Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Nürnberg StA, Reichsstadt Nürnberg, Ratsbücher 21, fol. 165r–195r.

Es werden nur jene Passagen aus den Ratsbüchern wiedergegeben, die sich auf den Reichstag beziehen. Daraus erhellt die Haltung des Rates zu den am Reichstag verhandelten strittigen Fragen. Es wird deutlich, dass sich der Nürnberger Rat den Forderungen der Schmalkaldener nur teilweise anschloss und eine eigenständige Position innerhalb des protestantischen Lagers einnahm. Da Nürnberg Malstatt des Reichstags war, hatte sich der Rat auch mit organisatorischen Fragen zu befassen, die sich im Laufe der Versammlung stellten (z.B. Judengeleit, Begräbnis für Bf. Christoph von Augsburg).

[165r] Nachdem die röm. kgl. Mt., unser allergnedigster herr, als sie hieher zum reichstag gelangt, auf den 30. Januarij ir proposition [Nr. 43], was auf solchem reichstag fürzenemen, ze rathschlagen und ze handln, den reichsstenden in der versamlung furtragen und verlesen lassen1, wie dieselbig bey dises reichstags actis zu finden, und aber die stend, der christlichen verstentnus verwandt, sich bald darauf mit einer suplication [Nr. 152] gefaßt gemacht, darinn, was bisher der religion, camergerichtsvisitation, fridens und rechtens halben gehandlet, ertzelung und anregung gschehen, wölche sie eins erbarn raths zum reichstag verordneten ratsfreunden, auch andern mehr protestationverwandten potschaften fürgehalten, mit anzeig, das sie diselbig der kgl. Mt., ehe dan man zu beratschlagung irer Mt. übergebner proposition griffe, überantworten wollten. Haben eins raths verordneten, ehe dan sie sich mit inen2 eingelassen, solchs zuvor an ein rath gepracht, mit meldung, das sie außm verlesen solcher suplication (dern sie gleichwol nit abschrift bekomen mögen) nit sondere unbescheidenheit vermerkt, und darauf bscheidts begert, weß sie sich darinn halten sollten. Also ist verlassen und inen bevohlen, dweil darin allein, was zuvor verabschidet und gehandlet, auch was durch ksl. und kgl. Mtt. zugsagt worden, begriffen und dan ein rath vorhin der augspurgischen confession und protestation, auch der camergerichtsrecusation in religionsachen verwandt, das dan sie, die verordneten von eins raths wegen, solcher suplication dißmals auch anhangen und dieselbig, wo sie dazu erfordert, der kgl. Mt. solten helfen übergeben. Doch aber ein[em] rath in andern fellen als der camergerichtsrecusation in allen sachen, item ferner desselben unterhaltung halben ein offne handt vorzubehalten. 1. Februarij3.

Als nun solche suplication [Nr. 152] der kgl. Mt. also ubergeben und ir Mt. darauf wider geantwurt [Nr. 153], das ir Mt. diser stend begern fridens und rechtens, auch des camergerichts visitation halben den andern reichsstenden zu beratschlagen zustellen wölt und aber der religionhandl jetz auf des concilii zu Triendt decision stünde, dern erwartet werden müßte etc., solichs auch also sampt der vorgemelten suplication beim rath wider anpracht und gehört worden. Und aber ein rath gefunden, das solche suplication etwas zimlich scharpf gestellt. Ist den verordneten herren bevolhen [165v], wo inen etwas weiter in der protestirenden namen hierin zu fertigen angezeigt oder fürgehalten wirde, sonderlich da das camergericht weiter angriffen, sich one eins raths vorwissen darein nit zu begeben. 8. Februarij.

