wegen der aufgrund ihrer Güter in den kgl. Erblanden doppelt besteuerten Reichsstände bittet man den Kg. nochmals, die sachen allergenedigist dahin zubedennckhen, das es diser stennd halben bey den vorigen Reichs abschieden4, auch bewilligter beschlossener hanndlung billich pleib unnd gelassen werden mag.
/442/ Da in den übrigen Einzelpunkten zu den Modalitäten der Türkenhilfe Einvernehmen besteht, lassen es die Reichsstände dabei bewenden.
/442 f./ Schlussformel.
« Nr. 441 Septuplik des Königs zum 2. HA (Türkenhilfe) »
Aufforderung an die Mehrheit des KR zum Anschluss an die Bewilligung von acht doppelten Römermonaten. Antizipierung von Geld durch die Pfennigmeister. Besoldung der Kriegsräte und Musterherren aus der Reichssteuer. Baldige ŠBenennung der Musterherren. Festschreibung künftiger Beratungen zur beharrlichen Türkenhilfe mittels einer Klausel im RAb.
Den Reichsständen übergeben am 17. 2. 15571. Von diesen kopiert am 18. 2.
HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 445–449’ (Kop. Dorsv.: Der kgl. Mt. auf der stennd ubergebnes bedennckhen resolution, den 17. Februarii anno 57.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 194–199’ (Kop. Überschr.: Der röm. kgl. Mt. resolution auf der stende vierts bedenckhen uber den articl der thurckhenhilff. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 18. Februarii 1557.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 205–210 (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 410–414’ (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 316–321’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. Y Fasz. A, fol. 47–50’ (Kop.).
/445 f./ Kg. hat aus dem vierten Bedenken der Reichsstände zur Türkenhilfe (2. HA) vernommen, dass die Gesandten einiger Kff. unter Berufung auf fehlende Weisungen darauf beharren, sich der Bewilligung von acht doppelten Römermonaten nicht anschließen zu können. Kg. hat keine Zweifel, dass die Reichsstände aus seinen Resolutionen wissen, wie groß die Gefahr aufgrund des bevorstehenden persönlichen Feldzugs des Sultans ist. Deshalb ist es nicht nur wegen der Bedrohung der Lande des Kgs., sondern des Reichs und der gesamten Christenheit unabdingbar, entsprechende Abwehrmaßnahmen einzuleiten, um vor allem den noch nicht eroberten Teil Ungarns zu sichern. Da die acht Doppelmonate aufgrund der vielen Steuerverluste ohnehin keine sehr hohe Summe ergeben und zusammen mit dem Beitrag der kgl. Erblande kaum zur Abwehr des mächtigen Feindes ausreichen, geht Kg. davon aus, die Gesandten jener Kff., die bisher auf sechs Doppelmonaten beharren, werden wie alle anderen Reichsstände /445’/ angeregter hilff halben gleiche purde unnd mitleiden zutragen unbeschwert sein unnd ainiche ungleichait nit erweckhen oder sich von denselben annderen stennden absonnderen. So gesynnen ir kgl. Mt. hiemit widerumb ganntz genedigs unnd sonnders vleiß begerendt, sy, die churfurstlichen rätte, so noch hierin mangl an bevelch haben, wellen in betrachtung der vorsteenden hochen vheindts not unnd geverlichait unnd annderer mer, inen vor nach lenngs außgefuerter ursachen dise sachen an ire herrn furderlich (wo es bißheer nit beschechen) gelangen lassen, sich daruber gnuegsams gewallts unnd beschaids, /446/ wie sy in acht oder zehen tagen aufs lenngst woll thuen mugen, erhollen unnd allßdan mit unnd neben der anndern churfursten rätte, anwesenden fursten, stennden unnd bodtschafften in laistung der acht monnatlichen hilff des getoplten romzugs one vernere waigerung guetlich bewilligen unnd solches lenger nit aufziehen, damit hierin geliebte gleichait erhallten werde, auch ir kgl. Mt. mit rat unnd guetbedunckhen gemainer stennde geordneter kriegs rate volgents umb sovill dest eheender das kriegß wesen unnd bewerbungen anrichten unnd ins werckh Šbringen möge. Wie es dan numer hochlich an der zeit unnd die eusserist notturfft woll eraischt2, das damit khain stundt noch tag mer versaumbt werde. So wellen ir kgl. Mt. mit solcher der stennde, auch irer Mt. khunigreich unnd lannde hilffen mit verleichung götlicher gnaden nach gelegenhait der zeit unnd des vheindts macht unnd erzaigen das jhenig furnemen unnd hanndlen, so ymer menschlich unnd muglich sein unnd in rat furs pesst unnd nutzlichist bedacht unnd angesechen wirdet.
