Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Nachdem der ksl. Generalorator Nicolas de Granvelle am 26. Jan. 1543 in Nürnberg eingetroffen war, wurde der Reichstag in Beisein Kg. Ferdinands und der ksl. Kommissare am 31. Jan. 1543 durch ein kirchliches Hochamt und die Verlesung der Proposition (Nr. 43) feierlich eröffnet. Das langsame Eintreffen der Reichsstände und die geringe persönliche Präsenz der geistlichen und weltlichen Fürsten, die sich trotz wiederholter Aufforderungen Kg. Ferdinands durch ihre Gesandten vertreten ließen, wird aus einem Bericht des Nürnberger Ratsschreibers Vendenheimer (Nr. 41) und aus den von mehreren Reichsständen zusammengestellten Anwesenheitslisten deutlich (Nr. 42a–d).

Nr. 41 Der Nürnberger Ratsschreiber Ulrich Vendenheimer an Jakob Sturm – Nürnberg, 1542 Dez. 18

Nr. 42 Anwesenheit der Reichsstände – Nürnberg, 1542 Dez. 17 bis 1543 März

Nr. 42a Aufzeichnung des kursächsischen Rates Eberhard von der Thann über die bei seiner Ankunft in Nürnberg anwesenden Reichsstände – Nürnberg, 1542 Dez. 17

Nr. 42b Verzeichnis der bis 5. Jan. 1543 in der Mainzer Kanzlei akkreditierten Gesandten – Nürnberg, 1543 Jan. 5

Nr. 42c Verzeichnis der bei der Eröffnung des Reichstags anwesenden Reichsstände und Gesandten – o.O., o.D. (Nürnberg, 1543 Jan./Febr.)

Nr. 42d Verzeichnis der anwesenden Reichsstände, getrennt nach Konfessionen – o.D. (Nürnberg, 1543 Febr./März)

Nr. 43 Proposition Kg. Ferdinands und der ksl. Kommissare – actum Nürnberg, 1543 Jan. 30/vorgetragen 1543 Jan. 31