Hierauf haben die kgl. Mt. und di andere reichsstend auf die berurt suplication ein antwurt verfertigt und ubergeben [Nr. 155]. Dagegen in der protestirenden namen wider ein replic [Nr. 157] begriffen worden, dern inhalt beim rath referirt und angezeigt, das das camergericht wider wie vor angriffen, auch die braunschweigisch handlung daran gehengkt, mit dem anhang, wo inen nit wilfart, das sie sich sonst in kein handlung einlassen wölten etc., wölchs aber beim rath für ganz bschwerlich und nachteilig angesehen. Und darumb verlassen, solcher replicen von raths wegen nit anzehangen, sonder solte durch die verordneten, wo sie weiter gfordert, anzeigt werden, das ein rath an der kgl. Mt. und ksl. comissarien gegeben antwurt ires theils zu disem mal gesettigt und sich weiter derhalben nit anhencken noch einlassen; sie, die verordneten, sich auch weiter dazu nit geprauchen, sonder davon absondern wirden. 25. Februarij.

Disem ist also volg gschehen, und als di verordneten herren volgends tags zu uberantwurtung solcher replicen erfordert, haben sie irn bevelch angezeigt und sich nit weiter einlassen wöllen, dabey es dan plibben. Per H. Iheronimum Paumgartnern, H. Iheronimum Holzuhern und H. Sebalden Haller, 26. Februarij 1543. Nota: Die obangezogen schriften seint auch bey den reichstagsacten zu finden.

[166r] Des raths zu Goslar gesandten ist auf ir ansuchen glait zu disem reichstag zugeschriben, ut in forma. 28. Februarij.

[167v] Nachdem des Reichs erbmarschalck durch sein castner bey eim rath anpringen lassen, das mehr judden vorhanden, die herein verglaitet zu werden begerten, mit bit, ein rath wolt ime ir meynung deshalben zu versteen geben etc.4, hat ein rath ime, dem castner, wider ansagen lassen, das sich ein rath auf ir jüngst gesinnen und erpieten zu seim herrn, dem marschalck, keins abschlags versehen hetten. Wie aber dem, dweil eim rath, aus ursachen, die dem marschalck vor ertzelt, bschwerlich und unleidlich, die judden also hie umbgeen ze lassen, so stünd ein rath in bedencken, was ir notturft erfordern wolt, darinn fürzenemen und solche gfahr der judden halben abzewendten, sonderlich auch, das er selbs zu bedencken hett, wo von solchen judden einicher schad ervolgen solt, das derselbig dem verglaiter zuzemessen sein wirde. Per H. Paulussen Grunthern und H. Jacoben Muffl, 7. Februarij.

Daneben, als sich die kgl. Mt. auch erpotten, mit dem marschalck deshalben ze handlen, allein berichts begert, wie sich ein rath jungsts reichstags [Nürnberg 1542] mit ime, dem marschalck, dyser sachen halben verglichen5, ist irer Mt. ein copi vorgegebens reverß (gleichwol mit einer kleinen pesserung, das, wo diser reichstag hie erstreckt oder ein neuer her gesetzt werden, derselbig auch eingezogen sein solt etc.) zugestellt, mit anzeig, das dem marschalck neben dem reverß 60 goldfl. verehrt worden. 9. Februarij per H. Sebalden Haller und H. Hannsen Geuder.

Wiewol nun die kgl. Mt. irm erpieten nach mit dem marschalck handlung gepflogen, so hat er sich doch zu nichtem anderm bewegen lassen noch von seim vorhaben absteen wöllen, allein das er angezeigt, das es in seinen mechten nit stünde, sonder sollt ein rath deshalben bey des Kf. von Saxen, als ertzmarschalcks, räten und gesandten handlen und bewilligung erlangen, wölchs aber [168r] eins raths gelegenheit nit sein wöllen, sonder ime, dem marschalck, von raths wegen wider angsagt worden, dweil die säxischen kfl. räth des reverß copi gesehen, so achtet ein rath von unnöten, weiter mit inen ze handlen. Im fall nun, das er neben solchem reverß die angepoten 60 goldfl., wie sein vetter in jungstem reichstag gethan, annemen und der verglaitung absteen, wollts ime ein rath widerfarn lassen. Wo aber nit, so wird ein rath verursacht, der juden halben auf andere weg zu gedencken; auch wo von inen nachteil erwachsen solt, rätig zu werden, an wehm man sichs erheben wirde. Per H. Paulussen Grunthern und H. Erasmus Ebner 12. und 15. Februarij.

