Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer
Der Abschied des Nürnberger Reichstags (Nr. 404) wurde von allen protestantischen Reichsständen sowie von den alt- und neugläubigen Reichsstädten in toto abgelehnt. Die sächsischen Gesandten merkten in einem Kurzresümee die Gründe für die Ablehnung des Reichsabschieds an (Nr. 405). Da den Forderungen der Protestanten zu Friede und Recht als Bedingung für die Bewilligung der Türkenhilfe von Seiten des Königs und der Altgläubigen hinhaltender Widerstand entgegengesetzt wurde und die Wünsche der Städte nach Teilnahme an den Beratungen und nach Ringerung der Anschläge keinerlei Berücksichtigung fanden, drückten die Reichsstände ihre Unzufriedenheit mit den Reichstagsbeschlüssen in Form mehrerer Protestationen aus, wie der Gesandte des Ebf. von Salzburg festhielt (Nr. 406). Für die Gesamtheit der Reichsstädte entwarf Dr. Claudius Pius Peutinger von Augsburg eine erste Fassung einer Protestation gegen den Reichsabschied (Nr. 407), die durch den Frankfurter Gesandten Dr. Hieronymus zum Lamb später modifiziert und in eine endgültige Form gebracht wurde (Nr. 408). Neben den Reichsstädten protestierten die Augsburger Konfessionsverwandten, unter ihnen viele Mitglieder des Schmalkaldischen Bundes, als zweite Gruppe geschlossen gegen den Reichsabschied (Nr. 409). Drei weitere Protestationen richteten sich gegen einzelne Bestimmungen des Reichsabschieds: Die Gesandten des Oberrheinischen Kreises lehnten die Rückkehr zu den alten Anschlägen und das Abgehen vom Gemeinen Pfennig ab (Nr. 410), Pfgf. Ottheinrich protestierte gegen die zu hohe Veranlagung bei der Türkenhilfe (Nr. 411) und von altgläubiger Seite wandte sich der Bf. von Würzburg gegen seine geplante Einsetzung als Visitator bei der Visitation des Reichskammergerichts (Nr. 412).
Mehrere reichsständische Versammlungen tagten parallel zum Reichstag in Nürnberg und fassten ihre Beratungsergebnisse in sechs Abschieden zusammen. Einzelne Reichskreise legten gemäß dem Nürnberger Reichstagsbeschluss von 1542 ihre Abrechnungen vom Türkenzug 1542 vor. Die fränkischen Kreisstände taten dies bereits am 26. Febr. 1543 (Nr. 413), während die oberrheinischen (Nr. 415) und die schwäbischen Kreisstände (Nr. 416) ihre Versammlungen zeitgleich mit dem Reichstag beendeten. Von altgläubiger Seite hielten die Gesandten des Nürnberger Katholischen Bundes ihre Beratungen parallel zum Reichstag ab und einigten sich am 21. März 1543 auf einen Abschied (Nr. 414). Der Abschied der Reichsstädte datiert vom 24. April (Nr. 417) und jener der Schmalkaldischen Bundesstände vom 28. April (Nr. 418).