Anmerkungen

1
Die Ankunft Kg. Ferdinands verzögerte sich immer wieder. Der Augsburger Gesandte Dr. Lukas Ulstett berichtete darüber am 9. Jan. 1543 an N. Bgmm., Baumeister und geheime Räte von Augsburg: [...] Es hat mir auch der sächssisch cantzler datum dits angezaigt, wie er kuntschaft hab, das kgl. Mt. sampt seinen zwaien jungen hern den 13. dits monats sol hie ankhomen. Und zuletst hab ich solhes gleichermassen von H. Hieronimus Paumgartner auch vernomen, das den herrn von Nurmberg solichs durch iren diener, der kgl. Mt. nachreit, zugeschriben worden sey. Aber kgl. Mt. furier [= Leopold Heuberger] alhie hat mir erst heut gesagt, er versech sich kgl. Mt. ankunft vor neun tagen nit, also das die sag zweifelich und ungewiß ist. Ich schreibs, wies mir angezaigt wirdt etc. [...] In: Augsburg StadtA, Lit. 1543, unfol. (Ausf. v.d.Hd. Ulstetts).
1
Weitere Anwesenheitslisten in: Augsburg StA, Hochstift Augsburg, Münchner Bestand, Lit. 1105, unfol.; Wiesbaden HStA, Abt. 171 R 474, fol. 129v–130v; ebd., Abt. 131 IVa 41, fol. 6rv; Hannover NLA, Hild. Br. 1, Nr. 80, fol. 7rv; Dresden HStA, 10024, GA, Loc. 10184/5, fol. 21r–22r; Darmstadt StA, D 21 A, Konv. 15, Fasz. 2, unfol.
2
In: Wien HHStA, RK RA i.g. 13e/Konv. 4, fol. 13r–27v, hier fol. 23v (Kop.).
1
Eberhard von der Thann bezog gemeinsam mit den anderen kursächsischen Räten bereits Mitte Dez. 1542 in Nürnberg Quartier im Haus „Zum Coburger“. Siehe: H. Körner, Eberhard von der Tann 1495–1574, in: Fränkische Lebensbilder Bd. 10 (1982), S. 123–140, hier S. 130.
2
Beilage zu fol. 69r–75v: Eberhard von der Thann an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, 1542 Dez. 17 (Ausf.).
3
Falsche Nachricht; nicht der Kaiser, sondern sein Generalorator Nicolas de Granvelle war in Genua angekommen.
4
Zusätzlich zu den von Eberhard von der Thann genannten Reichsständen trafen bis Anfang Jan. 1543 die Gesandten folgender Reichsstände in Nürnberg ein: Kff. von Mainz, Trier und Brandenburg, Bff. von Würzburg, Straßburg, Münster, Metz und Hildesheim (Valentin von Tetleben persönlich), Hg. von Württemberg, Hg. von Jülich (vorerst nur Dr. Faltermeyer), Pfgf. Ruprecht, Mgf. Albrecht von Brandenburg sowie die Städte Frankfurt, Straßburg und Speyer. Siehe dazu die Anwesenheitsliste in den Akten des Bf. von Hildesheim: Hannover NLA, Hild. Br. 1, Nr. 80, fol. 7rv. In dieser Liste werden auch Gesandte der Städte Goslar, Göttingen und Einbeck erwähnt sowie der Gesandte des englischen Königs und der Republik Venedig und der päpstliche Nuntius Hieronymus Verallo. Zum langsamen Eintreffen der Gesandten siehe auch die Berichte der Frankfurter Gesandten an Bgm. und Rat von Frankfurt von 1542 Dez. 21, Dez. 30 und 1543 Jan. 5 (Nr. 383) in: Frankfurt ISG, Reichssachen II 962, unfol. (Ausf.), und die Schreiben der hessischen Gesandten an Lgf. Philipp von 1542 Dez. 18 und 1543 Jan. 5, in: Marburg StA, PA 653, fol. 13rv und fol. 15r–16v (Ausf.).
1
Der Augsburger Gesandte Dr. Lukas Ulstett meldete zwei Tage später, am 7. Jan. 1543, an N. Bgmm., Baumeister und geheime Räte von Augsburg bez. der anwesenden Reichsstände: [...] Von den reichsstenden ist noch niemandts hie, dan allain sovil unser verain verwandt sein: die gesandten des Kf. zu Sachsen, Hessen, Luneburg, Wirttenburg, Straspurg, Augspurg, Franckfort, Schwebisch Hal. Von der andern seiten die gesandten der Ebff. Mentz, Coln und Trier hie ankhomen. Sonst hab ich niemandts gesehen oder erfaren mogen. [...] In: Augsburg StadtA, Lit. 1543, unfol. (Ausf. v.d.Hd. Ulstetts).
1
Kg. Ferdinand wurde zum RT nach Nürnberg von seinen beiden Söhnen, den Ehgg. Maximilian und Ferdinand, begleitet.
2
Päpstlicher Nuntius bei Kg. Ferdinand war Hieronymus Verallo, der über die Vorgänge am RT regelmäßig an Kard. Alessandro Farnese nach Rom berichtete, in: L. Cardauns, Nuntiaturberichte, Abt. I, Bd. 7, Nr. 124–139. Der päpstliche Sondergesandte, Otto Truchsess von Waldburg, kam am 22. März 1543 in Nürnberg an, um die geistlichen Reichsstände zum Besuch des Konzils aufzufordern und um mit Kg. Ferdinand, Granvelle und anderen Reichsständen über Fragen des künftigen Konzils, den Beitritt des Papstes zum Katholischen Bund etc. zu verhandeln. Sein Bericht an Kard. Alessandro Farnese, Nürnberg, 1543 März 31, in: S. Ehses, Concilium Tridentinum, Bd. 4, Teil 1, Nr. 251, S. 319–326.