Hierauf hat nun er, der marschalck, weiter angesonnen, das ein rath zu den säxischen räten bescheid und bewilligung erlangen wollt etc. Das hat aber ein rath ime widermals mit glimpfigen worten benemen und anzeigen lassen, das es ein rath bey bisher gepflogner handlung nochmals ließ pleiben. Per H. Merten Pfintzing, 3. Martij 1543.

[173v] Als die röm. kgl. Mt. ein gemein und etwas scharp gestellt mandat [Nr. 137] außgeen lassen der knecht halben, so bisher dem Frantzosen zugezogen und noch zuziehen möchten, gegen denselben mit ernst ze handlen und verhinderung ze tun, eim rath auch ein anzal solcher mandaten zugestellt worden, hats ein rath allenthalben hie an kirchenstöcken, thoren, auch zu Werd und Gostenhof6 anschlagen lassen. Daneben auch bevolhen, erkundigung ze thun, wo sich jemand hie wegig machen lassen wolt, dasselbig zu fürkomen und beim rath wider anzuzeigen, damits ernstlich einsehen dagegen gschehe und sich ein rath zur notturft auch entschuldigen möcht, das ein rath an irm vleiß nichs erwinden lassen. Per kriegsherren, 17. Martij 1543.

[178r] Nachdem Kff., Ff. und gemeine stend zu eim erbar rath verordnet und anzeigen lassen, dweil die oberhaupt und ander bevelchsleut des jüngst geweßnen türckenzugs nun ein zeitlang hie gelegen und sich etlichs außstandts beclagt, inen auch denselben bezalt ze werden teglich anhielten, und aber derselbig außstand zusamengerechent sich bis in 6456 fl. erstreckte, das dan gemeiner stend beger, ein erber rath wollt solch gelt darleihen auf assecuration, das ein rath von der übermaß aus den kraißtruhen oder aber vom gelt, so von den ungehorsamen eingepracht wird, wider bezalt oder aber solch fürlehen an künftiger eins raths anlag wider abgeschlagen werden sollte etc. Hat ein rath inen wider zu antwurt geben lassen und anzeigen lassen, in was schwerem ausgeben und grossen costen ein rath jetzund stehe, das auch ein rath jetz mit gelt nit gefasst, zudem das eim rath vom vorigen türckenzugs noch vil auch unbezalt aussenstünde, dessen bezalung etwas ungewiss, also das eim rath diser zeit nit thunlich sein könth oder möcht, sich dermassen zu entplössen noch auf einiche mittl sich einzelassen oder etwas hinauß ze leihen. Sonst aber in ander weg wer ein rath genaigt, inen, den stenden, allen unterthenigen, dinstlichen willen zu erzeigen, daneben auch urputtig, wo dises gelts halben ein gemeine anlag bewilligt, sich im selben ires theils auch der gepür und unverweißlich ze halten. Per H. Iheronimum Paumgartnern, H. Iheronimum Holzuhern und H. Sebalden Haller, 29. und 31. Martij 1543.

[183v] Nachdem die röm. kgl. Mt. auf hieoben fol. 165 verzeichnet handlung die religion- und protestationverwandten stend wider zu sich beruffen und nochmals an sie begert, sich mit den andern reichsstenden der türckenhilf halben auch einzelassen und an vorgeschehener gnugsamer fürsehung des fridens, das auch die camergerichtsvisitation und reformation den vorigen abschieden und der ksl. declaration gemeß fürgenomen, in den jetzigen reichsabschidt auch also verleibt werden sollt, genügig ze sein und sich nit irren ze lassen. Das die andern reichsstend auf irer Mt. und der ksl. comissarien anhalten nit bewilligen wöllen, das der ksl. declaration halben etwas in abschidt gepracht, sonder es derhalben allein dahin gestellt, das sie solche declaration weder reprobirn noch approbirn wöllten etc. Dan ir kgl. Mt. hett auf andere weg zu aufhebung solchs zwispalts und damit einhelliglich zum hauptpuncten on ferner verhinderung geschritten werden möcht gedacht, nemlich, das ir Mt. inen, den protestirenden stenden, gnugsame assecuration solcher ksl. declaration halben ze geben urpüttig, wie auch ir Mt. algereid den H. von Naves als ksl. comissarien vermöcht hett, mit inen, den protestierenden, zu ratschlagen, wie solche assecuration gnugsam und zum pesten gestellt werden könth, mit gnedigster bitt und beger, sie, di protestirenden, wölten darauf das notwendig gut werck der turckenhilf lenger nit aufhalten, sonder sich mit einlassen etc. [Nr. 173].