Wenngleich die Reichsstände ablehnen, die Pfennigmeister für die Aufnahme von Geldanleihen zu bevollmächtigen, beharrt Kg. darauf, dass dies nit umbganngen werden khan, sonnder die hoch unvermeidlich /446’/ notturfft ervordert, beruerte zallmaister mit vollmacht unnd bevelch zuversehen, im faal der not ain suma gellts zuerhanndlen unnd zuentlechnen, in bedenckhung irer kgl. Mt. inen hievor erzelten bewegungen, unnd das solches nit allain zum anfanng des kriegs wesen, sonnder auch hernach öffter zu desto ordenlicherer bezallung des kriegs volckhs von nötten sein wirdet. Darumben unnd dieweill auch gemaine stennde daran khainen verlust, sonnder dz auf solch antecipiert gellt lauffendt interesse allain von der bewilligten hilff genomen unnd an derselben irer Mt. abgeen wirdet, unnd dan ain solcher bevelch den hievor gewesnena zall- oder pfennigmaistern aus gleichem bedenckhen (wie sich gemaine stennde des erindern oder erkhundigen mögen) gegeben worden, unnd wo sy den nit gehabt hetten, das ganntz kriegß wesen mer dan ainmall nit zu geringem nachtaill unnd schaden stegkhen beliben weer, derhalben ain solch interesse im faal der not woll zuwagen, damit das wesen desto pesser unnd ordenlicher erhallten werden mög, so gesynnen unnd begern ir kgl. Mt. abermalls freundlich unnd genedigclich, gemaine stennde wellen angeregten iren yetzigen zallmaistern von wegen aufbringung gellts, so offt es die notturfft ervordert, bevelch unnd gewallt zugeben unbeschwert sein, damit dz angenomen kriegs volckh yeder zeit dest richtiger bezallt, guetter /447/ willen unnd gehorsam bey demselben erhallten unnd umb sovill mer gegen dem vheindt mit verleichung götlicher gnaden etwas fruchtpers unnd nutzlichs außgericht, auch alle unordnung unnd meiterey, so aus der verzugigen bezallung enntsteen möchte, verhuet unnd furkhumen werde.
Da die Reichsstände die Übernahme der Besoldung für die Kriegsräte und Musterherren ablehnen, verzichtet der Kg. darauf und billigt, dass sie von der haubt hilff versoldet werden, unangesehen das solches irer kgl. Mt. etwas beschwerlich sein unnd an der bemelten hilff ringerung bringen wirdet. Ir kgl. Mt. wellen sich aber daneben auch versehen, die stennde werden denselben iren kriegs rätten unnd musstermaistern umb sovill dest ringere unnd leidlichere besoldungen bestimben.
Š /447 f./ Kg. erwartet, dass die Gesandten der Kff. die Weisungen ihrer Herren für die Benennung der Kriegsräte und Musterherren innerhalb weniger Tage beibringen, um sodann neben den anderen Reichsständen ihre Verordneten bekannt zu geben.
Obwohl der Kg. bezüglich der beharrlichen Hilfe nochmals betont, /447’/ das die unvermeidlich notturfft woll eraischete, das gemaine stennde auf jetzigem reichstag irer kgl. Mt. bedrangten kunigreichen unnd lannden, auch dem an den grenitzen nahent gesessnen cristlichen volckh zu trost unnd merer sicherhait unnd dan dem Heilligen Reich teutscher nation selbst zu nutz unnd guettem sich solcher begerten /448/ härrigen hilff halber enntlich enntschlossen hetten, yedoch dieweill inen uber irer kgl. Mt. deßhalb gethonne vätterliche unnd genedige vermanung aus iren angetzognen verhinderungen ye bedenckhlich unnd beschwerlich fallen will, den puncten noch auf disem reichstag unnd so eillenndts in beratschlagung zu ziehen, so wellen ir kgl. Mt. die sachen ditzmalls auch bey irer gethonnen enntschuldigung berueen lassen, aber doch daneben gemaine stennde freundlich unnd genedigclich ersuecht unnd vermanet haben, sy wellen in betrachtung irer kgl. Mt. inen deßhalb hievor außgefuerten statlichen ursachen unnd der unvermeidlichen notturfft nach auf disen articl getreues nachgedenckhen haben unnd dermassen versechung thuen, damit derselb in gegenwurtigs reichstags khonnfftigen abschid verleibt unnd zu nechster gemainer stennde zusamenkhonnfft davon mit nottwenndiger verfassung hanndlung unnd beratschlagung gepflegen werden möge; wie dan solches die erscheinenden furssten, stennde unnd der abwesennden rätte unnd gesannten in yetzigem unnd vorigem irem bedenckhen auch fur ratsam unnd guet angesechen haben3.
Der angezognen topl anlag halben derjhenigen stennde, so in irer kgl. Mt. erblannden beguetet sein, lassen es ir kgl. Mt. bei vorigen iren gegebnen antworten genedigclich beleiben; des versehens, sy werden daran zufriden sein /448’/ unnd sich deren mit fuegen billich nit beschweren mögen.