3
Dr. Melchior von Ossa, kursächsischer Kanzler. Ein weiterer kursächsischer Gesandter in Nürnberg war Mag. Franz Burkhard, Kanzler des von den Schmalkaldenern eroberten Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel.
4
In Nürnberg war auch der Kanzler des Bf. von Münster, Jobst Ruland, anwesend. Er vertrat den Abt von Corvey, wie dem RAb zu entnehmen ist.
5
Rothenburg ob der Tauber ist irrtümlich bei den Grafen statt bei den Reichsstädten genannt.
6
Die Augsburger Gesandten Dr. Lukas Ulstett und Jörg von Stetten berichteten am 2. Febr. 1543 an Bgmm. Hans Welser und Mang Seitz, Baumeister und geheime Räte von Augsburg über die Anwesenheit der Reichsstände in Nürnberg: [...] Die gesanten oder potschaften von chur- und fursten sindt schier alhie, dann allein Koln, Trier und Augspurg nit. Von den stetten ist noch bißher von Koln, Ach, Costentz, Bremen, Hamburg, Magdenburg, Goßlar und etlichen andern kleinen stetten niemandts oder in irem namen zu handeln bevelch geben worden. Es ist auch khein furst eigner person dann allein Hg. Fryderich als ksl. comissari und der Bf. von Hildißheim noch bißher hie ankommen. [...] Am 21. Febr. 1543 berichteten Ulstett und Stetten an Bgmm. und Rat von Augsburg: [...] Es ist auch unser gnediger herr, Bf. von Augspurg, den 19. dits monets hie ankommen. Dergleichen hat der Ebf. zu Tryer sein potschaft auch wider har verordnet. [...] In: Augsburg StadtA, Lit. 1543, unfol. (Ausf.).
1
Hans Gaudenz von Madruzzo.
2
Heinrich Burkhart von Pappenheim.
3
Dr. Matthias Rast.
4
Die Nennung Überlingens scheint irrtümlich zu sein, denn Bgm. und Rat von Überlingen entsandten keinen Gesandten zum RT. Wahrscheinlich ist Ravensburg gemeint, das 1543 ebenso wie Überlingen zu den altgläubigen Reichsstädten zählte.
5
Pfgf. Ruprecht von Pfalz-Veldenz; von 1533 bis 1543 Regentschaft in Zweibrücken als Vormund seines minderjährigen Neffen Wolfgang.
1
Das Datum der Beratung bzw. Abfassung der Proposition (actum) ist der 30. Januar 1543, während der 31. Januar in allen Protokollen als Tag der Eröffnung des Reichstags und der Verlesung der Proposition ausgewiesen wird.
a
In C: stetten.
2
Im Speyerer RAb von 1542 war die Entsendung von vier Räten der Reichsstände nach Regensburg beschlossen worden, welche die Post des obersten Feldhauptmanns und der Kriegsräte vom Türkenzug in Ungarn an die Reichsstände weiterleiten sollten. Siehe den Speyerer RAb, 1542 April 11, in: RTA JR Bd. XII, Nr. 285, § 118, S. 1198.
b
Danach in B gestr. die Ankündigung der Mission Granvelles und die Abfertigung der burgundischen Gesandten durch Kgn. Maria: So haben gemaine reichsversamblung in negstvergangnem reichstag die ursachen, darumb sich die ksl. Mt. vergangen jars persondlich in teutsche nacion und sonderlich zu volstreckhung dises cristlichen werckhs nit thuen, auch ir ansehlich hilf zu demselben nit schickhen mugen, vernommen. Und hat ir ksl. Mt. zu disem gegenwurtigen reichstag derselben obristen gehaimen rat, den H. von Granvell, verordent, von demselben gemaine reichsversamblung irer ksl. Mt. entschuldigung halb, auch auf ir Mt. vorgethan erbietten solchen bericht emphahen, darob ungezweifelt sy, gemaine reichsversamblung, benuegt und zufriden sein werden. Gleicherweise haben Kgn. Maria, der ksl. Mt. stathalterin der niedern erblande, der burgundischen hilf halben in obberurte beharrliche turggenhilf ire comissari zu gemainer reichsversamblung mit bevelch und instruction abgefertigt, wie sy von denselben comissarien vernemen werden.
c
In C: beveligen.
d
–dIn B marg. v.a.Hd. nachgetr.
e
In C: bißher.
3
Donau.
f
Danach in AB gestr.: nach gelegenhait der reichshilf.
g
–gIn B marg. v.a.Hd. nachgetr.
h
In B: ultima [31.] Januarij.