Haben die confessionverwandten stend auf erhalten bedacht sich unterredt und sovil gfunden, das inen solchs keinswegs ze thun, in betrachtung, dweil di andern reichsstend auf der ksl. Mt. declaration und irer kgl. Mt. vorige urkhund nichts bisher geben wöllen, das dan die jetz angepoten urkhund noch weniger bey inen gelten wirde. Darumb fürs pest angsehen, das der kgl. Mt. solcher fürschlag mit pestem glimpf abgeschlagen und auf dem, das es den protestirenden nit thunlich, beharrt werden solt, in sonderlicher betrachtung, das die protestierenden ausserhalb solcher ksl. declaration sonst der religionsachen halben nichs mehr für sich hetten, also das sie solche declaration keinswegs begeben könten etc., wie dan solch der protestierenden stend antwort auch schriftlich verfasst [Nr. 174]. Und darauf an eins raths geordneten begert worden anzuzeigen, ob ein rath inen solcher antwurt halben auch anhengig sein wölt oder nit. Darauf hat ein rath die sach bewogen und irn verordneten [184r] bevolhen, dem säxischen canzler [= Ossa] wider anzuzeigen, das ein rath keinswegs gedacht, der augspurgischen confession und gevolgter ksl. declaration abzesteen noch die zu begeben, sondern inen in diser derhalben gestellten antwurt (sovehr diselbig bey dem verlesen begriff ungeendert gelassen wird) anzehangen, wölchs also gschehen. Per H. Hieronimum Paumgartner, Iheronimum Holzuher und H. Sebalden Haller, 8. Aprilen.

Als nun über solichs durch die kgl. Mt. bey den andern stenden weiter angehalten, aber nichs erlangt, sonder die bemelt ksl. declaration von denselben beharrlich widersprochen worden, hat der protestierend außschuß den stenden irs theils fürgehalten7: [1.] Das sie bedacht, dweil neben dem auch noch weder frid noch recht gemacht, das dan von disen stenden in kein türckenhilf, weder heimlich noch offenlich, zu laisten bewilligt. 2. Das auch fur ein notturft angesehen, in der protestationverwandten namen wider den abschidt, als der inen so gar bschwerlich, zu protestiren, mit inverleibten ursachen, warumb derselbig nit annemlich. 3. Wo auch hernach einicher protestirender standt darüber angefochten werden solt, das dan sie alle zusamensetzen, einander mit hilf und beistandt nit verlassen solten.

Hierauf haben sich die rathsverordneten herrn bey eim erbarn rath, weß sie sich hierinn vernemen lassen solten, bscheidts erholt solcher gstalt: Erstlich, das sich ein rath von der ksl. declaration nit sondern, sonder derselben anhangen, auch der vorhabenden protestation wider den reichsabschidt anhengig sein. Sovil aber die turckenhilf belangte, wolt ein rath dieselbig jetzund in craft des abschidts nit willigen noch laisten. Im fall aber, da künftig etwo not fürfallen wird, im selben gedecht ein rath frey und unverpunden ze sein. Des dritten puncten halben aber, einander hilf und beistandt ze thun etc., ist den verordneten bevolhen, denselben stilschweigend zu umbgeen. Im fal aber, das inen deshalben auch antwurt ze geben angehalten wirde, alsdan anzuzeigen, das sie es dahin verstanden, das solcher punct allein zwischen inen, den verstentnunsverwandten8, gemeint, darumb sieh auch beim rath kein fertigung oder bevelch darauf empfangen hetten, und soltens also dabey pleiben lassen. Wölchem also nachkomen durch di obgemelten verordneten herren, 16. und 17. Aprilis 1543.