In allen übrigen Punkten besteht Einvernehmen.
Schlussformel.
« Nr. 442 Oktoplik der Reichsstände zum 2. HA (Türkenhilfe) »
Anschluss der Mehrheit des KR an die Bewilligung von acht doppelten Römermonaten. Bevollmächtigung der Pfennigmeister zur bedingten Aufnahme von Gelddarlehen auf die Reichssteuer. Besoldung der Kriegsräte und Musterherren aus der Reichssteuer. Deren baldige Benennung. Billigung einer Klausel im RAb zur Festschreibung künftiger Beratungen einer beharrlichen Hilfe durch FR, Ablehnung durch KR. Keine Doppelbesteuerung von Reichsständen.
ŠIm RR verlesen und gebilligt sowie dem Kg. übergeben am 25. 2. 15571. Von den Reichsständen kopiert am 26. 2.
HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 427–429’ (Kop. Dorsv.: Der stend funftes bedenckhen in articulo, die turggenhilff belangendt. Lectum 26. Februarii 57.) = Textvorlage. HHStA Wien, MEA RTA 42, fol. 133–136’ (Konz. von Hd. Mainzer Kanzler) = B. HStA München, KÄA 3177, fol. 236–239 (Kop. Überschr.: Der stennde funfft bedenckhen auf der kgl. Mt. vierte resolution uber den articul der thurckhenhilff. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 26. Februarii 1557.) = C. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 211–213’ (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 346–349’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. Y Fasz. A, fol. 58–60 (Kop.).
/427/ Die Reichsstände haben die vierte Resolution des Kgs. zur Türkenhilfe (2. HA) vernommen. Wegen der wiederholten Bitte des Kgs., sich den anderen Reichsständen in der Bewilligung von acht doppelten Römermonaten anzuschließen, haben sich die Gesandten jener Kff., die dafür bisher nicht instruiert waren, anstat irer genedigisten herren dem merern nacha, uff die acht monat gedoplet solche hülff zustellen unnd zuleissten, mit den anndern stänndten, räthen unnd potschafften unnd gesanndtenb in unnderthenigkeit nunmer verglichen unnd auch dahin gewilligt2.
/427 f./ Zum Zweiten bewilligen die Reichsstände aufgrund der wiederholten Bitte des Kgs. um die Bevollmächtigung der Pfennigmeister für die Aufnahme von Geld trotz ihrer begründeten Einwände nunmehr, /427’/ das uff der kgl. Mt. ersuechen die zall- oder pfeningmeister also vor den bestymbten zilen gelt uffbringen oder anticipieren mögen. Inn dem doch solche beschaidenheit zuhaltenn, nemblich das die obligationen unnd verschreibungen, so den jhenigen, bey denen gelt uffgenomen wurdt, entgegen hinauß zugeben, nit uff die churfursten, fursten unnd stenndt gestelt werden, das auch weiter nit, dan vonnöten, vor den zilen anticipiert oder uffgenomen unnd das interesse der kgl. Mt. selbst aller genedigistem erbieten nach uff die stende nit geschlagen, auch solch interesse nit uff ein ganntz jar, sonnder allein vonc der zeit des uffbringens biß uff died bestymbte zill der erlegung gestelt, unnd was uffgenomen, niergendt anderstwohin verwenndt, sonnder allein wider disen feindt, dartzue solche hülff furgenommen unnd bewilligt, zu unnderhaltung des khriegs volgkhs zu roß unnd fueß, antzunemen, angelegt unnd gebraucht werde. Unnd ermessen gemeine stende, räthe, potschafften unnd gesanndten, das jhenig, so hieruber mit der kgl. Mt. verglichen Šwierdt, uß beweglichen ursachene nit in den Reichs abschiedt zustellen, aber der zall- unnd pfeningmeister instructionen einzuverleiben sein3.
/427’ f./ 3) Zur Besoldung der Musterherren und Kriegsräte aus der Hauptsteuer besteht nunmehr Einvernehmen. Die Reichsstände wollen /428/ disen personen ihre besoldunng auch bestymen unnd ihr Mt. nochmals gehorsamlich furbringen, dabeneben auch, zum befürderlichisten es gesein khann, dieselbigen ihr Mt. namhafft machen.
Zum Vierten lassen es die Stände des FR bezüglich der Klausel im RAb wegen der beharrlichen Hilfe bei der Resolution des Kgs. bewenden. Aber den churfurstlichen räthen, wiewol sie der kgl. Mt. allen gehorsam zuerweisen inn unnderthenigkeit bereitt unnd willig, will doch nit gebüren, auch nit verantwortlich sein, sich hierüber ohne bevelch irer genedigisten herren, f–damit sie zum merern theil nit versehen–f, eintzulassen. Derhalben sein sie der tröstlichen, aller unnderthenigisten hoffnung, die kgl. Mt. werde auß hochbegabtem verstanndt sie als gehorsame dienner dessen in ungnaden nit verdenckhen, sonnder ihr aller genedigister herr sein und bleiben.
