Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer
In § 36 des Nürnberger Reichsabschieds vom 26. Aug. 1542 war der 14. Nov. 1542 als Termin für den Beginn des nächsten Reichstags festgelegt worden, der abermals in Nürnberg stattfinden sollte. Kg. Ferdinand befand sich in einer schwierigen Situation, da er auf Grund beträchtlicher Verzögerungen beim Posttransport – bedingt durch Schlechtwetter und den wieder aufflammenden Krieg zwischen Habsburg und Frankreich – keine Nachrichten und Instruktionen für den Reichstag von seinem Bruder aus Spanien erhielt. So drängte er Karl V. am 27. Sept. 1542, wegen der Wichtigkeit der anstehenden Probleme den Reichstag persönlich zu besuchen oder möglichst bald ksl. Kommissare zu ernennen und deren Vollmachten und Instruktionen zu übersenden (Nr. 1). Erst am 31. Okt. 1542 ließ Karl V. seinen Bruder endgültig wissen, dass er wegen der französischen Bedrohung an den Grenzen seines Reiches nicht zum Reichstag kommen und stattdessen Granvelle entsenden werde, um den Reichsständen die ksl. Intentionen darzulegen. Die Instruktionen für die ksl. Kommissare überließ er dem Ermessen seines Bruders (Nr. 5).
Kg. Ferdinand sah sich wegen der Verhandlungen über das Winterlager der Truppen in Ungarn und wegen der Beratungen über die Türkenhilfe mit seinen Erblanden genötigt, den Reichstagsbeginn vom 14. Nov. auf den 14. Dez. 1542 zu prorogieren. Er ersuchte die Kreisfürsten und andere Fürsten, persönlich und pünktlich in Nürnberg zu erscheinen (Nr. 2–3). Ebenso teilte er dem präsumptiven ksl. Kommissar Pfgf. Friedrich die Prorogation des Reichstags mit (Nr. 4). Am 18. Nov. 1542 beklagte sich Ferdinand bei seinem Bruder über fehlende Instruktionen für den Reichstag (Nr. 8). Erst Ende Dez. 1542 kamen die von Granvelle aus Genua übersandten lange erwarteten Vollmachten für die ksl. Kommissare in Nürnberg an und der König gab seiner Freude über das baldige Kommen des ksl. Generalorators Ausdruck, mit dem er den Reichstag vorbereiten wollte (Nr. 17). An Pfgf. Friedrich übersandte er umgehend die ksl. Bestellung zum Reichstagskommissar (Nr. 16).
Um den Kf. von Sachsen und den Lgf. von Hessen nachdrücklich zum persönlichen Besuch des Reichstags aufzufordern und sie von einer Unterstützung des Hg. von Jülich abzuhalten, entsandte Kg. Ferdinand seinen Rat Dr. Andreas von Könneritz am 8. Nov. 1542 zu den beiden Fürsten (Nr. 6). Kf. Johann Friedrich hatte dem König schon vor dem Eintreffen Könneritz' seine Bedenken wegen des Reichstagsbesuchs dargelegt (Nr. 11), die er in der Antwort an Könneritz wiederholte (Nr. 10). Auch das Drängen des kgl. Rates Hans Hofmann auf ein persönliches Erscheinen des Kurfürsten blieb ohne Erfolg (Nr. 11). Am 21. Dez. 1542 beauftragte der König Dr. Andreas von Könneritz abermals mit einer Werbung bei Kursachsen (Nr. 15), die Johann Friedrich wieder negativ beantwortete (Nr. 19). Die Schmalkaldener waren bestrebt, wegen des sich verschärfenden bewaffneten Konflikts zwischen Jülich und Burgund von Kg. Ferdinand Geleitbriefe für sich und ihre Anhänger für die Reise zum Reichstag zu erhalten (Nr. 12). Auch Hg. Wilhelm ersuchte um sicheres Geleit für seine Räte (Nr. 13) und lehnte mit Hinweis auf die burgundischen Angriffe sein Kommen nach Nürnberg ab. Kg. Ferdinand replizierte auf das Geleitansuchen Kursachsens und Hessens (Nr. 20) und stellte Geleitbriefe für die Räte der Schmalkaldischenen Bundesstände (Nr. 21) und für die jülichschen Gesandten aus (Nr. 22).
Nach Erhalt des kgl. Prorogationsschreibens begründeten und entschuldigten Bf. Konrad von Würzburg (Nr. 14) und Hg. Moritz von Sachsen (Nr. 18) ihr Fernbleiben vom Reichstag. Angesichts der zahlreichen Absagen der Reichsfürsten wandte sich Kg. Ferdinand drei Tage nach seiner Ankunft in Nürnberg nochmals in einem allgemein gehaltenen Schreiben an mehrere Fürsten, um sie zum persönlichen Besuch des Reichstags zu bewegen (Nr. 23). Nochmalige spezielle Ersuchen um persönlichen Reichstagsbesuch ergingen an Lgf. Philipp von Hessen (Nr. 24), der kurz darauf seine Absage bekräftigte (Nr. 27), an Bf. Konrad von Würzburg (Nr. 25) und an Hg. Moritz von Sachsen (Nr. 28). Die Kreiseinnehmer beschrieb der König für den 12. Febr. 1543 nach Nürnberg wegen Rechnungslegung für einen Vergleich der Kreise über die Türkenhilfe von 1542 (Nr. 26).
Nr. 1 Kg. Ferdinand an Karl V. – Wien, 1542 Sept. 27
Nr. 2 Kg. Ferdinand an die Kreisfürsten wegen Prorogation des Reichstags – Wien, 1542 Okt. 20
Nr. 5 Ks. Karl V. an Kg. Ferdinand – Barcelona, 1542 Okt. 31
Nr. 9 Kg. Ferdinand an Karl V. – Pressburg, 1542 Nov. 18
Nr. 17 Kg. Ferdinand an Karl V. – Wien, 1542 Dez. 29
Nr. 22 Geleit Kg. Ferdinands für die Gesandten Hg. Wilhelms von Jülich – Nürnberg, 1543 Jan. 19