[184v] Nachdem der hochwirdig furst, H. Cristof Bf. zu Augspurg, so der ksl. Mt. comissari auf disem reichstag alhie geweßt, auf Sontag, den 15. Aprilis, morgens früw mit tod abgangen und aber die röm. kgl. Mt. eim rath anzeigen lassen, das ir Mt. die leych mit irer Mt. hofgsind und cantorey besingen und hinauß glaiten lassen wöllt, mit beger, ein rath wolt neben andern stenden dabey auch erscheinen und die hieigen priester und schuler mitgeen lassen, doch das diselben nit singen, sonder solch singen durch irer Mt. priesterschaft und cantorey allein auf die alt weiß gschehn sollt etc. und aber beim rath zweifel fürgefallen, ob ir Mt. solch bsingen zu St. Egidien (als da der verstorben bischof zu herperg gelegen) oder aber aufm schloß furzenemen willens, ist fur gut angsehen, sich dessen zu erkundigen und sonderlich das begern der hieigen [185r] priester und schuler halben irer Mt. mit pestem glimpf zu beruemen. Als nun ir Mt. darauf zu versteen geben, das irer Mt. cantorey allein im hinauß glaiten singen, sonst aber weder vigili noch seelmeß zu St. Egidi gehalten werden sollt, das auch ir Mt. zu gnedigem danck anneme, das ein rath mit irn priestern und schulern irer Mt. cantorey entweichen wollt, hats ein rath also dabey pleiben, auch in di pfarrhöf und schulen, das niemant mitgeen solt, ansagen und daneben verlassen, das der rath (ausserhalb der handtwercker) auf morgen mitwochs zu St. Egiden zusamenkomen und mit der leich hinaußgeen solt. So ist auch des bischofs marschalck, die kirchen im predigercloster zu außteilung des almusens einzugeben, bewilligt. 18. Aprilis 1543.

[185v] Auf des Kf. zu Saxen räth anpringen und beschwerung, das ein rath dem erbmarschalck zu Bappenheim an verglaitung der judden zu disem reichstag bisher verhinderung gethan, mit beger, davon abzesteen und ime an seiner amptsgerechtigkeit kein eintrag ze thun etc., hat ein erber rath inen gelegenheit der sachen und was bisher mit dem marschalck derhalben gehandlet worden erzelen und anzeigen lassen, das sie sichs so hoch nit zu bschwern, dweil alle verreterey und bösen stuck durch sie, di judden, angericht wirden. So wern auch die zwen juden jungst auf des marschalcks begern angenomen. Zu erkundigen, ob sie verglaitet wern oder nit, also das ein rath nichts ungepürlichs gehandlet, darumb ließ mans dabey beruhen. Als aber sie, die räth, über das weiter angehalten und im end die handlung auf dem bestandten, das ein rath die jüngst angepotten verehrung neben dem reverß etwas erhöhern und den marschalck damit zufriden stellen sollten, hats ein rath inen, den räthen, dweils der marschalck zuvor nit annemen wöllen, gar gewaigert und die handlung aller ding also ersitzen lassen. Per H. Iheronimussen Paumgartnern und H. Sebalden Haller, 21. Martij und 21. Aprilen 1543.

Nota: Als er, der marschalck, volgends weiter gesonnen, das ein rath die juden, so jüngst fengklich ingelegen und verpflichtet worden, derselben irer pflicht auch wider ledig zelen wölt, ists ime gewaigert, mit anzeig, das ein rath nichs unpillichs gegen inen gehandlet, dessen ein rath nit befügt. Darumb ließ es ein rath beim selben pleiben. Per H. Iheronimum Paumgartnern, 27. Aprilis 1543.

[186v] Nachdem die reichsstend jetz zu disem reichstag abermals der erbern stet gsandten von den beratschlagungen ausgesöndert und kein standt sein lassen wöllen, über das sie, die stetgsandten, sich dessen statlich beschwert [Nr. 102–103], haben sie sich verglichen, den reichsabschidt, als der on ir beisein geratschlagt und gemacht, nit anzenemen, sonder dawider zu protestiren, wie dan alsbald ein protestation [Nr. 408] begriffen, wölche nach verleßnem abschidt [Nr. 404] dem mainzischen canzler insinuirt. Hat ein erber rath inen solche protestation gefallen lassen; die ist nun sampt allem dem, was auf disem reichstag in stet- und reichssachen gehandlet worden, in einer sondern schachtl unter dem titl dises reichstags im gewölb ze finden.