Doppelt besteuerte Reichsstände: Man erwartet, der Kg. werde dieser Stände vermog voriger Reichs abschiedt mit gnaden bedenckhen unnd sie genediglich dabei bleiben lassen. So aber je g–solches bey irer kgl. Mt. nit zuerhalten–g, so /428’/ lanngt abermals an ire kgl. Mt. der stende, reth, potschafften unnd gesanndten aller underthenigist gehorsam vleißig bith, inn jetzigem Reichs tags abschiedt solche versehung zuthun, damit den vorigen Reichs abschieden und beschlissen h–dise stennde, der toppleten anlag betreffendt–h, nit prejudiciert i–oder aus derselbigen geschritten werdt–i, sonnder in irer chrafft unnd würgkung unverrugkht besteen mögen.
Schlussformel.
« Nr. 443 Fünfte Resolution des Königs zum 2. HA (Türkenhilfe) »
Annahme der Bewilligung von acht doppelten Römermonaten. Vollmacht für die Pfennigmeister zur Aufnahme vorzeitiger Gelddarlehen. Aufforderung an KR, die Festschreibung künftiger Beratungen einer beharrlichen Hilfe im RAb zu billigen. Beantwortung der niederösterreichischen, böhmischen und ungarischen Gesandten. Beratung der weiteren HAA und baldiger Abschluss des RT.
ŠDen Reichsständen übergeben1 und von diesen kopiert am 27. 2. 1557.
HStA München, KÄA 3177, fol. 240–242’ (Kop. Überschr.: Der röm. kgl. Mt. resolution auf der stennde funfftes bedenckhen, der thurckhenhilff halben. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 27. Februarii 1557.) = Textvorlage. StA Stade, Rep. 322 Nr. 5, fol. 41–42’ (Konz. Hd. Kirchschlager. Dorsv.: Römischer kgl. Mt. resolution [danach gestrichen: unnd schluß schrifft] auf der stännde funfftes bedenngkhen, der türggen hilff halben. Praesentiert den 27. Februarii anno 57.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 215–216’ (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 503–505’ (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 342–345’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. Y Fasz. A, fol. 66–67’ (Kop.).
/241 f./ Kg. hat aus dem fünften Bedenken der Reichsstände zur Türkenhilfe (2. HA)3 vernommen, dass die Gesandten der Kff., die sich bisher mangels Weisung den anderen kfl. Deputierten und den übrigen Reichsständen nicht angeschlossen haben, nunmehr mit dem merern ebenfalls acht doppelte Römermonate bewilligen. Kg. nimmt dies ebenso mit Dank an wie die Übereinkunft, dass die Pfennigmeister vor dem ersten Zahltermin Darlehen auf die Reichssteuer unter den von den Reichsständen genannten Bedingungen aufnehmen dürfen. /241’/ Unnd achten nochmalena, das zu desto ordenlicherer erhaltung des kriegs wesens ain sondere notturfft seie, ermelten zal- oder pfeningmaistern hierinnb bevelch unnd gewalt zugeben. Ire kgl. Mt. sein auch gnedigclich zufriden, das diser anticipation halber nichts in den Reichs abschid gestellt, sonnder allein solches der pfeningmaister gegebnen instruction4 eingeleibt werde.
Da bezüglich der Klausel im RAb wegen der künftigen Beratung einer beharrlichen Hilfe zwischen Kg. und FR Einvernehmen besteht, so wollen sich ire kgl. Mt. gnedigclich versehen, der churfursten rethe werden sich von iren herrn hierinn auch nunmher bescheids und bevelchs erholet haben und inen solche inserierung inn disen gegenwurtigen reichstags abschids vorbegerter massen nit zugegen sein lassen.
Von wegen der stende, so inn irer Mt. erblanden begutet /242/ sein, angezognen doppel anlag lassen es ir kgl. Mt. bey vorigen iren resolutionen und gegebnen antwurten gnedigclich beleiben; des gnedigen versehens, sy werden daran derc pillichait nach guetwillig ersettiget unnd benuegetd sein.
/242 f./ Da die Beratungen zur Türkenhilfe damit abgeschlossen sind, fordert Kg. die Stände auf, die Kriegsräte und Pfennigmeister zu benennen und die Instruktionen für die Kriegsämter zu erstellen, damit er mit deren Rat den Kriegszug vorbereiten und Šdie Musterungen einleiten kann. e– Daneben sind die Gesandten aus Ungarn, Böhmen und den niederösterreichischen Landen5 zu beantworten –e und die übrigen HAA der Proposition zu beraten, um den RT zum Abschluss zu bringen, da /242’/ irer kgl. Mt. nit wol möglich ist, one hohen nachteil unnd schaden ir und irer land und leuth, auch gemeiner christenhait und furnemblichf des Hl. Reichs teutscher nation sich lenger alhie zusaumen oder aufzehalten, sonder die grosse, unvermeidliche nott erhaischt, das ir Mt. nach gelegenhait gegenwurtiger zeit g–und vorsteender vheinds gefarlichait–g nunmals sich gegen dem vheindt gefasst mache unnd inn die gegenwhör schickhe. Daran werden sy, die stende, gemeine wolfart vermitlt gottlicher gnaden hochlich befurdern und irer Mt. sonderh annemigs wolgefallen beweisen. Welches ir kgl. Mt. gegen inen inn aller freuntschafft unnd gnaden erkennen und bedenckhen wellen.
« Nr. 444 Sechste Resolution der Reichsstände zum 2. HA (Türkenhilfe) »
Ablehnung der Bewilligung von acht doppelten Römermonaten durch eine Minderheit im KR. Wiederholte Ablehnung einer Klausel im RAb zur Festschreibung künftiger Beratungen einer beharrlichen Hilfe durch KR. Keine Doppelbesteuerung von Reichsständen. Baldige Benennung und Instruierung der Kriegsämter.
Im RR verlesen und gebilligt am 2. 3. 15571. Dem Kg. übergeben2 und von den Reichsständen kopiert am 4. 3.
HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 430–431’ (Kop. Aufschr.: Lectum 4. Martii anno 1557. Dorsv.: Der stende sechst bedenncken uff der röm. kgl. Mt. fünffte resolution, belangend die türckenhülff, irer Mt. den 4. Martii durch die stende überreicht anno 1557.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 244–246 (Kop. Überschr.: Gemeiner stennde des Reichs sechst bedenckhen uber den articul der thurckhenhilff. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 4. Martii 1557.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 217–218’ (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 565–567’ (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 370–371’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. Y Fasz. A, fol. 70–71’ (Kop.).
/430/ Die Reichsstände haben die weitere Resolution des Kgs. zur Türkenhilfe (2. HA)3 vernommen. Bezüglich der Steuerbewilligung belassen es die Mehrheit des KR sowie die übrigen Reichsstände bei den acht doppelten Römermonaten. Die anndern aber, so Šunnder denn merern des churfursten rats nicht begriffen4, muessen sich auch von iren herrschafften habender bevelch als underthenigiste, gehorsame dienner gleichmessig ertzeigen; der aller unnderthenigisten, demuetigisten hoffnung, die röm. kgl. Mt. geruche, die sachen in allen gnaden zubedennckhen.
Zur bedingten Aufnahme von Gelddarlehen auf die Reichssteuer besteht Einvernehmen.
Bezüglich der beharrlichen Hilfe müessen es nochmals der churfursten räthe bey deme, was sie zuvor angetzeigt, bewendten /430’/ lassen. Aber die stennde, rethe, potschafften unnd gesanndten des fursten raths seindt wie vor des bedenckhens, das dises artickels halben in dem Reichs abschiedt wol meldung gescheen mögen.
Der doppleten anlag halben versehen sich die stende, rethe unda potschafften, es werde ire Mt. nochmaln dises puncten halben ires theils bey hievorigen, vilfaltigen erganngenen Reichs abschieden bleiben unnd solches also irenthalben auf voriger gethaner antzeige unnd furbehalt in disem jetzt könnfftigen Reichs tags abschiedt widerumb allergenedigist inseriren lassen.
Die Reichsstände sagen zu, die Instruktionen für die Kriegsämter dem Kg. in Kürze vorzulegen5 . Für die Benennung der Kriegsräte und Musterherren erwarten die kfl. Gesandten noch Weisungen. Hingegen sind die übrigen Reichsstände dazu bereit.
/430’ f./ Zusage, die übrigen Artikel der Proposition förderlich zu beraten, um den RT zum Abschluss zu bringen.
« Nr. 445 Sechste Resolution und Schlussschrift des Königs zum 2. HA (Türkenhilfe) »
Aufforderung an die Minderheit im KR zum Anschluss an alle übrigen Reichsstände in der Bewilligung von acht doppelten Römermonaten unter Berufung auf das Mehrheitsprinzip. Beharren auf der Festschreibung künftiger Beratungen einer beharrlichen Hilfe durch eine Klausel im RAb. Doppelbesteuerung von Reichsständen. Benennung und Instruierung der Kriegsämter. Beratung der weiteren HAA und Abschluss des RT.
Den Reichsständen übergeben1 und von diesen kopiert am 5. 3. 1557.
HStA München, KÄA 3177, fol. 248–250’ (Kop. Überschr.: Der röm. kgl. Mt. resolution auf der stende sechst bedenckhen, der thurckhenhilf halben. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 5. Marcii 1557.) = Textvorlage. StA Stade, Rep. 322 Nr. 5, fol. 37 f., 40 f. (Konz. Hd. Kirchschlager. Dorsv.: Presentirt den 4. [!] Februarii. ŠTürggenschrifft.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 219–220’ (Kop. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 5. Martii 1557. Dorsv.: Der röm. kgl. Mt. 6. resolution in puncto der turckenhulff.) = [C]. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 569–571’ (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 372–375’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. Y Fasz. A, fol. 74–76’ (Kop.).