Daneben hat ein rath der protestirenden stend wider den abschidt gethane protestation [Nr. 409] auch approbirt und sich deren anhengig gemacht, allein ausserhalb des artikels di türckenhilf belangen.

Als aber die kgl. Mt. die beeden herrn losunger beschickt und begert, ein erber rath wollt sich der türckenhilf halben untertheniglich und unbeschwerlich erzeigen und vernemen lassen, damit dieselbig zu laisten nit gewaigert wirde, hats ein rath in bedencken genomen und volgends irer Mt. wider anzeigen lassen: Dweil ein rath den reichsabschidt darin verleibter und anderer begegenter beschwerden halben nit anzenemen gewißt, sonder dawider zu protestirn verursacht, so wer eim rath wol bschwerlich, so bald darauß ze geen. Damit aber dannocht ir Mt. eins raths unterthenigen willen gegen ir Mt. und christliche, gute naigung zu fürderung der hilf wider den Türcken spüren möcht, sovehr dan ir Mt. ein rath gnugsam versichern, das fiscal gegen eim rath vermög dises abschidts nit solt procedirn, so wolt ein rath (doch nit in kraft des gewaigerten abschids, sonder der ksl. und irer kgl. Mtt. zu unterthenigen ehren und gfallen, auch in erwegung der vorsteenden nodt und gfahr des Türcken halben) erstlich die zwo fristen für voll und dan die dritt und letzt frißt (auf abzug des geschützs und anders, so irer Mt. hievor gelihen worden) auch erlegen und sich versehen, ir Mt. wird daran gnedigst gesettigt, auch eins raths und gemeiner stat gnedigster konig und herr sein und pleiben etc. Per H. Iheronimum Paumgartnern und H. Iheronimum Holzuhern, 21., 22. und 23. Aprilen 1543.

[187r] Als der kgl. Mt. profoß sich jetz zu end des reichstags unterstanden, etliche kremer, so ire puden unter der vhösten [= Festung]  steen gehabt, einer angemaßten wochenlichen bstandtgelts gerechtigkait halben zu pfendten, hat ein rath ine bschicken und zu pflichten nemen lassen, sich dessen zu enthalten und, was er also eingenomen, widerzegeben und einichen kremer ferner nit zu bschwern. Per den jungern herrn burgermeistern, eodem die ut supra [1543 April 24].

[189r] Bgm. H. Bernhart Baumgartner und Georg Volckamer, Mitwoch 25. Aprilis 1543:

Dweil die kgl. Mt. und sonst vast jederman vom reichstag wegk und verritten, ist beim rath verlassen, die rottmaister bey nacht und die schützen unter den thoren wider abzeschaffen, doch aber die gemeinen schützen dannocht bey nacht geen ze lassen. Per kriegsherren, 26. Aprilis.

Des erbmarschalcks zu Bappenheim dienern ist auf ir ansuchen von wegen des reichstags ansagen in di räth verehrung bewilligt, nemlich dem castner 4 und dem andern knecht 2 thaler ze geben. Per H. Iheronimum Baumgartnern, eodem die.

Als durch di verstendtnusverwandten gsandten bey H. Iheronimussen Baumgartnern anregung gschehen, ob ein rath in dem, das niemant aus inen einich hilf thun, derhalben auch treulich zueinandersetzen, helfen und beistandt thun, deßgleichen das fürderlich ein tag angesetzt, darauf ein potschaft zu der ksl. Mt. geordnet werden solte etc., inen auch anhengig sein wölten, wölchs er, der H. Baumgartner, beim rath angepracht, ist verlassen, wo sie weiter umb antwort anhalten wirden, inen anzuzeigen, das ein rath in craft des reichsabschids kein hilf laisten, doch aber, wo di nodt fürfallen wirde, darinn ein offne handt haben und behalten wolten. Des zusamensetzens halben aber möchte dasselbig inen, den verstendtnusverwandten, vonnöten sein. Ein rathe bsorgte sich aber vor niemand dan vorm fiscal, dem sie am camergericht gerecht werden müßten; darin wird aber ein rath von irn doctorn wol getröstet. Darumb so ließ es ein rath auch dabey pleiben. Was aber den tag belangte, wißte ein rath noch nit, was sich mitlerweil sonst anderer täg halben zutragen wirde. Ein rath wolt sich aber nach gelegenheit der gepür halten. Per H. Iheronimum Baumgartnern, 26. Aprilis 1543.