/249/ Kg. hat aus dem weiteren Bedenken der Reichsstände zur Türkenhilfe (2. HA)3 vernommen, dass hinsichtlich der Steuersumme trotz der Bewilligung der acht doppelten Römermonate durch die Mehrheit des KR und alle übrigen Reichsstände die andern, so under dem mererm des churfursten raths nit begriffenn, sich nachmalen voriger von iren herrschafften habender bevelch gleichmessig zuerzaigen gedenckhen4. Nun stellen ir röm. kgl. Mt. in kainen zweifel, sy, die vom wenigern thail des churfursten raths, wissen sich zuerinnern, wie es inn disem fall des mererm halben inn den Reichs rethen bey dem Hl. Reich hievor herkommen und gebreuchig gewesen5. a–Und dieweil es noch billich also sein und gehalten werden solle, so–a wollen sich ir röm. kgl. Mt. gnedigclich und entlich versehen, sy werden die sachen bey dem merern auch beleiben lassen und sich davon abzusondern oder ainiche ungleicheit /249’/ zumachen verrer nit begern, sonder die acht monatlich bewilligt hilff des gedoppelten romzugs one vernere difficultet irer geburnuß nach zuraichen und zulaisten unbeschwert sein.
Beharrliche Hilfe: Kg. besteht darauf, dass entsprechend dem Beschluss des FR die Klausel wegen der künftigen Beratung in den RAb aufgenommen wird. Er bittet deshalb die Gesandten der Kff., sie wollen sich in dem mit den stenden des fursten raths auch one vernere verwaigerung vergleichen und inen solche inserierung gefallen lassen. Das wirdet den sachen furderlich sein und niemands zu ainicher beschwerung gelangen, b–angesehen das es menigclich unverbuntlich ist–b.
/249’ f./ Doppelt besteuerte Reichsstände: Kg. belässt es bei den vorherigen Resolutionen. /250/ Unnd halten gantz unnoth sein, das derselben halben in jetzigem Reichs abschid ainige meldung beschehe, c–inn sonderer betrachtung dern gegrundten, billichen ursachen, so ir kgl. Mt. mer dann ainmal auf etlichen hievor gehaltenen Reichs tägen anzaigen lassen und kunfftigclich, wo es die notturfft ervordert, mer und stattlicher darzuthun gnedigclich urbittig sein–c.
Š Kg. erwartet die baldige Benennung und Instruierung der Kriegsräte und Pfennigmeister. Da FR dazu bereit ist, so ist widerumb irer kgl. Mt. gnedigs vermanen und ersuchen, das die churfursten rethed von irer herrschafften wegen sich hierinn auch zum aller ehisten entschliessen und an bestimmung der kriegs reth und zalmaister ires thails kainen saumsall /250’/ erscheinen lassen, damit dieselben irer kgl. Mt. der hohen notturfft nach alsbald zugeordnet und ir Mt. mit irem rath das kriegs wesen zum furderlichistene anordnen und in das werckh richten mögen; dergleichen, das auch gemeine stend laut ires erbiettensf zu beratschlagung der noch ubrigen proponirten wenigen puncten one verzug greiffen g–und sich also furdern–g, auf das diser Reichs tag nunmals zu entlichem unverlengtenh beschluß gelangen möge, angesehen das irer kgl. Mt. nit wol möglich sein würdet, sich uber die nechst angeendt wochen alhie lenger aufzuhalten, sonder sich i–der unvermeidlichen notturfft nach–i in irer Mt. chron Behem zu dem angesetzten landtag auf sontag Oculi von wegen erlangung stattlicher hilff bey derselben landt stenden persondlich verfuegen miessen6.
Schlussformel.
« Nr. 446 Resolution [Antwort] der Reichsstände zur RKG-Visitation – Reichsjustiz [4. HA] »
Stellungnahme zum Bericht der Visitationskommission 1556. Neubesetzung des RKG-Richteramtes. Besetzung vakanter Assessorenstellen. Prorogation der an den RT verwiesenen Gravamina, Berichte und Memorialia bezüglich RKG und RKGO an einen Reichsjustiztag als außerordentlicher DT ab 30. 5. 1557 in Speyer.
ŠIm RR verlesen und gebilligt am 13. 3. 1557. Vizekanzler Jonas anstelle des Kgs. übergeben am 14. 3.1 Von den Reichsständen kopiert am 15. 3.
StA Würzburg, WRTA 36, fol. 372–374’ (Kop. Überschr.: Der Reichs stennd bedencken uber die acta jungst gehaltener camergerichts visitation. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 15. Marcii anno 57.) = Textvorlage. HStA München, K. blau 107/2b, unfol. (Kop. Überschr.: Gemeiner reichsstende bedencken uber die jungst gehalttne camergerichts visitation. Aufschr.: Lectum 15. Martii 1557.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 321–323’ (Kop.) = C. HStA Weimar, Reg. E Nr. 233, fol. 43–46’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. Y Fasz. C, fol. 1–3a’ (Kop.). HStA Stuttgart, A 262 Bü. 49, unfol. (Kop.).
/373 f./ Die Reichsstände haben die Akten der letzten RKG-Visitation, soweit sie dem RT vorgelegt worden sind, beraten.
Sie entnehmen dem Visitationsbericht an den Ks. 2 , dass der derzeitige RKG-Richter auf eigenen Wunsch hin von seinem Amt entbunden wird3 . Deshalb bitten die Reichsstände den Kg., er möge gemäß RKGO für sich und namens des Ks. einen neuen RKG-Richter berufen4 , um die Funktion des RKG zu gewährleisten.
Daneben zeigt der Visitationsbericht, dass Assessorenstellen vakant sind, da die abordnenden Stände dem nicht rechtzeitig nachkommen oder unqualifizierte Personen schicken. Auch wenn das Besetzungsrecht aufgrund ausbleibender Abordnungen an RKG-Richter und Assessoren übergeht, können diese vakante Stellen nicht besetzen5 . Deshalb befürworten die Reichsstände, dass /373’/ von dato ditzs Reichs tags abschieds die jhenigen stennde, deren stell yetzundt nit besetzt, inn zeit der ordnung6 vonn neuem zugelassen werde unnd macht haben sollen, als ob eß an cammerrichter unnd beisitzer noch nit devolvirt, zu presentiren. Unnd da abermals etliche stennde wie vor seumig sein wurden, daß widerumb innhalts der ordnung cammerrichter unnd beysitzer die erledigte unnd uff sie devolvierte Šstell7 besetzen sollen. Da aber solches auch nit beschehe unnd inn dem cammerrichter unnd beisitzer seumig weren unnd zu zeit der ordenlichen visitation alsa erledigte unnd devolvierte beysitzer stennde befunden wurden, so sollen die ksl. oder kgl. commissarien und der stennde visitatores macht haben, zu solcher beisitzer stennde anndere zu presentiren8. Inn welcher annemung cammerrichter unnd die beysitzer sich der letzten revidierten ordnung gemeß unnd wie herkommen zuverhalten9, also das durch solche wege die erledigte stelle mit tauglichen, qualificirten personnen ersetzt unnd bestelt werden mogen.
/373’ f./ Außerdem führt der Visitationsbericht aus, dass von Reichsständen und Privatpersonen Gravamina bezüglich des RKG übergeben worden sind, zu denen das RKG eine Stellungnahme an den RT gerichtet haben soll10 . Da Kurmainz diese Akten dem RT noch nicht überschickt hat11 und sie vor dessen Abschluss nicht mehr zu erwarten sind, kann das RKG die Stellungnahme der nachfolgend genannten Ständedeputation vorlegen.
Daneben erwähnt der Visitationsbericht ein Memoriale des RT 155512 . Da dessen Beratung ebenso wie jene der Gravamina und der Stellungnahme viel Zeit erfordert, die während des RT wegen der umfänglichen Verhandlungen zum Religionsvergleich (1. HA) und zur Türkenhilfe (2. HA) nicht zur Verfügung steht, und da die Visitationsakten den Reichsständen nicht vollständig vorliegen, /374/ aber dieses werck sich dermassen ansehen lasst, da nit zeitlich dartzu gethann unnd wollmeinennde /374’/ versehung geschehe, das der justicien dardurch ein grosser abbruch begegnen mocht, derwegen sich die ding inn die lenng unnd biß uff ein anndere Reichs versamlung nit einstellen lassen wollen, so bedencken die erscheinenden stennde, der abwesenden potschafftenn unnd gesannthen, daß auß den gemeinen stennden deß Reichs ein verordnung furtzunemen, dartzu auch die kgl. Mt. an stat der ksl. Mt. oder fur sich selbst ire commissarien geben wolt, die auff sontag Exaudi, den 30. Maii, schiersten zu Speier eintzukommenb und volgents berurtsc visitations hanndlung zuberathschlagen furnemen, auch darinn vonn wegen irer unnd annderer stennde mit der kgl. Mt. commissarien uber vilbemelte articul unnd puncten dieser visitation sich vergleichen; unnd Šwaß durch sie also verglichen unnd verabschiedt, daß solte im Reich gehalten werden13.
Deputierte der Reichsstände für diese Verordnung: Gesandte der sechs Kff.; für die geistliche Bank des FR die Bff. von Speyer, Straßburg und Augsburg, für die weltliche Bank die Hgg. von Bayern, Jülich und Württemberg, für die Prälaten Weingarten, ein Verordneter der schwäbischen Gff. und Hh.; für die Reichsstädte Speyer und Nürnberg.