[191v] Als der ksl. Mt. orator, der von Granvela, von eim rath sein abschidt genomen, sich alles gnedigen, guten willens und furderung gegen eim rath, gemeiner stat und burgerschaft angepotten und daneben begert, ime etlich reuter zuzeordnen auf den weg naher Augspurg zu etc., hat ein rath solch gnedig erpieten zu dienstlichem danck angenomen, daneben auch bevolhen, ime mit reutern, sovil er dern begern werd, zu willfarn, doch nit in meynung, ine zu verglaiten, sonder allein den weg zu weisen; inen auch einzupindten, gar nichtzit von ime ze nemen, sich auch allenthalben bschaidenlich und wol ze halten. So wöllt ein rath sie alsdan mit gepürlichen ordinantzen zufriden stellen. Per di kriegsherren, 28. Aprilis 1543.

[195r] Als auf dem jetzvergangnen reichstag zwischen den neunjerigen bundsverwandten stenden9 auch ein versamlung gehalten und unter anderm auch von erstreckung solchs bunds anregung gschehen, deshalben dan wider ein ander bundstag auf kunftig Trinitatis [1543 Mai 20] gen Ingoldstat angsetzt worden, hat ein rath irm bundsrath, H. Jheronimussen Holzuher, daselbsthin fertigung und bevelch gegeben, im fall das von eim neuen bundt geredt werden wolt, sovehr dan derselbig dem alten ailfjerigen gemeß, darin die ksl. und kgl. Mtt. begriffen, auch mit dreien pencken bsetzt und in allweg die religion frey darein zu begeben, auch bey andern mer stetten hineinzekomen ze furdern. Solt aber allein von erstreckung des jetzigen bunds gehandlet werden, das er dan in dieselbig auf ein jar lang auch möchte willigen, doch das alle jetzige stend darinn plibben; sonst aber und on das nit darein zu gehellen. 7. und 17. Maij 1543.

Anmerkungen

1
Das Datum der Verlesung der Proposition vor den Reichsständen war der 31. Jan. 1543. Am 30. Jan. wurde die Proposition beratschlagt und schriftlich festgehalten.
2
Schmalkaldische Bundesverwandte.
3
Datum des Ratsbeschlusses; auch im Folgenden beziehen sich die angegebenen Daten immer auf die Ratsbeschlüsse.
4
Zum Konflikt um das Judengeleit zwischen Reichserbmarschall Wolfgang von Pappenheim und der Stadt Nürnberg siehe Nr. 35ab.
5
Zu den Verhandlungen Georgs von Pappenheim mit dem Rat von Nürnberg auf dem RT 1542 über das Geleitrecht für die Juden siehe die protokollartigen Notizen aus den Nürnberger Ratsbüchern in RTA JR Bd. XIII, Nr. 13, S. 146f. sowie den Revers von Bgm. und Rat von Nürnberg für Georg von Pappenheim, 1542 Aug. 2, in RTA JR Bd. XIII, Nr. 15, S. 153f.
6
Werd und Gostenhof sind Nürnberger Vorstädte.
7
Es scheint sich um die Zusammenfassung eines mündlichen Vortrags des CA-Ausschusses vor den evangelischen Reichsständen zu handeln.
8
D.h. zwischen den Mitgliedern des Schmalkaldischen Bundes, zu denen Nürnberg nicht zählte.
9
Neunjähriger ksl. Bund (1535–1544), dem neben Kaiser und König weltliche und geistliche Fürsten sowie die Reichsstädte Nürnberg, Windsheim und Weißenburg in Bayern angehörten.