Schlussformel.
« Nr. 447 Antworten der Reichsstände zum 5. HA (RMO) und 3. HA (Landfrieden) »
5. HA (RMO): Prorogation an einen Reichsmünztag nach Speyer ab 13. 6. 1557. Besetzung entsprechend dem vorausgehenden, außerordentlichen DT zur Reichsjustiz. Vorlage des Beratungsergebnisses beim nächsten RT. 3. HA (Landfrieden): Bekräftigung der EO im RAb und Anmahnung des Vollzugs in den Reichskreisen.
In KR und FR verlesen und gebilligt am 13. 3. 15571. Vom SR gebilligt am 14. 3.2 Vizekanzler Jonas anstelle des Kgs. übergeben am 14. 3.3 Von den Reichsständen kopiert am 15. 3.
HStA München, KÄA 3177, fol. 280–283 (Kop. Überschr.: Gemeiner stende bedenckhen, die muntzordnung unnd execution des landfridens etc. belangendt. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 15. Marcii 1557.) = Textvorlage. StA Würzburg, WRTA 36, fol. 197–199’ (Kop. Überschr.: Lectum Ratisponae, 15. Marcii 1557. Der Reichs stend bedencken, der kgl. Mt. ubergeben, die muntzhandlung betreffende. Von anderer Hd.: Post punctum religionis et belli turcici.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 331–333’ (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 644–647’ (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10193/3, fol. 1–4’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. Y Fasz. C, fol. 4–6a’ (Kop.). Auszug gedruckt bei Hirsch I, Nr. CCXVII S. 376.
/281/ Nach dem Abschluss der Beratungen zum Religionsvergleich (1. HA) und zur Türkenhilfe (2. HA) haben die Reichsstände sofort die Verhandlungen zur RMO (5. HA) und zum Landfrieden (3. HA) aufgenommen. In Anbetracht der vom Kg. in der Proposition ausgeführten Konsequenzen der Missstände im Reichsmünzwesen4
wollten die Reichsstände nichts lieber, dann das disem articul alhie in gegenwurtiger Reichs versamblung het mögen entlich abgeholffen werden. Darzu dann auch der churfursten rethe an statt irer gnst. herrn auf der
Nachdem aber, je lenger, je mer, nachtailigs schadens inn der muntzen und muntz werckh sich ereugen, so bedenckhen die stende, es solte mitler weil, noch mer schaden zuverhieten, furtreglich sein, das die vorigen muntz mandaten8 Šdurch die röm. kgl. Mt. widerumb renoviert, erneuert und abermals ins Reich offentlich ausgekundt werden.
Unnd dieweil jeder zeit inn den gehaltnen muntztegen und solcher beratschlagung zu merer bestendigkait notwendig bedacht, das die nider burgundische erblandt auch in dise ordnung mit eingezogen wurden, so langt an die kgl. Mt. gemeiner stendt, auch der abwesenden reth, pottschafften und gesandten underthenigs gehorsam bitt, /282’/ sy welle nochmals uber vorige, der nider erblender beschehene bewilligung9 die kgl. Mt. zu Engellandt dahin bewegen, das ir kgl. W. von gedachter nider erblandt wegen sich auch, was im Hl. Reich hierinn constituirt und gesetzt, gemeß erzaigen und halten welle.
/282’ f./ Beim 3. HA (Landfrieden) bittet Kg. um Maßnahmen für den durchgehenden Vollzug der EO von 1555 in den Reichskreisen10 . Da die Reichsstände auf dem RT aber /283/ anderer obligen halben solchem nit nachdenckhen mögen, und dann der Reichs tag jetzundt zum end sich nehent, derwegen es die gelegenhait jetzund nit, hievon weiter zuhandlen, und gleichwol gemeine stende es darfur achten, das in angestelter exequution ordnung, die zu Augspurg mit allem vleiß bewogen, nichts sonderlichs zuverendern, allein solche anstellung zethun, das dise ordnung durch alle craiß zugleich volnzogen wurde, so seind sy deß bedenckhens, es sollt in jetzigem Reichs abschid aufzerichten, der ausgekundt landfriden und vilberurt execution ordnung zurepetiern, zurenoviern, zuerholen und zuhalten widerumb gebotten11, auch den jhenigen chraisen, so noch nitt vermög der execution des fridens ire verordnung und versuchung gethan12, aufgelegt werden, das sy hiezwischen Johannis Babtiste13 nechstkunfftig inn iren chraisen der vilberurten, zu Augspurg verabschidten ordnung auch nachsetzen, dieselbig in wirckliche volnziehung pringen und, was sy derhalben verricht, der kgl. Mt. alsdann zuschreiben und zuerkennen geben wellen, und sich in dem gantzen werckh diser execution ins gemein verabschidten beschluß gemeß erzaigen.
Schlussformel.